Kapitel 4
❄Wonderful Dream❄
~ by Melanie Thornton
☆
Das melodische Klingeln der Tür empfing uns, genauso wie der Duft frischer Waffeln, der uns sofort entgegenschlug.
Miles und ich waren eher schweigend bis zu einem Café gelaufen, in dem ich früher immer mit meiner Tante gewesen war.
Ich hatte einfach inständig gehofft, dass es 1. noch existierte und 2. noch genauso gute Waffeln hatte wie damals.
Diesbezüglich schien ich Glück zu haben, denn es roch einfach göttlich.
Abgelenkt von dem Anblick der wunderschönen Waffeln, die ein Kellner gerade zu einem der Tische brachte, folgte ich mit meinem Blick dem Teller, den er balancierte.
Neben mir hörte ich es kichern.
,,Du magst Waffeln wohl wirklich ziemlich gerne oder?" Miles schmunzelte.
Empört stemmte ich meine Hände in die Hüften. ,,Na hörmal! Ich will doch schwer hoffen, dass du Waffeln mindestens so sehr liebst wie....wie Gittare zu spielen, sonst kannst du gleich wieder gehen!"
,,Wie Gitarre spielen?" Er lachte.
,,Oder wie deine Familie oder so."
Ich konnte sehen, wie sein Lachen verebte und sein Grinsen etwas aus der Bahn geriet. Für ungefähr eine halbe Sekunde, dann lächelte er wieder.
,,Komm" sagte er ,,suchen wir uns einen Tisch."
Ich biss mir auf die Lippe. Das war wohl ein wunder Punkt gewesen.
Einige Leute schauten skeptisch zu meiner Begleitung und seinem alten Gitarrenkoffer, als wir uns einen Weg durch Stühle und Tische bahnten, um einen Eckplatz ganz hinten am Fenster zu ergattern.
Erleichtert ließ ich mich auf das weiche Polster plumpsen und vergrub mein Gesicht in der Menükarte, hauptsächlich um über meine nächsten Schritte nachzudenken.
Warum war ich eigentlich jetzt mit ihm hier? War ich eigentlich geisteskrank mit einem Wildfremden mal eben so mir nichts dir nichts spontan einen Kaffee trinken zu gehen?
Definitiv.
Aber irgendwie hatte Miles einfach irgendwas an sich, dass man sich in seiner Gegenwart gut aufgehoben fühlte.
Die perfekte Eigenschaft für einen Serienmörder eigentlich...
Ich lugte über den Rand meiner Karte, nur um zu sehen, dass er mich ansah.
Ertappt senkte ich den Blick. Er kicherte wieder.
Schließlich ließ ich ruckartig die Karte auf den Tisch sinken.
,,Also" begann ich entschlossen ,,was-"
,,Haben sie sich schon entschieden?" unterbrach mich der Kellner.
Ich war ein wenig aus dem Konzept gebracht.
,,Ähhhhh Waffeln."
Nachdem Miles sich meiner Wahl angeschlossen hatte, starrte ich angestrengt auf das kleine Bumenarangement auf dem Tisch.
,,Also?" fragte Miles.
Ich sah auf. ,,Also was?"
,,Du wolltest mich doch eben etwas fragen oder nicht?"
Entspannt strich er sich eine verirrte Strähne aus dem Gesicht.
Mein Blick folgte seiner Handbewegung.
,,Wie bist du obdachlos geworden?" platzte es schließlich aus mir heraus.
Er hob die Augenbrauen und ich merkte wie ich rot anlief.
,,Sorry" nuschelte ich und verhakte meinen Blick wieder mit dem Bumenarangement.
Oh eine so hübsche Christrose aber auch!
Als er nach einigen Sekunden der Stille plötzlich antwortete, fuhr mein Kopf ruckartig hoch.
,,Ich bin nicht obdachlos."
Verwirrt starrte ich ihn an.
Er nahm einen kleinen Schluck Kaffee, den der Kellner uns mit unseren Waffeln gebracht hatte.
,,Ich bin Straßenmusiker, aber ich bin nicht obdachlos."
,,Oh" brachte ich heraus. Na gut, das war irgendwie einleuchtend.
,,Ich hab eine kleine Wohnung. Keine besonders schöne vielleicht, aber sie reicht." erzählte er weiter.
Er sah mich an. Ich guckte zurück.
Miles zog belustigt eine Augenbraue hoch. Ich blinzelte.
,,Hadst du einen Schlaganfall oder so?" Fragte er, als ich immer noch schwieg.
Erst da schreckte ich aus meiner Trance hoch.
,,Nein! Ich...ich frage mich nur warum du Straßenmusiker bist."
Er musste ja nicht wissen, dass ich mir gerade zufällig sein Gesicht angesehen hatte. An der kleinen Narbe am Kinn war ich hängengeblieben.
,,Naja" erwiderte er gedehnt ,,es macht Spaß. Und sagen wir mal so... ich habe diese Entscheidung für mich getroffen, einfach weil ich mich dabei.....gut fühle." Gegen Ende geriet er ein wenig ins Straucheln.
Ich nickte verständnisvoll.
,,Und du?" fragte er.
Verwirrt runzelte ich die Stirn.
,,Du hast mir immer noch nicht erzählt, warum genau du Weihnachten in London verbringst. Was ist mit deiner Familie? Von deiner Tante mal abgesehen."
,,Ach so. Naja, sagen wir mal so" unbehaglich spielte ich mit meinem Ring ,,ich kann ein wenig Abstand zu Kalifornien gerade wirklich gut gebrauchen."
Ich wollte nicht darüber nachdenken. Aber irgendwie wollte ich Miles auch davon erzählen.
,,Stress mit deinen Eltern?" hakte er nach.
Sofort schüttelte ich den Kopf, überlegte kurz und wiegte ihn dann vage hin und her.
,,Indirekt."
Ich holte tief Luft.
,,Ich versuche jemandem aus dem Weg zu gehen. So ein bisschen Abstand reinbringen, verstehst du? Damit ich wieder ein bisschen...klarer denke."
,,Du musst mir nicht davon erzählen, wenn du nicht willst." warf er ein.
Ich nickte, sah ihn aber nicht an.
Um die bösen Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben, stopfte ich mir ein Stück Waffel in den Mund.
,,Oh. Mein. Gott." sagte ich mit vollem Mund und weit aufgerissenen Augen.
,,Hast du das probiert?!"
,,So gut?" fragte Miles lachend.
,,Da" ich hielt ihm ein Stück vor die Nase ,,iss einfach."
Er kaute und nickte auf meinen erwartungsvollen Blick hin wohlwollend.
,,Eine wirklich gute Waffel."
Pah!
,,Wirklich gut" wiederholte ich abschätzig ,,das ist die beste Waffel aller Zeiten! Diese Waffel könnte den Weltfrieden auslösen und dafür sorgen, dass der Klimawandel stoppt!"
,,Jetzt übertreib aber nicht" Miles lachte laut.
,,Nein sag es!" beharrte ich ,,Sag, dass diese Waffel die göttlichste und wunderschönste Waffel überhaupt ist!"
,,Sonst was?" fragte er neckend.
Ich suchte nach Worten ,,Sonst.....sonst komm ich dich nicht mehr besuchen!"
Gespielt schockiert legte er sich eine Hand auf die Brust.
,,Holly Carter, du weißt wie du einen Unbekannten, den du erst seit gestern kennst leiden lassen kannst! Nagut, ich gebe zu, dass es die beste Waffel ist, die ich je gegessen habe."
Zufrieden nickte ich.
,,Schön."
Grinsend schüttelte er den Kopf.
,,Du hast echt einen an der Waffel."
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