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Kapitel 2



Der Morgen im Heiligen Tal war still und klar, als Emilia gedankenverloren durch das dichte Gras schritt. Ein sanfter Wind streifte über die Hänge und trug den Duft von Erde und frischen Blättern mit sich, während die ersten Sonnenstrahlen das Tal in warmes Licht tauchten. Emilia blieb kurz stehen, ließ die Stille auf sich wirken und genoss den Augenblick, in dem alles um sie herum erwachte.

Der Wind spielte sanft mit ihrem hellbraunen Haar, das in leichten Wellen über ihre Schultern fiel und in der Sonne fast schimmerte. Ihre kastanienbraunen Augen, tief und voller Wärme, suchten aufmerksam den Boden ab, auf der Suche nach Kräutern, die sie für die Mondblüten-Heilerei sammeln sollte. Ein Hauch von Rot lag in ihrem Blick und verlieh ihren Augen eine besondere Tiefe – wie dunkle Schokolade, die im Licht der Morgensonne für einen Moment einen rötlichen Schimmer annimmt.

Tigerohren, flauschig und in einem warmen Apfelsine Ton, lugten unter ihrem Haar hervor. Sie trug sie offen, ein leises Zeichen ihrer Zugehörigkeit und ihres Stolzes. Die Ohren, klar -und rein orange, bewegten sich leicht im Rhythmus des Windes, aufmerksam und wachsam. In dieser Umgebung waren sie Teil von ihr und des Tals, das sie Heimat nannte.

Ihre Kleidung war locker und leicht, passend zu den sanften Hügeln und Wiesen, durch die sie sich bewegte. Der Stoff schmiegte sich an ihre schlanke, aber kräftige Gestalt und betonte die natürliche Anmut, die in ihrer Haltung lag. Eine breite Brust und sanfte Gesichtszüge verliehen ihr etwas Sanftes, doch zugleich Unnahbares, als sei sie ein Teil der Wildnis, frei und ungebändigt.

Emilia atmete tief ein und ließ den Blick über das Tal schweifen. Ihr Gesicht zeigte diesen nachdenklichen Ausdruck, der sie oft überkam, wenn sie allein war – als wäre die stille Weite um sie nicht genug, um das Verlangen in ihrem Inneren zu stillen. Während sie sich konzentriert nach Kräutern bückte, erfasste der Wind ihr nachdenkliches Gesicht, ihre Augen in die Ferne gerichtet. In diesen stillen Momenten, wenn sie den Wind und die Erde spürte, spürte sie auch etwas anderes: eine tiefe, innere Unruhe.
Es war, als ob etwas in ihrer Seele sie in die Ferne rief, hinaus in das Unbekannte, über die Grenzen des Tals hinaus, die für andere undenkbar waren. Als ob das Tal allein nicht genug war, um all das zu füllen, wonach sie sich sehnte.

Der Wind frischte auf, als Emilia eine Handvoll Kräuter zwischen die Finger nahm und sie nachdenklich betrachtete. Der warme Duft der Blätter vermischte sich mit dem frischen Geruch des Morgens, und sie beschloss, ein wenig zu experimentieren. „Vielleicht hilft eine kleine Energiezutat," murmelte sie vor sich hin und schloss die Augen, spürte das Mana in ihrem Körper, das warm und pulsierend durch ihre Hände floss.
Sie versuchte, die Mischung in der Hand zu aktivieren, und eine leichte Hitze ging von ihren Fingerspitzen aus. Doch plötzlich wurde die Kräutermischung heißer als erwartet – ein Prickeln, das ihr entglitt. In dem Moment explodierte der kleine Ball in ihren Händen, und Emilia, überrascht, stolperte rückwärts. Sie verlor das Gleichgewicht und rutschte den Abhang hinunter, durch einen Strauch hindurch, bevor sie endlich in einer kleinen Senke landete.

„Oh, super gemacht, Emilia," murmelte sie und überprüfte ihre Arme und Beine. Kleine Schürfwunden zogen sich über ihre Haut, und ein paar Dornen steckten in ihrem Arm. Ein Versuch, Mana zu sammeln und die Wunden zu heilen, brachte nicht viel – die kleinen Rötungen verschwanden, doch alles andere blieb.

Ein leises Rascheln hinter ihr ließ sie aufblicken, und aus dem Unterholz trat ein flauschiges Wesen mit großen, neugierigen Augen, das sie abschätzend musterte. Der Vierpfoten-Gefährte – ein pelziger Gefährte auf kräftigen Beinen mit weichen, runden Ohren und einem buschigen Schwanz – sah sie empört an, als wäre sie die Ursache seines Missgeschicks.

„Oh nein," sagte Emilia entschuldigend und streckte die Hände aus. „Ich... ich hab dich hier reingezogen, oder? Es tut mir so leid." Sie zog ein kleines Tuch hervor und begann, eine winzige Wunde an der Pfote des Vierpfoten zu bandagieren. Der Gefährte miaute leise, ein Klang, den nur Emilia verstand, und beobachtete sie mit kritischem Blick.

„Ja, ich weiß, das war unvorsichtig," flüsterte Emilia und streichelte das weiche Fell des Gefährten, das sich unter ihren Fingern warm und beruhigend anfühlte. „Ich muss noch lernen, meine Kräfte richtig einzusetzen."

Nach ein paar Minuten, als sie den Vierpfoten versorgt hatte, rappelte Emilia sich wieder auf und machte sich auf den Weg zurück den Hang hinauf. Doch lange blieb sie nicht allein. Ein junger Tiger-Valkyr trat ihr in den Weg und lächelte sie schüchtern, aber neugierig an.

„Emilia! Ich hab gehört, du übst Kräuterkunde," sagte er mit leichtem Glanz in den Augen. „Darf ich dir helfen?"

Emilia hielt inne, unsicher, wie sie den jungen Valkyr zurückweisen sollte, ohne unhöflich zu klingen. „Ähm, das ist wirklich nett von dir, aber ich schaffe das... meistens alleine."

Doch der Junge blieb beharrlich. „Es würde mir echt Spaß machen, mit dir zu lernen. Bitte!"

Sie seufzte, ein wenig überfordert, und suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, ihn freundlich abzuwimmeln. Doch bei seinem enthusiastischen Gesichtsausdruck brachte sie es einfach nicht über sich, ihm eine klare Abfuhr zu geben. So ließ sie ihn ein Stück mitlaufen, während ihre Gedanken sich auf die Energie konzentrierten, die das Tal umgab – eine tiefe Verbundenheit, die sie immer spürte, wenn sie ihre Kräfte hier einsetzte.

Emilia betrat die Mondblüten-Heilerei mit einem kleinen Seufzen und spürte sofort Theresas Blick auf sich. Die ältere Schamanin saß am Tisch und schien gerade eine Mischung aus Kräutern zu überprüfen, doch sie schaute auf, sobald Emilia den Raum betrat.

„Emilia...", begann Theresa mit einem leicht amüsierten, aber auch strengem Lächeln. „Darf ich raten? Du hast dich wieder in ein kleines Chaos verwickelt?"

Emilia grinste verlegen und hielt einen Arm vor, an dem noch ein kleiner Kratzer zu sehen war. „Ähm, sagen wir mal... ein kleines Missgeschick mit einer Kräutermischung."

Theresa schüttelte den Kopf. „Du bist wirklich wie ein Sturm, der durchs Tal fegt. Immer voller Energie und ständig bereit, sie zu verschwenden." Sie sah Emilia für einen Moment prüfend an und legte dann die Kräuter beiseite. „Setz dich."

Emilia setzte sich vorsichtig gegenüber von Theresa und warf ihr einen neugierigen Blick zu.

„Heute zeige ich dir eine Übung zur Mana-Kontrolle," erklärte Theresa und streckte die Handflächen nach oben aus. „Mana, Emilia, ist nicht nur Kraft – es ist Fluss, es ist Balance. Wenn du das verstehen lernst, kannst du Energie aus der Umwelt aufnehmen, ohne dich selbst aus der Balance zu bringen."

Theresa schloss die Augen und eine leichte Schimmern legte sich über ihre Haut, wie ein sanfter Hauch von Licht, das durch ihre Finger sickerte. „Mana ist in allem um uns herum, nicht nur in deinem eigenen Körper. Wenn du ruhig genug wirst, kannst du die Verbindung spüren."

Emilia folgte Theresas Beispiel und schloss die Augen, doch das Kribbeln ihrer eigenen Energie war unruhig. „Es fühlt sich so... laut an," murmelte sie, während das Mana in ihr aufflackerte und fast unruhig pulsierte.

Theresa öffnete die Augen und lächelte. „Genau deshalb musst du lernen, ihm zuzuhören, anstatt es zu zwingen. Versuche es noch einmal – und denke daran, Mana ist wie ein Gespräch mit der Natur."

Emilia nickte konzentriert, und diesmal spürte sie, wie das Mana sich in ihr beruhigte, als ob es sich der leisen Energie des Tals anpasste.

Nach einigen Minuten tiefer Konzentration spürte Emilia, wie das Mana in ihr sich allmählich beruhigte. Der leichte Fluss der Energie in ihrem Inneren vermischte sich mit den sanften Strömungen, die das Tal umgaben. Sie öffnete die Augen und blickte zu Theresa, die sie mit einem leichten, anerkennenden Nicken bedachte.

„Du hast dich verbessert," sagte Theresa ruhig. „Aber vergiss nicht – Geduld ist ein wichtiger Teil der Balance."

Emilia lächelte verlegen und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ja, Geduld... das ist wohl nicht gerade meine Stärke." Sie räusperte sich und zögerte einen Moment, bevor sie leise hinzufügte, „Apropos... da gibt es noch etwas, das ich dir sagen wollte."

Theresa hob eine Augenbraue, doch bevor sie etwas sagen konnte, sprach Emilia weiter. „Also... das Loch in der Wand im Hinterzimmer. Das, ähm, habe ich verursacht."

Theresa verschränkte die Arme und schüttelte den Kopf, doch es war ein Lächeln in ihren Augen. „Emilia, ich habe das Loch längst bemerkt. Ich wollte sehen, wie lange es dauert, bis du es mir selbst sagst."

Emilia schluckte und versuchte, ihre Verlegenheit zu verbergen. „Ja, also... ich wollte dich nicht enttäuschen. Aber... da war auch noch etwas anderes."

Theresa blieb ruhig und hörte zu, als Emilia mit leiser Stimme fortfuhr: „In dem Loch war ein Buch versteckt, und... ich konnte nicht anders, als hineinzusehen."

Theresa musterte Emilia eine Weile, bevor sie leise antwortete. „Ah, das Buch also." Sie seufzte und legte ihre Hände zusammen. „Anscheinend bist du jetzt doch so weit, dass ich dir ein wenig mehr darüber erzählen kann."

Emilias Augen weiteten sich. „Heißt das... das Buch ist tatsächlich etwas Besonderes?"

Theresa nickte langsam und sah Emilia tief in die Augen. „Es gibt Dinge, Emilia, die einen Grund haben, warum sie verborgen sind. Manche Geheimnisse warten darauf, entdeckt zu werden – doch nur, wenn derjenige bereit ist." Sie hielt einen Moment inne, bevor sie weitersprach. „In deiner Seele, Emilia, liegt ein Mal. Etwas, das dich ausmacht und dich ruhelos macht, das dich in die Welt hinauszieht."

Emilia starrte Theresa überrascht an, die Worte wirkten in ihrem Kopf nach und entfesselten ein leises Kribbeln. „Ein Mal? Warum habe ich es dann nie gespürt?"

Theresa lächelte, doch ihre Augen blieben ernst. „Manches versteht man erst, wenn man bereit ist.
Dieses Mal ist nicht nur ein Wegweiser, Emilia. Es ist ein Teil von dir – ein Schlüssel, der sich erst dann drehen wird, wenn du bereit bist, die Tür zu öffnen."

Emilia wollte mehr wissen, spürte die unzähligen Fragen, die ihr auf der Zunge brannten. Doch Theresas Blick war klar – sie würde ihr nur das sagen, was sie zu diesem Zeitpunkt wissen durfte.

Emilia saß auf einem kleinen Felsen am Rand des Tals, während die Abenddämmerung das Land in sanfte, violette Schatten tauchte. Ihr Kopf schwirrte von den Worten, die Theresa mit ihr geteilt hatte – und von all den Fragen, die unbeantwortet geblieben waren.

Theresa hatte erwähnt, dass das Mal seit Emilias Geburt Teil von ihr sei. Es besaß keine spezielle Eigenschaft, es war einfach da, so fest in ihrer Seele verwurzelt wie ihre eigene Essenz. Doch was bedeutete das wirklich? Was für eine Art von... Zeichen konnte so fest mit jemandem verbunden sein, ohne dass sie es jemals gespürt hatte? Und warum würde es ihren Weg beeinflussen?

„Es wird dir helfen, deinen Platz zu finden," hatte Theresa gesagt. „Eines Tages wirst du begreifen, dass es dich zu den Schritten leiten kann, die du in deinem Leben wagen musst." Doch diese Worte hatten Emilia eher verwirrt als beruhigt. Sie verstand nicht, was Theresa damit meinte. Warum sollte sie geführt werden? Welcher Weg war es, der ihr bestimmt war?

Theresa hatte das Gespräch abrupt beendet und gesagt, sie solle sich weiter auf ihr Training konzentrieren – und darauf vertrauen, dass der Moment kommen würde, in dem ihr Leben sie auf größere Schritte vorbereiten würde. Doch Emilia wollte nicht warten. Die Unruhe in ihr, der Drang, die Grenzen des Tals zu überschreiten und die Antworten zu suchen, brannten jetzt umso stärker.

Ein leichter Wind wehte durch das Tal und brachte Emilias Gedanken zurück zu dem, was Theresa ihr über ihre eigene Vergangenheit erzählt hatte. Theresa erinnerte sich an den Tag, als sie Emilia als kleines Kind im Weißen Haus gefunden hatte. Sie hatte etwas in dem kleinen Mädchen gesehen – ein Potenzial, das über das gewöhnliche Verständnis hinausging, das tiefer reichte als bloße Begabung. Theresa hatte gespürt, dass Emilia fähig war, das komplexe Wissen der Schamanen zu erlernen, und so nahm sie sie als Schülerin auf.

Doch, wie Theresa gestanden hatte, hatte sie erst später das volle Ausmaß erkannt. Mit der Zeit und den Jahren hatte Theresa begriffen, dass Emilias Bestimmung nicht nur die der Schamanin war. Etwas Größeres war in ihre Seele eingraviert, wie ein unauslöschlicher Funke, der auf seinen Moment wartete, um hell zu leuchten.

„Manche Geheimnisse," hatte Theresa gesagt, „werden dir erst dann offenbart, wenn du die Kraft besitzt, sie zu tragen." Emilias Gedanken flogen zu dem Buch, zu den Fragen, die sie immer tiefer in das Unbekannte zogen. Ein leises Kribbeln durchzog sie, und sie fragte sich, ob dieses Mal ihr Wegweiser sein könnte etwas, das sie in die Welt hinausführte, die sie noch nie betreten hatte. Sie ahnte nicht, dass ihre Reise, die alle Antworten bringen würde, bald beginnen würde.

Emilia schlenderte über den Marktplatz, als sie Lea in der Ferne mit einem jungen Valkyr entdeckte, der ihr amüsiert etwas ins Ohr flüsterte. Lea winkte Emilia fröhlich heran und zog sie schnell in ihre Richtung. „Emilia, das ist Tao," stellte sie stolz ihren Begleiter vor, der Emilia mit einem freundlichen Lächeln begrüßte.

Emilia musterte ihn unauffällig – sein offenes Lächeln und die ruhige, fast zurückhaltende Art, mit der er Lea ansah, ließen sie unwillkürlich grinsen. „Er scheint nett zu sein," flüsterte sie Lea später zu, als Tao kurz abgelenkt war. „Wie ist das denn passiert?"

Lea lachte leise und zuckte die Schultern. „Ich weiß auch nicht genau. Irgendwann... fühlte ich mich einfach... paarungsreif." Sie zwinkerte und stieß Emilia leicht an, während sie weitergingen.

Emilias Gedanken schweiften um die Paarungszeit, welche sie langsam verarbeitete..

Sie blieb für einen Moment perplex stehen. „Paarungsreif? Meinst du, das kommt einfach so?"

Lea nickte. „Ja, irgendwann fühlt man einfach dieses Bedürfnis. Du weißt schon..." Sie sah Emilia aufmerksam an. „Hast du das nicht auch mal gespürt?"

Emilia errötete und schüttelte schnell den Kopf. „Nein... also, ich... irgendwie noch nie." Ein unbehagliches Gefühl stieg in ihr auf, als ob sie plötzlich anders wäre. Das Thema setzte sie unterbewusst unter Druck. Sie konnte sich nicht vorstellen, sich hier mit jemandem zu paaren – nicht mit einem Valkyr oder jemandem aus dem Tal. Doch Lea lächelte nur, als ob alles völlig normal wäre.
Leas Worte hallten in Emilias Kopf nach. War sie wirklich so anders? Warum spürte sie diesen Drang nicht? Vielleicht, dachte sie, lag es daran, dass ihr Herz sich nach etwas anderem sehnte – etwas, das hier im Tal nicht zu finden war.
Kurz darauf schlug Lea vor, in den Gefährtenhain zu gehen, um sich zu entspannen. Die friedliche Atmosphäre dort half Emilia immer, ihre Gedanken zu ordnen. Doch heute bemerkte sie die Gefährten mit neuen Augen – überall waren sie mit ihren Partnern zu sehen, schauten sich aufmerksam an, rieben die Köpfe aneinander oder lagen einander nahe. Eine leise Sehnsucht regte sich in ihr, doch sie verstand sie nicht ganz.

Emilia trat in den Hauptsaal des Hauses des Lebensbaums, als sie die vertrauten Stimmen von Anne und Marna hörte. Die beiden saßen auf einem weichen Teppich inmitten einer Gruppe von Kindern und lasen ihnen gerade aus einem großen, alten Buch vor. Die Augen der Kinder waren weit geöffnet, gespannt auf die Geschichte, die gerade erzählt wurde.

„... und so herrscht die Königin Fiorella mit Weisheit und Stärke über das Tal der Walküren," las Anne vor. „Neben ihr steht König Erat, und zusammen schützen sie unser Tal vor allem, was von außerhalb kommt."

Emilia schmunzelte, als sie nähertrat. Diese Geschichten über das Königshaus hatte sie als Kind selbst oft gehört. Die Königin Fiorella und ihre älteste Tochter, Prinzessin Anastasia, waren Himmels-Walküren, die über die Flügel verfügten, die ihr Volk so sehr schätzte und schützte. Sie erinnerte sich daran, wie sie sich damals gewünscht hatte, selbst so eine stolze, flügeltragende Walküre zu sein.

Doch plötzlich begann eine Welle von Fragen unter den Kindern loszubrechen. Ein kleiner Valkyr hob die Hand und rief: „Warum leben wir überhaupt hier im Tal? Warum dürfen wir nie raus?"

Anne und Marna schauten sich unsicher an, doch bevor sie antworten konnten, meldete sich ein anderes Kind: „Und warum haben die anderen Stämme so was wie Flügel nicht? Sind wir dann alle mächtiger?"

Noch ein Junge hakte nach: „Und gibt es da draußen auch andere Dämonen, die so wie wir sind?"

Anna und Marna wirkten zunehmend überfordert von den Fragen, die von allen Seiten auf sie einprasselten. Ihre Blicke wanderten zu Emilia, die am Rand der Gruppe stand. Emilia seufzte und trat schließlich zu ihnen, klatschte einmal in die Hände, um die Aufmerksamkeit der Kinder zu bekommen.

„Okay, ihr kleinen Wirbelwinde," begann sie lächelnd. „Ich werde euch ein bisschen was erzählen." Die Kinder drehten sich gespannt zu ihr um, und Emilia setzte sich zu ihnen. Anna und Marna schienen erleichtert und zogen sich zurück, während Emilia die Rolle der Erzählerin übernahm.

„Unser Tal ist ein heiliger Ort, den unsere Vorfahren erschaffen haben," begann Emilia. „Es ist eine Schutzzone, die uns und unsere Mana-Kräfte bewahrt. Wusstet ihr, dass Mana in den Flügeln von Walküren gespeichert ist? Deshalb sind sie so wertvoll und können Mana an die Umwelt abgeben. Andere Stämme haben so etwas nicht."

Die Kinder starrten sie verwirrt an, und sie sah ein paar gerunzelte Stirnen. „Okay, das war kompliziert," räumte Emilia grinsend ein. „Ich sag's mal anders. Walküren-Flügel sind kostbar, und früher gab es andere Stämme, die unser Mana wollten. Auch der Schweif einer Valkyrie enthält eine Menge Mana. Deshalb hat unsere damalige Königin Hermesia beschlossen, das Tal zu einer Art Schutzraum zu machen, damit uns niemand unsere Kräfte nehmen kann."

Ein kleines Mädchen hob die Hand. „Und warum lassen wir nicht einfach alle Dämonen rein?"
Emilia lachte. „Na ja, nicht alle Dämonen sind so gütig und warmherzig wie ihr," erklärte sie. „Manche Stämme da draußen verstehen uns nicht oder wollen uns benutzen. Also hat das Königshaus diese Regeln eingeführt, um uns zu schützen. Damit die Welt draußen uns respektiert und niemand einfach unser Zuhause betritt."

Ein anderer Junge meldete sich mit einer ernsten Miene. „Aber warum dürfen wir nicht raus?"

Emilia lächelte sanft und erklärte: „Es ist nicht verboten, das Tal zu verlassen. Aber wenn jemand hinausgeht, muss er vorsichtig sein. Man braucht die Erlaubnis des Königshauses, und manchmal bekommt man sogar einen Schutzpatron mit, der auf einen aufpasst. Aber ohne diese Erlaubnis ist es draußen nicht sicher."

Die Kinder tauschten erstaunte Blicke, und ein paar nickten. Schließlich meldete sich ein kleiner Valkyr und fragte leise: „Und wenn wir groß sind, dürfen wir dann auch mal raus?"

Emilia strich dem kleinen Valkyr über den Kopf und schenkte ihm ein sanftes Lächeln. „Um das Tal zu verlassen, braucht man schon einen sehr guten Grund. Die Erlaubnis vom Königshaus ist etwas Besonderes, und sie wird nur an Dämonen gegeben, die eine wichtige Aufgabe erfüllen müssen. Meistens sind es Schamanen oder Heiler oder manchmal Gesandte, die das Vertrauen des Königshauses gewonnen haben." Sie hielt inne und fügte hinzu: „Aber bevor jemand diese Erlaubnis bekommt, muss er zeigen, dass er vorbereitet ist. Es gibt strenge Prüfungen, und nur die, die sie bestehen, dürfen gehen."

Ein Kind hob die Hand und fragte mit großen Augen: „Und wenn jemand einfach so geht?"

Emilia nickte ernst und sprach ruhig weiter. „Früher gab es Dämonen, die das Tal ohne Erlaubnis verließen. Viele von ihnen waren nicht vorbereitet und brachten Probleme mit sich zurück, die das Leben im Tal durcheinandergebracht haben. Deswegen gibt es das Tor, das von Wachen beschützt wird, und niemand kann einfach so hinein- oder hinausspazieren. Die Kontrolle schützt uns alle und sorgt dafür, dass nur die Stärksten und Weisesten hinausgehen."

Die Kinder schauten beeindruckt, aber ein weiteres Kind meldete sich und fragte leise: „Und wie sieht es draußen aus?"

Emilia lächelte bei der Frage, und ihre Augen funkelten. „Als ich klein war, habe ich mir vorgestellt, dass die Dämonen dort Flügel aus Blättern haben oder riesige Hörner, wie Berge. Es gibt sogar Geschichten darüber im Refugium des Wissens, die erzählen, wie die Dämonen draußen aussehen. Vielleicht geht ihr bald mal dorthin und lest nach."

Die Kinder kicherten bei der Vorstellung und begannen, sich gegenseitig wilde Geschichten über das Aussehen anderer Dämonen zu erzählen. Doch Emilia sah, dass ihre Neugier noch nicht ganz gestillt war, und fügte lächelnd hinzu: „Wenn ihr eines Tages groß seid und eure eigenen Flügel oder Bestienkräfte beherrschen könnt, vielleicht bekommt ihr dann auch die Möglichkeit, das Tal zu verlassen. Doch dafür müsst ihr euch noch gedulden und viel lernen."

Die Kinder sahen sie mit einem leichten Glanz in den Augen an – als hätte Emilia ihnen einen kleinen Hoffnungsschimmer geschenkt, ein Versprechen, dass das Abenteuer, von dem sie träumten, eines Tages vielleicht real sein könnte. Die Berge um das Tal schützten ihre Heimat und standen hoch und unerreichbar wie Wachtürme am Horizont, doch Emilia spürte eine leichte Ahnung, dass der Drang, eines Tages darüber hinauszublicken, nicht nur in ihr selbst lebte.

Emilia's Zeit der Erzählerin neigte sich dem Ende.

Sie sah auf die Wirbelwinde hinab- die weiterhin gespannt an ihren Lippen hingen. Emilia dachte nach, sie ergänzte ihre Erzählung.

„Wollt ihr die Geschichte des Heiligen Tals der Walküren hören?" fragte sie mit einem Lächeln.
Die Kinder nickten begeistert, und ihre Augen leuchteten vor Vorfreude. Emilia begann zu erzählen: „Als vor vielen, vielen Jahren eine wunderschöne Königin namens Hermesia lebte; Sie war eine Himmelswalküre, stark und weise, und herrschte über ihr Volk mit Güte und Gerechtigkeit. Doch in ihrem Herzen trug sie ein Geheimnis, das sie tief in ihrer Seele bewahrte."
Sie machte eine kurze Pause und ließ die Kinder gespannt nachfragen, bevor sie fortfuhr. „Hermesia verliebte sich in einen Tiger-Valkyr, einen mutigen Krieger aus dem Stamm der Bestien. Ihre Liebe war so stark, dass sie beschloss, das Tal zu erschaffen, das ihr Volk mit dem Volk ihres Geliebten vereinen sollte."
Die Kinder lauschten gebannt, und Emilia konnte die Neugierde in ihren Gesichtern sehen. „Sie errichtete das Heilige Tal, in dem die Himmelswalküren und die Tiger-Valkyren gemeinsam leben konnten. Es war ein Ort des Friedens und der Harmonie, wo beide Stämme als verwandte Völker zusammenkamen. Die Königin Hermesia wollte, dass ihre Liebe und ihre Verbindung nicht nur in ihren Herzen, sondern auch in ihren Völkern weiterlebte."

„Aber warum war das so besonders?" fragte ein kleines Mädchen mit großen, neugierigen Augen.

Emilia lächelte und erklärte: „Weil die beiden Stämme, die Himmelswalküren und die Tiger-Valkyrie, sich durch diese Vereinigung weiterentwickelten. Sie lernten voneinander, halfen sich gegenseitig und schufen eine einzigartige Kultur, die sowohl die Eleganz der Himmelswalküren als auch die Kraft der Tiger-Valkyrien umfasste. Das Tal wurde zu einem Symbol für die Macht der Liebe und des Zusammenhalts."

Die Kinder schauten fasziniert und stellten sich wahrscheinlich die majestätische Königin und den mutigen Tiger-Valkyr vor, während Emilia fortfuhr: „So lebten die beiden Stämme harmonisch zusammen, und das Heilige Tal wurde ein Ort der Legenden, die bis heute in unseren Herzen weiterleben. Es erinnert uns daran, dass die Liebe keine Grenzen kennt und dass wir alle gemeinsam stärker sind."
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Das Refugium des Wissens war ruhig, als Emilia die große Eingangshalle betrat. Die Regale erstreckten sich in alle Richtungen, und das gedämpfte Licht der Bibliothek verlieh dem Raum eine fast heilige Atmosphäre. An der Rezeption stand Eileen, die ältere Walküre mit grauen Haaren und einer Brille, die Emilia freundlich zunickte. Emilia erwiderte den Gruß und wandte sich dann Karsten zu, den sie etwas weiter hinten beim Einsortieren von Büchern entdeckte.

„Hey, Karsten," flüsterte sie ihm zu. „Gibt es hier Bücher über... na ja, über Malzeichen? So etwas, das in die Seele graviert ist?"

Karsten runzelte die Stirn und nickte langsam. „Ja, da gibt's tatsächlich etwas. Ich bring dich zur Abteilung für Flüche und Segnungen – dort findest du Texte über alles Mögliche, das dauerhaft an eine Seele gebunden werden kann." Er führte sie in einen Bereich, wo die Bücher staubiger und älter wirkten, und zeigte auf ein besonders schweres, in dunkles Leder gebundenes Buch.

Emilia schlug es vorsichtig auf und las die ersten Zeilen, die von mächtigen Flüchen und Segnungen erzählten. Es hieß, um ein Mal in eine Seele zu gravieren, wäre eine enorme Menge Mana und Kontrolle nötig, bis hin zu einem lebendigen Opfer, das als „Preis des Lebens" bekannt war.

„Preis des Lebens..." murmelte Emilia, während sie weiterlas. Sie verstand die Worte, aber nicht, was sie für sie bedeuteten. War das Mal, das Theresa ihr beschrieben hatte, vielleicht auch ein Fluch? Oder war es eine Art Segnung?

Frustriert schlug sie das Buch zu und wanderte zwischen den Regalen umher. Ihre Augen fielen auf eine andere Reihe, die sich mit den Kulturen und Völkern jenseits des Tals beschäftigte. Sie erinnerte sich daran, wie sie als Kind hierher kam, um alles über die Welt zu lesen, die außerhalb ihrer Heimat lag. Doch heute wühlte sich diese Neugier in eine tiefe Sehnsucht um, die sie nicht unterdrücken konnte.

Sie zog ein weiteres Buch heraus, das von einer Stadt erzählte, die „Eversum" genannt wurde. Diese Stadt lag in weiter Ferne und war ein Ort, an dem Dämonen unterschiedlichster Stämme friedlich zusammenlebten. Eversum war bekannt für seine Offenheit und die Vielfalt seiner Bewohner, und das Buch beschrieb die große Bibliothek dort – die „Chronikenhalle" –, die jedem Zugang zu Wissen gewährte, unabhängig von Rang oder Herkunft. Emilia stellte sich vor, wie es wohl wäre, diese Bibliothek zu betreten, in der alle Antworten frei zugänglich waren, ohne Einschränkungen.

Mit einem leisen Seufzen schloss sie das Buch. Die Antworten, nach denen sie suchte, würden sich hier im Refugium des Wissens wohl nicht finden lassen. Ein Entschluss begann in ihr zu reifen – sie musste hinaus in die Welt, um die Geheimnisse um ihr Mal und ihre Bestimmung selbst zu entdecken.

Emilia und Theresa saßen in einer ruhigen Ecke des „Glimmer-Schimmer Cafés", einer kleinen, gemütlichen Teestube im Herzen des Tals. Der warme Duft von Kaffee und Kräutertees erfüllte die Luft, während das sanfte Licht der Laternen den Raum in eine behagliche Atmosphäre tauchte. Sie hatten sich in einer abgelegenen Nische niedergelassen, wo das Stimmengewirr leise im Hintergrund klang und sie ungestört sprechen konnten.

Emilia hielt ihre Tasse umklammert und blickte nachdenklich in das dunkle Getränk. Schließlich hob sie den Blick und sah Theresa an. „Theresa...", begann sie zögernd. „Ist... ist dieses Mal in mir so etwas wie ein Fluch?"

Theresa musterte Emilia mit einem ruhigen Blick und lächelte leicht. Doch bevor sie antwortete, schien sie kurz zu zögern, fast als ob sie die Worte sorgfältig wählte, vielleicht um sich nicht zu viel zu entlocken. „Warum denkst du das, Emilia? Was lässt dich an einen Fluch denken?"

Emilia zuckte mit den Schultern und starrte wieder in ihre Tasse. „Weil es einfach da ist. Ohne Grund, ohne Erklärung. Und irgendwie... fühle ich mich dadurch anders. Fast, als ob etwas... Belastendes an mir haftet." Sie seufzte und fügte leise hinzu: „Etwas, das mich zwingt, mehr zu wollen, als das Tal mir geben kann."
Theresa legte ihre Tasse beiseite und sah Emilia lange an, und in diesem Moment schimmerte ein Hauch von Sorge in ihrem Blick – nicht nur, weil sie das Richtige sagen wollte, sondern weil die Vorstellung, Emilia gehen zu lassen, ihr schwerfiel. „Weißt du, Emilia, nicht alles, was wir nicht verstehen, ist ein Fluch. Manche Dinge in unserer Seele sind wie leise, tiefe Rufe, die uns führen – aber sie erdrücken uns nicht. Ein Fluch ist eine Last, doch was du trägst... ist eher ein Wegweiser, ein Hinweis darauf, wohin dich dein Weg führen könnte."

Emilia schwieg einen Moment, während sie versuchte, Theresas Worte zu begreifen. Doch eine leichte Frustration keimte in ihr auf. „Aber warum kannst du mir nicht einfach sagen, was es bedeutet? Wovor hast du Angst?"
Theresas Lächeln blieb, aber ihre Augen spiegelten nun etwas anderes wider – eine sanfte Traurigkeit, die zeigte, dass es mehr als nur Zurückhaltung war. „Es geht nicht um Angst, Emilia. Manche Wahrheiten entziehen sich unserem Verständnis, bis die Zeit reif ist. Dein Weg wird dir die Antworten zeigen, wenn du bereit bist, sie zu tragen. Wenn ich dir jetzt zu viel verrate, könnte es dich mehr verwirren als leiten." Sie hielt kurz inne und drückte Emilias Hand ein wenig fester, fast wie eine Mutter, die weiß, dass der Moment kommen wird, ihre Tochter loszulassen. „Warum zieht es dich so sehr nach draußen?"

Emilia sah überrascht auf, als ob sie diese Frage selbst noch nie wirklich durchdacht hätte. „Ich weiß nicht," murmelte sie leise. „Es ist nicht nur ein Wunsch, Theresa. Es fühlt sich an wie ein Teil von mir, das fehlt – als ob ich unvollständig bin, solange ich nicht weiß, was da draußen auf mich wartet."

Theresa nickte und legte ihre Hand beruhigend auf Emilias. „Vielleicht ist genau das die Antwort, die du suchst. Vielleicht brauchst du diesen Weg, um mehr Klarheit über dich selbst und das, was du wirklich willst, zu finden." Sie lächelte ein wenig, aber in ihren Augen lag ein leises Bedauern. „Jeder von uns trägt Geheimnisse, Emilia, selbst wenn wir sie noch nicht kennen." Theresa zog Emilia in eine flüchtige Umarmung, hielt sie aber nicht fest. Es war eine stille Zustimmung – ein Zeichen, dass sie bereit war, sie loszulassen, auch wenn es ihr schwerfiel.

„Geh, Emilia. Und vergiss nicht – die Welt wird dir Antworten geben, wenn du bereit bist, sie zu hören."
Emilia schwieg und ließ Theresas Worte in sich nachklingen. Ein Funken Entschlossenheit wuchs in ihr – die Gewissheit, dass die Antworten, die sie suchte, jenseits der schützenden Berge lagen.

Die Berge, die das Tal umgaben, waren Emilia einst wie schützende Mauern erschienen. Nun wirkten sie wie Tore zu einer unbekannten Welt, die darauf wartete, betreten zu werden.
Sie spürte, dass sich jenseits dieser Grenzen nicht nur Antworten, sondern auch der Schlüssel zu ihrem wahren Selbst verbarg.

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