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„Minho, bitte!“ Jisung zog an meinem Ärmel, während er mit den Füßen auf dem Boden scharrte wie ein ungeduldiges Kind.
„Ein Käsekuchen wäre der perfekte Abschluss für heute Abend!... Und Kimchi… bitte, Minho! Du machst das beste Kimchi.“
Ich warf ihm einen Blick zu, während ich durch die Gänge des Supermarkts ging und die Einkaufsliste in meiner Hand überflog.
„Chan und Felix können nicht scharf essen, und du weißt das,“ sagte ich ruhig, zog aber die Augenbrauen hoch, als ich den nächsten Punkt auf der Liste sah. „Und wer, bei allem Respekt, hat Seifenblasen auf die Liste geschrieben?“
„Ich,“ sagte Jisung mit unschuldiger Miene. „Man weiß nie, wann man Seifenblasen braucht.“
„Seifenblasen,“ wiederholte ich trocken. „Natürlich.“
Er grinste und hüpfte an meine Seite, wobei er versuchte, meinen skeptischen Ausdruck zu ignorieren. „Aber Kimchi und Käsekuchen, Minho. Stell dir vor, wie glücklich alle wären. Und ich…“ Er ließ seine Stimme tiefer werden, ein verschwörerisches Flüstern. „Ich werde dir auch deine Belohnung geben.“
Ich hielt inne, sah ihn an und spürte, wie eine Mischung aus Verlegenheit und Hitze in mir aufstieg. Jisung wusste genau, wie er mich aus dem Konzept bringen konnte, und das nutzte er nur allzu gerne aus.
"Ich Blas dir einen," fügte er hinzu, als wäre es das Selbstverständlichste auf der ganzen Welt.
Ich schüttelte nur den Kopf, genervt aber auch angetan, da er solche schmutzigen Wörter in seinen Mund nahm.
"Okay. Dann eben nicht. Aber du darfst mich fi..."
"Jisung, hier sind Kinder," unterbrach ich ihn schnell, nickte jedoch. Jisung hüpfte vor Freude auf und ab, als wäre er ein Flummi.
„Du bist unmöglich,“ murmelte ich, während ich mich zwang, die Liste weiter abzuarbeiten.
„Und du bist der Beste,“ sagte er fröhlich und legte die Hände wie in einem Gebet zusammen.
Ich seufzte schwer, hielt ihm aber schließlich den Wagen hin.
„Hol die Sachen für den Käsekuchen und das Kimchi. Ich hoffe, du weißt, was du da tust.“
Er machte ein triumphierendes Geräusch und rannte los, während ich zurückblieb und mich fragte, warum ich ihm immer wieder nachgab.
Aber dann sah ich ihn mit seinem übertriebenen Eifer durch die Gänge huschen, und mir wurde klar, dass ich genau deshalb immer nachgab.
Einige Minuten später standen wir an der Kasse.
Jisung legte alles auf das Band, während ich versuchte, die Liste noch einmal zu überfliegen, um sicherzugehen, dass wir nichts vergessen hatten. Mein Blick fiel auf ihn, wie er konzentriert die Artikel sortierte, und ich konnte nicht anders, als meine Hand leicht an seine Hüfte zu legen und sie sanft über seinen Hintern gleiten zu lassen.
Er zuckte leicht zusammen, drehte den Kopf zu mir und schenkte mir einen belustigten Blick, bevor er wieder weitermachte.
Doch dann hörte ich eine Stimme hinter uns.
„Könnt ihr das nicht woanders machen?“ sagte ein Mann mittleren Alters, dessen Tonfall voller Verachtung war. „Das ist widerlich.“
Ich spürte, wie Wut in mir aufstieg, heiß und unaufhaltsam. Ich drehte mich langsam zu ihm um und sah ihn an, meine Stimme ruhig, aber eisig. „Entschuldigung, stört es Sie, dass zwei Menschen sich mögen? Oder stört es Sie einfach nur, dass Sie selbst niemanden haben?“
Der Mann starrte mich an, überrascht von meiner direkten Reaktion, bevor er abwertend die Nase rümpfte.
„Das ist einfach nicht normal.“
„Was wirklich nicht normal ist,“ fuhr ich fort, mein Ton nun etwas schärfer, „ist, dass Sie sich einmischen, obwohl niemand Sie angesprochen hat. Vielleicht sollten Sie sich um Ihre eigenen Sachen kümmern.“
Jisung legte eine Hand auf meinen Arm, und als ich zu ihm sah, schüttelte er leicht den Kopf.
„Lass ihn,“ sagte er leise.
Ich biss die Zähne zusammen, drehte mich aber schließlich wieder zur Kasse um, während der Mann murmelnd zurückwich.
Als wir schließlich zahlten und den Supermarkt verließen, zog Jisung mich leicht am Ärmel, bis ich neben ihm ging. „Danke,“ sagte er leise.
„Wofür?“ fragte ich.
„Dass du mich verteidigt hast,“ antwortete er, und seine Stimme war weich, aber aufrichtig.
„Aber Minho… manchmal ist es besser, Leute wie ihn zu ignorieren. Sie sind es nicht wert.“
Ich nickte langsam, ließ die Wut in mir nach und konzentrierte mich wieder auf ihn. „Wenn jemand dich schlecht behandelt, werde ich nie einfach zusehen, Jisung. Nie.“
Er sah mich an und für einen Moment schien die Welt stillzustehen. Dann griff er nach meiner Hand, drückte sie kurz und grinste.
„Komm, wir haben einen Käsekuchen zu backen.“
Zu Hause angekommen legte ich die Einkäufe auf die Arbeitsfläche, zog mir die Ärmel hoch und machte mich sofort daran, die Zutaten für den Käsekuchen vorzubereiten.
Jisung war mit Feuereifer dabei – oder besser gesagt, er tat so. Er wühlte in den Tüten herum, probierte von den Zutaten und stellte tausend Fragen, während ich versuchte, einen halbwegs organisierten Ablauf beizubehalten.
„Jisung, hör auf, die Kekse zu essen. Wir brauchen die für den Boden,“ sagte ich, während ich die Butter in einem Topf schmolz.
„Aber sie schmecken so gut!“ antwortete er mit einem unschuldigen Grinsen, krümelte dabei jedoch überall auf der Arbeitsfläche herum.
Ich seufzte und schüttelte den Kopf, während ich die Zutaten abwog.
Alles lief nach Plan, bis ich aus dem Augenwinkel sah, wie Jisung nach der Mehldose griff.
„Was machst du da?“ fragte ich misstrauisch, ohne meinen Blick von der Springform zu nehmen.
„Nichts,“ antwortete er gedehnt.
Doch in dem Moment, als ich mich umdrehte, flog mir eine Handvoll Mehl direkt ins Gesicht. Ich blinzelte, überrascht und unfähig, zu reagieren, während Jisung vor Lachen fast auf den Boden sank.
„Du bist unmöglich,“ murmelte ich und wischte mir das Mehl von der Stirn und vom Mund. Doch ehe ich mich wehren konnte, hatte er schon die nächste Handvoll in der Hand.
„Wage es nicht, Jisung!“ warnte ich, aber es war zu spät. Das Mehl landete diesmal auf meiner Schulter und ich hatte endgültig genug.
In zwei schnellen Schritten war ich bei ihm, packte ihn an den Schultern und schob ihn sanft, aber bestimmt gegen die Arbeitsfläche. Sein Lachen brach ab, als er mich ansah, seine Augen weit, aber voller amüsierter Funken.
„Jetzt hast du’s verdient,“ sagte ich und griff nach der Mehldose.
„Minho, nein!“ rief er, aber ich ließ das restliche Mehl über seinem Kopf rieseln. Es bedeckte sein Haar, sein Gesicht und fiel auf sein Shirt.
Er stand da, vollkommen eingepudert, und starrte mich einen Moment lang an. Dann brach er in ein schallendes Lachen aus, und ich konnte nicht anders, als mitzulachen. Sein Gesicht war eine Mischung aus Weiß und Rosa, seine Haare klebten teilweise an seiner Stirn und er sah so unglaublich chaotisch und süß aus, dass mein Herz für einen Moment stillzustehen schien.
„Du siehst aus wie ein Geisterkuchen,“ sagte ich zwischen zwei Lachern.
„Und du bist der, der mich so gemacht hat!“ antwortete er und schob mich spielerisch. Doch dann stoppte er, sah mir direkt in die Augen und griff plötzlich nach meinem Gesicht.
Bevor ich wusste, was geschah, zog er mich in einen Kuss. Seine Lippen waren weich und süß, mit einem Hauch von Mehlgeschmack, und ich spürte, wie alles um uns herum verschwand. Der Moment gehörte nur uns, und für einen Augenblick war die Küche, das Chaos, alles andere egal.
Als wir uns schließlich voneinander lösten, grinste er.
„Du bist nicht nur gut im Backen, sondern auch darin, mich zum Lachen zu bringen.“
Ich schüttelte nur den Kopf, versuchte, die Wärme in meinem Gesicht zu ignorieren, und ging zurück zu den Zutaten.
„Halt die Schüssel, und hör auf, Unordnung zu machen.“
Am Ende sah die Küche aus wie ein Schlachtfeld. Mehl bedeckte den Boden, die Arbeitsflächen und sogar den Herd. Die Butter war auf die Seitenwand gespritzt, und eine leere Packung Kekse lag zerrissen auf dem Boden. Aber der Duft des fertigen Käsekuchens erfüllte den Raum, und als ich ihn aus dem Ofen holte, sah ich Jisung an.
Er saß auf dem Boden, lehnte sich gegen die Wand, sein Gesicht und seine Haare immer noch mit Mehl bedeckt. Doch sein Lächeln war warm und zufrieden, und ich wusste, dass all das Chaos sich gelohnt hatte.
„Das ist der beste Käsekuchen, den wir je gemacht haben,“ sagte er, als er aufstand und einen Arm um meine Taille legte.
Ich lächelte und drückte ihn leicht. „Wir sollten öfter backen. Aber beim nächsten Mal ohne das ganze Chaos.“
„Wo bleibt denn da der Spaß?“ fragte er lachend, und ich konnte nicht anders, als zuzustimmen.
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