chapter f i v e
Du bemerkst erst wie wichtig dir etwas war, wenn du es eigentlich schon längst verloren hast.
Die Erkenntnis traf mich hart, nicht auf einen Schlag, aber das machte das Ganze fast noch unträglicher.
Ich dachte jetzt könnte wieder alles gut werden, ich könnte wieder atmen, ohne die ganze Zeit das Gefühl zu haben, das tausende Lasten auf mir liegen würden.
Es war nicht so, nicht einmal im geringsten. Viel mehr fühlte es sich an, als würde ich mit jedem Atemzug der meine Lungen erreichte, ersticken.
Dieses drückende Gefühl in meinem Herzen fing ein paar Tage nach Gerards letztem Brief an. Es wuchs, wurde schwerer.
Ich dachte erst, ich wäre krank geworden, hatte mich dutzend mal vom Doktor durch checken lassen.
Doch mir ging es gut, alles war bestens. Äußerlich.
Denn ein gebrochenes Herz, dass konnte selbst der beste Hightechautomat nicht erkennen.
Es war schon fast lustig wie ich mir selbst das Herz gebrochen hatte, das schaffte vermutlich auch nicht jeder.
Ich war berühmt, ich hatte meinen Traum verwirklicht, hatte Millionen von Geld und doch, ich war nicht glücklich.
Lächerlich das manche wirklich meinen, dass Geld alleine glücklich macht, das tut es nicht.
Wenn du keinen hast, mit dem du das Geld teilen kannst, dann bringt dir selbst ein eigener Wasserpark, Shoppingcenter oder was auch immer nichts.
Ich war nicht alleine, Luis war bei mir, mein Team.
Außer einer. Gerard hatte ich verloren.
Es war ein Wunder dass das Training nicht unter der ganzen Sache litt, irgendwie funktionierte es.
"Mensch Lio, also mir reichts jetzt", sauer funkelten mich Luis braune Augen an, und er warf vor Verzweiflung seine Hände in die Luft.
"Ich würde es gerne verstehen, wirklich Lio. Du hast eine Scheidung hinter dir, warst nicht besonders glücklich, dann kommt Gerard um die Ecke, reißt sich den Arsch für dich auf, du servierst ihn ab. Und jetzt, wo er weg ist, bist du unglücklicher als je zuvor? Ich will es verstehen Lionel", verzweifelt funkelten mich seine Augen an, und seufzend lehnte ich mich zurück in mein Sofa. Die letzten Tage hatte ich hier viel zu oft verbracht, einfach nur sitzend und mich innerlich selbst schlagend.
"Ich habs verkackt."
Erwartungsvoll sah mich der Uruguayer an, doch das war alles was ich ihm sagen konnte, sagen wollte. Es brachte alles auf den Punkt.
"Ich werde dich jetzt um etwas bitten", eindringlich blickte mich der Schwarzhaarige an, beugte sich nach vorne und verfestigte seine Aussage.
Auffordernd nickte ich ihm zu.
"Schalt dein beschissenes Hirn aus, was dir so ziemlich alles im Leben bisher versaut hat, und hör auf zu denken, daß liegt dir nicht."
Ich dachte es wäre ein Scherz, doch Luis fester Blick ließ meine Mundwinkel sinken.
"Ich will ihn Luis. Jede einzelne Nachricht hat mich glücklich gemacht, er war es, der mich vom fallen abgehalten hat. Aber ich habe ihn ablehnt, ihn zum weinen gebracht, ihm die Hoffnung gegeben und wieder genommen. Ich verdiene ihn nicht."
"Fängt so eine Scheiße schon wieder an", stöhnend warf Luis seinen Kopf in den Nacken, und schloss kurz die Augen, vermutlich um Ruhe zu bewahren.
"Die ganze Zeit laberst du etwas von wegen, er ist kompliziert und jetzt, jetzt willst du ihn auf einmal doch?"
"Ich hab ihn verloren. Tja, man lernt eben erst was man will, wenn es schon weg ist."
Betrübt blickte ich ihn mein Weinglas, verstand meine eigenen Gedanken und Ziele nicht mehr. Das Leben war weitaus mehr komplexer als man es sich als Kind je erträumen konnte.
"Gerard ist aber nicht weg, sondern nur 10 Minuten entfernt von dir. Geh hin und beichte ihm das du ihn brauchst, und ein scheiß Idiot bist", energisch blickte Luis mich an, schien mit seiner eigenen Idee komplett einverstanden zu sein.
Doch ich schüttelte den Kopf.
"Ich will ihm nicht noch mehr Kummer bereiten. Ich hatte meine Chancen. Tausende. Und ich habe sie alle weg geworfen. Ich habe nicht das Recht sein Leben kaputt zu machen."
Ich dachte an jede einzelne Nachricht in die Gerard Zeit und Liebe investiert hatte, jede einzelne Chance die ich hätte nutzen können.
"Er hat dir tausende gegeben Lio. Er wird dir eine weitere nicht verwehren, du brauchst nur eine."
"Er wird sie mir aber nicht geben", murmelte ich Luis entgegen, warf einen Blick aus dem Fenster hinter dem es langsam dunkel wurde.
"Er wird dir keine geben, aber du kannst ihm eine anbieten. Dreh den Spieß um. Er hat dir Briefe geschrieben, schreib du ihm auch einen."
Nachdenklich drehte ich das Weinglas zwischen meinen Händen. Luis Vorschlag war mehr als egoistisch, aber das war mein Handeln zuvor auch gewesen.
"Meinst du wirklich?", unsicher blickte ich zum Urugyer auf, der mehr als nur überrascht aussah, auf so wenig Widerstand zu treffen.
"JA", schrie er schließlich, war seine Hände enthusiastisch in die Luft und machte seinen Standpunkt klar.
"Bitte Lionel, ich will endlich ein glückliches Mannschafts Pärchen"
Tatsächlich schaffte es Luis mit seinen braunen Augen irgendwie, dass ich mich in der Nacht an meinen Schreibtisch setzte und begann zu schreiben.
Nicht einfach nur irgendwelche Wörter, sondern genau das, was ich fühlte, was die Beziehunge zu mir und dem Katalanen scheitern ließ.
Das ich diesen Text ohne Probleme schaffte, war gelogen.
Ich schrieb den Text bestimmt mehr als 20 Mal neu, denn er sollte perfekt werden.
Mit 5 Tassen Kaffee startete ich schließlich in den Tag, ich hatte vielleicht 3 Stunden Schlaf gefunden, mehr war zwischen Gerards Brief und dem Vormittagstraining nicht drin gewesen.
Sobald ich mit dem Auto vorsichtiger als sonst zum Trainingsplatz fuhr, stellte ich mich schließlich etwas abseits vom Eingang hin und wartete auf den Katalanen.
Das Ganze vor kompletter Kabine zu veranstalten würde ich sicher nicht tun, dazu war ich einfach zu schüchtern.
"Hey Leo", begrüßte mich Marc mit einem Handschlag, wobei seine Augen besorgt über meine Augenringe flogen.
"Alles gut?", fragte er und auch Antoine neben ihm schaute nicht minder verwirrt.
"Alles gut, ich hab bloß schlecht geschlafen, geht ruhig rein, ich muss noch was klären".
Ich schenkte den beiden auf echtes Lächeln, womit sich der Deutsche und der Franzose in Bewegung setzten, auch wenn Antoine noch ein leises 'wohl eher gar nicht' murmelte.
Doch ich konnte den beiden keine wirkliche Aufmerksamkeit mehr schenken, denn in diesem Moment fuhr ein Fahrradfahrer auf den Parkplatz, und stellte das Rad in einem Schwung neben dem Hintereingang ab.
Sofort schlug mein Herz schneller denn es gab nur einen Menschen der zum Training vom FCbarcelona mit dem Fahrrad fuhr.
"Gerard", rief ich den Brünetten schließlich schüchtern zu mir, drehte die Fußspitze meines rechten Fußes im Kies am Boden.
Überrascht schaute mich der Spanier an, doch nach einigem Zögern schulterte er seine Trainingstasche und schloss zu mir auf.
"Ja?"
Seine Stimme war rau, sie bescherte mir eine Gänsehaut und machte mich auch etwas unsicher.
Schluckend suchte ich in meinem Kopf nach der richtigen Formulierung, während mich mein Gegenüber auffordernd musterte.
"Ich-",fing ich stotternd an, bevor ich ihm schließlich einfach den Brief übergab, "ich weiß ich habe es nicht verdient, aber es wäre schön wenn du ihn dir durch lesen könntest."
Nachdenklich blickte Gerard auf den weißen Umschlag in seinen Händen, während ich nervös von einem Fuß auf den anderen kibbelte.
"Mach ich", antwortete er mir schließlich nach ein paar Sekunden der Stille, bevor er sich mit dem Brief in Richtung Eingang aufmachte.
Erleichterung floss durch Meine Adern. Der erste Teil war geschafft.
Deutlich motivierter machte ich mich auf dem anderen zu folgen, als mich von hinten ein schwarzer Schatten ansprang.
"OMG HAST DU IHM DEN BRIEF GEGEBEN?", aufgeregt quietschte Luis mich an, während sich mein Körper in einer kurzen Schockstarre befand, "ich steh schon seit ein paar Minuten da aber ich wollte euch nicht stören."
Grinsend schüttelte ich den Kopf über meinen besten Freund.
Manchmal erinnerte er mich an diese Mädchen aus den Highschool Filmen. Die ich natürlich nur wegen meiner Frau gesehen hatte, versteht sich.
"Erstens. Ja hab ich, und zweitens, du hast einen Knall."
Unmännlich quiekte Luis auf, während er in die Hände klatschte.
"Es wird wahr, es wird wahr."
Schmunzelnd schaute ich meinen Freund an, doch tatsächlich spürte ich seit langem endlich auch mal wieder ein gutes Gefűhl was langsam durch meinen Körper strömte. Erleichterung, Hoffnung, Freude...Liebe. Ein Mix aus Allen 4.
Nachdem ich Monatelang eigentlich nur eine Routine gelebt hatte, die aus Pflichten, Fußball und Kopfsachen bestanden hatte, spürte ich jetzt ein gewisses Gefühl von Freiheit.
Mein Herz klopfte kräftiger, vielleicht ein wenig schneller, ich fühlte mich automatisch wohler.
Genau dieses Gefühl schien sich auch im Training zu zeigen.
Ich spielte mein bestes Training seit Monaten, vielleicht sogar Jahren, mir fiel alles so viel leichter, es war nicht so schwerfällig.
Der Ball vor meinen Füßen schwebte regelrecht, ich kam endlich mal wieder in diesen Rausch den ich so vermisst hatte. Den Rausch aus Adrenalin, Freude und Glück.
Der Trainierstab war vermutlich noch mehr überrascht als einige meiner Team Kollegen, die verwirrt und erstaunt ihre Blicke auf mir wandern ließen.
Doch ich war so gefangen in meinem Rausch, dass ich sie gar nicht wahr nahm.
Lediglich Luis schien zu wissen, woher mein gutes Spiel auf einmal kam, und grinste zufrieden das komplette Training vor sich hin.
Sogar nach dem Verlassen des Feldes spürte ich noch diese Motivation in mir. Ich nahm mir vor mal wieder mit Neymar zu telefonieren, zu dem ich den Kontakt eigentlich so gut wie verloren hatte. Aber ich war auf einmal bereit zu kämpfen. Für Alles. Alles was ich zu schnell aufgegeben hatte.
Ich zog mich tatsächlich für meine Verhältnisse relativ schnell um. Blieb dennoch weiterhin in Gedanken bei Plänen und weiteren Vorhaben.
"Gutes Training Leo", klopfte mir auch der Trainer kurz im Vorbeigehen auf die Schulter und ließ mich stolz lächeln.
Es war irgendwie perfekt.
"Heute Abend, 20 Uhr, ich hol dich ab, nicht das du wieder weg rennst."
_______
Hello,
ich lebe :D
Hab die Kurzgeschichte irgendwie vergessen? whoopsie.
Auf jeden Fall folgt jetzt noch 1 Kapitel, und danach vielleicht ein Bonus? Ich weiß es noch nicht.
Ich hatte ja auch noch die Idee zu einer Criscelo Kurzgeschichte, hab auch schon Cover, Klapptext und Titel.
Mal gucken.
Hoffe euch gefällt das Kapitel, ich mag es eigentlich.
Lg painoton
~1688
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