♡ - supercalifragilistichespiralidoso
♫if you say it loud enough, you'll always sound precocious
supercalifragilisticexpialidocious ♫
Ich schließe meine Finger zu Fäusten zusammen und lockere sie gleich darauf wieder, nur um mit der einen Hand mein Ohrläppchen zu suchen. Ich knete es und quetsche es zwischen meinen Fingern. Mein Bein tippelt unter dem Tisch auf und ab, als würde ich einen viel zu schnellen Takt mitklopfen. Meinen Herzschlagtakt."Uhm.. also ich würde draufkritzeln, dass ich biromantisch und homosexuell bin", ich kratze mir am Hinterkopf. "Du weißt, was das ist?"
"Klar", antwortet Charlie mit einem Grinsen. "Und ich freue mich sehr darüber." Sie zwinkert flirty.
Trocken schlucke ich. Ich bin nicht sonderlich gut im Tändeln oder darin, jemandem Avancen zu machen. Um ehrlich zu sein, sogar eine riesige Niete, weil ich immer die nassesten Hände in der nördlichen Hemisphäre habe und sich die Nervosität meines zappelnden Knies auch auf meine Stimmbänder überträgt. Also rede ich einfach weiter, gehe nicht auf den sogar für mich offensichtlichen Flirtversuch ein.
"Ich hab einen leichten Ordnungsfimmel, der wohl auch bei meiner sexuellen Orientierung durchschlägt." Während des Redens male ich kleine Kringel auf mein zurückerobertes Heft. Doch dann fasse ich mir ein Kännchen Mut und ein Herz und sehe Charlie wieder an. Sie lächelt mich warm an, ihre Augen hat sie nicht von mir genommen. "Ich hatte.. viel Zeit zum drüber Nachdenken nach der Trennung von meiner Ex und konnte es in dieser Zeit wirklich ehrlich und aufrichtig mit mir selbst ausmachen. Jetzt weiß ich, mit welchen Wörtern ich mich am wohlsten fühle und wie ich meine Präferenzen beschreiben kann, sodass andere mich verstehen, ich selbst mich aber auch. Damit ich meine Optionen und Möglichkeiten kenne."
"Chapeau. Ich kenne wenige Menschen, die so sehr in sich selbst verwurzelt sind, dass sie so intensiv über sich selbst Bescheid wissen. Und das mit der Trennung tut mir leid. Wie lange ist es her?", fragt Charlie teilnahmevoll, verschränkt locker die Arme vor der Brust. Ihre Ketten klimpern.
"Ein Jahr inzwischen, die Wunde ist eigentlich so ziemlich verheilt. Ich brauche keine Trostpflaster mehr", sage ich in einem gleichmütigem Tonfall.
"Fantastico! Dann kann ich also nach deiner Nummer fragen, ohne dass sich entweder ein Eifersuchtsmonster auf mich stürzt oder du mich als Ersatzdünger ausnutzt?", fragt sie unverblümt. Kaum zu glauben, wie direkt und ehrlich sie ist.
"Natür- warte - was?! Du willst meine Nummer?! Wozu denn?" Im gleichen Moment könnte ich mir dafür selbst eine Kopfnuss geben.
"Um dich nachts mit unterdrückter Nummer anzurufen, ins Handy zu röcheln und dann wieder aufzulegen natürlich. Wozu denn sonst?", lacht Charlie mich und meiner Überraschung aus. "Doch nicht etwa, um dir zu schreiben und mich vielleicht nochmal mit dir zu treffen. Nein, das wäre ja viel zu absurd!"
"Ja ja, vaffanculo." Mit diesem charmanten fuck you und einer vulgären Geste fange ich auch an zu lachen, nur dass mein Gelächter wahrscheinlich eher klingt wie eine sterbende Robbe, die eine quietschende Tür öffnet, als die besondere Atmungsbewegung von Menschen, bei der die Ausatmung in mehreren schnell hintereinander folgenden Stößen ausgeführt wird durch erheiternde Situationen.
"Oh ho", macht Charlie beeindruckt. "Du kannst ja regelrecht deine schüchterne, innere Hood verlassen und aufblühen!"
"Und du kannst diese Baumwortspiele lassen! In der letzten Minute hast du mindestens zehn gemacht!", lachend zeige ich mit meinem Stift auf Charlie.
"Nein, du hast nicht aufgepasst!", wie eine weise Zen-Meisterin faltet Charlie die Hände und schließt die Augen. "Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit. Die drei wichtigsten Dinge im Leben. Es waren... drei."
"Mit einer drei beginnt übrigens meine Nummer", zwinkere ich Charlie zu. Dann bleibt mir der Mund offen stehen. War.. das gerade flirten? Ich habe das nicht kontrolliert, nicht vorher in meinem Hirn geordnet und als aussprechbar bewertet. Es kam einfach intuitiv raus.
"Wow, war das ein Angebot? Ich will beim nächsten Mal mindestens zwei weitere Flirter von dir. Nimm einfach den Filter von deinem Mund, ich judge dich nicht, wenn du etwas Weirdes sagst. dazu bin ich gar nicht in der Position. Ich meine, look at me." Sie deutet auf ihre Klamotten, bevor sie mit ihren Händen einmal ihren Körper hinab und wieder herauf fährt, ihre Kurven umrundet und sich einmal anrüchig über die dunklen, vollen Lippen leckt. Ich schlucke trocken, kann meinen Blick kaum von ihrem Mund lösen. Der lila Lippenstift schimmert im grellen Caffetteria und sie pustet eine rebellierende Locke zur Seite.
Charlies Mund bewegt sich, lacht über mich, formt Worte. "Na dann gib mir mal deine Nummer. Die 3 hab ich schon." Der Moment ist gebrochen, ich blinzele, ziehe mein Handy aus der Hosentasche, diktiere ihr meine Nummer. "Ich nehm deine Nummer, du nicht meine und ich schreib dir", sagt sie. "Nicht, dass du noch Muffensausen bekommst und dich nicht traust, mir eine Nachricht zu senden."
Diese unverfrorene Ehrlichkeit. Aber gut, dass sie weiß, was sie will. "Das mit dem Papierflieger war einfacher", grinse ich, darunter und wahrscheinlich auch in meinen Augen brennt aber noch meine Neugier, was sie denn auf diesen ganz speziellen Papierflieger geschrieben hätte. Es ist auch mir inzwischen mehr oder weniger klar, dass sie einer weiblichen Person auf einer romantischen Ebene nicht abgeneigt wäre, aber mein verdammt stures Unterbewusstsein braucht Gewissheit. Sonst kann es nicht mehr schlafen, weil zu viele Informationen über die verschiedensten Wege irgendwie über Umleitungen der A7 in mein Hirn rattern und verdaut und verstanden werden müssten.
Charlie spürt diese zwischen uns flimmernde Frage wahrscheinlich auch, denn sie grinst und scheint zu warten. "Okay", beginne ich, "wenn ich den Papierflieger nun wieder mit meiner Antwort und einem getrockneten Gänseblümchen zu dir zurückfliegen lassen würde, was würdest du daraufschreiben?"
"Supercalifragilistichespiralidoso", zwinkert sie mir zu. "Zugegebenermaßen hat mich diese Begegnung mit dir in ein ziemliches, kunterbuntes Kuddelmuddel geschmissen. Aber ich liebe es!"
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