Kein Ara Ara, sondern Boom Boom!
Besorgt sitzt Nicole auf dem Fensterbrett, sieht immer wieder auf ihr Handy und dann wieder nach draußen. Gestern ist sie irgendwann eingeschlafen, weil ein paar der Söldner mit ihr trainiert haben. Bedeutet laufen, sprinten, springen, Liegestütz und auch ein wenig Schusstraining. Jetzt hat sie zwar Muskelkater, aber der kann ihr egaler nicht sein. Sie könnte heulen, so frustriert ist sie gerade. Von wegen gemeinsames Abendessen. Es ist scheiß halb 10 in der Früh und sie sind schon seit 24 Stunden weg! Seras wurde auf eine andere Mission geschickt und muss ein paar Dörfer vor Ghulen bewahren, weshalb die Suche nach den beiden vermissten nicht voran kommt. Sie hat kaum schlafen können vor Sorge und kann auch nichts wirklich essen. Beim trinken hält sie sich aber nicht zurück und kippt einen Energy nach dem anderen weg. Ihr Vorrat ist bald aufgebraucht. Weder Integra, noch Seras oder sie wurden kontaktiert. Als wären sie einfach verschwunden. Nervös springt sie von dem Fensterbrett in ihr Zimmer und geht von diesem aus zu Lady Integra. „Ich habe noch nichts neues, Nici. Gedulde dich, ihnen wird schon nichts passiert sein." Doch selbst die Lady scheint nicht ganz an ihre eigenen Worte zu glauben. Zwar würde Nici selbst auch da hin, aber sie darf nicht und wenn Integra rausfindet dass sie einfach so dorthin ist, dann wird das nicht gut ausgehen. Sie kann nicht allein bleiben, weshalb sie bei der Lady nervöse Kreise zieht und sich alles Mögliche vorstellt was wahrscheinlich nicht einmal sein könnte. Vibrieren. Etwas vibriert in ihrer Hosentasche und Nici holt ihr Handy raus. Sofort geht sie ran. „Hallo?" Am anderen Ende wird erleichtert ausgeatmet. „Kiddo!" Sofort werden ihre Augen groß und sie stellt das Handy auf laut. „Alucard! Wo bist du? Was ist los?" Froh, endlich einen Balken zum Telefonieren gefunden zu haben schüttelt der Urvampir nur den Kopf. Zwar eine scheiß Verbindung, aber besser als keine. Integra hingegen hat sich in ihrem Stuhl aufgerichtet und starrt das Handy an. „Wir- in der- asis und- eingesperrt. Sie ha- scheinend VUS- Gläser getan- unzerstörbar! Wir- nicht raus und-" Damit bricht die Verbindung ab. Panik breitet sich bei Nicole aus und sie versucht wieder anzurufen, aber der Teilnehmer ist nicht erreichbar. Fluchend schmeißt Alucard sein Handy auf die Seite und muss sich zusammenreißen nicht auszuticken. Endlich hatte es funktioniert und dann hielt die Verbindung nicht einmal lange genug. „Ich bin eh überrascht, dass du hier unten Netz hattest.", brummt Anderson und sitzt an der Wand gelehnt da. Bis jetzt ist noch nichts passiert, was einerseits Hoffnung gibt! Andererseits könnte es noch viel schlimmer ausgehen als sie sich vorstellen könnten. „Jetzt können wir nur hoffen, dass Nicole das weitergibt und die Lady uns vielleicht Seras schickt, damit sie uns irgendwie hier raus hilft." Entgeistert schnaubt der Pater und legt den Kopf schief. „Und wie soll sie das anstellen? Sie ist auch ein verdammter Vampir! Geht das VUS auf deine übriggebliebenen Hirnzellen, Schlaumeier?" Als ob er das nicht selbst wüsste! Aber vielleicht hat sie eine Lösung parat, die sie hier rausbringen könnte. Viel länger werden sie wahrscheinlich nicht in Ruhe gelassen und wenn es mit der Ruhe vorbei ist dann will er nicht wissen was auf sie zukommen könnte.
Die Lady sieht zu Nici. Diese sieht zurück. „Sie brauchen Hilfe, Lady Integra und Seras ist nicht da. Wer weiß wann sie wieder kommt und es zählt jede beschissene Sekunde." Aufhalten kann sie sie nicht, das ist ihr bewusst. Stattdessen steht sie selbst auf und deutet ihr an ihr zu folgen. „Willst du in der Kleidung raus?" Die braunhaarige sieht kurz an sich runter und zuckt mit den Schultern. „Zum Morden muss man nicht gestyled sein." Die Jogginghose und das Top sollten ausreichen. „Also gut, dann komm mit." Integra bringt sie zu den Söldnern, die sie gefälligst ausstatten sollen. „Gebt ihr eine Glock 19 mit 33er Magazinen. Zwei Ersatzmagazine und Holster. Erklärt ihr die Waffe und bringt einen Wagen her, los, los, los!" Immerhin ist das keine Übung und sie kann Seras nicht einfach abziehen. Nici hat recht was die Zeit angeht. Noch scheint nichts passiert zu sein, aber wer weiß wie lange sich der trügerische Frieden hält. „Hier ist die Sicherung. Entsichert, Gesichert, verstanden?" Nici sieht sich die Waffe genauer an und nickt. „Klar." Einer der Söldner drückt auf einen Knopf. „Hier lässt du das Magazin raus und schiebst das nächste wieder rein. Aber du musst die Pistole trotzdem noch einmal entsichern, du kannst nicht einfach weiterschießen. Insgesamt hast du 99 Schuss und am besten zielst du bevor du abdrückst. Sonst kannst du das Ding schnell als Wurfwaffe benutzen, die aber nichts bringt. Jede Kugel ist aus geweihtem Silber. Hilft also gegen alles wenn du den Kopf triffst. Wenn du kein freies Schussfeld hast oder das Zittern anfängst, weich ein wenig zurück und probier es noch mal. Nicht zu lange auf einen Punkt fixieren, sonst verschwimmt das Ziel." Der Kerl denkt nach und sieht dann schmunzelnd zu ihr, während die Pistole nun den Besitzer wechselt. „Vergiss das ‚Ara Ara'. Du gehst auf das ‚Boom Boom', verstanden?" Nicole lacht kurz und steckt die Pistole in das dafür gemachte Holster an der Hüfte. „Also gut. Gehen wir das noch einmal durch. Pistole?" Sie nickt. „Messer mit geheiligter Silberklinge?" Wieder ein Nicken. „Ersatzmagazine?" Stumme Bestätigung. „Der Wille zu leben?" Nici sieht ihn verwirrt an, nickt aber. „Denke, dass ich den Besitze." Zumindest den Willen zu Leben. Nach ihren Ideen hat niemand gefragt. „Ich denke du hast alles. Was auch immer du machen musst, du packst das. Schwer sollte es ja nicht werden, du bist ja noch Anfänger." Die braunhaarige lacht und nickt. „Klar! Alucard und der Pater sind nur irgendwo eingesperrt, wird schon nicht so schlimm." Der Söldner mustert sie von oben bis unten. „T-Tut mir leid, was?" Doch da geht Nicole schon aus dem Raum und trifft auf Lady Integra, die sie nun mit sich nimmt. „Wenn ich dir nicht vertrauen würde, würde ich dich das nicht machen lassen. Vor allem aber traue ich dir zu dass du die beiden da rausbekommst. Setz dich keiner unnötigen Gefahr aus, auch wenn du das wahrscheinlich ignorieren wirst. Du bist auf dich allein gestellt. Es ist niemand da, der dir als Backup irgendwie helfen könnte. Sei dir diesen Fakt bewusst. Aber du musst mit einer Schrottkarre auskommen wenn du hinfährst." Sie treten aus dem Anwesen und bleiben vor einem Wagen stehen, der nach viel aussieht! Aber nicht nach Schrottkarre. „Viel Glück, Nicole. Ich zähle auf dich und das tun Alucard und der Pater auch. Enttäusch uns nicht."
Das Navi ist mit dem richtigen Ort schon gefüttert worden und Nicole muss sich in dem Wagen erst zurechtfinden. Erst dann startet sie den Motor, schnallt sich an und macht die Handbremse raus. Ihr Blick geht auf das Navi, ehe sie den Rückspiegel einstellt und sich noch ruhig verhält, bis sie vorn an der richtigen Straße angekommen ist. Dort gibt sie Gas, lässt die Reifen durchdrehen und sieht nach vorn. Also entweder sie könnte als kleine durchgeknallte Retterin gefeiert werden oder sie geht bei dem Versuch drauf die beiden da raus zu holen. Eigentlich war sie ja nur eine kleine Laborratte, das Endergebnis sieht man ja jetzt zu dieser Basis brettern. Entgegen ihrer eigentlichen Natur überfährt sie so alles an Schildern was sie finden kann. Stopp-Schild? Egal. Der andere hat Vorfahrt? Scheiß drauf. Rote Ampel? Wenn sie sieht dass die verdammte Straße frei ist, dann ist ihr das sowas von scheiß egal! Der Motor arbeitet, die Reifen suchen sich die besten Spur und das Navi hilft ihr bei der Fahrt zum Ziel. Speed hat so ein Königsegg Gamera dann schon drauf. Das dürfte ein verdammter Neuwagen sein, wenn man den Geruch bedenkt. 80 auf der Landstraße? Wir fangen mit 150 an und steigern uns je nach bedarf und Länge der geraden Strecke. Denn driften traut sie sich nicht ganz mit dem Wagen. Es wird immer abgelegener und nun fährt sie dann doch ein wenig langsamer, um ja nichts zu verpassen. Laut Navi sind es nur noch wenige Minuten und es wird immer abgelegener. Schlussendlich bleibt sie stehen als das Ziel erreicht ist und sie sieht nach draußen. Ein altes Haus, ziemlich verwittert und wahrscheinlich Einsturzgefährdet. Nicole stellt den Motor ab, zieht die Handbremse an und zieht den Schlüssel, welchen sie in einer der Hosentaschen verstaut nachdem sie ausgestiegen und den Wagen zugesperrt hat. Hier soll die Basis also sein. Sicherheitshalber zieht sie schon einmal die Pistole und entsichert sie, ehe die junge Frau vorsichtig und sich immer wieder umsehend auf das Gebäude zugeht. Sie fühlt sich mehr als nur unwohl, aber zumindest sieht sie keine Ghule, Vampire oder Werwölfe. Alles ist ziemlich zugewuchert und mehr als nur skeptisch dreinblickend betritt sie das Haus. Als könnte jederzeit irgendwoher etwas herausspringen und sie angreifen, so kontrolliert sie genauestens jede Ecke des Hauses und geht selbst nach oben, wo sich aber nur verlassene Zimmer ohne irgendetwas befinden. Erst zum Schluss geht sie in den Keller und hat auch die Taschenlampe an ihrem Handy angemacht um etwas sehen zu können. Zu ihrem Glück, denn ansonsten wäre sie bei der Treppe in ein Loch gefallen, welches vor ihr wohl jemand produziert haben muss in dem er zu schwer für die hölzerne Treppe war. Unten angekommen sieht sie sich um. Sieht alles ziemlich unberührt aus. Überall sind Spinnennetze und alter und unbrauchbarer Müll liegt in Haufen dort herum. Jetzt versteht Nicole auch warum sie gefragt wurde wie sie den Höhleneingang gefunden hat. Langsam geht sie an den Wänden entlang, findet aber nichts was irgendwie nicht dort hingehören würde. Kein Stein ist locker, nirgends hört sich etwas hohl an und auch keine falschen Pflanzen hängen herum. Wieder bei ihrem Startpunkt angelangt, leuchtet die junge Frau über die Haufen an altem Zeug und dann auf den Boden. Staub. Staub, wohin das Auge- Nicht ganz. Vor einem der Haufen sieht es so aus, als wäre jemand dort gestanden und hätte den Staub mit dem Fuß wegbewegt. Skeptisch leuchtet sie auf den Haufen und erkennt, dass scheinbar ein paar der Spinnweben entfernt wurden. Das sieht aus, als hätte da jemand rummanipuliert. Neugierig geht sie näher ran und findet auch schnell den Knopf, den vor ihr Alucard gedrückt hat. Auch sie drückt ihn und ist komplett verwirrt als der Haufen an Müll sich nach oben bewegt und eine beleuchtete Aufzugkabine zum Vorschein kommt.
Sofort wird die Pistole gehoben, als die Aufzugtüren auf gehen und sie rausgeht. Irritiert senkt sie die Waffe wieder und sieht sich schnell um, bevor sie auf eine der ersten Leichen zugeht. Das Blut ist schon lange geronnen und hat sich bräunlich verfärbt. Nicole kniet sich neben die Leiche hin und bewegt die Finger. Lose, beweglich. Aber sonst ist der Körper kalt. Soweit sie in Anatomie aufgepasst hat bedeutet das, dass die Leiche schon die Leichenstarre hatte und diese sich aufgelöst hat. Sie muss also mindestes 12 Stunden schon hier liegen, wenn nicht sogar länger, da es von Körper zu Körper unterschiedlich ist und es auch auf die Umgebung ankommt. Langsam steht sie wieder auf und betrachtet die weiteren Leichen. Also entweder Menschen oder Werwölfe, da Vampire sich ja auflösen. Alucard und Anderson müssen hier gewesen sein. Wenn sie also der Spur aus Leichen folgt, sollte sie- Nici bleibt stehen. Hat Alucard nicht irgendetwas von wegen ‚Glas' gesagt? Da vorn ist eine Glasscheibe. Sollten die beiden dahinter gefangen sein, dann haben sie es aber nicht wirklich weit geschafft! Zuerst rennt sie, besinnt sich dann aber eines Besseren und wird ein wenig langsamer, während sie die Pistole immer schussbereit hat und auf die Ecke zugeht, die scheinbar sauber mit dem Glas abgetrennt ist. Kurz vor der Ecke bleibt sie stehen, drückt sich an die Wand und linst daran vorbei, ehe sie erleichtert grinst und sich davor stellt. Sie klopft an der Scheibe und sowohl Alucard als auch Anderson drehen ihre Köpfe zu ihr. Beiden klappt der Unterkiefer nach unten. „Was machst du hier?! Das ist scheiße gefährlich!", ruft der Urvampir und stellt sich vor die Glaswand. „Wo ist Seras? Du kannst nicht allein gekommen sein. Das- Die Lady hätte nie zugelassen, dass du allein hier her kommst!" Auch Anderson steht an der Glaswand und sieht sie einfach nur erleichtert an. So lange, bis sie den Kopf schief legt und etwas zu sagen scheint. Aber es ist nicht hörbar. „Was? Lauter! Wir können dich nicht hören!", ruft der Pater, doch Nicole tritt einen Schritt zurück und deutet auf ihre eigenen Ohren ehe der Kopf geschüttelt wird. Sie kann sie auch nicht hören. Frustriert schlägt Alucard gegen das Glas und dreht sich kurz weg. „Der Scheiß ist auch noch schalldicht!" Alexander hingegen verzieht besorgt das Gesicht, während er die junge Frau weiterhin ansieht. „Wie kommen wir jetzt hier raus?" Der schwarzhaarige dreht sich abrupt zu ihm um, die Augen leuchten rot. „Sehe ich so aus als ob ich das wüsste?!" Im Augenwinkel sieht Alucard etwas, was ihn den Kopf drehen lässt. Im nächsten Augenblick hämmert er gegen die Scheibe und starrt Nicole panisch an. „LAUF!" Auch Alexander sieht es und kann es nicht fassen. Nici hört etwas schleifen und dreht ihren Kopf, ehe sie sich komplett umdreht und den Rücken gegen das Glas presst. Also sie kommt ja jetzt eigentlich mit so ziemlich allem klar. Werwölfe, Vampire, bewaffnete Menschen... EGAL! Aber ein scheiß Dämon in einem Angriffsmodus, da ist sie raus.
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