Kapitel 16
Das Gewicht der Tage
Kapitel 16 Band 2
Der Morgen begann mit einem kühlen Hauch, als Emilia und ihre Gruppe sich im Trainingsbereich einfanden. Der Platz, den sie als Übungsfeld nutzten, lag inmitten eines von hohen Bäumen gesäumten Geländes. Die frische Luft war erfüllt von der Energie der Gruppe, die nach den letzten Tagen intensiven Trainings entschlossen war, ihre Fähigkeiten weiter zu verfeinern. Jeder wusste, dass es auf diesen Moment ankam - die letzten Vorbereitungen, bevor sie sich auf die nächste gefährliche Reise begeben würden.
Gray trat nach vorn, seine meerblauen Augen ruhig, aber entschlossen. „Heute testen wir deine Grenzen", verkündete er, während er eine Wasserkuppel um sich formte. Die glitzernde Barriere umgab ihn und forderte die Gruppe heraus. „Emilia, du musst lernen, deine Schamanenkräfte im Kampf einzusetzen, ohne dich zu erschöpfen. Wenn du das Wasser kontrollieren kannst, kontrollierst du den Fluss der Schlacht."
Emilia nickte und schloss die Augen, um ihren Atem zu beruhigen. Sie spürte das Mana um sie herum und versuchte, sich mit dem Element zu verbinden. Die ersten Bewegungen waren zögerlich, doch bald bildete sich eine kleine Strömung um sie. Gray trieb sie weiter an, indem er das Wasser gegen sie lenkte - ein Angriff, den sie nur mit ihrer wachsenden Kontrolle abwehren konnte. Es war kräftezehrend, doch als sie schließlich den Wasserstrom zum Stillstand brachte, spürte sie den Stolz ihrer Gefährten.
„Nicht schlecht", sagte Alex mit einem anerkennenden Nicken. „Aber das reicht nicht. Deine Barrieren müssen stark genug sein, um uns alle zu schützen. Versuch es noch einmal."
Alex führte Emilia in einen Bereich, der von magischen Siegeln durchzogen war. Er attackierte ihre Barrieren mit gezielten Energieimpulsen, um sie zu testen. Immer wieder brach ihre Verteidigung unter dem Druck zusammen, doch Alex trieb sie weiter an. „Werde eins mit der Barriere, Emilia. Spüre sie. Sie ist mehr als nur Mana - sie ist ein Teil von dir."
Der Druck wuchs mit jeder Minute, und Emilia kämpfte darum, sich zu konzentrieren. Schließlich gelang es ihr, eine stabile Barriere zu errichten, die Alex' Angriffen standhielt. Ein erschöpftes, aber triumphierendes Lächeln erschien auf ihren Lippen.
Am Rande des Übungsplatzes stand Chaid und beobachtete die Szenen mit verschränkten Armen. Er ließ seine Blicke schweifen, als würde er jedes Detail in sich aufnehmen. Doch seine Gedanken waren woanders. In den letzten Tagen hatte er Nachforschungen angestellt - über Sedrick, die verfluchte Energie und mögliche Bedrohungen, die hinter den Kulissen agierten. Chaid wusste, dass es mehr als nur Zufall war, dass die Energie auftauchte. Es war, als würde etwas oder jemand die Ströme des verzerrten Mana gezielt lenken.
Später am Tag, während Emilia sich von der anstrengenden Trainingseinheit erholte, gesellte sich Chaid zu ihr. „Kleine Sonne", begann er mit seinem üblichen verspielten Ton, „ich habe interessante Dinge herausgefunden."
Emilia hob den Kopf und sah ihn aufmerksam an. „Was meinst du?"
„Die verfluchte Energie... sie ist nicht zufällig. Es gibt Hinweise darauf, dass sie kontrolliert wird. Alte Texte, die ich entdeckt habe, sprechen von Ritualen, die verzerrtes Mana verstärken und lenken können. Und es gibt Orte, an denen diese Energie besonders stark ist." Seine Augen funkelten, als er ihre Reaktion beobachtete.
„Und was bedeutet das?" fragte Emilia, ihre Stimme leise, aber angespannt.
„Es bedeutet, dass wir nicht nur gegen eine Energie kämpfen, sondern gegen jemanden, der sie kontrolliert", erklärte Chaid mit ernster Miene. „Und es gibt eine Verbindung zu Sedrick. Er scheint mehr über die Ursprünge zu wissen, als wir dachten."
Die Gruppe versammelte sich um die beiden, als Chaid seine Erkenntnisse teilte. Ash runzelte die Stirn. „Wenn das stimmt, dann müssen wir herausfinden, wer oder was hinter dieser Kontrolle steckt."
„Es könnte eine zentrale Quelle geben", warf Gray ein und erinnerte sich an die alten Texte, die sie in der Bibliothek studiert hatten. „Ein Ort, an dem das verzerrte Mana besonders stark konzentriert ist. Vielleicht gibt es dort Antworten."
Emilia spürte, wie die Schwere ihrer Mission sie erneut erdrückte, aber sie ließ sich nicht davon abhalten. „Dann müssen wir dorthin. Wir müssen mehr herausfinden - und die Gefahr stoppen, bevor sie außer Kontrolle gerät."
Die Gruppe nickte, und Chaid, dessen Lächeln diesmal ernster wirkte, legte seine Hand auf Emilias Schulter. „Du bist bereit, Emilia. Aber sei gewarnt - was wir dort finden, könnte alles ändern."
Die verbleibenden Tage wurden noch intensiver. Während Emilia und ihre Gefährten trainierten, besuchte Chaid versteckte Orte, um mehr über die Bedrohung zu erfahren. Er kehrte mit Bruchstücken von Informationen zurück - Hinweise auf uralte Rituale, auf verfluchte Orte in der gesetzlosen Zone und auf Sedricks möglichen Einfluss. Jede neue Erkenntnis fügte ein weiteres Puzzlestück hinzu, und die Gruppe erkannte, dass sie auf eine Gefahr zusteuerten, die größer war, als sie sich vorgestellt hatten.
Am Ende des Tages, als die Sonne langsam hinter den Bäumen verschwand, stand die Gruppe am Ufer des Sees. Jeder von ihnen wusste, dass die kommenden Herausforderungen sie an ihre Grenzen bringen würden. Doch sie waren entschlossen, als Einheit zu kämpfen - gegen die verfluchte Energie, gegen unbekannte Bedrohungen und für die Zukunft ihrer Welt.
Chaid trat neben Emilia und lächelte, ein Funken von Humor in seinen Augen. „Bereit, kleine Sonne? Die Dunkelheit wartet."
„Mehr als bereit", erwiderte Emilia und spürte, wie die Entschlossenheit in ihr wuchs. „Lass uns das hier zu Ende bringen."
Die Gruppe ging zurück zum Lager, um ihre letzten Vorbereitungen zu treffen. Die nächste Etappe ihrer Reise würde alles von ihnen verlangen - aber sie waren bereit, sich den Schatten zu stellen.
~ ~ ~
Am Abend saßen sie in der Wohnung zusammen, der warme Schein von Kerzen flackerte in den Ecken und schuf eine ruhige, entspannte Atmosphäre. Gray, der Emilias Müdigkeit bemerkte, setzte sich hinter sie und begann, ihre angespannten Schultern sanft zu massieren. „Du bist heute hart an deine Grenzen gegangen", sagte er leise, während seine meerblauen Augen auf ihre Gesichtszüge achteten. Emilia schloss die Augen und ließ sich für einen Moment fallen, spürte, wie die Erschöpfung nach und nach von ihr wich.
Chaid war ebenfalls in der Wohnung, wie in letzter Zeit immer häufiger. Er hatte sich in einem Sessel niedergelassen und beobachtete die Szene mit einem Hauch von Interesse. Alex, der mit verschränkten Armen in der Ecke stand, wandte sich an ihn. „Chaid, warum denkst du, dass Sedrick etwas mit der verfluchten Energie zu tun hat? Was führt dich zu diesem Verdacht?"
Chaid ließ seinen Kopf zur Seite kippen, ein amüsiertes Funkeln in seinen Augen, das nie ganz verschwand, selbst wenn das Gespräch ernster wurde. „Ah, Alex, du hast doch bemerkt, dass Sedrick nie einfach nur auftaucht, ohne dass es eine Bedeutung hat, oder? Unsere... wandelnde Quelle der Unruhe liebt es, Fäden zu ziehen. Und wenn verfluchte Energie im Spiel ist, lässt sich seine Handschrift nur schwer übersehen."
„Das ist keine konkrete Antwort", erwiderte Alex, sein Tonfall scharf, aber nicht unfreundlich. „Was genau hast du entdeckt?"
Chaid seufzte und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, als würde er eine lange Geschichte erzählen. „Nun, es gibt Spuren. Spuren von Energie, die auf bestimmte Muster hinweist - Energie, die verfällt und sich verzerrt. In der Nähe solcher Quellen fand ich immer wieder Hinweise auf Sedricks Präsenz. Es ist wie ein Duft, den man nicht übersehen kann... oder eher nicht überriechen sollte. Ich habe ihn an mehr als nur einem Ort gefunden, an dem verfluchte Energie sich ausgebreitet hat."
Emilia öffnete die Augen und sah zu Chaid hinüber. „Und was beabsichtigt er? Was hat er davon?"
„Ah, das ist die Frage, kleine Sonne." Chaid lehnte sich vor, seine Augen funkelten neugierig. „Was hat jemand wie Sedrick davon, Chaos zu stiften? Macht? Kontrolle? Vielleicht sucht er nur eine Möglichkeit, sein eigenes inneres Leid zu lindern. Oder es steckt etwas viel Tieferes dahinter, das wir noch nicht erfassen können."
Alex ließ seinen Blick nicht von Chaid ab. „Du traust ihm mehr zu als nur einfache Boshaftigkeit."
„Natürlich tue ich das", entgegnete Chaid trocken. „Er ist ein Meister der Manipulation. Alles, was er tut, hat einen Zweck - oder mehrere. Die verfluchte Energie mag ein Teil seines Spiels sein... oder sie ist das Spiel selbst."
Gray beendete die Massage und legte sanft die Hände auf Emilias Schultern, während sie über das Gehörte nachdachte. „Das heißt, wir haben es mit jemandem zu tun, der nicht nur mächtig, sondern auch unberechenbar ist."
Chaid nickte. „Das bringt es auf den Punkt."
Eine Stille breitete sich aus, in der alle über die Bedeutung von Chaids Worten nachdachten. Schließlich war es Emilia, die die Anspannung mit einer tiefen, ruhigen Stimme durchbrach. „Wir müssen mehr herausfinden. Wenn Sedrick wirklich dahintersteckt, werden wir vorbereitet sein."
„Das ist der Geist", sagte Chaid mit einem Lächeln, das sowohl belustigt als auch aufrichtig war. „Aber macht euch keine Sorgen - ich werde weiter meine Augen und Ohren offenhalten. Es wäre doch schade, wenn ich euch die Überraschungen vorenthalten würde, oder?"
~ ~ ~
Emilia nahm einen weiteren Schluck von ihrem Kräutertee und beobachtete Chaid, der sich in seinem Sessel zurücklehnte und die Augen halb geschlossen hielt, als hätte er die Ruhe des Moments fest im Griff. Sie war sich nicht sicher, wann es genau passiert war, aber sie begann, sich daran zu gewöhnen, dass Chaid häufiger bei ihnen war - ja, sie hatte sogar angefangen, sich auf seine Gesellschaft zu freuen.
„Chaid", begann sie nachdenklich und stellte ihre Tasse ab, „ich muss zugeben, du bist überraschend... zuverlässig. Und hilfreich."
Er öffnete ein Auge und blickte sie an, seine Lippen verzogen sich zu einem spitzbübischen Lächeln. „Überraschend? Das klingt fast wie ein Kompliment, kleine Sonne. Fast."
„Nimm es, wie du willst", erwiderte sie mit einem amüsierten Augenrollen. Dann wurde ihr Blick ernster. „Aber jetzt würde ich gerne mehr über dich erfahren. Deine Fähigkeiten - was bedeutet es eigentlich, untot zu sein?"
Chaid richtete sich in seinem Sessel auf und verschränkte die Finger, als würde er eine bedeutungsvolle Geschichte erzählen. „Ah, die Neugier der kleinen Sonne. Ich bin beeindruckt." Er legte eine dramatische Pause ein, bevor er fortfuhr. „Nun, wie du sicher weißt, bin ich ein Untoter - das bedeutet, ich wandere zwischen Leben und Tod. Mein Körper ist weder lebendig im herkömmlichen Sinne noch bin ich ein geisterhafter Schatten. Ich bin... sagen wir, ein Wesen, das das Beste aus beiden Welten vereint."
Emilia lehnte sich neugierig vor. „Und was genau sind deine Fähigkeiten?"
„Oh, so viele Fragen..." Chaid lächelte nachsichtig, bevor er fortfuhr. „Eine meiner Hauptfähigkeiten ist es, den Tod zu spüren. Es ist schwer zu erklären, aber wenn sich der Tod einem Ort nähert oder bereits geschehen ist, kann ich den Hauch davon wahrnehmen - wie ein Geruch, der in der Luft liegt, oder eine Kälte, die durch die Erde zieht. Das ist einer der Gründe, warum ich Sedrick aufspüren konnte. Die verfluchte Energie, die er hinterlässt, hat eine... spezielle Note, die sich in den Schatten von Tod und Verfall mischt."
„Das klingt... beängstigend", gab Emilia zu.
„Man gewöhnt sich daran", erwiderte er mit einem Schulterzucken. „Aber das ist nicht alles. Meine Sinne sind geschärft, wenn es um das Leben und den Tod anderer geht. Ich kann den letzten Atem eines Sterbenden spüren, den Puls des Lebens verlangsamen oder beschleunigen und sogar Spuren von vergangenen Toden zurückverfolgen. Das mag makaber klingen, aber es hat seine Vorteile."
Emilia lauschte fasziniert, aber es war eine gewisse Nervosität in ihren Augen. „Und... bist du unsterblich?"
Chaid schüttelte den Kopf, ein Schatten von Ernsthaftigkeit in seinem Blick. „Nein, kleine Sonne. Auch ein Untoter wie ich hat Grenzen. Es gibt Wege, mich zu vernichten - Feuer, das tief in mein Fleisch brennt und es völlig zerstört, oder die Macht heiliger Energien, die den Tod selbst reinigen wollen. Manche Formen von extremem Licht können mir schaden, und es gibt uralte Rituale, die mich bannen könnten. Ich bin nicht unsterblich - ich gehe nur langsamer als andere."
Eine plötzliche Frage drängte sich Emilia auf. „Stimmt es, dass die Haut von Untoten kalt ist?"
Chaid grinste, seine Augen blitzten verschmitzt. „Neugierig, wie sich das anfühlt? Nur zu, du kannst es selbst herausfinden."
Emilia zögerte einen Moment, doch ihre Neugier war stärker. Sie streckte vorsichtig die Hand aus, und Chaid hielt still, sein Blick voller unergründlicher Tiefe. Ihre Finger berührten seine Hand, und ein leichter Schauer durchlief sie. Die Haut war kühl, aber nicht eisig - es war eine kühle, lebendige Berührung, die sie überraschte. Doch es war nicht nur die Temperatur, die sie spürte; als sie seine Haut berührte, jagte ein warmes Kribbeln durch ihren Körper, wie eine Welle, die sie mit einem Mal ergriff.
„Interessant, nicht wahr?" murmelte Chaid leise, sein Ton rauer als zuvor. Er hob eine Augenbraue und beobachtete jede ihrer Reaktionen genau.
Emilia zog die Hand hastig zurück, als hätte sie sich verbrannt, und taumelte einen Schritt zurück. Ihr Herz schlug schneller, und sie atmete flach. Die Berührung hatte mehr ausgelöst, als sie erwartet hatte, und sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Es war, als hätte Chaids Essenz sie für einen Moment erfasst und nicht mehr losgelassen.
Die anderen im Raum hatten die Szene bemerkt. Gray und Alex tauschten Blicke, und in ihren Augen lag ein unausgesprochenes Verständnis. Es war ein deutliches Zeichen, dass Emilia noch nicht bereit war, sich Chaid und seiner Essenz vollends zu stellen.
Chaid, der die Reaktion genau verfolgt hatte, lächelte sanft, aber auch ein wenig melancholisch. „Das ist das Problem mit mir, kleine Sonne. Man gewöhnt sich entweder daran... oder man verbrennt sich."
„Ich..." Emilia suchte nach Worten, fand jedoch keine passenden. Sie hielt inne, nahm einen tiefen Atemzug und nickte schließlich stumm. Es war eine leise Anerkennung, dass sie noch viel über Chaid - und sich selbst - zu lernen hatte.
Die Stille im Raum war bedeutungsschwer, bis Chaid sie mit einem verschmitzten Grinsen durchbrach. „Nun, das war ein Hauch von Dramatik, den ich wirklich zu schätzen weiß. Sollten wir zurück zum Training oder willst du weiter meine makabren Geschichten hören?"
Emilia konnte nicht anders, als zu lächeln, auch wenn ihre Wangen noch gerötet waren. „Vielleicht später, Chaid."
„Vielleicht", wiederholte er mit einem Funkeln in den Augen, das sowohl Verlockung als auch Geheimnis versprach.
~ ~ ~
Chaid verabschiedete sich schließlich mit einem seiner typischen schelmischen Lächeln. „Ich habe noch ein paar kleine Angelegenheiten zu erledigen, bevor die Nacht ganz verschlingt", sagte er, während er sich mit fließender Eleganz erhob. Sein Blick verweilte einen Moment länger auf Emilia, und sie spürte, wie eine kaum merkliche Spannung die Luft erfüllte. „Ruht euch gut aus, kleine Sonne - wer weiß, was die Dunkelheit noch bereithält."
Er verschwand durch die Tür und ließ die anderen mit einer seltsamen Mischung aus Erleichterung und Neugier zurück. Es dauerte nicht lange, bis sich die Gruppe in der Wohnung einfand und jeder es sich auf seine Weise bequem machte. Die vertraute Wärme des Raumes und die leichten Geräusche des Windes, der draußen durch die Bäume strich, schufen eine tröstliche Atmosphäre.
Als alle sich im Schlafzimmer eingefunden hatten, war es Alex, der die gespannte Ruhe durchbrach. Er saß entspannt am Rand des Bettes, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, und warf Emilia einen herausfordernden Blick zu. „Also, Emilia..." begann er mit einer Mischung aus Neckerei und Ernst, die typisch für ihn war. „Was hast du gefühlt, als du Chaid berührt hast?"
Emilia spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder und suchte verzweifelt nach einer passenden Antwort. Konnte sie es wirklich aussprechen? Und selbst wenn - wie viel sollte sie preisgeben? Ihr Kopf war voller Gedanken und Emotionen, und für einen Moment glaubte sie, den Raum mit ihrer Unsicherheit füllen zu können.
Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, trat Ash näher und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. Er lächelte sanft, aber seine Worte trafen mit unerbittlicher Klarheit. „Es war sexuelle Erregung, stimmt's?" Seine Stimme war ruhig, fast als wollte er ihr die Schwere des Geständnisses nehmen.
Die Stille, die folgte, war beinahe greifbar. Emilias Blick huschte von Alex zu Ash und dann zu Gray, der sie mit einem sanften, verständnisvollen Ausdruck ansah. Sie wollte etwas sagen, irgendeine Erklärung liefern, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken. Schließlich nickte sie zögerlich, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Es... es war etwas. Aber ich verstehe es selbst nicht."
Alex schnaubte amüsiert und setzte sich aufrecht hin. „Das ist nur allzu verständlich. Chaid ist - na ja, er ist Chaid. Seine Präsenz und seine Essenz sind... intensiv. Und du hast gerade erst angefangen, das alles zu begreifen."
„Es ist nichts, wofür du dich schämen musst", fügte Ash hinzu und hielt ihren Blick fest. „Du bist neugierig, und das ist okay. Aber du bestimmst, wie weit du gehst - niemand sonst."
Emilia spürte, wie die Anspannung von ihren Schultern fiel. Ihre Freunde verstanden sie, mehr als sie selbst es in diesem Moment tat. Sie atmete tief durch und fühlte sich ein wenig leichter. „Danke... ich schätze das wirklich."
Gray hob seine Tasse - es war fast wie ein Zeichen dafür, dass das Thema nun abgerundet werden sollte. „Also, auf Neugierde und darauf, das Unbekannte zu ergründen - ob es uns nun verwirrt oder fasziniert."
Ein leises Lachen erfüllte den Raum, und Emilia spürte, wie die drückende Schwere langsam verflog. Sie würden sich allem stellen - den Gefahren, der Dunkelheit und sogar den verwirrenden Gefühlen, die das Leben in sie warf. Gemeinsam, wie immer.
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