{Teil 2 ~ 1}
Da die liebe @grendelin nach einer Fortsetzung gefragt hat und mir dann gleich ein paar Sachen eingefallen sind, kommt hier schon mal was kleines. <3
„Was bekommen Sie?" Die junge Frau in der Bäckerei lächelt mich freundlich an. „Zwei vegane Kanelbuller." „Das ist eine gute Wahl! Kann ich sonst noch etwas tun?" Gut gelaunt packt sie die beiden Zimtschnecken in eine Papiertüte. „Nein." Ich suche einen 100kr-Schein heraus und reiche ihn über die Theke. „Dankeschön! Hier, bittesehr." Sie lächelt immer noch, auch während sie das Wechselgeld heraussucht und mir in die Hand drückt. Ich nehme die Papiertüte zu mir und drehe mich um. „Einen schönen Nachmittag wünsche ich Ihnen!" Noch bevor ich mir überlegen kann, ob ich ihr antworten sollte oder nicht, habe ich den Laden verlassen. Per würde mich jetzt anmaulen und mich einen Miesepeter nennen. Aber Per ist nicht hier.
Gemütlich schlendere ich durch Stockholms Straßen und schwenke die Papiertüte mit dem wundervoll duftenden Gebäck herum. Als ein junger Labrador auf mich zugesprungen kommt, muss ich lächeln und hebe den Arm mit der Tüte, während ich ihn mit der anderen Hand streichel. „Olli, hierher!" Ich hebe meinen Blick und meine Mundwinkel fallen, als ich das Herrchen erblicke. Der Typ lächelt mich an und bleibt stehen. Nein, warum macht er das? „Tut mir leid, falls er dich genervt hat. Ich hei..." „Alles gut", unterbreche ich ihn hastig und setze mich schnell wieder in Bewegung. Puh, grade noch mal so gutgegangen. Ich traue mich zwar mittlerweile alleine unter Leute, bin aber noch immer menschenscheu, wie Per es gern nennt. Und das wirkt sich dann entweder in Weglaufen oder Unfreundlichkeit aus. Immer noch auf der Flucht übersehe ich einen Typen in Anzug und ramme seine Schulter. „Pass doch auf!", beschwert der sich auch gleich. „Du bist doch genau so wenig aus dem Weg gegangen!", knurre ich zurück. „So nicht, Freundchen", gibt der Businessheini zurück, doch ich hebe nur unbeeindruckt eine Augenbraue. „Scheinbar doch", antworte ich also, zucke mit den Schultern und gehe weiter.
Ich biege in eine kleine Seitenstraße ein, da ich immer mal wieder einen anderen Weg gehen möchte. Entspannt blicke ich in die Schaufenster der kleinen Läden, bis mir ein Schild in die Augen fällt. Junge Kuratorin sucht Werke für ihre Galerie. Bei Interesse bitte hier im Laden melden. Ich lege den Kopf schief und starre am Schild vorbei in eine kleine Buchhandlung. Ein kleines Mädchen steht vor einem Regal, hinter dem Tresen steht ein junger Mann. Zwei Personen, das müsste doch nicht so schlimm sein, oder? Ich werfe einen Blick auf Pers alte Uhr, die er mir gegeben hat und stelle fest, dass ich noch genug Zeit habe. Und bevor ich es mir anders überlege, trete ich zur Tür und drücke sie auf.
Ein melodisches Klingeln ertönt und der junge Mann schaut auf und lächelt sanft, während das Mädchen mich überhaupt nicht beachtet. Also nur eine Person. Du schaffst das, Matt. Wenn er scheiße ist, kannst du einfach wieder gehen. „Hallo, was kann ich für dich tun?" „Ich hab das Schild im Schaufenster gesehen." „Ah, wegen der Galerie? Moment, ich hole schnell meine Schwester, das ist ihr Ding." Das war ja schon mal nicht so schlimm. Ich warte ab und einen Augenblick später tritt er wieder hinter dem Vorhang hervor und ihm folgt eine junge Frau, die ihm extrem ähnlich sieht. „Hej, du möchtest was ausstellen?" Ihre Stimme klingt genauso ruhig wie die ihres Bruders und ich glaube fast, dass ich mein Warnsystem etwas herunterschrauben kann. „Ja, genau." „Okay, möchtest du dir die Räume kurz anschauen? Dann würde ich natürlich noch gern deine Kunst sehen und wir gucken später zusammen, ob es passt?", schlägt sie vor. Ich nicke nur.
10min später habe ich die Telefonnummer von Lotta, einen Eindruck von den Galerieräumen über dem Laden und einen Termin für morgen, wo ich ein paar meiner Leinwände vorzeigen soll. Irgendwie bin ich der festen Überzeugung, dass sie keine dunklen Geschäfte vorhat, denn sie war selbst so begeistert von ihrer Galerie. Ich habe schon fast das Gefühl, dass meine Mundwinkel erhoben sind, als ich aus der Tür zurück in die angenehme sommerliche Wärme trete und mich auf den Weg nach Hause mache.
Gerade noch rechtzeitig schließe ich die Tür auf, schlüpfe aus meinen Schuhen und tapse mit den Kanelbullern in die Wohnküche. Rasch setze ich Wasser für einen grünen Tee auf, packe das Gebäck auf einen Teller und suche zwei Tassen raus.
„Matteoooo!" Ein Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht und ich trete in den Flur, wo mir ein strahlender Per entgegen kommt. Er sieht so wunderschön aus, dass ich meine Hände an seine Wangen lege und ihn zärtlich küsse. Ich spüre, wie er lächelt und seine Hände auf meiner Hüfte ablegt, um mich sanft aber bestimmt näher zu sich zu ziehen. Schließlich löse ich mich wieder von ihm und lächel ihn an. „Schön, dass du da bist." Er lacht und schiebt seine Hände unter mein Shirt. „Ja und weißt du was? Ich habe in drei Wochen Urlaub! Für zwei Wochen! Ist das nicht toll?" „Ja." Zum Glück weiß er mittlerweile, dass ich nicht automatisch schlecht drauf bin, wenn ich einsilbig antworte. „Wir müssen da unbedingt was schönes machen! Irgendwo hinfahren oder so... Zwei Wochen frei und nur Zeit mit dir, ich freu mich so!" „Woher weißt du, dass ich mitkomme?" „Ach hör auf, du kannst doch gar nicht mehr ohne mich", lässt mein Freund sich nicht davon beeindrucken und wir wissen beide, dass er recht hat.
„Wehe wir fahren irgendwo hin, wo viele Menschen sind." Per wirft mir ein warmes Lächeln zu und wuschelt einmal durch meine Haare, ehe er sich von mir löst und in die Küche begibt. Langsam folge ich ihm und beobachte, wie er den Kühlschrank öffnet und nach etwas essbarem sucht. Ich kann nicht leugnen, dass sein Hintern dabei gut zu Geltung kommt, doch der Ausblick ist mir nicht lange gegönnt, denn er schließt den Kühlschrank wieder und richtet sich auf. „Dreh dich um, du Fressmonster." Er wirft einen Blick auf den runden Holztisch und beginnt zu strahlen. „Oh, mein süßer Matti!" „Matt." Ich erwidere seinen etwas stürmischen Kuss, doch er löst sich genauso schnell wieder von mir, wie er seine Lippen auf meine gepresst hat. „Danke, ich liebe dich, du Grummelmeister." Ich verdrehe die Augen und schenke den Tee ein, kann mir jedoch ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
„Und, wie war dein Tag?" „Gut, ich habe erst ein bisschen geschrieben und war dann etwas draußen, um neue Ideen zu sortieren. Aufm Rückweg hab ich dann an ner kleinen Bücherei ein Schild gesehen, dass ne junge Galeristin Bilder zum ausstellen sucht", beginne ich zu erzählen und setze mich meinem Freund gegenüber. „Oh, wow, das klingt ja toll! Gehst du noch mal hin?" „Ja, morgen. Ich soll ein paar Sachen zeigen." „Warte, hast du schon mit ihr geredet?" Seine Augen glitzern stolz und ich nehme einen Schluck von meinem Tee, um ihn ein bisschen auf die Folter zu spannen. „Ja, sie heißt Lotta und ist glaub ich ganz nett. Die Galerieräume sind über dem kleinen Buchladen von ihrem Zwillingsbruder und super hell und geräumig... ein paar Werke sind schon da. Ich würd jetzt meinen, dass mein Stil da ganz gut reinpasst, aber mal sehen, was sie morgen sagt."
„Ach, Matt, das klingt wunderbar! Ich freu mich so für dich! Und vielleicht kennt ihr Bücher-Bruder auch jemanden von nem Verlag, damit du Wolkenreich mal einschickst?" Pers rotbraune Augen funkeln und ich bin mir sicher, dass ich nie einen schöneren Menschen gesehen habe. Leicht abgelenkt strecke ich meine Hand aus, um ihm einmal über den Kieferknochen zu fahren. „Hm? Ähm, also..." Ich ziehe meine Hand zurück und sammel mich kurz. „Er heißt Torge und ist glaub ich auch ganz nett, vielleicht kann ich ihn echt mal fragen, gute Idee", überlege ich und lächel ein bisschen. „Muss ich eifersüchtig sein?" „Gott, Per, nein, nicht jeder Typ, mit dem ich rede, will mich anspringen. Und selbst wenn, kann uns das doch egal sein, oder?" Mein Freund steht auf, läuft um den Tisch und lässt sich auf meinem Schoss nieder. „Ich weiß, aaaber ich denk immer, dass du nicht checkst, wenn die mit dir flirten...." „Aber du weißt auch, dass du dir trotzdem keine Sorgen machen musst, also mach mal nicht son Drama." Per nickt und lehnt sich vor, um mich kurz zu küssen.
Vielleicht haben wir uns auch ein bisschen länger geküsst. Man könnte es auch jugendliches Herumknutschen nennen. Manchmal überfällt es uns einfach so, und irgendwie glaube ich, dass ich nie genug von ihm bekommen werde. Jedes Mal kribbelt mein Bauch wie beim ersten Kuss oder wie in der Nacht, in der er mich eingeladen hat, hierher mitzukommen. Und ich hoffe wirklich, dass diese Wirkung auf mich niemals nachlässt. Aber ich bin guter Dinge, denn selbst mit Alltag und nach fast drei Monaten Beziehung fühle ich mich noch äußerst frisch verliebt.
„Hmm...", nuschelt mein Freund, als ich seinen Hals mit Küssen übersehe. „Okay, entweder wir verlegen das hier ins Schlafzimmer, oder wir essen weiter diese leckeren Kanelbuller", seufzt er und ich löse meine Lippen von ihm. „Die Entscheidung ist leicht", grinse ich, schiebe ihn von meinem Schoß und widme mich wieder meinem Gebäck. Per seufzt erneut dramatisch und lässt sich auf seinen Stuhl fallen. „Manchmal bist du echt fies", mault er und ich sehe auf. „Solltest du dich nicht daran gewöhnt haben?" „Hab ich, aber mein Schwanz nicht", erwidert er und verdreht die Augen. „Das tut mir jetzt aber leid", grinse ich ironisch, aber dann habe ich doch das Nachsehen. „Vielleicht lässt sich da ja später noch was machen." Mein Freund wirft mir einen Luftkuss zu und nimmt dann einen Schluck von seinem Tee. „Wann ist morgen dein Treffen mit der Galerie-Tante?" „Lotta." Ich werfe ihm einen strengen Blick zu und er hebt entschuldigend seine Hände. „Um fünf." Pers Augen beginnen zu leuchten. „Kann ich mit?" „Weil es dich wirklich interessiert oder weil du Torge, der bestimmt eh hetero ist, zeigen willst, was Sache ist?" Er hebt einen Mundwinkel. „Beides?" Ich seufze ergeben und stehe auf, um den Tisch abzuräumen. „Okay."
„Danke, das freut mich wirklich." Er schlingt seine Arme von hinten um mich, während ich das dreckige Geschirr in die Spülmaschine stelle, und haucht mir ein paar Küsse in den Nacken. Lächelnd fülle ich ein bisschen Pulver in das kleine Fach und drücke dann die Eco-Taste, so, wie Per mir das gezeigt hat. Dann schließe ich die Klappe und drehe mich in seinen Armen um. „Hej", sage ich leise und schlinge meine Arme um seinen Hals. „Hi, mein Schöner", murmelt er und küsst zart meine Nase. „Hast du dir jetzt eigentlich schon überlegt, was du an deinem Geburtstag machst?" Ich verdrehe die Augen und versuche, ein Stück abzurücken. Doch Per scheint das schon geahnt zu haben und hält mich fast an sich gedrückt. „Warum vergisst du ihn nicht einfach wieder?" „Warum sollte ich den Geburtstag von meinem Freund vergessen?" „Weil du ihn eh nur weißt, weil du beim Beantragen von meinem Ausweis dabei warst!", beschwere ich mich. „Pech." Per lächelt mich an und ich schließe die Augen, damit mich sein Anblick nicht weichklopft. „Ich werde meinen Geburtstag nicht feiern. Ende der Diskussion."
„Ich akzeptiere das so nicht, Matti." „Halt die Fresse", grunze ich genervt und wende bei diesem Befreiungsversuch etwas mehr Kraft auf. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass er mir, statt mich loszulassen, einfach in den Schritt greift. „Lass das!", fauche ich, doch mein Freund scheint nicht daran zu denken. „Irgendwie muss ich dich ja überreden. Ich weiß, dass du dich am Ende freuen wirst, wenn du was machst. Wenigstens mit ein paar Leuten." Ich kann dem Quark, den er labert, nicht besonders gut folgen, da er dabei mit der Hand in meine Hose geschlüpft ist. „Hmmm... Hör auf, mich zu sabotieren!" „Komm schon, Matt. Nur Oscar, Mimi und vielleicht deine Lotta und Torge", nuschelt er an meinem Hals und beginnt, sanfte Küsse auf meiner Haut zu verteilen. „Nein!" Er seufzt und lässt mich so plötzlich los, dass ich nach hinten gegen die Spülmaschine stolpere. „Okay, wie du meinst." Ich presse meine Lider zusammen und atme tief durch. „Meinetwegen kochen wir was zusammen mit Mimi und Oscar." „Yes!", ruft Per und fällt mir um den Hals. „Du wirst sehen, dass es dir gefallen wird, wenn du es zulässt." „Hm", grunze ich, nicht besonders überzeugt. „Du weißt, dass ich dich liebe und nur das beste für dich will, oder?" „Ich weiß. Ich dich auch." Seufzend umschlinge ich mit meinen Armen seinen Rücken und lege meinen Kopf auf seine Schulter. Vielleicht wird es ja wirklich nicht so schlimm.
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