Sonntag - 47.1 - auf nach Berlin
Don't forget - it's fiction!
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„Leute, heute Abend gibt es wieder deutsches Brot!"
Mit diesem Schlachtruf von Yoongi trudeln die Jungs beim Frühstück ein.
„Jaja, und Milchreis und Käsekuchen und glückliche Yoongis und überhaupt."
Jin kann sich das Lästern einfach nicht verkneifen.
„Aber dafür nicht mehr so viel Zeit für Sightseeing und Gammeln. Ab jetzt wird das Programm bis Billboard immer dichter. Wenn wir was von London haben wollen, sollten wie die nächsten beiden Städte echt fürs intensive Training nutzen."
Taehyung erinnert alle an den straffen Zeitplan.
„Guten Morgen! Können wir schon eure Koffer mitnehmen?"
Ein Mitarbeiter vom Staff streckt den Kopf zur Tür rein. Als die Jungs die Koffer holen, greifen gleich drei Leute zu und sind auch schon wieder verschwunden. Dafür kommen Jimin und Jeongguk in absoluter Alberlaune rein. Namjoon seufzt zufrieden.
So darf es bitte immer bleiben. Zumindest mal für den Rest dieser Tour.
„Joonie, wie geht es Yuiko? Hat sie alle Klausuren hinter sich?"
Hoseok fragt einfach mal ganz neugierig, während er sich auf dem Tisch umschaut und sich ein Stück Käse schnappt. Namjoon schüttelt den Kopf.
„Letzte Woche waren drei, morgen ist noch eine. Und dann hat sie bis Sonntag Zeit, um für den Montag zwei Hausarbeiten fertig zu schreiben. Abgabe wäre eigentlich Freitag drauf, aber da ist sie ja schon bei uns. Also muss sie vorher fertig werden. Dienstag Abend landet sie dann in London."
Jimin schüttelt sich.
„Warum nochmal habe ich nie in Erwägung gezogen zu studieren??? Das klingt ja superstressig!"
Aber Guk lacht ihn aus.
„Sagt der, der immer noch zwei Stunden weiter getanzt hat, wenn alle anderen längst umgefallen sind, und die Essenspausen lieber zum Singen genutzt hat, nur um dann immer noch unzufrieden zu sein ... Du hast echt'n Vogel!"
Jimin grinst - und spürt, wie schön es ist, dass ihn diese Bemerkung nicht trifft sondern amüsiert.
Jin schaut Namjoon lange an.
„Bist du inzwischen echt so gelassen, oder versteckst du deine Aufregung nur gut?"
Namjoon fährt sich nervös durch die Haare.
„Ich glaube, all das, was wir in der Zwischenzeit erlebt haben, und das Lernen für ihre Klausuren haben mich ziemlich runtergeholt. Unser Kontakt ist ganz normal und freundschaftlich inzwischen. Aber ihr könnt sicher sein, dass ich wieder völlig flattern werde, sobald sie in Heathrow vor mir steht. Dann heißt es wieder: Hirn, wo bist du???"
Er lacht sein typisches Kchchch-Lachen und fügt dann ganz leise noch etwas hinzu.
„Allein ihre Stimme am Telefon lässt mich jedesmal zehn Zentimeter überm Boden schweben."
Yoongi schmunzelt.
„Soll ich mitkommen zum Flughafen und unterwegs Händchen halten? Sonst fliegst du noch davon ... Ich schnapp mir dann das Gepäck und verkrümele mich. Aber du kommst wenigstens lebend an."
Schadenfrohes Kichern allerseits ... Doch Namjoon ist gar nicht abgeneigt.
„Keine Ahnung, eventuell komme ich darauf zurück. Wahrscheinlich wärst du mir schon eine Hilfe. Du kannst ein echter Romantik-Killer sein. Das erdet mich dann."
Wieder schadenfrohes Gekicher, und Yoongi plustert empört die Backen auf. Aber Namjoons dankbarer Blick besänftigt ihn gleich wieder.
„Auf geht's, Jungs!"
Diesmal ist es Sung-Deuk, dessen Kopf im Türrahmen erscheint. Also schnappen sich alle ihr Handgepäck, ziehen sich ihre Jacken an und schlendern zum Aufzug. Auch wenn sie ihre Herzensfamilie nicht sehen werden – sie freuen sich auf Deutschland. Und Namjoon hat für Berlin fast nur einen Wunsch: eine große, gut sortierte Buchhandlung, wo er Lernmaterial über Deutsch für Ausländer erstehen kann! Vielleicht ein deutsch-koreanisches Lexikon, hoffentlich ein bisschen Lektüre für Anfänger. Und Nietzsche auf Deutsch als Anreiz, dran zu bleiben. Das bunte Sprachgemisch dieser Tour hat in ihm die Sehnsucht geweckt, mal wieder etwas richtig gründlich zu lernen.
Auf der Fahrt zum Flughafen Schiphol schaut Tae sehnsüchtig aus dem Fenster. Er ist der einzige, der eigentlich nicht weg will. Er hat sich in die alte, junge, gemütliche, schrille, weltoffene, liebenswerte Stadt in diesem Land am Meer verliebt und weiß ganz genau, dass er hier wieder herkommen will. Es gibt viele sehr alte und spannende Kulturen in Asien. Aber die Vielseitigkeit und Vielschichtigkeit, die er in Europa zu entdecken begonnen hat, lockt ihn sehr.
Die Zeit bis zum Abflug ist Routine. Als sie schließlich im Flieger sitzen für die kurze Strecke nach Berlin, nutzen sie wieder die Gelegenheit, um sich zu besprechen. PD zückt gleich wieder sein Notebook.
„Ich würde gerne heute Abend die endgültige Liste von Dingen durchgeben, die wir aus Seoul brauchen und mit Yuiko geliefert kriegen. Ist euch noch was Wichtiges eingefallen?"
Konzentriert geht jeder nochmal seine eigenen Songs im London-Special durch und gleicht das mit der vorhandenen Liste ab. Kleinigkeiten werden ergänzt.
„Tae, wie sieht das Programm für Berlin aus?"
Hoseok wendet sich ihm zu. Also zückt Tae sein Handy.
„Heute Nachmittag können wir bummeln. Montag Vormittag ist noch Luft, nachmittags sind wir bereits in der Halle, Comeback und Special trainieren. Dienstag und Mittwoch sind die Konzerte, da sind wir die ganzen Tage in der Halle. Donnerstag haben wir noch den Vormittag für uns, am Nachmittag setzen wir nach Warschau über. Deshalb habe ich auch nicht viel geplant. Wir hatten mal gesagt, dass wir nochmal zu der Halle wollen, wo wir 2014 aufgetreten sind. Bleibt es dabei?"
Da wollen schon alle gerne nochmal hin.
„Ansonsten war ich echt ein bisschen traurig beim Recherchieren. Es gibt alleine nicht eins sondern ungefähr fünf bis sieben angesagte Szeneviertel. Es gibt geführte Touren zur Mauer, zum Thema 'DDR', zu den 'goldenen Zwanzigern', durch die alten Arbeiterviertel, die hier wohl echt was Besonderes sein müssen.
Es gibt zahllose kleine und große Museen und Sonderausstellungen. Den Grunewald, den Spreewald, den Wannsee. Den Reichstag, wo hier das Parlament tagt, kann man besichtigen. Das Brandenburger Tor. Dann ganz viel preussische Geschichte, zum Beispiel Schloss Sanssoussi von Friedrich dem Großen. Das war so'n König im 18. Jahrhundert hier, der ganz Europa aufgemischt hat. Jüdische Geschichte. Architektur. Ich könnte noch endlos weiter aufzählen. Eigentlich müsste man sich für Berlin zwei Wochen Zeit nehmen. Und wir haben nicht mal zwei Tage ..."
Erstmal sind wieder alle wie erschlagen von der Fülle an Möglichkeiten. Dann gibt sich Namjoon einen Ruck.
„Weißt du was? Wenn wir im Hotel eingecheckt haben, suchen wir uns als erstes jemand vom Hotelpersonal, der uns da beraten kann. Wir erzählen ihm, was wir sonst gerne sehen, und der soll uns dann helfen, dass wir unsere Zeit sinnvoll nutzen."
Sung-Deuk mischt sich nun auch ein.
„Wir haben zwar noch viel vor bis London. Aber so rabenschwarz sieht es doch nicht aus. Wir gehen jetzt einfach mal davon aus, dass ihr hier konzentriert arbeitet. Vielleicht könnt ihr morgen Nachmittag so viel schaffen, dass ich euch am Dienstag auch nochmal laufen lasse. Wie wärs?"
Bei diesen Worten hellen sich die Gesichter der Jungs ein bisschen auf.
Nach nicht mal einer Stunde Flugzeit nähern sie sich bereits Berlin und werden aufgefordert, sich wieder anzuschnallen. Auf den Bildschirmen erscheinen nun Karten von der Landschaft. Und so können sie verfolgen, was unter ihnen vorbei zieht. Bei Potsdam erkennen sie die weitläufigen Parks um das Schloss Sanssoussi. Dann folgt eine ausgedehnte Seenlandschaft. Und schließlich drehen sie über Berlin ein. Nach 30 Jahren kann man aus der Luft nur noch an wenigen Stellen an der Bebauung der Innenstadt erkennen, wo mal die Mauer entlang lief. Aber dann erscheint ein Nachtbild der Innenstadt auf dem Bildschirm, und da ist die Grenze überdeutlich zu sehen. Dazu wird erklärt, dass die alten Straßenbeleuchtungen aus Mauerzeiten immer noch nicht ausgetauscht sind. Der Osten hatte gelbliche Stromlaternen, der Westen entweder Gas- oder weiße Stromlaternen. Und diese Linie mitten durch die Stadt sieht man auf dem Foto sehr klar.
Dann landen sie in Tegel und werden zum Hotel gefahren. Sie checken ein, packen kurz ihre Koffer aus und treffen sich bald wieder an der Rezeption, wo Namjoon nachfragt, ob sich jemand ein bisschen Zeit nehmen kann, um sie zu beraten. Rasch findet sich ein Mitarbeiter, ein junger Kellner, der nicht nur sehr gut Englisch spricht sondern auch waschechter Berliner ist und selbst Spaß an seiner Stadt hat. Dem erklären sie nun, dass sie Lust auf das Ungewöhnliche und auf das Landestypische haben.
Der junge Mann, der sich als Chris vorstellt, erkundigt sich noch, wann und wie viel Zeit sie eigentlich haben, überlegt einen Moment und legt dann los.
„Heute Nachmittag könntet ihr unter den Linden bummeln, durchs Brandenburger Tor gehen und den Reichstag von außen ansehen. Rein kommt ihr so spontan nicht, da muss man sich ewig vorher anmelden oder Schlangestehen und dann 1000 Sicherheitskontrollen über sich ergehen lassen. Dazu ist eure Zeit jetzt zu schade. Dafür würde ich euch heute Abend gerne ins Varieté schicken. Das ist ganz typisch für das Berlin der 20er und 30er Jahre und wieder für heute. Kleinkunst auf sehr hohem Niveau, Musik, stilvolles Ambiente. Allerdings solltet ihr dafür Anzüge dabei haben."
Sein Blick geht fragend in die Runde, aber die Jungs nicken nur.
„Morgen Vormittag solltet ihr einen ausgedehnten Spaziergang machen durch die Oranienburger Straße. Da findet ihr am Wege dann die größte und schönste wieder aufgebaute Synagoge, die Hackeschen Höfe, wo vor Hundert Jahren die Arbeiter „gestapelt" waren, und einfach jede Menge städtisches Flair. Für euren letzten Vormittag schlage ich dann noch das DDR-Museum vor. Deutschland war ja 44 Jahre lang geteilt in BRD und DDR, davon 28 Jahre mit der Mauer mitten durch Berlin. Die BRD gehörte zu den Westmächten, die DDR zum Ostblock. Das heißt: an der innerdeutschen Grenze standen sich im Grunde USA und UDSSR direkt gegenüber. Die Menschen im Westen hatten alle Freiheiten, die Menschen im Osten waren letztendlich gefangen in ihrem Staat und System. Und deshalb wollten die meisten eigentlich nur da weg. Von all dem erzählt das Museum. Es ist absolut sehenswert."
Nach und nach sehen die Gesichter der Jungs wieder zufriedener aus. Das klingt doch alles nach einem guten Plan.
„Und wie kommen wir an Karten für ein Varieté? Und wer führt uns durch die Oranienburger? Denn auf eigene Faust loszulaufen, halte ich für Quatsch."
Chris grinst.
„Ein Varieté zu buchen, versuche ich jetzt gleich für euch. Und da ich morgen frei und total Lust drauf habe, würde ich sagen: Die Oranienburger kriegt ihr direkt von mir. Wenn ihr wollt."
Namjoon übersetzt alles, und die Jungs freuen sich riesig. Der Typ scheint so in Ordnung zu sein! Mit dem zusammen macht das bestimmt richtig Spaß.
Also geht Chris als nächstes mit ihnen ins Büro und versucht, noch Tickets für ein Varieté für den Abend zu kriegen. Nach einigem Getippse sieht er dann sehr zufrieden aus.
"Ihr habt Glück. Da sind noch ausreichend Last-Minute-Tickets für den Wintergarten. Das ist das älteste und renommierteste Varieté überhaupt in Berlin. Und die Show klingt auch interessant. Livemusik aus 60 Jahren Rock'n'Roll-Geschichte, und dazu Kleinkunst á la Akrobatik, Jonglage und ähnliches. Allerdings braucht ihr für den Wintergarten wirklich Anzüge."
Namjoon nickt.
„Das ist kein Problem. Die haben wir immer dabei. Und wann und wo treffen wir uns morgen mit dir? Wir müssen um 13:00 in der Halle sein."
Während Chris die Tickets für den Wintergarten ausdruckt, erklärt er ihnen, wo sie sich treffen können.
„Dann sollten wir um 8:30 dort starten, damit wir keinen Zeitdruck haben. - Hier, eure Tickets für heute Abend."
Chris greift noch einen Stadtplan, der an der Rezeption für die Gäste bereit liegt, und kringelt ihnen alle entscheidenden Punkte ein.
„Hier sind wir, hier ist die nächste S-Bahn-Station, und da wollt ihr jetzt hin. Wenn ihr hier entlang bummelt, könnt ihr da wieder einsteigen und zurück fahren. Abendessen heute bekommt ihr im Wintergarten, denkt an eure Kreditkarten. Ihr könnt nichts Schöneres erleben in Berlin, aber es ist alles „vergoldet" ... Morgen müsst ihr nur gute Schuhe zum Laufen, Kameras, Neugierde und gute Laune mitbringen. Den Rest erledige ich. Bis dann!"
Auf einmal sind die Jungs wieder voller Tatendrang.
„Los, auf!"
Jeongguk drängelt.
„Lasst uns die Anzüge organisieren, die Kameras holen – und dann los!"
Sie gehen nochmal auf ihre Zimmer und präparieren sich für den ersten Ausflug. Namjoon telefoniert derweil mit der Backstage-Chefin Eun-Mi und spricht mit ihr ab, was sie an ordentlich-chicken Klamotten für den Abend dabei haben und auf die Zimmer bekommen können. Dann laufen sie los Richtung S-Bahn, kaufen sich eine Tageskarte und stürzen sich auf die größte und älteste Flaniermeile von Berlin: Unter den Linden.
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22.3.2019 - 8.6.2019 - 4.11.2019
27.4.2020
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