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𝐈𝐕

𝐋 ⋆

»Und ihr seid sicher, dass es nichts gibt, das ihr noch braucht?« Meine Mum sah aus, als würde sie jede Sekunde in haltlose Tränen ausbrechen – und spätestens wenn die Tür zu war, würde sie das zweifellos auch tun. Ich schüttelte den Kopf. Zayn zog sie in eine Umarmung, um ihr das Timing vorzugeben.

Ich schloss mich ihm an und umarmte Trisha, die zwar ihre Emotionen, aber nicht ihren Ordnungsfimmel in Schach halten konnte. Sie strich mir durch die Haare, nannte mich ›Lou Lou‹, wie sie es getan hatte, als ich ein kleiner Junge gewesen war, und wischte etwas Staub von dem schiefwinkligen Schlüsselkasten, den Zayn und ich in der fünften Klasse in Holzarbeit gemeinsam gebaut hatten. Ein blauer Vogel mit außergewöhnlich unterschiedlich großen Augen – volle Absicht, natürlich – prangte darauf.

Meine Mum schlang mir ihre Arme um den Hals. »Du bist so groß, Louis. Ich bin so stolz auf dich.« Ich küsste ihre Wange und betete, dass ihre Tränen bis draußen warten würden.

»Danke. Wir sehen uns doch am Freitag.«, versuchte ich sie zu beschwichtigen. Trisha trichterte Zayn zwischen Küssen ihre geschäftliche Telefonnummer ein – unnötig, weil wir sie beide eingespeichert hatten.

»Ich weiß.«, seufzte Mum. Etwas widerwillig löste sie sich von mir. »Könnt ihr nicht noch mit runter zu den Autos kommen?«, fragte sie bittend und versuchte ihren großäugigen Blick bei Zayn, bei dem sie sich damit wohl bessere Chancen ausrechnete. »Uns noch zum Abschied winken?«

»Mum.« Ich umfasste sanft ihre Schultern. »Wir verabschieden nicht euch, ihr verabschiedet uns.«

Vorwurfsvoll schürzte sie die Lippen. »Du bist so grausam, Louis.«

Zayn hatte die Wohnungstür geöffnet, zum Glück. Er stieß sie ein bisschen weiter auf, aber seine Worte waren weniger unterstützend. »Da muss ich Jay recht geben, Louis. Hier muss sich überhaupt niemand von niemandem verabschieden.« Seine gepflegten Fingernägel trommelten einen leisen Rhythmus auf die Türklinke. »Wir wohnen zehn Minuten von Zuhause.«

»Umso besser.« Ich drückte meiner Mum noch einen Kuss auf die Wange. »Dann brauchen wir ja auch nicht mit nach unten zu kommen. Wir sehen uns dann am Freitagabend. Alles wird gut sein. Ciao, Mum. Tschüss, Trish.«

Aus dem Augenwinkel sah ich Zayn entschuldigend unsere Mütter anlächeln, aber er öffnete die Tür noch ein letztes Stück weiter und winkte sie sanft hinaus. Trisha schien meine Mum mit warmem Händedruck zu trösten, Zayn und ich lächelten die besten Lächeln liebevoller Söhne. Und die Tür war zu.

Erleichtert sank ich gegen die Wand in meinem Rücken. Zayns Atem begleitete den Klang der Schritte der ausgeschlossenen Frauen den Flur hinunter. Erst als ich die schwere Tür zum Treppenhaus zufallen hörte, ließ ich die Erleichterung zu. »Das hat so verdammt lange gedauert.«, seufzte ich kraftlos und stieß mich von der Wand ab. In den Ecken blühte bräunlicher Schimmel.

Zayn nickte. »Kinder zu haben, muss das anstrengendste in der Welt sein.«

Ich zuckte mit den Schultern und ließ mich von meinen Füßen vorbei am Bad in den Wohnraum tragen – den einzigen Raum abgesehen vom Bad. »Also meine Mum lebt sich aus.«

»Du bist Einzelkind, Louis.«

Ich griff nach zwei feuchten Tassen, die kopfüber neben der Spüle standen, um zu trocknen. Alles, was wir bisher ausgepackt hatten. »Ja. Aber Mum behandelt mich als wäre ich sieben Kinder auf einmal.«

Zayn hob eine Papiertüte auf die Anrichte unserer winzigen Küchenzeile. »Dann berichtige ich meine Aussage.« Raschelnd suchte er mit den Händen nach etwas mir Unsichtbarem. »Louis Tomlinson als Kind zu haben, muss das anstrengendste in der Welt sein.«

Ich grinste und ließ die Tassen mit stillem Wasser volllaufen; so kalt, wie der Wasserhahn es hergab.

»Nein, Lou! Kein Wasser.« Triumphierend hielt Zayn eine zylinderförmige Verpackung nach oben.

Ich rümpfte die Nase. »Kaffee? Nein, danke.«

»Mach meine Tasse leer. Ich will Kaffee.«

Ich tat, wie mir geheißen. Das Wasser gurgelte kurz im rostigen Abfluss der Spüle, dann war es weg. »Haben wir Tee?«

Zayn nickte. »Klar. Mum weiß doch, dass ein Haushalt mit dir ohne Tee funktionsunfähig ist.«

Das hörte sich doch schon besser an. Zayn angelte eine Pappverpackung aus der großen Tüte und verschwand dann mit dem ganzen Kopf in der rissigen Öffnung, Haare und alles. Ich war ziemlich beeindruckt. Aber so war das wohl nach siebzehn Jahren Freundschaft. Na gut; zwölf Jahren. Und wäre es nicht Sonntagnachmittag mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit, dass wir die Wohnung nicht mehr verlassen würden müssen, hätte Zayn seinen Kopf ziemlich sicher auch nicht in einer Papiertüte versenkt. Nicht mal für mich.

Es machte aber Sinn. Das Licht war nicht gerade gut. Unsere Wohnung hatte nur zwei kleine Fenster, eines über Zayns Bett und das andere über dem Ort, an dem ein Haufen Holzteile sich aufeinanderstapelten, die irgendwie das ergeben sollten, das unser Ess- und Schreibtisch werden sollte. Vielleicht würde ich mich davor drücken können, den aufzubauen. Dafür müsste ich Zayn allerdings eine Gegenleistung anbieten. Das Besteck einsortieren? Vier Gabeln, vier Messer, zwei Tee- und vier Esslöffel. Ein Pizzamesser.

Eigentlich hatten Zayn und ich gerade andere Dinge zu erledigen als Kaffee und Tee zu kochen. Die Gedanken echoten in meinem Kopf. Kaffee und Tee. Oh nein.

»Zayn?«

»Mhm?« Er schielte über den Tütenrand.

»Wir haben keinen Wasserkocher.«

Zayn tauchte vollständig aus der Tüte auf. Ein paar pechschwarze Strähnen hingen ihm in die Augen, aber ansonsten sah er wie ein Katalogmodel aus. Nichts Neues also. Eine seiner Augenbrauen hob sich wie in Zeitlupe. »Und? Das 21. Jahrhundert hat dir ganz schön aufs Gehirn geschlagen, kann das sein?« Er trommelte mit seinen Fingern auf einer der glatten, dunklen Kochplatten herum. »Wir haben einen Herd! Und zwei Töpfe – in irgendeiner dieser Kisten. Früher hat man Wasser so gekocht, Louis.«

Wie jeder andere Mensch, der jemals existiert hatte, gab ich nicht gerne zu, dass er recht und ich etwas Dämliches gesagt hatte. Also schwieg ich und versuchte die schwarze Eddingschrift auf einer der fünf Kartons zu entziffern. Es war verdammt schwierig und verdammt typisch, denn es war meine eigene Schrift. Ob man als Mensch endgültig versagt hatte, wenn nicht mal man selbst seine eigene Schrift lesen konnte?

Der erste Karton verkündete ›Bücher & Schulzeug – Louis‹ in abstrakten Linien, die Salvador Dalí in den Schatten gestellt hätten. Bücher hätte ich wissen können; die wenigen Möbel ausgenommen hatten Zayn und ich an Masse wahrscheinlich zu mindestens 65% Bücher mitgebracht. Schulzeug war weniger erfreulich. Aber gleichzeitig das Nummer-Eins-Kriterium für Zayns und meine gemeinsame Wohnung gewesen. Zumindest aus Sicht unserer Mütter – die das Ganze nun mal finanzierten. ›Sobald wir merken, dass ihr die Schule auch nur in irgendeiner Weise schleifen lasst, kommt ihr zurück nach Hause.‹

Also lag es jetzt allein an Zayn und mir, unsere neugewonnene Freiheit zu behalten. Dafür mussten wir nur beweisen, dass es möglich war, mit 17 Jahren auszuziehen und trotzdem gut in der Schule zu sein. Das konnte doch nicht so schwer sein.

»Sieht ganz so aus«, Zayn schob die Papiertüte endgültig von sich und strich sich die losen Strähnen zurück, »als hätten wir keine Milch.«

Ich verengte die Augen. »Keine Milch? Na super. Großartig! Ich trinke Wasser. Ganz toll. Wer kauft bitte Tee, ohne an Milch zu denken?«

»Meine Mum.«, antwortete Zayn und gesellte sich zu mir, um willkürlich einen der Kartons auf der Suche nach einem Topf zu öffnen.

»Nur weil du zu unkultiviert bist, um Präferenzen für deine Heißgetränke zu haben! Zucker? Egal. Milch? Egal. Kaffee? Tee? Egal. Bist du wirklich in England aufgewachsen?«

Zu meiner Überraschung zog er einen kleinen Kochtopf aus dem geöffneten Karton. Mit Deckel. »Irgendjemand muss ja deine überspezifischen, festgerannten Präferenzen ausgleichen.«

Ich kehrte zur Spüle zurück. »Du hörst dich an wie Jem.« Meine Tasse stand voll neben Zayns leerer.

Mein bester Freund schob mich unsanft beiseite, um den Topf mit Wasser zu füllen. »Findest du es nicht bedenklich, dass alle deine festen Freunde den gleichen Charakter haben wie ich?«

Ich unterdrückte den Drang, meine Augen zu verdrehen. »Ich liebe dich eben.«, erwiderte ich mit dem süßesten Sarkasmus, den ich auflegen konnte.

»Die Chance hast du verspielt, Süßer.« Mit wackeligen Armen balancierte Zayn den Topf in der Luft hinüber zum Herd.

Ich drückte ihm einen grinsenden Kuss neben sein rechtes Ohr. »Ich liebe deinen Charakter, Zayn. Aber ich brauchte einen besseren Küsser.«

Er lachte luftig und ungläubig mit tiefer Kinnlade. »Arschloch.«

»Mhm. Du hast gekleckert.«

»Pass auf deinen Mund auf oder du bist noch vor heute Abend obdachlos.« Zayn wischte sich die feuchten Hände an seiner Hose ab.

»Weil du mir doch noch beweisen wirst, dass du ein guter Küsser bist?«, fragte ich spielerisch und wandte ihm den Rücken zu. Wenn es keinen Tee gab, könnte ich mit dem Auspacken beginnen. Das war leider eine dieser Sachen, die sich nur erledigte, wenn man sie auch wirklich tat.

»Ich bin der bessere Küsser von uns beiden, Lou, das weißt du ganz genau.« Leises Klicken verriet mir, dass er Schwierigkeiten mit den Drehknöpfen des Herdes hatte.

Ich öffnete die ›Bücher & Schulzeug – Louis‹-Box. »Jem ist ein guter Küsser.«

»Jem ist ein guter Küsser, weil er sechs Monate auf der amerikanischen Highschool war. Wenn ich mit halb South Carolina geschlafen hätte, wüsste ich auch, was meine Zunge zu tun hat.«

»South Dakota, Zayn.«, berichtigte ich mit ernsterer Stimme. »Und hör auf, sowas zu sagen. Du weißt, dass ich ihn wirklich mag.«

»Schon gut, tut mir leid.« Der Deckel klapperte auf der Öffnung des Topfes und Zayn lehnte sich gegen die Anrichte. »Aber apropos Jem; wir werden ein paar Regeln hier brauchen.«

Vorsichtig hob ich einen schweren Stapel Bücher aus dem Karton. »Die da wären? Nachtruhe um 21 Uhr und Einteilung vom Küchendienst?«

»Sei nicht albern, Louis. Nachtruhe ist um 3 Uhr morgens und du bist alleine zuständig für den Küchendienst.« Er beobachtete, wie ich einen weiteren Bücherstapel hervorzauberte, und bewegte sich selbst nicht vom Fleck. Anscheinend hatte er auch keine Lust darauf, unseren Multifunktionstisch aufzubauen. »Ich hatte da aber eher an andere Arten von Regeln gedacht. Dass du und Jem niemals, niemals in meinem Bett miteinander schlafen werdet zum Beispiel.«

»Wir hatten noch keinen Sex, Zayn.«

Er nickte. »Ich weiß. Wollte ich nur erwähnen. Ich vertraue dir, Louis, ist das klar? Du weißt, dass er ungeduldig darauf wartet, dass du ihn weiter gehen lässt. Und das gönne ich dir, aber lass mich und meine saubere Bettwäsche da raus.«

Der dritte Bücherstapel war höher als meine Arme lang waren, also musste ich ihn beim Herausheben teilen. Ich versuchte, mir jetzt nicht wieder Gedanken über Jem und seine glatten Zähne und starken Hände zu machen. Und die Weise, wie er meinen Nacken küsste, weil er wusste, dass dort die Zündschnur für meine Nerven verlegt war.

Zayn lachte leise. Er musterte mein Gesicht auf eine unverschämte Weise, die mich von ihm abwenden ließ. Ich beeilte mich, ihm eine Antwort zu liefern. »Ist gut. Aber nur, wenn du meine saubere Bettwäsche aus deinen sexuellen Aktivitäten heraushältst.«

Ich stapelte so viele Bücher wie möglich auf meine Arme. Dann trottete ich langsam zu meinem Bett hinüber. Eigentlich seltsam, dass Worte in meinen Händen so schwer sein konnten. Oder vielleicht genau die Art von Symbolik, die ich liebte. Das könnte ich nachher mit Zayn diskutieren, abends, wenn das Licht aus war und wir in unseren Betten lagen und uns davor drückten, auszurechnen, wie früh wir unsere Wecker stellen mussten, um pünktlich zur ersten Stunde im kalten Klassenraum der Hall Cross School zu sitzen.

Ich zuckte zusammen, als Zayn wie ein Blitz an mir vorbeischoss und sich mit gefährlich viel Schwung auf mein Bett warf. »Du hattest noch nie in deinem Leben saubere Bettwäsche, Lou!«, verkündete er in einer triumphierenden Lautstärke, die unseren Mietvertrag in seidenfädige Gefahr brachte. Es war nicht unbedingt ein häufiges Vorkommen, Zayns Stimme auf maximaler Kapazität zu hören. »Aber ich willige ein.«, fuhr er fort. »Eine faire Regel.« Sein Kopf fiel laut in mein Kissen.

Ich kniete mich neben mein Bett. »Du hast viel Energie heute.«

Ohne ihm mein Gesicht voll zuzuwenden, konnte ich erkennen, wie er die Augen schloss, als wäre ihm jetzt auch bewusst geworden, wie ungewöhnlich er sich verhielt.

»All das Adrenalin vom Umzug?«, fragte ich, meine Stimme halb sanft, halb amüsiert. Es waren Zayn und ich.

»Wahrscheinlich.«, räumte er ein, als wäre ein bisschen Energie eine Krankheit, für die er sich schämte. »Keine Sorge, ab morgen bin ich wieder ganz der Alte. Ich werde heute all meine Kraft für den Rest des Jahres aufbrauchen.«

Ich strich über den Rücken des obersten Buches. Sollte ich die Bücher irgendwie sortieren? Nein, musste ich nicht. Das war der Charme von Büchern, oder nicht? Dass es egal war, mit welchem Buchstaben der Titel begann oder welche Farbe das Cover hatte oder wie groß oder dick es war. Man konnte niemals wirklich wissen, was auf einen wartete. Wozu Ordnung in etwas bringen, das niemals irgendeiner Ordnung entsprechen würde? Ich begann die Bücher willkürlich eines nach dem anderen auf dem Boden neben meinem Bett aufzureihen, als wäre er das Fach eines Regales.

»Was ist mit deinem Kaffee?«, fragte ich Zayn, als der erste Stapel aufgereiht war. »Vielleicht kocht das Wasser schon.«

»Nein«, seufzte Zayn leise. »Ich habe den Herd nicht anbekommen.«

»Du hast den Herd nicht anbekommen?!« Ich rappelte mich auf die Füße und beugte mich über Zayns stillen Körper auf meiner Matratze. »Zayn? Unser Herd funktioniert nicht?!«

Er blinzelte in mein Gesicht hinauf. Seine Augen hatten die Farbe des schwarzen Kaffees, den er niemals trinken würde. »Gut möglich. Ich habe die richtigen Knöpfe gedrückt, aber nichts ist passiert.«

Ich boxte Zayn leicht in den Bauch, von oben senkrecht hinunter in das weiche Bett seines Bauchnabels. Es war so leicht, dass Zayn die Augen wieder friedlich schloss. »Ich kann heute ohne Tee aushalten, vielleicht morgen früh!«, begann ich mit erhobener Stimme und machte mich auf den Weg, um die nächsten Bücher zu holen. »Aber keinen Tag länger!«

»Wir können uns einen Wasserkocher kaufen.«, schlug er wenig besorgt vor.

»Ach ja?« Ich stapelte mehr Bücher auf meine Arme. »Von welchem Geld bitte?«

Ich hörte Zayn lachen, wie ein Alien. Es hörte sich immer seltsam an, wenn jemand im Liegen lachte. »Von dem deines Vaters; Winston Churchill.«

»Halt den Mund, Zayn.«

»Ob wir in einem Wasserkocher auch Reis kochen können? Oder Nudeln? Einfach alles rein und dann so oft anstellen, bis es weich genug ist?«

»Vielleicht warst du auch einfach nur zu dumm, um den Herd anzustellen.« Sorgsam verlängerte ich meine Bücherreihe. Es war gut, dass Zayn und ich uns je auf eine feste Zahl geeinigt hatten, sonst würde es in dieser winzigen Wohnung nicht lange dauern, bis die Bücher bis ins Treppenhaus reichten. Oder vielleicht sollten wir aus den Holzplatten des Tisches einfach ein Bücherregal bauen. Verstieß ein wenig gegen die Bauanleitung, aber das konnte schon nicht so schwer sein. Und Hausaufgaben konnte man auch auf dem Boden erledigen. Oder rückenfreundlicher auf den gläsernen Herdplatten, wenn die wirklich nicht funktionierten.

»Hoffen wir's. Weißt du, wenn ich so darüber nachdenke-«

Zayns Stimme wurde von einem dudelnden Klingeln unterbrochen. Wir schreckten beide auf. Bis die Schrecksekunde vorbei war und uns klar geworden war, dass mein Handy uns nicht bedrohen würde.

»Ich erwarte keinen Anruf.«, stellte ich laut fest.

Zayn schnaubte leise Luft aus. »Bist du ein Geschäftsmann? Bin ich dein Sekretär? Natürlich erwartest du keinen Anruf, du erwartest niemals Anrufe. Geh schon ran! Das Klingeln nervt.«

Ich drückte mich mit den Händen auf die Füße und stolperte hinüber zu den Kartons. Auf einem von ihnen lag mein Handy und zeigte ein sonnengebräuntes Foto vom strahlenden Gesicht meiner Mum.

»Mum.«, erklärte ich für Zayn und nahm den Anruf an. »Mum.«, begrüßte ich meine Mum.

»Louis!« Wie interessant darüber nachzudenken, dass ich durch Schallwellen, die so weit weg waren, dass sie meinen Körper nicht mal erreichten, ein Lächeln hören konnte. »Wie geht es euch?«

Entschuldigend presste ich für Zayn die Lippen aufeinander und wandte mich dann von ihm ab. »Gut. Mum, ihr seid erst vor ein paar Minuten losgefahren.«

»Ich weiß. Ich bin gerade zu Hause angekommen. Das Haus ist so groß und leer ohne dich.« Auch wenn ich kein Mitleid mit ihr haben wollte, hasste ich die Vorstellung, wie sie abends alleine auf der Couch sitzen würde und sich irgendetwas Langweiliges im Fernsehen ansah.

»Ich bin Freitag zurück.« Beiläufig hob ich den Deckel von dem kleinen Topf auf dem Herd. Unberührt ruhte das Wasser kalt wie vorher in seinem Metallgefängnis.

»Ich freue mich schon auf dich, Lou. Ich werde dich vermissen.«

So leise wie möglich platzierte ich den Deckel zurück auf dem Topf. »Ich werde dich auch vermissen.« In meinem Kopf zählte ich bis fünf, um nicht unhöflich zu sein. »Aber Zayn und ich müssen jetzt ein paar Sachen erledigen. Auspacken. Uns auf die Schule vorbereiten. Nachher irgendwas kochen.« Ohne Herd. Aber damit musste ich meine Mum jetzt nicht belasten.

Dieses Mal schwieg sie für einige Sekunden und erst jetzt fragte ich mich, ob sie ihre Tränen schon überwunden hatte. »Tut mir leid, dann will ich euch nicht weiter stören.« Sie weinte nicht, da war ich mir ziemlich sicher. Hoffte ich. »Ich hab dich lieb, Lou.«

Langsam atmete ich aus. Das hatte ich heute erst sechsmal gehört. Aber es war ihr wichtig.

»Ich werde dich für immer lieben. Selbst, wenn ich nicht mehr atme.«

»Ich weiß, Mum.«, ich bemühte mich, so geduldig und ehrlich zu klingen, wie nur möglich. »Und danach.«

»Deine Luft und meine!«, zischte Zayn vom Bett her, grinsend. Ich wollte etwas nach ihm werfen, aber die Tassen könnten zerbrechen und der Topf war selbst für mich etwas drastisch.

»Deine Luft und meine, versprochen, Mum. Ich hab dich lieb und ich werde dich vermissen, aber jetzt muss ich mich um Zayn kümmern, der bereitet wieder Probleme.«

»Sicher. Ein Problemstifter, so kennen wir ihn ja.« Sie machte Spaß, aber sie klang noch immer etwas wehmütig. Wie in einem einzelnen Menschen so viel Liebe stecken konnte, war mir manchmal ein Rätsel. »Schlaft gut nachher, ihr beiden. Bleibt nicht so lange auf. Nicht die ganze Nacht durchquatschen wie früher immer, hörst du?«

Ich nickte, aber sie konnte mich nicht sehen. »Nur die halbe. Bis Freitag, Mum.«

»Bis Freitag, Lou. Ich liebe dich.«

»Hab dich lieb, Mum. Tschü-üss.« Damit legte ich auf. Das war kein Talent meiner Mutter. Ich ließ das Handy sinken und verstaute es in meiner Hosentasche.

Zayns Gesicht war der Decke zugewandt, als ich mich wieder zu ihm umdrehte. Er lag noch immer auf meinem Bett, die Arme parallel neben seinem Körper. »Zayn bereitet also wieder Probleme?«, fragte er in seiner klassischen Zayn-Tonlage, die rein gar nichts verriet.

»Immer.«, seufzte ich und zog mir die Socken im Gehen von den Füßen. »Rück mal.«

Zayn hievte seinen Körper näher zur Wand und ich ließ mich neben ihn fallen. »Wie lange wohl, bis sie das nächste Mal anruft? Heute Abend, um uns Gute Nacht zu sagen?«, spekulierte er.

Ich schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich tippe auf die nächste Stunde. Innerhalb der nächsten 30 bis 60 Minuten.«

»Hört sich realistisch an.« Zayn stieß mich leicht mit seinem Ellenbogen in die Seite, auch wenn ich den Grund dafür nicht verstand. »Es muss schön sein, mehr als Luft und Wasser geliebt zu werden.«

Ich versuchte, zu verstehen, wie ernst er war. »Trisha liebt dich genauso sehr. Und deine Schwestern.« Neben meinem Ohr lachte Zayn leise. »Na gut, zumindest manchmal.«, berichtigte ich grinsend. »Aber dafür hast du ja mich.«

»Um meine anstrengenden Schwestern auszugleichen? Damit ich jemanden habe, der mich mehr liebt als Wasser und Luft? Wenn dir die Luft ausgeht?«

Ich verpasste ihm einen leichten, liebevollen Tritt meiner Ferse gegen sein Schienbein. Er zuckte zusammen. »Und danach, Zayn.«

»Du bist so kitschig, Louis.«, säuselte er weiter vor sich hin.

»Ich bin schwul, weißt du?«

»Ich liebe es, wenn du die Klischees auslebst.« Er tätschelte meinen Handrücken mit seiner Hand – etwas blind, deswegen war es zwischendurch die Bettdecke und dann mein Oberschenkel.

»Dafür sind sie da, oder nicht? Um sie auszunutzen, damit man Spaß hat. Richtig?«

Die Decke unter uns raschelte, als Zayn sich auf seinen Ellenbogen stützte, das mir so bekannte Gesicht in den Händen und nur Zentimeter über meinem eigenen schwebend. Gut, dass wir nicht mehr dreizehn waren.

»Wir werden die besten Mitbewohner auf der Welt sein, Louis. Ich hoffe, das ist dir klar.«

Wäre das Fenster über meinem Bett, hätte ich die Augen zusammenkneifen müssen, um sein Grinsen zu erkennen. »Natürlich.«

Er nahm meine linke Hand mit seiner linken – weil er die Rechte benötigte, um sich aufrecht zu halten – und schüttelte sie. »Willkommen zum Beginn unseres Lebens, Louis.« Ernste Stimme, breites Grinsen.

Ich erwiderte den Händedruck entschlossen. Nicht einmal widerwillig gab ich meine Chance auf, Louis Tomlinson zu sein und meinem besten Freund eine Kopfnuss zu verpassen, die wir beide bereuen würden. Stattdessen grinste ich brav zurück, und meinte es. »Willkommen zum Beginn unseres Lebens.«

✩✩✩✩✩✩✩

Hab's für ein paar zu viele Sekunden vergessen, aber danke an Livingforfandoms fürs Erinnern <e

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