Kapitel 17 Band 4
Die ersten Sonnenstrahlen sickerten durch die dünnen Vorhänge des Gasthauses und beleuchteten sanft das Gesicht von Alex, der bereits wach war. Er lag auf der Seite und betrachtete Ash, dessen Atem ruhig ging. Seine zarten Flügel bewegten sich leicht im Schlaf, und Alex konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Es war ein friedlicher Moment, den er genießen wollte, bevor der Trubel des Tages begann.
Vorsichtig näherte er sich und hauchte Ash einen Kuss auf die Stirn. Dann folgte ein weiterer, diesmal auf die Wange, und schließlich berührten seine Lippen sanft Ashs Mund. Ash murmelte etwas Unverständliches und öffnete langsam die Augen. „Was machst du da?" fragte er mit einem verschlafenen Lächeln, seine Stimme noch rau.
„Ich wecke dich auf meine Weise," antwortete Alex leise, seine Hand glitt zart über Ashs Flügel. „Du verdienst es, jeden Tag so geweckt zu werden."
Alex war von Ash Aufmerksamkeit von letzter Nacht tief berührt. Er hat mich gestern Abend so zärtlich umarmt, mich berührt, um mich zu beruhigen. Als hätte er genau gespürt, wie schwer der Tag auf mir lastete. Ash tut oft so, als wäre ihm alles egal, aber... er ist aufmerksamer, als er zeigt. Vielleicht sogar aufmerksamer, als ich es jemals sein könnte. Es macht mich dankbar - und irgendwie demütig.
Ash streckte sich und zog Alex spielerisch näher zu sich. „Du bist zu süß am Morgen," murmelte er und erwiderte Alex' Küsse. Nach einem Moment fügte er hinzu: „Aber wenn du mich noch länger so weckst, kommen wir nie aus diesem Zimmer."
Alex grinste. „Das wäre doch kein Verlust, oder?"
Ash lachte leise und schüttelte den Kopf. „Na los, wir haben heute viel vor."
Gemeinsam standen sie auf und halfen einander dabei, sich fertigzumachen. Alex richtete Ashs Kleidung, während Ash die letzten Falten aus Alex' Hemd glättete. Es war ein vertrautes Ritual, das ihre Nähe und Verbundenheit zeigte.
„Bereit für den Tag?" fragte Alex schließlich, während er Ash einen letzten Kuss auf die Wange drückte. „Immer," antwortete Ash mit einem Zwinkern, während er seine Flügel leicht ausbreitete.
Die beiden hatten sich vorgenommen, die Plaza genauer zu erkunden und Informationen über potenzielle Kontakte in der Stadt zu sammeln. Ash wollte außerdem einige Vorräte für zukünftige Reisen besorgen, während Alex sich erkundigen wollte, ob es Neuigkeiten über die Wanderflamme oder andere Gildenaktivitäten gab. Gemeinsam verließen sie das Zimmer und machten sich auf den Weg.
~ ~ ~
Chaid war schon wach. Natürlich. Er saß lässig auf dem Bett und sah Jake dabei zu, wie er noch tief schlief, das Gesicht entspannt und die Stirn glatt. Ein seltener Anblick. Chaid lächelte verschmitzt, beugte sich vor und ließ seine Lippen hauchzart Jakes Stirn berühren.
„Aufwachen, meine Flamme," flüsterte Chaid direkt an Jakes Ohr und biss sanft an seinem Ohrläppchen. Jake verzog das Gesicht und grummelte verschlafen.
„Lass mich schlafen, Chaid," murmelte er.
Doch Chaid ließ sich nicht beirren. „Ach, komm schon. Es ist ein neuer Tag, und wer weiß, was Eversum für uns bereithält? Außerdem..." Er lehnte sich noch näher, seine Stimme verführerisch: „...willst du wirklich, dass ich die Kontrolle über deinen Morgen übernehme?"
Jake öffnete widerwillig ein Auge und sah Chaid an. „Du bist unmöglich."
Chaid grinste breit. „Ich weiß."
„Fünf Minuten," sagte Jake, doch Chaid zog ihn einfach aus dem Bett. „Keine Ausreden. Wir haben Pläne."
Jake schnaubte, konnte aber das Lächeln nicht unterdrücken. „Du wirst irgendwann mein Ende sein, Chaid."
„Und du wirst es lieben," konterte Chaid und zwinkerte, bevor er Jake spielerisch in Richtung Bad schob.
~ ~ ~
Gray wachte zuerst auf. Das Bett war leerer als gewohnt. Emilia war bereits gegangen, wie sie es am Abend zuvor angekündigt hatte. Flüchtig erinerte er sich an einen Abschied am frühen morgen. Gray spürte trotzdem einen leichten Stich, als er ihre Abwesenheit bemerkte.
Er drehte sich zur Seite und sah Felix, der noch tief schlief, die Decke halb von sich geworfen. Gray lächelte schief. Auch wenn Felix eine raue Schale hatte, in solchen Momenten wirkte er fast verletzlich. Seine Werwolfs-Ohren und sein Buschiger Schwanz bedeckten ihn schützend.
Gray stieß ihn sanft an die Schulter. „Hey, aufstehen. Emilia ist schon weg."
Felix öffnete ein Auge und grummelte. „Sie hätte mich wenigstens anständig wecken können."
„Glaube ich nicht. Sie wollte uns den Morgen gönnen," sagte Gray ruhig und setzte sich an die Bettkante.
Felix zog die Decke wieder hoch. „Du bist immer so verdammt vernünftig. Was meinst du, hat sie vor?"
„Sie wollte einkaufen gehen, irgendwas mit Kleidung," antwortete Gray, während er sich aufzurichten begann.
Felix grinste verschmitzt. „Wahrscheinlich plant sie was großes. Emilia kann einfach nicht stillstehen."
„Genau wie du," entgegnete Gray trocken und reichte ihm ein Glas Wasser.
Felix schnaubte, stand aber schließlich auf. „Na los, wir sollten frühstücken. Vielleicht kriegen wir noch mit, was die anderen vorhaben."
Die Jungs versammelten sich nach und nach am Tisch im Gasthaus. Felix und Gray stießen zu Chaid und Jake, die bereits etwas zu essen bestellt hatten.
„Ah, da seid ihr ja endlich. Ich dachte schon, ihr hättet beschlossen, den ganzen Morgen im Bett zu verbringen."
Felix grinste breit. „Nicht jeder hat deine Energie, Chaid. Und wie war dein Morgen?"
Jake schüttelte nur den Kopf, während er einen Schluck Kaffee nahm. „Frag lieber nicht."
Gray zog eine Karte von Eversum aus seiner Tasche. „Wir sollten uns überlegen, wie wir den Tag nutzen. Emilia wollte ihre Einkäufe erledigen. Was machen wir?" Chaid schlug vor: „Wie wäre es mit ein bisschen Spaß? Wir könnten die Umgebung erkunden. Und vielleicht finden wir ja etwas, das uns nützlich sein könnte."
Jake schnaubte. „Spaß? Vergiss nicht, warum wir hier sind. Ich würde sagen, wir konzentrieren uns darauf, Informationen zu sammeln."
Gray nickte. „Wir können beides verbinden. Aber was ist mit Alex und Ash? Sollten wir auf sie warten?"
Felix zuckte mit den Schultern. „Die kommen schon klar. Jeder hat seine eigenen Prioritäten."
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Ash und Alex hatten sich von den anderen verabschiedet, die sie noch flüchtig trafen und waren in ein kleines Café in der Nähe gegangen. Es war ein gemütlicher Ort, versteckt in einer ruhigen Seitengasse, mit einer einladenden Terrasse und dem Duft von frischem Gebäck in der Luft.
Ash hatte, wie so oft in der Stadt, seine Flügel getarnt. Sie schimmerten normalerweise leicht, wenn sie verborgen waren, eine unsichtbare Präsenz, die dennoch irgendwie spürbar war. Alex hatte ihn darauf angesprochen.
„Es ist so seltsam, dich ohne Flügel zu sehen," sagte Alex, während er an seinem Tee nippte.
Ash zuckte mit den Schultern. „Es ist einfacher so. Du weißt, wie es hier ist - überall Dämonenmenge. Stell dir vor, ich schlage jemanden mit meinen Flügeln aus Versehen um."
Alex grinste. „Na, das wäre zumindest ein beeindruckender Auftritt."
Ash lehnte sich zurück und musterte Alex. „Ich glaube, dir gefällt es, dass ich mich so zurückhalte. Weniger auffällig, oder?"
Alex lächelte schief. „Vielleicht. Aber ich mag dich mit Flügeln genauso wie ohne."
Sie bestellten Croissants, Obst und Kaffee. Ash stibitzte sich ein Stück von Alex' Teller, bevor dieser reagieren konnte.
„Hey, ich wollte das noch essen," protestierte Alex, aber Ash grinste nur und zuckte unschuldig die Schultern.
„Es sah zu gut aus. Du weißt, ich kann nicht widerstehen."
Alex schüttelte den Kopf und schob ihm ein weiteres Stück zu. „Hier, bedien dich. Du bist unmöglich."
„Unmöglich, aber charmant," konterte Ash und zwinkerte ihm zu.
Nach einer Weile wurde die Stimmung ernster. Alex schaute in seinen Kaffee und seufzte leise.
„Es war schwer, weißt du?" begann er. „All die letzten Wochen... die Zweifel, Emilias Schmerz. Ich habe mich gefragt, ob wir je wieder an diesen Punkt kommen würden."
Ash legte sanft seine Hand auf Alex' Arm. „Wir sind hier. Das zählt. Emilia hat uns wieder zusammengebracht - und ehrlich gesagt, sie hat sich verändert. Du merkst es doch auch, oder?"
Alex nickte. „Ja, das tue ich. Es ist... beruhigend. Aber auch ein bisschen erschreckend. Was, wenn wir das irgendwann wieder verlieren?"
Ash drückte seinen Arm leicht. „Das werden wir nicht. Emilia ist entschlossen. Und wir sind es auch."
Alex sah Ash an, und für einen Moment war alles um sie herum ausgeblendet.
„Danke," sagte Alex leise. „Für alles. Für deine Geduld, für deine Stärke."
Ash beugte sich vor und küsste ihn sanft auf die Stirn. „Du bist genauso stark, Alex. Und ich bin froh, dass wir das zusammen durchstehen."
Sie saßen noch eine Weile dort, sprachen über die Zukunft und lachten über kleine Geschichten aus der Vergangenheit. Es war ein Moment der Ruhe inmitten der lebhaften Stadt, ein Moment, der sie beide stärkte.
Nachdem sie ihr Frühstück beendet hatten, schlenderten Alex und Ash durch die belebten Straßen von Eversum. Die Stadt pulsierte vor Leben, und beide genossen die Dynamik der Metropole.
„Also," begann Ash und streckte sich leicht, „was möchtest du als Erstes tun? Ein bisschen die Stadt erkunden, oder hast du etwas anderes im Kopf?"
Alex zuckte mit den Schultern. „Ehrlich gesagt, die letzten Tage waren so hektisch, dass ich vergessen habe, wie es ist, einfach mal zu schlendern. Aber ich glaube, wir könnten ein paar nützliche Informationen sammeln. Es wäre gut, zu wissen, wo wir stehen, falls wir länger bleiben."
Ash grinste. „Klingt, als hätte jemand Verantwortung übernommen. Das gefällt mir."
Alex warf ihm einen schiefen Blick zu. „Ich bin immer verantwortungsbewusst. Nur du bist meistens abgelenkt."
„Dafür sorge ich, dass es nie langweilig wird," entgegnete Ash und zwinkerte.
Sie hielten an verschiedenen Ständen, betrachteten magische Artefakte und sprachen mit Händlern. Ash ließ sich sogar von einem Zauberer auf der Straße zu einem kleinen Trick herausfordern, den er mit Leichtigkeit entzauberte, was ihnen einen Applaus der umstehenden Zuschauer einbrachte.
„Du bist unverbesserlich," sagte Alex mit einem Lächeln, als sie weitergingen.
„Das macht mich doch so charmant," konterte Ash. „Aber mal im Ernst - wir sollten überlegen, wie wir unsere Zeit hier sinnvoll nutzen. Wir könnten unsere Ressourcen aufstocken. Ich könnte bei der Alchemie-Gilde nachsehen, ob sie Aufträge haben."
Alex nickte nachdenklich. „Gute Idee. Und ich könnte in einer Klinik oder Praxis nachfragen, ob sie jemanden brauchen. Es wäre nicht schlecht, ein paar Kronen zu verdienen, solange wir hier sind."
Ash blieb stehen und sah Alex an. „Bist du sicher? Wir könnten auch einfach ein paar Tage entspannen. Du musst dich nicht sofort wieder in Arbeit stürzen."
Alex lächelte. „Das wäre schön, aber ich möchte nützlich sein. Außerdem könnte ich so vielleicht noch ein paar interessante Kontakte knüpfen."
„Dann machen wir das so," stimmte Ash zu. „Ich sehe mich bei der Alchemie-Gilde um, und du kannst dich in den Kliniken erkundigen. Aber vorher haben wir noch ein paar Stunden, also lass uns den Spaß nicht vergessen."
„Spaß?" fragte Alex skeptisch.
„Oh, du wirst schon sehen," sagte Ash mit einem schelmischen Lächeln und zog Alex weiter durch die Straßen.
Sie landeten schließlich vor einem kleinen Theater, das magische Illusionen versprach. Ash bestand darauf, hineinzugehen. Die Aufführung war beeindruckend - schwebende Lichter, tanzende Schatten und Geschichten, die sich wie lebendige Gemälde vor ihnen entfalteten.
Als sie das Theater verließen, lehnte sich Ash kurz gegen Alex und sagte: „Ich hoffe, das war nicht zu langweilig für dich."
Alex schüttelte den Kopf. „Ganz und gar nicht. Es war... erfrischend. Und irgendwie inspirierend."
Ash grinste und legte eine Hand auf Alex' Schulter. „Das wollte ich hören. Manchmal muss man sich ein bisschen ablenken lassen, bevor man wieder in den Alltag zurückkehrt."
„Also," sagte Alex, als sie wieder auf die Hauptstraße zurückkehrten. „Jetzt zur Alchemie-Gilde?"
Ash nickte. „Klingt nach einem Plan. Ich sehe mir die Aufträge an, und du kannst in der Nähe nach einer Praxis oder Klinik suchen. Wir treffen uns später wieder."
Die beiden tauschten einen kurzen, aber innigen Blick aus, bevor sie sich trennten. Alex fühlte eine leise Dankbarkeit für Ashs Unterstützung und Humor, während Ash in Gedanken darüber nachsann, wie sehr er Alex in den letzten Wochen bewundert hatte.
Beide machten sich auf den Weg, ihre jeweiligen Pläne zu verfolgen - Ash zur Alchemie-Gilde, um nach Aufträgen zu suchen, und Alex in Richtung einer Praxis, um seine Dienste anzubieten.
......
Die Straßen des Forschungsviertels waren ein faszinierendes Zusammenspiel aus modernster Magietechnologie und traditioneller Architektur. Asche in der Luft schien wie von unsichtbaren Kräften geführt und beleuchtete schwebende Schilder über den Geschäften und Werkstätten. Ash schritt mit geschlossenen Flügeln durch die belebten Gassen, sein Mantel leicht offen, um sich flexibel bewegen zu können. Seine Augen glitten über die hohen, metallisch glimmenden Türme, die wie Lanzen in den Himmel ragten, durchzogen von schimmernden Energieleitungen.
"Die Stadt hat sich verändert," dachte Ash bei sich, während er an einer schwebenden Plattform vorbeiging, die leise surrte. "So viel Fortschritt in so kurzer Zeit... Sie sind wirklich weit gekommen. Aber irgendwo fühlt es sich auch fremd an."
Das Forschungsviertel war pulsierend. Fliegende Lieferdrohnen schwirrten durch die Luft, während dämonische Händler holografische Tafeln anboten, die ihre neuesten Innovationen in Alchemie und Technik zeigten. Magische Projektoren warfen Karten der Stadt in die Luft, und selbst die Straßenpflaster leuchteten sanft auf, wenn jemand darüber lief.
Nach einem kurzen Weg kam Ash vor einem imposanten Gebäude an: Die Alchemie-Gilde. Das massive Portal aus dunklem, poliertem Metall war mit gravierten Runen versehen, die bei Annäherung sanft pulsierten. Darüber schwebte ein holografisches Schild: „Gilde der Alchemie und Arkane Wissenschaften".
Ash schob die schweren Türen auf und trat in eine weitläufige Halle. Die Luft war erfüllt von einem feinen Duft nach Kräutern, Rauch und Magie. Regale mit leuchtenden Phiolen und Schriftrollen säumten die Wände, während magische Tafeln schwebend durch die Luft trieben. Überall herrschte geschäftiges Treiben - Alchemisten, Technomanten und Gildenmitglieder in langen, verzierten Roben eilten hin und her.
Ein Empfangsdämon mit schlanken Hörnern und einer schwebenden Schreibtafel begrüßte ihn: „Willkommen in der Gilde der Alchemie. Wie kann ich Ihnen helfen?"
Ash zog langsam seine Gildenkartusche hervor - ein kunstvolles Metallstück, das in seiner Tasche verborgen gewesen war. Es glühte sanft in einem warmen Licht. Als der Dämon darauf blickte, weiteten sich seine Augen. „Ein Rang von dieser Höhe? Das sieht man selten! Bitte warten Sie, ich werde sofort einen Gildenmeister benachrichtigen."
Ash nickte gelassen, die Aufmerksamkeit um sich herum nicht ignorierend. Einige Alchemisten blickten neugierig auf ihn, flüsterten untereinander. „Ein Magier mit einem solch hohen Rang? Er muss außergewöhnlich sein."
Nur wenige Minuten später kam ein alter, aber aufrecht gehender Dämon auf ihn zu. Seine goldenen Augen funkelten, als er Ash ansah. „Rang von solcher Bedeutung sieht man kaum noch in diesen Hallen. Sie müssen Ash sein, wenn ich mich nicht täusche."
„So ist es," erwiderte Ash, und eine Spur eines Lächelns spielte um seine Lippen. „Ich habe gehört, dass ihr Arbeit für jemanden meines Kalibers habt."
Der Gildenmeister lachte leise. „Nicht nur Arbeit - Herausforderungen. Talente wie Sie sind selten, und viele unserer Projekte könnten von Ihren Fähigkeiten profitieren. In der Tat hätte ich hier eine Liste von Aufgaben, die nur von jemandem mit Ihrer Expertise erledigt werden können."
Er reichte Ash eine schimmernde, magische Tafel, auf der verschiedene Aufträge aufgelistet waren. Es waren hochkomplexe Aufgaben - die Extraktion magischer Essenzen, das Stabilisieren gefährlicher Substanzen, und sogar die Wiederherstellung eines beschädigten Artefakts aus einer längst vergangenen Ära. Ash ließ seine Finger über die Tafel gleiten und wählte schließlich einen Auftrag aus: „Die Essenz eines sterbenden Sterns extrahieren."
Der Gildenmeister hob eine Braue. „Ein riskantes, aber ehrenwertes Unterfangen. Es wird Vorbereitung und Zeit erfordern, aber ich vertraue, dass Sie die Aufgabe meistern werden."
Ash nickte. „Das ist kein Problem. Es wird nicht sofort erledigt werden können, aber ich nehme die Herausforderung an."
„Das habe ich erwartet. Wir bereiten die Materialien für Sie vor und melden uns, sobald alles bereit ist."
Als Ash das Gebäude verließ, fühlte er ein angenehmes Kribbeln in der Brust. Es war lange her, seit er sich so willkommen und wertgeschätzt gefühlt hatte. „Die Essenz eines sterbenden Sterns... Das wird eine Herausforderung."
Während er durch die Straßen des Viertels zurückschritt, bemerkte er die aufmerksamen Blicke der Passanten - Respekt und Neugier schienen ihn zu begleiten. Aber Ash ließ sich davon nicht stören. „Vielleicht... Vielleicht ist es nicht so schlecht, dass sich die Stadt so verändert hat. Es gibt hier mehr Möglichkeiten, als ich dachte."
~ ~ ~
Alex machte sich allein auf den Weg ins Medizinviertel von Eversum. Hier war die Luft erfüllt von den Gerüchen antiseptischer Kräuter, dampfender Kessel und Magie. Gebäude aus schimmerndem Marmor und Glas standen Seite an Seite mit älteren, holzverkleideten Kliniken, die Erinnerungen an frühere Zeiten wachriefen. Die Straßen waren gesäumt von Geschäften, die Heilmittel, magische Tränke und chirurgische Werkzeuge anboten.
Er betrat eine der größeren Kliniken, deren Eingang mit leuchtenden Runen verziert war. Über der Tür prangte ein Schild: „Zentrum für magische Medizin und Heilung". Es wirkte einladend, aber auch professionell.
Alex meldete sich am Empfang. Eine Dämonin mit ruhigen, leuchtenden Augen führte ihn in ein kleines Büro, wo ein älterer Heiler, offensichtlich der Leiter der Klinik, ihn begrüßte.
„Was führt Sie hierher?" fragte der Heiler mit einer respektvollen, aber forschenden Stimme.
Alex zog ein Dokument aus seiner Tasche - eine Empfehlung aus einer früheren Praxis, in der er gearbeitet hatte. „Ich suche Arbeit. Etwas, das meine Fähigkeiten herausfordert. Ich bin ein Blutheiler, spezialisiert auf magische Diagnosen und Heilung schwerwiegender Verletzungen."
Der Heiler hob eine Augenbraue. „Ein Blutheiler... Das sieht man nicht oft. Ihre Spezialisierung könnte hier von großem Nutzen sein."
„Das hoffe ich," antwortete Alex ruhig. „Ich bin bereit, sofort zu beginnen."
Der Heiler lächelte leicht. „So schnell geht das nicht. Aber ich werde sehen, was wir für Sie tun können. Lassen Sie uns zunächst ein paar Dinge besprechen."
Alex verbrachte die nächste Stunde damit, durch die Klinik zu gehen, das Personal zu beobachten und mit dem Leiter über die Abläufe zu sprechen. Die Einrichtung war beeindruckend - ein harmonisches Zusammenspiel von Magie und Wissenschaft. Patienten wurden von schwebenden Liegen transportiert, und magische Bildschirme zeigten ihre Vitalzeichen an. Alles war so anders, als Alex es gewohnt war, aber genau das faszinierte ihn.
Der Leiter bot ihm schließlich an, für ein paar Tage als Aushilfe zu arbeiten, um seine Fähigkeiten zu zeigen. „Wenn Sie sich bewähren, könnten wir über eine feste Position sprechen."
Alex stimmte zu, dankbar für die Chance. „Ich werde mein Bestes geben."
Als Alex die Klinik verließ, fühlte er sich ermutigt, aber auch nachdenklich. „Die Welt hat sich verändert, aber meine Fähigkeiten scheinen immer noch gebraucht zu werden. Vielleicht ist das ein Zeichen, dass ich hier etwas bewirken kann."
Auf dem Weg zurück zum Gasthaus sah er kurz in einem Schaufenster sein Spiegelbild - die leuchtenden Augen eines Blutheilers, die so oft andere beruhigt hatten. „Vielleicht ist es Zeit, dass ich selbst ein wenig Frieden finde."
_________
Gray begann seinen Tag in der Bibliothek der Chroniken, einem beeindruckenden Gebäude im Herzen von Eversum. Die hohen Regale waren gefüllt mit alten Manuskripten und Büchern, die die Geschichte und Geheimnisse der Stadt bewahrten. Während er durch die Gänge schlenderte, fielen ihm Gesprächsfetzen von anderen Besuchern auf.
„Hast du von dem neuen Kämpfer im Kolosseum gehört? Ein Minotaurus-Dämon, unglaublich stark."
„Ja, er soll unnachgiebig sein, zeigt keine Gnade."
Diese Worte ließen Gray aufhorchen. Die Beschreibung erinnerte ihn an die Sünde der Unnachgiebigkeit, eine Kraft, die in der Vergangenheit großes Unheil angerichtet hatte. Obwohl er keine voreiligen Schlüsse ziehen wollte, entschied er, dem nachzugehen.
Er verließ die Bibliothek und machte sich auf den Weg zum Kolosseum, einem imposanten Bauwerk aus schwarzem Stein, durchzogen von leuchtenden Energieströmen. Die riesigen Tore, verziert mit Kampfszenen und Runen, strahlten eine rohe Kraft aus.
Vor dem Eingang versammelte sich eine große Dämonenmenge. Gray beobachtete die Schilder, auf denen die Namen der Kämpfer standen. Einer davon war Taurus Rex, ein Name, der sofort seine Aufmerksamkeit erregte.
„Könnte das die Verkörperung der Unnachgiebigkeit sein?" dachte Gray. Er wusste, dass Emilia auf solche Begegnungen vorbereitet sein musste, und entschied, zunächst keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Stattdessen notierte er sich die nächsten Kämpfe und beschloss, später mit den anderen darüber zu sprechen.
.....
Felix hatte den Morgen damit verbracht, sich durch die engen Straßen eines Viertels von Eversum zu bewegen, das für seine pulsierende Energie und die Vielzahl von magischen Düften und Aromen bekannt war. Die Straßen waren belebt, Stände boten allerlei alchemistische Zutaten, exotische Speisen und magische Relikte an. Doch Felix war hier nicht, um sich treiben zu lassen - er hatte eine Spur aufgenommen.
Seine scharfen Sinne hatten bereits in der Nacht zuvor etwas Ungewöhnliches wahrgenommen, ein subtiler Geruch von Miasma, vermischt mit einer unbekannten Note. Es war wie ein Flüstern in der Luft, kaum wahrnehmbar für andere, aber für Felix eindeutig. Er folgte dieser Spur durch das Viertel, vorbei an belebten Märkten und ruhigen Seitengassen.
Plötzlich blieb er stehen. Eine schmale Gasse, die zwischen zwei hohen Gebäuden verschwand, war erfüllt von einer ungewöhnlichen Stille. Er schnupperte erneut - die Spur war hier am stärksten. Vorsichtig betrat er die Gasse, jede Bewegung seiner Muskeln angespannt und bereit, falls sich etwas zeigte.
Nichts.
Doch dann bemerkte er es: Spuren von Krallen an den Wänden, als hätte etwas versucht, die glatten Steine zu erklimmen. Der Geruch von Miasma war hier so stark, dass Felix fast die Nase rümpfen musste. Es war, als ob jemand - oder etwas - kürzlich hier gewesen war, eine Präsenz, die nichts Gutes verhieß.
„Interessant", murmelte er und ließ seinen Blick die Gasse entlang gleiten. „Das ist definitiv kein Zufall."
Felix war nicht der Typ, der voreilig Schlüsse zog, aber er wusste, dass er diese Spur weiterverfolgen musste. Vielleicht war es ein Relikt der Nox Vigilia, vielleicht auch etwas völlig anderes. Er machte sich eine mentale Notiz, diese Beobachtung später mit den anderen zu teilen.
Als Felix aus der Gasse trat, spürte er plötzlich eine Bewegung hinter sich. Schnell drehte er sich um, seine Muskeln angespannt - doch es war nur ein Straßenjunge, der ihn neugierig ansah. Felix entspannte sich und schnupperte erneut. Keine Gefahr, zumindest nicht unmittelbar.
„Hey, Dämon. Suchst du was Bestimmtes?" fragte der Junge mit einem breiten Grinsen.
Felix zog die Augenbrauen hoch und antwortete mit einem grimmigen Schmunzeln: „Vielleicht. Aber ich glaube kaum, dass du mir helfen kannst."
Der Junge zuckte mit den Schultern und grinste schief. „Vielleicht siehst du's nicht, weil du zu groß bist. Manchmal muss man einfach runtergucken."
Felix ließ den Jungen stehen und setzte seinen Weg fort. Es war nichts Konkretes, aber diese Begegnung ließ ihn grübeln. Eversum war nicht nur eine Stadt voller Leben und Wunder, sondern auch ein Ort, an dem die Schatten lauerten - Schatten, die er aufdecken würde.
Felix beschloss, später mehr Informationen einzuholen. Jetzt war es wichtiger, die Spur im Hinterkopf zu behalten und sich auf das zu konzentrieren, was vor ihm lag. „Ich werde herausfinden, was hier los ist", murmelte er entschlossen, während er in die Menge zurücktauchte.
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Chaid und Jake hatten sich durch die Straßen von Eversum bewegt, jeder mit seinen eigenen Gedanken. Chaid wirkte wie immer entspannt und fast schon spielerisch, während Jake mit seiner typischen Ernsthaftigkeit jede Umgebung abtastete, nach Details suchte, die andere übersehen könnten. Sie waren ein ungewöhnliches Paar - der schelmische Verführer und der still entschlossene Krieger - doch ihre Dynamik funktionierte.
"Du siehst aus, als würdest du jeden Moment jemanden in den Schatten schleifen", bemerkte Chaid mit einem Schmunzeln, als Jake sich zum dritten Mal an einer Tafel mit Informationen umsah. Die schwarzen Buchstaben auf silbrigem Pergament schimmerten im Licht, und Jake ließ seinen Blick darüber gleiten.
"Es gibt hier mehr, als auf den ersten Blick zu sehen ist", murmelte Jake und deutete auf einen winzigen Stempel am Rand der Tafel. "Das Symbol eines schwarzen Rabens mit ausgebreiteten Flügel- es gehört einer alten Gilde. Sie hatten Verbindungen zur Unterwelt, aber sie verschwanden vor Jahren."
Chaid lehnte sich gegen eine Wand und sah Jake an, als würde er ihn herausfordern. "Willst du mir jetzt erzählen, dass wir hier auf einen vergessenen Geheimbund gestoßen sind? Oder willst du einfach nur beschäftigt wirken, damit ich keine Zeit finde, dich in Schwierigkeiten zu bringen?"
Jake schnaubte leise. "Manchmal frage ich mich, warum ich dich überhaupt mitnehme."
"Ach, komm schon, Liebling. Du wärst verloren ohne mich", konterte Chaid und grinste.
Jake ignorierte den Kommentar und folgte der Spur weiter. Die Tafel führte sie zu einem schmalen Durchgang, der zu einem versteckten Hinterhof führte. Der Ort war verlassen, doch an einer der Wände entdeckte Jake ein weiteres Symbol, ähnlich wie das auf der Tafel. Diesmal war es in Stein gemeißelt und von Kratzern und Rissen umgeben.
Chaid pfiff leise. "Das sieht offiziell aus. Willst du es untersuchen, oder soll ich schon mal die Flucht planen, falls wir Gesellschaft bekommen?"
Jake kniete sich hin, um die Gravur zu inspizieren. "Das ist keine gewöhnliche Markierung. Es ist ein altes Siegel - wahrscheinlich ein Eingang zu etwas, das besser verborgen bleibt."
Chaid beugte sich näher heran, seine grünen Augen funkelten vor Neugier. "Ein Eingang? Jetzt hast du mich aber wirklich neugierig gemacht."
Jake hielt inne und sah ihn ernst an. "Das könnte gefährlich sein. Wir wissen nicht, was dahinter ist."
"Gefährlich ist mein zweiter Vorname", erwiderte Chaid mit einem Augenzwinkern.
Noch bevor sie entscheiden konnten, ob sie das Siegel weiter untersuchen wollten, ertönte ein leises Geräusch hinter ihnen. Beide drehten sich blitzschnell um - Jake in Abwehrhaltung, Chaid mit einem Dolch, den er aus dem Nichts gezogen hatte.
Ein schmaler, in eine Kapuze gehüllter Dämon trat aus den Schatten, seine Bewegungen geschmeidig und fast lautlos. "Ihr beide... ihr habt hier nichts zu suchen", sagte er mit einer Stimme, die so kalt war wie das Eis in der Grenzzone.
Chaid hob eine Augenbraue und grinste. "Oh, wir sind nur Touristen. Eversum ist doch bekannt für seine Gastfreundschaft, oder nicht?"
Jake ließ sich nicht beirren und fixierte den Fremden. "Wer bist du? Und was ist das hier für ein Ort?"
Der Dämon lachte leise. "Fragen bringen euch nur Ärger. Verschwindet, bevor ihr etwas findet, das euch nicht gefällt."
Chaid war bereits dabei, einen seiner schelmischen Kommentare zu machen, als Jake ihn am Arm packte und zurückzog. "Lass uns gehen", sagte er leise. "Was? Willst du einfach aufgeben?"
"Nein", antwortete Jake, seine roten Augen leuchteten gefährlich. "Aber manchmal ist es klüger, erst zu beobachten, bevor man zuschlägt."
Chaid nickte widerwillig. "Na gut. Aber ich hoffe, du weißt, was du tust, Flamme."
.....
Jake und Chaid hatten die dunkle Gasse hinter der Chroniken-Halle verlassen. Der Ort mit dem mysteriösen Siegel beschäftigte sie noch, doch Chaid schien nicht bereit, dort zu verweilen. Stattdessen führte er Jake durch die verwinkelten Straßen von Eversum. Die pulsierende Energie der Stadt war greifbar, selbst in den weniger belebten Vierteln, in die sie sich begaben.
„Wir brauchen einen Ort, der uns Informationen gibt", sagte Jake kühl und entschlossen, während er sich umsah.
Chaid warf ihm einen überlegenen Blick zu und schüttelte amüsiert den Kopf. „Oh, mein lieber, lieber Jake. Genau dafür bin ich doch hier." Er nahm Jakes Hand, eine sanfte, aber entschlossene Geste, und zog ihn weiter. „Ich weiß zwar nicht genau, was das mit dem Siegel bedeutet, aber es wird Zeit, das herauszufinden. Und ich kenne da einen Ort."
Jake folgte ihm schweigend, sein Blick scharf und prüfend. Schließlich blieben sie vor einer unscheinbaren Taverne stehen, deren Fenster mit dunklen Vorhängen bedeckt waren. Ein hölzernes Schild über der Tür trug den Namen „Die Schattenflüsterer" - ein passender Name für eine Bar, die mehr zu verbergen hatte als nur ihren schlechten Alkohol.
Im Inneren war es überraschend ruhig. Die wenigen Gäste, die noch da waren, wirkten entweder zu erschöpft oder zu betrunken, um auf ihre Umgebung zu achten. Chaid bewegte sich mit einer Gelassenheit, die Jake bewunderte, auch wenn er es nie zugeben würde. Er wirkte, als würde er in diese Welt gehören - selbstsicher, charmant, absolut kontrolliert.
„Warum hast du mich hierhergeführt?" fragte Jake leise, seine Stimme klang skeptisch.
Chaid grinste schelmisch und legte den Kopf leicht schief. „Beobachte und lerne, Flamme."
Jake stieß ein leises Seufzen aus, doch er sagte nichts. Stattdessen ließ er Chaid die Führung übernehmen und lehnte sich gegen eine der Wände, während er die Gäste musterte.
Chaid hatte bereits jemanden ins Visier genommen - einen schlanken, nervös wirkenden Dämon mit scharfen, gelblichen Augen, der in einer Ecke saß. Chaid schlenderte zu ihm, lehnte sich leicht vor und ließ seinen unverkennbaren Charme spielen. Seine Stimme wurde tiefer, seine Bewegungen flüssiger, als er mit dem Fremden sprach.
Nach einigen Minuten - in denen Jake kaum hörte, was gesagt wurde - stand Chaid plötzlich auf, zog den Fremden am Arm und führte ihn hinaus. Jake folgte in sicherer Entfernung, seine Augen wachsam, seine Schritte leise.
In der dunklen Gasse hielt Chaid an, drehte sich zu dem Fremden um und begann, seine Essenz wirken zu lassen. Seine Finger glitten sanft über den Arm des anderen, seine Stimme war ein verführerisches Flüstern. „Du weißt etwas. Etwas Wichtiges. Und ich denke, du möchtest es mir sagen, nicht wahr?"
Der Fremde schien unter Chaid zu schmelzen, unfähig, seinen Reizen zu widerstehen. „Es gibt... einen Ort", stammelte er. „Ein Treffpunkt... für jene, die wissen wollen, was andere verschweigen. Die Bar ist... unten in den Kellern des alten Marktes. Aber du brauchst ein Passwort, um hineinzukommen."
„Und das Passwort?" fragte Chaid, seine Stimme ein süßer Hauch.
„Lumen obscurum", flüsterte der Dämon. „Das bedeutet ‚Licht in der Dunkelheit'."
Als Chaid zurücktrat, glaubte Jake, die Sache wäre erledigt. Doch der Fremde griff plötzlich nach Chaids Arm, seine Augen glitzerten vor unkontrollierbarem Verlangen. Seine Stimme war rau, beinahe heiser vor einer Mischung aus Flehen und ungebändigter Lust. „Warte! Du kannst nicht einfach gehen..." Seine Finger umklammerten Chaids Arm mit einer Intensität, die mehr über seine Absichten verriet, als Worte es je könnten. Der Fremde triefte förmlich vor Begierde, sein Blick wanderte hungrig über Chaids Gestalt, als sei er eine Beute, die er sich nicht entgehen lassen konnte.
Noch bevor Chaid reagieren konnte, trat Jake vor. Seine roten Augen glühten gefährlich, und seine Stimme war ein bedrohliches Knurren. „Fass ihn noch einmal an, und ich breche dir den Arm."
Der Fremde erstarrte, ließ Chaid sofort los und stolperte rückwärts, bevor er die Flucht ergriff.
Chaid pfiff leise und lächelte breit. „Oh, mein Beschützer. So beschwingt sehe ich dich selten."
Jake schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Hör auf, mich zu provozieren."
„Aber genau deswegen habe ich dich doch so gerne dabei, Flamme", erwiderte Chaid spielerisch, bevor er ernst wurde. „Siehst du, genau das meine ich. Ich könnte das, was du tust, nie so machen. Du bist die Stärke, ich bin... das Verlangen."
Jake nickte langsam, sein Blick ruhiger. „Und genau deswegen funktioniert es. Gut gemacht."
Mit dem Passwort und der Information über den Treffpunkt machten sich Chaid und Jake auf den Weg zurück. Während Chaid entspannt lächelte, war Jakes Miene nachdenklich. Sie hatten die nächste Spur gefunden - doch es war nur der Anfang.
Chaid ließ die Spannung aus seinen Schultern gleiten, als sie die Gassen verließen und sich wieder in Richtung ihres Gasthauses bewegten. Er war sichtlich zufrieden mit dem Verlauf der Begegnung, auch wenn er den Eindruck erweckte, als sei dies für ihn kaum der Rede wert.
Er drehte sich zu Jake, ein schelmisches Lächeln auf den Lippen, und sagte mit seiner gewohnt spielerischen Art: „Und was meinst du, Flamme? Gehen wir heute Nacht auf ein Date?"
Jake hob eine Augenbraue, hielt seinen Blick jedoch fest auf die Straße vor ihnen gerichtet. Dann glitt ein leises, unerwartetes Lächeln über sein Gesicht - selten, aber voller Bedeutung. „Oh ja, Chaid. Und wie wir das werden."
Chaid schien für einen Moment überrascht über Jakes Reaktion, doch dann gluckste er leise. „Ich wusste, dass du es nicht lassen kannst, mir den Abend zu versüßen."
Jake warf ihm einen kurzen Seitenblick zu, sein Blick ebenso warm wie amüsiert. „Wir haben ein Ziel, Chaid. Und ich hoffe, dass dein ‚Date' genauso erfolgreich wird wie deine Spielchen vorhin."
„Oh, Jake", sagte Chaid und legte spielerisch eine Hand an seine Brust, „du hast wirklich keine Ahnung, wie erfolgreich ich sein kann, wenn ich will."
Die beiden tauschten ein kurzes Lächeln, bevor sie gemeinsam weitergingen - ein unausgesprochenes Verständnis, dass dieser Abend etwas Besonderes sein würde.
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