19
Mein Morgen begann nicht wie üblich mit einem Frühstück und einem chaotischen Wohnzimmer. Stattdessen fand ich mich in meinem eigenen Zimmer wieder, bewaffnet mit einem Staubtuch und einem Müllsack. Es war einer dieser Tage, an denen ich das Bedürfnis verspürte, mein Leben – oder zumindest meinen Raum – in den Griff zu bekommen.
Während ich die Kleidung aus einer Ecke in meinen Schrank warf, hörte ich Jisung im Flur herumtrampeln. Er hatte sich für den Tag richtig herausgeputzt: Ein beiges Hemd, das seine Schultern betonte, eine locker sitzende Hose und diese Schuhe, die er nur für besondere Gelegenheiten trug.
„Wohin gehst du?“ fragte ich, als er an meiner offenen Tür vorbeiging.
Er blieb stehen und grinste mich an, während er die Ärmel seines Hemds hochkrempelte. „Date.“
Das Wort ließ mich innehalten. Ich hielt einen alten Pullover in der Hand und bemerkte nicht einmal, dass ich ihn auf den Boden fallen ließ.
„Oh“, war alles, was ich herausbrachte.
„Ja“, fuhr Jisung weiter, ohne meine Reaktion zu bemerken.
„Ich hab den Typen letzte Woche in der Bibliothek getroffen. Er hat mich nach meiner Nummer gefragt, und jetzt gehen wir zusammen essen.“
Ich nickte nur und wandte mich wieder meinem Chaos zu, wobei ich so tat, als wäre ich nicht im Geringsten betroffen. „Viel Spaß.“
„Danke!“ rief er und verschwand aus meinem Blickfeld.
Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss, und ich ließ mich auf mein Bett fallen. Warum fühlte es sich an, als hätte er mir gerade die Luft aus den Lungen gedrückt?
Das Aufräumen zog sich länger hin, als es hätte sollen, vor allem, weil ich mich ständig ablenkte. Gedanken an Jisung und dieses mysteriöse Date schlichen sich immer wieder ein, egal, wie sehr ich versuchte, mich auf die Sockenhaufen zu konzentrieren.
Was, wenn der Typ charmant war? Was, wenn er witzig war?
Was, wenn Jisung nach diesem Date zurückkam und plötzlich weniger Zeit für mich hatte?
„Verdammt“, murmelte ich und warf ein Kissen quer durch den Raum.
Die Stunden vergingen, und schließlich hörte ich das vertraute Geräusch der Wohnungstür, die aufschwang. Ich richtete mich auf und lauschte, während Jisungs Schritte sich meinem Zimmer näherten.
Er trat ein, sein Hemd ein wenig zerknittert und seine Haare leicht zerzaust. Er sah nicht gerade aus wie jemand, der ein erfolgreiches Date hinter sich hatte.
„Und?“ fragte ich, versuchte aber, meine Stimme neutral zu halten.
Jisung ließ sich seufzend auf den Boden sinken und stützte seinen Kopf gegen die Bettkante. „Es hat nicht funktioniert.“
Ich hob eine Augenbraue. „Was meinst du?“
„Der Typ war … nett“, begann er langsam. „Aber … irgendwie auch nicht. Er hat die ganze Zeit nur von sich selbst geredet. Und dann hat er während des Essens noch angefangen, auf seinem Handy herumzuspielen.“
„Ein Idiot also.“
Jisung sah zu mir hoch und lächelte schwach. „Ja, genau. Ein Idiot.“
Ich lehnte mich gegen die Wand und spürte, wie sich eine unerwartete Erleichterung in mir breit machte. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich darüber freuen würde, dass sein Date eine Katastrophe war.
„Willst du darüber reden?“ fragte ich schließlich.
„Nicht wirklich“, sagte er und zog seine Beine an. „Ich bin froh, wieder hier zu sein. Ehrlich gesagt war das das Schlimmste, was ich seit Langem erlebt habe.“
„Das tut mir leid.“
Er zuckte mit den Schultern und grinste mich an. „Hey, zumindest weiß ich jetzt, dass ich so etwas nie wieder machen will.“
Ich konnte nicht anders, als zu lächeln. Trotz allem hatte Jisung diese Fähigkeit, selbst in den schlimmsten Situationen etwas Positives zu sehen.
„Lass uns was bestellen“, schlug ich vor. „Dann vergisst du das Ganze schneller.“
Sein Gesicht hellte sich auf. „Du bist der Beste, Minho.“
Und obwohl er das vermutlich nur aus Höflichkeit sagte, fühlte es sich trotzdem gut an.
Es war spät geworden, und die Dunkelheit draußen hüllte das Zimmer in eine beruhigende Stille. Jisung und ich hatten unser Essen lange hinter uns, die leeren Verpackungen standen auf dem Boden neben dem Bett. Er hatte es sich wie immer auf meinem Bett gemütlich gemacht, halb liegend, halb sitzend, während er auf seinem Handy herumscrollte.
Ich lehnte mich zurück, beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, während ich versuchte, mich auf ein Buch zu konzentrieren. Doch mit jedem seiner kleinen Bewegungen – wie er an seiner Unterlippe kaute oder eine Haarsträhne hinter sein Ohr schob – fiel es mir schwerer, meine Aufmerksamkeit woanders zu richten.
Plötzlich legte Jisung sein Handy beiseite und richtete seinen Blick auf mich. „Minho“, sagte er, sein Tonfall leicht spielerisch.
„Hm?“ murmelte ich, ohne den Kopf zu heben, obwohl mein Herz sofort schneller schlug.
„Weißt du …“ begann er und zog sich langsam auf die Knie. Ich spürte, wie sich die Matratze unter ihm bewegte, als er näher kam. „Wenn’s mir bei dir schon so gut geht, warum sollte ich es mir nicht einfach bei dir holen?“
Bevor ich antworten konnte, war er bereits über mich gekrabbelt. Seine Knie ruhten auf beiden Seiten meiner Hüften, sein Gesicht war mir gefährlich nah. Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren, und sein Grinsen ließ mein Herz heftig schlagen.
„Was willst du dir holen?“ fragte ich schließlich, bemüht, meine Stimme ruhig zu halten.
„Zuneigung“, flüsterte er und neigte seinen Kopf leicht zur Seite, seine Augen glänzten im schwachen Licht des Zimmers.
Ich wollte etwas sagen, aber bevor ich dazu kam, senkte er seinen Kopf und presste seine Lippen gegen meine. Es war ein sanfter, fast schüchterner Kuss, aber die Intensität dahinter ließ mich alles um uns herum vergessen.
Seine Hände fuhren über meinen Oberkörper, berührten vorsichtig meinen Hals, meine Schultern, ehe sie sich schließlich auf meine Brust legten. Ich konnte fühlen, wie mein Atem schneller wurde, während meine Hände wie von selbst an seine Taille wanderten.
„Jisung“, murmelte ich gegen seine Lippen, doch er ließ mir keine Gelegenheit, den Satz zu beenden. Sein Kuss wurde fordernder, seine Finger griffen fester in den Stoff meines Shirts.
Es war, als wollte er mich spüren, mir zeigen, wie sehr er mich brauchte. Und jedes Mal, wenn er ein Stück näher rückte, spürte ich, wie mein eigener Wunsch, diese Nähe zu erwidern, stärker wurde.
Er zog sich ein Stück zurück, nur so weit, dass unsere Gesichter sich noch berührten, und sah mir direkt in die Augen.
„Weißt du, Minho, du bist der einzige, bei dem ich mich so fühle.“
Mein Herz setzte für einen Moment aus, und ich wollte ihm so viel mehr sagen, als mir in diesem Moment möglich war. Doch alles, was ich herausbrachte, war ein leises: „Jisung …“
Sein Lächeln war weich, fast liebevoll, als er seine Stirn gegen meine lehnte. „Ich mag das. Bei dir zu sein. Dich bei mir zu haben.“
Ich schloss kurz die Augen, versuchte, die Flut an Gefühlen zu ordnen, die durch meinen Körper rauschten.
„Ich auch“, flüsterte ich schließlich.
Er lachte leise und setzte sich wieder auf, während seine Finger spielerisch über mein Shirt strichen.
„Und doch lässt du mich jedes Mal so lange warten.“
„Ich will nur … sicher sein“, murmelte ich, während meine Hände auf seiner Taille ruhten.
„Minho“, sagte er und sah mich mit einer Ernsthaftigkeit an, die mich vollkommen aus der Fassung brachte. „Du bist für mich immer die sicherste Option.“
Jisung ließ mich kaum zur Ruhe kommen. Seine Lippen fanden meine wieder, ungeduldig, voller Wärme, und sein Körper drückte sich sanft gegen meinen, als würde er sich noch enger an mich schmiegen wollen. Jede Berührung seiner Hände auf meiner mittlerweile nackten Haut ließ ein Feuer in mir auflodern, das ich nicht mehr ignorieren konnte.
Er saß noch immer auf meinem Schoß, die Leichtigkeit seines Gewichts kaum spürbar, doch seine Nähe war erdrückend. Meine Hände ruhten instinktiv auf seinen Hüften, die sich bei jeder kleinen Bewegung unter meinen Fingern anspannten. Er legte seine Finger an meinen Hals, glitt von dort sanft über meine Schultern und meinen Oberkörper, ließ mich alles um uns herum vergessen.
Mein Atem beschleunigte sich, und ich spürte, wie sein Griff fester wurde, während er mich tiefer in diesen Moment zog. Seine Finger strichen sanft über meine Brust und meinen Bauch, zogen Linien über meine Haut, bis ich unwillkürlich selbst nach seiner Taille griff, mit meinem Daumen über seine Haut streichelte.
„Minho …“ flüsterte er, ein Hauch von Verspieltheit und Ernst in seiner Stimme, die mich nur noch mehr antrieb.
Ich legte meine Hände an seine Oberschenkeln ab, ließ sie dort verweilen, bis ich ihn leicht anhob, gerade genug, um mich zu bewegen. Ohne nachzudenken, drehte ich uns um, sanft, aber bestimmt, und drückte ihn zurück auf die Matratze. Sein überraschter Blick traf mich, ein Lächeln zog über seine Lippen, das mich vollkommen fesselte.
„So besser?“ fragte ich leise, meine Stimme rau von der Spannung, die sich in mir aufbaute.
Jisung nickte nur, seine Wangen waren gerötet, und er hob eine Hand, um sie vorsichtig an meine Wange zu legen. „Besser“, flüsterte er und zog mich näher, seine Lippen suchten meine erneut.
Ich ließ mich auf ihn sinken, stützte mein Gewicht auf meinen Unterarmen ab, während meine Finger langsam über seine Seiten glitten, über die weiche Haut, die unter seinem Shirt hervorblitzte. Seine Hände fanden meinen Rücken, zogen mich noch näher zu ihm, und ich spürte, wie mein Herz schneller schlug, als er leicht unter mir nachgab, sich meinem Rhythmus anpasste.
Im Kuss drückte ich meinen Zeigefinger in ihn hinein, sodass er seinen Rücken durchstreckte.
Er keuchte gegen meine Lippen, während ich begann, meinen Finger vorsichtig zu bewegen.
Jisung löste seine Lippen von mir und drehte seinen Kopf zur Seite, die Augen zusammengekniffen.
"Minho~ Bitte..."
Ich schaute ihn an, versuchte, dass Gleichgewicht zu halten.
"Ja?"
"Tu es doch einfach," murmelte er und legte sich eine Hand über die Lippen, presste den Handrücken gegen seine Lippen.
Ich nahm sie von da weg, schaute ihn an.
"Was genau?"
Ich bewegte meinen Finger etwas schneller rein und raus, verschränkte freie Hand in seiner.
"Minhooo~ Bitte!"
Ich zog meinen Finger aus ihm heraus, wischte ihn mir mit einem Taschentuch ab.
Vorsichtig befreite ich dann meine Hand aus seinem klammernden Griff und war dabei, das nötige aus meinem Nachtschrank zu holen, als er mich zu sich zog.
" Nein, fang jetzt an," sagte er.
"Geht nicht, ich will dir nicht wehtun..."
"Mach es einfach!", rief er beinahe.
Ich schaute ihn an, wischte ihm eine Haarsträhne aus der Stirn.
Aber ich wollte ihm wirklich nicht wehtun, könnten es nicht ertragen, zu wissen, dass er Schmerzen hatte. Vor allem nicht, wenn ich diese Schmerzen verursachen würde.
Ich beugte mich zu ihm runter, legte meinen Mund sanft auf seinen und schob meine Zunge durch seine Lippen.
Es war ein Moment, der sich anfühlte, als würde die Welt um uns herum stehen bleiben. Der Regen, der draußen sanft auf die Fenster prasselte, das leise Rauschen des Windes – alles war nur noch ein Hintergrundrauschen zu der Intensität, die uns beide einnahm.
Mitten in diesem Moment – gerade als ich spürte, wie Jisung sich noch enger an mich drückte – wurde die Tür plötzlich aufgerissen.
„Minho, Jisung! Wir müssen reden!“ Chans Stimme schnitt wie ein Blitz in die Stille des Zimmers.
Ich fuhr auf, mein Herz raste, während Jisung wie versteinert unter mir lag.
Schnell hob ich die Decke vom Rand des Bettes auf und warf sie praktisch über uns.
„Chan, was–?“ begann ich, doch er hob nur eine Hand, sein Gesicht eine Mischung aus Ernst und leichter Verlegenheit.
„Es ist wichtig. Kommt jetzt.“ Dann war er wieder weg, die Tür hinter ihm halb offenstehend.
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