Donnerstag - 30.1 - Gorki-Park
Don't forget - it's fiction!
Ich habe jetzt gefühlt wochenlang überlegt, in welcher Reihenfolge ich dieses und das nächste Kapitel setze, habe versucht, was umzuformulieren - hilft alles nix, ich kann mich nicht entscheiden. Also bleibt es, wie ursprünglich geplant. Wenn Du das nächste Kapitel liest, weißt Du vielleicht, warum ich so mit mir gehadert habe ...
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Nach einer störungsfreien Nacht wachen die sechs Jungs am Donnerstag Morgen in ihrem Moskauer Hotel auf. Namjoon chattet wie jeden Morgen ein bisschen mit Yuiko, bei der ja dann fast Abend ist. Er hat sich das angewöhnt, weil es ihn total beruhigt, einen normalen Kontakt zu ihr aufzubauen – das nimmt den Druck aus der London-Aktion raus. Yoongi streckt sich – und dreht sich nochmal um. Da er sich das Zimmer nun mit Tae teilt, ist das nicht sehr förderlich dafür, dass DER irgendwann aufwacht. Heute gelingt das jedoch leichter als sonst, weil Jimin ihn anbimmelt, um ihm von gestern zu erzählen und seine Anspannung wegen der Gesangstunde los zu werden. Guk und Hobi sind schon länger wach und tanzen. Das haben sie seit Deutschland beibehalten, und sowieso schadet es nicht, denn für Moskau ohne Jimin sind die alten Soli "Begin" und "Mama" wieder ins Programm gerutscht. Und Jin liebt es auf Tour, in jedem Land eine neue Küche zu erkunden. Also freut er sich jetzt schlicht aufs Frühstück. Als der Zimmerservice das Essen bringt, trudeln auch die anderen nach und nach ein. Inzwischen ist es auch Gewohnheit, dass PD und Sung-Deuk viel bei ihnen in der Suite sind. Es hilft ihnen allen, das neu geknüpfte Band zu festigen.
Und es ist auch immerzu was zu organisieren: die Zusatzkonzertstunde in London braucht viel zusätzliches – zum Teil verändertes - Playback, Backgroundtänzer, zusätzlich programmierte Lichtshow, ein paar ungewöhnliche Kulissen auf der Bühne, mehr Filmkameras, Outfits. Tae stellt nach und nach das Rahmenprogramm für alle weiteren Stationen ihrer Tournee auf den Kopf, was überall Umorganisation, Umbuchungen, Genehmigungen, Stornierungen zur Folge hat. Er gibt sich zwar viel Mühe, die organisatorisch aufwändigen Punkte beizubehalten, aber ganz lässt sich der Aufwand nicht immer vermeiden, denn die Devise ist ja: entzerren, Luft schaffen. Also müssen sie dauernd einzelne Punkte gemeinsam absprechen.
Ihr direkter Manager war ja von Madrid aus nach London verbannt worden und wurde so etwas von der Entwicklung abgehängt. Natürlich wurde er inzwischen umfassend über die Ereignisse in Rom informiert und war auch echt heilfroh, dass sich alles so gut aufgelöst hat. Er hat dann vorgeschlagen, dass er auch Moskau noch auslässt und stattdessen in London nicht nur das ganze Ticketkarussell fertig organisiert sondern sich auch um die vielen neuen Extrawürste kümmert. Das ist vor Ort viel einfacher als aus der Ferne. Wenn alles nach Plan verläuft, wird er in Am*dam dann wieder dazustoßen. Und wenn die Jungs in London eintreffen, ist das meiste schon in trockenen Tüchern. Sung-Deuk arbeitet fieberhaft am Boyz-with-Fun-Special. Das ist nicht ohne, erfordert Fingerspitzengefühl und will ja auch noch trainiert werden. Aber die Aufgabe, die die Jungs ihm gestellt haben, ist spannend. Sobald Jimin wieder dabei ist, müssen sie ran.
Beim Frühstück erzählt Tae, was heute alles möglich ist. Der Gorki-Park ist ein riesiges Gelände an der Moskwa. Es ist Park und Freizeitpark, wird gesäumt von Kunstmuseen, ist eine herrliche, weitläufige Naturlandschaft durchsetzt mit Spielplätzen, Springbrunnen, Pavillons – und das mitten in der Stadt. Die Filmcrew hatte vorher ein paar schöne Plätze für Foto-Shootings ergoogelt und Genehmigungen eingeholt. Sie müssen nun überlegen, ob sie ohne Jimin überhaupt Shootings machen sollen.
„Im Grunde ist die Frage dahinter, ob wir die Shootings machen ausschließlich, um sie für Alben und Fan-Service zu nutzen. Oder ob die Fotos auch einfach schöne Erinnerungen für uns sind."
Namjoon denkt laut. Und auch Jin spricht spontan aus, was er denkt.
"Meistens haben wir die Bilderstrecken 'beruflich' genutzt. Aber zumindest bei mir sind immer die schönsten Bilder davon in meinem persönlichen Album gelandet, weil ich so am Ende des Jahres immer schauen kann, wann wir wo waren, was wir erlebt haben, was unsere Hauptarbeit in der Phase war ..."
Guk fällt ihm ins Wort.
„...und welche Farbe wir da grade auf dem Kopf hatten."
Alle müssen schmunzeln, und Tae mich sich jetzt ein.
"Stimmt! Das ist überhaupt das Wichtigste!"
Breites Grinsen.
„Als ich Anfang des Jahres ein paar Tage bei meiner Familie war, hat meine kleine Schwester mir ganz stolz ihr Album mit Bildern von mir gezeigt und wollte bei manchen Bildern wissen, wann wir die Aufnahmen eigentlich gemacht haben. Aber an die Hälfte der Farben auf meinem Kopf konnte ich mich schon nicht mehr erinnern."
Auch die anderen haben ihre persönlichen Verwendungen für einige der Bilder. Guk arbeitet sie immer mal in seine GoldenCloset-Filme ein oder nimmt sie zumindest zu Hilfe beim Datieren. Yoongi stellt oder hängt manchmal entsprechende Fotos neben die Urkunden und Awards in ihrem kleinen Ehrenzimmer im Bighit-Gebäude. Und Namjoon outet sich, dass er von ganz vom Anfang an ein Tagebuch geführt hat, in dem er alle – auch die ausgeschiedenen in der Traineezeit – immer wieder in ihrer Entwicklung beschreibt, sich selbst reflektiert, Schwierigkeiten untereinander schriftlich für sich aufdröselt, Erfolge und Scheitern analysiert – und das Ganze mit entsprechenden Bildern garniert, weil damit das Geschriebene besser in der Erinnerung verankert ist. Hobi freut sich zwar auch ab und zu über Bilder von den anderen oder allen. Aber vor allem hat er kurz vor dem Debut für sich beschlossen, ein Erinnerungsbuch seiner persönlichen Fortschritte, Lernerfolge und Highlights zu führen für die Momente des Zweifels. Und die hatten sie ja alle. Eigentlich alle hatten mehrfach in der Traineezeit mit dem Gedanken gespielt aufzugeben.
Klar ist also ganz schnell, dass sie auch ohne Jimin Shootings haben wollen, aber es muss nicht in dem Umfang sein wie sonst. Und für offizielle Zwecke geben die anderen Städte der Europatour sowieso genug Material her.
Nachdem das geklärt ist, kann Tae sich wieder dem Programm zuwenden.
„Also – der Gorki-Park. Möchte jemand in den Freizeitpark? Ewig viel Zeit haben wir nicht, weil wir ja heute Nachmittag noch für einige Stunden in die Halle wollen. Außerdem ist es hier eindeutig noch viel zu kalt zum gemütlichen in der Sonne gammeln. Mein Vorschlag wäre es also, dass wir zwar durch den Park bummeln, uns dann aber dem Garage-Museum of Contemporary Art zuwenden – da gibt es zeitgenössische Kunst, Gebrauchskunst, verrückte Installationen und sowas. Im Park gibt es auch mehrere Restaurants. Davon können wir uns dann eins aussuchen fürs Mittagessen."
Alle nicken.
„Das klingt nach einem vernünftigen Vorschlag. Und – Jungs! Vergesst die 'sexy Öhrchen' nicht! Wir halten uns draußen auf!"
Yoongi. Wer sonst? Bei dem Spruch ...
Kurz danach brechen sie auf und fahren mit ihrem Convoy zum Gorki-Park. Unterwegs staunen sie über die Masse an monumentalen Prachtbauten und riesigen Plätzen. Es wirkt alles ein bisschen – protzig? Als müssten die Erbauer etwas beweisen oder der Welt zeigen. Fast ist es gut, dass sie die „sexy Öhrchen" auf haben. So kommen sie nicht in Versuchung, spontan zu lästern und damit ihren „persönlichen Begleiter" (= Spitzel ...) hellhörig werden zu lassen. Stattdessen nutzen sie den Gruppenchat für ihre Eindrücke. So kriegen auch wir in Deutschland mit, wo sie grade stecken und was ihnen so alles begegnet. Leider ist das Wetter heute wirklich nicht besonders toll. Bei 0° Grad und nun auch noch einsetzendem Strippenregen lassen sie sich lieber spontan zum Museum fahren und nehmen sich dafür richtig Zeit. Sie bewundern große Schrottinstallationen, lernen den Unterschied zwischen Gebrauchskeramik, Industriedesign und Alltagskunst kennen und haben ihren Spaß in einem Raum voller Schlagzeugtrommeln – die dort in Massen von der Decke hängen.
Alles Hüpfen bringt nichts. Die Trommeln hängen einfach zu hoch. Kurz spielen sie mit dem Gedanken, eine Pyramide zu bauen. Aber das energische Einschreiten der beiden Leader kann die übermütigen Maknaes dann doch bremsen. Da es aufgehört hat zu regnen, laufen sie vom Museum zu dem Restaurant, das ihnen im Hotel empfohlen worden war. Die Rezeption hat ihnen einen Raum reservieren lassen, so dass sie sich ungestört unterhalten und die russische Küche genießen können.
Auf der Fahrt zur Halle kommt dann die Nagelprobe. Namjoon hat seine „sexy Öhrchen" natürlich nicht auf – er braucht sie ja nicht -, und so hört er sehr früh die sich nähernden Sirenen. Sein Kopf fliegt hoch, aber zu seiner Beruhigung sieht er, dass Jin neben ihm brav seinen Schallschutz trägt. Sofort ruft er Guk im anderen Wagen an und sagt Bescheid. Doch der hatte auch seine Ohren aufgesperrt und bei Hobi und Yoongi gedrängelt. Jetzt zeigt sich, wie dicht die Dinger wirklich sind! Zum Glück rasen die lärmenden VIP-Autos nicht direkt an ihnen vorbei sondern durch eine Parallelstraße, und so bleibt es bei der Schrecksekunde. Aber immerhin wissen sie jetzt, dass die Teile ihren Zweck erfüllen. Die Drei haben absolut nichts gehört.
Die nächsten Stunden laufen in gewohnter Routine ab – Aufwärmen, Soundcheck, Durchlauf. Die neu rein genommenen Stücke werden ausführlicher geprobt. Die Gesangsparts von Jimin müssen entweder vom Band kommen oder von einem der anderen gesungen werden. Und wie in Rom angedacht, beschließen sie, dass beim Medley und zwei weiteren Stücken Sung-Deuk auch mit in die Bütt darf, um Jimin zu ersetzen. Als Backgroundtänzer wird er sowieso dabei sein. Und einigermaßen passende Klamotten finden sich auch noch im Fundus. Die Backstage-Damen legen sich ins Zeug, ihm ein paar Sachen umzuändern. Etwas mühsam ist, dass die Haustechniker wirklich NUR russisch können und nicht sehr flexibel auf die Bedürfnisse der Koreaner eingehen. Irgendwann sind alle genervt und schlecht gelaunt. PD telefoniert mit der Botschaft und fragt nach noch ein paar Dolmetschern. Anschließend geht er, um beim Management der Halle zu meckern. Ein Stromausfall beim Konzert, gepaart mit lustlosen Technikern wäre doch eher suboptimal ...
Müde getanzt, genervt und lustlos fahren sie später abends wieder ins Hotel. Es regnet schon wieder. Die Straßen sind immer noch verstopft. Und Namjoon gibt eine Durchhalte-Parole aus.
"Lasst euch bitte alle was einfallen, was wir gleich nach dem Essen machen können, das uns wieder aufheitert. Mit dieser Stimmung sollten wir weder heute ins Bett noch morgen ins Konzert gehen."
Aber erst, als sie sich nach dem Abendessen mit einem Glas Wein in der Hand zurücklehnen, hebt sich die Stimmung wieder. Unter anderem, weil Jimin an Tae einen Bericht über seine erste Gesangsstunde bei Heike schickt, und eine Hörprobe abgibt. Tae liest leise den längeren Text, freut sich riesig, stellt unkommentiert die Sprachnachricht an – und nach wenigen Takten fliegen die Köpfe hoch.
„Was ist DAS denn?"
Tae grinst.
„Offensichtlich der 'neue Jimin'. Er hatte heute eine Gesangsstunde bei Tinas Chorleiterin. Und das ist das Ergebnis!"
Staunend stehen ihnen die Münder offen.
„Der tanzt da aber nicht gleichzeitig???"
Guk zweifelt bald an seinem Gehör. Tae schaut nach.
"Er schreibt, dass Tina die Sprachnachricht aufgenommen und an ihn selbst geschickt hat, während er dieser Heike vorgesungen und -getanzt hat. Also wohl: doch, er tanzt dabei. Und ich weiß nicht, wann er das letzte Mal so für etwas geschwärmt und dabei so glücklich geklungen hat."
Fasziniert lauschen sie der klaren, stabilen Stimme ihres Freundes, die so viel Gefühl transportiert wie noch nie. Yoongi verkündet entschlossen einen spotanen Entschluss.
"Na dann! Wann buchen wir um? Auf ins Land, wo Brot und Milchreis auf den Bäumen wachsen und ein glücklicher Jimin auf uns wartet!"
Gelächter.
Woah, du rasendes Milchreismonster! Kannst du EINMAL an was anderes denken?"
Jin schimpft.
„Das Essen gibt's hinterher als Belohnung, wenn du vorher brav zwei Konzerte gegeben hast. Keine Sekunde eher!"
Daraufhin zieht Yoongi einen Schmollmund und miemt den verhungernden sterbenden Schwan, rutscht theatralisch unter den Tisch und röchelt schicksalsergeben. Jetzt ist es mit der Fassung bei den anderen vorbei. Yoongi rafft sich selten zu solchen Energieleistungen auf. Aber wenn er Lust aufs Schauspielern hat, dann ist es immer einen Logenplatz wert. Und die Stimmung ist eeeendlich wieder im grünen Bereich.
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Juchuuuu! Ich gehe heute ins Kino - in den "Love Yourself"-Tour-Film. Ich habe zwar die Order, mich hübsch von meiner Tochter fern zu halten. Aaaaaber - ik froi mir wie Bolle!!!!!!
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26.1.2019 - 31.10.2019 - 9.4.2020
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