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112 - Es verheilt gut

Nachdem Lestat weg ist, sehe ich mich in der Kajüte um. Es sieht immer noch so aus, wie an dem Tag, als ich mit Nouel geflohen bin. Nur die Seile am Bett sind mittlerweile weg. Ich schaue zu der Sitzecke und überlege, ob ich mich dort ans Fenster setzen soll. Dann fällt mein Blick unter die Sitzecke und ich sehe, dass dort etwas auf dem Boden liegt. Es sieht aus wie Papier, das zusammengeknüllt wurde.

Vorsichtig stehe ich auf und setze einen Fuß nach dem anderen. Aber schon nach zwei Schritten kann ich nicht mehr laufen und lasse mich auf die Knie sinken.

Auf allen Vieren krabble ich zur Sitzecke. So wie ich vorhin auch vom Bett zur Chaiselongue gekrabbelt bin. Denn das Schwanken vom Schiff kann ich mit meinen Füßen noch nicht ausgleichen. An der Sitzecke angekommen, hebe ich das Papier auf und ziehe mich vorsichtig an der Sitzecke hoch, bevor ich mich auf die Bank setze.

Nun schaue ich doch aus dem Fenster und sehe in weiter Ferne eine Insel. In der Ägäis gibt es viele Inseln und ich überlege, welche es sein könnte. Allerdings weiß ich nicht, wie lange ich in der Zelle im Frachtraum war.

Seufzend reiße ich den Blick von der Insel los und schaue auf das Papier, das ich vorsichtig auseinanderziehe und mit den Händen glätte. Auf Anhieb fällt mir auf, dass ich diese Schrift kenne und sofort huscht mein Blick auf die Unterschrift.

Hochachtungsvoll,
Baron de Marchand

Ich schaue direkt an den Anfang vom Brief. Jedoch hat er keine Anrede, sondern startet direkt mit dem Text.

Also ist es wahr, meine ungezogene Tochter hat sich unerlaubt auf ein Schiff geschlichen und damit ihr eigenes Schicksal besiegelt. Dadurch hat sie ihren Wert verloren und ist zu einem Schandfleck in meinem Leben geworden.

Auf keinen Fall werde ich Geld zahlen, um sie freizukaufen. Diese Heirat zu arrangieren war meine letzte Pflicht als ihr Vater. Diese Gelegenheit hat Alisea verschmäht und sie hat daher keine weitere Hilfe von mir zu erwarten. Dieses undankbare Kind soll sich nicht wagen, mir noch einmal unter die Augen zu treten!

Ich lese die erste Hälfte von dem Brief mehrmals und bin überrascht, dass mich diese Worte nicht treffen. Ich weiß ja schon längst, dass mein Vater kein weiteres Geld zahlt, geschweige denn, mir zur Hilfe eilt. Es verletzt mich nicht einmal, sondern bestätigt nur, dass ich selbst für mein Glück kämpfen muss. Und der Wunsch, meinem Vater jemals wieder gegenüberzutreten, erstirbt vollends.

Aber was denke ich da? Selbst, wenn ich es will, so würde ich ihn nie wiedersehen. Also lese ich einfach die letzten Absätze in diesem Brief.

Hingegen bin ich an einem Treffen mit Ihnen interessiert, Lestat. Ich bin bereit, einen Waffenstillstand auszuhandeln, damit die Schiffe, die unter meiner Flagge segeln, zukünftig nicht mehr von Ihnen angegriffen und ausgeraubt werden.

Um meine Bereitschaft zu unterstreichen, habe ich veranlasst, dass in Frankreich und den französischen Kolonien kein Todesurteil wegen Piraterie gegen Sie ausgesprochen werden kann. Sie sind ein freier Mann, Lestat, wenn wir uns einig werden.

Hat Lestat gezielt die Schiffe meines Vaters angegriffen? Oder ist er nur einer von vielen Reedern, dessen Schiffe von Lestat angegriffen wurde? Ich hoffe irgendwie, dass Lestat darauf nicht eingehen wird, sondern nun erst recht die Schiffe meines Vaters angreift. Aber das ist Wunschdenken. Lestat macht, was er will und überfällt die Schiffe, die gerade seinen Weg kreuzen.

Wobei ich nicht mehr an einen Zufall glaube, dass ausgerechnet die Vierge Marie überfallen wurde. Der einzige Zufall war, dass ich an Bord war. Wäre ich es nicht gewesen, würde Nouel jetzt noch leben.

Ein Geräusch lässt mich erschrecken und ich zerknülle schnell das Papier, bevor ich es wieder unter die Sitzecke werfe. Es landet ein wenig zu weit hinten, aber ich denke, dass Lestat diesen Brief eh nicht mehr im Sinn hat.

Warum hat er ihn weggeworfen?

Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, höre ich den Schlüssel und kurz darauf öffnet sich dir Tür. Allerdings ist es nicht Lestat, der hereinkommt, sondern Enrico. Und er hat beide Taschen dabei, die er auf dem großen Schreibtisch abstellt.

„Hallo Alisea. Ich wollte mal nach deinen Füßen sehen."

Ich nicke nur knapp und schaue wieder zu der Tür. Der Arzt hat sie nicht abgeschlossen. Wahrscheinlich hat er nicht vor, lange zu bleiben.

„Hast du schon etwas gegessen?", fragt er mich.

„Nein." Bisher hatte ich keinen Hunger. Zudem ist es noch früh am Tag.

„Dann iss etwas, während ich dich untersuche. Komm her, leg dich aufs Bett."

Seufzend lasse ich mich von der Bank rutschen und krabble wieder auf allen Vieren zum Bett.

Anstatt mir zu helfen, steht Enrico am Schreibtisch und öffnet seine Taschen.

„Wenn du noch nicht laufen kannst, solltest du einfach im Bett liegen bleiben."

Ohne etwas darauf zu erwidern, lege ich mich mit dem Bauch auf das Bett.

Der Arzt reicht mir einen Zwieback und nähert sich meinen Füßen. Dann setzt er sich auf die Bettkante und nimmt erst meinen linken, dann meinen rechten Fuß. „Nun iss endlich!"

Ich beiße von dem Zwieback ab und kaue absichtlich etwas langsamer, weil ich keinen Hunger habe. Mir scheint allerdings, dass sich Enrico dadurch noch mehr Zeit mit seiner Untersuchung lässt.

Er geht sogar zur Tür und lässt Wasser holen. „Hast du noch andere Beschwerden, außer deinen Füßen?"

„Nein."

Der Arzt legt eine Hand unter mein Kinn und schaut mir in die Augen. Dann nimmt er den Becher Wein vom Tisch und reicht ihn mir.

Ich trinke einen Schluck und kurz darauf guckt er mir mit einem Metallspatel in den Hals. Auch von außen tastet er meinen Hals ab.

Es klopft an der Tür und das Wasser wird gebracht.

„Na los, iss weiter." Enrico stellt das Wasser auf dem Tisch ab und macht einen Schwamm nass.

Dann setzt er sich wieder auf die Bettkante. „Wir haben kein frisches Wasser mehr. Das ist Salzwasser."

Also wird es brennen. Ich atme tief durch, beiße wieder von dem Zwieback ab und schon fängt er an, meine Füße zu säubern. Es tut nicht so weh, wie ich gedacht habe.

Am Ende trägt er eine Salbe auf und verbindet die Füße sogar noch. „Du solltest vorsichtig wieder die Füße belasten. Ich werde Lestat sagen, dass er dir dabei helfen soll. Und in ein paar Tagen wirst du wieder ganz normal gehen können. Es verheilt gut."

Als wenn Lestat mir dabei helfen würde... Ich warte einfach ein paar Tage, dann brauche ich keine Hilfe bei den ersten Gehversuchen. Es klappt ja auch jetzt schon bei kurzen Strecken. Zwei, drei Schritte sind auszuhalten. „Gut. Danke."

Ich werde mich sicher nicht mehr auf einen Mann verlassen, noch auf seine Hilfe bauen! Wenn Nouel diesen Piraten getötet hätte, wie ich es ihm aufgetragen habe, dann wäre ich jetzt nicht hier und Nouel würde noch leben!

Enrico räumt seine Sachen weg, allerdings greift er wieder einen Zwieback und hält ihn mir hin, bevor er sich wieder auf die Bettkante setzt, nun allerdings mir zugewandt. „Soll ich Guilia zu dir schicken? Sie hat schon nach dir gefragt."

„Nein." Ich glaube kaum, dass Guilia den Schlüssel zu Lestats Kajüte bekommt. Und ich will nicht, dass Enrico die Tür offen lässt. „Ich möchte alleine sein."

„Das ist nicht gut, glaub mir. Du solltest mit jemandem reden."

„Worüber? Über meine Flucht?! Denkst du, ich weiß nicht, welche Strafe darauf folgt?" Ich nehme Enrico den zweiten Zwieback ab und beiße hinein, damit ich nicht noch von Dima rede. Enrico mag wegen der Flucht seine Klappe halten, aber bei Mord wird er sicher anders reagieren. Immerhin ist meine Flucht ja nicht geglückt, aber der tote Pirat bleibt tot.

„Warum hast du es dann erst versucht? Dir hätte doch klar sein müssen, dass du nicht weit kommst."

„Ich bin sehr weit gekommen! Der einzige Fehler war nur, dass ich zu früh geschaut habe, ob dieses Schiff noch am Hafen liegt, sonst wäre ich jetzt auf dem Weg zurück nach Hause!"

Nach Hause... Mein Vater hätte mich dort nicht willkommen geheißen und mich vor die Tür gesetzt. In Marseille hätte ich nicht so einfach eine Arbeit gefunden, wie in Piräus. Und ohne einen Ehemann von Stand an meiner Seite, hätte auch mein Großvater mich nicht aufgenommen.

„Glaub mir, niemand hätte dich zurück nach Marseille gebracht. Du wärst an Bord gekommen, wärst vergewaltigt worden und dann hätte man dich auf hoher See über Bord geworfen."

„Ich bin die Tochter von Baron de Marchand! Mein Vater hat eine große Reederei!"

„Und jeder Seemann, der dich nach Marseille gebracht hätte, wäre von deinem Vater gehängt worden. Dein Vater ist dafür bekannt, dass er ehrliche Seemänner der Piraterie anklagt und sie hängen lässt!"

„Die Männer, die mich von Piräus nach Marseille gebracht hätten, hätten sich eine Belohnung verdient, nicht den Galgen!" Allerdings frage ich mich nach dem Brief, ob ich wirklich eine Überfahrt nach Marseille bekommen hätte. Was, wenn das Schreiben nicht nur an Lestat ging, sondern in ähnlicher Form auch an andere Kapitäne? Was, wenn er den Kapitänen seiner Schiffe befohlen hat, mich auf hoher See über Bord zu werfen, damit ich ihm nie wieder unter die Augen trete?

Schnell beiße ich in den Zwieback und setze mich dabei auf.

Zum Glück erwidert Enrico nichts auf meine Worte, sondern steht auf, nimmt seine Taschen und lässt mich alleine.

Die Tür wird abgeschlossen und ich atme erleichtert auf. Allerdings sammeln sich nun Tränen in meinen Augen, weil ich mich frage, ob ich es wirklich zurück nach Hause geschafft hätte. Ich bezweifle es mittlerweile. Zudem heilen auch nur die Wunden an meinen Füßen. Die Wunden tief in meinem Herzen werden bleiben, das weiß ich.

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