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22) Rückkehr



„In der Fremde erfährt man, was die Heimat wert ist, und liebt sie dann um so mehr."

Ernst Wichert (deutscher Schriftsteller, 1821 - 1902)*

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Veränderung war besser als Gleichklang.

Hier draußen war kein Tag wie der andere. Kendrik kannte genug Möglichkeiten einen Unterschlupf zu finden und Annabelle stellte fest, dass es ihr überhaupt nichts mehr ausmachte, die Nächte im Wald zu verbringen.

Zum einen lag das an der halb verfallenen, leer stehenden, aber gemütlichen Holzfällerhütte, in der sie seit einigen Tagen lebten und zum anderen an Kriks Gesellschaft. Und außerdem hatte sie eine Aufgabe gefunden. Die Idee hatte sie Deina und ihrem kleinen Garten zu verdanken.

Abby hatte sich schon immer für Pflanzen interessiert und erfahren wollen, wofür sie gut waren. Silvan war ein guter Lehrer gewesen, aber in Deina hatte sie eine Meisterin auf diesem Gebiet gefunden.

Und mal wieder saß das Mädchen auf der alten Holzbank vor der kleinen Hütte und zeichnete in ihr Buch. Die filigranen Blätter und zartvioletten Blüten lagen auf ihrem Schoß.

Sie betrachtete genau und skizzierte die feinen Muster der gezackten, zarten Pflanzenfasern. Es war eine Blume, deren Name sie nicht kannte. Sie würde Silvan gerne danach fragen, oder noch lieber Deina. Sie vermisste beide und hoffte sie bald wiederzusehen. Bis dahin würde sie ihre Augen offenhalten und die Pflanzen skizzieren, die sie noch nicht kannte. Davon hatte ihr der Wald reichlich zu bieten. Sie kannte erst einen Bruchteil seiner Schätze mit Namen. Sie wollte sie alle kennenlernen und herausfinden, wozu sie gut waren. Ihnen ihre Geheimnisse entlocken.

Krik jagte und kontrollierte seine Fallen. Nilla hatte ihnen genügend Proviant eingepackt und wenn dieser zur Neige ging, würde sich Krik nach Waldhafen schleichen und ihre Vorräte auffüllen. Aber vorerst mangelte es ihnen an nichts.

Seitdem sie Waldhafen und ihren Eltern wieder so viel näher war, fühlte sie sich ruhiger. Die innere Anspannung und die Unruhe, die sie in Nordstadt fest in ihrem Klammergriff gehabt hatten, hatten sich von ihr gelöst. Abby fühlte sich frei. Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, bis alles gut werden würde. Sie spürte es tief in ihrem Inneren.

Die Zeichnung war fast fertig, das Mädchen zufrieden mit ihrem Werk. Zwar konnte keine Skizze auf Papier die Schönheit der Natur einfangen, aber was sie gezeichnet hatte, kam dem Vorbild nahe genug. Wie wurde diese zarte Blume wohl genannt, fragte sie sich nicht zum ersten Mal. Wie würde sie sie nennen, wenn sie sich einen Namen ausdenken durfte? Wie oft bezeichnete man Pflanzen nach ihrem Aussehen, ihrem Duft oder verglich sie mit etwas anderem? Und in Nordstadt hatte sie erfahren, dass es oft unterschiedliche Namen für ein und dieselbe Pflanze gab.

Als sie von ihrer Zeichnung aufblickte, bemerkte sie ein dunkelbraunes Augenpaar, dass sie fasziniert beobachtete. Ziemlich oft hatte sie Krik in letzter Zeit dabei ertappt, wie er sie mit diesem seltsamen Blick musterte. Jedes Mal, wenn sie ihn dabei erwischte, schaute er weg und tat so, als hätte er es nicht bemerkt. Auch dieses Mal war es nicht anders. Er drehte sich um und beschäftigte sich mit seinem langen Jadgbogen, obwohl dieser sich in einem einwandfreien Zustand befand. Erst nachdem er eine Weile geschäftig daran herumgefummelt hatte, trat er zu ihr heran und setzte sich neben sie auf die Bank.

„Was malst du da?", fragte er neugierig und spähte über das offene Buch auf ihrem Schoß. Seine Schulter streifte ihren Arm als er sich zu ihr herüberbeugte. Sie drehte die Seite zu ihm hin, damit er ihre Zeichnung besser betrachten konnte.

„Ich zeichne eine Pflanze, die ich vorhin gefunden habe. Du weißt nicht zufällig, wie man sie nennt?"

Er schüttelte den Kopf. „So etwas musst du meine Mutter fragen. Ich kann mir all die Namen nicht merken. Für mich klingen sie alle gleich. Aber die Zeichnung ist gut."

„Wer weiß, wann wir Deina wieder sehen?" Diese Frage hatte sie sich schon einige Male gestellt, seitdem sie wieder im Wald waren und sie gestand sich ein, dass sie die kluge und warmherzige Frau vermisste.

„Wir können sie jederzeit besuchen. Du bist immer in Nordstadt willkommen. Ich zumindest hoffe, dass ich dich bald wieder in Waldhafen abliefern und zurück nach Hause gehen kann."

Bei seinen Worten wurde Abby schmerzlich bewusst, dass Waldhafen nicht seine Heimat war und dies alles nur ein Auftrag für ihn darstellte. Einen Auftrag, den es zu erledigen galt. Nichts weiter. So sehr sie seine Gesellschaft inzwischen auch genoss, für ihn war sie nicht mehr als ein Gegenstand, den man ihm anvertraut hatte und den er sicher aufbewahren musste, bis er sie wieder zurückgeben konnte, wie ein ihm zeitweilig anvertrauter Brief. Die Erkenntnis schmerzte.

Trotzig verzog Abby ihr Gesicht zu einer Grimasse. Sie wollte auch nicht hier sein. Und dieser Junge war ihr vollkommen gleichgültig. Sie bevorzugte Silvans Gesellschaft und gab sich nur mit ihm zufrieden, weil sie gerade niemand anderes haben konnte.

Es würde ihr nie und nimmer einfallen, sich einfach in den erstbesten Jungen zu verlieben, den das Schicksal zufällig in ihr Leben gespuckt hatte. Außerdem war ihr Leben gut so, ohne all die weiteren Probleme, die ein Mann nur mit sich bringen konnte. Es war ohnehin schon kompliziert genug, wie es war.

„Was ist los? Du siehst aus, als hättest du einen Käfer verschluckt." Ihr missbilligender Gesichtsausdruck war ihm nicht verborgen geblieben. Er schaute sie fragend an.

„Ach nichts." Sie glättete ihre Mimik in dem Versuch ihn abzuwimmeln.

„Nein, ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass nicht nichts ist!" Seine braunen Augen bohrten sich weiter in ihre waldgrünen.

„Ich zumindest hoffe, dass ich dich bald wieder in Waldhafen abliefern und zurück nach Hause gehen kann." Sie wiederholte seine Worte. „Das bin ich also für dich? Nichts weiter als ein Brief, den du aufbewahren musst, bis du ihn abliefern kannst?" Ihre Stimme klang schärfer und vorwurfsvoller als sie beabsichtigt hatte und viel zu verletzlich in ihren Ohren.

Er zuckte zusammen. „Nein, natürlich nicht."

„So hört es sich aber an." Ihre Stimme klang immer noch trotzig. Ihm war klar, dass seine Worte sie wirklich verletzt hatten, obwohl das keineswegs seine Absicht gewesen war.

„Aber so habe ich es nicht gemeint. Ich habe gemeint, dass ich hoffe, dass du bald wieder nachhause gehen kannst und ich auch. Du gehörst nach Waldhafen und ich gehöre nach Nordstadt." Sein dürftiger Erklärungsversuch reichte nicht aus, um ihre Laune zu bessern.

„Du musst nicht hier bleiben. Ich komme alleine zurecht. Du kannst ruhig zurück zu deiner Mutter. Sie braucht dich mehr als ich." Selbst in ihren eigenen Ohren hörte sich Abby an wie ein kleines, trotziges Kind.

„Doch, ich bleibe. Nicht weil ich will, sondern weil mein Onkel sehr enttäuscht wäre, wenn ich dich jetzt alleine ließe." Es war nicht die Wahrheit und das wusste er nur zu gut. Ihre Vorwürfe ärgerten ihn dennoch und ließen ihn Dinge sagen, die nicht stimmten. Er wollte sie nicht zurücklassen und es wäre ihm am liebsten, wenn er sie wieder mit nach Nordstadt nehmen könnte. Aber dort gehörte sie nicht hin. Und er gehörte nicht nach Waldhafen.

Hier draußen im Wald waren sie beide glücklich. Zumindest für eine gewisse Zeit. Aber was war schon ein Glück wert, das nur für eine Weile währte?

Es war nicht der einzige Unterschied zwischen ihnen. Sie waren einfach viel zu unterschiedlich. Er hatte gesehen, mit welcher Hingabe sie in ihr Buch schrieb. In das Buch, welches er ihr geschenkt hatte, um sie ein wenig aufzuheitern. Noch eine Sache, die er nicht konnte. Die Buchstaben wollten einfach nicht in seinem Kopf bleiben und ihm ihr Geheimnis preisgeben.

Und dann war da noch die Sache mit ihrer Herkunft. Sie war eine Tochter aus gutem Hause und er nur der Sohn einer bescheidenen, alleinstehenden Frau. Er hatte nicht einmal ein Handwerk gelernt, sondern verdiente seinen Lebensunterhalt als Bote, Jäger und Fallensteller. Was auch immer das Schicksal oder der Zufall ihm an Gelegenheiten vor die Füße warf, machte er sich zu Nutze so gut er konnte. Er dachte selten weiter als ein paar Tage oder allerhöchstens ein paar Wochen voraus.

Es gab so viele Unterschiede zwischen ihnen. Sie konnte tanzen, singen und musizieren. Und er? Er konnte jagen und sich durch die Wälder schlagen. Es waren ein paar schöne Tage für ihn gewesen, und sie hatte ihn positiv überrascht, aber er musste ehrlich zu sich sein. Abelle und er hatten keine gemeinsame Zukunft. Sie waren zu verschieden und je eher er seine Gefühle für sie abstellte, umso besser würde es für ihn und für sie sein.

Er seufzte. Und mal wieder fasste das Mädchen seine Gedanken völlig falsch auf. „Du musst wirklich nicht bei mir bleiben, wenn du nicht willst!", entgegnete sie ihm trotzig.

„Na gut! Wenn du unbedingt willst, dann gehe ich!" Kendrik klang wütend. Er hatte nicht viel Erfahrung im Umgang mit Mädchen, zu wenig, um zu wissen, dass auch sie nicht immer alles so meinten, wie sie es sagten.

Eilig schritt er in die karge Hütte, stopfte in seine Tasche, was er benötigte und kam wenige Minuten darauf wieder hinaus. Annabelle saß immer noch auf der Bank. Leise Tränen kullerten über ihre Wangen. Tränen der Wut und des Ärgers. Als sie den Jungen sah, wischte sie verstohlen darüber. Aber zu spät, denn er hatte es gesehen. Geschah ihr recht. Warum hatte sie ihm auch vorwerfen müssen, dass er nicht bei ihr sein wollte. Mit ihr war es im Wald fast besser, als alleine, aber das würde er ihr mit Sicherheit nicht sagen.

Stattdessen marschierte er wortlos an ihr vorbei und verschwand hinter den dichten Buchen, Eichen und Eschen des Waldes. Bis er schließlich ganz aus ihrem tränenverschleierten Blickfeld verschwunden war.



*Info: Manche Quellen nennen auch Ernst Wiechert (ebenfalls deutscher Schriftsteller, 1887 - 1950 als Verfasser dieses Zitates. Aber ich glaube, die irren.)

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Oder findet ihr dieses von Erich Limpach besser: "Ein Mensch, der keine Heimat hat, gleicht einem windverwehten Blatt [...] Es kann ein Wabenwerk aus Stein wohl Wohnung, doch nicht Heimat sein."

Bin gerade beim Recherchieren darauf gestoßen und finde es auch sehr passend.

Achja, kann mich mal wieder nicht entscheiden.


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Schon wieder eine Szene, die so eigentlich gar nicht geplant war!

Kennt ihr das, wenn deine Charaktere plötzlich ein Eigenleben entwickeln und was ganz anderes passiert, als du ursprünglich eigentlich wolltest???

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