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23)Guter Rat


„Wie du am Ende deines Lebens wünschest gelebt zu haben, so kannst du jetzt schon leben."

Marc Aurel (römischer Philosoph, 121 - 180)

~ ~ ~

Aufgebracht lenkte Kendrik seine Schritte durch den Wald ohne etwas von seiner Umgebung wahrzunehmen.

Er war am liebsten alleine. Schon immer gewesen. Andere Menschen machten ihn nur wütend, ausgenommen seine Mutter, Nilla und Silvan. Das reichte. Mehr Menschen brauchte er nicht in seinem Leben. Sie machten alles nur unnötig kompliziert. Er schnaubte laut, um seinem Ärger Luft zu machen und scheuchte dabei ein Eichhörnchen bei der Futtersuche auf. Es huschte panisch den dicken Stamm einer alten Rotbuche hinauf. „Schon gut, Kleines, habe ich dich erschreckt?" Der Junge drosselte seine Stimme. Er war auch hier nicht alleine. Der Wald und seine Tiere umgaben ihn.

Hier fühlte er sich zuhause. Hier kam er für gewöhnlich zur Ruhe. Das rotbraune Tier verschwand in der Laubkrone, aber nicht ohne ihn erneut an das Mädchen zu erinnern. Haare in der Farbe von Eichhörnchenfell. Ob sie genauso weich waren? Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Nicht einmal hier draußen in der Einöde gelang es ihm, nicht alle paar Minuten an sie zu denken. Er war so vertraut mit ihr geworden, dass er das Alleinsein nicht mehr gewohnt war. Es ärgerte ihn. Mit der Zeit würde es ihm schon gelingen, sie aus seinen Gedanken zu verscheuchen und alles würde wieder so werden, wie es gewesen war. Aber wollte er das wirklich?

Wenn er ehrlich war, war sein Zorn bereits wieder verraucht, aber er dachte nicht daran, umzukehren und sich bei ihr zu entschuldigen. Sie sollte sich zuerst bei ihm entschuldigen. Er hatte es nur gut gemeint. Er hatte sie durch den Wald gebracht. Sie war ein willkommener Gast in seinem Zuhause in Nordstadt gewesen, hatte in seinem Bett geschlafen, aber all das war nicht gut genug für sie gewesen. Sie war Besseres gewohnt, das wusste er. Sie war in einem großen Prachtbau mit allerlei Annehmlichkeiten aufgewachsen. Aber dennoch konnte sie ein wenig dankbar sein für das, was er für sie getan hatte. Er hatte ihr sogar ein Buch gekauft, damit sie auf andere Gedanken kam. Er hatte noch nie irgendjemandem etwas geschenkt. Ein wenig mehr Dankbarkeit wäre also durchaus angebracht und was tat sie - sie machte ihm Vorwürfe.

Es würde ihn regelrecht freuen, wenn sie lediglich wie ein Gegenstand für ihn wäre, auf den er nur eine Weile aufpassen und ihn dann vergessen konnte. Aber das war sie nicht. Nicht mehr. Sie war mehr für ihn geworden, ohne dass er es gewollt hatte. Erst ein aufgezwungener, unliebsamer Klotz am Bein, der sich schnell als fähige und ertragbare Begleiterin herausgestellt hatte, sogar als annehmbare und wenn er ehrlich war, ganz angenehme Gesellschaft.

Wenn sie nicht gerade miteinander stritten. Er hatte sich noch nie mit jemandem gestritten. Nicht mit Nilla, nicht mit seinem Onkel und erst recht nicht mit seiner Mutter. Annabelle brachte alles durcheinander. Und schon wieder kreisten seine Gedanken nur um sie. Ob sie immer noch heulte?

In all der Zeit, die sie nun schon zusammen waren, hatte sie ihren Tränen nicht ein einziges Mal freien Lauf gelassen. Er hatte geglaubt, dass Mädchen ständig, immer und überall weinten und nicht für fünf Minuten den Mund halten konnten. Er war sich dabei nicht mehr sicher. Annabelle konnte es. Sie konnte ziemlich viel, was ihn in Staunen versetzt hatte. Sein Onkel war ein guter Lehrer, das wusste er aus eigener Erfahrung. Und sie war eine gute Schülerin, offensichtlich. Aber er wusste auch, dass Annabelle nicht nur wegen Silvan so war, wie sie war. Sie war auch ohne sein Zutun ein besonderes Mädchen. Und er war nur ein einfacher Junge.

Die Rotbuchen lichteten sich allmählich und führten ihn auf die breite, ausgetretene Waldstraße. Er musste ihr nur noch ein Stückchen in südlicher Richtung folgen, ehe die Stadtmauer vor ihm aufragte und er direkt vor dem großen Stadttor von Waldhafen stand. Es war ein imposanter Anblick, auch nach vielen vorherigen Besuchen, wie sich das von Menschenhand geschaffene Bauwerk urplötzlich in der Mitte des Waldes erhob. Wer es nicht wusste, rechnete nicht damit, hier im dichtesten Teil des Waldes auf eine derart befestigte Stadt zu stoßen. Aber natürlich hatten die meisten Menschen von der berüchtigten Hafenstadt namens Waldhafen gehört. Nur erreichten sie die meisten über den Seeweg und nicht über die schlammige Straße, die sich meilenweit durch den dichten Wald schlängelte. Kendrik liebte den Anblick der aufragenden Mauern und der dahinterliegenden Türme. Annabelles Heimatstadt, ihr Zuhause. Entschlossen trat er auf das Stadttor und die beiden davor postierten Stadtwachen zu.

„Ich bin Kendrik, Jäger und Fallensteller aus Nordstadt. Ich will meinen Onkel besuchen." Früher hätte er stolz ergänzt, dass Silvan Vertrauter und Berater des Herren von Waldhafen war, aber in Zeiten wie diesen war es besser, nicht von Adelmuth, Annabelles Vater, zu sprechen und auch Silvans Namen ließ er besser unerwähnt. Er kannte den alten Herrscher nur vom Sehen. Ein eindrucksvoller Mann in den späten Fünfzigern, wie sein Onkel, der mit der Zeit und dem bequemen Leben fett und feist geworden war. Er hatte dasselbe rötlichbraune Haar wie seine Tochter, auch wenn sich seines mit der Zeit gelichtet hatte.

Die beiden Wachen nickten und ließen ihn passieren.

Er lenkte seine Schritte direkt zu Silvans Haus. Der Brief seiner Mutter war in der Zwischenzeit mit Sicherheit bei ihm eingetroffen und sein Onkel darüber informiert, dass Kendrik und Annabelle ganz in der Nähe weilten.

Er hatte einige Tage in der alten, verlassenen Hütte auf Nachricht gewartet und war mit jedem Tag, an dem diese ausblieb, unruhiger geworden. Warum teilte ihm sein Onkel nicht mit, wie die Lage war? Ihm musste doch klar sein, dass die beiden darauf warteten, dass es Annabelle kaum aushielt, nichts Genaues zu erfahren. Silvan würde wissen, wo sich sein Neffe aufhielt. Er hatte ihm die Hütte schließlich selbst vor Jahren gezeigt und Kendrik hatte dieses Domizil oft und gerne dem beengenden Kämmerchen in dem bescheidenen Heim seines Onkels vorgezogen. Für Kendrik lag nur ein Schluss nahe, aber davon hatte er Annabelle nichts gesagt. Es musste in der Zwischenzeit etwas passiert sein, dass seinen Onkel davon abhielt, ihnen Nachricht zukommen zu lassen und das konnte nichts Gutes bedeuten.


Aber Silvan war mit anderen Dingen beschäftigt gewesen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Kendrik ihn aufgesuchen würde. Er hatte Geduld und wie sich zeigte, schließlich Recht behalten.

Der Junge klopfte an die Holztür des einfachen Häuschens. Hier in Waldhafen sahen die Gebäude so anders aus als in Nordstadt. Sie hatten steile, eng beieinanderstehende Rieddächer, dunkel gestrichene Fensterläden und helle, einladende Fassaden. Jeder musste zugeben, dass sie mehr Charme hatten, als die kalten, quadratischen Sandsteinhäuser von Nordstadt.

Er wollte gerade die Klinke herunterdrücken, um zu sehen, ob sein Onkel zuhause war, als er Schritte auf der anderen Seite vernahm. Ehe er etwas tun konnte, wurde die Tür von innen geöffnet und die bekannte Gestalt seines Onkels tauchte vor ihm auf. Seine braunen Augen weiteten sich, als er erkannte, wer an seine Tür geklopft hatte und mit einer einladenden Geste hieß er seinen Neffen eintreten.

„Da bist du ja! Wo ist Abby?" Silvans Blick suchte die Umgebung ab und fiel dann auf seinen Neffen, als er erkannte, dass dieser alleine gekommen war.

Kendrik räusperte sich und betrat die Stube. "Du hast die Nachricht meiner Mutter doch bekommen? Abby ist im Wald." Er wartete auf eine Bestätigung seines Onkels. Manchmal konnte es Kendrik immer noch nicht glauben, dass er Silvan inzwischen um einige Zentimeter überragte. Er hatte sein ganzes Leben bewundernd zu dem Bruder seiner Mutter aufgeschaut.

Silvan nickte. "Sie hat nicht viel verraten. Deina hat nur erklärt, dass du unterwegs bist. Kein Wörtchen von Abby und ich konnte nichts aus ihren Zeilen schließen." Er seufzte. "Sie fehlt mir, aber im Wald ist sie nach wie vor sicherer als hier. Gut, dass ihr beiden Vorsicht walten lasst und kein unnötiges Risiko eingegangen seid."

„Wir wussten nicht, wie die Lage ist. Abby war unglücklich in Nordstadt. Sie hat Heimweh."

"Natürlich hat sie das. Ich hätte sie gerne gesehen, aber es geht nicht. Noch nicht. Wie geht es ihr? Hast du gut für sie gesorgt?" Kendrik merkte, wie viel auch Silvan an diesem Mädchen lag.

"Im Wald war Abelle in den letzten Tagen so viel glücklicher gewesen." Er schluckte. Er hatte sie weinend zurückgelassen. Wegen ihm war sie unglücklich. Er verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, während die Vorwürfe seines Gewissens auf ihn einprasselten. Sie musste denken, er habe sie verlassen. Hoffentlich machte sie keine Dummheiten.

„Ich kann nicht lange bleiben. Ich muss zu ihr zurück. Ich brauche Neuigkeiten. Wie ist die Lage? Wann kann sie heimkommen?" Die Fragen sprudelten aus ihm heraus, wie das Wasser aus einer Quelle.

Silvans kluge, braune Augen bohrten sich tief in Kendriks stets wachsame, dunkelbraune Augen. Es schien, als wolle der Alte etwas aus ihm herauslocken.

„Geduld, mein Junge. Annabelle kann bestimmt eine Weile ohne dich aushalten." Er schaute ihn mit erhobenen Augenbrauen an. „Oder gibt es einen Grund für die Eile?" Das Mienenspiel seines Neffen war ihm nicht entgangen.

Kendrik schüttelte den Kopf, ehe er nickte. „Doch!" Immer noch schaute Silvan ihn fragend an, die lautlose Aufforderung weiterzusprechen, lag deutlich in der Luft, auch wenn er die Worte nicht aussprach.

„Wir haben uns gestritten", gestand der Junge. Silvan hob den Kopf und nickte wissend.

„Ein Streit ist nur von Bedeutung, wenn man ihn nicht aus dem Weg räumt. Ihr könnt später darüber reden. Vielleicht hilft es, wenn du ihr ein paar Nachrichten von mir mitbringst."

Wie üblich, hatte sein Onkel einen guten Ratschlag und das passende Sprichwort parat. Und es war ihm ohne große Worten oder Gesten gelungen, seinen Neffen zu beruhigen, ehe er weitersprach und in aller Ausführlichkeit und Eile seinen Plan vorbrachte.

Kendrik hörte ihm aufmerksam zu. Seine Wut auf das Mädchen war längst verebbt, lange konnte er ihr ohnehin nicht böse sein und weswegen auch. Wegen ein paar Worten? Darüber konnte man reden und er war nicht minder unschuldig daran. Sie fehlte ihm und es wurde Zeit, dass er sich dies eingestand und es ihr vielleicht sogar sagte. Wenn er die richtigen Worte dafür finden würde und den Mut.




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