Prolog
Der Ruf der Freiheit
~Frühe Jugend~
Die Morgensonne tauchte das Haus des Lebensbaums in sanftes, goldenes Licht. Emilia saß auf einer weichen Wiese und ließ den Blick über das Heilige Tal der Walküren schweifen, eingehüllt in das friedliche Erwachen des neuen Tages. Die Luft war frisch, und der Duft von Erde und Morgentau lag in der Luft. Ein leises Rascheln kündigte das Herannahen ihrer besten Freundin Lea an, die sich neben sie setzte und sie mit einem schelmischen Lächeln ansah.
„Du siehst wieder so aus, als würdest du die Geheimnisse der Welt ergründen," neckte Lea.
Emilia schmunzelte und erwiderte leise: „Vielleicht gibt es Geheimnisse, die nur darauf warten, entdeckt zu werden."
Während die beiden sprachen, bemerkte Emilia ihre Mentorin Theresa, die in einiger Entfernung durch den Garten schritt und sich den Pflanzen zuwandte. Theresa wirkte in ihrem flatterhaften Gewand und mit dem Bandana über ihrem mondfarbenen Haar zeitlos und geheimnisvoll. Die morgendlichen Strahlen ließen ihr Haar leicht schimmern. Für einen kurzen Moment traf Theresas Blick den ihrer Schülerin, und Emilia meinte, ein unausgesprochenes Wissen in den tiefen Augen ihrer Mentorin zu erkennen. Ein stilles Lächeln huschte über Theresas Gesicht, bevor sie sich wieder ihren Aufgaben widmete.
Emilia senkte den Blick und sprach leise, fast mehr zu sich selbst als zu Lea: „Theresa sagt mir nie alles. Sie lehrt mich, aber ich spüre, dass sie mir noch viel mehr verschweigt. Manchmal frage ich mich, ob ich für etwas anderes vorbereitet werde."
Lea legte einen Arm um sie und grinste. „Vielleicht hat sie große Pläne für dich, Geheimniskrämerin."
Später an diesem Tag führte Theresa Emilia in eine ruhige Ecke des Gartens, wo eine kleine, welkende Pflanze inmitten der anderen grünen Gewächse stand. Theresa wies Emilia an, ihre eigene Aura zu spüren und die Pflanze mit ihrer Energie zu stärken. Emilia schloss die Augen, atmete tief ein und versuchte, die spirituelle Energie in sich zu bündeln. Doch die Kontrolle fiel ihr schwer – die Energie wollte sich in alle Richtungen zerstreuen. Theresa sprach mit ruhiger Stimme zu ihr.
„Manches versteht man erst, wenn man bereit ist, Emilia. Die Kontrolle über deine Energie wird mit der Zeit kommen."
Dieser Satz blieb Emilia im Gedächtnis haften, wie ein ungelöstes Rätsel, das sie einerseits verwirrte, andererseits faszinierte.
An einem anderen Tag forderte Theresa sie auf, die Auren anderer Lebewesen wahrzunehmen. „Jede Aura hat ihre eigene Farbe und Stärke," erklärte sie. Emilia konzentrierte sich und versuchte, das schimmernde Leuchten um Theresa zu erkennen, doch es blieb nur ein schwacher Schein. Entmutigt seufzte sie und merkte, wie viel sie noch lernen musste. Doch sie wollte nicht aufgeben; sie wollte herausfinden, was Theresa in ihr sah.
Abends traf sie sich mit Lea und ließ ihrer Frustration freien Lauf. „Es ist alles so anstrengend!" jammerte Emilia, und Lea hörte ihr geduldig zu, bevor sie sie spielerisch tröstete und zum Lachen brachte. Doch Emilia spürte auch den Druck, der auf ihr lastete, besonders wenn die anderen Walküren oder Valkyren -Mädchen sie heimlich beäugten. Ihre Sonderstellung als einzige Schülerin Theresas erregte Neid, und sie hörte das Flüstern und die Seitenblicke, die sie oft noch unsicherer machten.
Doch all dies schob sie zur Seite, als sie bei einer weiteren Übung fast scheiterte. Die Energie schien ihr zu entgleiten, und sie fühlte sich kurz vor dem Zusammenbruch, als Theresa sie sanft stützte. Mit einer Berührung schickte Theresa ihre eigene spirituelle Energie zu ihr, beruhigte sie und führte Emilias Kraft wieder in die richtige Richtung. Die Wärme, die dabei durch sie floss, erfüllte Emilia mit Bewunderung und dem tiefen Wunsch, eines Tages ebenso stark und weise zu werden wie Theresa.
„Ich werde eine gute Schamanin werden, Tante Theresa," flüsterte Emilia zu sich selbst, als sie ihre Mentorin von weitem betrachtete. Sie fühlte, dass dies erst der Anfang war, und ihr Entschluss festigte sich in ihrem Herzen. Eines Tages würde sie diese Geheimnisse verstehen – sobald sie bereit war.
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