I. 𝓚APITEL
IN EINER kalten, klaren Nacht, in der die Sterne hoch am Himmel funkelten und die Frösche am See quakten, die Grashüpfer zirpten und die Vögel sanft zwitscherten, staksten mehrere Katzen durch das hohe Gras.
Das Gras am See war so hoch, dass es der kleinsten Katze über den Kopf mit den kleinen Ohren herausragte und sie beinahe komplett überdeckten. Neben ihr tappte eine ebenfalls kleine Katze her, die der anderen bis auf das Haar gleichte - es waren Geschwister.
Mit ängstlich zuckender Nase schmiegten sich die beiden aneinander, es war ihr erstes Mal außerhalb des schützenden Lagers. Noch nie hatten sie so viele
unbekannte Geräusche und Gerüche gehört oder gerochen. Sie wurden von zwei großen Katzen flankiert und von einer noch größeren geführt.
"Du zitterst so", besorgt beugte sich die dunkelgraue Kätzin mit den braunem Teint zu der kleinen Kätzin herunter. "Ist dir kalt, Luchsjunges?", erklang die wohltuende Stimme des rotbraunen Katers auf der Seite ihrer Schwester. "Ja", wimmerte die angesprochene, so eine Kälte hatte sie noch nie empfunden, sonst wurde sie immer von ihrer Mutter und der Kinderstube geschützt.
"Schneesilber!", rief die größere Kätzin und humpelte auf den schneeweißen Kater zu, ihr verdrehtes Hinterbein ungemütlich in eine Richtung abstehend. Der Kater drehte sich schwerfällig um und bedachte Kohlenfuß mit abschätzigem, eisigem Blick. "Was gibt es, Kohlenfuß?", die Kälte in seiner Stimme stand seinem eisigem Blick in nichts nach und Luchsjunges wurde noch kälter und auch ihrer Schwester, Lachsjunges, schien der Blick und die Stimme etwas auszumachen. Selbst Kirschsänger, der bereits seit einigen Monden ausgebildete Heiler, schien zu zittern. Nur Kohlenfuß blickte ihn unerschrocken an.
"Luchsjunges ist kalt, du hast das dickste Fell von uns allen, ich bitte dich, sie zu tragen. Es wäre unpraktisch, wenn sie auf dem Weg zum Silbertal erfrieren würde", sie klang dabei so ohne Gefühl, dass Luchsjunges Angst hatte, dass ihre vielleicht zukünftige Mentorin sie als lästiges Anhängsel sah.
Doch Kohlenfuß' Absicht war es lediglich, dass Schneesilber ihrer Bitte nachging, was der Kater nach kurzem schweigen und mahnendem, gelben Blick auch hat. Er trat einige Schritte in Richtung Luchsjunges und forderte sie mit einem Kopfnicken dazu auf, auf seinen Rücken zu klettern. Zögerlich sah sie Lachsjunges an, doch diese nickte ihr nur aufmunternd zu und Luchsjunges krabbelte schnell auf den Rücken des, im Vergleich zu ihr, riesigen Katers.
Schneesilber sah Lachsjunges für einige Herzschläge an, dann brummte er mit tiefer Stimme. "Komm, auch du sollst nicht erfrieren, ich habe keine Lust, dass deinem Vater zu erklären" Als dann auch Lachsjunges auf seinem Rücken saß, führten die vier Katzen ihre Reise weiter.
"Wohin gehen wir?", mit einem hohen miauen meldete sich Lachsjunges zu Wort. "Und wie lange dauert es noch?", erkundigte sich ihre Schwester. Die beiden waren unendlich müde. "Wir treffen uns mit den anderen Heilern", noch immer klang Schneesilbers Stimme unbekümmert, "und das dauert, so lange es eben dauert"
"Hab Nachsicht, Schneesilber!", mahnte Kohlenfuß, "Es ist nun mal ihr erster Ausflug" Luchsjunges und Lachsjunges bewunderten die braungraue Kätzin für ihren Mut. Manchmal traute sich nicht einmal Servalstern, die Anführerin ihres Clans, dem ersten Heiler zu widersprechen oder zurechtzuweisen, doch Kohlenfuß schien das nicht zu kümmern. Dunkel erinnerte sich Luchsjunges an die Zeit, in welcher Kohlenfuß noch Kohlenpelz hieß. Das war vor vielen Monden, als Luchsjunges noch ganz klein war, aber Kohlenfuß hatte damals noch kein verdrehtes Bein. Luchsjunges erinnerte sich daran, wie mutig und selbstlos die damalige Jägerkätzin war. Sie erinnerte sich daran, wie freundlich sie immer zu den Geschwistern war. Doch Luchsjunges erinnerte sich auch daran, wie die braune Kätzin eines Tages schreiend und blutend ins Lager gerannt kam und ihr Bein, welches in einem komischen Winkel abstand, hinter sich herzog.
Schneetropfen, der nun Schneesilber hieß, hatte sich um sie gekümmert. Er war ihr entgegen gerannt, hatte sie gestützt und als sie wieder gesund war hatte er sie verteidigt. Servalstern wollte Kohlenpelz verbannen, da sie verkrüppelt war, doch Schneetropfen bat an, sie zum Heiler auszubilden, was er auch tat.
Kohlenfuß war seitdem unerschrocken und mutig, doch ihre Aufgewecktheit und Freundlichkeit hatten unter dem Unfall gelitten.
"Kohlenfuß?", maunzte Lachsjunges und die Heilerin blickte sie fragend an. "Wie viele Heilerkatzen gibt es?" Nachdenklich zuckte Kohlenfuß mit dem Schweif. "Keine Ahnung, aber das wirst du sicher gleich sehen"
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Unsanft plumpste die rötliche Kätzin zu Boden und schnappte erschrocken nach Luft. Luchsjunges öffnete die Augen, da viel auch schon Lachsjunges auf sie herab. Verärgert sprang ihre Schwester auf und stürzte sich auf die riesige Pfote des weißen Katers, welcher die beiden von seinem Rücken geworfen hatte.
"Was sollte das?", maunzte Lachsjunges verärgert, während sie ihre kleinen, aber dennoch scharfen und gebogenen Krallen in die großen Pfoten des Ersten Heilerers bohrte.
Ein Knurren entwich Schneesilbers Kehle, er zog seine Pfote weg, lies Lachsjunges auf die Nase plumpsen und schritt, ohne auch nur ein Wort zu miauen, davon. Wütend schüttelte Lachsjunges ihren kleinen, hellroten Kopf mit dem schwarzen Gesicht.
"Lachsjunges, Luchsjunges, kommt her", rief Kirschsänger den Jungen zu und schon sie mit dem Schweif näher an sich. Er beugte seinen schlanken Kopf herunter und stupste sie aufmunternd an. "Macht euch nichts aus Schneesilber, ignoriert ihn einfach", flüstert er und fährt dann lautet fort, "Wir sind im Silbertal, die anderen Heiler warten bereits auf uns"
Anmutig lief Kirschsänger den Hang in das Tal hinab und folgte der monströsen Gestallt von Schneesilber und der humpelnden, schlanken Kohlenfuß. Aufgeregt, aber auch etwas ängstlich tapsen die beiden Schwestern dem Kater hinterher. Luchsjunges rutscht aus und stolpert mehrere Schwanzlängen des Hanges herunter, doch bevor die junge Kätzin, oder ihre Schwester, überhaupt schreien können, springt Kirschsänger zur Seite und schnappt ihr rotes Nackenfell.
"Ich hab dich... ich hab dich...", murmelte er, gedämpft von dem Fell in seinem Maul und setzt sie zwischen seinen Pfoten ab. Besorgt blickt er auf sie und dann zurück zu Luchsjunges Schwester, die auf ihn zu gerannt kommt. "Luchsjunges!", schreit sie und schnüffelt besorgt am Körper ihrer Schwester. "Lass das", mault Luchsjunges und schlägt sanft mit der Pfote nach ihr, "mir geht es gut, keine Sorge". Schnurrend steht sie wieder, wenn auch etwas wackelnd, auf und tappst mit entschlossener Miene, und vorsichtigen Schritten, weiter hinunter. Lachsjunges schnurrt belustigt und folgt ihr mit hüpfenden Schritten.
"Ich bin so aufgeregt!", mit peitschendem Schweif blickt Lachsjunges in das Tal, wo ein kleiner See, umgeben von Bäumen und Büschen, liegt und glaubt sogar einige Katzen zu erkennen. "Was meinst du, wird der SilberClan uns annehmen? Werden die anderen Heiler uns annehmen?", Besorgnis spiegelte sich in ihrer Stimme wieder und sie sah unsicher zu dem roten Kater, der neben ihnen lief. Ein rumpelndes Schnurren ertönt aus seiner Kehle. "Das werden sie, keine Sorge. Ich hatte auch diese Ängste, die ihr beiden nun habt, aber alles wird gut werden, das verspreche ich"
"Da sind sie!", tief eine sandfarbene Kätzin und sie rannte den drei Katzen entgegen. "Ich bin Saharenpfote und ihr seit die neuen Heilerschüler des SavannenClans, oder? Es ist so toll neue Schüler kennenzulernen, das da hinten ist Mauspfote, er ist langweilig und das ist Apfelschnee, sie ist ganz nett und dass ist Flussfell, mein Mentor. Und das sind Tausilber und Schatt -"
"Halt den Mund, Saharenpfote", keifte Tausilber wütend und schlug der Schülerin mit dem Schweif auf ihr Maul. "Du verschreckst sie noch", der Blick der hellgrauen Kätzin wurde sanfter, als sie die beiden jungen Kätzinnrn betrachtete. "Habt keine Angst"
Schneesilber räusperte sich und zog damit die Aufmerksamkeit auf sich. "Wir haben uns heute nicht nur hier versammelt, um uns miteinander und mit dem SilberClan dir Zunge zu geben, sondern auch, um diese beiden jungen Katzen in unsere Reihen aufzunehmen" Der gesprenkelte Kater drehte sich zu den Schwestern und blickte sie ernst an. "Wünscht ihr, Luchsjunges und Lachsjunges, eurem Clan zu dienen, indem ihr ihn vor Krankheiten schützt und von Verletzungen befreit?"
"Das wünschen wir, Schneesilber!", im Einklang und mit entschlossenem, hellblauem Blick sahen sie dem Kater entgegen.
"Versprecht ihr, dem SilberClan zu gehorchen, seine Geheimnisse zu bewahren und seine Zeichen zu deuten?"
"Das versprechen wir, Schneesilber!"
"Dann ernenne ich euch, mit der Kraft des SilberClans, zu Heilerschülern. Von heute an, bis du deinen Heilernamen erhältst, wirst du Lachspfote genannt werden. Kirschsänger, erst vor wenigen Monden machte ich dich hier, an dieser Stelle zum Heiler, doch ich habe vollstes Vertrauen in dich und deine Fähigkeiten. Weise diese junge Katze gut an und lehre ihr alles, was Kohlenfuß dir lehrte."
Mit erhobenem Kopf und vor stolz geschwollener Brust trat Kirschsänger nach vorne und legte seine warme Nase auf Lachsjunges Kopf und beruhigte die Kätzin, die vor Aufregung zu zappeln begonnen hatte, mit einem sanften Schnurren. "Ich werde dich so gut ausbilden, wie ich es vermag", schwor er leise und trat dann mit ihr in die Reihen der anderen Heilerkatzen.
"Luchsjunges, von heute an, bis du deinen Heilernamen erhältst, wirst du Luchspfote genannt werden. Kohlenfuß, vor wenigen Monden wurde dein Schüler zum Heiler und nun ist es an der Zeit, dass du einen zweiten Schüler annimmst. Ich habe dich vor einigen Blattwechseln gelehrt und vertraue erneut darauf, dass du dein Wissen weitergibst und Luchspfote zu einer talentierten Heilern ausbildest"
Kohlenfuß lief auf Luchspfote zu, bemüht sich ihr verletztes Bein nicht anmerken zu lassen und berührte ihre Stirn mit ihrer Nase. "Wir werden ein gutes Team, das spüre ich jetzt schon"
"Lachspfote! Luchspfote!", immer und immer wieder johlten die Heiler die Namen der jungen Schüler in den Himmel.
Die Heiler hatten sich noch eine Weile untereinander ausgetauscht und Lachspfote hatte sich zu Saharenpfote und den anderen Schülern gesellt. Sie waren einige Blattzeiten älter als die beiden Schwestern, Lachspfote war sich sicher, dass die beiden bald Heiler werden würden. Saharenpfote war so aufgedreht und fröhlich, dass sich Lachspfote etwas eingeschüchtert fühlte. Wie konnte so viel Fröhlichkeit in einer Katze stecken?
"Lachspfote!", rief Kirschsänger nach seiner neuen Schülerin und sie rannte zu ihm. "Bist du bereit, dass erste mal in den Jagdgebieten des SilberClans zu wandern?" Kirschsängers grüne Augen leuchteten vor Aufregung und Lachspfote konnte ein schnurren nicht unterdrücken. Ihr euer Mentor war noch jung und benahm sich selbst noch manchmal wie ein Schüler. Kurz flammte Sorge in der hellroten Kätzin auf, würde Kirschsänger ihr auch alles gut genug beibringen?
"Ja, dass bin ich", antwortete Lachspfote und vertrieb die Sorgen. Kirschsänger war ein exzellenter Heiler, er würde ihr sicherlich dazu verhelfen, eine ebenso gute Heilerin zu werden. Und wenn nicht, Kriegerin konnte sie noch immer werden. Stopp, mahnte Lachspfote sich, so durfte sie nicht denken. Sie war nun eine Heilerschülerin, dies war ihre Bestimmung. Es gab keine zweite Wahl.
Vorsichtig bahnten sich Mentor und Schülerin den Weg zwischen den anderen, noch immer redenden, Heilern hindurch und blieben vor dem großen, klaren See stehen.
Voller Ehrfurcht weiteten sich die blauen Augen der kleinen Kätzin und ihr Fell sträubte sich. Noch nie hatte sie so viel Wasser auf einmal gesehen. Selbst jene Pfütze im Lager, die ihr noch so groß erschienen ist, war im Vergleich zu dieser winzig klein.
Keuchend wich Lachspfote zurück, sie hatte Angst. Was wenn die Silberkatzen ihre Wahl zur Heilerin nicht akzeptierten, da sie nicht von Lachspfotes Herzen kam?
Die rote Kätzin schüttelte den Kopf. Nein, die Silberkatzen waren gütig und würden sie nicht abweisen, nicht deswegen. Lachspfote atmete ein letztes mal tief durch und blickte zur Seite. Der rote Kater sah sie erwartungsvoll und dennoch ruhig an. "Du kannst das", seine Worte waren nicht lauter als ein Flüstern, dennoch erweckten sie ein Feuer in in Lachspfote. Sie konnte das.
Vorsichtig nahm Lachspfote einen Schritt nach vorne, ihre schwarzen Pfoten berührten das eisige Wasser und ein Zittern durchfuhr ihren Körper. Sie schloss ihre Augen und setzte einen weiteren Schritt nach vorne, das Wasser ging ihr nun bis zu ihrem Bauch. Noch ein paar Schritte, noch ein paar Schritte und Lachspfote würde zum ersten Mal das Territorium des SilberClans erblicken. Wen würde sie dort sehen? Würden sich alle Katzen zeigen, wie in einem Clan? Oder würde sie bloß die Katzen sehen, die sich ihr zeigen wollten?
Lachspfote hielt die Luft an, Kohlenfuß hatte ihr zwar zuvor erzählt, dass sie die Luft nicht anhalten brauchen würde, auch wenn es sich so anfühlt. Das eiskalte Wasser schwappte über ihren Kopf und viel über ihr zusammen. Panik erfüllte Lachspfote und sie fühlte, wie alle Luft aus ihren Lungen wich und sich ein stechender Schmerz in ihrem ganzen Körper breit machte. Es fühlte sich an, als würden tausende von Krallen nach ihr langen und Lachspfote schrie. Sie schrie so laut, wie es ihr nur möglich war. Sie schrie um ihr Leben.
"Was ist mit ihr geschehen?", schwach ertönte eine Stimme, es klang, als sei sie Fuchslängen weit entfernt. Eine kühle, nasse Nase schnupperte am Maul der jungen Kätzin. "Lachspfote, wach auf!", eine harsche Stimme schreckte sie auf.
Lachspfote stützte sich auf ihren Vorderpfoten ab, sie fühlte sich komisch, als würde ihr Körper nicht ihr selber gehören. Sie spürte ihre Beine nicht und hatte ein seltsam kribbelndes Gefühl in den Pfoten. Verwirrt und mit zusammengekniffenen Augen blickte sie sich um und erhaschte zwei Katzen, die vor ihr standen. Die eine einen erschrockenem Ausdruck im Gesicht, wahrscheinlich wegen dem Schrei der anderen, oder wegen Lachspfotes schnellem aufwachen und aufstellen.
"Wer seit ihr?", Lachspfote versuchte nicht einmal, die Angst in ihrer Stimme zu verstecken. Ihr Nackenfell ängstlich aufgestellt und die Augen aufgerissen. Die braun weiß gefleckte Kätzin machte einige Schritte nach vorne und schnurrte beruhigend. "Keine Angst, meine Kleine, hier bist du sicher", ein wissender Blick lag in ihrem Blick. Die dunkelbraune Kätzin mit den hellen Streifen gab der Schülerin einen kritischen Blick, ihr war deutlich anzusehen, dass sie die Kätzin nicht mochte. "Wer seit ihr?", noch immer lag ein zittern in Lachspfotes Stimme.
"Ich bin Bienenfleck, eine zweite Anführerin des SavannenClans, vor langer, langer Zeit führte ich den Clan an Rosensterns Seite, vielleicht hast du von ihr gehört?", stellte sich die gefleckte Kätzin vor und gab Lachspfote einen beruhigenden, freundlichen Blick. Verwirrt legte die Heilerschülerin die Ohren an und trat einen Schritt zurück. "Bienenfleck, bekommen die ersten Wächter ihren Jäger Namen zurück, sobald sie sterben?", Bienenfleck riss vor Schreck die Augen auf, als hätte Lachspfote etwas verstanden, was sie nicht hätte verstehen sollen.
"Natürlich legen die ersten Jäger ihre Silbe ab", schnaufte die dunklere, gestreifte Kätzin genervt. "Sei nicht so harsch, Blitzschlange, es ist ihr erstes Mal bei den Toten", Bienenfleck rollte die Augen und stieß Blitzschlange mit der Schulter an. "Was hast du damit gemeint, dass ich hier sicher bin, Bienenfleck?", Angst hatte sich erneut in Lachspfotes Stimme gemischt. Passierte etwas, außerhalb des Sees? Waren die Clans in Gefahr? Würde Lachspfote eine Prophezeiung erhalten?
Aufregung mischte sich zwischen Angst und Furcht, doch Lachspfote bemühte sich, still zu bleiben. Sie hatte etwas Angst vor Blitzschlange, doch Bienenfleck schien freundlich. "Nichts, nichts habe ich damit gemeint, nur - möchtest du die Jagdgebiete anschauen? Ich könnte dir eine Führung geben oder -", stotterte Bienenfleck herum, sie sah überall herum, außer auf Lachspfote. Sie schien ertappt.
Neben ihr stand die dunkelbraune Kätzin mit vor Wut verzerrtem Gesicht. Blitzschlange fuhr ihre Krallen ein und aus, Frustration war ihrem Gesicht klar anzusehen. "Halt den Mund, Bienenfleck! Merkst du eigentlich, was für mäusehirnigen Krähenfraß du erzählst?", fauchend legte Blitzschlange die Ohren an und zeigte der Kätzin ihre Zähne. "Du Fuchsherz!"
Lachspfote legte nun ebenfalls die Ohren an, was wollten diese beiden Kätzinnen von ihr? Warum war sie hier, wenn etwas in der echten Welt passieren würde? "Wie komme ich hier raus? Ich muss zu meiner Schwester!", wütend peitschte ihr Schweif hin und her, vielleicht waren die Silberkatzen doch nicht so edel und gütig, wie sie es dachte.
Nachdem keiner der Katzen ihr geantwortet hatte, brauste Lachspfote an ihnen vorbei. Die Kätzin wusste nicht wohin sie rennen sollte, sie wusste nur, sie musste weg. Weit weg. Sie musste doch irgendwo einen Weg aus dem Territorium des SilberClans finden.
"Lachspfote, warte!", schnelle Schritte folgten Lachspfote, welche sie jedoch lediglich dazu anspornten, noch schneller zu rennen. Mit jedem
Schritt, den Lachspfote rannte wurde ihre Sicht schwummeriger und der Boden fühlte sich matschig und schlammig an, bis der Boden auf einmal komplett unter ihren Pfoten herabfiel und Lachspfote mit sich riss.
Keuchend und panisch nach Luft schnappend paddelte Lachspfote an die Oberfläche des Sees und für einige Herzschläge sah sie nur verschwommene Flecken in der Ferne. Irgendwie hatte sie es geschafft, in die Mitte des Sees zu treiben, wobei sie sich daran erinnerte, dass Kirschsänger ihr erzählt hatte, dass man an der selben Stelle auftauchen würde, in welcher man untergetaucht war.
Als sich Lachspfotes Blick klarte stellte sie erschrocken fest, dass mehr Katzen am Ufer standen, als zuvor. Nicht einfach nur standen sie dort, sondern sie kämpften! Mit ermüdenden Muskeln paddelte Lachspfote näher ans Ufer heran, bis sie klarer erkannte, dass mehrere, braune Katzen mit den Heilern der Clans kämpften. Wer kämpft gegen Heilerkatzen?!, entrüstet und vor Anstrengung erschöpft fauchte Lachspfote, sie wusste nicht, ob sie es zum Ufer schaffen würde, obwohl es im Wasser wohl sicherer wäre, als am Ufer.
"Luchspfote!", kreischte sie, einige Fuchslängen vom Ufer entfernt trieb. Panik verengte Lachspfotes Brust und sie betete, dass es ihrer Schwester gut ging. "Lachspfote! Bleib im Wasser!", Kohlenfuß's Stimme ertönte und die rote Kätzin erblickte die Mentorin ihrer Schwester in dee Nähe des kleinen Wäldchens, dass den Sternensee umrundete. Dort kämpfte sie unbeholfen, aber dennoch geschickter als die anderen Katzen, gegen die Angreifer - Streuner, wie Lachspfote vermutete.
Obwohl sie Angst um ihre Schwester hatte, musste Lachspfote der Heilerin zustimmen, die Angreifer waren zu sehr damit beschäftigt, die Heiler zu zerstückeln, als sich um eine einzelne Kätzin im Wasser zu kümmern. Dennoch konnte sie es nicht lassen, die Gegend nach ihrer Schwester abzusuchen, vergeblich jedoch. Es war zu dunkel, um etwas zu sehen und der Mond war verdeckt von Wolken, irgendetwas zu sehen, was weiter weg als eine Schwanzlänge war, zu sehen.
Ein wütender Schrei erschütterte die Katzen und lautes Pfotengetrappel ertönte. Lachspfote drehte den Kopf um zu sehen, wer oder was das war. Mit schnell schlagendem Herzen erkannte sie mehrere Katzen vom Hügel des Silbertals herabbrennen. Waren es Jägerkatzen? Doch die Macht und Stämmigkeit, mit welcher die Katzen näher kamen, ließen Lachspfote wissen, dass es nicht Jäger, sondern Wächter waren.
"Bildet einen Kreis um die Heiler!", eine starke, selbstsichere Stimme hallte über das Tal und einige Katzen flüchteten hinter der Katze heraus und sammelten, so schnell und gut wie sie konnten, die Heiler zwischen sich ein. Sie standen vor ihnen, eine Schwanzlänge zwischen ihnen und eine Schwanzlänge hinter den Heilern und dem See. Erleichtert stellte Lachspfote fest, dass Luchspfote unter den Heilern war, doch gleichzeitig stellte sie fest, wie müde ihre Muskeln waren und wie schwach ihre unkoordinierten Schwimmschläge waren. Sie würde ertrinken, da war sie sich sicher, wenn sie es nicht schaffen würde, rechtzeitig zum Ufer zu paddeln.
Lachspfote kniff die Augen vor Anstrengung zusammen und spürte das ziehende brennen in ihren Beinen, dennoch gab sie sich die größte Mühe, um das Ufer zu erreichen.
Sie war keine halbe Schwanzlänge geschwommen, da platschte jemand neben ihr ins Wasser und packte sie am Nackenfell. Lachspfote wusste besser, als sich zu beschweren und sties ein dankbares und erschöpftes miauen heraus. Ihre Muskeln schmerzten und ihre Augen drohten sich zu schließen, doch da wurde sie schon unsanft fallen gelassen.
"Geht es dir gut?", ein braun gefleckter Kater stand über ihr und sah auf sie herab, Sorge erfüllte seinen Blick. Lachspfote versuchte sich aufzurappeln, aber ihre Beine gaben unter ihr nach, doch bevor sie zu Boden ging, schnellte der Kater zu ihr und stützte sie mit der Schulter. "Ich hab dich, keine Sorge", murmelte er mit warmer Stimme und brachte sie zu der Gruppe aus Heilern.
"HÜGELPFOTE!", brüllte da eine Kätzin und stürzte zu dem, jetzt als Schüler identifiziertem Kater, und riss ihn von der Heilerschülerin weg, welche die beiden verschreckt ansah. Angst saß in den gelben Augen der Kätzin und sie stellte sich, mit aufgeplustertem Fell vor den Schüler. Stillte hatte sich über das Silbertal gelegt, die Angreifer in die Flucht geschlagen und die Wächter sowie Heiler zur Ruhe gekommen. Schneesilber trat hervor und betrachtete die beiden Wächterkatzen mit kritischem Blick.
"Er hat eine Jägerkatzen angefasst", knurrte er, als wäre er nicht gerade von Wächterkatzen gerettet worden, ohne welche er getötet hätte werden können. Die Kätzin reckte das Kinn in die Luft. "Bestraf mich, nicht ihn. Er ist bloß ein Schüler!", erschrocken erinnerte Lachspfote sich, dass es für das Berühren von einer Jägerkatze eine Strafe für die Wächterkatze gab.
"Wir haben größere Probleme als ein törichter Schüler, der einer eurer törichten Schülerinnen retten wollte! Seht her!", alarmiert drehte Schneesilber sich um und machte sich auf zu der Stimme, die gesprochen hatte. "Mondwächter was -", erneut brach Stille über das Tal.
"Holt Spinnenweben! Ringelblume, Mohnsamen, alles was ihr finden könnt!", bei diesen Worten stoben alle Heiler auseinander und in verschiedene Richtungen. Panik zerriss Lachspfotes Herz, wer wurde verletzt? War es Luchspfote? Ohne groß darüber nachzudenken rannte Lachspfote nach vorne und erhaschte einen Blick auf ein blutiges Fellbündel. Ein blutiges sandfarbenes Fellbündel.
"Saharenpfote!", der herzzerreißende Schrei von Tausilber klingelte in Lachspfotes Ohren nach und sie konnte nicht anders, als erleichtert aus zu atmen. Es war nicht Luchspfote, aber wo war sie dann? Lachspfote drehte sich um sich selbst und erkannte dann, dass Luchspfote gepresst an Kohlenfuß stand, welche ihr verkrüppeltes Bein an ihr Brustfell gezogen hatte und verschreckt die Ohren angelegt hatte. "Luchspfote!", humpelnd rannte sie zu ihrer Schwester, welche ihr schneller - und sichtlich unverletzt - entgegenkam. "Dir geht es gut!", riefen beide im selben Moment und rieben ihre Köpfe aneinander.
"Wer war das, wer uns angegriffen hat, Mondwächter?", fragte Kohlenfuß den Kater mit der starken Stimme. Eine tiefe Furche lag in Mondwächters Kopffell. Lachspfote hatte noch nie eine Wächterkatze, geschweige denn den ersten Wächter, gesehen. "Die Schlangenschwestern, es waren die Schlangenschwestern", der breitschultrige Kater starrte auf den See. "Ich denke, wir alle wissen, was sie hier wollten, eine Chance, mit dem SilberClan zu sprechen"
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