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z w e i u n d v i e r z i g

| Regina |

„Hallo?", nehme ich gefasst den Anruf entgegen, als wüsste ich nicht, wer dort am anderen Ende der Leitung ist.

„Hi Regina, Harry hier."
Diese Stimme, sie weckt sofort Erinnerungen. Harrys Sprechstimme ist mir um Einiges vertrauter als seine Singstimme und entsprechend berührt es mich gerade auch, sie wiederzuhören.
Ich weiß nicht, was genau sie in mir auslöst, aber es ist kein schönes Gefühl.

„Hi", erwidere ich planlos. Harry hätte doch einfach nur ein simples Ja oder Nein auf meine Nachricht antworten müssen - schriftlich.
So lange hat er sich nicht gemeldet und jetzt, wo ich möglichst wenig mit ihm zu tun haben will, ruft er unnötigerweise an.

Im Gegensatz zu mir klingt Harry völlig unbekümmert und spricht lässig weiter.
„Ich hab' gerade deine Nachricht gelesen und dachte mir, es ist doch recht unpersönlich, einfach nur einzeilig zu antworten. Und ich hab gerade etwas Leerlauf, also wollte ich mal durchklingeln."

Harry klingt unbesorgt und munter, aber nach allem, was ich mit ihm erlebt habe, ist es unmöglich, dass er gerade ehrlich ist.
Er ist unfähig, Gefühle zuzulassen und sich auf einen Menschen einzulassen, aber er ist nicht so sozial inkompetent, dass er nicht wüsste, wie unangenehm dieses Gespräch ist.

Er verstellt sich und ich fürchte, dass ich tatsächlich die Einzige von uns beiden bin, der das klar ist.

„Okay", sage ich zögerlich. „Hast du denn darüber nachgedacht, was ich dir geschrieben habe?"
„Klar", antwortet Harry gut gelaunt. „Ich seh' da kein Problem, das sollte sich machen lassen. Schick mir einfach die Fragen. Ich gehe mal davon aus, dass es nur um das Album gehen wird."

Bei seinem letzten Satz lacht Harry heiser. Ich weiß nicht, worauf er hinauswill, aber seine Tonlage macht mich tierisch aggressiv. Er spricht, als wäre alles in bester Ordnung und als hätte er sich nicht unterirdisch verhalten.

„Natürlich geht es nur um das Album", antworte ich trocken und beiße mir nur mit Müh' und Not auf die Zunge, um meinem Ärger nicht direkt Luft zu machen.
Anscheinend habe ich aber schon jetzt einen auffallend scharfen Ton angeschlagen.
Nicht die klügste Vorgehensweise, wenn man bedenkt, dass ich es bin, die einen Gefallen von Harry erwartet. Doch die Zeiten, in denen ich mich verbiege, nur um ihm zu gefallen und ihn nicht zu verschrecken, müssen vorbei sein.

Ich habe inzwischen viel über unsere Beziehung zueinander nachgedacht und erkannt, wie fremdbestimmt ich in London war. Damit ich gar nicht erst wieder in dieses Muster verfallen kann, muss ich eine neue Gangart wählen - und neu war diese auch für Harry.

„Du klingst sauer", bemerkt er irritiert. „Geht's dir gut?"

An diesem Punkt kann ich bloß noch darüber staunen, dass er diesen Satz gerade wirklich gesagt hat. Er weiß, wie es mir im Moment gehen muss und wie schwer es für ihn ist, ihn wieder zu sprechen.
Würde ich ihn aber jetzt damit konfrontieren, wird er die alte Platte auflegen und mir wieder in Erinnerung rufen, dass er mich gewarnt hat und ich immer wusste, woran ich an ihm bin.

Stattdessen atme ich also meditativ durch.
„Alles gut", blocke ich ab. Es fällt mir schon schwer genug, diese Worte zu formulieren, da kann ich nicht auch noch auf meinen Ton achten. Der spricht nämlich eine ganz eigene Sprache.

„So klingst du aber nicht", bleibt Harry stur und wieder einmal frage ich mich, wieso er nicht einfach auf meine Methode aufspringen kann und wir uns auf das Wesentliche beschränken.

„Können wir nicht einfach nur übers Geschäft reden?", bitte ich ihn brummend.

Schnippisch schnaubt Harry ins Telefon.
Du hast dich bei mir gemeldet, Regina. Und du willst etwas von mir. Da werde ich doch wohl noch erfahren dürfen, wie es dir geht."

Ich habe mich bisher wirklich bemüht und war fest entschlossen, dieses Telefonat ohne Zwischenfälle über die Bühne zu bringen, aber Harry macht es mir unmöglich.
„Nein, du bist wohl der Letzte, der das erfahren darf", platzt mir wutgeladen der Kragen. „Immerhin hat dich das in den letzten Monaten auch nicht interessiert!"

Ich wollte es nicht so weit kommen lassen und Harry zeigen, wie sehr er mich verletzt hat, aber er hat es förmlich herausgefordert. Vielleicht hat er unterbewusst danach verlangt, wieder daran erinnert zu werden. Ob er damit sein Ego füttert, indem er sich wieder vire Augen führt, wie verfallen ich ihm war, oder ob er ein schlechtes Gewissen bekommt, weiß ich nicht einzuschätzen.

Seufzen dringt durch die Leitung.
„Ach komm schon, immernoch die alte Leier? Weil ich mich nicht gemeldet habe? Klar hätte ich dir schreiben können können, aber du bist in Deutschland. Was hätte das schon gebracht?"

In diesem Moment bringt Harry das Fass zum Überlaufen. Um ein Haar hätte ich wortlos aufgelegt, aber dafür habe ich ihn noch zu viel zu sagen.
Endlich lasse ich meinen Emotionen freien Lauf.

„Stimmt. Es hätte überhaupt nichts gebracht, ausser dass ich noch länger gebraucht hätte, um zu kapieren, wie verloren du bist", donnere ich ihm ungehalten entgegen. „Vielleicht sollte ich dir also genauso dankbar sein wie Grimmy."

Dieses Mal herrscht Schweigen am anderen Ende der Leitung. Wir haben wohl beide nicht damit gerechnet, dass unser Gespräch eine solche Dynamik aufnehmen wird.

Endlich scheint Harry eine Antwort gefunden zu haben, die er sich zurecht biegen kann.
„Meine Güte, Regina", raunt er genervt, aber ich weiß ganz genau, dass diese Haltung bloß wieder seine nachdenkliche Seite überspielen soll. „Du hast eben einfach nicht zu mir gepasst und ich nicht zu dir, das hab ich dir auch von Anfang an gesagt. Du wolltest jemanden aus mir machen, der ich halt mal nicht bin, also haben wir wohl beide nochmal Glück gehabt."

Harrys Worte treffen mich, allerdings auf eine andere Art wie erwartet. In mir regt sich Mitleid, weil er wieder so unglaublich viele Rückschritte gemacht hat und sich so weit von dem Menschen entfernt hat, der er sein könnte. Er hat es mir selbst gesagt, ich war ihm nie gleichgültig. Harry hat für kurze Zeit klar gesehen und erkannt, wie emotional abgekapselt er lebt. Aber davon ist seit meiner Abreise wohl nichts mehr übrig.

„Wie du meinst", murmle ich kopfschüttelnd vor mich hin.

„Also, willst du jetzt dieses verfluchte Interview oder nicht?", fragt Harry plötzlich harsch nach.
Allein dieser Umschwung in seiner Stimme, die nun völlig aufgebracht klingt, zeigt mir, dass er sehr wohl immernoch derselbe problembeladene Kerl ist.
Er hat sich in den letzten Monaten zwar bestimmt konsequent eingeredet, dass er ein abgeklärter, cooler Typ wäre, aber das ist alles nur Fassade.

Und auch seine Frage selbst bringt mich kurz ins Schleudern. Plötzlich muss ich auf mein Bauchgefühl hören.
„Ganz ehrlich", antworte ich dann. „Nein, will ich nicht."

Es ist kein falscher Stolz oder bockiges Verhalten. Ich will einfach nicht wieder diesen Weg gehen und mir dann am Ende sagen müssen, dass ich Harry irgendetwas zu verdanken habe.
Schon gar nicht, wenn er sich so verhält wie jetzt gerade.

„Na wunderbar, dann hätten wir uns das alles hier ja sparen können", grummelt er schlagartig mies gelaunt zurück. „Und ich dachte, du wärst inzwischen über mich hinweg."

Dieses Mal kann ich nur trocken auflachen.
„Wow, Harry, das hat damit doch überhaupt nichts zu tun. Du hast mir nur gerade wieder gezeigt, wie sehr du dich selbst verleugnest und wie verkorkst meine Wahrnehmung damals war. Ich will dir nicht dankbar sein müssen, nur weil du mir ein paar Fragen beantwortest."

„Und da willst du mir wirklich weiß machen, dass gerade nicht die ach so enttäuschte Liebe aus dir spricht?", fragt Harry nahezu spöttisch.

„Natürlich tut sie das!", platzt es ungehalten aus mir heraus. „Und ich glaube, du weißt auch ganz genau wie sehr ich dich auf eine schrecklich verdrehte Art geliebt habe. Ich hab' alle meine Grenzen missachtete und sogar mit Sammy geschlafen, nur um dir zu zeigen, dass ich zu dir passe. Ich weiß, dass dir das alles bewusst ist und umso schlimmer ist es, dass du das alles in Kauf genommen hast. Weil du eben ein Soziopath bist und nicht aus deiner Haut kannst. Und das tut mir echt leid für dich, weil manchmal hast du's eben doch geschafft und in dir steckt ein klasse Kerl. Nur wird den nie jemanden zu sehen kriegen, wenn du so weitermachst."

„Jetzt lassen wir diese alten Geschichten mal im Schrank und du die Kirche im Dorf", blockt Harry stur ab. „Wie auch immer, dann eben kein Interview. Vielleicht besser so. Nicht, dass du in deinem Job noch erfolgreich wirst und dein Kaff wieder verlassen müsstest."

Dazu fehlen mir die Worte. Harry und ich werden auf keinen grünen Zweig mehr kommen, das ist mir klar.

„Gut, dann ist wohl alles gesagt und ich kann dir nur noch aufrichtig zum gelungenen Album gratulieren. Es freut mich wirklich für dich und ich hoffe, dass das immer so weiterläuft, denn deine Musik ist alles, was du hast. Pass' auf dich auf, Harry."

Egal wie wütend ich im Moment auf ihn und seine dreiste, ignorante Art bin, meine ich es trotzdem ehrlich. Harry schlägt um sich, weil er hilflos ist und sich seine Probleme nicht eingestehen will.
Ganz abgesehen davon, was das alles mit mir zu tun hat und wie es mir dabei geht, hoffe ich wirklich, dass er einen Weg findet, mit dem er glücklich sein kann. Und ich bezweifle, dass es der Weg ist, auf dem er sich gerade wieder befindet.

„Bye", verabschiedet er sich knapp und unbeeindruckt. Noch in derselben Sekunde ist in der Leitung wieder das Freizeichen zu hören.

Damit ist meine Chance, meinen Chef zu beeindrucken dahin, aber das nehme ich in Kauf. Harry ist und bleibt verletzend mit seiner Art und Weise, das hat er mir heute wieder klargemacht. Kaum dass das Telefonat vorbei ist, füllen sich meine Augen unwillkürlich mit Tränen und ich lasse mich erschöpft auf mein Bett fallen.

Alte Wunden wurden wieder aufgerissen, aber jetzt können sie immerhin endgültig heilen.

| Harry |

Rasend vor Wut schmettere ich mein Handy krachend in die Ecke meines Wohnzimmers. Was zur Hölle war gerade nur los mit mir?
Ich habe Regina mir der Intention angerufen, versöhnlich und neutral mit ihr zu sprechen und ihr einen Gefallen zu tun, um mein schlechtes Gewissen etwas zu beruhigen.

Aber sobald ich ihre Stimme gehört habe, hat alles in mir verrückt gespielt und ich habe nicht in einem einzigen Satz den richtigen Ton getroffen. Stattdessen war alles, was ich von mir gegeben habe, eine absolute Frechheit, sodass sie nun noch nicht einmal mehr mit mir arbeiten will.

Ich kann es ihr nicht verübeln. Gerade kann ich mich selbst nicht ertragen, obwohl ich bis vor fünf Minuten noch gedacht habe, alles wäre in bester Ordnung und ich hätte meinen Weg wieder gefunden.

Kraftlos lasse ich mich auf das Sofa sinken, den Kopf erschöpft nach hinten fallen und fahre mir seufzend durch die Haare.
Ich bin es so leid, dass mich Regina immer wieder alles in Frage stellen lässt und mich daran erinnert, wie gern ich sie habe und ihr trotzdem all das angetan habe.
Und offensichtlich kann ich selbst jetzt nicht aufhören, sie zu verletzen.

Ich will so gerne, dass sie glücklich ist und trotzdem arbeite ich, wie schon in London und Malibu, konsequent dagegen an. Hätte ich mich nur ein wenig zusammengerissen, hätten wir vielleicht gemeinsam glücklich sein können. Ich vermisse ihre unschuldige, ruhige Art, ihre krausen, blonden Locken und ihr liebevolles Wesen.

Und genau das wollte ich nie wieder spüren - dieses grausame, laute Leere, die mich gerade fast in die Knie zwingt. Vielleicht ist sie immer da, aber die Musik lässt sie mich nicht spüren.
Nur Regina weiß mich immer wieder daran zu erinnern, genau wie es Gemma vor einer ganzen Weile gemacht hat.

Kontrolliert schüttle ich den Kopf, als würden meine Gedanken dadurch wieder verschwinden und atme tief durch.
Ich bin nicht zum ersten Mal an diesem Punkt. Ich weiß. wie ich damit umgehe und immer umgegangen bin.

Ich kenne die richtigen Leute und Mittel, die mich zumindest heute Nacht befreien würden. Und wenn ich mich dann immer noch nicht ertragen kann, wird bestimmt die ein oder andere Frau in meinem Bett Abhilfe schaffen. Eine Frau, die nicht ständig alles durcheinanderwirft, wie es Regina beherrscht.

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