Fast fehlende Manieren
Alucard bringt Nicole schnell durch den Schatten in das Büro der Lady, in welchem auch schon Seras wartet und sich zu ihm umdreht. „Meister! Was-" „Pass auf sie auf, hast du verstanden? Ich will keinen einzigen Kratzer an ihr sehen!" Er sieht zur Lady, welche ihm aber nur zunickt. „Versuch herauszufinden wer es ist und was sie wollen, Seras macht ihren Job schon." Ernst neigt er den Kopf und dreht sich schon um, als ein kurzes: „Alucard?", zu hören ist. Er bleibt stehen und schließt kurz die Augen, ehe er den Kopf dreht und Nicole ansieht. Diese ist mehr als nur besorgt. „Pass auf dich auf, klar?" Ein schmunzeln zeigt sich auf seinem Gesicht. „Ich bin der erste meiner Art. Wenn mich etwas aus meinem Leben reißt, dann bist du schon zehnmal daran verreckt. Du solltest besser auf dich selbst aufpassen, Kätzchen." Nici verschränkt die Arme, starrt ihn aus zusammengekniffenen Augen an. „Ich zerre dich persönlich aus der Hölle um dich noch mal umzubringen wenn du es nicht packst." Die roten Augen des Urvampirs leuchten für einen Moment auf, ehe er im Schatten verschwindet und sie mit den anderen beiden Frauen allein lässt. Seras mustert die braunhaarige. Ist sie der Grund für sein Verhalten? Wäre durchaus möglich, wenn man das komische Verhalten ihres Meisters gerade eben in Betracht zieht. „Du und Alucard? Na das nenne ich Chaos." Nici dreht sich abrupt zu Integra um und starrt diese perplex an. Sie braucht einen Moment bis sie versteht und abwehrend ihre Hände hebt. „Nein, Lady Integra. Wir sind kein Paar! Also zumindest nicht das ich wüsste. Außer Sie wissen mehr als ich, was dann aber traurig wäre." Tut sie nur so oder ist sie blind? Integra weiß nicht, was sie davon halten soll und sieht sie von oben bis unten an. „Dann muss ich mich wohl geirrt haben.", meint sie und lächelt kurz entschuldigend, ehe sie wieder ernst wird und einen großen Monitor aus der Decke fahren lässt. Dieser teilt sich in verschiedene Kamerabilder auf, welche wohl aus den Überwachungskameras des Anwesens besteht. „Ist vielleicht nicht so unterhaltsam wie ein Film, aber mehr als live geht nicht." Nicole sieht kurz zur Lady, ehe sie wieder zu dem Monitor blickt. Die Bilder zeigen fast schon eine Armee, die sich auf das Anwesen zubewegt. „Was ist mit der Polizei? Die Regierung? Müsste die nicht mitbekommen, wenn Helikopter einfach so ohne Erlaubnis rumfliegen?" Die Lady hebt eine Fernbedienung und scheint das Bild umzuschalten. „Sie haben ein Ablenkungsmanöver." Die Nachrichten werden angezeigt. Bilder von Ghulen, die in der Stadt herumtoben sind zu sehen. Menschen sterben. „Natürlich wird sich die Regierung darauf konzentrieren die Stadt zu schützen. Da ist ein einzelnes Anwesen erst einmal komplett uninteressant." Leicht geschockt und komplett hilflos legt sich die junge Frau eine Hand auf den Mund. Unschuldige Menschen sterben und diesmal können sie nicht wie letztes Mal Alucard, Anderson und Seras hinschicken, da sie das Anwesen schützen müssen. „Willkommen im Krieg, Nicole. Mittendrin statt nur dabei." Am liebsten wäre sie jetzt bei ihren Eltern, würde von der ganzen Sache nichts mitbekommen und einen Spaziergang im Wald machen. Ruhe haben und von nichts eine Ahnung haben. Nein, stattdessen ist sie hier in dem Anwesen der Lady, könnte vielleicht drauf gehen und fühlt sich wieder komplett nutzlos. Die Bilder auf dem Monitor werden wieder zu den Überwachungskameras umgeschalten, sodass jeder der drei einen Überblick des Kampfes hat ohne dabei mitzuwirken.
Es hätte ein Drei-Zonen-System gegeben, wenn der Überraschungsbesuch nicht von allen Seiten angreifen würde. Gut, von drei. Die hintere Seite mit dem Büro der Lady und den drei Frauen drin wird überraschenderweise in Ruhe gelassen oder man denkt nicht, dass sich dort ein Angriff lohnen würde. Jeder, der das Anwesen irgendwie verteidigt, hat ziemlich viel zu tun. Die Söldner müssen sich auf ihre eigenen Waffen und ihr Können verlassen. Ihre Menschlichkeit hilft ihnen nicht viel dabei. Alucard kann sich, ebenso wie der Pater, ein wenig austoben. Jeder hat eine gewisse Wut aus unterschiedlichen, vorangegangenen Situationen, die man ganz gut hier ausleben kann. So wechselt der Urvampir auch gern einmal zwischen Pistolen und seiner eigenen Hand hin und her, während Anderson seine angestaute Wut bei jeder Bewegung mit den geheiligten Bajonetten herauslassen kann. Das Gute ist, dass bei dem Angriff keine Vampir oder Ghule eingesetzt werden. Tageslicht und so. Das Schlechte hingegen ist, dass man nun anscheinend auch mit Werwölfen arbeitet, die die menschlichen Soldaten unterstützen. Alucard findet relativ schnell heraus, dass es sich bei den Leuten um die von Mortem handelt und dass sie an sich die einzige wirkliche Gefahr die ihnen droht auslöschen wollten. Der schwarzhaarige muss sich bei jeder abgefeuerten Kugel bewusst sein, dass sie eventuell in VUS getränkt sein könnte, da irgendwo dieses beschissene Zeug anwesend sein muss. Er und somit auch Seras sind nun von bestimmten Fähigkeiten ausgeschlossen und blockiert. Offensichtlich hat VUS eine Reichweite, die bei dem vorherigen Verschwinden aus dem Büro noch nicht erreicht wurde. Erst als er draußen ankam und direkt zu dem Besuch wollte hatte er gemerkt, dass der Mist wohl irgendwo anwesend sein muss. Seras weiß zumindest bescheid und muss sich nun auf andere Dinge verlassen wenn sie angegriffen werden. Jeder Kugel und jeder Waffe ausweichen zu müssen ist wirklich nervig und nach einiger Zeit tatsächlich ein wenig anstrengend! Zwar hat Alucard noch seine Geschwindigkeit und kann somit ohne Probleme dem eventuell brandgefährlichem Zeug entkommen, aber dennoch kostet es Zeit. Alexander hingegen hat überhaupt keine Probleme. Erst nach ein paar Kugeln und somit Regenerationen ist ihm eingefallen, dass man ja auch VUS benutzen könnte. Aber ihm scheint es nicht zu schaden und anders fühlt er sich ebenfalls nicht. Die Regeneration läuft normal wie immer ab, weshalb er im Gegensatz zu dem Urvampir keine Angst davor haben muss getroffen zu werden. Also kann er seiner Wut frei nachgehen ohne sich irgendwie eingeschränkt zu fühlen. Hin und wieder hat er ein paar Schwierigkeiten mit den Werwölfen, aber nichts gegen das ein Gebet und die geheiligten Waffen nicht helfen würde. Sein leichtes Unwohlsein aufgrund der Werwölfe kann er relativ gut unterdrücken, da er sie niedermäht als wären sie zu langes Gras. Er ist ein Gärtner. Ein Gärtner in Gottes Garten, der das Unkraut beseitigen muss. Diese Versinnbildlichung hilft ihm, die Ruhe so ein wenig zu wahren und sich somit wieder zu konzentrieren. Jeder hat seine Vergangenheit und jeder hat mit irgendetwas ein Problem. Seien es Personen, Wesen, Dinge oder Situationen. Jeder hat sein Kreuz zu tragen wie einst Jesu Christi. Nur ist man seines eigenen Herrschers ob man an dieses Kreuz gehängt wird, oder es zu seinem Vorteil nutzt.
Abrupt legt Seras den Kopf in den Nacken und starrt an die Decke. „Ich fürchte, dass auch wir nun Besuch bekommen. Bitte bereitet euch auf alles vor!" Die Draculina stellt sich vor die Glasfront und sieht nach draußen, während Lady Integra aber sitzen bleibt und wie die Ruhe selbst wirkt. Nur Nicole tritt ein paar Schritte nach hinten um sicher zu gehen, dass ihr nichts passieren kann. Sie weiß nicht was sie fühlen soll. Angst? Unsicherheit? Panik? Es ist eine Mischung aus allem, was sich als keine gute Mixtur darstellt. Wieso macht niemand etwas? Sollte man sich nicht zurückziehen, wenn man kurz vor einem möglichen Angriff steht? Die braunhaarige bewegt sich keinen Millimeter als sich zwei Leute von oben abseilen und einer einfach so runterspringt. Vampir? Nein, nur Alucard und Seras können im Tageslicht einfach so überleben. Freak? Nein, zu fellig. Fellig? Sie starrt den ersten richtigen Werwolf in ihrem Leben an. Ihre erste Aussage? „Ich will ihn boopen..." Erst dann kommt die eigentliche Angst, die den Wunsch nach einem näheren Kennenlernen aus dem Fenster kickt, durch welches sie nun einbrechen. Das Glas splittert und Seras kümmert sich sofort um den Werwolf, welcher ihrem ersten Angriff aber ausweicht. Aus ihrem linken Arm wird etwas, dass Nicole nur mit schwarzen peitschenähnlichen Gebilden vergleichen kann, welche rötlich leuchtend umrandet sind und irgendwie ein Eigenleben zu besitzen scheinen. Eine rasend schnelle Bewegung zerteilt den Werwolf in zwei Teile und bevor dieser auf dem Boden aufkommt, springt Seras auf die Menschen zu. „Lass dich nicht treffen, Seras.", mahnt Integra ruhig und steckt sich eine Zigarre in den Mund, ehe sie diese anzündet und daran zieht. „Verdammte Maden.", fügt sie leiser und auch ein wenig genervt hinzu, ehe eine Kugel knapp an ihrem Schädel vorbei fliegt. Die Draculina weicht allem aus was irgendwie wie eine Waffe aussieht und bringt auch die beiden Menschen innerhalb weniger Sekunden um. Zwischen den Leichen richtet sie sich auf und sieht sich um. So ernst hat Nicole sie noch nie gesehen und... ihre Augenfarbe hat sich geändert! Aus dem strahlenden Blau wurde ein fast schon angsteinflößendes rot. „Und warum genau machst du dir jetzt noch einmal fast in die Hose?" Die Lady sieht mit einer hochgezogenen Augenbraue zu Nicole, die aber nur nach draußen starrt. „Nicole, ich rede mit dir! Warum solltest du Angst haben?" Seras sieht ebenfalls nach draußen und räuspert sich. „Was!" Die Lady dreht ihren Kopf zu der Draculina, die nur nach draußen deutet. Also dreht sie sich schlussendlich um. Integra kneift die Augen zusammen und sieht zu Seras. „Kümmere dich um diese beschissenen Panzer!" Diese nickt ihr zu und läuft in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit nach draußen. Mortem muss doch wirklich übertreiben, nicht wahr? „Gewöhn dich an solche Angriffe und komm wieder runter. Es gibt keinen Ort an dem du sicherer bist als mit uns." Nicole sieht zu der Lady. Die Lippen aufeinander gepresst und die Augenbrauen hochgezogen. Das denkt sie jetzt nicht wirklich, oder? Ist sie selbst davon überzeugt, dass das hier sicher ist? Sie wurden von einem Werwolf und wahrscheinlich zwei Menschen angegriffen, wenn man die Leichen so betrachtet. Panzer sind auf dem Weg zu ihnen und sie können froh sein, dass sie noch nicht gefeuert haben. Helikopter und weitere Einheiten werden von Alucard, Anderson und den Söldnern bekämpft, denen es hoffentlich allen gut geht. Sie wird noch ein Bad brauchen, wenn das alles vorbei ist. Ein langes, ausgedehntes Waldbad. Mit dem Wissen, dass sie wirklich sicher ist! Worauf hat sie sich eingelassen? Ja gut, sie wurde ja nicht ganz freiwillig dazu gebracht, wenn man das so sehen kann. Ergebnis für Ergebnis und Auftrag für Auftrag ist sie tiefer in die Misere reingerutscht und sitzt jetzt mittendrin. Es gibt keinen Weg mehr raus. Zwar will sie wirklich alles hinschmeißen, aber dann kommen ihr wieder die Bilder in den Kopf, die von der Stadt gezeigt wurden. Ghule, die einfach unschuldige Menschen angriffen und sie getötet haben. Das alles muss ein Ende haben und wenn sie helfen kann dieses Ende zu bringen, dann wird sie eben alles geben. Ja, sie hat nur ihr Wissen. Aber das in Kombination mit Integra als Leitung und Seras, Alucard und Anderson als ausführende Kraft dürfte eine Macht darstellen, die nicht so schnell geschlagen werden kann. Hoffentlich. Explosionen aus der Ferne zeigen an, dass Seras mit den Panzern zurecht kommt und Nicole sich vielleicht wirklich ein wenig entspannen kann. Eine Patrone vor dem Schreibtisch lenkt ihre Aufmerksamkeit auf sich. Wahrscheinlich ist sie aus der zerstörten Waffe gefallen, als Seras sich um die Menschen gekümmert hatte. Ob da VUS dran hängt? Die Leiche rechterhand ignoriert sie einfach und kniet sich hin, um die Patrone aufzuheben. Sie fühlt sich kalt in ihrer Hand an und lässt nicht viel Fantasie übrig, wie dieses Ding einen Menschen einfach so töten könnte. Vorsichtig dreht Nici sie zwischen ihren Fingern und zuckt zusammen, als wieder ein Glas zerbricht. Vor lauter Panik bleibt sie zusammengekauert vor dem Schreibtisch und atmet nur flach. Bewegt sich nicht ein Stück. „Das ist also das ach so gut geschützte Anwesen von Lady Integra Fairbrook Wingates Hellsing. Hat uns vielleicht ein bisschen was gekostet aber wie schön, dass wir nun miteinander sprechen können." Integra zieht an der Zigarre und dreht sich langsam mit ihrem Stuhl um. Legt ein Bein über das andere und sieht die andere Frau an, die sich bestens ausgestattet hat. Aber nicht nur sie, sondern ihr kleiner Trupp ebenfalls. „Eine HK 416, keine schlechte Wahl. Schusssichere Westen bei allen vieren von euch. Einigermaßen gut schützende Helme und Kampfmesser. Ihr seht mir nicht aus, als würdet ihr auf einen Plausch vorbei kommen. Aber wo sind meine Manieren?" Integra lächelt und zieht noch einmal an ihrer Zigarre, ehe sie den Rauch auspustet. „Tee?"
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