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𝐗𝐗𝐗𝐈𝐕

𝐋 ⋆

Harry saß auf der obersten Treppenstufe und zu ihm hinaufzusteigen, war, wie eine verlorene, mächtige Version meinerselbst wiederzufinden. Der Alkoholspiegel in meinem Blut verschwamm wie mein Bewusstsein für die Stufen unter meinen Füßen. Harry lächelte, obwohl ich zu spät war. Meine Handrücken waren nackt und verletzlich im alt-gelben Flurlicht des Treppenhauses, aber Harry schaffte es, auch um diese Uhrzeit frisch auszusehen. Und als wäre ich nicht viel zu spät.

»Hallo Louis!«, flog mir seine muntere Begrüßung entgegen. Die Schallplatte mit dem ewigen Hänger. Er war ein Wunder; Lügner höchsten Grades und zugleich ehrlich hilfsbedürftig. Ich konnte nur falsch handeln.

»Hey!« Sah er mir mein neuerworbenes Wissen an? Dass einer seiner vorgetäuschten Kommilitonen ihn mit ein bisschen Recherche ausgeliefert hatte? »Bist du schon lange hier?« Es gab ein schlechtes Gewissen, irgendwo zwischen meinen Augen und Ohren, aber Alkohol und Ungerechtigkeit relativierten es nicht ineffektiv.

»Nein.«, versicherte er, aber auch als ich wartete, spezifizierte er nicht, und es war ein ziemlich eindeutiges ›Ja‹. Es war kurz vor halb eins, ich hatte unten bei meinem Fahrrad noch nachgesehen.

Nein, Ja. Ja, Nein. So war das mit den Lügnern.

»Tut mir leid, dass ich ein bisschen spät bin. Wir haben irgendwie die Zeit vergessen und...« und ich wollte mich nicht mit dieser Situation konfrontiert sehen und mich lieber betrinken. »Tut mir leid.« Ich konnte selbst hören, wie unaufrichtig es klang und war nicht sicher, wie unaufrichtig es wirklich war. Wenn ich den Abend nochmal starten würde; wären Niall, Zayn und Alkohol wieder meine Wahl über Konfrontation mit Harry und meiner Naivität?

Zu einfach. Die Antwort war Ja.

Nicht meine Entscheidungen taten mir leid. Harry tat mir leid.

»Naja, komm rein.« Ich schob mich an ihm vorbei, streifte sein Knie mit meiner Wade. Der Schlüssel traf das Schloss viermal im falschen Winkel, bevor ich ihn schließlich doch erfolgreich darin versenkte und mit doppeltem Klicken die Tür öffnete. Harry kam in flüssiger Bewegung auf die Füße, als ich schon das Licht eingeschaltet hatte und die Schuhe von den Füßen trat. Die Schritte konnte er ja sowieso auslassen.

Mein Blut strömte warm. Ich hatte mehr als den billigen Wein darin versenkt. Und ich wusste, dass diese Stufe zwischen angetrunken und voll betrunken meine Zunge auf eine Weise lockerte, die ich erst Minuten bis Stunden später begriff und verarbeitete. Aber ich würde mich ganz einfach nicht übernehmen. Und vielleicht wäre es gar nicht schlecht. Harry verknotete seine Zunge so sehr, dass er mir lieber Lügen als die Wahrheit erzählte. Vielleicht würden wir uns so ganz gut ergänzen.

Ich streifte meine Jacke von den Armen. Sie war dünn und hielt zahmen Regen gerade so ab. Auch wenn ich es herauszögern wollte, würde sie bald einer dickeren weichen müssen. »Wie war dein Tag, Harry?« Nicht Stunden, nicht mal Minuten brauchte ich, um diese Frage als auffällig zu erkennen.

Harry sah auf. Vielleicht war die Frage allein noch keine Vernachlässigung meiner Regeln, dafür aber der Fakt, dass ich sie nicht sofort zurückgezogen hatte. Mein Mund schmeckte metallisch, nach Anspannung, oder säuernder Erinnerung des Weins. »Gut.«, antwortete er, sich im Gegensatz zu mir an alle Regeln haltend.

Ich wollte lachen und wahrscheinlich sah er es mir an. Ha ha Harry. Guter Tag, gutes Leben. Belügen kann ich mich selber. Hab ich auch getan. Mehr als einen Monat lang. Lachen über mich selbst. Lachen über all die Lügen und die Grauen dieser Welt. Darüber, dass ich Harry für seine Unehrlichkeit hassen wollte; dass er log, während ich ihn bei mir wohnen ließ – obwohl er in einer unglaublich verletzlichen Situation war, von der ich nichts wusste und in der er wahrscheinlich mehr als in jeder anderen das Recht hatte, mir direkt ins Gesicht zu lügen.

Ich lachte nicht.

»Wie war dein Tag?«, erwiderte Harry. Er verfolgte die wirren Bewegungen meiner Fingerspitzen in der Luft mit aufmerksamen Blicken. Ihm musste bewusst sein, was er da sah. Ich ballte die Hände zu Fäusten und schob mich kurzerhand ins Badezimmer. Die Tür ließ ich weit offen.

»Mein Tag war...«, setzte ich an, aber musste mich erst zurückerinnern, was vor dem negierenden Abschluss passiert war. Literatur der Renaissance, GSK, Danny im Focus E, Verwirrung und Leugnung, verzweifelte Suche nach Kreativität für mein Gedicht in der Bibliothek, Lebensmitteleinkauf, Lesen auf meinem Bett, Zayns gerechtfertigte Stimmungsschwankungen und Nialls Mondecho. »Anstrengend. Also nicht...machbar. Machbar, aber anstrengend. Stressig. Viele Programmpunkte mit vielen Menschen. Und Uni wird jeden Tag härter.« Ich stoppte mich selbst vor jeder möglichen Fortführung. Wollte ich wirklich mit Harry über Uni reden?

Ich wollte. Allerdings sollte ich nicht. Es war keine gute Idee. Aber gab es nichts, das er mir schuldete? Die Wahrheit?

Die Antwort war einfach. Nein. Harry schuldete mir rein gar nichts. Ich hatte ihm den Aufenthalt in meiner Wohnung aus freien Stücken angeboten und konnte es jederzeit zurückziehen. Er verhielt sich nichts als vorbildlich, ruhig, bescheiden, unaufdringlich. Nicht mal überschüssiges Essen nahm er von mir an. Er forderte nichts; wie konnte ich alles von ihm verlangen?

Außerdem hängte ich mich an Fragen und Antworten auf.

»Wie ist es bei dir?«, ließ ich mir die Entscheidung abnehmen, indem ich dem Teil von mir den Vortritt gab, der durch ein bisschen Alkohol entlastend aufblühte. Ich angelte meine Zahnbürste aus dem schlichten Keramikbecher und griff dann nach der Zahnpasta. »Habt ihr Prüfungen? Vor Weihnachten noch irgendwelche Deadlines?«

Ich nahm mir ein paar Sekunden, dosierte die Zahnpasta gewissenhaft, sah erst dann zu ihm auf. Augen groß und rund wie Walnüsse. Sofort schoss Scham als warmes Blut in meine Wangen. Was hatte ich erwartet? Wieso forderte ich ihn zu bewussten Lügen heraus?

Aber konnte ich revidieren, ohne ihm zu zeigen, dass ich von seinen Unwahrheiten wusste? Kaum. Ich musste den Blick von den überforderten Lippen reißen. Mechanisch schob ich mir die Zahnbürste zwischen die Zähne und verfluchte meine Ignoranz.

Spiegel waren meistens Folter, aber mir blieb nichts anderes übrig, als stur meine Reflexion anzustarren. Alles, nur nicht Harry. Mit jeder Sekunde wurde seine Stille schwerer, mit jeder Blase, die mein Zahnpastaschaum warf. Meine Wangen waren gerötet von naivem Weinkonsum und naiveren Worten. Die Haare in meiner Stirn lagen platter als in meiner surrealen Vorstellung von mir selbst. Es sah nicht gut aus.

»Weihnachten?«, fragte er schließlich mit dünner Stimme. Ich musste ihm einen Blick zuwerfen. Falls ich bis jetzt noch nicht sicher gewusst hatte, ob Danny mit seiner Behauptung wirklich recht hatte, verriet es mir die Lähmung von Harrys Kiefer in diesem Moment endgültig.

Harry war kein Kunststudent an der University of Manchester. Er war überhaupt kein Student an meiner Universität.

»Ja. Nicht wichtig.«, ruderte ich doch noch zurück. Mein Mund füllte sich unpraktisch voll mit leichtem Volumen und Minzgeschmack. Ich spuckte die Zahnpasta aus, bevor mir alles übers Kinn laufen würde. Putzte weiter.

»Louis?«, fragte Harry, der im Türrahmen stand, ohne sich wirklich gleichzeitig mit mir ins Bad zu trauen.

»Ja?« Ich war zu anfällig für ungerechtfertigten Optimismus und hasste mich dafür. Harry sagte fragend meinen Namen und ich hatte brodelnde Hoffnung auf nur eine einzige Version von Worten.

Ich muss dir etwas sagen, das ich dir bisher falsch vermittelt habe. Was mein Studium betrifft. Es tut mir leid, aber ich war nicht ehrlich und möchte es jetzt sein. Du verdienst die Wahrheit.

Die lächerlichste aller Hoffnungen, aber sie brannte in mir wie ein Sonnenuntergang. Feurig hell, aber sekündlich erlischend. Harry sah unsicher aus. Als er seine Frage aussprach, stoppte meine Zahnbürste in ihrer Bewegung.

»Was ist los mit deinem Körper?«

Ich tat, was ich am besten konnte; starren. »Was?«, fragte ich Zahnpasta-verschwommen und mit lahmender Zunge. Ich sah an mir hinab. Keine sichtbaren Flecken, keine Anomalien. Mein Körper. Was war mit meinem Körper?

»Du bist...«, Harry musterte mich verwirrt, suchend. Dann hob er die Arme und ließ sie in wirren Wellen vor seinem Gesicht und seiner Brust tanzen. Es sah ungewöhnlich exzentrisch aus an ihm, zarte, weiße Ärmel wanden sich in der Luft. Ich war einen anderen Harry gewöhnt und das hier war beinahe obszön. Bedauerlicherweise schien er mir meine Perplexität ansehen zu können. Harrys Arme fielen wie Mehlsäcke zurück an seine Seiten. Sie hatten so weich ausgesehen, schlank und bestimmt. Harry konnte sich bewegen. Wie würde ich erreichen, dass er es öfter tat?

Mit sehr viel meiner Selbstbeherrschung zwang ich mich dazu, mit dem Zähneputzen fortzufahren. Vielleicht konnte diese routinierte Handlung Harry davon ablenken, dass ich keinen blassen Schimmer hatte, was er meinte – oder wie ich reagieren sollte. ›Du bist‹; unlesbares Armballett.

»Nicht klar.«, vervollständigte Harry seinen eigenen Satz, bestimmter jetzt, als hätte meine Verwirrung seine Unentschlossenheit verdrängt.

Und das war schließlich doch eindeutig. Harry machte mir Vorwürfe. Ich war betrunken und man sah es mir an. »Oh. Ja.« Ich spuckte hastig ein bisschen mehr Zahnpasta aus, um deutlicher sprechen zu können. »Ich war bei einem Freund und wir haben ein Glas Wein getrunken.« Ein Glas war eine Lüge und nur Wein eine Untertreibung. »Anscheinend kann man mir immer noch wie mit 16 ansehen, wenn ich ein bisschen trinke.« Ich lachte, gezwungen und peinlich berührt und ehrlich. Redete ich so untypisch, so frei? Waren meine Bewegungen langsamer oder schneller oder verlorener als sonst? Schleppten meine Augen? Und wie sehr belastete Harry, dass ich an dem sicheren Ort, den ich für ihn hatte schaffen wollen, angetrunken aufkreuzte?

Ich wusste es nicht und ich konnte ihn noch immer nicht lesen. Obwohl er die Diagnose selbst gestellt hatte, schien er überrascht. Noch überforderter mit der Situation als ich. Seine Lippen öffneten sich zu früh für das einzelne Wort, rot-rosa Verzögerung, oder vielleicht war es meine vergiftete Reaktionszeit.

»Wein?«, fragte er langsam, aber ich hoffte, dass es rhetorisch war. »Du hast mit 16 Jahren Wein getrunken? Und heute Abend?«

Ich lachte, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Es klang dissonant in meinen Ohren wider. »Nicht erst mit 16. Ich komme aus Donny. Ich liebe die Stadt, aber sogar ich kann anerkennen, dass es ein Alkoholproblem bei Jugendlichen gibt. Kindern, würde auch stimmen. Wichtig; das Vokabular in solchen Fällen. Hat eine Menge Kraft. Naja. Nicht nur Alkohol auf jeden Fall. Zigaretten. Mehr. Arbeiterstadt. Nicht, dass es woanders automatisch anders ist, aber bei uns gab es auf jeden Fall Standards.«

Falls es vorher Überforderung gewesen war, jetzt zerbrach Harrys Gesicht in Verstörung. Fairerweise. Eine Menge mochte sich seit unseren ersten Tagen verändert haben, ich wusste so viel mehr über ihn, aber er war immer noch Harry, der kein Handy besitzen wollte, weil er nicht nur vor der Strahlung, sondern allem Angst hatte. Zumindest hoffte ich, dass das auch die Wahrheit war, und nicht sein Weg, die weitergehenden Hintergründe zu vertuschen: dass er nicht mal in einer Wohnung lebte und sich erst recht kein Handy leisten konnte. Auch wenn er natürlich jedes Recht auf diese harmlose Lüge hatte.

Harry sah ein bisschen aus, als würde er gleich weinen, nur einen kritischen Atemzug entfernt, oder vielleicht würde er den Notarzt rufen. »Geht es dir gut, Louis?«, fragte er in einem Ernst, den ich so sehr absprechen wollte, aber bei bestem Willen nicht konnte.

Jetzt war ich es, der überfordert war, also drehte ich den Wasserhahn auf und spülte meinen Mund aus. Die Schleimhaut meiner Wangen war wund und verraten, auf den letzten Millimetern spürte ich schon jetzt, dass sie trotz Zahnpasta nicht vergessen würde, welche alkoholischen Getränke ich genau getrunken hatte. Nachdem ich mich dreifach versichert hatte, dass meine Mundwinkel wirklich sauber waren, lächelte ich Harry flüchtig an und nickte. Das Handtuch zog die Feuchtigkeit meiner Hände nicht wirklich gut auf.

Ich sah auf mit noch immer keinem Plan, was ich jetzt sagen würde und fror kurz in frischer Überraschung ein. Harry war mir näher als vorher, sehr viel näher. Barfußlaufen gab ihm eine eindeutig zu große Macht. Schlimmer war aber, dass er noch immer nicht weniger erschüttert aussah. Sein Atem war auf meinem Gesicht, ohne Ausweisung, ohne Anfrage. Er blinzelte wie die kleinen Äffchen, die manchmal vergaßen, dass sie eigentlich nicht blinzeln konnten. Wieso war er mir so nah, wenn er Nähe sonst so scheute? Oder war er mir nicht nah? Log der Wein in meinen Venen?

Nein. Harry streckte einen Arm aus und als er mich tatsächlich berührte, freiwillig, mit zarten Fingerspitzen, verlor ich den Glauben an meinen Körper. Es war seine linke Hand, blass, Fingernägel, kleine Knöchel, Sehnen wie Horizonte. Harry hatte eine Hand und er legte sie auf meinen Bauch, weich und schwach, ich wusste, was Verletzlichkeit war. Ich hatte keine andere Wahl; ich konnte ihm nur in die Augen sehen, die meine verloren hatten und seine eigene Bewegung überwachten. Den Fingern war die Handfläche gefolgt, ein süßer Handballen auf meinen Rippen. In der höchsten Kuppel meines Rippenbogens, Echo meines Herzens, lagen vier verbotene Fingerspitzen. Ich musste atmen, aber sündhaft spürte ich den Widerhall in Harrys Berührung.

Hilfe.

Aber fataler noch; ich wusste, was er tat, schattenhaft. Direkt unter seinen Fingern, unter Haut und Muskeln, Fett und Knochen, lebte meine Leber. Das Wissen kochte unter Harrys Handfläche, als hätte er es in die unbewegte Luft gesprochen. Doch seine Lippen ruhten aufeinander, nur fast friedlich. Weiche Kurven fingen all meine Träume auf. Harry hatte eine Mission und irgendwann, irgendwo, hatte ich sie mal gekannt, aber ich wollte ihn einfach nur küssen. Gab es das? Berührung für Berührung? Einen Handel? Einen Austausch? Schulden des Verlangens?

Wärme kroch über meine Haut bis in die Tiefen meines Oberkörpers, um dort wirres Gewebe gnadenlos zu verknoten. Harry bewegte seine Hand nicht, aber der Druck war da, suchend, findend, selbstverständlich auf so unverschämte Weise, dass ich fast wütend auf ihn sein wollte. Küssen, ja. Küssen und ihn von mir stoßen. Vielleicht beides, in dieser Reihenfolge. Ich musste nicht wissen, was ich wollte, wenn Harry allen Indizien nach selber nicht den blassesten Schimmer hatte, an welche Prinzipien er sich eigentlich hielt. Seine Finger Verlängerungen meiner Rippen, er durfte sie haben, jede einzelne, wenn er mir nur sagte, was er wirklich wollte. Schutz oder Nähe? Vertrauen oder Berührung? Meine Wohnung oder mich?

Sein Gesicht glättete sich. Er zog die Hand so schnell weg, dass ich mir nicht mehr merken konnte, ob Finger oder Handballen mich zuletzt berührt hatten. Eine handförmige Leere brannte sich in meine Würde. Harry konnte berühren, Harry konnte initiieren, Harry konnte Mimik zeigen – wenn er nur wollte. Und genauso schnell konnte er zu seinem neutralen, großäugigen Selbst zurückkehren. Es war mehr Reflex als gewollt, als meine eigene Hand den verlassenen Platz auf meinem Bauch ersetzte. Ich schickte Harry einen fragenden Blick, bittend, aber hoffnungslos.

Und tatsächlich ließ er sich aufs Reden ein. »Alkohol ist nicht gut für dich, Louis.«, erklärte er mit nachdrücklichem Ernst, aber alle panischen Elemente seiner Spontanität waren verschwunden. Was war jemals ein erster Schritt?

Ich wollte mich nicht belehren lassen. Obwohl er natürlich recht hatte. Was ich nicht wusste, war, ob ich das Objekt seiner Sorge sein wollte. So seltsam es eigentlich war; seinen Fingern könnte ich die Erlaubnis erteilen, mich in esoterischen Federbewegungen nach allen Nachwirkungen und Bedenklichkeiten zu untersuchen.

Aber Alkohol war eines dieser Dinge, bei denen man niemals wissen konnte, was eine Person vielleicht damit erlebt hatte. Wem er geschadet hatte, und wie. Daran konnte ich mich auch in meinem leichtköpfigen Zustand noch erinnern und hielt mich davon ab, etwas Naives zu sagen.

»Ich muss aufs Klo.«, sagte ich stattdessen, wahrheitsgemäß, und zerbrach die letzten Splitter unserer Nähe, indem ich ihn erst umrundete und dann mit der schließenden Tür hinausdrängte. Das Klicken der simplen Verriegelung war weniger erleichternd als erhofft. Alleinsein machte meine Gedanken nicht kleiner. Wieso konnte ich mich nicht genügend dazu disziplinieren, Harry nicht bei jeder seiner Handlungen zu betrachten, als wäre er einer der schönsten Menschen, die ich je gesehen hatte? Wieso konnte ich Schönheit nicht schätzen und von mir und meinem Körper und der sehr komplexen Situation, in der wir uns befanden, trennen? Wieso konnte ich mich nicht beherrschen?

Hey, Harry, ich weiß, dass du mich die ganze Zeit wegen deines Studiums belogen hast. Wir können Vertrauen nicht auf einer Basis aus Lügen aufbauen. Und, ach ja, darf ich dich bitte ausziehen und mich neben deinem Beckenknochen festsaugen?

Ich benahm mich wie ein Teenager. Aber Harry könnte sich wahrscheinlich niemals leisten, das Gleiche zu tun. Ich musste es schaffen, idiotische Primärtriebe zu verbannen und das alles hier mal ein bisschen differenzierter zu sehen. André Aciman würde mich lieben, einen Roman über mich schreiben. Schuldig keines Altersunterschiedes, aber dem sadistischsten Machtgefälle der Welt. Und unverschämt verführt von der unsensibelsten Idee eines Menschen, der nicht den Anflug einer Idee hatte, wie meine Gedanken sich abwickelten. Küss mich, Harry, leg dich auf mich, erdrücke meine Organe, bis ich dich umbringe, heb mein Glas auf, Harry, tu all diese Dinge, bevor ich jemals auf die Idee kommen könnte, zu fragen, ob du auch möchtest. Nichts davon war wahr für mich, aber wer war ich, wenn nicht eine Kopie von allen Menschen und Charakteren, denen ich mich je verbunden gefühlt hatte? Ich kniff die Augen zusammen, bevor die Bilder in meinen Gedanken auch in meinem Körper ankommen konnten. Ich war betrunken.

Wie konnte ich Harry vor meiner Unverantwortlichkeit schützen und wieso ergab nichts einen Sinn? Ich wusch meine Hände und entschied mich zu einer spontanen Dusche, schon der zweiten heute. Hoffentlich würde sie mich von allen Toxinen reinwaschen. Allen Toxinen und Erinnerungen an Bücher, denen ich mich als Siebzehnjähriger schmerzhaft verbunden gefühlt und zu spät realisiert hatte, wie problematisch sie eigentlich waren. Allen Toxinen und Erinnerungen und der Verbrennung direkt unter meiner rechten Brust, vier Finger und ein Daumen und der unerträgliche Blick von Harrys Terror.

Was, was, was war falsch mit mir?

Vielleicht sollte ich Danny anrufen.
Nein. Ich hatte Zayn heute nicht angelogen. Ich würde nicht mehr mit Danny schlafen. Und ich würde mich auch nicht in ihn verlieben.
Aber diesen Entschluss musste ich sehr dringend auch auf eine andere Person übertragen.

Liebe, das Wort wie das Konzept war radikal, viel zu radikal, um auch nur mit Harry in Verbindung gebracht zu werden. Nicht mal in der buntesten meiner Illusionen war ich in Harry verliebt. Aber was die körperliche Anziehung anging, sah das schon anders aus. Und wenn ich nicht aufpasste und Harry ein bisschen zu selbstverständlich in meiner Wohnung und meinem Alltag und meiner Zuneigung leben lassen würde...

Und wieder; Nein. Niemals. Alles, worum Harry nicht mal gebeten hatte, war ein bisschen Hilfe. Es konnte doch nicht möglich sein, dass ich ihm nicht mal das bedingungslos gewähren konnte. Hier, meine Wohnung. Die Miete? Ganz vielleicht, eventuell, oh bitte, nur ein einziger Kuss? Für den Anfang reicht auch eine Hand auf meinen Rippen.

Das Wasser zerstäubte meine Fähigkeit zu greifbaren Gedanken, aber nicht den Willen zum Unmöglichen. Mein Abfluss in der Dusche hatte manchmal Schwierigkeiten und als meine Zehen überspült wurden, gab ich die therapeutischen Hoffnungen auf und drehte das Wasser ab. Es war noch immer eine spürbare bis angenehme Wärme übrig, falls Harry auch duschen gehen wollte.

Dämlich wie ich war, hatte ich natürlich nicht meinen Schlafanzug bereit und so stand ich abgetrocknet und splitterfasernackt eine Minute lang unschlüssig rum. Obwohl sich nicht mal eine Frage stellen konnte, weil es nur eine einzige Antwort gab. Ich griff nach dem braunen Pullover, den ich den Tag über getragen hatte und als ich ihn mir über den Kopf ziehen wollte, hielt ich widerwillig inne. Der Geruch von gebratenen Zwiebeln und Pilzen gemischt mit meinem dünnen Schweiß und dem unverwechselbaren Aroma der Wohnheimküchen hatte sich in den Stoff gesaugt. Weniges hätte mich nach dieser Dusche mehr abgestoßen – aber wie ich mir schon klargemacht hatte; ich hatte keine Wahl. Sehr wenig begeistert schlüpfte ich also wirklich hinein. Noch immer warf der rechte Ärmel hämische Falten von meiner Unfähigkeit, Harry beim Abwaschen um Hilfe zu bitten. Auf allen Ebenen musste dieser Pullover unbedingt in die Wäsche.

Um die Hüften schlang ich mir das Handtuch, mit dem ich mich abgetrocknet hatte. Meine schwere Jeans und getragene Boxer wären ein Verbrechen. Solange Harry mich nicht nochmal abtasten würde, hielt das Outfit stand. Und sobald er im Bad war, konnte ich mir meinen Schlafanzug anziehen. Ich trank ein paar überfällige Schlucke Wasser über dem Waschbecken, sammelte meine lose Kleidung ein und drehte das Schloss.

Der Flur war leer. Ich schielte in die Küche, auch sie war leer. Nirgendwo außer im Flur brannte Licht und so fand ich Harry in der Dunkelheit. Er stand vor meinem Schreibtisch und sah aus dem Fenster, oder auf den Schreibtisch, sein Rücken war mir zugewandt.

»Hey«, in Dunkelheit mussten Stimmen immer sanfter werden; Gesetz, »Bad ist frei.«

Harry wandte nur kurz den Kopf. Die zu mir blitzende Gesichtshälfte verlor mit jeder Millisekunde ein weiteres Licht der Stadt, dann wurde wieder sein Hinterkopf in die Schwärze eingesogen. Selbst die Meter des weißen Stoffes, die seinen Körper umhüllten, wirkten sündhaft gräulich. Ein Kleid aus Nebel und gestorbenem Licht. Aber ich brachte es nicht übers Herz, meine Hand nach dem Lichtschalter auszustrecken. Ob etwas in ihm zerbräche, wenn ich es täte? Knacks, Herz in Trümmern wie eine Nussschale, was war verborgen? Unversehrte Frucht, Versuchung und Erleichterung? Oder sein tragischstes Geheimnis, verdorben, zerquetscht, dreidimensionaler Staub? Wieso wollte Harry sich in der Dunkelheit sehen?

Ich wollte ihn fragen, ob es ihm gut ging. Wie es ihm wirklich ging. Mit allen Facetten und voller Komplexität. Versinken, versinken, versinken in der menschlichen Tiefe seiner Emotionen und der pursten Wahrheit, die er besaß. Aber vielleicht war das einfach die Art von Gespräch, die man angetrunken führen wollte. Nur um mich am nächsten Tag zu fragen, was von der Atmosphäre wirklich real gewesen war und was nur in meinen Alkohol-weichen Gefäßen stattgefunden hatte. Außerdem wusste ich nicht, wie weit die Frage die Grenze meines Versprechens überschreiten würde, ihm keine Fragen zu stellen. Harry, hey, wie geht es dir?

Nirgendwo als in meinem Kopf hatte ich die Worte ausgesprochen, aber als Harry sich umdrehte, befürchtete ich kurz, dass ich doch zu betrunken war, um Fantasien von Taten zu unterscheiden. Ich lächelte panisch, als Harry das Handtuch um meine Oberschenkel musterte. Mehr als im Bad wurde mir unter seinem Blick bewusst, dass sich unter dem Frottee nichts als Luft und Haut befanden. Luft und Haut und eine Verletzlichkeit, die uns vielleicht endlich eine Gemeinsamkeit schenkte. Harry lächelte seicht und passierte mich wortlos. Wäre er stehengeblieben und hätte doch noch meine Rippen mit seinen Fingern gezählt, hätte es mich nicht mehr überrascht. Ich ließ ihn gehen. Die Badtür hinter ihm fiel wie immer ohne das folgende Verriegeln ins Schloss.

Ein Teil von mir wollte auf die Knie fallen, nur ein bisschen zusammenbrechen, ein kleiner Ausrutscher, die Freiheit von Schmerz und Niederlage. Der andere Teil wusste es besser und brachte mich dazu, das Fenster zu öffnen, die Vorhänge zuzuziehen und in kontrollierter Eile das Handtuch um meine Hüften fallen zu lassen und in meine Schlafanzughose zu schlüpfen. Auch den aromatisierten Pullover zog ich wieder über den Kopf und tauschte ihn durch mein Schlafshirt, das allerdings auch mal in die Wäsche musste.

Während Harry wie immer leise seiner zurückhaltenden Badroutine nachging, füllte ich meinen schamvollen Körper mit mehr Wasser auf, verstaute ›Angels in America‹ neben den anderen Büchern und meinem Laptop in meinem Rucksack, kramte den kleinen Notizzettel, den ich heute Abend mit Nialls – und Zayns – Hilfe bekritzelt hatte, aus meiner Jeanstasche und warf ihn ebenfalls lose zu meiner restlichen Ausstattung. Es war gut möglich, dass ich morgen meinen James-Joyce-Aufsatz verteidigen musste und für eine authentische, irische Perspektive hatte ich Niall vorhin noch ein bisschen durchlöchert. Stellte sich heraus, dass er wirklich keinen Funken Leidenschaft für Literatur übrig hatte. Er hatte Joyce und eines seiner berühmtesten Werke abgetan wie die meisten von Zayns und meinen Mitschülern in Donny auch; langweilige Schullektüre, die er mehr schlecht als recht durchgeblättert hatte, um eine akzeptable Note zu bekommen. So schlau der Junge sein mochte, wenn es um Sternachsen und das Ausgleichen antiker Formeln ging; die freien Künste ließen ihn kalt. Zayn hatte nur entschuldigend mit den Schultern gezuckt. Dann hatten wir also ohne authentisch-irische Perspektive noch ein bisschen über Religion und Kunst und Eigenwahrnehmung geredet.

Was Niall doch beizusteuern hatte, war, dass er den jungen James Joyce in der Schule attraktiv gefunden hatte. Ich wusste, welches Bild er meinte.
Das ohne Ivy Cap, konnte ich beisteuern.
Paddy Cap, bestand Niall. Er sagte es, als wäre seine Zunge eine kaputte Spülmaschine.
Und Zayns Beisteuerung: ungläubiges Lachen. Angeblich waren wir naiv und weiß und zu leicht zu befriedigen. Niall sollte sich schämen, dass er in Mullingar aufgewachsen war, der einzigen irischen Stadt außer Dublin, in der Joyce gelebt und geschrieben hatte – und dem Autor trotzdem die kalte Schulter zeigte. Niall hätte die Kritik nicht weniger interessieren können.

Jetzt lagen die beiden mit höchster Wahrscheinlichkeit in losen Knoten auf Zayns durchgelegener Matratze und ich konnte ihnen nur wünschen, dass sie schon schliefen. Zayn musste morgen so früh in der Uni sein wie ich. Und dann hatte er noch den ganzen Stress mit der Arbeit.

Dass morgen mein langer Tag war, bereitete allerdings auch mir ein Problem. Harry und die Sache mit seinem Studium. Ich musste mit ihm darüber reden. Was auch immer ich ihm versprochen hatte; wir mussten eine gewisse Grundlage schaffen, ein paar Dinge klarstellen. Ich konnte ihn nicht in meiner Wohnung leben lassen, wenn er die wenigen Wahrheiten, die er mir erzählt hatte, als Tretminen unter jedem meiner Schritte versteckt haben konnte – doch Lügen.

Aber vor meinem ersten Kurs war keine Zeit, zwischendurch auch nicht wirklich und nach der Uni würde ich direkt in den Bus nach Leeds steigen. Doch ich wollte nicht warten und war mir sicher, dass ich auch nicht konnte. Weitere 24 Stunden, mehr, mit dem neuen Wissen, das ich jetzt erst seit etwas über 12 Stunden mit mir herumtragen musste? Das würde ich nicht aushalten. Unikurse unter Hochspannung, mehrere Stunden alleine meiner Brutalität in einem Bus ausgeliefert und dann auch noch Beobachtung unter den aufmerksamsten Augen von allen, denen meiner Mutter? Das war es, was ich wirklich verhindern musste. Sie würde es mir ansehen. Und das musste ich unter allen, allen, allen Umständen verhindern.
Nur war es nicht möglich.

Also übermorgen. Wieder mal hatte ich keine andere Wahl. Ich sollte einen neutraleren Ort wählen für dieses Gespräch, nicht die Wohnung. Vielleicht herrschte hier ein Machtverhältnis, dem ich auch mit den besten Intentionen nicht entfliehen konnte. Freitag nach MMM.

Harry kehrte auf leisen Sohlen zurück oder vielleicht war ich zu sehr mit meinen Gedanken beschäftigt gewesen. Er betrat den Raum wie eine Erinnerung und ließ das Licht im Flur an. Ich sehnte mich nach dem Sommer und Abendstunden, in denen das Licht wie durch Magie bis zum Höhepunkt der Nacht nicht mal benötigt würde. Im Sommer bedeutete es etwas, den Lichtschalter zuallerletzt doch mit den Fingern zu berühren.

»Ich muss morgen aufstehen wie heute.«, stieß ich unsere Routine an und warf meine Bettdecke zurück, bevor ich auch den Flur verdunkelte. Nur noch meine Leselampe am Bett brannte und Harry saß schon mit ausgestreckten Beinen auf seiner Matratze. Seine Fußknöchel versanken in der hellen Decke. Ich schlüpfte ebenfalls in mein Bett.

»Ich auch.«, berichtete Harry – Überraschung. Bisher hatte ich seine Gefügigkeit in der Hinsicht immer als Bestreben zur absoluten Anspruchslosigkeit gesehen. Er wollte auf keinen Fall Umstände irgendeiner Art bereiten und log deshalb, was seinen Tagesablauf anging. Jetzt wusste ich es besser. Er war frei, so früh oder spät wie ich aufzustehen, weil er keinen Tagesablauf hatte. Zumindest nicht die Unikurse, von denen er geredet hatte. Verräterisch spürte ich irgendwo in mir wieder einen Anflug von Wut aufsteigen. Es war unfair, das wusste ich mit unumstößlicher Gewissheit, aber ich fühlte mich trotzdem verraten. Oder es war mehr des Restalkohols, dessen Wirkung wirklich langsam abklingen sollte – auch wenn er seine größte Wirkung vermutlich als Placebo entfaltete.

Jedenfalls gab es nichts, das ich jetzt riskieren sollte. »Ich mache das Licht aus.«, verkündete ich und folgte meinen Worten, bevor Harry die Chance gehabt hätte, zu protestieren. Wie ein akustisches Echo des visuellen Endes verkündete mir mittlerweile fast vertrautes Rascheln, dass Harry sich auch hinlegte und zudeckte. Bei bestem Willen konnte ich ihn mir nicht anders vorstellen, als in seiner Leichen-Sarges-Lage, Rücken wie ein Brett, Gesicht an die Decke gerichtet, um jeden fallenden Traum zu fangen. Wie würde er liegen, wenn er nicht alleine wäre? Mit einer Person, der er vertraute? Konnte er seine Wirbelsäule drehen und Arme mit Armen verschlingen? Wie unangemessen waren diese Gedanken? Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass Harry sich nach dieser Art von Nähe in keiner Form sehnte? Wann hatte ich daran geglaubt, dass, was Harry und mich verband, leere, aber körperliche Anziehung auf sexueller Ebene war? Es war die Zeit gewesen, in der ich in meiner Vorstellung noch eine Beweglichkeit seiner Gelenke hatte entstehen lassen können. Wie grausam musste das Leben sein, wenn Bewegung zu rücksichtsloser Verletzlichkeit wurde?

Ich wollte ihn umarmen, bis seine Muskeln erschlafften. Ihn halten. Ich konnte ihn vor nichts beschützen, nicht mal vor mir selbst, aber vielleicht war es das alles wert für ein bisschen Oxytocin. Für ihn. Für Harry. Für Harry, für Harry, für Harry.

»Gute Nacht«, hauchte ich und konnte dem Namen auf meiner Zunge nicht widerstehen. Hoffentlich war es Beistand auf primalster Ebene. »Harry.«

»Gute Nacht, Louis.«, sein nächstes Echo und das ewige Problem. Wann war er jemals nicht nur ein Echo, auf die Dinge, die ich tat und sagte? Worin war die Freiheit verborgen, die ihm gewährte, seine eigene Stimme zu nutzen?

Würde Harry jemals aufhören, eine Entität aus Fragen für mich zu sein?

Was hatte ich zu Aciman gesagt?

Wie brachte ich meine Gedanken zum Schweigen?

Augen zu. Vollkommenere Schwärze als zuvor. Ich drehte mich auf den Bauch und machte meinen Herzschlag irgendwo in meinem Oberbauch ausfindig. Dort lebte ich, rhythmisch, stetig, simpel. Wo mein Herz schlug, konnte ich auch schlafen. Der Blutstrom konnte die endlosen Gedanken nicht forttragen, aber Müdigkeit hatte ich anscheinend doch kommandiert. Wie ein warmer See in mir breitete sich die Tiefe der letzten Nächte in mir aus, bis es mir fast zu schnell ging. Wie heuchlerisch war es, wie ein Baby einzuschlafen, wenn ich den Rest des Tages imitierte, in Sorgen zu versinken?

Meine Augenlider schienen sich zu versiegeln, aber mit aller Kraft, die ich zusammenbringen konnte, riss ich sie wieder auf. Mit verstörendem Ruck warf ich die Decke zurück und setzte mich auf. Harrys Schock war rot auf meinen Wangen, ich wusste es, ohne ihn zu sehen. Mit geschultem Instinkt knipste ich zielsicher die kleine Lampe mit dem gelben Licht neben meinem Bett wieder an.

Harrys Augen fingen mich vor allem anderen auf, wie die einer Katze. Er setzte sich auch auf und den Blick der Angst sah ich heute Abend nicht zum ersten Mal an ihm.

»Louis?«

Louis Louis Louis Louis Louis. Ich.

»Harry«, ich zwang meine Beine über die Bettkante, stand plötzlich auf dem kalten Linoleum. Aber ich brauchte nur drei Schritte, um auf dem Fußende von Harrys Matratze zu stehen. »Es tut mir leid. Wir müssen reden.«

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