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Das Wasser aus dem Duschkopf plätscherte gleichmäßig in die Badewanne, während ich mich darauf vorbereitete, den Schweiß und die Müdigkeit des Morgens von mir zu spülen. Ich zog mein Shirt aus und warf es auf den Wäschehaufen, als ich plötzlich das leise Knarren der Badezimmertür hörte.
„Jisung?" fragte ich überrascht und drehte mich um.
Da stand er, die Hände in den Taschen seines viel zu großen Pullovers, sein Blick war spielerisch und neugierig. „Weißt du, ich hatte da so eine Idee."
„Ich will gar nicht wissen, was für eine Idee." Ich schüttelte den Kopf und griff nach dem Handtuch, das ich zum späteren Abtrocknen aufgehängt hatte.
„Oh, doch, willst du." Er grinste und trat einen Schritt näher.
„Was hältst du davon, wenn wir zusammen baden? Entspannend, gut für die Haut... und für uns."
Ich hob eine Augenbraue.
„Jisung, ich bin gerade mal wach, verschwitzt vom Joggen und ehrlich gesagt... ich glaube, ich brauche einfach fünf Minuten für mich."
„Fünf Minuten?" Er zog eine beleidigte Miene.
„Du willst mir echt fünf Minuten Aufmerksamkeit verweigern? Ich dachte, wir hätten das gerade geklärt."
„Das haben wir", erwiderte ich trocken, während ich meine Hose abstreifte. „Aber das bedeutet nicht, dass ich dich mit in die Badewanne lasse."
Er verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Tür. „Minho, komm schon. Stell dir vor, wie gemütlich das sein könnte. Warmes Wasser, ein bisschen Schaum, ich..."
„Du bist unmöglich", murmelte ich und schloss kurz die Augen.
„Aber du liebst es."
Ich seufzte tief und öffnete die Augen wieder. Sein Grinsen war breiter denn je, und ich wusste, dass ich diesen Kampf schon verloren hatte. „Gut, aber wenn du wieder mit Schaum wirfst oder mich nass spritzt, bist du raus. Ich werde dich sogar auswerfen, wenn du nackt bist. "
„Versprochen." Er hob die Hände zur Verteidigung, während er sich schon an seinem Pullover zu schaffen machte.
Die Badewanne war bald gefüllt, der Raum dampfte leicht und das Wasser war angenehm warm. Jisung saß mir gegenüber, seine Knie angezogen, während wir beide versuchten, uns nicht zu viel Schaum ins Gesicht zu schmieren.
„Das ist schön", murmelte er nach einer Weile und lehnte sich zurück. Sein Kopf ruhte auf dem Wannenrand, seine Augen halb geschlossen.
Ich beobachtete ihn einen Moment. „Du hast immer solche Ideen, die am Anfang nervig sind... und dann irgendwie doch angenehm."
Er öffnete ein Auge und grinste. „Irgendwie? Ich bin immer angenehm."
Ich schnaubte, tauchte eine Hand unter das Wasser und ließ ein paar Tropfen über seine Wange spritzen. „Das war für die Übertreibung."
„Hey!" rief er und richtete sich auf, aber statt mich anzuschimpfen, nahm er ein bisschen Schaum und drückte ihn mir auf die Nase.
„Du lernst es nie, oder?" fragte ich lachend und schob den Schaum weg.
„Was soll ich denn lernen?"
„Dass ich immer gewinne."
Er grinste, lehnte sich wieder zurück und legte seine Füße leicht gegen meine. „Na gut, du hast gewonnen. Aber es war trotzdem meine Idee."
„Das war es", gab ich zu, lehnte mich auch zurück und ließ die Wärme des Wassers meinen Körper durchströmen.
Für einen Moment war es einfach nur ruhig. Kein Lärm, kein Chaos, nur das sanfte Prasseln der Wassertröpfchen, die sich an den Wänden sammelten. Ich schloss die Augen, und als ich sie wieder öffnete, sah ich, wie Jisung mich beobachtete, ein weiches Lächeln auf seinen Lippen.
„Was?" fragte ich leise.
„Nichts." Er zuckte mit den Schultern. „Ich mag es nur, dich so entspannt zu sehen."
Ich nickte langsam und erlaubte mir ein kleines Lächeln. „Danke für die Idee."
„Immer doch
Nach dem Baden trockneten wir uns in gemütlicher Stille ab und zogen uns etwas Bequemes an - ich eine einfache Jogginghose und ein T-Shirt, Jisung seinen Lieblingspullover, der ihm viel zu groß war und ursprünglich auch meiner gewesen war. Sein nasses Haar klebte ihm in der Stirn, aber er sah zufrieden aus, als wir zurück in unser Zimmer gingen.
„Komm her", murmelte er und warf sich auf das Bett, seine Arme weit ausgebreitet.
Ich ließ mich neben ihm nieder, und bevor ich es mich versah, kuschelte er sich an mich, sein Kopf auf meiner Schulter, sein Körper warm und vertraut an meiner Seite. Ich legte einen Arm um ihn, und wir lagen einfach so da, während die Welt draußen still war.
„Hast du keinen Hunger?" fragte ich nach einer Weile, als mein eigener Magen leise zu knurren begann.
„Nein, nicht wirklich", murmelte er, ohne sich zu bewegen.
Ich schaute auf ihn hinunter, seine Augen waren halb geschlossen, und er wirkte so friedlich, dass ich ihn fast nicht weiter stören wollte. Aber etwas in mir drängte mich, mehr zu sagen, mehr zu zeigen.
„Jisung..." begann ich, unsicher, wie ich die Worte formen sollte, die in mir brodelten. „Ich mag dich wirklich sehr."
Er öffnete die Augen und hob den Kopf leicht, um mich anzusehen. Ein weiches Lächeln spielte auf seinen Lippen, und für einen Moment dachte ich, er würde es verstehen, fühlen, was ich fühlte.
„Ich mag dich auch, Minho", sagte er leise. Dann legte er den Kopf wieder an meine Schulter und fügte hinzu: „Es ist echt schön, dass wir trotz allem noch so gute Freunde sind."
Das Wort „Freunde" ließ mich erstarren. Es fühlte sich an wie ein kalter Windstoß in einem sonst warmen Raum.
Freundschaft.
Genau das, was wir waren. Und doch alles, was ich nicht mehr wollte.
Ich zwang mich zu einem Lächeln, auch wenn er es nicht sehen konnte. „Ja, das ist es."
Er bemerkte nichts, drückte sich nur näher an mich und seufzte zufrieden. Aber in mir war etwas ins Wanken geraten. Ich wollte mehr - mehr als diese Freundschaft, mehr als diese Momente, die sich wie ein Versprechen anfühlten, aber nie darüber hinausgingen.
Meine Hand glitt durch sein feuchtes Haar, fast automatisch, und ich spürte, wie er sich entspannt, sein Atem ruhiger wurde.
„Minho?" murmelte er nach einer Weile, seine Stimme schwer von Müdigkeit.
„Ja?"
„Danke, dass du immer da bist."
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter und küsste sanft die Spitze seines Kopfes.
„Immer, Jisung. Immer."
Aber in meinem Inneren fragte ich mich, wie lange ich noch warten konnte, bis er vielleicht endlich sehen würde, dass ich nicht nur ein Freund sein wollte.
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