Von Intelligenz und Feen
Da jetzt wahrscheinlich jeder alarmiert ist weil sich Nici nicht so wirklich hat zusammenreißen können was ihren Auftritt anging, verzichtet man auf das leise Schleichen und geht in die Richtung, aus der die junge Frau nicht gekommen ist. „Wie bist du vorher an den Plan gekommen? Also den abfotografierten Plan mit dem du uns rausgeholt hast nachdem wir fertig waren." Die braunhaarige seufzt und sieht um eine neue Ecke. „Ich war in dem Kontrollraum, hab mit Basky da drin alle getötet und hab dann im PC den Plan gefunden. Nur kommt mir halt nichts mehr bekannt vor und ich habe keine beschissene Ahnung wo wir überhaupt sind." Sie sieht in einen weiteren Gang und nickt. Da müssen sie nicht mehr lang, da liegen die Leichen schon. Wahrscheinlich werden sie sich durch die gesamte Basis morden dürfen, bis sie etwas gefunden haben. „Brauchst du eigentlich die Kleidung noch wenn wir eh nicht mehr auf Schleichen aus sind?" Immerhin könnte es unter der zusätzlichen Kleidung der Wache ein wenig heiß werden und vielleicht ist es ja unbequem. Es könnte sein dass es auch einengt oder so etwas! Woher soll Alexander das wissen? Aber wenn sie schon komplett darauf aus ist dass sie mordet, sollte sie auch ihre Beweglichkeit ausnutzen die sie dazugewonnen hat. Kurz bleiben sie stehen und Nici entledigt sich der übrigen Kleidung, bis sie wieder so dasteht wie sie reingekommen ist. Schuh- und sockenlos, bis sie sich wieder die Fähigkeiten nimmt die sie braucht. Ohren, Krallen, Beine. Sofort hört sie auch wieder mehr und könnte so auch die Wachen oder Soldaten besser hören sollten sie sich in ihrem Hörradius aufhalten. Die braunen Augen gehen auf ihre Krallen. Vor einem Jahr hatte sie nicht einmal so wirklich an Vampire geglaubt. Sie hatte nicht den leisesten Hauch einer Ahnung von dem Streit zwischen Hellsing und Iskariot, wusste von so vielem nichts und wollte einfach nur ein ruhiges Leben führen. Ein isoliertes, aber ruhiges Leben mit ihrer Arbeit und ihrem PC in der Wohnung. Jetzt hat sie nicht nur eine Beziehung mit zwei Männern die mehr als sechs Mal so alt sind wie sie, weiß von der Existenz der Freaks, Vampire, Ghule und Regeneratoren, hat einen besseren Überblick über die Geschehnisse mit dem Major, könnte nicht verliebter in zwei übernatürliche Männer sein, wohnt in einem Anwesen, bekommt Training, tötet, ist selbst ein übernatürliches Wesen geworden und konnte gemeinsam mit verfeindeten Organisationen einen Kult auslöschen, der jetzt aber wieder einen Nachfolger hat um den sie sich kümmern müssen. Wenn noch einer sagt dass in einem halben Jahr relativ wenig passieren kann, der kennt ihren Lebenswandel nicht. Und den, den sie bei anderen angestoßen hat. Höchstwahrscheinlich würden sich Alucard und Alexander nicht so vertragen, durch ihre Beziehung wäre die Reformation der Kirche nicht voran gegangen, der Papst wäre mit Renaldo noch im geheimen zusammen und auch sonst hätte man die ein oder andere Änderung nicht gehabt. Aber es geht jetzt direkt nicht auf ihr Erscheinen zurück, es sind einfach nur die Konsequenzen und vielleicht wäre das ein oder andere irgendwann doch von allein passiert.
Bis die beiden eine Person finden die weiß von was sie redet und die man somit verhören kann, finden einige ihren Tod. Ein paar durch den Pater, ein paar durch Nicole. Leider hat hier offensichtlich keiner mehr eine Granate dabei und die Soldaten sind auch kaum noch vorhanden. „Sag mir bitte nicht dass das da vorhin bei der Zelle die Elite war. Dann kotz ich im Strahl." Angesichts der nicht vorhandenen Schwierigkeit bei der Tötung der Soldaten kann man nur von ‚langweilig' reden, wenn man das alles zusammennimmt. Alexander hingegen weiß nicht was er von diesem Verhalten halten soll. Einerseits ist es schön, dass das Training und ihre Fähigkeiten ihr dabei helfen besser zu werden und selbst im Kampf mitzuwirken! Andererseits ist er besorgt, denn man kann erstens schnell übermütig werden und die eigenen Fähigkeiten und sich selbst überschätzen und zweitens ist eine falsche Einschätzung der Situation sehr wahrscheinlich. „Übernimm dich nur nicht, klar? Ich will nicht zum Schluss sagen müssen, dass ich es dir gesagt habe! Bleib ruhig, schätz den Gegner richtig ein und bitte, unter allen umständen BITTE, unterschätze nie irgendetwas egal wie leicht es aussehen mag." Zwar verdreht die braunhaarige die Augen, nickt aber und versucht sich wirklich zu nichts hinreißen zu lassen. Ist halt nur schwierig wenn du ein verdammter Hitzkopf bist der zuerst gar nicht denkt bevor die eine Hirnzelle mal anspringt und meint dass es eine bessere Idee gäbe. Das Ding ist, dass es dann meist schon für diese bessere Idee zu spät ist und man Scheiße gebaut hat. Große Scheiße. Anderson deutet auf eine Tür und sieht dann zu Nicole, die nur nickt und sich heran schleicht. Der Kontrollraum. Sie erinnert sich nur dunkel daran und weiß, dass sie aus der anderen Richtung gekommen sind bevor Basky meinte dass sie sich die Uniform anziehen soll. Jetzt bringt eine Uniform auch nicht mehr viel. Angestrengt lauscht die junge Frau durch die Tür hindurch und sieht zu Anderson, ehe sie nickt. Es sind Personen drin. Wie viele, das interessiert eigentlich nicht. Da diese Tür diesmal nach innen aufgeht, wird Alexander als erstes da rein gehen und die Kugeln auf sich ziehen somit Nicole im Hintergrund so viele umbringen kann wie es nur geht. Auch zählt er nicht runter, sondern atmet noch einmal durch, ehe er die Bajonette fester umgreift, die Tür eintritt und die ersten Schusssalven schon hörbar sind. Bevor Nicole jedoch eingreifen kann, hört sie von rechts ein paar Leute laufen, die wohl als Verstärkung herkommen werden. Während sich also Nici um die kümmert die sich nachträglich diesem Massaker anschließen, wirbelt der Pater im Kontrollraum herum und muss tatsächlich aufpassen was er zerstört und was nicht. Die Menschen wehren sich ganz gut dafür dass es ein kleiner Raum und wenige Personen sind. Doch genau so wie es ihn einengt, versperrt es auch den anderen den Weg zur Flucht und entkommen lassen wird er keinen einzigen. Nicht nachdem sie es so weit geschafft haben und man mit dem Kontrollraum einen der wichtigsten Punkte eingenommen hat die man auf diesem Feld beherrschen kann.
Als Nicole endlich reinkommt, starrt Alexander sie mehr als entgeistert an. „Wie oft hast du dich bitte treffen lassen?!", zischt er und man merkt dass es ihm nicht passt. Kann man aber so ein klein wenig verstehen. „Zwei konnte ich nicht mehr ausweichen. Es hieß entweder Kopf oder Schulter und rate was ich genommen habe." Ihr Gesichtsausdruck ist ernst und verändert sich keine Sekunde als sie an ihm vorbei zu dem vorderen PC geht, an welchem sie vor einem guten halben Jahr schon gesessen hat. „Mal sehen ob sie gelernt haben." Sie lässt die Krallen verschwinden und starrt auf den Bildschirm, während sie den ersten Dateipfad öffnet an den sie sich erinnern kann. Da haben sie auch den ersten Plan herausgeholt. Fast schon zufrieden stellt sie fest, dass er da nicht mehr ist und nickt. „Gut, das kann vielleicht ein wenig dauern, aber nicht länger als 10 Minuten." Klar, Anderson ist jetzt nicht weit hinten nach was PC's angeht, aber bei so etwas hat die Jugend einfach die Nase vorn. Immer wieder hört man das Tastengeklimper oder das Klicken der Maus. „Wenigstens haben sie mal ein Update reingehauen, meine Fresse. Der alte PC lief ja noch auf Windows 7, der jetzt wenigstens auf 10." Ein wenig überrascht zieht er eine Augenbraue hoch. Die Dinger mit Windows 7 laufen noch? Dann erinnert er sich an seinen eigenen PC und das Update dass er eigentlich mal durchführen sollte. Das macht er wenn er wieder zurück ist. Hoffentlich ist bis dahin nicht schon Windows... was weiß er. 15 draußen oder so. „Du kleine Bitch..." Von dieser Wortwahl nicht gerade begeistert räuspert sich der Geistliche warnend. „Was hat dir der PC getan? Pass auf deine Sprache auf!" Langsam dreht Nici ihren Kopf zu ihm und starrt ihn für einen Augenblick lang nur stumm an. „Ich führe Selbstgespräche. Soll ich auf Deutsch weitermachen damit ich beleidigen kann oder lässt du mir mein Maul damit ich fluchen und beleidigen kann um meine Anspannung rauszulassen?" Zwar verdreht er die Augen, lässt es aber notgedrungen zu und sieht sich stattdessen nur ein wenig um. Er sieht mehrere andere Bildschirme, die aber nur kleinere Teile des Großen und Ganzen zeigen würden. Schaltpulte, Hebel, Knöpfe und blinkende Lichter. Man muss wohl studiert haben um das verstehen und lenken zu können. Nachdenklich steht er vor einem der Schaltpulte und starrt auf die Knöpfe. Was wohl passiert wenn er einen davon drücken würde? Würde er einen Alarm losgehen lassen? Würden irgendwelche Türen aufgehen oder sich verriegeln? Könnte man irgendetwas Großes damit lostreten? Jetzt im Augenblick fühlt er sich wie ein kleines Kind das alles drücken möchte ohne Konsequenzen zu erfahren. Aber er ist ein erwachsener und jede Aktion hat eben ihre Konsequenz. Ob er nun möchte oder nicht. Ein kurzer Blick zu Nicole, die aber nur an irgendetwas anderes arbeitet und den Bildschirm anstarrt als gäbe es kein Morgen. Naja, wenn sie nichts findet dann könnte es kein Morgen geben! Denn schlafen werden sie hier sicherlich nicht. Jeder möchte nach Hause und das so schnell wie möglich hinter sich bringen
„Du miese kleine Sackratte..." Dieses kurze deutsche Fluchen konnte sie sich dann doch nicht nehmen lassen und Anderson hebt seinen Kopf. „Hast du ihn?" Mit einem zufriedenen Lachen lehnt sie sich nach hinten und ruft den Plan komplett auf. „Tada." Sie hat den Plan von vor einem halben Jahr nicht mehr ganz im Kopf, aber wichtige Punkte sind geändert worden. „Die Halle fehlt." Alexander legt den Kopf schief. Das ist das erste was ihm aufgefallen ist, denn immerhin war das der Mittelpunkt der letzten Basis. Die Halle gibt es nicht einmal mehr als Zeichnung auf der Karte, die sonst wirklich alles beinhaltet. Die verschiedenen Zellen, Besprechungsräume, Umkleiden, Toiletten, Notausgänge... Sogar ein kleines Labor scheint es hier zu geben! „Wieso habe ich das Gefühl dass wir Sprengsätze hätten mitnehmen sollen?", murmelt Nicole und starrt auf den Bildschirm. Der Geistliche nickt. „Weil wir es jetzt verdammte Scheiße gut gebrauchen könnten." Für einen kurzen Moment schiebt er seine eigene Moral was die Sprache angeht auf die Seite um seinen Unmut und gleichzeitig die Zustimmung kund zu geben. „Was ihr zwei nun gebrauchen könntet wäre ein Plan und nicht nur heilloses und unkoordiniertes Morden." Ruckartig reißen die beiden ihre Köpfe herum und bevor die braunhaarige auch nur irgendetwas machen kann, wird sie von Alexander auf die Seite gezogen und die Schusssalven treffen nur den PC, bevor sie den Pater treffen. Dieser steht vor Nicole und starrt den Besuch an, der aber nur da steht als wäre nie etwas geschehen. Das Outfit des Kerls erinnert an irgendeinen hohen Militärmenschen, aber keiner der beiden kennt sich da jetzt mit den Rängen aus. Hinter und nun auch neben ihm formieren sich Männer und Frauen, die die Gewehre direkt auf sie gerichtet haben. Vorsichtig linst Nici mit aufgestellten Ohren hinter dem Geistlichen hervor und sieht sich das an. „Das sieht scheiße aus." Der blondhaarige sieht sie mit hochgezogenen Augenbrauen an und dann wieder zurück. „Schön dass dein Hirn mal arbeitet." Nicole hebt schnalzend einen Zeigefinger. „Mein Hirn arbeitet! Ich- Ich ignoriere es nur absichtlich." Die braunen Augen gehen zu dem Kerl und mustern ihn. „Und du bist...? Bekannt kommst du mir jetzt nicht vor, aber das wäre auch kein Wunder." Die militärisch kurz rasierten, hellbraunen Haare und die grau-blauen Augen sind jetzt nicht wirklich irgendwelche Markenzeichen die herausstechen. „Wofür brauchst du einen Namen wenn du ihn dir eh nicht merkst. Du wirst ihn dir so oder so nicht lange merken müssen, denn eure Exekution steht an." Ein leicht gezwungenes Lachen der braunhaarigen. „Ich würde ja sagen ich bin zu jung zu sterben, aber-" „Halt einfach die Schnauze." Überrascht, dass Alexander so mit ihr redet und kein Blatt vor den Mund nimmt, starrt sie zu ihm hoch. Seine Augen leicht zusammengepresst, die Kiefer nun wieder angespannt aufeinander gepresst. Er ist sauer. Sehr sauer. „Ich würde behaupten, dass-" Sofort winkt Nici ab und starrt zu dem Kerl während sie den Kopf schüttelt. „Ich würde an deiner Stelle die Klappe halten." Ein wenig perplex da eine Gefangene mit ihm einfach so redet, gehen seine Augenbrauen hoch. „Ganz stumpf würde ich behaupten dass ich der intelligentere von uns beiden bin. Also sollte mir auch die Entscheidungsgewalt gehören." Die braunhaarige zieht laut die Luft ein. Er sollte jetzt wirklich nicht provozieren. „Jedes Mal wenn du etwas Intelligentes sagst, wird irgendwo eine Fee geboren." Stille. „Es gibt keine Feen." Ja, er ist der Schlaumeier vom Dienst. „Merkste was. Und jetzt wäre ich dafür dass ihr einen kurzen Rückzug macht und wir uns um unsere Dinge kümmern. Das wird nicht gut ausgehen und SPOILER!" Sie deutet auf Alexander und dann auf sich. „Wir beide werden nicht tot irgendwo rumliegen." Zumindest hoffentlich.
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