51 - Die Strafe Gottes
Nachdem Lestat plötzlich weg ist, bleibe ich einen Moment wie erstarrt liegen. Meine Mitte pocht fürchterlich und mein Herz rast. Aber diesmal hatte ich nicht dieses erquickende Hochgefühl. Ich glaube, Lestat hat vorher aufgehört. Ob er deswegen sagte, ich könnte das Problem mit der Hand lösen?
Ich lege tatsächlich kurz eine Hand auf meine Scham und bin entsetzt, wie nass ich zwischen meinen Beinen bin. Aber das ist sicher nur wegen seiner Zunge.
Kurz stöhne ich auf, unterdrücke den Laut aber sofort und stehe umständlich auf. Mein ganzer Körper bebt noch und ist in einer seltsamen Erwartungshaltung. Mir ist heiß und ich spüre Schweiß auf meinem Körper. Also gehe ich zur Schüssel, greife nach Schwamm und Seife und wasche mich erneut. Auch die Haare wasche ich gründlich.
Direkt danach seife ich noch das Kleid ein, wasche es aus und lege es zum Trocknen über den Stuhl am Schreibtisch. Dort, wo Lestat immer so gerne sitzt.
Er wird wieder den ganzen Tag weg sein. Und wenn er doch früher kommt, dann höre ich ihn ja, wenn er den Schlüssel im Schloss umdreht.
Mein Blick fällt auf die Schublade, in der das Logbuch ist und ich brauche mehrere Anläufe, bis ich mich traue, es herauszuholen. Diesmal achte ich auf den losen Zettel, suche erst, wo er ist und halte ihn mit einer Hand an Ort und Stelle. Mit der anderen Hand blättere ich durch die Seiten und lese die aktuellen Logbuch Einträge.
Ein Absatz treibt mir Tränen in die Augen, weil dort von einer Jungfrau gesprochen wird, die verschwunden ist. Sie wird gesucht. Dabei weiß ich, dass sie schon längst nicht mehr lebt. Sie sprang vor mehreren Tagen in den Selbstmord.
Ich lese einen Eintrag nach dem nächsten, immer weiter zurück. Bevor das Schiff Nouel und mich nahe Korsika aufgegriffen hat, waren sie an der Küste von Spanien. Lestat schreibt sehr ausführlich und ich habe stellenweise das Gefühl, ich kann vor meinem geistigen Auge sehen, wo das Schiff war. Die Küsten und Klippen, die Häfen und Strände.
Die Black Curesana segelte auch an den südlichen Ländern vorbei und sie nahmen dort schwarze Sklaven auf Fischerbooten gefangen. Sie waren sogar in Ägypten!
Immer weiter lese ich zurück, bis ich einen langen Eintrag finde, der fast über zwei Seiten geht. Das Schiff ankerte in Konstantinopel und sie haben dort die Sklaven verkauft. Die ersten Sklaven wurden direkt an Deck verkauft, danach wurden die hübschen Frauen hergerichtet und teilweise sogar neu eingekleidet, bevor sie auf Sklavenmärkten versteigert wurden.
Es tauchen keine Namen auf, auch nicht die Summen. Also gibt es bestimmt noch ein anderes Buch, indem solche Daten stehen. Kurz überlege ich, ob ich nach dem anderen Buch schauen soll, entscheide mich aber dafür, weiterzulesen.
In den Einträgen davor gibt es nicht viel spannendes zu berichten. Aber dann sehe ich einen Eintrag, dass sie an einem Hafen des osmanischen Reiches angelegt haben und dort reichlich frische Lebensmittel und Obst an Bord geholt wurden, damit "die Ware" wieder rosige Wangen bekommt und nicht so ausgehungert aussieht.
„Sie haben die Frauen wie Schweine gemästet" gebe ich leise von mir. Fassungslos lese ich, welcher Grund dahinter steht, frische Lebensmittel an Bord zu haben und erinnere mich mit Entsetzen daran, dass ich selbst so gern das Obst gegessen habe. Alles nur, damit wir gesund aussehen.
Ich blättere weiter zurück und lese, dass sie bei den griechischen Inseln in einem Kampf mit anderen Piraten verwickelt wurden. Und davor waren sie in Athen.
Athen!
Ich klappe das Buch zu und lege es zurück in die Schublade. Für heute habe ich mehr als genug gelesen und ich denke, Lestat hat sicher seine festen Routen und Abläufe. Immerhin muss er regelmäßig anlegen, damit "die Ware" gesund bleibt.
Also werden wir in Athen anlegen. Und wenn nicht in Athen, dann vielleicht an einer griechischen Insel. Dort werden Nouel und ich fliehen! Dafür muss ich allerdings diese Kajüte wieder verlassen können. Oder will Lestat mich nun die ganze Zeit hier gefangen halten? Ist das die Strafe, weil ich doch wieder an Deck war?
Ich greife nach dem Kleid, das mittlerweile halbwegs trocken ist und ziehe es wieder an. Danach öffne ich weitere Schubladen an dem Schreibtisch, denn irgendwo war doch auch ein Spiegel und eine Bürste. Ich finde die Bürste, halte aber inne. Wenn Lestat sieht, dass ich mir die Haare gebürstet habe, dann weiß er, dass ich an seinem Schreibtisch war. Also mache ich die Schublade wieder zu und kämme mit meinen Händen durch das noch feuchte Haar.
Ich halte kurz inne, als ich ein kurzes Ziehen in meinem Unterleib spüre. Das Baby? Aber kurz darauf spüre ich etwas warmes an meinem rechten Oberschenkel herunter laufen. Schnell greife ich nach dem Schwamm, hebe mein Kleid und wische es auf.
Blut!
Entsetzt reiße ich die Augen auf, wische immer wieder das Blut weg und fange an zu weinen. Also kann ich auch kein Leben in mir halten! Meine Mutter hatte nach mir immer wieder Fehlgeburten und ich habe so oft gehört, wie meine Eltern gestritten haben. Ich kann mich kaum an ein normales Gespräch erinnern.
Nein, nein, nein, nein!
Immer wieder läuft neues Blut nach und ich wische es weinend weg, bis es endlich aufhört. Aber meine Tränen versiegen nicht. Mein Vater gab meiner Mutter die Schuld daran, dass sie kein Ungeborenes halten konnte und warf ihr sogar vor, sie sei fremd gegangen und dies sei nun die Strafe Gottes.
Passiert dies nun, weil ich mich heute nicht gegen Lestat gewehrt habe und mich wie eine Hure verhalten habe, als er mit seiner Zunge an meiner Scham war?
Ich drehe mich suchend um und versuche, einen Streifen von meinem Rock abzuziehen. Aber ohne Schere kann ich den Stoff nicht abreißen. Daher suche ich nach einer scharfen Kante am Tisch und an den Stühlen. Dann finde ich endlich eine Schärfe Kante und ziehe einen breiten Saum ab, den ich in mehrere kleine Tücher reißem
Wieder fange ich an zu bluten und drücke die Tücher zwischen meine Beine, um das Blut aufzufangen.
Wenn ich nicht mehr schwanger bin, dann muss ich ich an Deck, wie Guilia! Ich weiß nicht mal, wie es ihr geht. Und was die Männer dort getan haben, sah so schrecklich aus! Ich will das nicht! Ich habe so schrecklich Angst! Dagegen ist das, wozu Ote mich gezwungen hat, lächerlich. Und ich dachte, es wäre das Schlimmste gewesen, was mir je hätte passieren können.
„Oh Gott... Bitte hilf mir...!"
Ich breche weinend zusammen und drücke die Tücher zwischen meine Beine.
Es ist alles meine Schuld!
Die Tür geht plötzlich auf und Lestat kommt herein. Er schaut sich kurz um und kommt auf einmal schnellen Schrittes auf mich zu. Er packt mich am Arm und zieht mich hoch auf die Beine und schreit mich an: „Was hast du gemacht? Warum sind hier Tücher mit Blut? Wo bist du verletzt?"
Ich versuche zu antworten, aber mir entweicht nur ein Schluchzen. Ich halte noch immer die Fetzen zwischen meine Beine.
Er zieht plötzlich meinen Rock hoch und sieht jetzt was los ist ist. Er drückt die Lippen aufeinander und lässt mich los. Seine Stimme klingt erleichtert. „Ach so... ich dachte schon, du hättest dir etwas angetan. Ich sage Enrico Bescheid, dass er dir genug Tücher bereitstellen soll."
Ich fange wieder an zu weinen und entferne mich einen Schritt von ihm. Warum tut er nun so, als sei das nur halb so wild? Denn eigentlich ist es doch nur seine Schuld, dass ich das Kind verloren habe, immerhin hat er mich verführt!
Der Pirat legt den Kopf schief und betrachtet mich. „Was ist los? Hast du so starke Unterleibschmerzen oder warum weinst du?"
Ist das sein Ernst? Oder sieht er nun einfach die Möglichkeit mir selbst ein Kind zu machen? Hat er deswegen darauf bestanden, dass ich bei ihm im Bett liege?
Ich wische die Tränen weg und hole tief Luft. „Ich habe das Kind verloren..."
Er zieht die Augenbrauen hoch und schaut mich völlig entsetzt an. „Welches Kind? Du bist Jungfrau! Du kannst kein Kind verlieren, geschweige denn, überhaupt ein Kind erwarten. Du bist doch nicht die Jungfrau Maria."
„Aber sie wurde als Jungfrau schwanger! Außerdem weiß ich doch gar nicht, ob ich überhaupt noch Jungfrau bin..."
„Doch, natürlich, denn du hast dein Jungfernhäutchen noch. Und die Jungfrau Maria ist ein Märchen. Oder glaubst du ernsthaft, Gott hat dich geschwängert?" Er schüttelt genervt den Kopf.
„Nein! N..." Ich halte inne, weil ich beinahe den Namen von Nouel gesagt hätte. „Aber du hast mir zwischen die Beine gegriffen und Guilia sagte, schwangere Frauen seien mehr Wert!"
„Jungfrauen sind mehr wert, als schwangere Frauen."
"Warum? Warum müssen die Frauen schwanger sein?", hake ich nach. Denn ich verstehe nicht, warum ein Mann eine Frau kaufen sollte, die offensichtlich von einem anderen Mann schwanger ist.
"Weil eine schwangere Frau keine Flucht versuchen wird. Sie ist abhängig und gefügiger. Und nach der Geburt wird sie sich um das Kind kümmern müssen, während der Käufer einen weiteren Sklaven hat."
"Wieso sollte sie sich um das Kind kümmern? Sie wollte es ja nicht mal!", rufe ich entsetzt.
Lestat lächelt kurz, allerdings erreicht es seine Augen nicht. "Jede christliche Mutter kümmert sich um ihr Kind. Es muss gestillt werden und ist hilflos. Also wird sie keine Flucht wagen. Und sobald das Kind laufen kann, hat sie sich eh schon an das neue Leben gewöhnt oder ist wieder schwanger. Aber..." Er schüttelt wieder den Kopf und ich glaube, dass seine Mundwinkel kurz zucken. „Das ist auch völlig irelevant. Hast du vorher noch nie geblutet?"
„Doch, natürlich! Aber ich weiß, dass man nicht blutet, wenn man schwanger ist. Deswegen dachte ich..." Neue Tränen brennen in meinen Augen und ich ahne, dass Nouel mich belogen hat. Er weiß, dass ich nicht von ihm schwanger bin!
„Ja, man blutet nicht wenn man schwanger ist, aber", erklärt er, kommt auf mich zu und greift mit seiner Hand auf meine, die die Tücher zwischen den Beinen festhält. Der Rock ist noch dazwischen, aber damit will er wohl verdeutlichen, was er meint. „Wenn dir da kein Mann einen Schwanz reingesteckt hat, dann kannst du auch nicht schwanger werden."
Er lässt wieder los und schaut mir in die Augen. „Und da wird dir niemand etwas reinstecken, bis du...."Er hält inne.
„Bis ich ... Verkauft werde?" Ich schaue ihm nun in die Augen und verstehe nun, warum Enrico mir das Metallding umgelegt hatte. Damit die widerlichen Piraten ihr Geschlechtsteil nur in meinen Mund stecken.
Lestat hält meinem Blick stand und antwortet sogar: „Ja, bis du verkauft wirst. Kluges Mädchen. Also... ich werde jetzt zu Enrico gehen und ihm sagen, dass du deine Blutung hast. Dann wird er dir Tücher geben und dich gegebenenfalls noch mal untersuchen."
Ich nicke nur schwach und bin erschüttert und erleichtert zugleich. Also werde ich wirklich verkauft. Wahrscheinlich weiß Lestat schon längst, dass mein Vater nie ein Lösegeld zahlen wird. Ich bin auch nicht schwanger und muss nie aufs Deck. Und erst jetzt wird mir bewusst, dass die Piraten dort auch nicht die Frauen geküsst haben. Wie konnte ich nur glauben, dass man davon schwanger wird?!
Ich habe Nouel vertraut... Er fragte mich doch sogar noch, ob ich noch Jungfrau sei!
Dass Lestat gegangen ist, bemerke ich erst, als die Tür ins Schloss fällt und atme tief durch.
Sofort fallen mir seine Worte wieder ein, warum schwangere Frauen mehr Wert sind und der Grund erschüttert mich zutiefst. Denn die Piraten und die Käufer nutzen die Nächstenliebe der Christen aus. Die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind.
Es ist bloß ein Mittel zum Zweck, um die Frauen in der Sklaverei zu halten und sollte sie wirklich das Kind lieben, das ihr aufgezwungen wurde, dann kann sie mit dem Kind erpresst werden.
Eigentlich dürfte mich das nicht so sehr erschüttern, denn es ist dieselbe Taktik, mit denen Ehemänner ihre Frauen an sich binden und gefügig machen.
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