Konsequenzen
Es herrscht eine kurze Pause und Alucard sieht kurz auf sein Handy, um vielleicht weitere Anweisungen von der Lady gleich ausführen zu können. Bis auf ihre Anweisung zu Trinken, was er auch gemacht hat, hat Alucard nichts von Baskerville wirklich wahrgenommen. Sein Blick fällt in den Gruppenchat. Sechs Nachrichten. Alles Bilder von Nici. Seufzend legt sich der Urvampir eine Hand auf das Gesicht. Ein Foto von ihr mit Baskerville im Arm, eines in welchem sie mit ihren Unterschenkeln im kalten Wasser steht und man die Gänsehaut sehen kann, eines in welchem sie schwimmt und breit grinst, eines auf welchem man sieht wie sie draußen steht, die Haare kleben am Körper und ihre Kleidung tut dasselbe, eines in welchem sie nass auf dem Gras liegt und einen Arm unter dem Kopf hat und eines auf dem man sieht, dass Baskerville neben ihr liegt. Bei den letzten beiden ist der Regen deutlich sichtbar. Will das Weib eigentlich krank werden? Die kann man offensichtlich nicht allein lassen. Es sollte ein gemütlicher Spaziergang mit Baskerville werden. Sie sollte nicht anfangen in einem See zu schwimmen und sich dann auch noch komplett nass in den Regen legen! Aber das ist Nicole. Das ist Nicole wie sie leibt und lebt. Fragt sich nur für wie lange, wenn sie ihre Gesundheit so aufs Spiel setzt ohne die Möglichkeit einer Regeneration. Immer wird Alucard ihr sein Blut nicht geben können. Sie muss auf sich selbst aufpassen, wie hat sie eigentlich 26 Jahre ohne ihn oder den Pater überleben können? Das ist und bleibt ein Geheimnis, welches er wohl nie lüften wird. „Baskerville... bring sie zurück in das Anwesen. Das war keine Bitte." Das Handy steckt er wieder weg und lädt seine Pistolen in aller Ruhe nach. Als hätte er wieder ein Kind, um das er sich kümmern muss. Die Aufgabe hatte er das letzte Mal vor über 500 Jahren! Aber genug des Denkens, er muss noch ein paar der letzten Mitglieder umbringen und er wird tun, was sie gesagt hat. Er wird seinen Spaß haben. Tja, Spaß hat Nici keinen mehr, nachdem Baskerville sie sanft aber doch bestimmt zum Aufstehen gezwungen hat und sie auf ihn hinunter blickt. „Er bringt mich um, oder?" Ein leichtes Nicken des Höllenhundes bestätigt ihren baldigen Tod und sie seufzt. „Das Kind gibt es wohl nicht nur im Manne." Schnell steigt sie auf und hält das Handy in der kalten Hand. Sie kann froh sein dass es ihr nicht in den See gefallen ist oder anderweitig irgendwie einen Wasserschaden abbekommen hat. Das Ding hat viel überlebt und wird es noch, da ist sie sich sicher. Baskerville legt noch einmal einen Zahn zu, um vielleicht noch vor seinem Herrn am Anwesen anzukommen und einen eventuellen Mord zu verhindern, wenn sie sich gleich unter die Dusche oder in die Badewanne begibt. Klar, er spürt keine direkte Mordlust von Alucard. An sich ist er einfach nur aufgrund von der Aktion ein wenig genervt. Aber jeder weiß wie schnell eine einfache Gereiztheit vor allem bei ihm umschlagen kann. Obwohl er behaupten würde, dass Nicole wahrscheinlich am sichersten ist. Nicole, Seras und Integra sind die drei Frauen, denen er nichts antun würde egal wie sauer er ist und egal wie viel Mist sie gebaut haben. Er wird vielleicht verbal ein wenig ausfallend, aber das wars.
Fast. Fast hätte Baskerville es geschafft vor seinem Herrn im Anwesen zu sein und sie vielleicht schon ins Bad zu schubsen, aber er war dann doch irgendwie schneller. Mit verschränkten Armen wartet er auf dem Bett sitzend auf die beiden, die auch nicht lange nach ihm auftauchen. Wenigstens hat es sein Dämon geschafft, sie schon fast augenblicklich nach Hause zu bringen. „Auf deine Tage kannst du es nicht schieben, die hattest du erst. Stimmungsschwankungen sind also keine Ausrede." Nici sitzt auf dem Höllenhund, zittert leicht und lächelt entschuldigend. Ihr ist dann doch ein wenig kalt. „Geh ins Bad, wärm dich auf und wir reden nachher drüber. Ich berichte der Lady und gebe bescheid, dass es für heute reicht." Begeisterung sieht anders aus! „Tschuldigung...", murmelt sie und blickt auf die Seite. Er sagt aber nichts mehr dazu, sondern steht nur auf und verschwindet im Schatten. Die braunhaarige klettert vorsichtig von dem Dämon runter und bedankt sich für den kurzen Ausflug, ehe sie das Handy auf das Bett legt und sich im Badezimmer das Wasser einlässt. Das gute Waldbad dazu und rein. Die Haut brennt so stark, dass sie sogar noch einmal kurz raus muss. Eindeutig unterkühlt, aber das sollte sich gleich ändern. Langsam und Stück für Stück gewöhnt sie sich an die Hitze und versinkt irgendwann bis knapp zur Nase im Wasser. Die Augen gehen leicht zu und Entspannung tritt ein. Währenddessen steht Alucard bei Lady Integra und gibt die Berichte über den für heute letzten Vorfall bekannt. Seufzend nickt die blondhaarige Frau. „Sehr gut. Vielleicht haben wir es dann endlich mal hinter uns. Wir können froh sein, dass wir fast überall unsere Leute haben und wir uns somit auf unser Land konzentrieren können." Wenn Mortem schon weltweit operiert hat, müssen eben auch weltweit die Kultzentren und VUS-Basen zerstört werden und die dazugehörigen Leute ihrer gerechten Strafe entgegen treten. „Seras ist mit ihrer Aufgabe auch schon fertig. Ihr beide solltet euch ausmachen wer die letzten beiden macht. Gebt mir bescheid, klar? Ich schlage ein Kreuzzeichen, wenn das hier endlich vorbei ist." Da muss der Urvampir zustimmen, denn fünf Wochen Nachspiel sind dann schon etwas lang. Aber was kann man dafür, wenn diese dreckigen Bastarde eben irgendwie überall ihre kleinen Häuschen gebaut haben? „Verstanden. Gibt es sonst noch etwas, oder habe ich endlich Feierabend?" Integra schnaubt und verzieht das Gesicht. „Du hast nie Feierabend. Oder wirst du etwa alt?" Ein leises Lachen. „Ich BIN alt, werte Lady." Diese lehnt sich nun zurück und mustert den schwarzhaarigen. „Vielleicht doch ein wenig zu alt für Nici?" Sofort gehen die Mundwinkel nach unten, zumindest bei ihm. Die der Lady gehen nach oben. Es war nicht wirklich eine Überraschung, dass das bei Nici und ihm geklappt hat. Die Überraschung war, dass der Pater auch noch in der Beziehung dabei ist und die beiden Männer sich offensichtlich tolerieren. „Das wird sie selbst wissen, Lady Integra." Es ist für die Lady doch immer wieder überraschend, wie ernst er werden kann wenn es um sie und sogar auch teils um den Pater selbst geht.
Endlich wieder auf einer menschlichen Temperatur angekommen, steigt Nici wieder aus der Wanne, lässt das Wasser ab und trocknet sich ab, bevor sie das Handtuch um sie wickelt und nach draußen geht um sich neue Kleidung zu holen. Die alte hat sie aufgehängt und sollte sie vielleicht gleich in die Waschmaschine schmeißen. Baskerville liegt auf dem Bett und hat sich dort breit gemacht, als würde er nichts anderes kennen. Alucard kommt ohne zu klopfen rein und wird erst einmal mit einem Handtuch begrüßt, welches ihm die Sicht verdunkelt. Abrupt bleibt er stehen und braucht einen Moment um zu wissen, was jetzt eigentlich los ist. „Du weißt schon, dass ich dich noch durch Baskerville sehen könnte, oder?" Nici, die sich die Jogginghose hoch zieht, schnaubt nur entgeistert. „Vergiss es. Ich sehe aus als hätte ich eine Allergie, so rot ist alles." Nun doch ein wenig besorgt zieht sich der Urvampir das Handtuch vom Kopf und geht zu ihr. „Alucard! Ich hab gesagt-" „Jetzt beruhig dich mal wieder. Ich schau dir nichts ab.", brummt er nur entgeistert und sein Blick fällt auf die roten Schultern. „Schmerzen?" Ein leises: „Nein...", entkommt ihr, während sie wegsieht. Hätte er nicht noch ein paar Sekunden warten können bis sie sich das Shirt drüber gezogen hat? „Dann mach so etwas einfach nicht. Jetzt kennst du die Konsequenzen." Die braunen Augen gehen dann doch zu ihm. Alucard starrt in diese, ehe er seufzt. „Du wirst es wieder-" „Ich werde es wieder tun.", stimmt sie ihm nickend zu und zieht sich dann endlich das Shirt drüber. „Wieso? Du hast gesehen wie schädlich das ist. Du könntest krank werden!" Muss er ihren Gedankengang verstehen? „Ich habe nur ein Leben. Ich sollte es genießen, oder?" Der schwarzhaarige reibt sich den Nasenrücken, bevor er seine Hände auf dem Rücken verschränkt und sich nach vorn beugt. „Ja, du hast nur ein Leben. Aber vergiss nicht, dass du dir dein Leben mit zwei unsterblichen- fast unsterblichen teilst, die dich überleben werden! Jedes Jahr welches du dir selbst abziehst ist ein Jahr weniger in dem wir zusammen sind, hast du das verstanden?" Verstanden hat sie es, das auf jeden Fall. Aber sie hat auch komplett vergessen, dass die beiden sich nicht verändern werden. Sie werden nicht altern und sie werden sie bis ins hohe Alter begleiten, während sie alt, klapprig und nutzlos wird. Sie hat nur wenige Jahre Zeit, um ihre körperliche Gesundheit ausnutzen zu können. Ihre Gedanken rasen um das Thema altern und schlussendlich umarmt sie Alucard, der mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihr hinunter sieht. Entweder ihr tut das passierte so leid dass sie sich extra entschuldigen will, oder ihr ist der Fakt klar geworden dass sie früher als die beiden ins Gras beißen wird. Aufgrund ihrer eingekrallten Finger in seinem Mantel würde er behaupten, dass es letzteres ist. „Wenn wir Glück haben, könnte ich dich noch wandeln. Aber ich weiß nicht, ob du damit einverstanden bist. Außerdem bringt mich der Pater vielleicht um."
Dieser hat minimal andere Probleme. Unter anderem den Fakt, dass es doch mehr Vampire gibt als man anfangs angenommen hat. Dennoch haben sie dieses Nest und eine der Reproduktionsstätten wenigstens ausräuchern und zerstören können. Anderson steckt die Bajonette weg und sieht sich weiterhin in dem Haus um, welches von außen komplett normal aussieht. Nicht verkommen, der Rasen ist getrimmt und selbst die Blumen sind hier gegossen. Aber hinter dem schönen Schein verbarg sich eine Maschinerie aus Vampiren und ihr Plan, hier so viele Vampire oder Ghule zu produzieren wie nur irgend möglich. Langsam wandert er von Raum zu Raum. Vielleicht gibt es einen Hinweis auf etwas? Auch wenn es so aussah als wäre das hier das oberste Regime gewesen, sollte man sich nie auf so etwas verlassen. Man sieht bei Mortem, wie das geendet hat. Sechs Jahre haben sie ihre Macht ausweiten können, ohne das irgendetwas herausgekommen wäre. Ihre ekelhaften Experimente durchgeführt und VUS entwickelt. Sie haben viel, sehr viel Schaden anrichten können, bevor sie einen Fehler begingen und dieser Hellsing und Iskariot auf den Plan gerufen hat. Ein leises Wimmern lässt ihn aufmerksam werden und er bleibt stehen. Langsam dreht er seinen Kopf in die Richtung und setzt sich vorsichtig in Bewegung. Augenblicklich hört das Wimmern auf. Als wolle man nicht entdeckt werden, doch Alexander hat das Geräusch schon lokalisieren können. Vor einem Schrank bleibt er stehen und öffnet ihn vorsichtig. Kleidung hängt an Kleiderbügeln von einer metallenen Querstange und er kniet sich hin, um weiter unten etwas sehen zu können. Ein Haufen wahrlos übereinander geworfener Hosen und Hemden erregt seine Aufmerksamkeit und vorsichtig nimmt er Kleidungsstück für Kleidungsstück weg, bevor er ein kleines Mädchen entdeckt, welches ihn mit großen und verängstigten Augen ansieht. Sofort ist sein beruhigendes Lächeln zu sehen. „Alles ist gut, mein liebes Mädchen." Die Stimme lässt er so sanft wie möglich erklingen und streckt seine Hand nach ihr aus. Im nächsten Augenblick beißt das kleine Mädchen zu, doch nur ein kurzes Zucken ist beim Pater zu sehen. Erst dann nimmt er sie hoch und richtet sich selbst auf. Die kleine wehrt sich nur kurz bis sie merkt, dass ihr nichts geschieht. Die Hand hat sie wieder losgelassen und Tränen steigen in den Augen auf, bevor sie anfängt zu weinen. Nicht älter als fünf, so würde Alexander sie einschätzen. Schützend drückt er sie an sich und streicht ihr immer wieder beruhigend über den Rücken. Mit der Kleinen im Arm verlässt er das Haus und scheinbar ist es eine Überraschung für alle anderen Mitstreiter, den zwei Meter Pater der im Namen des Herrn alles abschlachtet und ein mehr als psychopathisches Grinsen drauf hat, nun mit einem kleinen und weinendem Mädchen im Arm herausgehen zu sehen. Der sanfteste Mann, den man sich überhaupt vorstellen kann und total ruhig. Alexander geht zu einem von den Frauen, die Englisch können und übergibt das Mädchen so vorsichtig wie es nur irgendwie geht. „Kümmert euch um sie. Ich habe sie im Schrank gefunden und passt auf, die Kleine kann beißen!" Das Mädchen dreht den Kopf zu ihm und mit einem leisen Lachen drückt er ganz leicht auf ihre Nase, was sie zum Lachen bringt.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro