Nach einer weiteren Stunde können sie endlich abhauen und tun dies auch. Zusammen gehen sie in die Tiefgarage und steigen in den Wagen. „Wir müssen das VUS echt mal los werden. Das ist der Wahnsinn!" Nici startet den Motor und die Lichter gehen an. Als sie ausparkt sieht sie hinter sich einen Polizeiwagen, lässt ihn aber erst einmal außen vor. Das wird hier wahrscheinlich alles gerade überwacht, da ist das nichts Ungewöhnliches. Um trotzdem sicher zu gehen dass es der Wagen nicht auf sie abgesehen hat, fährt sie nicht zum Ausgang, sondern noch höher. „Was machst du?" Alexander runzelt die Stirn und sieht die Ernsthaftigkeit in Nicoles Gesicht. Dann sieht er nach hinten und bemerkt den Wagen der ihnen folgt. „Nicht dein Ernst..." Alucard sieht ebenfalls durch den Seitenspiegel nach hinten und verdreht die Augen. Dass man sie aber auch nicht allein lassen kann! „Babe? Wenn ich um Tokyo Drift bitten dürfte?" Oh, nein. „Du machst das hier sicherlich nicht!" Doch die braunhaarige festigt ihren Griff um das Lenkrad. „Gib der Lady bescheid dass sie den Wagen als gestohlen melden soll. Die haben zu 100% das Kennzeichen und werden das nachverfolgen." Der schwarzhaarige presst seine Lippen aufeinander, holt aber sein Handy raus und wählt die Nummer der Lady, während Nici sich voll auf den Wagen, die Lage und die Umgebung konzentriert. Sie sieht wie jemand nach oben abbiegen will und gibt Vollgas. Der Motor heult auf und sie kann kurz vor dem anderen Wagen nach oben fahren. Das Hupen ist zu hören, doch er schert hinter ihnen ein. Somit hat sie wenigstens einen Wagen zwischen sich und der Polizei gebracht. „Hier und hier." Die hinteren Fenster sind schwärzlich getönt, die vorderen mit der Frontscheibe aber nicht. Alucard hält ihr eine Gesichtsmaske und eine Sonnenbrille hin, die sie sich auch schnell während der Fahrt aufsetzt. „Und die Dinger noch." Eine Mütze für den Kopf und Handschuhe, damit es bei den Überwachungskameras so aussieht als hätte sie den Wagen wirklich geklaut. Alucard hingegen wandelt sich zu einer jungen Frau, gegen die Nicole zugegebenermaßen jetzt auch nichts hätte! „Jetzt bin ich gespannt wie sie das nachverfolgen wollen." Nici hingegen biegt links ab und fährt durch eine Reihe freier Parkplätze, ehe sie ihren Wagen hinter einem relativ hohen Jeep parkt und den Motor ausstellt. „Nicole? Alles klar? Haben wir ein Motorenproblem oder so etwas? Ist etwas mit den Reifen?" Doch sie schüttelt nur den Kopf. „Alles in bester Ordnung. Vertraut mir und meinen Filmreferenzen." Stumm beobachten sie, wie der Polizeiwagen langsam an den geparkten Wägen vorbeirollt, wahrscheinlich um sie zu finden. Die Parkplätze sind doppelreihig angeordnet. Bedeutet, dass vor einem auch jemand parken kann und das nutzt Nici für ein kleines Spiel. Sie wartet bis die Cops ungefähr eine Reihe vor der ihren ist und startet den Motor wieder. So vorsichtig wie möglich und um den Motor nicht auffällig laut aufheulen zu lassen fährt sie rückwärts raus und beobachtet den Wagen auf der anderen Seite der Reihe, wie dieser an den Autos vorbei fährt. Da der Königsegg relativ flach ist, hilft ihnen das bei dem Plan. Sie fährt genau dann um die Ecke, als es auch der Polizeiwagen tut und stellt sich wieder neben ziemlich große Wägen. Den Motor hat man kaum gehört, da nun auch andere, normale Autos auf diese Ebene gekommen sind.

Sie können sehen wie der Polizeiwagen nach oben fährt und Nici schaltet den Motor wieder ein. „Punkt für mich.", murmelt sie zufrieden und fährt aus der Tiefgarage raus. Scheiße nur, dass keine 50 Meter auf der normalen Straße hinter ihr die Blaulichter der Polizei erneut zu sehen sind. „Fuck." Sie sieht in den Rückspiegel, dann nach vorn. „Festhalten bitte." Trotz des Verkehrs der Innenstadt tritt sie aufs Gas und weicht entweder den Autos auf der eigenen Fahrbahn aus die zu langsam sind oder jenen auf der gegenüberliegenden Fahrbahn falls diese ihr eben entgegenkommen. „Nici? Hast du überhaupt eine Ahnung wie der Wagen bei so etwas reagiert?!", ruft Alexander nun leicht panisch und kann sich nicht daran erinnern dass sie irgendwann einmal Fahrstunden in Sachen Flucht genommen hätte! Erst macht sie den Mund auf, schließt ihn aber wieder. „Gut ich würde es auch tun wenn ich keine Ahnung hätte, aber mit dem Baby hier habe ich einiges ausprobiert und ja, ich weiß wie er reagiert. Und jetzt bitte ich darum nicht mehr mit dem Fahrer zu reden und Alucard? BITTE mach Tokyo Drift! DANKE!" Woah, ist sie gestresst oder was? Aber um irgendeine Streiterei oder einen Unfall zu verhindern, verbindet Alucard sein Handy mit dem Wagen und spielt das gewünschte Lied auf Dauerschleife. Was sie eigentlich so daran findet? Er kann ihr schon fast dabei zusehen wie ihre Stimmung sich ändert. Ja, vielleicht sollte sie aber auch hochkonzentriert sein wenn sie den Wagen mit einer Geschwindigkeit von 90 durch die Stadt ballert und keinen Unfall bauen soll. Auch wenn sie in der Ferne die Polizei nicht mehr sehen können sie sich nie sicher sein sie abgehängt zu haben. Nicole muss sie zumindest aus der Stadt bringen. Das ist ihr einziges Ziel im Augenblick. Auf einigermaßen freier Strecke kann sie das Baby auch richtig zum Laufen bringen, was ihm wahrscheinlich auch einmal gut tun wird. Richtige Aktion, falscher Grund. An der Ampel ist es grün und die Abbiegespur relativ leer. Perfekt! Sie schaltet einen Gang runter, der Motor heult auf und im nächsten Moment reißt sie das Lenkrad herum, ehe sie wieder Vollgas gibt und mit dem Arsch des Königseggs fast einem anderen Wagen die Schnauze rasiert. Quietschend finden die Reifen wieder einen Halt auf dem Asphalt und bringen sie voran. Die braunhaarige schaltet wieder einen Gang hoch und sieht im nächsten Augenblick, wie zwei Polizeistreifen mit Blaulicht und Sirene aus einer Seitengasse kommen. Ohne darüber nachzudenken gibt Nici noch mehr Gas, lässt ihren Wagen auf die Gegenfahrban kommen und kann nur von Glück reden dass gerade wenig los ist. Sie überholt die Polizei, schert knapp vor ihnen ein und bringt den einen ein wenig zum Schleudern, da er sich wohl verbremst hat. Sie sieht den anderen Wagen im Seitenspiegel und lächelt unter der Maske, bevor sie wieder nach vorn sieht und noch mehr Gas gibt.

Es dauert nicht lange und sie sind aus der Stadt raus. Über den ein oder anderen Highway prescht sie noch drüber, ehe sie den Wagen komplett ausfahren kann. Mit fast 400 Sachen rasen sie über eine gerade Strecke. Kurven wären in dieser Geschwindigkeit tödlich, weswegen Nicole weit in die Ferne blicken muss um mögliche Kurven oder Unebenheiten zu entdecken die sie aus der Bahn werfen könnten. Und das leider im wahrsten Sinne des Wortes. „Wie kannst du nur so ruhig sein... Bei allen Erzengeln, wir fahren fast 400!" Alexander starrt leicht panisch auf den Tacho, doch Nicole antwortet nicht. Zu sehr ist sie in ihrer eigenen Welt. Immer wieder Rückspiegel checken, die Seiten, vorn alles absichern, den Wagen unter Kontrolle haben... Das sind alles Dinge die sie im Augenblick mehr interessieren als die Angst des Paters. „Nici? Ich muss dich stören, aber die bauen da vorn eine verdammte WAND aus Polizeiwägen und haben dieses... Stachelding zum Zerplatzen von den Reifen." Das bekommt sie nur so nebenbei mit, ist aber der Grund wieso sie wieder zurück in das hier und jetzt kommt. „Was? Echt? Scheiße." Es gibt keinen Weg hier weg und Umdrehen ist jetzt auch nicht mehr wirklich drin. „Ich hätte einen Plan der uns das alles ein wenig erleichtern könnte. Aber ihr müsst alle dabei sein und mir vertrauen, ansonsten ist es scheiße." Alucard sieht von Nici zu Anderson, der ihn wiederum mit großen Augen anblickt. „Ist der besser als mit 400 Sachen die Straße entlang zu brettern?" Die schwarzhaarige lacht kurz. „Definitiv nicht und wenn ich es nicht richtig time dann könnte es uns umbringen." Was für wundervolle Aussichten. „Weißt du wie Scheiße das klingt wenn DU sagst dass wir sterben? Das ist nicht aufmunternd und keine tolle Alternative!" Der Urvampir zuckt mit den Schultern. „Immerhin würde es unsere Probleme lösen und wir kommen zu 99% ohne einen Kratzer raus." Dem Pater ist jetzt wirklich zum heulen zumute und er sieht aus dem Fenster. Die extrem schnell vorbeiziehenden Bäume und Sträucher oder irgendwelche Steine... Er wird doch so oder so draufgehen wenn das so weiter geht. Ein wenig geschlagen sieht er zurück zu Alucard, der ihn anblickt als müsse er sich beeilen! Was er vielleicht tun sollte, denn man kann die Absperrung in der Ferne sehen und sie fahren extrem schnell darauf zu. „Also gut, schieß los." Alucard schmunzelt zufrieden und auch Nicole ist mental dabei, um irgendwelche Manöver im Vorhinein schon einplanen zu können. Er erklärt ihnen den relativ simplen, aber dennoch riskanten Plan so weit es geht. „Wir sollten schnell abstimmen, denn die Polente ist nicht mehr weit entfernt." Anderson zögert noch, während Nicole ein wenig traurig auf das Lenkrad klopft, aber zugestimmt hat. „I-Ich... verdammt, bleibt mir was anderes übrig?", fragt der Pater und sieht von Alucard nach vorn durch die Windschutzscheibe. „Scheiße... ich bin dabei. Hoffentlich bringst du uns da lebend raus!"

Anstatt abzubremsen, tritt Nici das Gas komplett durch. Der Motor arbeitet und Alucard schaltet abrupt die Musik aus als sie sehen, wie der Nagelteppich ausgeworfen wird und man in einigem Abstand schon mit den anderen Polizeiwägen wartet. Vier Mal knallt es, als die Reifen über die Nägel brettern und Nici reißt absichtlich den Wagen herum. Dieser stellt sich quer und überschlägt sich mehrfach in der Luft und kommt auch oftmals auf der Straße auf. Splitter und Autoteile fliegen überallhin, zwei der Reifen verabschieden sich, die vordere Achse bricht und die Gläser in dem Wagen werden in tausende kleine Stücke zerfetzt. Auf dem Dach schlittert der Wagen noch ein paar Meter, ehe er rauchend zum Stillstand kommt. Kleine Flämmchen züngeln sich aus dem Motorraum hervor und brennen erst einmal die ganzen übrig gebliebenen Plastik- und Gummiteile weg, bevor eine riesige Explosion die Umgebung erschüttert. Weitere Autoteile fallen vom Himmel herunter, eine riesige schwarze Rauchwolke steigt auf und sollte sich jetzt noch etwas Lebendiges darin befunden haben, so ist es jetzt auf jeden Fall nicht mehr lebendig. Die Polizisten halten vorsichtshalber einen großen Abstand und ein Nachrichtenhelikopter filmt das alles von oben. Das Wrack brennt lichterloh. Es wird die Feuerwehr und ein Krankenwagen bestellt obwohl man sich sicher ist, dass niemand das je hätte überleben können. Polizisten schütteln den Kopf. Fragen sich, was hier bitteschön passiert sei dass es so weit kommen musste! Teilweise sind sie jedoch froh. Denn das bedeutet, dass die möglichen Verdächtigen Mörder des ermordeten Professors und seiner Frau ihre gerechte Strafe bekommen haben. In einiger Entfernung hingegen lässt Alucard jedoch die beiden aus dem Schatten und tritt danach selbst heraus, seine eigene Gestalt hat er auch wieder angenommen. Nici grinst breit und sieht zu Alucard. „Geiles Timing!", ruft sie und hebt ihre Hand hoch. Der schwarzhaarige mustert ihre Hand und schlägt ein, ehe er nickt. „Aber deine Fahrkunst war auch nicht schlecht." Alexander hingegen lehnt sich nach vorn, stützt seine Hände auf seinen Oberschenkeln ab und starrt erst einmal in die Leere. Er ist mit Verrückten unterwegs und das wurde ihm wieder deutlichst unter Beweis gestellt. Er hat sein Leben vor seinen Augen vorbeiziehen sehen und es war nicht wirklich erfüllend. Sie haben so viel noch nicht gemacht und es bestätigt seinen Gedanken, dass sie das mit den Tattoos so schnell wie möglich machen sollten. Und ihm ist ein Motiv eingefallen, welches vielleicht sogar Alucard gefallen könnte. Sehr schlicht, aber wirkungsvoll. Dieser stellt sich neben ihn und legt ihm eine Hand auf den Rücken. „Sag mir nicht dass Ihr Angst hattet.", meint er amüsiert, ehe sich der Pater wieder aufrichtet. „Ausnahmsweise habe ich einmal Zweifel gehabt.", gibt Alexander zu und seufzt, ehe er sich an die Stirn tippt. Alucard braucht einen Moment, ehe er nickt. Anderson kann keinen Kanal von sich aus öffnen. Was gibts? Kann ich dir Bilder über Gedanken schicken? Der schwarzhaarige schnaubt. „Hallo? Ich habe doch gesagt dass man mir vertrauen sollte." Klar, wieso? Im nächsten Moment erhält er ein Bild, bei dem er nicht lange nachdenken muss. Perfekt. „Wir sollten jetzt aber trotzdem wieder zurück und der Lady bescheid geben, dass der Wagen... ein paar Kratzer hat." Nici lacht und verschränkt die Arme. „Wie du ihr DAS verklickern willst, da bin ich mal gespannt!" Alucard bringt sie aber tatsächlich gleich zurück in das Anwesen. „Du zitterst, Füchschen. Wirklich alles in Ordnung?" Die braunhaarige winkt ab, während sie vor der Bürotür stehen. „Adrenalin. Das ist normal! Sollte bald wieder weg sein." Hoffentlich.