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| Harry |

Verplant durchwühle ich meinen begehbaren Kleiderschrank auf der Suche nach meinen Sportklamotten.
Der Nachteil am vielen Reisen ist die Tatsache, dass man irgendwann die Orientierung verliert und keine Ahnung mehr hat, wo man gewisse Sachen zum letzten Mal gesehen hat.

Kurz nach der Tour hatte ich im Halbschlaf mehrmals meinen Kleiderschrank mit dem Badezimmer verwechselt, weil ich immernoch die Grundrisse der Hotels im Kopf hatte, anstatt mich wie Zuhause zu fühlen. Das Leben, das ich führe, ist manchmal so schnell, dass sogar mein Verstand hinterherhinkt.

Und auch jetzt zweifle ich wieder einmal daran, denn meine Sporttasche ist unauffindbar, obwohl ich Regina eigentlich in einer Stunde abholen will. Und ganz wach fühle ich mich irgendwie auch noch nicht.

Die letzte Nacht war lang, aber immerhin gibt es bei meiner Art zu feiern keinen nervigen Kater am nächsten Morgen. Zerstreut bin ich trotzdem jedes Mal, wenn ich nach meinen ganz eigenen Abenden wieder aufwache. Auf meiner Suche nach den Sportsachen ist das wenig hilfreich.

Zu allem Überfluss klingelt es inzwischen schon zum zweiten Mal an der Haustüre.
Genervt stöhnend schlurfe ich zu einer der Gegensprechanlagen des Hauses und erkenne über die Überwachungskamera Grimmy.

„Verdammt", zische ich unwillkürlich.
Selten habe ich einen meiner besten Freunde so ungern gesehen wie heute.
Schon jetzt weiß ich, worauf dieser Überraschungsbesuch hinaulaufen wird.
Grimmy wird wissen wollen, was ich heute vorhabe und ich werde ihn nicht anlügen können. Folglich werde ich ihm davon erzählen, dass Regina und ich uns heute ohne ihn oder Diego sehen werden und auf der Stelle werde ich wieder von Grimmy ins Gebet genommen werden.

Trotzdem drücke ich den magischen Knopf, um ihm Einlass zu gewähren.

„Komm rein und direkt hoch", lasse ich ihn noch über die Anlage wissen. Grimmy hat in diesem Haus schon Einiges erlebt und geht hier ein uns aus. Er weiß, wo er mich finden wird.

„Hier!", leite ich ihn dennoch mit meiner Stimme ins Schlafzimmer, an das der begehbare Kleiderschrank angrenzt.

Nur wenig später steht Grimmy im Türrahmen und passt mit seiner weißen, engen Jeans perfekt zu meiner Einrichtung.

„Hey, ich hab dich zweimal angerufen und kein Schwein geht ran", beschwert er sich direkt.

Tatsächlich habe ich keines meiner Handys mehr gesehen, seitdem ich heute Morgen kurz Kontakt mit Regina hatte, um unsere heutige Verabredung fix zu machen.

„Oh, sorry", entschuldige ich mich halbherzig und durchsuche inzwischen die Kommoden des Schlafzimmers nach meinen Sachen. „Gibt's was Wichtiges?"

„Nicht wirklich, ich hab' heute nur unerwartet nichts zu tun", zuckt Grimmy gelangweilt mit den Schultern, beobachtet mich aber mit einer Mischung aus Skepsis und Interesse. „Was zum Teufel treibst du da?", will er schließlich doch wissen.

„Meine Sportsachen suchen", antworte ich so kurz wie ehrlich und hoffe insgeheim, dass Grimmy den Plan, seinen Tag mit mir zu verbringen, damit ohne große Nachfragen von selbst wieder verwirft. Sport und Fitnessstudios zählten bisher nie zu Grimmys Hobbies.

Angewidert verzieht er sein Gesicht.
„Das klingt, als hättest du keine Zeit für mich."

„So ist es. Tut mir leid, mein Freund."

„Na toll", raunt Grimmy gespielt beleidigt. „Dann bau' ich noch auf Reggi, vielleicht weiß die mich ja zu schätzen", seufzt er vor sich hin und zückt im gleichen Moment noch sein Handy.

Verdammt. Ich will Grimmy nichts vorenthalten und vorallem will ich auch nicht das Gefühl haben, als würde ich mit Regina heute irgendetwas Verbotenes machen.
Ich sollte es ihm also einfach direkt heraus erzählen.

„Regina wird auch keine Zeit haben, sie begleitet mich", sage ich also kurz und schmerzloslos und versuche dabei so beiläufig wie nur möglich zu klingen.

Nur einen kurzen Seitenblick wage ich auf Grimmy, als ich die Schublade meiner Kommode schwungvoll zudonnere.
Dieser lässt sein Handy plötzlich wieder sinken.

„Und mit Diego?", hakt er vorsichtig nach.

„Nein, nur wir beide."

Mit diesen Worten wende ich mich nun doch Grimmy zu. Ich weiß, was er denkt und was er sagen will, vermutlich auch gleich sagen wird. Ich habe mir selbst den Kopf darüber zerbrochen, aber letztendlich ist der Drang, Regina besser kennenzulernen, immer wieder stärker.

„Harry, wir haben doch darüber gesprochen", seufzt Grimmy endlich und klingt dabei erschreckend resigniert.

Ja, wir hatten bislang sogar zwei ausführliche Gespräche über Regina geführt und doch stehe ich nun hier und habe sie mir alles andere als aus dem Kopf geschlagen. Vermutlich haben mich unsere Gespräche und das Wissen, dass ich mich von ihr fernhalten sollte, nur noch näher zu ihr getrieben.

„Ich weiß, aber es ist doch nichts dabei", gebe ich mich vor Grimmy wieder völlig zuversichtlich. „Wir gehen nur zum Sport."

Wissend mustert mich Grimmy.
„Als würde es dabei bleiben", raunt er spöttisch und schüttelt verständnislos den Kopf.
Grimmy kennt mich verdammt gut. Er weiß ganz genau, wie ich ticke.
„Dass Regina Zeit mit dir verbringen will, überrascht mich nicht, aber hattest du dir nicht vorgenommen, euren Kontakt auf unsere Treffen in der Gruppe zu beschränken?"

Dieses Mal seufze ich genervt und lasse mich auf mein großes, graues Bett sinken.

Nachdem mir Grimmy Regina zum ersten Mal vorgestellt hatte, habe ich den Fehler gemacht und Grimmy offen gestanden, dass ihre unschuldige, vernünftige Art sie interessant macht und ich zu gerne wissen würde, ob sie tatsächlich so tickt, wie es ihre Ausstrahlung vermuten lässt.
Daraufhin hat mir Grimmy einen stundenlangen Vortrag darüber gehalten, dass ich die Finger von ihr lassen sollte und er sich für Regina eine große Zukunft wünscht - und die sollte verständlicherweise nicht ich sein.

Für mich war das auch okay, aber als ich sie dann kurz darauf erneut bei Grimmy erlebt habe, ist mir erst bewusst geworden, wie herrlich normal und lieb sie ist. Auf einen Schlag hatte ich verstanden, weshalb Grimmy sie vor mir schützen wollte und ich kann ihm nur aus tiefstem Herzen zustimmen.
Auch ich habe mir von da an nur das Beste für Regina gewünscht - und das kann unmöglich ich sein, wie mir dieser schreckliche Abend im Club und unser Gespräch auf der Feuerleiter gezeigt haben.

Ich war wirklich fest entschlossen, Regina einfach ein normaler, vernünftiger Freund zu sein, wie sie es verdient hat, aber gestern hat es mich doch überkommen. Ich will sie nicht nur immer gemeinsam mit den anderen sehen und sie teilen müssen.

„Schon, aber es hat sich eben ergeben", zucke ich neutral mit den Schultern und weiche Grimmys Blick aus.

„Ich kann mich echt selbst schon nicht mehr hören, aber wirklich, Harry. Ich warne dich, bring Regina bloß nicht von ihrem Weg ab, ja?", sagt Grimmy eindringlich und richtet diese Worte nicht zum ersten Mal an mich.

Wenn einen die engsten Freunde irgendwann für einen schlechten Umgang halten, weiß
man, dass etwas schiefläuft. Eingestehen will ich mir das aber nicht.

Stattdessen rolle ich genervt mit den Augen.

„Komm schon, Grimmy. Du tust ja, als würde ich mir jeden Abend 'ne Heroinspritze setzen und Regina auch gleich eine anbieten."

Vernichtend sieht mich Grimmy an und ich kann es ihm nicht verübeln. Er macht sich nicht nur Sorgen um Regina, sondern auch um mich, auch wenn er das nie aussprechen will.

„Das zwar nicht, aber du weißt ganz genau, was du Letztens zu mir gesagt hast", ruft er mir ernst in Erinnerung und starrt mir in die Augen. „Dieses verdrehte Ding mit deiner kranken Skala. Du willst doch wohl nicht, dass Regina dieses Gefühl auch kennenlernt."

Grimmy hat keine Ahnung, wie sehr er damit in offenen Wunden bohrt. Jede Sekunde begleiten mich dieselben Sorgen, die auch er sich macht. Auch ich fürchte mich davor, Regina letztendlich doch auf Abwege zu bringen, aber vor Grimmy spiele ich diese Einwände spöttisch herunter.

„Das wird sie schon nicht, nur weil ich sie ins Fitnessstudio mitnehme", lache ich trocken auf.
„Ich hab' alles im Griff, Grimmy. Glaub mir", versichere ich ihm überzeugt, dabei weiß ich ganz genau, dass ich überhaupt nichts im Griff habe.

Ich spiele ein Spiel, bei dem es nur Verlierer geben kann. Die einzige Konstante, von der ich mir etwas Normalität und Bodenständigkeit erhoffe, ist Regina.

„Am Ende ist das euer Ding. Ich hoffe nur, dass ihr wisst, was ihr da tut - insbesondere du", warnt mich Grimmy einmal mehr eindringlich. „Dann mal viel Spaß beim Sport. Falls du die blaue Sporttasche suchst, würd ichs mal unterm Bett probieren."

Bevor Grimmy aus meinem Schlafzimmer verschwindet, nickt er auffordernd auf das Bett, auf dem ich sitze. Tatsächlich erkenne ich die Ecke meiner Tasche, als ich meinen Blick auf den Boden senke.

„Danke", grummle ich vor mich hin, während ich danach greife. Grimmy kann mich längst nicht mehr hören und meine Gedanken sind schon wieder bei Regina.

Mit Sicherheit hat Grimmy recht. Er hat immer recht. Selbst wenn ich Regina nun besser kennenlerne - wozu?
Ich werde nie völlig ehrlich zu ihr seinen können, es wird da immer diesen blinden Fleck an mir geben, den ich ihr nicht zeigen will. Nicht umsonst war ich ein solcher Arsch zu ihr und hab sie bewusst aus der Szene, in der sie nichts zu suchen haben sollte, vergrault.

Jede andere Frau, die ich in meinem Business kennenlerne, ist belastbar und meist vertraut mit so manchen Eigenheiten der Künstlerszene - aber Regina nicht. Sie kommt aus einer völlig anderen Welt, sie hatte ihr ganzes Leben lang eine vollkommen andere Vorstellung ihrer Zukunft. Sie würde meine Welt nicht verstehen und schon gar nicht annehmen können. Das sollte sie auch gar nicht.

Ich wüsste es eigentlich besser, mir sind all diese Risiken bewusst, aber trotzdem habe ich die Grenze, die ich mir zu Regina gesetzt habe, überschritten. Ich habe die Grenzen ausgeweitet, mir mehr Freiheiten zugesprochen und insgeheim weiß ich längst, dass ich auch in Kauf nehmen werde, diese neugesetzte Grenze wieder zu ignorieren. Und Grimmy ahnt es genauso.

Vermutlich hätte Regina einfach in ihrem Dorf in Deutschland bleiben sollen. Unsere Wege hätten sich nie gekreuzt, ich hätte nie erfahren, dass sie überhaupt existiert und sie hätte niemals, ohne dass ihr das volle Ausmaß bewusst war, mit dem Feuer spielen müssen.



„Wo wohnst du eigentlich?", fragt mich Regina neugierig, kurz nachdem sie in meinen Wagen gestiegen ist. Ihre blonden Locken hat sie zu einem Zopf zusammengebunden, aber einzelne Strähnen fallen ihr trotzdem ins Gesicht. Sie sieht aus wie ein Engel, doch die widerspenstigen Locken geben Regina doch etwas Wildes, was mich unheimlich anzieht.

Dieser schüchterne und doch aufgeweckte Ausdruck in ihren Augen ist einer der vielen Gründe, weshalb sie mich so verrückt macht. Sie ist anders als die Frauen, die ich für gewöhnlich kennenlerne. Sie wirkt bodenständig, unsicher, unerfahren, macht aber gleichzeitig den Eindruck, als wollte sie all das ändern.
Womöglich ist es das Gefühl von Überlegenheit, das mich in ihrer Gegenwart erfüllt. Vielleicht ist es aber auch einfach ihre zurückhaltende Schönheit, die mich bezaubert.

„Im Norden."

„Und dann fährst du extra durch die gesamte Stadt bis zu mir?", fragt sie erstaunt, beinahe sogar beschämt.

Grinsend nicke ich.
„Ich fahr' gerne Auto. Muss ich irgendwie auch. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind für mich eher weniger ratsam."

„Verstehe", nickt nun auch Regina. „Und wo ist das Fitnessstudio?"

„Im Norden."

„Du fährst also vom Norden aus durch die ganze Stadt bis in den Süden, holst mich ab und fährst jetzt wieder mit mir in den Norden?"

„Korrekt."

„Du bist doch irre. Gibt es hier in der Nähe etwa kein Studio, das dich anspricht?"

„Ich hab' eben meinen Favoriten", zucke ich grinsend mit den Schultern.

Ich will jede Gelegenheit nutzen, um Zeit mit Regina zu verbringen und sie besser kennenzulernen.

Auf der Autofahrt erzählt sie mir von alten Sportverletzungen und den Problemen mit ihrem Knie, nachdem sie in ihrer Kindheit und Jugend im Fußballverein ihres Orts gespielt hat.

Was sie aus ihrem Leben erzählt, klingt absolut provinziell und gerade deshalb, weil es so weit von meinem aktuellen Leben entfernt ist, auch unheimlich beruhigend.

„Hast du Fußball gespielt?", fragt sie mich schließlich.

„Geht. Ich hab' ein paar Charity-Spiele gemacht und hin und wieder zum Spaß gespielt. Aber ich bin irgendwie eher Trainer als Spieler, glaube ich", gestehe ich lachend. „Aber ich laufe eben gern."

Dass ich in meinem Leben bisher auch schon mit einiges Profispieler am Platz gestanden habe, behalte ich lieber für mich. Ich will Regina nicht schon wieder das Gefühl geben, ich hätte so vieles mehr erlebt als sie.

Zielsicher lenke ich meinen Wagen durch den Norden Londons und komme endlich dort an, wo ich zuvor losgefahren bin - vor dem Tor meiner Einfahrt, das sich eben langsam öffnet.

„Ähm", höre ich Reginas irritierte Stimme, als auch sie bemerkt, wo wir stehen. „Ist das dein Haus?"

Bestätigend nicke ich und fahre auf das Grundstück auf.

„Hast du was vergessen?"

„Nein", lache ich amüsiert. „Aber mein Fitnessstudio ist mir immernoch das Liebste. Da hab' ich meine Ruhe."

„Dein eigenes?"
Überrascht guckt sie mich durch große Augen an.

Natürlich hätte ich mit Regina auch in ein öffentliches Studio fahren können, immerhin bin ich in genügend angemeldet. Aber wenn wir bei mir Zuhause sind, sind wir unter uns und um ehrlich zu sein, habe ich dadurch das beruhigende Gefühl, dass ich mich ihr doch ein Stück weit öffnen kann.

Ich war in der Vergangenheit nicht unbedingt der charmanteste Kerl ihr gegenüber. Sie nun in mein Reich zu lassen, ist ein großer Schritt für mich, doch ich glaube Regina gut genug einschätzen zu können, um mir sicherzusein, dass sie keine Gefahr darstellt.

„Naja, ich hab' halt 'nen Raum mit Fitnessgeräten. Ich glaube, für uns reicht das schon. Wir können natürlich auch Laufen gehen, aber das könnte etwas kalt werden. Und wenn uns da die falschen Leute sehen, bist du ab morgen die mysteriöse Frau an meiner Seite, über die jeder rätseln wird, was wir miteinander zu tun haben", grinse ich sie an.

Da lacht auch Regina laut auf.
„Das ist wie bei mir auf'm Dorf", stellt sie amüsiert fest. „Da steht auch nur einmal ein fremdes Auto vor der Garage und schon heißt es, man habe 'nen neuen Freund."

Über diesen Vergleich muss ich selbst schmunzeln, aber sie liegt gar nicht mal falsch.
In diesen Punkt sind sich unsere Leben doch nicht so unähnlich, nur dass die Klatschtanten meines „Dorfes" große Magazine und deren Paparazzi sind.

„Willst du lieber in ein öffentliches Fitnessstudio?", biete ich Regina vorsichtig an. Ich will sie nicht zwingen, mit mir alleine zu sein.

„Ach, quatsch, alles gut", winkt Regina lachend ab und öffnet bereits neugierig die Beifahrertüre.

„Wow, und ich dachte schon, Grimmys Bude wäre groß."
Beeindruckt guckt sich Regina im Eingangsbereich des Hauses um und wirft einen ehrfürchtigen Blick die Treppe nach oben.

„Naja, wenn man sich in der Welt schon nicht mehr zu hundert Prozent frei bewegen kann, dann will man das zumindest in seinem Zuhause. Und da brauch ich ein bisschen Platz", gestehe ich ehrlich.

Ich will Regina nicht ständig vor Augen führen, wie anders mein Leben ist, aber verleugnen kann ich es trotzdem nicht.

„Macht Sinn", nickt sie und guckt sich die einzelnen Bilder und Gemälde im Eingangsbereich an.

„Das sind meine Schwester Gemma und meine Mum", erkläre ich, als ich bemerke, dass sie vor einem Familienfoto stehen geblieben ist.

„Das dacht' ich mir schon. Deine Schwester und du seht euch verdammt ähnlich", stellt sie grinsend fest. „Ich hätte auch gern eine."

Dass Regina Einzelkind ist und deshalb lange die volle finanzielle und auch mentale Unterstützung ihrer Eltern bekommen hat, hat sie mir bereits gestern erzählt.

„Ich glaube meine Mum ist auch ganz froh, dass sie Gemma hat. Im Gegensatz zu mir ist sie oft Zuhause und verbringt Zeit mit ihr."

Ich versuche möglichst neutral zu klingen, aber Regina sieht mich so bedauernd an, dass ich bezweifle, den gewollten Ton getroffen zu haben.

„Du hast im Moment doch auch Zeit, oder?", hakt Regina nach.

„Ich war schon ein paar Mal kurz bei ihr, aber ich habe ein neues Album zu schreiben. Wenn
ich Zuhause bin, bin ich vollkommen unproduktiv."

Dass ich mir stattdessen, um irgendwelche kreativen Schübe zu bekommen, lieber in der Londoner Nachtszene die Nacht um die Ohren schlage, behalte ich auch wieder lieber für mich.

„Also dann, komm", lenke ich gekonnt ab und winke Regina mit mir, um ihr meinen Fitnessraum zu zeigen.

Unser Sportprogramm an diesem Tag war wohl nichts anderes als eine fade Ausrede, um Zeit miteinander zu verbringen.
Zwei Stunden lang sitze ich immer wieder an irgendwelchen Geräten und mache gefühlt alle fünf Minuten eine Wiederholung, anstatt tatsächlich aktiv zu trainieren. Viel lieber unterhalten ich mich mit Regina, die sich selbst bloß auf der niedrigsten Geschwindigkeitsstufe meines Laufbands bewegt.

Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie meine Augen über ihren Körper wandern, wenn ich an der Kraftstation sitze und eigentlich meine Arme trainieren sollte.
Enge Sportklamotten an Frauen sind das wohl fantasieanregendste Kleidungsstück, das die Modeindustrie zu bieten hat.

Reginas Figur in dieser engen Sporthose, dem lockeren Top und dem deutlich sichtbaren Sport-Bh lassen Gefühle und Gedanken in mir aufkommen, die definitiv nichts mit guter, solider Freundschaft zu tun haben, wie ich sie ursprünglich zu ihr pflegen wollte.

Währenddessen erzählt sie mir davon, wie gerne sie über Weihnachten zuhause gewesen wäre, als neuste Mitarbeiterin in der Redaktion aber nicht verlangen wollte, über die Feiertage freizubekommen.

„Manchmal muss man dreist sein", zucke ich zu diesem Thema mit den Schultern. „Das lernt man irgendwann. Ich dachte auch immer, dass ich doch nicht irgendwelche Extra-Forderungen an die Hallen, in denen ich spiele, stellen kann. Ich wollte nicht unhöflich sein. Aber warum denn nicht? Es ist mein gutes Recht, nach der Show noch nach gutem Essen zu verlangen. Und das zu organisieren, ist der Job des Veranstalters. Das Leben ist ein ständiges Geben und Nehmen, man kann nicht immer nur geben. Du hättest zumindest fragen sollen, ob du heimfliegen kannst."

„Ich weiß, vermutlich hast du recht", seufzt Regina. „Aber dafür hab' ich über Neujahr frei und kann da vermutlich heimfliegen."

Bis dahin dauert es zwar noch über einen Monat, aber Regina scheint sich tierisch auf ihre Heimat zu freuen. Und ich kann es ihr gut nachempfinden.

„Na immerhin", lächle ich sie aufmunternd an.

Der heutige Tag mit Regina hat sie mir nähergebracht als all die Treffen, die wir in der Gruppe erlebt haben.

Wir haben mehr gemeinsam, als ich zunächst dachte - unser Humor, unsere Werte, unsere Ansichten. Der ganz gewöhnliche Harry wie der, der ich im Moment bin und den Regina gerade kennenlernt, ist ihr wirklich ähnlich.
Allerdings hat mir der heutige Tag auch gezeigt, in welch unterschiedlichen Welten wir leben.

Ich habe einen anderen Weg eingeschlagen und den Harry, den mein Job aus mir gemacht hat, kann und will ich Regina nicht zeigen. Der ist so weit von ihrer Welt entfernt, dass ich nicht riskieren will, sie damit zu konfrontieren.

Sie ist gern bei mir, ich kann es in ihren Augen sehen. Was sie in mir sieht, kann ich nicht sagen, aber es scheint ihr zu gefallen.
Würde ich einlenken, könnte ich Regina vermutlich heute noch davon überzeugen, die Nacht hier zu verbringen oder sie zumindest küssen können. Mein Kopf jedoch hält mich zurück - ich bin nicht gut für sie.

Allerdings ist ihre Gegenwart zu angenehm und ihre Nähe so verführerisch, dass ich ihr am Liebsten alles über mich erzählt hätte.
Ich fürchte, dass es bloß noch eine Frage der Zeit ist, bis ich Reginas Wohl ignoriere und ihr mehr zumute, als gut für sie ist, nur um meine eigene Sehnsucht zu stillen - so, wie ich es einfach viel zu oft tue.

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