70 - Meine Alisea
Ich werde wach und schrecke hoch. Die Sonne ist schon aufgegangen. Mit einem Seufzer lege ich mir die Hände vor das Gesicht und streiche darüber. So unruhig habe ich schon lange nicht mehr geschlafen. Kein Wunder, dass ich so spät wach werde.
Langsam stehe ich auf und ziehe mich an. Immer wieder schaue ich zu meinem Bett, obwohl es leer ist. Irgendetwas fehlt mir. Ist es nur eine Frau oder ist es Alisea? Ich sollte sie einfach wieder zu mir holen.
Aber wenn ich ehrlich zu mir bin, weiß ich, dass es ihr bei den Frauen besser geht. Ich kann mich in letzter Zeit einfach nicht kontrollieren. Guilia war ja jetzt ein paar Tage bei mir, um mich daran zu erinnern.
Dennoch geht mir das Bild nicht aus dem Kopf, als Alisea mich anflehte, sie nicht zurück zu den Frauen zu schicken. Ich habe sie sogar in den Arm genommen und dann mit Ote weg geschickt. Natürlich hassen die meisten sie, weil sie wissen, dass es ihr besser ging, als ihnen. Wollte ich sie nicht genau aus dem Grund dort lassen, damit sie das versteht? Ich werde jetzt wenigstens mal nach ihr sehen.
Entschlossen stehe ich auf und gehe direkt runter zum Frauenquartier.
Doch schon im Türrahmen fällt mir auf, dass Aliseas Käfig leer ist. Sie ist nicht hier. Warum? Haben die Frauen ihr etwa schon wieder etwas angetan? Sofort drehe ich mich um und stürme zu Enrico.
Ich reiße die Tür auf, aber er ist alleine im Zimmer. Überall liegen verblutete Tücher und es sieht hier aus wie in einem Schlachthaus. Die Farbe entweicht mir aus dem Gesicht, als ich das ganze Blut auf der Liege sehe, welches er gerade wegwischt. Ist ihr etwas passiert? Ist sie tot? Warum ist sie nicht hier? Meinen Schock kann ich nicht mehr verbergen. „Wo ist sie?", brülle ich fast.
Der Arzt schaut nur kurz auf und seufzt tief. „Ote hat Alisea mitgenommen. Er wollte sie in sein Quartier bringen."
Einerseits fällt mir ein Stein vom Herzen... sie lebt... aber andererseits, was ist passiert? „Warum? Ist das Blut von Alisea?"
„Sie wurde gekratzt. Von Marie, Emina und Odette. Ich bin gerade rechtzeitig dazwischen gegangen, bevor es wirklich hässlich wurde."
Ich balle meine Hände zu Fäusten. Das wird diesmal schmerzhaft für die Frauen. Aber darum kümmere ich mich später. Ich drehe mich um und verlasse das Arztzimmer fluchtartig. Ich werde Alisea nicht bei Ote lassen!
Ohne zu klopfen betrete ich sein Quartier. Er schaut mich mit zusammengekniffenen Augenbrauen an. Mein Blick schwenkt durch den Raum.
Alisea liegt in einer Ecke und rührt sich nicht.
Ich hebe die Hand und klopfe gegen die offene Tür, dann gehe ich die Treppe zu Ote herunter. Ich sehe, dass Alisea mehrere Verbände an Armen und Beinen hat. Sie schaut zur Wand und zittert. Haben ihr die Frauen so eine Angst gemacht oder Ote?
Seine Stimme lässt mich aus den Gedanken schrecken. „Wenn du über die Rationen reden willst, dann sollten wir zu dir gehen." Dann folgt er meinem Blick und sieht zu Alisea. „Die großen Zellen sind alle voll. Wir könnten sie noch zu ihrem Liebsten stecken."
„Nein. Ich nehme sie wieder zu mir. Hast du Marie, Emina und Odette schon bestraft?" Ich gehe schon auf Alisea zu, aber sie rührt sich nicht.
„Nein. Wie auch? Marie hat schon die nasse Peitsche bekommen. Ich dachte an Nahrungsentzug für ein paar Tage. Und es ist ja nun ein Käfig frei geworden. Wird zu dritt etwas eng, aber mich stört es nicht." Er grinst dabei schief, wobei nur ein Mundwinkel nach oben geht.
„Nahrungsmittelentzug für alle Frauen... drei Tage. Das kommt uns dann noch zu Gute und wir sperren die drei in den Käfig, nachdem wir sie auf Deck geschickt haben. Mal sehen wie die anderen Frauen reagieren, wenn sie wegen denen kein Essen bekommen!"
Ote hebt kurz die Augenbrauen aber nickt dann.
Ich weiß, dass die Strafe etwas übertrieben ist, aber am liebsten würde ich die Frauen über Bord werfen. „Aber zuerst bringe ich Alisea wieder dahin, wo sie hingehört!" Ich muss schlucken, als ich den Satz ausgesprochen habe und hoffe, Ote sagt dazu jetzt nichts. Schnell greife ich nach Aliseas Arm. „Komm mit!"
Alisea zuckt heftig zusammen und steht auf. Sie hält den Blick stur nach unten gerichtet. Ihr ganzer Körper ist angespannt. Und erst jetzt merke ich, dass ich eine Stelle gegriffen habe, um die ein Verband gewickelt ist.
Sofort lasse ich sie los, während ich meinen Blick über ihren Körper schweifen lasse. Was haben sie ihr nur angetan? Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich sie nicht bei den Frauen gelassen. Ich greife nach ihrer Hand, die keinen Verband hat. Dann schaue ich zu Ote. „Warte mit der Bestrafung. Ich möchte das später selbst machen."
Ote brummt ein wenig, aber ich gehe mit Alisea schon an ihm vorbei und sie kommt auch bereitwillig mit.
In meiner Kajüte angekommen lasse ich sie los und schließe die Tür hinter uns. „Manche Frauen können Biester sein."
Sie schaut nur kurz auf, sagt aber nichts. Ihr Blick wandert allerdings flüchtig durch meine Kajüte. Sie zittert und ich sehe, dass sie Gänsehaut am ganzen Körper hat. Ich kann sie ja jetzt nicht ins Bett schicken, wir haben noch Morgens. So gehe ich an ihr vorbei zu meinem Schrank und öffne ihn.
Gleich obenauf liegt das verdammte Hemd, weswegen sie jetzt so verletzt ist. Ich schließe einen Moment die Augen, um durchzuatmen, denn das tut mir gerade so unendlich leid. Sie kann mich nicht sehen, da die Schranktür ihre Sicht auf mich versperrt.
Ich hole tief Luft. Ich muss mich jetzt zusammenreißen. Ein gottverdammter Pirat bin ich und kein Wohltäter! Wieso habe ich jetzt Gewissensbisse? Ich greife nach dem Hemd und knalle die Schranktür zu. Dann werfe ich ihr das Hemd entgegen. „Hier... das darfst du jetzt anziehen, wenn du willst."
Ich gehe an ihr vorbei ohne sie nochmal anzusehen. Doch bevor ich die Türklinke drücke, bleibe ich stehen. „Du verlässt heute nicht die Kajüte. Verstanden?"
„Ja." Sie räuspert sich kurz und hält ihren Blick gesenkt. „Ich bleibe hier."
„Gut."
Mit dem Wort öffne ich die Tür und verlasse die Kajüte. Vor meiner Tür bleibe ich jedoch stehen und halte kurz inne. Sie ist auf jeden Fall besser bei mir aufgehoben. Selbst wenn ich noch einmal ausrasten würde, wäre sie nicht so zugerichtet wie jetzt. Nein, ich muss mich eben zusammenreißen.
Ich balle meine Hände zu Fäusten. Meine Wut bekommen jetzt andere zu spüren und da werde ich mich nun austoben. Gerade als ich losgehen will, höre ich ein Geräusch aus meiner Kajüte und lege vorsichtig mein Ohr an die Tür.
„So ein...! Ah!" Sie schreit frustriert auf und ich kann förmlich sehen, wie sie sich die Haare rauft oder wütend auf den Boden stampft.
Aus irgendeinem Grund bringt mich das zum Lächeln. Meine trotzige Kleine.
Ich gehe unter Deck und kurz bevor ich beim Frauenquartier ankomme, muss ich sogar kurz mein Gesicht etwas entspannen. Ich kann ihnen ja nicht lächelnd erklären, dass ich sie jetzt alle ficke... im übertragenen Sinne natürlich.
Mit Mühe schaffe ich es einen bösen Blick aufzusetzen, als ich ihr Zimmer betrete.
Die Gespräche verstummen wieder augenblicklich und ein paar Frauen verstecken sich sogar in ihren Hängematten. Sie weichen meinen Blicken aus und drängen weiter nach hinten. Bloß weit weg von mir.
Ganz langsam, aber mit großen Schritten, gehe ich einmal durch den Raum und schaue dabei fast alle Mädchen an. Irgendwie habe ich überhaupt nicht in Erinnerung, dass soviele hässliche dabei sind.
Vor einer Frau bleibe ich stehen. Sie hat eine krumme und sehr große Nase. Sie könnte als Hexe durchgehen. Ist das diese Marie, die meiner kleinen eine Nadel in den Arm stach und sie mit ihren Freundinnen blutig gekratzt hat? Ich weiß es nicht. Die Namen und Gesichter kann ich hier überhaupt nicht zuordnen. Ich nehme immer dieselben Frauen.
Mein Blick schwenkt zu Guilia, die noch immer ein blaues Auge hat. Aber selbst mit dem sieht sie schöner aus, wie so manch andere hier. Ich weiß schon, warum ich sie damals unbedingt wollte. Und ich kann mich sogar noch erinnern, was für ein Theater sie gemacht hat, als wir sie mitnehmen wollten.
Ich sehe wieder zu dem Nasenmonster vor mir. Ob meine Vermutung richtig ist, dass sie Marie ist? „Name?"
„Kira."
Ich nicke nur und trete zurück. Ich könnte Enrico oder Ote holen, die würden mir sofort sagen, wer die drei Übeltäterinnen sind. Aber ich werde sie auch so finden.„Wer von euch sticht gerne Nadeln in fremde Arme?"
Natürlich meldet sich niemand, aber ich sehe aus den Augenwinkeln, dass sich eine Frau mit dunklen Haaren etwas weiter nach hinten schiebt. Aber die Frau, hinter der sie sich verstecken will, weicht sofort aus.
„Dann suchst du Marie. Diese hier."
Ich gehe auf sie zu und sehe sie mir genau an. Sie atmet schnell und wirkt nicht mehr so entspannt.
„Du bist also Marie. Und wer von euch sind Emina und Odette?" Ich lasse meinen Blick durch die Menge streifen und ausgerechnet das Mädchen, was Marie vorschob, hält die Hand ganz leicht angedeutet hoch. Das ist mir ja eine fantastische Freundin. „Mitkommen, alle drei!"
Sie stehen auf, wobei sie versuchen, jeweils eine andere Frau in den Vordergrund zu drängen.
Sofort erhebt diese Marie das Wort: „Ich habe meine Strafe schon bekommen!"
Ich lache böse auf. „Du hast deine Strafe also schon bekommen." Bedrohlich lehne ich mich zu ihr vor, sodass sich fast unsere Nasenspitzen berühren. „Das ist mir scheißegal. Ich entscheide hier, wer welche Strafe bekommt und wie oft." Mit den Worten lehne ich mich wieder zurück und sehe in die Runde.
Dabei hebe ich meine Stimme: „Wegen diesen drei Frauen und deren Vergehen, einer Jungfrau Narben zuzufügen, werdet ihr alle jetzt mindestens drei Tage hungern müssen. Ihr dürft euch aber bei ihnen bedanken. Jede einzelne von euch darf ihnen jeweils einen Schlag mit einem nassen Handtuch geben. Aber erst, wenn die drei heute Abend wieder kommen."
Ich sehe wieder zu Marie. „Ihr dürft jetzt aufs Deck gehen, bis ich euch hole."
Eine der anderen beiden Frauen protestiert entsetzt: „Was? Nein! Ich bin schwanger!"
Ich sehe an ihr herab. Der Bauch ist noch nicht sichtbar. Wenn dem so ist, ist sie es noch nicht lange. Dennoch werde ich sie nicht verschonen. Ich packe sie am Arm und weise den anderen Beiden an: „Geht voraus. Ich komme mit hoch."
Wenn sie nicht gefickt werden kann, kann sie wenigstens Schwänze lutschen!
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