Kapitel 3
Marys Sicht
Ich wache gerade auf weil, mir die Sonne wie jeden morgen durch mein Fenster ins Gesicht scheint. Ich strecke mich und schwinge die Beine aus dem Bett. Ich steure auf meinen Kleiderschrank zu um mir eine neue Hotpants und eine Bluse heraus zu suchen. Naja, Unterwäsche darf natürlich auch nicht fehlen.
Ich gehe damit in mein kleines Bad. Nach dem Duschen stehe ich vor dem Spiegel und betrachte mich. Ich habe Kurven an den richtigen Stellen, also einen knackigen Hintern und etwas kleinere Brüste. Meine Haut ist gebräunt und makellos, keine Pickel, keine Narben, nichts. < Nicht auf meiner Haut aber auf meiner Seele sind Narben. > Die hatte er mir damals zugefügt. Er, ganz allein.
Ich zog schnell meine Sachen an und ging runter zum Frühstück, um die Gedanken an das dunkelste Kapitel meines Lebens wegzuschieben.
In der Küche half ich noch Malaika, beim Frühstück anrichten. Wir frühstücken alle gemeinsam, denn mein Esszimmer ist auch irgendwie der Gemeinschaftsraum der Farm. Alles Wichtige wird beim Essen geklärt. Es waren fast alle da, nur Rafiki und Adam fehlten noch. Rafiki fütterte die Pferde schon bevor wir frühstückten, damit sie in Ruhe fressen können wenn wir nach dem Essen loswollen, also würde er gleich da sein. Aber wo Adam bleibt war mir ein Rätsel. Brandon meinte gerade << Ich hab alle aus dem Bett geschmissen. Er kommt gleich. >> Sag mal kann er jetzt Gedanken lesen?
Rafiki trat herein und gab seiner Frau einen Kuss. Sie waren schon echt ein süßes Paar. Ich beneide sie sogar heimlich. Aber ich könnte meine Vergangenheit wohl nie völlig loslassen und einem neuen Mann eine Chance geben.
Wie aufs Stichwort kam Adam rein und grinste mich schief an, während er mit diesem besonderen blitzen in seinen Augen und einem frechen Zwinkern fragte << Na du, gut geschlafen? >>
Oh nein, wie peinlich. Also hatte er mich gestern Abend ins Bett getragen. Ich wurde augenblicklich rot und lächelte verlegen zurück. Mir blieb die Luft weg. Adam hatte mich durch die Gegend getragen als würde ich nichts wiegen und hatte mich in meinem Bett zu gedeckt. Oh Mann, und ich Idiot hab mich auch noch an ihn gekuschelt.
< Herzlichen Glückwunsch, der Preis für überragende Dämlichkeit geht heute schon beim Frühstück an mich. >
Ich antwortete nur ganz verlegen, durch sein Lächeln << Ja. >> Wir begannen dann einfach zu essen. Ich blickte mich in der Runde um, es war schon ganz schön voll an meinem Tisch mittlerweile 15 Soldaten, meine 10 Mitarbeiter und ich eben. Ich räusperte mich um meinen Leuten den Plan für heute vorzustellen. << Also meine Lieben, wir müssen heute in den Norden und die große Herde da versorgen. Nachsehen, ob es neugeborene Kälber gibt und die Rinder abtrennen die in der nächsten Woche verkauft werden. Ihr wisst Bescheid, dass dort oben oft Rebellen kämpfen. Darum treiben wir erst alle Rinder vom Zaun weg in eine kleine Ecke, so sehen wir besser wenn jemand kommt und können in Ruhe arbeiten. Rafiki kannst du bitte Wotan satteln, ich muss noch kurz etwas Buchhaltung erledigen nach dem Frühstück. >> << Ja, Na klar. >> sagte er mit seiner immer ruhigen Stimme. Ich glaube er konnte sich einfach nicht aufregen, denn in all den Jahren hab ich noch nie erlebt das Rafiki laut geworden ist.
Brandon mischte sich ein << Wollt ihr wirklich ganz alleine in Richtung der Rebellen reiten? Ich könnte euch jemanden mitschicken, der euch schützt während ihr arbeitet. >> Ich erwiderte << Das ist nicht nötig. >> Rafiki sah mich scharf an und meinte << Du weißt, was vor ein paar Monaten geschehen ist. Ich denke das ist eine sehr gute Idee, ich habe nämlich keine Lust im Kugelhagel der Rebellen zu arbeiten. >> Er hatte leider Recht. Also willigte ich doch ein. Brandon entschied, dass Adam mit uns kommt und ich hätte meine Entscheidung am liebsten sofort zurück gezogen.
Sein Blick lag eben die ganze Zeit auf mir, während ich sprach. Ich wusste es ohne, dass ich ihn ansehen musste denn sein Blick brannte wie Feuer auf meiner Haut. Jetzt kreuzten sich unsere Blicke, grün trifft auf grau. Ich musterte die goldenen Sprenkel in seinen wundervollen grünen Augen. Das Gold verlieh seinem Blick etwas Ruhiges und Starkes, so als würde alles an ihm abprallen. Ich war völlig in seinem Blick versunken, alles um mich herum war plötzlich so klein und unwichtig. Nur sein Blick zählte der mir unter die Haut ging.
Ich bekam gar nicht mit, dass Brandon seinen Soldaten ebenfalls den Ablauf für heute erklärte, als ich mich endlich von Adams Anblick losriss war Malaika schon dabei den Tisch ab zu räumen. Alle wollten los an ihre Arbeit. Adam grinste mich mal wieder schief an. In dem Moment war ich froh das ich noch auf meinem Stuhl saß, sonst wäre es jetzt echt peinlich geworden. Denn meine Knie wurden weich und meine Beine zitterten.
Kurz hatte ich den Eindruck, dass Adam direkt in mich hinein sehen konnte, so als könnte er meine tiefsten Gefühle in meine Augen ablesen. Ich konnte aber in seinen Augen kein einziges Gefühl lesen, es war als sei dort eine Mauer die niemanden zu dem wahren Adam durch ließ.
Ich wendete mich erneut von ihm ab und stand schnell auf. Ich musste hier raus. Die Luft war plötzlich so schwer, dass ich nicht mehr atmen konnte. Ich ging mit schnellen Schritten in mein Arbeitszimmer um die Buchhaltung zu erledigen. Es lag im Erdgeschoss am Ende des Ganges gegenüber dem Wohnzimmer. Ich riss das große Fenster auf um frische Luft herein zu lassen. Ein tiefer Atemzug von der kühlen Morgenluft und ich hatte mich wieder etwas beruhigt.
< Was war das denn bitte? Wie kann es sein das ein einziger Blick mich so aus der Fassung bringt? Wo war bitte mein Selbstbewusstsein hin? Warum wirkte Adam so völlig ohne eigene Emotionen? >
Ich machte mich schnell über meine Unterlagen her, nur ein paar Lieferscheine abheften und die Rechnung für die Futterlieferung bezahlen, dann war ich schon auf dem Weg in den Stall. Als ich nun Wotans Fell streichelte und mich in seinen Sattel schwang freute ich mich auf meinen Arbeitstag. Beim raus reiten nahm ich noch an der Stalltür mein Lasso vom Haken und legte es vor mich auf den Sattel. Rafiki und die anderen saßen schon auf ihren Pferden und warteten. Ich blickte in Richtung der Hubschrauber die ja heute Nacht noch angekommen waren, Adam fuhr gerade mit einem Jeep aus dem Bauch eines Hubschraubers. Er fuhr zu uns und wir setzten uns gemeinsam in Bewegung.
Rafiki und ich ritten wie immer neben einander um uns über die Herde auszutauschen. Adam fuhr langsam auf meiner anderen Seite. Er hatte jetzt einen Gurt mit Patronen über den Oberkörper gehängt und seine Waffe ruhte auf seinen Oberschenkeln während er fuhr. Ich hatte etwas Zeit ihn ausführlicher zu mustern. Sein Hemd spannte über der Brust und seine Haare standen heute wild ab. Er schien wohl unruhig geschlafen zu haben, denn auch unter seinen Augen waren kleine Schatten. < Hmm, was ihm wohl den Schlaf geraubt hatte? > Ich grübelte noch eine Zeit lang, was einen so starken Mann wie ihn aus der Ruhe brachte und ihm den Schlaf raubte. Aber was mache ich mir eigentlich über sowas Gedanken? Ich kannte ihn erst seit ein paar Tagen.
Auch Adam schien mich zu beobachten, denn während ich mit Rafiki sprach, brannte sein Blick erneut auf meiner Haut. Ich bekam sogar eine leichte Gänsehaut, obwohl wir über dreisig Grad hatten und ein seichter Wind wehte.
An der Weide angekommen, bekam ich einen kleinen Schreck. Es war immer weniger Gras da. Es musste so dringend regnen, damit endlich wieder genug wächst für die Rinder. Ich merkte mir, dass ich heute Abend nochmal mit dem Futter LKW her fahren muss.
Wir trieben die Rinder alle schnell auf der Wiese zusammen, was auch reibungslos funktionierte. Wir waren wirklich ein eingespieltes Team. Die schwere Arbeit kommt aber jetzt erst. Kälber suchen und aus der Herde trennen damit wir ihnen ihre Ohrnummer geben können. So weiß jeder, dass die Rinder zu mir gehören. Jedes einzelne hat seinen Pass sozusagen am Ohr. Wenn ich die Nummer in meinen PC eingebe, dann habe ich alle Daten über jedes einzelne Tier. Das ist bei so vielen Tieren eine große Hilfe.
Dass Adam mit dem Jeep auf der Weide stand und mich die ganze Zeit beobachtete hat nicht wirklich zu meiner Konzentration beigetragen. Ich habe ein paar Mal daneben geworfen mit dem Lasso und ich wurde einmal fast vom Pferd gezogen von einem Rind das ich am Lasso hatte. Aber wir waren trotzdem schnell fertig. Auch die Rinder, die verkauft werden, hatten wir schnell getrennt. Sie waren jetzt in einem extra Gatter. Heute Abend wenn ich das Futter bringe, nehme ich die Rinder mit zurück zur Farm, wo sie dann morgen früh von einem anderen LKW abgeholt werden.
Wir wollten uns gerade auf den Rückweg machen, als einige bewaffnete Rebellen näher kamen. Es waren zwei Gruppen die sich gegenseitig bekämpften. Sie kamen aber immer näher zu uns. Adam schoss einmal in die Luft um ihnen zu zeigen dass sie sich zurück ziehen sollen, das zeigte aber keine Wirkung, ganz im Gegenteil. Ich bekam eine riesige Angst, denn ich hatte bis jetzt kaum Kämpfe zu Gesicht bekommen. Sie wandten sich uns zu und einer schoss in unsere Richtung. Adam schoss ihm sofort ins Bein. Er sackte zusammen und rief etwas was übersetzt so viel heißt wie << Macht den Hund fertig. >>
Adam sah mich an und ich teilte ihm schnell die Übersetzung mit. Er riss die Augen auf und sah nach vorne wo der Rest der Truppe auf uns zu kam. Ich beschloss jetzt einfach, dass der richtige Zeitpunkt zur Flucht gekommen ist. Ich drehte Wotan so schnell ich konnte und bedeutete den anderen das auch zu tun. Adam sah mich mit einem Blick, der pure Wut aussprach an. < Was hatte ich ihm denn jetzt getan? > Er wendete den Wagen aber ebenfalls so schnell er konnte. Wir ließen die Pferde angaloppieren und Adam beschleunigte den Jeep zurück in Richtung Farm. Während er fuhr schoss er noch ein paar Mal hinter uns. Aber wir hatten die Rebellen schnell abgehängt, da sie nur zu Fuß unterwegs waren.
Zurück an der Farm versorgten wir erst einmal die Pferde. Wotan wurde leider von einem Schuss gestriffen, er hatte eine Wunde über dem Schweif. Rafiki und ich desinfizierten die Wunde, während dessen redete Rafiki auf mich ein. << Mary, du musst endlich einsehen, dass das friedliche Leben hier nun mal leider vorbei ist. Du musst die Hilfe der Soldaten auch endlich annehmen. Ich weiß ganz genau, dass das gegen dein Ego als unabhängige starke Frau geht, aber die Farm braucht Schutz und du selbst auch. Die Rebellen sehen dich als Eindringling, weil du eine Weiße bist. Nicht jeder hier ist wie wir und nicht jeder kennt deine liebevolle Art und weiß, dass diese Farm und du zusammen gehören wie Pech und Schwefel. Aber mein Gott nochmal, bitte überwinde dein Ego und besprich mit Brandon den Schutz der Farm. Wotan wurde heute verletzt, dein aller liebster Schatz. >> Damit traf er meinen wunden Punkt und das wusste er sehr genau. Ich habe sofort beschlossen seinem Rat zu folgen. Mit Wotan kriegt man mich zu allem überredet. Ich liebe dieses Pferd mehr als mein eigenes Leben, denn das hatte es mir schon einmal gerettet.
Ich ging zu Brandon und Adam und bat sie, mich noch einmal zur Weide zu begleiten. Als wir dann alle drei im Futter-LKW saßen, sagte Brandon, dass Adam ihm eben berichtet hatte was vorgefallen war. Er hatte schon veranlasst, mehr Soldaten her zu bekommen für den Schutz der Farmgrenzen und damit ja auch des Lagers, auch der Zaun würde verstärkt. Puh, immerhin musste ich nicht darum bitten. Denn das wäre meinem Ego dann doch sehr schwer gefallen.
Ich fuhr rückwärts auf die große Weide und kippte den LKW an und fuhr wieder vor, so entstand ein langer Futterhaufen an dem alle zu fressen begannen. Während ich den LKW sicher über die Weide steuerte lag Adams Blick wieder einmal auf mir. Er sah mich von der Seite so durchdringend an wie heute Morgen. Die Luft wurde wieder dicker und ich musste tief Luft holen während meine Haut unter seinem Blick in Flammen zu stehen schien.
< Was wollte er nur von mir? Kann er nicht wo anders hinsehen? >
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