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Kapitel 9

Kapitel 9 Band 2

Nachdem sie eineinhalb Tage durch den Moorwald gewandert waren, brach vor ihnen plötzlich die weite, belebte Straße hervor, die nach Origin führte. Die Geräusche und Gerüche der Stadt waren ein markanter Kontrast zur Stille des Waldes. Emilia atmete tief durch, als die ersten Marktschreie zu hören waren, und fühlte eine eigenartige Mischung aus Erleichterung und Vorfreude. Es war, als würde sich die Welt erneut um sie drehen – geschäftig, lebendig, voller Bewegung.

Ash schritt an ihrer Seite, seine Augen suchten die Umrisse der Stadt. Die massive Steinmauer, die Origin umgab, strahlte wie immer Stärke aus, während die Tore von Händlern, Reisenden und Wachen frequentiert wurden. Sie schoben sich durch das Gedränge, und als sie das Stadttor erreichten, schien Ashs entspannte Haltung keinerlei Unruhe zu zeigen. Der Wächter blickte sie kurz an, bemerkte dann jedoch den Ausweis, den Ash aus seiner Tasche zog – das Siegel der Alchemisten-Gilde war darauf gut sichtbar.

„Willkommen in Origin", sagte der Wächter mit einem kurzen Nicken und ließ sie passieren.

„Du hast also einen Ausweis von der Alchemisten-Gilde?" fragte Emilia und sah ihn neugierig an, während sie das geschäftige Treiben auf der Straße beobachtete. Händler boten ihre Waren an, Kinder rannten lachend umher, und der Duft von frisch gebackenem Brot hing in der Luft.

„Ja", erwiderte Ash und steckte den Ausweis wieder weg. „Es war... nützlich, als ich das letzte Mal hier war."

„Du warst schon einmal hier?" fragte Alex, der sich neben ihn gesellte und einen skeptischen Blick warf.

Ash nickte langsam, sein Blick schweifte über die vertrauten Straßen. „Vor langer Zeit", sagte er ruhig. „Vieles hat sich verändert, aber manches bleibt... gleich." Seine Stimme klang nachdenklich, fast melancholisch, bevor er das Thema beiseiteschob. „Aber es ist seltsam, zurückzukehren."

„Hat die Stadt Erinnerungen für dich?" hakte Gray nach, während sie an einem Stand voller Kräuter vorbeigingen.

„Vielleicht", sagte Ash mit einem leichten Lächeln, das jedoch seine Augen nicht ganz erreichte. „Erinnerungen und Staub gehen oft Hand in Hand."

Emilia beobachtete ihn für einen Moment und spürte die Schwere in seinen Worten. Doch bevor sie weiterfragen konnte, lenkte Alex die Aufmerksamkeit zurück auf ihr Ziel. „Kommen wir erst einmal nach Hause", sagte er und warf Emilia ein Lächeln zu. „Ich glaube, ein richtiges Bett und ein wenig Ruhe könnten Wunder wirken."

„Da hast du recht", stimmte Emilia zu und bemerkte, wie sich ihre Schultern entspannten. Die Wohnung wartete auf sie – ein Stück Normalität nach all den Herausforderungen.

Sie schlängelten sich durch die Straßen, vorbei an Händlern, die bunte Stoffe anpriesen, und Straßenkünstlern, die kleine Dämonenmengen in ihren Bann zogen. Die Geräusche der Stadt wurden gedämpfter, als sie in ruhigere Gassen abbogen, die sie zu ihrem Zuhause führten. Origin hatte sich verändert – das konnte selbst Emilia sehen –, aber es blieb dennoch vertraut und ein Ankerpunkt in ihrem chaotischen Leben.

„Ihr wohnt hier?" fragte Ash, als sie schließlich vor dem schlichten Gebäude standen, das sie als ihr Zuhause bezeichneten. Sein Ton war neugierig, ohne Wertung.

„Ja", sagte Emilia und öffnete die Tür mit einem leichten Ruck. „Es ist... gemütlich."

„Gemütlich klingt gut", sagte Ash, während er die Schwelle überschritt. „Ich bin gespannt."

Das Licht fiel warm in den Raum und begrüßte sie mit einem Gefühl von Vertrautheit. Emilia atmete tief ein, als sie das Innere betrat. Hier konnten sie sich neu sortieren – und vielleicht auf ein weiteres Kapitel ihrer gemeinsamen Reise vorbereiten.
Kaum hatten sie die Wohnung betreten, machte sich das Gefühl von Vertrautheit in der Gruppe breit. Es spielte keine Rolle, dass es ursprünglich Grays Wohnung gewesen war – es war jetzt ihr gemeinsames Zuhause. Gray steuerte sofort die Küche an, die Hände voll mit den Kräutern und Früchte, die er im Wald gesammelt hatte. Mit einem zufriedenen Lächeln begann er, die Bündel zu sortieren, die Blätter zu inspizieren und alles für spätere Nutzung vorzubereiten. Der Duft der frischen Kräuter erfüllte den Raum und vermittelte Wärme und Lebendigkeit.

Alex hingegen machte sich mit einer Selbstverständlichkeit am Esstisch breit, breitete seine Notizen aus und versank augenblicklich in seine Studien. Der Tisch, der schon so oft Schauplatz für ihre Planungen und Diskussionen gewesen war, nahm nun wieder seine angestammte Rolle ein. Jeder schien sofort eine Aufgabe zu finden – jeder außer Emilia und Ash.

Emilia spürte die Verantwortung, Ash in ihr Zuhause einzuweihen, und mit einem einladenden Lächeln griff sie nach seiner Hand. „Komm, ich zeige dir alles."

Ash ließ sich ohne Widerstand mitziehen, seine Haltung locker und entspannt. Es schien, als wäre er längst Teil dieser Gemeinschaft, und seine unaufgeregte Art machte es Emilia leicht, sich zu entspannen. Sie führte ihn zuerst zur Dachterrasse, von der aus sie den Ausblick auf die Dächer von Origin genießen konnten. Die warme Nachmittagssonne schien sanft auf sie herab und ließ die Dächer in goldenem Licht erstrahlen.

„Ein schöner Ort", bemerkte Ash leise, während er den Blick schweifen ließ.

„Wir kommen oft hierher, um uns zu entspannen", erklärte Emilia, bevor sie ihn weiter durch die Wohnung führte. Sie zeigte ihm die einzelnen Räume, wobei Ash stets aufmerksam blieb, jede Kleinigkeit aufnahm und mit einem leichten Lächeln reagierte. Seine entspannte Haltung ließ es so erscheinen, als gehöre er schon immer hierher.

Als sie schließlich wieder im Wohnbereich standen, bemerkte Emilia, dass sie noch ein Problem zu lösen hatte: den Schlafplatz. Sie runzelte die Stirn und warf einen unsicheren Blick auf das gemeinsame Bett, das sie bereits mit Alex und Gray teilte. Platz für ein weiteres Bett war schlicht nicht vorhanden.

Ash schien ihre Gedanken zu lesen und schüttelte amüsiert den Kopf. „Mach dir keine Sorgen, Emilia", sagte er in seinem typischen, gelassenen Ton. „Ich finde schon eine Lösung."

Mit einer Handbewegung öffnete er plötzlich einen schimmernden Riss in der Luft – eine „Parallelbox", wie er es nannte, eine Art Dimensionsraum, aus dem blaues Licht strömte. Emilia beobachtete mit großen Augen, wie er mühelos ein vollständig eingerichtetes Bett aus dem Spalt zog und es mit geschmeidigen Bewegungen in den Raum brachte. Mit Leichtigkeit fügte er das Bett nahtlos an das bestehende an und schuf so eine größere, zusammenhängende Schlafstätte.

Emilia blinzelte verwirrt. „Wie...?"

„Raum-Zeit-Magie", erklärte Ash schlicht, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt. „Man gewöhnt sich daran."

„Das ist... beeindruckend", murmelte sie und versuchte, das Gesehene zu verarbeiten. Bevor sie weitere Fragen stellen konnte, drehte Ash sich um und ging ins Wohnzimmer. „Aber keine Sorge", fügte er hinzu, während er sich auf die Couch sinken ließ. „Ich werde hier schlafen. Das reicht vollkommen."

Er legte die Arme hinter den Kopf und schloss die Augen, als wäre er schon seit Jahren Teil dieser Gemeinschaft. Emilia konnte nur den Kopf schütteln und lächelte. Seine Fähigkeit, sich in jede Situation mühelos einzufügen, war faszinierend – und machte alles ein kleines bisschen leichter.

...

Der Abend senkte sich langsam über Origin und warf warme, goldene Strahlen durch die Fenster der Wohnung. Die Geräusche der Stadt wurden leiser, und ein angenehmes, ruhiges Treiben breitete sich in den Straßen aus. In der Wohnung legte sich ebenfalls eine wohlige Ruhe über die Gruppe.

Gray hatte seine Kräuter inzwischen sorgfältig sortiert und begann, einige davon für einen Tee aufzubrühen. Der würzige, beruhigende Duft erfüllte den Raum, während er die Tassen verteilte. Alex ließ seine Notizen einen Moment ruhen und lehnte sich zurück, das dampfende Getränk in der Hand. Seine Gesichtszüge entspannten sich, als er den ersten Schluck nahm.

Emilia zog die Beine auf die Couch und ließ den Rücken gegen die Lehne sinken. Ash saß bequem an der anderen Seite der Couch, seine Augen halb geschlossen, während er dem leisen Knistern des Feuers im Kamin lauschte. Es war ein Moment des Friedens, den sie alle dringend gebraucht hatten.

„Es fühlt sich gut an, wieder hier zu sein", sagte Emilia und blickte in die Runde. „Fast, als hätten wir nie aufgehört, hier zu leben."

Alex lächelte und nickte. „Ja, bis zur nächsten Quest. Dann geht der ganze Trubel wieder los."

„Ein bisschen Ruhe zwischendurch schadet aber nicht", murmelte Gray und ließ sich auf den Sessel neben ihnen fallen. „Es gibt genug Abenteuer und Scheusale da draußen."

Emilia lachte leise und fühlte, wie sich die Anspannung der letzten Tage weiter löste. „Ich könnte mich an solche Abende gewöhnen."

Ash öffnete die Augen und betrachtete sie für einen Moment. „Solche Abende sind selten. Man sollte sie schätzen."

Die Gruppe verfiel in eine angenehme Stille, die nur durch das gelegentliche Klirren der Tassen unterbrochen wurde. Sie sprachen über Belanglosigkeiten – über die Straßenhändler in Origin, die besten Plätze für frisches Brot und alte Geschichten, die sie früher erlebt hatten. Die leichten Gespräche woben sich wie ein unsichtbares Band um sie, stärkten das Gefühl der Gemeinschaft und des Zusammenhalts.

Als die Dunkelheit vollständig hereinbrach und die ersten Sterne am Himmel sichtbar wurden, fühlte sich die Welt für einen Moment unendlich weit entfernt an. Emilia streckte sich, ließ sich tiefer in die Kissen sinken und schloss die Augen. Das Knistern des Feuers, das leise Murmeln der Stimmen – alles schien sie in einen Zustand der Schwerelosigkeit zu versetzen.

„Ich schlage vor, wir genießen noch ein paar ruhige Abende, bevor uns wieder das nächste große Abenteuer findet", sagte Alex mit einem müden Lächeln, das den Raum durchzog.

„Einverstanden", murmelte Emilia. Ihre Augen wurden schwerer, und sie konnte sich dem Drang, sie zu schließen, nicht länger widersetzen.

Als der Abend zur Nacht wurde, verharrte die Gruppe noch für eine Weile in dieser friedlichen Stille, jeder in Gedanken versunken, aber doch miteinander verbunden. Der Tag war lang gewesen, und die nächsten Herausforderungen würden kommen – aber für diesen Moment war es genug, einfach zusammen zu sein.

_____

Der Morgen brach klar und kühl über Origin herein, die ersten Sonnenstrahlen drangen durch die Vorhänge und kitzelten Emilias Wangen. Sie öffnete blinzelnd die Augen und hörte das leise Atmen ihrer Begleiter. Ash war bereits wach und saß entspannt auf der Couch, den Blick durch das Fenster auf die langsam erwachende Stadt gerichtet. Seine Gelassenheit war ansteckend, und Emilia spürte, wie sich ein warmes Gefühl der Vertrautheit in ihrer Brust ausbreitete.

Nach einem kurzen Frühstück – bestehend aus frisch gebackenem Brot, das Alex am Morgen geholt hatte, und einem Rest des Kräutertees von Gray – machte sich die Gruppe bereit, zur Abenteurergilde „Wanderflamme" aufzubrechen. Emilia strich noch einmal ihre Kleidung glatt und warf einen letzten Blick auf Ash, der mit unerschütterlicher Ruhe dastand. Irgendwie schien er in jeder Situation eine natürliche Gelassenheit auszustrahlen, die sie fast ein wenig beneidete.
„Bereit?" fragte sie und warf ihm einen fragenden Blick zu.
„Immer", erwiderte Ash mit einem angedeuteten Lächeln, bevor die Gruppe die Wohnung verließ und sich in den Trubel der Straßen stürzte.

Die Wanderflamme, mit ihrem markanten Gebäude und den unzähligen Abenteurern, die ein- und ausgingen, war wie immer belebt. Das Wappen der Gilde leuchtete stolz über dem Eingangsbereich, und das Summen von Gesprächen erfüllte die Luft. Emilia atmete tief durch, bevor sie die Tür öffnete und eintrat. Ihre Begleiter folgten ihr dichtauf.

Im Inneren herrschte das übliche geschäftige Treiben. Abenteurer aller Ränge saßen an Tischen, diskutierten über Quests, teilten Geschichten oder tauschten Waren. Am Empfang saß der mit silbernen Schuppen bedeckte Rezeptionist, dessen kühle, schillernde Augen Emilia sofort erkannten. Er neigte den Kopf in einer respektvollen Geste und lächelte leicht.

„Willkommen zurück, Emilia", sagte er mit einer tiefen, fast melodischen Stimme. „Die Gilde hat von eurer Rückkehr gehört. Ihr wart erfolgreich, nehme ich an?"

„Das waren wir", bestätigte Emilia mit einem leichten Nicken. Sie erklärte kurz und knapp, was im Dorf Lyria geschehen war – die Gefahr durch den Drachen und die Maßnahmen, die sie ergriffen hatten, um das Dorf zu schützen. Natürlich ließ sie Ashs wahre Rolle aus der Geschichte heraus und erwähnte stattdessen, dass sie den Drachen vertrieben hatten. Alex und Gray unterstützten ihre Erzählung mit bestätigendem Nicken.
Der Rezeptionist hörte aufmerksam zu und machte sich Notizen. „Ein Drache, der in Lyria gewütet hat... beeindruckend. Ihr habt wahrlich für Sicherheit gesorgt."

„Wir hatten gute Unterstützung", fügte Alex hinzu und deutete beiläufig auf Ash. „Unser neuer Reisebegleiter war ebenfalls von großem Nutzen."
Die kühlen Augen des Rezeptionisten musterten Ash mit Interesse. „Ein Alchemist, nehme ich an?"

„Ja", bestätigte Ash und zog seinen Alchemisten-Ausweis. „Ich bin Ash."

„Ein Alchemist... das erklärt einiges", sagte der Rezeptionist, sichtlich beeindruckt. „Die Unterstützung eurer Reise wird geschätzt."

Die Anerkennung der Gilde brachte Emilia ein warmes Gefühl der Zufriedenheit. Nach einer kurzen weiteren Unterhaltung und der formellen Anerkennung ihres Erfolges erhielt sie die Zulassung zur Rangaufstiegsprüfung für den Schattenglanz-Rang. Der Rezeptionist erklärte, dass die Prüfungen alle sechs Monate in Eversum stattfänden und dass sich Emilia bis dahin vorbereiten könne.

Die Gruppe verabschiedete sich und trat zurück in das Sonnenlicht. Emilia ließ die Worte noch einmal auf sich wirken – Schattenglanz-Rang. Ein weiterer Schritt in ihrer Reise. Doch viel Zeit zum Nachdenken blieb nicht, als sie spürte, wie Ash leicht ihren Arm berührte.

„Glückwunsch", sagte er ruhig. „Ein weiterer Schritt, nicht wahr?"

Emilia lächelte und nickte. „Ja, ein weiterer Schritt."

Bevor sie weitergehen konnten, fiel ihr Blick jedoch auf eine Gestalt, die sich ihnen näherte. Lythara, mit ihrem selbstbewussten, spöttischen Lächeln, bahnte sich einen Weg durch die Menge. Ihre Augen blitzten, als sie Emilia und ihre Begleiter erblickte.

...

Lytharas Schritte waren selbstbewusst und elegant, doch ihre Augen funkelten, als sie Emilia und ihre Begleiter erreichte. Ihr spöttisches Lächeln verriet eine Mischung aus Überheblichkeit und einem Hauch von Verachtung, während sie die Gruppe musterte. Sie hielt direkt vor Emilia inne, legte den Kopf leicht zur Seite und musterte Ash mit offenem Interesse.

„Na, Emilia", begann Lythara mit einem süffisanten Lächeln. „Es scheint, als hättest du wieder einen neuen hübschen Begleiter gefunden. Irgendwie scheinst du immer vom Glück verfolgt zu werden, was Männer betrifft."

Emilia spürte, wie sich ihre Wangen leicht röteten, aber sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Ich würde es eher Schicksal nennen, Lythara."

„Natürlich", erwiderte Lythara leichthin, doch ihre Augen verrieten ihre Eifersucht. „Schicksal – oder einfach nur Glück. Ich frage mich, wie lange es dauern wird, bis du sie wieder alle um dich geschart hast."

Ash beobachtete die Interaktion mit einer Mischung aus Gelassenheit und Neugier. Er neigte leicht den Kopf und betrachtete Lythara, als würde er sie durchschauen wollen. „Ich nehme an, du bist eine alte Bekannte?"

Lythara schnaubte leise. „Etwas in der Art", sagte sie, ohne ihren Blick von Emilia abzuwenden. „Aber ich habe gehört, dass du dich auch um andere Dinge kümmern solltest, nicht wahr? Wie zum Beispiel die Suche nach der Silberlilie?"

Emilias Augen verengten sich leicht, aber sie zwang sich zu einem ruhigen Ton. „Die Silberlilie ist im Moment nicht meine Priorität."

Lytharas Lächeln wurde breiter, und es schwang ein bösartiger Unterton mit. „Natürlich nicht. Man könnte fast meinen, du fürchtest dich davor, deinen Pflichten nachzugehen. Oder bist du einfach nicht bereit, den Preis zu zahlen?"

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht, Lythara", erwiderte Emilia scharf. Sie hatte keine Lust, sich auf das Spiel einzulassen, das Lythara mit ihren stichelnden Bemerkungen eröffnete.

Lythara lachte leise, ein kalter Klang. „Wie du meinst, Emilia. Aber pass auf, dass dein Glück nicht zu früh versiegt. Die Rangqualifikation zur Schattenglanz-Prüfung... beeindruckend. Leider werde ich dich bald überholen."

Mit diesen Worten drehte sie sich provokant um und ließ die Gruppe stehen. Ihr Abgang war genauso dramatisch wie ihr Auftreten, und Emilia spürte, wie die Spannung langsam aus ihrem Körper wich. Gray und Alex warfen ihr einen aufmunternden Blick zu, während Ash das Geschehen mit einem kaum merklichen Stirnrunzeln beobachtete.

„Freunde von dir?" fragte Ash mit einem Hauch von Ironie.

„Nicht wirklich", murmelte Emilia und schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht zulassen, dass Lytharas Worte den Moment trübten. Es gab Wichtigeres zu tun – und ihre Reise hatte gerade erst begonnen.

„Komm", sagte Alex mit einem leichten Lächeln. „Wir haben noch einiges vor uns."

Die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung, ließ das Gildengebäude hinter sich und machte sich bereit, den Tag weiter zu gestalten. Emilias Gedanken kreisten kurz um Lytharas Worte, doch sie schob sie beiseite. Was auch immer auf sie zukam, sie würde bereit sein – und sie würde es nicht allein bewältigen müssen.

~ ~ ~

Emilia führte Ash durch die belebten Straßen von Origin, vorbei an bunten Ständen und Geschäften, bis sie ein kleines, aber gut sortiertes Bekleidungsgeschäft erreichten. Der Laden war bekannt für seine Vielfalt an Stoffen und Designs, die sowohl klassische als auch moderne Dämonenstile umfassten. Das Glöckchen über der Tür klingelte, als sie eintraten, und der Geruch von frisch gewaschener Baumwolle und Leder erfüllte die Luft.

„Es ist schon eine Weile her, dass ich mir neue Kleider gekauft habe", bemerkte Ash mit einem schiefen Lächeln, während er sich umblickte.

„Das sieht man", neckte Emilia und deutete auf seine Kleidung. „Deine Sachen haben definitiv schon bessere Tage gesehen."

Er hob gespielt die Hände in einer Geste der Kapitulation. „Na gut, du hast mich überzeugt. Zeig mir, wie es gemacht wird."

Emilia grinste und begann, sich durch die Kleiderständer zu bewegen, während Ash ihr entspannt folgte. Sie reichte ihm ein schlichtes, aber stilvolles Hemd aus weichem, dunkelblauem Stoff, das gut zu seiner Haut und den goldenen Reflexen in seinen Augen passen würde. „Probier das", sagte sie und reichte ihm auch eine schwarze, enganliegende Hose und einen leichten Mantel in einem tiefen, violetten Ton, der mit feinen Stickereien versehen war.

Ash verschwand in der Umkleide und ließ Emilia mit klopfendem Herzen zurück. Sie wusste, dass er gut aussehen würde – besser, als sie sich eingestehen wollte. Als er schließlich den Vorhang zur Seite schob und heraustrat, stockte ihr kurz der Atem.

Das dunkle Blau des Hemdes betonte seine markanten Gesichtszüge und ließ seine goldenen Augen noch intensiver leuchten. Die Hose schmiegte sich an seine schlanke, durchtrainierte Gestalt, und der Mantel mit den violetten Stickereien verlieh ihm einen Hauch von Eleganz, der ihm einen fast majestätischen Anblick verlieh. Sein Haar – das sie ihm vor Kurzem geschnitten hatte – fiel locker bis knapp über die Schultern und rundete das Bild perfekt ab.

„Und?" fragte Ash mit einem schiefen Lächeln, als er ihren musternden Blick bemerkte. „Zu viel?"

Emilia spürte die Hitze, die in ihre Wangen stieg, und zwang sich, ihre Fassung zu wahren. „Nein, es... es steht dir. Wirklich."

Er trat einen Schritt näher, seine Augen glitzerten amüsiert. „Nur ‚wirklich'?"

„Du weißt genau, dass es gut aussieht", konterte sie und verschränkte die Arme. „Ich hoffe nur, du kommst damit zurecht, wenn die Leute auf der Straße anfangen, dich anzustarren."

Ash lachte leise, ein warmer, tiefer Klang, der Emilia durch Mark und Bein ging. „Ich glaube, ich kann damit leben – wenn du es auch kannst."

„Pff", machte sie und wandte den Blick ab, um ihre Verlegenheit zu verbergen. „Sei nicht eingebildet."

Er trat wieder einen Schritt zurück und drehte sich im Spiegel, begutachtete die Kleidung aus verschiedenen Winkeln. „Du hast wirklich Geschmack, Emilia. Vielleicht sollte ich dich öfter um Rat fragen."

„Wenn das bedeutet, dass du dich öfter von deinen alten, zerlumpten Klamotten trennst, gern", erwiderte sie, wobei sie versuchte, die Fassung zu bewahren.

Ash legte den Kopf schief und sah sie an. „Aber du musst zugeben – die alten Klamotten hatten ihren Charme."

„Wenn du damit ‚veraltete und halb zerrissene Stofffetzen' meinst, dann ja", antwortete sie grinsend. Sie merkte, dass sie ihn tatsächlich genoss – das Flirten, das Lächeln, die entspannte Art, mit der er sich bewegte. „Jetzt bist du offiziell bereit, die Blicke der halben Stadt auf dich zu ziehen."

„Dann besser mit dir an meiner Seite, um sie zu lenken", erwiderte Ash, seine Stimme weich, aber mit einem spielerischen Unterton.

Ein Moment des Schweigens folgte, während sie einander ansahen. Emilia spürte, wie ihr Herz schneller schlug, aber sie zwang sich, es locker zu halten. „Komm schon, bevor du noch die Spiegel verzauberst."

„Wie du meinst", antwortete Ash mit einem Augenzwinkern und ließ sich von ihr wieder durch die Gänge führen. Der Einkauf war abgeschlossen, doch das Kribbeln ihrer kurzen Berührungen und das Spiel aus Neckereien und Ehrlichkeit blieb spürbar – und schuf ein Gefühl von Nähe, das schwer in Worte zu fassen war.

~ ~ ~

Nachdem sie das Geschäft verlassen hatten, schlenderten Emilia und Ash zurück durch die belebten Straßen von Origin. Das Einkaufen hatte länger gedauert als erwartet, doch das war nicht schlimm – sie hatten die Zeit genossen. Ashs neue Garderobe verlieh ihm ein elegantes, aber dennoch lässiges Aussehen, und Emilia konnte nicht umhin, ihm hin und wieder einen verstohlenen Blick zuzuwerfen. Sein lockeres Lächeln zeigte, dass er dies durchaus bemerkte.

Am Treffpunkt angekommen, entdeckten sie Alex und Gray, die es sich in einem kleinen Café gemütlich gemacht hatten. Der Duft von frisch gebrühtem Tee und Gebäck lag in der Luft, als Emilia und Ash sich zu ihnen setzten. Die Atmosphäre war entspannt, und der leichte Wind spielte sanft mit Emilias Haaren.

„Na, habt ihr alles gefunden?" fragte Alex mit einem spitzbübischen Grinsen, während er seine Tasse anhob.

„Mehr als genug", erwiderte Ash trocken und ließ sich auf dem Stuhl nieder. Seine Bewegungen waren so fließend und ruhig, dass Emilia sich erneut der entspannenden Wirkung seiner Gegenwart bewusst wurde. Sie lehnte sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. Die Welt um sie herum schien sich zu verlangsamen.

Als Schamanin hatte Emilia das Aura-Lesen bereits zu einem gewissen Grad trainiert, doch in diesem Moment schien sie alles intensiver wahrzunehmen. Sie öffnete die Augen und ließ ihren Blick schweifen, konzentrierte sich auf die Auren ihrer Begleiter. Das Erkennen von Auren war mehr als nur ein optischer Sinneseindruck – es war ein Gefühl, das jede Faser ihres Seins berührte.

Ashs Aura schimmerte in einem tiefen, beruhigenden Violett mit goldenen Funken, die wie kleine Sterne darin tanzten. Seine Präsenz fühlte sich wie die sanfte Umarmung der Dämmerung an – schützend, ruhig und voller Geheimnisse. Es beruhigte sie, ließ ihre eigenen Zweifel und Ängste in den Hintergrund treten.

Gray hingegen strahlte in einem sanften Blau, das sich wie Wellen bewegte. Seine Aura vermittelte eine Mischung aus Gelassenheit und einem Hauch von spielerischer Unruhe. Es erinnerte Emilia an das Gefühl, das Meer zum ersten Mal zu sehen – ein beruhigendes, aber zugleich aufregendes Erlebnis.

Alex' Aura war ein intensives, tiefes Rot, durchzogen von hellen, goldenen Strahlen. Seine Präsenz wirkte stark, wie eine unbezwingbare Flamme, die sowohl Wärme als auch Schutz ausstrahlte. In seiner Nähe fühlte sich Emilia sicher, als könnte nichts sie verletzen.

Die Farben der Auren verschmolzen in ihrer Wahrnehmung zu einem harmonischen Bild, das sie mit einer wohligen Wärme erfüllte. Sie fühlte sich geborgen, sicher und gleichzeitig inspiriert.

„Du beobachtest uns", bemerkte Ash plötzlich mit einem amüsierten Lächeln, während er den Kopf zu ihr drehte. „Etwas Interessantes zu sehen?"

Emilia zuckte leicht zusammen, aber das Lächeln auf ihren Lippen blieb. „Ich habe einfach nur eure Auren betrachtet", gab sie zu und senkte den Blick für einen Moment. „Die Farben sind... beruhigend."

Ashs Augen verengten sich leicht, und sein Ton wurde neugierig. „Du kannst Auren sehen?"

„Ja", erwiderte sie leise und sah ihn an. „Es ist eine Fähigkeit, die ich als Schamanin gelernt habe. Die Auren verraten so viel über die Emotionen und den Zustand eines Wesens... und eure Auren fühlen sich so... vertraut an. Ich fühle mich wohl in ihrer Nähe."

Ein Funkeln trat in Ashs Augen, und er nickte anerkennend. „Das ist beeindruckend. Die Fähigkeit, Auren so wahrzunehmen, ist nichts, was man oft sieht – selbst unter Schamanen. Nur wenige Schamanen auf einem hohen Rang beherrschen das in dieser Tiefe."

Emilia spürte einen Hauch von Stolz, wurde dann aber nachdenklich. „Hoher Rang...", wiederholte sie und schüttelte den Kopf. „Ich habe gar keinen Rang."

Ash hob überrascht die Augenbrauen. „Keinen Rang? Das ist... ungewöhnlich. Du hast das Niveau einer Vollmond-Schamanin erreicht – mindestens."

„Vollmond-Schamanin?" fragte Emilia neugierig. „Ist das ein hoher Rang?"

Ash lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schien für einen Moment nachzudenken. „Die Ränge der Schamanen sind wie Stufen, die deine Fähigkeiten und dein Wissen widerspiegeln", erklärte er ruhig. „Sie beginnen mit dem Neumond-Schamanen, dann folgt der Sichel-Schamane, danach der Vollmond-Schamane und schließlich der Sternenschamane. Es gibt noch höhere Ränge, aber sie sind äußerst selten."

Emilia ließ die Worte auf sich wirken. „Und wie erlangt man diese Ränge?"

„Die Prüfungen werden von der Schamanengilde durchgeführt", sagte Ash. „Allerdings nur in bestimmten Städten. Die Schamanengilde von Eversum ist die einzige, die offizielle Prüfungen für den Aufstieg anbietet."

„Eversum", murmelte Emilia und dachte an die ferne Stadt. Alex nickte und fügte hinzu: „Genau. Die anderen Schamanengilden außerhalb von Eversum bieten keine Prüfungen an. Das gilt auch für viele andere Gilden und Zweige. Wenn du wirklich aufsteigen willst, führt kein Weg an Eversum vorbei."

Die Information wirkte wie eine neue Tür, die sich in Emilias Geist öffnete. Ein neuer Weg, ein neuer Schritt – und vielleicht eine neue Herausforderung. Sie sah ihre Freunde an, die alle mit Verständnis und Unterstützung in den Augen nickten.

„Dann werde ich mich darauf vorbereiten", sagte sie entschlossen. „Eines nach dem anderen."

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