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𝐈𝐗

𝐋 ⋆

Zayns Ohren waren schon immer nach oben gezuckt, wenn er versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken. »Weißt du; hört sich irgendwie an, als hättest du ihn auf ein Date eingeladen.« Seine Ohren verloren, das Grinsen strahlte. »Ohne ihn nach seiner Nummer zu fragen, du Vollidiot!«

»Ich weiß.«, seufzte ich kraftlos. »Ich weiß, ich weiß, ich weiß!« Einhändig schob ich den leichten Stoffbeutel von meiner einen auf meine andere Schulter. »Ich war zu beschäftigt damit, ihm nicht zu zeigen, dass ich aufgeregt war. Oder, dass ich mich freue. Kannst du mir mal bitte verraten, wozu ich mich mit Sprache auskenne, wenn ich keinen vernünftigen Satz rauskriege, wenn es wirklich drauf ankommt? Ich glaube, ich war zu offensiv. Dabei bin ich nicht mal offensiv! Ich habe versucht, normal zu sein. Aber das ist dann in die andere Richtung umgeschlagen.«

Zayn beobachtete mich amüsiert von der Seite, Schatten der Häuser machten ihn blass. »Es wird schon nicht so schlimm gewesen sein, Lou. Du hast gesagt, er hat deiner Stimme ein Kompliment gemacht. Deiner Stimme. Das ist die intime Art von Komplimenten. Haare und Augen kann jeder. Naja, Hintern eher bei dir. Und wenn-«

»Hast du gerade meine Haare und Augen beleidigt?«

»Das würde ich nie tun, Louis.« Spielerisch drängte er mich so weit nach rechts, dass ich vom Gehweg auf die leere Straße stolperte. Ich balancierte zurück auf den Bordstein. »Ich sage nur«, fuhr Zayn fort, »dass es zumindest kein schlechtes Zeichen ist, wenn jemand dir ohne Vorlage und ohne vorheriges Kompliment sagt, dass du eine schöne Stimme hast.«

Ich verzichtete auf das Seufzen, weil ich mir schon genügend Gedanken machte. »Es war nicht ohne Vorlage. Und ich bin mir nicht mal sicher, ob es ein Kompliment war. Das ist das Schwierige mit ihm, weißt du? Er ist schüchtern. Oder zurückhaltend. Er redet nicht gerne, glaube ich. Oder doch, manchmal, über willkürliche Dinge. Aber nicht über sich. Du weißt, dass das normalerweise kein gutes Zeichen ist. Und darüber hinaus überanalysiere ich offensichtlich jedes Wort eines Jungen, den ich erst zweimal durch Zufall zwischen Vorlesungen getroffen habe. Ihm aufgelauert habe, eher. Das ist doch keine gute Dynamik.«

Die hohen Sohlen von Zayns Schuhen trafen die Steine fast im Gleichklang mit meinen. Er erwiderte nicht sofort etwas. Dafür hatte er mich zu gerne. »Wie alt ist er?«, fragte er schließlich.

Am liebsten hätte ich mich selbst geschlagen. Wieso stellte ich mich so unfähig darin an, jemanden kennenzulernen? »Ich weiß es nicht.«, räumte ich niedergeschlagen ein. »Hab ich nie gefragt.«

»Alter ist keine Nebensache, Lou. Das weißt du.«

»Ja!« Ich widerstand dem Bedürfnis, mein Gesicht im Kragen meiner Jacke zu vergraben – und nie wieder aufzusehen. »Aber er ist...«, ich versuchte, mir Harrys weiches Gesicht vor Augen zu führen. Es war zu schön und perfekt, weil man sich an Makel nicht erinnern wollte. »Er ist auf keinen Fall älter als wir. Wenn mich nicht alles täuscht. Dazu wäre er auch ein ziemlich alter Ersti. Und er sieht nicht jünger aus als neunzehn, denke ich. Irgendwas dazwischen.«

»Neunzehn wären zwei Jahre.«, bemerkte Zayn. »Fast drei.«

»Vielleicht ist er auch einundzwanzig! Ich habe ihn ja nicht mal gefragt.« Langsam hatte ich das Gefühl, müde zu werden. Gar nicht gut. Zayn und ich hatten die Bibliothek noch nicht mal betreten. »Ganz abgesehen von der Tatsache, dass überhaupt nicht von einem Date die Rede war. Also so gar nicht. Absolut nicht. Ich habe ihm nur gesagt, dass ich ihn kennenlernen würde, damit er sich nicht einsam fühlen muss.«

»Hört sich an, als wärst du die Wohlfahrt, Louis.« Zayn auf der häusernahen Seite schnitt die Linkskurve als erstes. »Aber ist schon okay. Louis verliebt sich in einen Kunststudenten 2.0«, grinste er mit unschuldiger Selbstzufriedenheit. Wie ich ihn hassen konnte.

»Hey. Bleib mal ganz ruhig. Erstens verliebe ich mich in niemanden. Zweitens war ich nicht in Danny verliebt. Und drittens...du musst zugeben, dass er heiß war.«

»Danny?« Im Laufen legte Zayn mir einen Arm um die Schultern. »Alles, was ich weiß, ist, dass du gar nicht aufhören konntest, in jedem zweiten Satz zu erwähnen, wie gut er im Bett war.« Leise, aber zu nah an meinem Ohr, lachte Zayn. »Dabei hast du nur dreimal mit ihm geschlafen.«

Ich beschloss, ihn ganz einfach zu ignorieren. Sollte Zayn doch seinen Spaß haben. Ich war 21, ich würde mich nicht von ihm aufziehen lassen.

»Ich freue mich schon, wenn du mir von Harry vorschwärmst. Vielleicht redet er nicht gerne über sich, weil er möchte, dass du alles über ihn zwischen den Laken des Bettes in deiner 34-Quadratmeter-Luxuswohnung herausfindest. Das wäre eine neue Art von Machtspielchen. Wie du den Verstand verlierst, während er dir davon erzählt, wie er in einer grauen Kleinstadt aufgewachsen ist. Die Magie der Kunststudenten.«

»Gott, Zayn, halt bitte einfach den Mund.« Meine Wangen hätten nicht warm sein sollen. Und meine Finger nicht verkrampft. Aber gleichzeitig hatte Zayn mich auf einen anderen Gedanken gebracht. »Vielleicht sollte ich mit Danny reden.«

»Danny?«, fragte Zayn wieder, als fiele der Name zum ersten Mal. »Du willst mit Danny ›reden‹, bevor du Harry überhaupt richtig kennenlernst.«

»Ich will mit Danny reden, um Harry überhaupt erst richtig kennenzulernen.«, berichtigte ich. »Du hast recht mit den Kunststudenten.«

»Sie sind alle gut im Bett?«

»Nein! Also vielleicht, keine Ahnung. Ich will ihnen nichts unterstellen. Ich meine, dass sie beide Kunststudenten sind. Ich könnte Danny fragen. Vielleicht kennt er Harry.«

Skeptisch runzelte Zayn die Stirn – und ich wusste, dass er auch damit recht hatte. »Danny ist in seinem zweiten Jahr, oder nicht?«

»In seinem Dritten. Aber vielleicht kennen sie sich von den Einführungsveranstaltungen oder so.«

»In einem so großen Studiengang wie Kunst?«

»Du weißt nicht, wie Harry aussieht. Man übersieht ihn nicht so einfach.« Ich vergrub die Hände in den Jackentaschen und hoffte, dass der Beutel nicht von meiner Schulter rutschen würde. »Außerdem ist Harry Harry nicht unbedingt ein Name, den man vergisst.«

Wie angewurzelt blieb Zayn stehen. Ich musste zwei Schritte zurücklaufen, um wieder vor ihm zu stehen. »Er heißt Harry Harry?!«, fragte er ungläubig. »Louis, Lou Lou, er hat dich angelogen! Er wollte dich loswerden und dir keine Chance geben, ihn weiter aufzusuchen.«

Dieses Mal war mir der Seufzer egal. »Das hätte ich auch gesagt. Aber er hat nicht mir seinen Namen gesagt, sondern Gastrell. Und ich bezweifle stark, dass er einen Professoren anlügen würde. Wenn er nicht mal wusste, dass ich ihn höre. Manche Leute haben einfach wirklich Pech mit ihren Namen.«

Mit zusammengekniffenen Augen schmunzelte Zayn. »Harry Harry. Das nennt man nicht Pech. Das sind unfähige Eltern. Louis Louis. Oder Tomlinson Tomlinson eher.«

»Wie auch immer, ich denke, dass Harry sich das nicht ausgesucht hat.«

Zayn hakte seinen Arm bei meinem ein und zog mich weiter. »Er wird glücklich sein, heiraten zu können.«

»Genug von mir! Erzähl mir von Niall. Wie lief es gestern?«

Wieder musste ich kurz auf eine Antwort warten. Aber dieses Mal wartete ich nicht. »Du hast ihn geküsst!«, erkannte ich aufgeregt.

Zayns Ohren zuckten. So ein Glückspilz. »Er hat mich geküsst.«

Ich lachte leise, und glücklich. Zayn war mein bester Freund. »Du brauchst nicht rot zu werden. Es war nicht mal euer erster Kuss!« Ich hatte Zayns kleine Wohnung kurz vor zehn verlassen – aber nicht, ohne meinen Namen in der Gästeliste doch noch zu streichen und durch ›Niall Horan‹ in braven Druckbuchstaben zu ersetzen. Ohne, dass ich Zayn oder Niall davon berichtet hatte. Wozu auch? Solche Sachen sollten sich nicht durch Außeneingriff ergeben. Es hatte mir gereicht, dass Niall mit seinem Delfinlachen für zu viele von Zayns Worten Blasen in sein Wasserglas geblubbert hatte.

»Ich habe die Töpfe abgewaschen.«, erzählte Zayn langsam und mit seinem Blick auf das Ende der Straße gerichtet, als würden die anderen Menschen, die jetzt unterwegs waren, uns irgendwelche Aufmerksamkeit schenken.

»Er hat dich auf den Nacken geküsst.«, spekulierte ich lächelnd.

Zayn schüttelte den Kopf. »Er hat abgetrocknet. Und mir etwas über die Ringe des Saturns erzählt. Wieso all das Eis und die Gesteinsbrocken dort im Weltall herumfliegen. Ich glaube, er hat es mir erzählt, weil er gemerkt hat, dass es mir gefällt. Die Poesie. Dass es etwas ist, über das man schreiben könnte. Es ist eine schöne Vorstellung, dass kleine Stücke von Kometen abbrechen, von Monden, und einen eiskalten Planeten aus Gas umarmen. Was denkst du? Normalerweise wäre das schon ein bisschen zu viel für mich, es ist kitschig, aber...es ist wahr. Es ist genau das, was da draußen in der Natur passiert. Das macht es mächtig, oder nicht?«

Ich nickte, aber lose genug, um Platz für Gedanken zu haben. »Ja. Ein Jammer, dass es Englische Literatur und Astrophysik nicht als einen Studiengang gibt. Für Niall und den Saturn würdest du vielleicht sogar Angus Calder aufgeben.«

»Für nichts und niemanden würde ich Angus Calder aufgeben.«

»Für eine Milliarde Pfund?«

»Vielleicht.«

»Für unsere Freundschaft?«

»Nein.«

»Hey!« Empört fädelte ich meinen Arm aus seinem und boxte ihn in die Seite. »Verräter.«

Grinsend zuckte Zayn mit den Schultern. »Er ist die Liebe meines Lebens.«

»Lass das bloß nicht Niall hören.«

Zayns Grinsen fiel. »Wir haben uns erst zweimal geküsst.«, erklärte er etwas ernster.

»Ja! Und ich will jetzt endlich hören, wie es zu dem zweiten Kuss kam. Alles toll mit den poetischen Dingen, die du über den Saturn schreiben könntest, aber ich will lieber die poetischen Dinge über euren Kuss hören.« Wir bogen auf den großen Platz vor der Bibliothek ein. Der Campus hatte elf Bibliotheken, aber Zayn und ich besuchten eigentlich nur die größte von ihnen; die Hauptbibliothek. All die humanistischen Werke, auf die wir Zugriff benötigten, fanden wir hier. »Er hat das Geschirr abgetrocknet und dir vom Saturn erzählt, und dann..?«, versuchte ich, ihm auf die Sprünge zu helfen.

»Dann habe ich mir die Hände abgetrocknet. Und er hat mich geküsst, mit feuchten Fingern.« Er lächelte den Boden unter unseren Füßen an. Neben uns erstreckte sich kurz gemähter Rasen. »Lange. Mein Kopf war warm vom Spülwasser und dem Kochen und der Aufregung. Es war gut.«

Ich konnte mir das Lächeln so wenig verkneifen wie er. »Ich freue mich für dich, Zaynie.« Dieses Mal stupste ich ihn nur sanft an. »Vor allem, weil keiner deiner Mitbewohner hineingeplatzt ist.«

Besorgt zog er die Augenbrauen zusammen, aber das Lächeln konnte er nicht verbannen. »Daran habe ich später auch gedacht. Küchen-Küsse sind nicht die sicherste Wahl in den verfluchten Studentenwohnheimen.«

»Niall ist nicht über Nacht geblieben?« Ich trat in den breiten Eingang der verglasten Drehtür.

»Nein. Das hat er schon gesagt, bevor ich ihn fragen konnte. Aber er hat mich zum Abschied geküsst. Ich glaube, es ist so ein St.-Anselm-Hall-Ding. Also das Nach-Hause-gehen, nicht das Küssen.«

»Gott, Zayn, das musst du ihm dringend abgewöhnen. Ich kann nicht riskieren, dich an einen Kultanhänger zu verlieren.« Wie ein trainierter Hund liefen wir in Mäuseschritten hinter der sich langsam drehenden Glaswand her.

»Lou, sag ihm sowas nicht ins Gesicht.« Zayn zog ein kleines Portemonnaie aus der Tasche seiner abgetragenen Lederjacke. »Er mag es dort wirklich.«

»Noch schlimmer!« Ich schob mich durch den dünnen Spalt, den die Drehtür bot. Zayn folgte ein paar Sekunden später, als man sie problemlos ohne Verrenkung passieren konnte. Sofort legte sich die schwere, erhabene Atmosphäre einer Bibliothek über uns. Ich senkte die Stimme, um fortzufahren. »Ein Grund mehr, es ihm ins Gesicht zu sagen.«

Zayn erwiderte nichts, stattdessen zog er seine helle Chipkarte für den Zugang zur Bibliothek aus seinem Portemonnaie und legte sie auf eine der elektronischen Schleusen. Lautlos öffneten sich die durchsichtigen Türen und ließen ihn eintreten. Ich hielt meinen Beutel auf und wühlte ein wenig ziellos durch Papier, Stifte, Wasserflasche, Taschentücher, Handy, Kaugummi, Macbeth, Lippenbalsam, Münzgeld, Kaugummi, Wohnungsschlüssel, Kopfhörer, Kaugummi. Und schließlich meine lose CampusCard. Mit freundlichem Lächeln zu der jungen Frau hinter der Rezeption, die mich skeptisch beobachtet hatte, angelte ich sie heraus und ließ mich ebenfalls in den Studierbereich der Bibliothek.

Zayn war schon verschwunden; in einer Welt aus Büchern, Käfige aus Holz. Ich nahm eine der niedrigen Treppen nach oben und folgte dann dem roten Teppichboden vorbei an Lila-Jura zu Sprache und Humanwissenschaften. Über einem gepolsterten Stuhl an einem ausgeblichenen Holztisch hing Zayns Lederjacke. Ich platzierte meinen Beutel auf dem freien Stuhl daneben, kramte einen kleinen Notizblock und einen Bleistift heraus und schlenderte nach dem vergangenen Jahr selbstverständlich zwischen die hohen Regale.

Ein bestimmtes Buch zu suchen war selten schwierig. Solange man das Alphabet kannte und die Beschriftungen an den Regalen lesen konnte. Aber das machte es auch wenig interessant. Was ich lieber mochte, war, auf der Suche nach unbestimmten Büchern zu sein. Ein Thema, ein Autor, ein Ziel ohne Weg. Manchmal nicht mal das.

Was war ein schöneres Gefühl, als hübsche, breite oder nichtssagende Buchrücken aus dem Regal zu ziehen, willkürlich Millionen, Milliarden Wörter zu überfliegen, bis man etwas fand, das man gebrauchen konnte?

Alleine würde ich es lieben, aber mit Zayn war es eine meiner Lieblingsbeschäftigungen überhaupt. Meine Mum hatte immer gesagt, das war der Beweis dafür, dass wir die richtigen Studiengänge gewählt hatten. Ich Englische Literatur, Zayn Englische Literatur und Geschichte. Wir teilten bei Weitem nicht alle Kurse, vor allem jetzt im zweiten Jahr nicht mehr, aber es gab trotzdem noch genügend Projekte, an denen wir gemeinsam arbeiten konnten. Und selbst, wenn wir separate Aufgaben zu separaten Themen hatten, halfen wir einander viel, wenn wir die Zeit dafür fanden.

Es gab keine bessere Ergänzung des Verstandes als eine leicht verschobene Kopie.

Zayn und ich waren viel einer Meinung, dann drehten wir uns in bodenlose Gedankenspiralen, bis wir uns selbst darin verloren. Aber die wichtigen Momente waren die, wenn wir unterschiedlicher Meinung waren. Zu begreifen, dass man in einer Sache falsch lag, war unangenehm – bis man es akzeptierte und dann kam das Gefühl der Freiheit. So funktionierte es jedenfalls für mich. Die eigene Wahrheit loslassen, um die Unendlichkeit der Möglichkeiten zu fühlen, als schwebte alles Wissen in unsichtbaren Wolken um uns und alles, was uns davon trennte, war unser Stolz.

Zayn und ich mochten den Sprint, barfuß,mit geschlossenen Augen. Bis die Wolken uns nicht mehr durch die Finger rannen. Das Leben war besser, wenn man seinen Wolkensprinter gefunden hatte.

Ich fand Zayn am Ende eines Regals mit schweren, kastanienbraun eingebundenen Enzyklopädien. Eine seiner Vorlieben. ›Niemand versteht Sprache, wenn er die Sprache nicht versteht.‹ Ich ließ ihn stehen. In der Hinsicht war ich ein wenig chaotischer; erst das Material, dann die Erklärungen.

Wir hatten heute Morgen in Amerikanische Literatur und Soziale Kritik verkündet bekommen, dass wir ein Buch-Filmprojekt zu ›Angels in America‹ erarbeiten mussten – und Zayn und ich waren, ohne dramatisch wirken zu wollen, vor Begeisterung fast an die Decke gegangen. Auch wenn ich mit meinem ›A Doll's House‹-Essay erst 400 Wörter weiter war als gestern Abend, hatte ich mich über die neue Aufgabe gefreut. Wie häufig in dem Kurs war es eine Gruppenarbeit und auch wenn unsere Gruppe noch drei andere Studenten einschloss, hatten Zayn und ich heute schon mit unserer Vorbereitung beginnen wollen. Im Gegensatz zu den anderen hatten wir beide das Drama nämlich schon gelesen und auch, wenn wir es jetzt nochmal lesen würden müssen, konnten wir schon mit der Arbeit beginnen.

Laut Zayn ›das beste amerikanische Drama jemals, wenn nicht das beste international‹, und auch wenn ich ihm auf internationaler Ebene nicht zustimmen würde, hatte ich seiner Meinung sonst nicht viel entgegenzusetzen. Nur über das Thema würden wir uns noch einigen müssen. Ich war für Betrachtung des Werkes und seiner Wirkung in Bezug auf den Autoren, Zayn für das Werk und seine Wirkung in Bezug auf den Kulturkrieg. Das würde noch ein bisschen Diskussion auslösen.

Ich passierte sieben, acht, neun Bücherregale, bis ich bei Fiktion: Dramen: 20. Jahrhundert: J-N nach Autor angekommen war. Kushner, Tony – ich griff nach zwei schmalen Ausgaben und schlenderte zurück zu unserem belegten Tisch. Zayn saß mit dem Rücken zu mir auf dem Stuhl mit seiner Jacke, eine der Enzyklopädien neben sich. Er reihte ein paar Stifte auf der Tischplatte auf. Ich glitt auf den Stuhl gegenüber.

»Hab sie.«, kommentierte ich in Bibliothek-angemessener Lautstärke und ließ die Bücher direkt auf Zayns Stiftmuster fallen. Ein Klappern durchschnitt das leise Rauschen der Klimaanlage. Zayn nahm eine der Ausgaben in die Hand, mit unzufriedenem Blick ließ er die hellen Seiten mit seinem Daumen wie Libellenflügel durchflattern. »Was ist?«, fragte ich überrascht.

»Ich verstehe nicht, wieso wir nicht unsere eigenen Ausgaben benutzen dürfen.«, erklärte er trotzig.

Ich seufzte. »Weil wir einheitlich mit der neuesten Version arbeiten sollen. Mit den Änderungen des Autors.«

»Das weiß ich selbst.«, zischte Zayn. »Hassen tue ich es trotzdem.«

»Wenn du deine eigene Ausgabe willst, musst du dir eine der neuen kaufen.«

»Ich bin nicht dämlich, Louis. Aber mein Vater regiert nicht England; ich kann mir nicht zehn neue Bücher monatlich für alle meine Kurse leisten.«

Ich verdrehte die Augen und beschloss, dass die Bemerkung keiner Erwiderung wert war. Eigentlich freuten wir uns auf dieses Projekt. »Halt den Mund und lies, Zayn.«

Mein bester Freund sah überrascht auf, mit ernstem Blick und Hand an der Stirn salutierte er, als hätte einer von uns eine Ahnung, wie in der British Army salutiert wurde. »Zu Befehl, Sir.«

Dieses Mal verdrehte ich nicht die Augen, sondern schlug das Buch unter meinen Fingern auf. »Auf geht's. Lass uns etwas über Engel lernen. Und Tote. Und Amerika.«

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Seht mich an, ich habe den Shakespeare-Professor Gastrell genannt :)) Und niemand hat mich aufgehalten.

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