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Kapitel 9

Heute kommt mir die Feuchtigkeit der Tunnel noch unangenehmer vor als sonst. Ich habe sogar den Eindruck, dass das durchsichtige Ding vor meinen Augen beschlägt und mir die Sicht nimmt. Die Nässe krabbelt überall rein, in den Kragen, in die Ärmel, in die Hosenbeine. Man kriegt richtig eine Gänsehaut. Unsere Kundschafter leuchten vorne mit Taschenlampen, aber das Licht ist kalt und karg. Immer noch wird nicht viel geredet, nur die Kundschafter tuscheln miteinander und auch die Gorillas unterhalten sich. man hört nur unsere Schritte und das Tropfen von Wasser von der Decke auf den Boden. Wir laufen und laufen durch die Dunkelheit.

Schließlich flüstert einer der Kundschafter Pa etwas ins Ohr und er stoppt unseren Marsch. "Also, wir nähern uns unserem Ziel und ich würde die Aufstellung ändern. Ihr drei...", er meint die Gorillas, "...habt mehr Erfahrung in solchen Dingen ihr geht vor, dann gehen Erik und ich, danach Agnes und Khalil und zuletzt ihr zwei.", er deutet auf die Kundschafter, "Gibt es irgendwelche Einwände?" Pa schaut in die Runde, aber alle schütteln die Köpfe. "Gut. Und erinnert euch, wir wollen nur Desmond Skye-Ohlson loswerden. Seine Leibwächter haben nichts mit der Sache zu tun, die müssen nur manövrierunfähig sein. Ist das klar?" Wieder wird genickt. Wir formieren uns neu und setzen unseren Weg fort. Jetzt versuchen wir leise aufzutreten, damit unsere Schritte so leise sind wie möglich, auch unsere Begleiter und Helfer stellen ihre Gespräche ein.

Der Tunnel endet in einer Sackgasse und einer Tür. Sie ist wirklich ganz neu und es ist nichts dran, gar nichts gegen die drei Sicherheitsschleusen bei uns Zuhause. Aber wir wissen ja, dass dahinter Wächter sitzen und wir haben keine Ahnung wie viele es sind und wie sie ausgerüstet sind. Wir müssen jetzt auf alles vorbereitet sein. Pa schaut uns noch einmal alle an und fragt nur mit den Lippen, ohne seine Stimme einzusetzen: "Bereit?" Jeder nickt bestimmt, holt seine Waffen aus den Taschen und überprüft sie schnell. Ich wollte nicht ohne den Revolver gehen, den mir Pa geschenkt hat, aber einen zweiten habe ich doch noch mitgenommen, in einer kleinen Tasche habe ich Reservemunition. Der Typ, der jetzt unsere Spitze bildet, kramt in seiner Hosentasche und holt einen Bund Dietriche hervor. Bevor er mit der Arbeit beginnt, deutet ihm Pa mit einer Handbewegung an, dass er sich damit beeilen soll. Wir brauchen den Überraschungseffekt, um einen Vorteil zu haben. Der Vordermann hebt beruhigend die Hand mit den Dietrichen und hockt sich vor der Tür hin. Nur zwei Geräusche. Der Dietrich geht ins Schloss und wird umgedreht. 

Die Vorhut, die drei Gorillas, fallen in den Kellerraum und fangen an zu schießen. Was drinnen passiert kann ich erst nicht sagen, aber bald höre ich mehrere Schüsse direkt hintereinander, es sind so gut wie keine Pausen da. Es sind Maschinenpistolen! Sie haben schwerere Waffen als wir! Währenddessen fällt derjenige, der die Tür aufgemacht hat, hin, aus seinem Hals pumpt Blut. Seine Augen blinzeln zuerst panisch, er würgt, die rote FLüssigkeit kommt aus seinem Mund und plötzlich erstarrt alles in ihm. Pa zieht ihn zurück, nimmt seinen Platz ein und gibt einen Schuss ab. Ich sehe wieder Valentin im Licht der Straßenlaterne. Die Erinnerung lähmt mich einen Augenblick und ich komme wieder zu mir, als der zweite Gorilla blutend am Boden liegt. Auch er wurde in den Hals getroffen. Erik macht Pa nach, zieht ihn etwas zurück und stellt sich auf seinen Platz. Erst jetzt bemerke ich, dass Khalil in voller Bereitschaft da steht und nur darauf wartet, dass seine Hilfe anzubieten. Ich stelle meine Füße in Schrittstellung und gehe leicht in die Knie. Als Erik in Aktion springt, scheinen wir einen Vorsprung zu gewinnen. Der letzte Gorilla, Pa und Erik selbst sind jetzt in dem Kellerraum drin. Pa hat in dem Durcheinander noch Zeit gefunden, uns ein Zeichen zu geben, dass Khalil und ich noch nicht gebraucht werden. Wir schauen und kurz an. Das kann doch nicht sein. Aber während wir abgelenkt waren, verlieren wir unseren besten Schützen. Erik liegt am Boden und hält sich den Oberschenkel. Tränen spritzen ihm aus den Augen und der Speichel läuft ihm aus dem Mund. Khalil und ich denken gar nicht nach und flitzen in den Kellerraum. Das erste, was ich tue, ist den Mann, der auf den vor Schmerzen wehrlosen Erik zugeht, in den Arm zu schießen. In der Aufregung treffe ich nicht gleich beim ersten Mal und erst der zweite Schuss bringt ihn dazu, seine Waffe fallen zu lassen. Ich stecke die Pistole wieder zurück in meine Tasche und ergreife die Waffe, die der Mann verloren hat. Erst jetzt schaue ich mich im Raum um. Pa und der letzte unserer Helfer haben wahrscheinlich einen ähnlichen Trick wie ich durchgeführt und sind jeder in Besitz einer Maschinenpistole. Zwei von Desmond Skye-Ohlsons Wächtern haben sich in die Ecke des Raums zurückgezogen und mein Gegenüber von eben nähert sich ihnen. Jetzt ist personentechnisch gleichstand hier im Keller. Da höre ich einen Schuss und etwas verursacht einen schneidenden Schmerz an meinem linken Arm. Ich greife dahin, Blut. Ich tausche so schnell ich kann die Waffen. (Bis jetzt hatte ich den kleinen Revolver in der rechten.) Und schieße ohne groß nachzudenken, ohne groß zu zielen in die Richtung, aus der der Schuss kam. Ich treffe nicht und etwas saust an mir vorbei. Jetzt lokalisiere ich meinen Gegner. Bei dem Lärm kann ich natürlich nicht zuordnen, welcher Schuss von wem abgefeuert wird. Der Typ hat, wie alle Wächter eine schusssichere Weste an, aber keinen Helm. Da haut mich ein Druck auf die Brust um. Er muss mir in meine Weste getroffen haben. Im Fallen drücke ich den kleinen Revolver ab. Khalil ist eben gerade wohl das gleich passiert. Er rappelt sich auf und stützt sich auf seine Hand ab, die andere, die mit der Waffe, führt er unter seinem Bauch durch und drückt ab. Sein Gegner schreit auf und hält sich das Knie. Pa hat sich vor Erik gestellt und gibt eine Reihe Schüsse auf die Arme der letzten zwei Wächter ab. Allerdings wird auch er fast umgehauen von einer Kugel, die in seiner Weste landet. Unser Helfer hält inzwischen zwei Maschinenpistolen in der Hand und passt auf, dass die ersten drei, die wir mehr oder weniger überwältigt haben, nicht entwischen. Khalil und Pa geben dem Rest einen Wink mit den Kanonen und auch sie setzten sich zu den drei. Unsere Gorilla warnt sie mit einer leisen, aber sehr respekteinflößenden Stimme: "Den nächsten, der sich auch nur bewegt, den schieß ich über'n Haufen!" Ich möchte aufstehen und zu Erik, der sich immer noch blutend am Boden wälzt, unter ihm hat sich schon eine kleine rote Pfütze gebildet. Pa humpelt aber zu ihm rüber und gibt Khalil und mir einen Wink. Wir sind am wenigsten verletzt, wir sollen den Rest erledigen.

Wir öffnen eine Doppeltür, gehen eine Treppe hoch und sind in einer Art Vorhalle. Die Tür schließen wir wieder. Unten im Keller habe ich mich zuerst gewundert, warum die zwei Wächter aus dem Monitorraum nicht runtergekommen sind, um ihren Kameraden zu helfen. Jetzt sehe ich aber wie dick hier die Türen und Wände sind, ist klar, dass hier oben keiner was gehört hat. Khalil und ich verhalten uns so leise wie möglich. Weiter oben sind mindestens drei weitere Leibwächter, mit denen wir fertig werden müssen. Dank unserer Spionin wissen wir wie die Ausgangspositionen unserer Gegner sind. Eine Treppe hoch, und da ist der Monitorraum. Noch eine Treppe weiter ist das Zimmer mit der Münzsammlung, wo sich Desmond Skye-Ohlson mit einem Begleiter aufhalten sollte. Uns ist klar, dass wir die Leute im Monitorraum auch zumindest manövrierunfähig zu machen. Das ist leider unvermeidbar, wenn wir dieses Haus lebendig verlassen wollen. Auch hier versuchen wir den Überraschungseffekt zu nutzen. So lautlos wie nur möglich schleichen wir die Treppe hoch. Doch bevor wir alle Stufen hoch sind, ertönt eine donnernde Stimme: "Waffen runter - Hände hoch!" Khalil und ich bleiben sofort stehen. Aus der Tür zum Monitorraum lugt der Lauf einer Waffe. Jetzt bloß keine unbedachten Bewegungen machen. Ich suche mit den Augen nach einem Fluchtweg. Die Treppe wieder runterzurennen wäre das blödeste, was man tun kann. Es bleibt nur noch... Ich stürze auf das Gelände zu und schwinge mich so gut ich kann darüber. Khalil macht hinter mir Lärm, hoffentlich hat er es mir nachgemacht. Ich habe natürlich nicht geguckt, wie hoch die Treppe ist, und unten lande ich sehr unsanft auf Händen und Knien. Auf der anderen Seite unterdrückt Khalil einen Schrei. Wir haben keine Zeit unsere Wunden zu lecken. Wir müssen uns sofort verstecken. Es ertönen schon Schritte auf der Treppe. Khalil und ich straucheln in den nächstbesten Flur und mein Freund beweist genug Geistesgegenwart und lässt mich nicht in den erstbesten Raum rennen. Er zieht mich um eine Ecke und öffnet dort eine Tür. Ich verstecke mich in der Ecke hinter einem Regal, von hier aus sieht man mich in dem düsteren Zimmer zumindest nicht sofort und ich habe freie Sicht auf die Tür. Khalil hockt sich hinter einer Stehvase mit einem riesigen Blumenstrauß hin. Jetzt müssen wir nur noch auf die aus dem Monitorraum warten und schneller sein als sie. Doch es dauert eine Ewigkeit, bis sie endlich zu uns ins Zimmer schauen. Sehr lange sind es nur Schritte und kurze Befehle auf dem Gang. Ich habe Angst, zu laut zu atmen, dass mein Herz zu laut klopft oder dass mein Blut zu laut durch den Körper rauscht. Sie kommen langsam aber sicher näher. Die Tür öffnet sich einen Spalt und eine Hand schaltet das Licht ein. Danach öffnet sich die Tür etwas weiter. Khalil nimmt den Augenkontakt zu mir auf und wir nicken uns zu. Wir eröffnen das Feuer. Aber auch unserer Gegner bleiben nicht untätig, es sind übrigens drei und nicht zwei, wie wir vermutet haben. Der Kugelhagel ist so intensiv, dass ich mich so weit ich kann in die Nische reindrücke und fast blind zurückschieße. Da höre ich das klirren von zerbrochenen Porzellan. Die Vase, hinter der Khalil sich versteckt hatte, ist in tausend Scherben zersprungen. Khalil liegt auf dem Rücken und einer der Wächter hat schon den Lauf seiner Waffe auf ihn gerichtet. Hier vergesse ich alle Vorsicht und alle Grundsätze unserer Organisation. Zum Glück erinnere ich mich noch, dass ich diese drei nicht töten, sondern nur außer Gefecht bringen soll. Ohne nachzudenken trete ich aus meinem Versteck und und gebe eine Reihe Schüsse auf die Beine der drei ab. Danach versuche ich Arme oder Hände zu treffen, was in meiner Nervosität noch schwieriger ist als sonst. Irgendwann falle ich rücklings auf den Boden. Erst hier merke ich die dumpfen Schmerzen in Brust und Bauch und dass von meinem Kinn etwas warmes und klebriges runterläuft. Zu meiner Überraschung kommt aber keiner, um mich zu erschießen. Ich höre nur Khalils Stimme: "Alles Gut? Kannst du aufstehen?" Ich rapple mich auf. Während ich unsere Gegner abgelenkt habe, ist Khalil wieder hochgekommen und hat mir von der Seite geholfen. Khalil hält die drei Wächter mit zwei Maschinenpistolen im Schach, während ich so schnell wie möglich die restlichen Waffen einsammle. "In den Keller!", befiehlt Khalil. Aber das ist eigentlich unmöglich, ich habe in meiner Wut und Angst um Khalil jedem die Beine dermaßen beschädigt, dass sie nicht laufen können. 

"Du bleibst hier!", entscheide ich und rase zurück in den Keller, dass meine Beine noch funktionsfähig sind, ist erstaunlich. Unten sind unsere Kundschafter mir zwei Koffern reingekommen, die sie mit sich rumgeschleppt haben. Da ist Verbandszeug drin. Pa, Erik und unser Helfer haben jeder zwei Kanonen in den Händen und passen, auf, dass unsere Gefangenen keine Dummheiten machen. Die Kundschafter helfen ihnen mit den Verletzungen. "Ich brauche einen Arztkoffer oben!", rufe ich und ohne zu fragen packt der eine ein und folgt mir. Ich erkläre ihm , wo er hin muss und laufe wieder die Treppe hoch. Ich frage mich schon wieder, wieso die Polizei noch nicht da ist, um uns alle zu verhaften. Ich wende die Beschreibungen unserer Spionin an und finde den Raum mit der Münzsammlung. Die dicke Eichenholztür erklärt, warum noch niemand die Polizei alarmiert hat. Ich öffne die schwere Tür und sehe den Mann von dem Foto und einen jungen Leibwächter mit einem... Gewehr über der Schulter. Ich ducke mich schnell und verstecke mich hinter einer der Vitrinen. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich die Maschinenpistole unten vergessen habe. Ich habe nur noch meinen kleinen Damenrevolver in der Tasche. Ich hole ihn raus und und checke ihn ab. Voll, fünf Patronen. Dann schaue ich in meiner Tasche nach und muss zu meinem Entsetzten feststellen, dass ich in der Aufregung vergessen habe, Munition für den Revolver einzupacken. Ich muss jetzt irgendwie mit fünf Kugeln den Job erledigen. 

Natürlich hat Desmond Skye-Ohlson mich bemerkt. "Ich habe ungewünschten Besuch. Dann wollen wir ihn herauseskortieren." Er läuft gemütlich auf die Wand zu. Vorsichtig luge ich heraus, an der Wand ist ein kleiner Kasten angebracht, der an den Feueralarm an Schulen erinnern. Unsere Spionin hat uns erzählt, dass es einen Polizeinotruf im Haus gibt, das muss er sein. Ich traue mich ganz schnell aufzustehen und mit zwei Schüssen in den Kasten, setzte ich das Gerät hoffentlich aus. Bevor ich mich wieder verstecke, sehe ich noch, dass aus dem Ding Funken spritzen. Skye-Ohlson macht: "Huch!" und wendet sich wieder an mich: "Ich gehe Mal davon aus, dass es sinnlos ist, meine Wachen zu rufen? Wenn du bis hierher gekommen bist." Es entsteht eine Pause, die mir unnormal lang vorkommt. "Ich glaube ich weiß, wer du bist.", sagt er mit seiner eiskalten Stimme, "Rick, übernimmst du ab hier?" Er hat sich an den Wächter mit dem Gewehr gewandt. Der stammelt und stottert etwas, was ich nicht verstehe. Die Antwort auf das Gemurmel ist ein frustriertes Stöhnen: "Dann mach ich das eben selbst. Gib her." Er hat das Gewehr gemeint, denn kurz darauf höre ich ein Klick-Klick. Danach nähert sich mir Skye-Ohlson mit ganz langsamen Schritten. So leise ich kann krabbele ich um die Vitrine herum. Danach kommt mir der Gedanke, dass ich mich hinter einer anderen verstecken sollte, und dass eine Vorwärtsrolle zumindest schneller ist als Krabbeln, auch wenn's lächerlich aussieht. Ich wage es und schon bin ich in einem neuen Versteck. Doch Skye-Ohlson hat es bemerkt und zwei Schüsse folgen mir. Beide bleiben aber in der Holzvitrine stecken. Weder verlangsamt noch beschleunigt er seine Schritte. In dem gleichen Tempo, wie vorhin kommt er näher. "Jetzt habe ich deinetwegen das schöne Holz beschädigt." Ich schaue vorsichtig hinter dem Schaukasten hervor. Und wage einen Schuss. Ich kann nicht einmal ordentlich zielen. Der Schuss geht daneben. Ich bin gezwungen zurückzuweichen, etwas kleines saust ganz schnell an meinem Kopf vorbei. Schwer atmend drücke ich mich in die Vitrine rein. Ich habe nur noch zwei Kugeln. Die Angst darf mich jetzt nicht lähmen. Ich sammele meine Selbstbeherrschung und krieche um den sechseckigen Kasten herum. Skye-Ohlsons Schritte sind so leise, dass ich sie fast gar nicht höre. Da ertönt es direkt über meinem Ohr: "Buh!" Ich fahre herum, neben meiner Schläfe ich der Lauf des Gewehres. Panisch zurückfahrend verschwinde ich hinter der nächsten Vitrine. Währenddessen feuert Desmond Skye-Ohlson seine Schüsse direkt vor meine Füße und lacht dabei blechern. Er hört erst auf, als ich aus seinem Blickfeld verschwunden bin. Aber mit dem Lachen hört er nicht auf: "Ich muss gestehen, das macht sogar ein bisschen Spaß." Seine Worte und sein Lachen füllen mich mit einer ungeheuren Wut. Das ist keine Rolle, die er da spielt, es macht ihm wirklich Spaß, Katz und Maus hier mit mir zu spielen. Ich nutze die Zeit und verkrieche mich hinter einem anderen Schaukasten, es sind richtig viele. Zum Glück bemerkt er es diesmal nicht. Jetzt bin ich ihm vielleicht einen winzigen Schritt voraus. Er schleicht um die Vitrine rum, hinter der ich gerade saß, dabei wechselt er auch noch die einmal die Richtung. Dann schaut er zu den jungen Leibwächter, der immer noch hier steht. Der macht ein ahnungsloses Gesicht, obwohl ich mir sicher bin, dass er mich gesehen hat. "Jetzt bereue ich es, dass ich jemanden eingestellt habe, der so kognitiv eingeschränkt ist wie du!", schreit er den Armen an, der, so mein Eindruck, wahrscheinlich nichts dafür kann, dass er so schwer von Begriff ist. Während er abgelenkt war, lehne ich mich aus meinem Versteck und schieße. Im letzten Moment aber dreht Desmond Skye-Ohlson seinen Kopf und der Schuss geht nicht durch die Schläfe, wie ich es geplant habe, sondern streicht nur seinen Hinterkopf. "Au!", ruft er, "Jetzt hast du mir meinen Anzug verdorben. Schade drum. Sag Mal, wie viele Kugeln hast du noch?" Sein Stimme kommt immer näher. Ich rutsche wieder um die Vitrine herum in der Hoffnung in einem günstigen Moment hinter eine andere zu flitzen. Als ich die Sekunde mehr oder weniger abgeschätzt habe, mache ich schon wieder so eine lächerliche Vorwärtsrolle. Die macht leider genug Lärm, um Skye-Ohlson auf mich aufmerksam zu machen. Er schießt mir hinterher, trifft mich aber nicht, die Kugel landen immer direkt hinter mir im Boden. Jetzt habe ich gar keinen Zweifel, dass er absichtlich daneben schießt. "Das kann nicht mehr so schwer werden. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass du mir bis jetzt die meisten Probleme bereitet hast. Dann weiß ich ja ungefähr, was ich von dem Rest deiner Sippe zu erwarten habe. Die müssten ja alle hier irgendwo in der Nähe sein. Anders kann ich mir nicht erklären, wie du in meinem Haus gelandet bist. Ich freue mich schon darauf, euren netten Betrieb zu übernehmen." Am liebsten würde ich ihm jetzt folgendes sagen: "Unsere Leute sind anständige Behandlung und ordentliche Bezahlung gewohnt. Und wenn ich dem glaube, was unsere Spionin uns so erzählt hat, und Ihre Interaktion mit dem Leibwächter eben in Betracht ziehe, dann denke ich nicht, dass unsere Organisation Sie als Leitung niemals dulden wird. Unsere Leute würden unter diesen Bedingungen niemandem folgen." Aber natürlich bin ich nicht so melodramatisch und behalte meine Gedanke für mich. Ich habe mich jetzt um was anderes zu sorgen. Mir steht nur noch eine einzige Kugel zur Verfügung. Mit ihr muss ich den Job zu Ende bringen oder es wird entsetzliche Konsequenzen für mich, meine Familie und wahrscheinlich auch Khalil haben. Doch Desmond Skye-Ohlson fährt mit seiner Rede fort: "Nabor kann ich im Grunde aus der Bude rausschmeißen. Wenn ich wüsste, dass ich es auch ohne seine Bande schaffe, dann wäre alles viel billiger. Deinen Freund, Khalil heißt er, glaube ich, werde ich ihm mitgeben, als Abschiedsgeschenk. Nabor hat den Wusch geäußert, ihn noch einmal wiederzusehen." Langsam fühle ich, wie ein Zorn in mir aufkocht. "Nach und nach werde ich auch mit dem Rest von euch fertig. Ganz so einfach, wie mit deinem kleinen Bruder wird es leider nicht werden", seufzt Skye-Ohlson theatralisch, "Das war wirklich sehr leicht. Und ich musste mir nicht einmal selbst die Hände schmutzig machen. Diesmal wird es wohl nicht so einfach..." Das war's! Das Fass läuft über. Der Zorn in mir hat sich aufgestaut und ich kann ihn nicht mehr halten. Es gleicht einer Explosion. Ohne einen einzigen Gedanken an die Vorsicht zu verschwenden, stehe ich ganz aufrecht auf, strecke meinen Arm aus, richte meinen kleinen Revolver auf Desmond Skye-Ohlson und drücke ab. Der Schuss ertönt, ich spüre den Rückschlag. Aus welchen Gründen auch immer, schließe ich meine Augen und warte mit Entsetzten, dass ein zweiter Schuss ertönen wird. Doch das einzige, was ich höre, ich der Schrei des verängstigten Wächters in der Ecke des Raumes. Ich wage meine Augen zu öffnen. Ich sehe Desmond Skye-Ohlson nicht mehr. Ich gehe langsam um die Vitrine herum und richte meinen Blick nach unten. Desmond Skye-Ohlson liegt auf dem Rücken. In seiner Stirn ist ein kleines Loch, es ist fast kein Blut zu sehen. Sein Gesichtsausdruck ist überrascht, hat wohl nicht erwartet, dass ich so aus meinem Versteck rauskommen würde. Er lebt nicht mehr.

Und jetzt nichts wie weg!

Ich rattere so schnell, wie kann die Treppe herunter. Im Erdgeschoss angekommen, mache ich einen Abstecher in das Zimmer, wo Khalil und ich und versteckt haben. Die drei Wächter sitzen auf einem Sofa und Khalil hält sie mit Hilfe von zwei Waffen ruhig, während unsere Kundschafter seinen Arztkoffer zusammen packt. Khalil schaut mich mit weit aufgerissenen Augen an. "Packt alles zusammen! Wir müssen weg!", rufe ich und fange an die Waffen einzusammeln, darauf sind höchstwahrscheinlich unsere Fingerabdrücke. Khalil stammelt verwirrt: "Dir geht es gut? Was ist mit Skye-Ohlson?" Ich schaue zu ihm hoch: "Alles in bester Ordnung!" Khalil klappt der Mund vor Erstaunen auf: "Ehrlich gesagt, hätte ich nie gedacht, dass du dazu in der Lage wärst." "Das habe ich auch nicht.", muss ich ganz ehrlich gestehen. Alles zusammen laufen wir in Richtung Keller. Unser Kundschafter dreht sich noch einmal um: "Ruft euch einen Krankenwagen, wenn wir weg sind"

Im Keller angekommen, atmen Pa und Erik erleichtert auf. Pa kommt zu mir rüber und streicht mir mit den Handgelenken über die Arme, in den Händen hat er die Maschinenpistolen. "Alles gut?", fragt er. Ich nicke stolz: "Desmond Skye-Ohlson wird uns nicht mehr ins Handwerk fuschen." "Ich habe nicht danach gefragt!", lacht Pa nervös. Um neun Waffen reicher verschwinden wir durch die Tür und unsere Kundschafter führen uns einen sehr verwirrenden Weg durch die Tunnel. Erik kann nicht alleine laufen und wird von Khalil und den einzigen überlebenden Gorilla gestützt. Pa, die Kundschafter und ich schleppen die erbeuteten Waffen. Als wir endlich eine Pause machen, berät sich Pa kurz mit unseren Kundschaftern und beide rennen davon. "Sie informieren die zwei Ärzte, die uns regelmäßig in ähnlichen Situationen helfen. Bald sind sie da und uns allen wird geholfen", erklärt uns Pa die Lage. Erik braucht unbedingt professionelle Hilfe, er ist schon ganz blass und scheint langsam das Bewusstsein zu verlieren. Unsere Kundschafter haben ihn, so gut sie konnten, verbunden, aber sie sind eben keine Mediziner. Hier bekomme ich das Gefühl, dass ich Khalil eine Erklärung schuldig bin. "Ich habe diese Ärzte damals nicht kontaktiert, weil ich die Nummern nicht auswendig kann..." Ich bin noch gar nicht mit meinem Satz fertig, da flüstert mir Khalil zu: "Hör auf! Du hast damals alles richtig gemacht." Wir setzten uns auf den Boden und ziehen schon Mal die Westen aus, Pa holt Erik aus seiner Weste raus, er reagiert schon gar nicht. Wir sitzen völlig erschöpft und sagen gar nichts. Der erste Arzt kommt an und wendet sich sofort an Erik. Er braucht eine Bluttransfusion. Das übernimmt Pa, ich habe nicht die gleiche Blutgruppe wie Erik. Der Arzt warnt zwar vor dem unreinen Ort, an dem wir uns befinden, aber er versteht auch, dass das Krankenhaus für uns nicht in Frage kommt, wir wollen ja nicht die Polizei am hals haben. Damit die Transfusion ungestört und unter weniger Druck ablaufen kann, verschwinden Khalil, unser Helfer, der Kundschafter und ich hinter der nächsten Ecke und warten auf den zweiten Arzt.

Er kommt an und untersucht uns nacheinander. Ich bin ganz gut davongekommen. Ein Streifschuss am Kinn, ein am Oberarm und einige fiese Blutergüsse an Brust und Bauch. Sonst ist aber alles okay. Khalil hat zwei Steifschüsse in dem gleichen Arm und, wie wir alle, riesige blaue Flecke auf Brust und Bauch. Außerdem hat er von der Vase einige Schnitte abbekommen. Unserem Gorilla geht es am besten. Ein Steifschuss an der Wange und die üblichen Blutergüsse. Nachdem Pa mit der Bluttransfusion fertig ist, muss bei ihm noch was genäht werden. Erik wird auf eine Trage gelegt und danach verabschieden sich unsere Ärzte von uns. Pa schüttelt ihnen die Hände und jeder von uns bedankt sich bei ihnen. Danach führen uns unsere Kundschafter zu dem Katakombenzugang, an dem wir unser Auto stehen gelassen haben. Jeder kriegt Erik zu tragen, lange bekommt das keiner hin, wir sind alle hundemüde. Ich schaue zu Pa: "Wird er wieder gesund?" "Der Doc hat gemeint, dass er wieder gesund wird, aber er wird noch sehr lange humpeln", erklärt mir Pa. Ich atme auf, besser humpeln, als nie mehr zu laufen. Endlich an dem Wagen angekommen, legen wir Erik auf der Trage auf den Boden und wir setzten uns an die Wände. Ich sitze direkt an seinem Kopf und stelle mit Erleichterung fest, dass sein Gesicht immer mehr an Farbe gewinnt. Dann fühle ich Khalils Hand auf meinem Rücken: "Es wird schon wieder. Der Arzt hat doch gesagt, dass alles gut wird." Ich nicke langsam und lehne mich an ihn ran. Der Stress in dem Obergeschoss hat mir sämtliche Wärme aus dem Körper gesaugt, an Khalil wärme ich mich wieder auf, und wieder wird mir auch von innen richtig heiß.

Aber bevor wir in Schlossbach einfahren, machen wir noch einen Zwischenstopp an einer Tankstelle, sie gehört zu uns. Unter einem Sitz haben wir Ersatzklamotten verstaut, unsere sind, wie erwartet, völlig blutverschmiert. Nacheinander duschen wir uns und ziehen die sauberen Sachen an. Als ich in einem viel zu großen Pullover und einer viel zu breiten Hose aus der Dusche trete, haben Pa und der Mitarbeiter an der Tankstelle schon alle unsere Kleidungsstücke auf einen Haufen gelegt. Es fehlen nur noch Eriks Sachen. Pa übernimmt das. Khalil und ich sollen unterdessen die Waffen verschwinden lassen. In der Nähe der Tankstelle ist ein Fluss. Wenn wir die Kanonen dort reinwerfen, kann man sie zwar finden, aber es werden keine Fingerabdrücke darauf bleiben. Ein bisschen schade ist es schon darum, es sind einwandfrei funktionierende Waffen. Als wir zurückkommen, hat Pa auch Eriks Sachen auf den Haufen gelegt. Als ich ihn leise nach ihm frage, antwortet er belustigt: "Ich habe ihn in ein paar Decken gewickelt. Keine Sorge, er wird schon nicht erfrieren." Benzin gibt es hier ja genug also wird der Kleiderberg großzügig damit begossen und schließlich angezündet. Zusammen schauen wir zu, wie unsere Klamotten zu einem Haufen Asche verbrennen. Als der Wind anfängt diese über den Asphalt zu jagen, verabschieden und bedanken wir uns wieder bei demjenigen, der uns geholfen hat und uns die Winkel gezeigt hat, wo uns die Überwachungskameras nicht filmen können.

Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich an dem Haus ankommen, in dem wir uns einquatiert haben, und aussteige, sehe ich Mas Gesicht am Fenster, sie hat sich wahrscheinlich keine Sekunde hingelegt. Sie legt die Hand auf den Mund und verschwindet in der Wohnung. Kurz darauf stürzen Sie, Viktor und Smilla aus der Tür. Da ich die erste bin, die ausgestiegen ist, bekomme ich die erste Umarmung von allen dreien gleichzeitig. Sie erwischen mich am Oberarm, da wo ich die Verletzung habe. "Au!", kann ich nicht unterdrücken und alle drei treten ein Schritt zurück. "Hat's dich übel erwischt?", fragt Viktor. Ich schüttele den Kopf und streiche mir über die schmerzende Stelle. Danach wird Pa genauso zärtlich, aber weniger stürmisch als ich begrüßt. Danach ist auch Khalil dran, er wird zuerst von Viktor umarmt, Ma und Smilla sind auch sehr herzlich, verzichten aber auf Überschwänglichkeit. "Wo ist Erik?", fragt Ma plötzlich und in ihrer Stimme höre ich das blanke Entsetzten. Sie ist ganz blass und die Augen werden riesig und fangen an feucht zu glänzen, nervös wischt sie mit der Zunge über die Lippen. "Alles gut!", versucht Pa sie so schnell wie möglich zu beruhigen, "Also... mehr oder weniger. Erik ist im Auto. Er hatte etwas weniger Glück als wir. Aber der Arzt meinte, es würde wieder alles gut werden." Ma, Viktor und Smilla schauen in den Wagen rein, Ma streicht ihm über die Haare, wäre er wach hätte er das nicht so leicht zugelassen. "Na dann, wollen wir ihn hochbringen?", schlägt Viktor vor und nimmt die Griffe der Trage. Von der anderen Seite packt Pa mit an und zusammen schleppen sie Erik die Treppe hoch. Sie versuchen so leise zu sein wie möglich, es ist nicht notwendig, dass die Nachbarn uns die Polizei auf den Hals hetzen. Abermals sagen wir: "Danke und auf Wiedersehen" zu Leuten die uns so sehr geholfen haben. Wir bieten ihnen auch an, bei uns zu nächtigen, aber sie lehnen ab und fahren in dem Laster davon.

Ich bin zwar todmüde kann aber erst nicht einschlafen. Smilla scheint es aufzufallen ich dreht sich zu mir: "Was hast du den?" Sie steht auf und setzt sich an den Bettrand. "Na ja. Ich denke, dass ist ein absolut normale Reaktion, wenn man einen Menschen umgebracht hat.", versuche ich zu scherzen. Smilla nickt verständnisvoll: "Aber denk bitte immer dabei daran, dass du dadurch unserer Familie das Leben gesichert hast. Es ist klar, dass Desmond Skye-Ohlson uns alle loswerden wollte. Die Wahl war simpel, wir oder er. Du hast alles richtig gemacht. Wenn du nicht abgedrückt hättest, dann wären Pa, Erik, du und Khalil jetzt tot und Ma, Viktor und ich auf der Flucht ins Ausland. Und, ich sag's wie es ist, es ist besser, dass Ma uns Pa nur einen Sohn und wir nur einen Bruder verloren haben." "Noch besser wäre es, wenn Valentin im Nachbarzimmer bei den Jungs schlafen würde.", wende ich ein und schlucke mein Schluchzen runter. Smilla seufzt und wir umarmen uns. Ein paar Tränen kann ich doch nicht zurückhalten und die Schulter, auf der Smilla ihren Kopf abgelegt hat, wird auch feucht. Nebeneinander schlafen wir ein und im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich in dieser Nacht nichts träume.

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