41 - Weitere zwei Tage
Ich weiß gar nicht mehr, wie ich zurück in die Kajüte von Ote gekommen bin. Dabei weiß ich, dass ich nicht ohnmächtig geworden bin. Obwohl mir die Männer manchmal sogar die Nase zugehalten haben, während ihr harter Penis bis zum Anschlag in meinem Mund steckte.
Vorsichtig drehe ich mich auf den Rücken und starre hoch an die Decke. Mein Magen rebelliert heftig, aber ich will mich nicht übergeben. Auch, wenn ich es mir zeitgleich wünsche. Ote ist weg und ich bin dankbar darum. Denn wenn er wiederkommt, dann hat er sicher eine neue Gemeinheit für mich auf Lager. Aber kann es eigentlich noch schlimmer werden?
Langsam drehe ich den Kopf bei Seite und atme möglichst flach durch die Nase. Ich darf mich nicht übergeben, denn ich habe wieder den Knebel im Mund. Ich könnte das Erbrochene nicht mal ausspucken.
Durch den Spalt an der Tür sehe ich, dass die Sonne untergeht und frage mich, seit wann ich nun hier bin. Seit drei Tagen? Oder sind es schon vier Tage? Spielt das überhaupt eine Rolle?
Die Tür geht auf und ich senke den Blick. Höre nur die schweren Stiefel von Ote, bis sie kurz vor mir in meinem Sichtfeld erscheinen. Aber ich halte den Blick unten.
Ote kommt zu mir und tritt mir in die Seite. Natürlich genau dort, wo er mir die Rippen geprellt hat und ich stöhne unter Schmerzen auf. Danach geht er einfach ins Bett und lässt mich hier liegen.
...
Ich wache mit dumpfen Kopfschmerzen auf und sehe entsetzt, dass es schon hell ist. Ote ist nicht da und ich wälze mich einfach auf dem Boden herum. Stunde um Stunde liege ich hier und erschrecke bei jedem Geräusch.
Wenn die Tür aufgeht, habe ich Angst und hoffe, er ignoriert mich wieder, oder tritt mich bloß. Den Kopf hebe ich schon gar nicht mehr.
Ote nimmt mir den Knebel aus dem Mund, reicht mir einen Becher Wein und ich trinke es gierig aus. Er schenkt erneut ein, aber trinkt es selbst leer und stopft mir danach den Knebel wieder in den Mund.
Also lässt er mich nicht verdunsten. Ich fühle mich dennoch mehr tot, als lebendig. Und als er noch vor Sonnenuntergang wieder hereinkommt, hat er sogar Brot dabei und er nimmt mir wieder den Knebel aus dem Mund.
Er reißt ein kleines Stück vom Brot ab und hält es mir an die Lippen. Sofort öffne ich den Mund. Allerdings pustet Ote mir nur in den Mund und stopft mir den Knebel wieder in den Mund. Danach muss ich dabei zuhören, wie er das Brot isst und immer wieder mit Wein nachspült.
Erst am Tag darauf darf ich ein paar trockene Krümel von dem Brot haben und dann ist er auch schon wieder weg. Über Stunden bleibt er fern und ich spüre wieder die heftigen Kopfschmerzen, die mich um den Verstand bringen.
Wieder geht die Tür auf, allerdings hebe ich nun nicht einmal den Blick. Schon an den Schritten höre ich, dass es Ote ist.
Er geht vor mir in die Hocke und nimmt mir den Knebel aus dem Mund. Das hat er die letzte Zeit nur gemacht, um mir etwas zu trinken zu geben, daher öffne ich erwartungsvoll den Mund.
„Knie dich hin, den Mund kannst du gleich offen lassen."
Ich richte mich sofort auf und knie mich vor ihn. Aber er hat die Hose noch an und tritt einen Schritt zurück.
„Sehr gut und jetzt steh auf", verlangt er von mir.
Das mache ich auch, obwohl ich kaum Kraft habe, um zu stehen. Schwindel erfasst meinen Körper, dennoch halte ich die Augen gesenkt und lasse den Mund geöffnet. Ich will ihm keinen Grund geben, mir wieder weh zu tun.
„Und jetzt hüpfe einmal im Kreis", befiehlt Ote und ich höre ihn dabei breit grinsen.
Natürlich mache ich sofort, was er will und hoffe auf etwas Wein oder sogar ein wenig Brot.
Ote lacht laut auf und ich denke daran, dass er mal meinte, er will mich tanzen sehen, sodass meine Brüste wackeln. Ich weiß, ich sollte wütend sein. Ich sollte erschüttert sein. Aber in mir ist nur diese alles verzehrende Leere.
„Denk dran, wenn du das nächste Mal aufmüpfig wirst, wird er dich wieder zu mir schicken. Und jetzt komm mit."
Ote löst meine Fesseln um die Hände und Füße, dann geht er zur Tür und ich folge ihm, ohne recht zu verstehen, was er damit gerade meinte.
Ich halte den Blick stur nach unten, während ich seinen Stiefeln folge. Während ich innerlich bete, dass ich nicht wieder in diesen Raum muss, wo all die Männer waren. Alles dreht sich und ich verliere mehrmals fast das Gleichgewicht.
Vielleicht sollte ich mich einfach auf den Boden fallen lassen. Aber dann wird Ote mich treten, bis ich auf allen vieren weiterkrieche. Also schwanke ich hinter ihm her, bis er plötzlich stehen bleibt und ich beinahe in ihn hinein laufe.
Dann öffnet er eine Tür und geht weiter. Ich erkenne Lestats Kajüte, auch wenn ich zu Boden schaue. Kurz ist es still, dann höre ich seine raue Stimme. Mir war nicht bewusst, dass ich diese Stimme jemals vermissen würde, geschweige denn, dass ich erleichtert sein würde, Lestat zu hören.
Er hört sich nicht erfreut an. „Danke, Ote."
„Dein Schoßkätzchen. An einem Stück, wie versprochen."
Ich höre kurz darauf, dass Ote geht und bleibe wie erstarrt stehen. Mitten im Raum. Und mir ist bewusst, dass ich bis auf den Keuschheitsgürtel nichts trage.
Wieder schwankt es und ich kippe fast zur Seite. Das Schiff segelt weiter! Das ist nicht bloß Schwindel durch meine schwachen Muskeln!
„Komm eben zu mir, ich befreie dich von dem Ding." Ich höre etwas klimpern. Ich weiß zwar nicht, was er hat, aber ich setze mich in Bewegung, aber schon beim zweiten Schritt verlässt mich meine Kraft. Meine Beine knicken ein und plötzlich sehe ich, wie der Boden mir näher kommt... Nein! Ich falle...!
Der Aufprall schmerzt weniger, als erwartet und ich versuche direkt wieder aufzustehen, doch ich fühle sofort Lestats kräftige Hände an meiner Taille. „Ist schon gut. Ich helfe dir."
Ich stehe zitternd auf und ich lehne mich leicht gegen seine warmen, stützenden Hände. Der Weg von einer Kajüte zur anderen hat mich mehr geschwächt, als ich gedacht hätte. Noch dazu der Seegang...
Seine großen Hände blieben an meiner Taille und er nimmt mir den Gürtel ab. Sofort fühle ich mich besser und schließe meine Augen.
Lestat hält mich weiter fest, sonst würde ich wieder umkippen. „Möchtest du etwas Essen?"
Ich nicke schwach, obwohl ich weiß, dass das eine Gegenleistung kosten wird. Nichts ist umsonst und ich muss mir alles erst verdienen.
Er hebt mich spielend leicht hoch und setzt mich auf seinen Stuhl. Ich sehe vor mir Obst und Gemüse. Außerdem riecht es nach Fleisch und deshalb hebe ich leicht den Kopf an.
Lestat streichelt kurz meinen Kopf und beugt sich leicht zu mir vor. „Iss ruhig schon. Ich komme gleich wieder." Seine Stimme ist so sanft, dass ich mich ihm am liebsten entgegen lehnen würde.
Erst, als die Tür zufällt, hebe ich den Blick und sehe Äpfel, Birnen, Zitronen und Hähnchenfleisch. Spargel, Blumenkohl und sogar Käse. Ich nehme eine Birne und beiße direkt in die weiche Schale, schmecke das süße Fruchtfleisch auf meiner Zunge. Sofort füllen sich meine Augen mit dicken Tränen und habe das Gefühl aus der Hölle in den Himmel gekommen zu sein.
Eine leise, mahnende Stimme nagt an meinem Hinterkopf und erinnert mich daran, dass ich noch immer in der Hölle bin und dieses Festessen vor mir seinen Preis haben wird.
Aber das ist mir gerade egal und ich denke nur an die süße Frucht in meiner Hand. Noch nie hat eine Birne so gut geschmeckt! Ich kaue nur langsam und vorsichtig. Schlucke erst alles herunter, als ich mir sicher bin, dass ich alles klein gekaut habe. Erst dann beiße ich wieder ab und sauge kurz an der Birne, bevor der Birnensaft noch an meiner Hand herunterläuft.
Einen kurzen Moment genieße ich den Geschmack einfach nur. Bei Ote bekam ich nur trockene und harte Brotkrümel. Er sagte mir, dass ich mehr nicht verdient habe. Nochmal lasse ich den Blick über den Tisch schwenken. Da ist auch Brot. Hätte ich das nehmen sollen? Ich schaue die halbe Birne in meiner Hand an.
Ich lege die Birne wieder zurück und drehe sie so, dass man nicht sieht, dass ich schon hineingebissen habe. Dann greife ich nach dem Brot. Aber wenn Lestat die halb angebissene Birne sieht, wird er ausrasten? Also greife ich wieder nach der Birne, während sich meine Augen erneut mit heißen Tränen füllen.
Noch vor ein paar Tagen wären mir die Prügel egal gewesen. Aber nun schaffe ich es nicht, noch etwas zu essen. Meine Kehle schnürt sich zu und mein Magen fängt an zu schmerzen.
Da geht die Tür auf und ich lasse die Birne vor Schreck fallen.
Lestat kommt herein und geht auf mich zu. „Ich habe dir etwas mitgebracht. Mach die Arme hoch."
Zitternd komme ich seinem Befehl nach, aber schaue dabei zu Boden. Ich sehe nicht, was er da hat, bis ich spüre, dass er mir etwas überzieht. Ich streiche kurz über den Stoff. Es ist eins der Sommerkleider in zartem pastellrosa. Allerdings wurden die Ärmel abgetrennt und die Spitze am Ausschnitt fehlt.
Aber es ist trotzdem wunderschön und die Seide umspielt sanft meine Haut. „Danke." Langsam stehe ich auf und bücke mich nach der Birne. Obwohl ich keinen Hunger habe, wische ich kurz über die Stelle, die auf dem Boden lag und beiße wieder hinein.
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