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Kapitel 6

Bogen 2. Flüstern des Waldes

Emilia blinzelte, als die ersten Sonnenstrahlen des neuen Morgens durchs Fenster fielen und helle Muster auf den Boden zeichneten. Sie streckte sich genüsslich, das Bett so überraschend bequem, dass sie einen Moment länger darin verweilen wollte. Seit Langem hatte sie endlich wieder tief und ungestört geschlafen. Keine flüchtigen Träume, keine Unruhe, die sie in den frühen Morgenstunden wachgerüttelt hätte – nur pure Erholung. Sie fühlte sich, als hätte die Nacht sie wie sanfte Wellen getragen.

In Gedanken schlich sich ein Bild ein: Alex, der charismatische Fremde, der sie so durcheinanderbrachte. Ihr Herz schlug schneller, ein ungewolltes Lächeln glitt über ihre Lippen. Etwas an ihm ließ sie sich... lebendig fühlen, wie sie es im Tal der Walküren nie erlebt hatte.

„Was hat dieser Kerl nur an sich, dass er meine Gedanken so durcheinanderbringt?", murmelte sie und schüttelte den Kopf, als ob sie die Bilder vertreiben wollte. Aber das war leichter gesagt als getan. Sein spöttisches Lächeln, die lässigen Bemerkungen, und diese Augen – Augen, die schienen, als könnten sie ihre Gedanken lesen. Sie fühlte sich ertappt, wie ein offenes Buch vor ihm.

„Vielleicht...", flüsterte sie, „...liegt das alles nur an dieser Stadt und der neuen Freiheit." Aber auch diese Erklärung fühlte sich halbherzig an, als würde sie sich selbst etwas vormachen.

Schließlich schüttelte sie sich entschlossen und sprang aus dem Bett. „Genug", murmelte sie. „Ich kann nicht den ganzen Tag über ihn nachdenken." Ihre Reise hatte ein Ziel, und Alex – so faszinierend er auch war – durfte nicht davon ablenken.

Während sie sich ankleidete und auf den Tag vorbereitete, spürte sie dennoch ein Kitzeln in ihrem Herzen. Ein Gefühl, dass dieser Tag anders werden könnte als all die anderen.

~~

Nachdem Emilia ausgeruht und voller Energie aufgestanden war – ein seltenes Gefühl seit ihrem Aufbruch aus dem Tal der Walküren –, machte sie sich für den Tag bereit. Die Sonne drang sanft durch die Vorhänge und zeichnete goldene Muster auf den Boden. Sie bemerkte, wie lange sie geschlafen hatte, ohne von Unruhe oder Träumen gestört zu werden. Ein Gedanke an Alex schlich sich wieder in ihren Kopf. Sein leicht spöttisches Lächeln und die Art, wie er sie ansah, ließen ihr Herz schneller schlagen. Das Gefühl beunruhigte sie, faszinierte sie jedoch zugleich.
Nach einem tiefen Atemzug verdrängte sie die Gedanken an ihn und machte sich auf den Weg zum Frühstück. Im Speisesaal des Gasthauses „Blüte" suchte sie unauffällig nach Alex, doch er war nirgendwo zu sehen. Eine seltsame Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung machte sich in ihr breit. Warum hatte sie sich überhaupt auf ein Wiedersehen gefreut? Sie schüttelte den Kopf und setzte sich an einen freien Tisch. Während sie in Ruhe frühstückte, versuchte sie, ihre Gedanken zu ordnen. Doch das Kitzeln der Neugier auf ihn blieb.
Später beschloss sie, die Bibliothek des Dorfes zu besuchen. Vielleicht fanden sich dort Antworten auf ihre vielen Fragen über die offene Zone und die abgeschlossenen Königreiche, die sie so sehr interessierten. Die Bibliothek war klein, aber das kühle Innere und die Vielzahl alter Schriften strahlten einen besonderen Reiz aus.

Während sie durch die Regale wanderte, stieß sie auf einen älteren Händler, der in eine Karte vertieft war. Seine Hände glitten über die gezeichneten Linien, und seine Augen funkelten vor Konzentration. Emilia zögerte kurz, doch schließlich sprach sie ihn an. „Entschuldigung, könnte ich Sie etwas fragen? Wissen Sie viel über die offenen Zonen und die Königreiche?"
Der Händler blickte auf und lächelte. „Oh, das tue ich", sagte er mit einem Hauch Stolz. „Die offenen Zonen, wie diese hier, sind Pufferregionen. Unterschiedliche Rassen und Kulturen leben hier nebeneinander, und die Einreise ist einfacher. Reisende ziehen durch die agile Freie Zone, verweilen kurz oder lassen sich nieder, bevor sie weiterziehen.

Doch die Königreiche – die sind eine andere Geschichte." Seine Stimme wurde leiser, fast verschwörerisch. „Dort regieren strenge Regeln, und nicht jeder wird willkommen geheißen. Manche Königreiche dulden keine Fremden. Ihre Herrscher schätzen Reinheit, sei es im Blut oder in der Herkunft."

Emilia lauschte aufmerksam, während er weiterredete. Seine Worte zeichneten ein Bild von verschlossenen Städten, kontrollierten Grenzen und geheimnisvollen Orten, die nur über geschützte Handelsrouten erreicht werden konnten. Einige dieser Orte seien nur Auserwählten zugänglich – Legenden, wie der Händler sie nannte.
„Und dann gibt es noch die verborgenen Wege", fügte er hinzu, seine Stimme fast ein Flüstern. „Pfade, die nur die wenigsten kennen. Ich habe von Orten gehört, an denen die Luft vor Magie knistert und die Zeit stillzustehen scheint."
Emilia lächelte leicht, während sie seinen Ausführungen lauschte. Seine Begeisterung war ansteckend, und sie spürte, wie ihre Abenteuerlust erneut aufflammte. Schließlich räusperte sie sich leicht, um den Händler aus seinen Gedanken zu holen, und bedankte sich höflich. Doch während sie die Bibliothek verließ, hallten seine Worte nach. Die Vorstellung von verschlossenen Königreichen und geheimnisvollen Wegen ließ ihre Neugier ins Unermessliche steigen.

„Es gibt so viel mehr da draußen, als ich je geahnt habe", murmelte sie zu sich selbst, während sie sich auf den Weg zurück ins Gasthaus machte.
___
Emilia saß mit der Karte in der Hand auf einer niedrigen Steinmauer nahe des Gasthauses. Die Morgenluft war kühl, und der leichte Wind, der durch ihr Haar strich, trug den Duft von feuchtem Gras und fernen Feuerstellen mit sich. Während sie ihre nächsten Schritte plante, zog sie mit einem Finger eine sanfte Linie entlang der Route, die sie bisher genommen hatte. Ihr Ziel war klar: Eversum – der „Nexus der Existenzen".

Zwischen ihrem aktuellen Standort und der legendären Stadt lagen mehrere Zwischenstopps. Ihr Blick blieb an einem markierten Ort hängen: Lantaris, die nächste größere Stadt. Neben dem Namen war ein kleines Symbol eingraviert, das auf einen Markt hindeutete. Ein guter Ort, um Vorräte aufzustocken und vielleicht neue Gefährten oder Informationen zu finden.
Weiter südlich entdeckte sie einen weiteren interessanten Punkt: Origin. Die Notiz „Hafenstadt des Wassers" neben dem Namen ließ ihre Augen aufleuchten. Laut der Karte war Origin bekannt für seine vielfältigen Kulturen, die am Wasser florierten. Die Stadt war ein Treffpunkt für Alchemisten, Bastler und Magier, die in den zahlreichen Werkstätten und Märkten nach seltenen Zutaten und einzigartigen Artefakten suchten.

Emilia stellte sich die lebendige Stadt vor – mit Booten, die durch die Kanäle glitten, und Händlern, die Waren aus der ganzen Region anboten. Der Gedanke an neue Entdeckungen und vielleicht sogar an magische Hilfsmittel ließ ihre Abenteuerlust erneut aufflammen.

Emilias Finger glitt weiter über die Karte, bis er auf dem großen, zentralen Symbol von Eversum ruhte. Ein zufriedenes Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie den Namen umkreiste. Seit ihrer Ankunft in Lunaris hatte sie von dieser Stadt gehört – ein Ort, an dem sich Kulturen, Geschichten und magische Energien vereinten. Eversum war ein Versprechen, ein Ort voller Geheimnisse und Wissen, der möglicherweise die Antworten auf all ihre Fragen bereithielt.

Mit einer Mischung aus Aufregung und Entschlossenheit rollte sie die Karte zusammen und verstaute sie in ihrer Tasche. Die Reise würde sicher herausfordernd werden, doch sie fühlte sich bereit. Mit jedem Schritt, jedem Dorf, jeder Begegnung kam sie ihrem Ziel näher.

~~

Emilia trat zur Mittagszeit in das Gasthaus „Blüte". Die warme, einladende Atmosphäre des Raumes, erfüllt von leisen Gesprächen und dem Duft frisch gebackenen Brots, wirkte beruhigend. Sie nahm an einem freien Platz am Fenster Platz und bestellte eine einfache Mahlzeit: geröstetes Fladenbrot mit würzigem Kräuteraufstrich und eine dampfende Schale Kräutersuppe, verfeinert mit einem Hauch von geräuchertem Pilz.

Während sie den ersten Löffel der Suppe probierte, bemerkte sie plötzlich, wie jemand sich ihr gegenüber setzte. Sie blickte auf und sah das vertraute, leicht verschmitzte Lächeln von Alex. Er nickte ihr zur Begrüßung zu, bevor sie sich versah, hatte sie bereits gesagt: „Du hast heute Morgen gefehlt." Die Worte rutschten ihr so beiläufig heraus, dass sie sich selbst überraschte.
Alex zog eine Augenbraue hoch und grinste. „Gefehlt? Ich wusste nicht, dass ich einen so bleibenden Eindruck hinterlassen habe."

Ein leichtes Erröten stieg in Emilias Wangen. Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch Alex kam ihr zuvor. „Nun, wenn ich dir schon so fehlte – darf ich mich für das Mittagessen anschließen?" Sein Ton war spielerisch, aber sein Blick ruhte neugierig auf ihr.
Mit einem knappen Nicken schob sie ihm die Speisekarte hinüber, bemühte sich jedoch, ihre Nervosität zu verbergen. „Und? Was bringt dich eigentlich hierher? Ich dachte, du wärst längst weitergezogen," fragte sie schließlich, um das Gespräch in eine neutralere Richtung zu lenken.
Alex zuckte lässig mit den Schultern. „Die Umgebung hält mehr für mich bereit, als ich erwartet hatte."
Emilia schnaubte leise und schüttelte den Kopf. „Das klingt mal wieder nach einer deiner schwammigen Antworten. Was soll das heißen?"
Sein Grinsen wurde breiter. „Das bedeutet, dass ich meinem Fähigkeitszweig nachging. Vergiss nicht, dass ich Mediziner bin," erklärte er amüsiert.

„Sag das doch gleich und hör auf, so herumzudrücken!" Ihre Augen funkelten herausfordernd, aber ihre Stimme hatte einen verspielten Unterton.
„Aber das wäre doch viel zu langweilig." Alex lachte leise und beugte sich vor, als wolle er sie weiter ärgern. Doch Emilia ließ sich nicht darauf ein und widmete sich stattdessen ihrer Suppe.
Nachdem sie gegessen hatten, lehnte sich Alex zurück und musterte Emilia mit einem nachdenklichen Ausdruck. „Weißt du, wenn du schon hier in Farodin bist, solltest du dir einen bestimmten Ort ansehen," sagte er schließlich und ließ die Worte in der Luft hängen.
Emilia hob eine Augenbraue, ihre Neugier geweckt. „Einen bestimmten Ort? Was meinst du?"
Alex lehnte sich lässig zurück, seine Augen funkelten belustigt. „Am Rande des Dorfes gibt es einen alten Schrein. Die Leute sagen, dass er bei Dämmerung ein seltsames Leuchten ausstrahlt. Vielleicht ist da etwas dran."

Emilia spürte, wie die Aufregung in ihr wuchs. Selbst wenn Alex absichtlich vage blieb, hatte er ihre Neugier vollends geweckt. „Dann werde ich mir diesen Schrein mal ansehen," beschloss sie mit einem entschlossenen Lächeln.
„Gut," sagte Alex und erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung. „Ich begleite dich. Man weiß nie, was einen dort erwartet."
Sie schmunzelte, konnte seine Geheimnistuerei jedoch nicht ignorieren. Während sie gemeinsam das Gasthaus verließen, fühlte Emilia eine angenehme Mischung aus Sicherheit und Vorfreude. Die Nachmittagssonne tauchte das Dorf in ein warmes, goldenes Licht, und ein Hauch von Abenteuer lag in der Luft, als sie sich auf den Weg zum Schrein machten.

Während Emilia neben Alex den schmalen Pfad zum Schrein entlangging, ließ sie ihre Gedanken abschweifen. Sie erinnerte sich an ihre heimliche Recherche am Morgen in der Bibliothek, wo sie ihr Wissen über Vampire auffrischte – inspiriert durch Alex' rätselhafte Art und seine eleganten Bewegungen.

Vampire, so hatte sie gelesen, verfügten über außergewöhnliche Sinne. Ihr Gehör und ihre Sehkraft waren schärfer als die der meisten anderen Dämonen. Sie konnten Bewegungen über weite Distanzen wahrnehmen und feinste Geräusche, wie das Rascheln von Blättern im Wind, unterscheiden. Diese Eigenschaften verliehen ihnen eine raubtierhafte Eleganz und machten sie zu lautlosen Jägern der Nacht. Besonders die Stille, die Alex umgab, erschien Emilia jetzt in einem neuen Licht.
Doch ebenso faszinierend wie ihre Fähigkeiten waren die Schwächen der Vampire. Sie mieden ein purpurfarbenes Kraut namens „Blutblatt", das nicht nur ihre Sinne irritierte, sondern ihre Kräfte spürbar dämpfte. Ein Hauch davon konnte sie zum Rückzug zwingen – eine unerwartet banale, aber wirksame Achillesferse.
Und dann war da noch die Nachtschattenflügel-Form: eine schattenhafte Gestalt mit dunklen Flügeln und leuchtenden Augen, die einem Gefährten ähnelte. Diese Form erlaubte es ihnen, lautlos durch die Lüfte zu gleiten und selbst enge Öffnungen zu durchqueren. Emilia schielte verstohlen zu Alex hinüber und fragte sich, wie viele dieser Fähigkeiten er bereits gemeistert hatte.

„Schwer in Gedanken?" Alex' Stimme durchbrach ihre Grübeleien, sein Ton leicht neugierig, fast spöttisch. Sein Blick war auf sie gerichtet, als hätte er geahnt, dass sie über ihn nachdachte.

Emilia errötete leicht und wich seinem Blick aus. „Vielleicht ein bisschen", gab sie leise zurück und zwang sich, ihre Aufmerksamkeit auf den vor ihnen liegenden Weg zu lenken.

Der Pfad führte tiefer in den Wald, der mit jeder Minute dichter und geheimnisvoller wurde. Die Stille schien greifbar, unterbrochen nur vom gelegentlichen Knacken eines Astes oder dem fernen Ruf eines Vogels. Die Kühle der Luft ließ Emilia leicht frösteln, doch sie hielt Schritt. Alex ging voraus, sicher und gelassen, als wäre dieser Weg ihm bestens vertraut. Hin und wieder drehte er sich zu ihr um, ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen, doch seine Gedanken schienen ebenso unergründlich wie der Wald selbst.

Plötzlich raschelte es im Unterholz. Emilia fuhr zusammen, ihre Augen suchten die Dunkelheit zwischen den Bäumen ab. Alex, der ihre Anspannung bemerkte, schmunzelte. „Schon nervös?" fragte er neckend. „Oder bist du etwa von mir beeindruckt?"

Emilia verdrehte die Augen, doch ihr Körper blieb angespannt. „Von dir? Sicher nicht," entgegnete sie trocken, obwohl die wachsende Spannung in der Luft ihre Worte Lügen strafte. Etwas an diesem Ort – vielleicht Alex' geheimnisvolle Führung oder die eigentümliche Energie – ließ ihr Herz schneller schlagen.

Als sie die Lichtung erreichten, wich der dichte Wald plötzlich einer offenen, friedlichen Fläche. Im Zentrum der Lichtung stand der Schrein, ein altes, hölzernes Gebäude, verziert mit kunstvollen Symbolen und Runen, die im schwindenden Tageslicht zu schimmern schienen. Die Luft war erfüllt von einer leisen, fast ehrfurchtgebietenden Energie, die den Ort umgab.

Emilia musterte den Schrein, bevor sie halb scherzhaft fragte: „Mein Herr, was genau wollten Sie mir hier so Spannendes zeigen?" Ihre Stimme klang spielerisch, doch ihre Augen verrieten ehrliches Interesse.

Alex' Lippen verzogen sich zu einem geheimnisvollen Lächeln. „Geduld, meine Dame", erwiderte er leise. „Manchmal sagt ein Ort mehr als Worte es könnten."
Schweigend setzten sie sich auf eine Steinbank am Rand der Lichtung. Die untergehende Sonne tauchte den Himmel in warme Gold- und Orangetöne, bevor sie langsam in ein tiefes Violett überging. Die ersten Sterne blitzten am Himmel auf, während ein sanfter Wind die Blätter zum Flüstern brachte.
Nach einer Weile durchbrach Emilia das Schweigen. „Es fühlt sich... anders an hier. Irgendwie intensiver. Ich kann nicht sagen, ob es der Schrein ist oder etwas anderes." Sie ließ die Worte in der Luft hängen, doch Alex nickte nachdenklich.
„Das ist ein Ort, der die Seele berührt", sagte er leise. „Viele kommen hierher, um zu suchen – Antworten, Kraft oder einfach nur... Ruhe." Seine Stimme klang nachdenklich, als ob er selbst etwas in diesem Ort suchte, etwas, das tief in ihm verborgen lag.

„Und du?" Emilias Stimme war sanft, doch ihre Neugier unüberhörbar. „Warum kommst du hierher, Alex? Suchst du auch etwas?"
Ein kurzer Moment verging, bevor er antwortete. Seine Lippen formten ein kaum merkliches Lächeln, als sein Blick für einen Moment auf ihr ruhte. „Vielleicht das, was ich bereits gefunden habe." Seine Worte schienen schwerer zu wiegen, als sie klangen, und sein Blick kehrte zurück zum Schrein, wo die Runen im Schein des Mondes leise zu pulsieren begannen.

Emilia räusperte sich, um ihre plötzliche Verlegenheit zu überspielen, und fragte tiefer nach. „Was meinst du mit einem Ort der Ruhe? Ist das so etwas wie ein... Kraftort?" Sie ließ ihren Blick neugierig über den Schrein gleiten, bevor sie Alex ansah, der sich lässig an das alte Holz lehnte.

„Kraftorte", begann Alex, seine Stimme hallte ruhig über die Lichtung, „sind besondere Orte, an denen die Energien der Welt sich sammeln und verstärken. Mana-Ströme fließen dort in einer reinen, unverfälschten Form. Sie ziehen jene an, die Antworten oder Heilung suchen – und manchmal finden sie hier wirklich, was sie brauchen."

Er deutete auf die verwitterten, aber erstaunlich gut erhaltenen Holzplatten des Schreins. „Dieser hier stammt aus einer Zeit, als die ersten Dämonen ihre spirituelle Verbindung zur Welt festigten. Es heißt, ein alter Geist bewacht diesen Ort. Diejenigen, die herkommen, hoffen, mit ihm zu verschmelzen oder zumindest seine Kraft zu spüren, um stärker zu werden."

Emilia hörte fasziniert zu. „Also ist dieser Schrein eine Art spirituelles Portal? Ein Ort, an dem Dämonen sich reinigen oder stärken können?" Sie spürte die tiefe Ruhe des Ortes und merkte, wie ihr Herz sich zu beruhigen schien, während sie die Atmosphäre in sich aufnahm.

Alex nickte. „Genau. Für jene, die wissen, wie man zuhört, bleibt ein Ort wie dieser immer ein Zufluchtsort, selbst wenn andere seine Bedeutung längst vergessen haben."

Emilia zog gespielt eine Augenbraue hoch und lächelte spitzbübisch. „Ich weiß übrigens, was Kraftorte sind", erklärte sie mit einem Hauch von Überlegenheit. „Schon vergessen? Ich bin Schamanenschülerin. Solche Dinge habe ich längst gelernt." Sie wandte sich dem Schrein zu und fügte hinzu, fast belehrend: „Ich weiß auch, was Knotenpunkte sind."

Alex' Interesse war geweckt, und er ließ sie weitersprechen. Emilia genoss für einen Moment seine Aufmerksamkeit, bevor sie fortfuhr. „Knotenpunkte sind Orte, an denen Mana-Ströme sich kreuzen und ein starkes Energiezentrum bilden. Die Energie dort ist intensiver und einzigartig. Sie kann Heilung beschleunigen, den Geist klären und spirituelle Fähigkeiten verstärken – wenn man weiß, wie man sich darauf einlässt."

Als sie zu Alex blickte, bemerkte sie ein Schmunzeln auf seinem Gesicht. Für einen Moment spürte sie, wie ihre eigenen Worte ihr zu stolz erschienen. War das wirklich nötig gewesen?

Alex beobachtete sie mit einem amüsierten, aber durchdringenden Blick. „Du hast wirklich einiges gelernt", sagte er leise, ohne Spott, aber mit einer Nuance, die sie spüren ließ, dass er ihre Gedanken erahnte. „Schamanenschülerin hin oder her – du wächst auf deiner Reise mehr, als du denkst."

Seine Worte trafen etwas in ihr. Plötzlich spürte sie ein sanftes Pulsieren ihres Mals, ein beruhigender Fluss von Mana, der sie an ihren Weg erinnerte. Das Gefühl von Hochmut wich, und ihre Gedanken klärten sich. Emilia blinzelte leicht überrascht, als eine ungewohnte Klarheit sie erfüllte, fast so, als würde sie von einer unsichtbaren Hand geleitet.

Alex bemerkte die Veränderung in ihr. Sein Blick wurde intensiver, seine Augen schienen für einen Moment jedes Detail ihrer Reaktion zu studieren. Das sanfte Leuchten, das ihr Mana ausstrahlte, schien seine Annahme zu bestätigen. Endlich war er sich sicher: Emilia war diejenige, nach der er so lange gesucht hatte.

Seine Haltung veränderte sich subtil. Der spielerische Ton wich einem Hauch von Ernsthaftigkeit, einer tiefen, ruhigen Entschlossenheit. Dennoch behielt er seine Geheimniskrämerei bei, sagte nichts über seine Erkenntnis. Stattdessen nickte er leicht, ein kaum merkbares Zeichen, das mehr verriet, als Worte es könnten.

„Komm", sagte Alex schließlich und trat vom Schrein zurück. „Es wird Zeit, dass du den Ort selbst spürst. Er hat dir mehr zu sagen, als ich es jemals könnte."

Emilia erwiderte seinen Blick, zögerte einen Moment, bevor sie die letzten Schritte auf den Schrein zutrat. Die Luft um sie herum schien dichter zu werden, fast lebendig. Etwas an diesem Ort – und an Alex' Verhalten – versprach, dass ihre Reise einen neuen Wendepunkt erreicht hatte.

Emilia ließ sich auf einen umgestürzten Baumstamm nieder, das Moos darunter war weich und federte leicht unter ihrem Gewicht. Sie hob den Kopf und sah Alex mit einem schiefen Lächeln an. Neugier und eine Spur Nervosität spiegelten sich in ihrem Blick.

„Du hast doch längst herausgefunden, dass ich eine Valkyrie bin, oder zumindest hast du es vermutet?" Ihre Stimme klang beiläufig, doch Alex entging nicht der feine Unterton von Unsicherheit. „Stört es dich nicht?" Die Frage kam unerwartet, selbst für sie. Vielleicht war es das Mal, das sie sanft in diese Richtung drängte, oder die Vertrautheit, die sie in Alex' Nähe verspürte.

Alex setzte sich ihr gegenüber, lehnte sich lässig zurück und verschränkte die Arme. Sein Blick war wachsam, aber nicht unangenehm. „Gestört?" Er ließ sich Zeit, ehe er antwortete, seine Stimme ruhig und warm. „Im Gegenteil. Ich schätze es ... sogar sehr, wenn jemand so einzigartig ist."

Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen, und Emilias Herz schlug einen Moment schneller. Seine Worte klangen aufrichtig, als sprächen sie zu einem Teil von ihr, den sie selbst kaum verstand. Sie fühlte sich geschmeichelt, und eine leichte Röte schlich sich auf ihre Wangen.

„Deine Herkunft macht dich besonders", fuhr Alex fort, seine Augen suchten die ihren. „Etwas, das nur wenige wirklich zu schätzen wissen."

Emilia konnte nicht anders, als zu lächeln. Die Art, wie Alex sprach, ließ sie sich sicher und doch irgendwie angreifbar fühlen. Es war, als hätte er eine Seite von ihr berührt, die sie sonst vor der Welt verbarg.

Alex lehnte sich ein wenig vor und sprach leiser, fast wie ein Geständnis: „Zu Valkyrien habe ich eine besondere Verbindung. Ich schätze euer Volk und alles, was es ausmacht." Seine Worte klangen ehrlich, und zum ersten Mal hatte Emilia das Gefühl, dass Alex eine seiner inneren Türen einen Spalt weit öffnete. Sie spürte die Tiefe seiner Worte und fragte sich, wie viel er ihr wirklich preisgeben wollte.

„Bist du schon einmal einer Valkyrie begegnet?" Die Frage kam ihr über die Lippen, bevor sie darüber nachdenken konnte. Sie beobachtete, wie Alex kurz innehielt, sein Blick wanderte in die Ferne, als ob er eine Erinnerung hervorrief, die weit zurücklag.

„Ja", sagte er schließlich, seine Stimme war nachdenklich, beinahe wehmütig. „Vor langer Zeit. Valkyrien haben immer etwas in mir geweckt – eine Art Verbundenheit, die ich selbst nie ganz verstanden habe." Sein Lächeln war leicht, fast melancholisch, als ob die Erinnerung an diese Begegnung ihn zugleich wärmte und schmerzte.

„Aber du bist ... anders", fügte er hinzu und sah sie wieder an. „Anders als jede Valkyrie, die ich je getroffen habe."

Emilias Herz zog sich zusammen, und sie spürte, wie ein warmes, aber gleichzeitig verwirrendes Gefühl in ihr aufstieg. Was meinte er damit? Was konnte diese Verbindung sein, von der er sprach?

„Interessant, dass du schon so lange durch diese Welt reist", begann Emilia vorsichtig, in der Hoffnung, mehr über ihn zu erfahren. „Gab es je einen Ort, an dem du bleiben wolltest? Oder jemanden?"

Alex ließ sich Zeit, ehe er antwortete. Sein Lächeln war sanft, aber seine Augen verrieten eine tieferliegende Wehmut. „Vielleicht. Aber manche Dinge brauchen Geduld. Manchmal führen uns unsere Wege erst nach Jahren zurück an die Orte – oder zu den Dämonen –, nach denen wir uns wirklich sehnen."

Emilia spürte, wie eine leichte Nervosität sie ergriff. Die Art, wie Alex sie ansah, schien von einer unbekannten Tiefe zu sprechen. Sie schluckte, ehe sie wagte zu sagen: „Du wirkst wie jemand, der Geheimnisse liebt, Alex. Aber ... da ist auch eine Art Sehnsucht in dir, nicht wahr?"

Alex lachte leise, ein fast amüsiertes Geräusch, doch seine Augen blieben ernst. „Sehnsucht?" Seine Stimme war ruhig, fast flüsternd. „Vielleicht. Aber es gibt wenige, die das erkennen. Die meisten halten mich für ... selbstgefällig."

„Vielleicht ein wenig", gab Emilia mit einem Lächeln zurück, doch ihre Augen funkelten. Sie spürte, dass er sie bewusst herausforderte, sie dazu brachte, näher an ihn heranzurücken, sowohl emotional als auch im Gespräch.

Nach einer Pause sprach Alex leise weiter: „Und du, Emilia? Du bist diese Reise nicht nur aus Neugier angetreten, oder? Ich habe das Gefühl, dass du nach Antworten suchst – Antworten, die du vielleicht noch gar nicht richtig verstehen kannst."

Emilia senkte den Blick, ihre Finger strichen über das Moos auf dem Baumstamm. „Ja ... manchmal fühlt es sich so an, als würde etwas in mir fehlen. Oder als würde ich eine Rolle spielen, ohne das Drehbuch zu kennen."

Alex nickte langsam, seine Augen fixierten sie. „Vielleicht wird dir dieser Weg irgendwann all das enthüllen. Die Frage ist nur, ob du bereit bist, diese Antworten zu akzeptieren."

Seine Worte hallten in ihr nach, und Emilia fühlte, wie ein Knoten aus Unsicherheit in ihr zu pulsieren begann. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch die Worte schienen ihr zu entgleiten. Stattdessen ließ sie den Blick über die Lichtung wandern, während das leise Rauschen des Waldes ihre Gedanken füllte. Alex' Präsenz blieb spürbar – ruhig, beständig, und doch voller Geheimnisse, die sie unbedingt lüften wollte.

Eine Stille legte sich wie ein sanfter Schleier über die Lichtung. Der Mond war inzwischen aufgegangen und stand hoch am Himmel, sein silbernes Licht fiel auf den Schrein und umhüllte ihn mit einer fast unwirklichen Aura. Emilia saß neben Alex, beide in Gedanken versunken, während die Welt um sie herum in einer friedlichen Ruhe verharrte.

Dann, wie aus dem Nichts, begann sich die Atmosphäre zu verändern. Ein weicher Wind zog durch die Bäume, ließ die Blätter leise flüstern, als ob sie uralte Geschichten erzählten. Das Mondlicht schien intensiver zu werden, und ein zartes Leuchten ging vom Schrein aus. Es breitete sich langsam aus, wie ein lebendiger Atem, der die Dunkelheit erfüllte. Die Steine des Schreins begannen in einem sanften Glühen zu schimmern, als hätten sie die Energie des Himmels in sich aufgenommen.

Emilia hielt den Atem an. Das Leuchten wuchs, ein ätherischer Tanz aus Licht und Schatten, der die Lichtung in einen fast übernatürlichen Glanz tauchte. Die Sterne am Himmel wirkten plötzlich näher, als hätten sie sich zu einem schützenden Netz über ihnen zusammengefügt. Alles fühlte sich gleichzeitig fremd und vertraut an, als ob dieser Ort eine Verbindung zu einer tieferen Ebene ihrer Welt hätte.

„Es ist wunderschön," flüsterte Emilia, ihre Stimme kaum mehr als ein Hauch. Ihre Augen waren auf den Schrein gerichtet, und in ihrem Herzen breitete sich ein warmes Gefühl aus, das sie kaum in Worte fassen konnte.

Alex bewegte sich leise neben ihr, sein Blick war ebenso gefangen von dem Spektakel. Doch er sah nicht nur den Schrein – er beobachtete auch Emilia. Die Art, wie das Licht ihr Gesicht erhellte, und der Ausdruck von Staunen und Frieden, der sich darauf spiegelte. „Das ist die Magie der Orte," sagte er schließlich, seine Stimme tief und ruhig. „Manchmal offenbaren sie sich nur denjenigen, die bereit sind, sie zu sehen."

Für einen Moment drehte Emilia den Kopf zu ihm, ihr Blick suchte den seinen. In seinen Augen lag eine Ruhe, aber auch etwas anderes – etwas, das sie nicht sofort deuten konnte. Vielleicht war es Verständnis. Oder vielleicht ein Wissen, das er nicht teilen konnte.

Die Lichtung leuchtete weiter, und Emilia spürte etwas, das sie kaum erklären konnte. Es war, als ob dieser Moment sie in sich aufnahm, als ob sie Teil einer größeren Geschichte wurde, die sich hier abspielte. Sie fühlte sich, als wäre sie genau dort, wo sie hingehörte – und das ließ die Unruhe in ihr verstummen.

Die beiden saßen schweigend nebeneinander, während die Magie des Ortes sie umgab. Es war ein Augenblick, der keine Worte brauchte, nur das Flüstern des Windes und das pulsierende Leuchten des Schreins. Und so blieben sie dort, zwei Seelen in einer Lichtung voller Geheimnisse, mit dem Wissen, dass dies nur der Anfang einer Reise war, die sie beide verändern würde.

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