8. Kapitel
Keira wachte zu spät auf. Zwar schreckte sie schon vor dem Klingeln aus dem Schlaf, doch da hatte ihre Tante schon das Bad besetzt.
Fluchend rannte Keira die Treppen herunter und musste sich mit dem kleinen Bad zufrieden geben, während sie ihre Tante sogar vom unteren Stockwerk summen hörte. Wütend knirschte sie mit den Zähnen und sah in den kleinen schachtelartigen Raum. Er war der einzige Platz im Haus, der, außer der Vorratskammer, so klein war. Nie hatte sie verstanden, warum es einen Fitnessraum, einen Arbeitsraum und zwei Gastzimmer gab, aber kein ordentliches Bad im unteren Stock.
Das Licht war grell und die weißen Fliesen, die sogar Wände und Teile der Decke bedeckten, ließen es noch zusätzlich nach baldiger Blindheit schreien. Außer einer Toilette, einem Handtuchhalter und einem Waschbecken, auf dem sich Zahnpasta und Rasierschaum von Tobias stapelte, gab es nichts in dem kleinen Bad, dass man wohl eher als winzig bezeichnen sollte. Nichts, außer einem bedrückenden Gefühl von Enge.
Nach einer schnellen Tortur aus Haare entfilzen und Zähneputzen sah sie wieder halbwegs aus wie ein Mensch und hatte noch genug Zeit zu frühstücken und über Avas schreckliche Stimme zu lachen. Ihre einzige Freude darüber, dass ihre Tante wohl noch einige Minuten brauchen würde und sie deshalb nicht zum Duschen kam.
Doch leider war dadurch auch noch genug Zeit, um über ihre Träume und ihrem zweiten unfreiwilligen Aufenthalt in der goldenen Leere nachzudenken. Keira war kein Morgenmensch, weshalb sich ihre Gedanken ineinander verhaken zu schienen und seltsames Zeug ergaben. Schließlich gab sie es auf ihre Gedanken und Meinungen zu ordnen und verschlang gierig ein Brötchen. Ihr Hirn schien noch immer dagegen anzukämpfen in ihrem Kopf zu sitzen und dem Mädchen wurde schlecht.
Warum nur hatte sie einen völlig Fremden eingeladen? Diese Frage stellte sie sich urplötzlich, aber eine Antwort hatte sie nicht. Stattdessen dachte sie stöhnend darüber nach, was alles schief gehen könnte:
Neo könnte auch ein Mitglied der Organisation sein, ein Undercover-Agent oder so etwas...
Er könnte von ihrem Geheimnis erfahren...
Sie könnte...
„Hör auf damit!", fuhr sie sich selbst an und war froh, dass niemand im Moment in der Küche saß, um ihr komische Blicke zu zuwerfen. Jetzt kann ich es sowieso nicht mehr ändern.
Die restliche Stunde, die ihr blieb, räumte sie auf. Zwar kannte sie Neo nur durch ihre kurze Begegnung, aber er sollte nicht von einem Wäscheberg zum anderen stolpern. Ihren Schreibtisch ließ sie so wie er war: chaotisch, voller Bücher und Hefte und einfach perfekt, wenn es nach ihr ging.
Ava war schon aufgebrochen und sie überlegte doch noch schnell unter die Dusche zu springen, doch als sie auf die Uhr und wieder zur Unordnung auf ihrem Bett sah, bezweifelte sie, das zu schaffen.
Stattdessen kroch sie bäuchlings unter das Bett und zog weitere Kleidungsstücke vor, die, seit Ewigkeiten und wie auch immer, dort hingelangt waren. Zwar bezweifelte das Mädchen, dass er unter ihrem Bett sehen würde, aber das musste sowieso irgendwann gemacht werden. Keira zog ein verstaubtes, hellblaues Oberteil hervor und hielt es sich prüfend vor den Oberkörper. „Warum habe ich das nie gesucht? Muss ich mal wieder waschen...", murmelte sie leise und schmiss es in den Wäschekorb, den sie mit ins Zimmer gestellt hatte.
Die Zeit verflog und ihr Zimmer sah aufeinmal ordentlich aus. Das war ungewöhnlich... Es ist zu ordentlich hier, dachte sie. Sie lief zu ihrem Schreibtisch und verteilte einige Stifte aus ihrem Federmäppchen auf ihrem Bett. Perfekt.
Genau in dem Moment klingelte es an der Tür und Keira wollte schon los rennen, doch da besah sie sich eines besseren. Wie würde das denn aussehen, wenn sie wie eine Verrückte die Treppe herunter rannte? Vermutlich hatte sie auch einfach genug von Treppenstürzen und so lief sie gemessenen Schrittes zur Haustür, die seit gestern offenbar geschlossen geblieben war. Schaudernd dachte sie daran, wie die leichte Brise in den Flur geweht war ohne die sie nicht einmal gemerkt hätte, dass die Tür offen stand. Ava und Tobias wohnten in einem der reichen Viertel und es hätte sicher nicht länger als ein, zwei Stunden gedauert, bis jemand die offene Tür aufgefallen wäre, die doch gerade dazu einlud mal hereinzusehen, und dann hätten sie den Salat.
Schon in der Eingangshalle bemerkte sie, dass das nicht Neo sein konnte. Das Klingeln, dass nun mehrmals hintereinander ertönte, klang irgendwie ungeduldig, wenn das melodische Summen denn so klingen konnte. Aber Keira hatte eine Art Gespür dafür entwickelt, wer wie klingelte und sie konnte mit absoluter Sicherheit sagen: Sie freute sich nicht über den Besuch.
Murrend lief sie weiter und stieß dabei den Regenschirmständer um. Sie fluchte und versuchte ihn wieder gerade hinzurichten, ließ ihn aber schließlich entnervt fallen, als es noch zweimal klingelte. Keira setzte ihr bestes falsches Lächeln auf und riss die Tür auf.
Wie erwartet stand ihre Nachbarin, Helga Honey, vor der Tür. Sie hatte sich schon immer gefragt, warum die Eltern der armen Frau ihr diesen schrecklichen Scherz von einen Namen gegeben hatten und wieso es überhaupt Menschen mit Nachnamen Honey gab...
„Hallo, Miss Honey!", bemühte Keira möglichst freundlich vorzuquetschen, während sie innerlich schrie, sie solle verschwinden. Natürlich konnte Miss Honey aber nicht in ihr Inneres horchen, das war nur Keira selbst vergönnt. So plapperte sie also glücklich drauf los und sah dabei an den Schultern des Mädchens vorbei.
„Oh hallo Keira! Wie geht es dir, Schätzchen? Weißt du deine Tante wollte mir noch mein Kuchenblech, das ich ihr ausgeliehen habe, zurückgeben. Ist sie gar nicht da? Kannst du es mir vielleicht holen? Oh und hast du vielleicht in der Nacht was seltsames bemerkt: einen Waschbär oder so? Meine ganzen Mülltonnen waren heute umgekippt und..." Krampfhaft versuchte Keira ihr Lächeln aufrecht zu halten und der molligeren Dame zuzuhören, aber selbst die aufmerksamsten Menschen könnten ihr nicht zu Ende zuhören. Miss Honey war die typische alte Katzendame, nur ohne Katzen. Sie war um die sechzig, vielleicht jünger, vielleicht älter und hatte ihre grauen Haare irgendwie so hoch gesteckt, dass es aussah, als würde sie auf die nächste Brutzeit warten. Niemand hier wusste so richtig, wie sie an so viel Geld gelangt war: Sie besaß das mit Abstand größte Haus in der Straße. Manche vermuteten sie hätte reiche Männer geheiratet und ihnen dann ihr Geld abgenommen, aber wenn man sie einmal ansah, wusste man, dass sie der Typ von Mensch war, der aus dem Auto ausstieg, um Frösche über die Straße zu geleiten. Auch wenn Keira sich sicher war, dass Miss Honey sich vor Fröschen ekelte. Denn diese Frau hatte eine freundliche Art und dann war da noch die fiese, hinterhältige Art, die die Theorie mit den Ehemännern gar nicht so unglaubwürdig machte, vielleicht sogar die Frage aufwarf, ob sie ihre Ehemänner nicht sogar vergiftet hätte.
Sie war eine Tratschtante. Aber eine, die sich Gerüchte und Behauptungen selbst ausdachte, wenn ihr langweilig war und diese dann verbreitete. Und selbst wenn etwas mal der Wahrheit entsprach, verdrehte sie es so, dass am Ende irgendwer schlecht dastand. Keira hasste diese Seite an ihr. Die freundliche Seite war einfach nur anstrengend, mit ihrem stundenlangen Geplappere, aber diese andere, Keira konnte sich vorstellen, dass sie wegen ihrer keinen Mann bekam (und die Tatsache, dass sie Pantoffeln sammelte war wohl auch ein wenig mit dran Schuld).
Miss Honey setzte gerade zu einem neuen Erzählfluss an, aber Keira unterbrach sie schließlich mit einem gequälten, entschuldigend wirkenden, Lächeln.
„Sie haben recht, Miss Honey. Im Moment sind Tobias und Ava nicht da, aber wenn Sie kurz warten hole ich es. Und wegen den Waschbären-" Sie zögerte einen winzigen Moment. „Tut mir leid, aber ich habe nichts gesehen. Aber sollte ich etwas bemerken, werde ich es Ihnen sofort melden."
„Das ist lieb von dir, Keira. Weißt du, dass ist schon das dritte Mal, dass diese Biester mir die Mülltonnen umschmeißen..." Keira bekam ein komisches Gefühl in der Magengegend, wenn sie an ihre Notlüge dachte, aber sie redete sich ein, dass sie kein schlechtes Gewissen haben sollte. Genug Probleme...
Jeder in der Straße, außer Miss Honey, wusste, wer in den Straßen randalierte und liebend gern Mülltonnen umwarf. Es war eine Bande, bestehend aus Jugendlichen, die nicht so viel besaßen und den Leuten in diesem Viertel das Leben schwer machten. Oder es versuchten. Die Anwohner hatten Vorkehrungen getroffen, so wie Ava und Tobias: Alarmanlagen, Kameras, Panzerglas und noch viele weitere hightech Bewacher. Miss Honey war die einzige, die sich keine Sorgen um ihr Haus zu machen schien. Das einzige, was sie zu ihrem Schutz hatte waren ein metallener Zaun, über den man sich mit Leichtigkeit schwingen konnte, und der Weg, der aus unebenen Steinen gepflastert war und auf dem schon viele Besucher gestolpert sind und sich verletzt haben. Jedenfalls sprach sich das mit der Bande herum, aber niemand hielt es für nötig auch Miss Honey darüber zu unterrichten und deshalb war sie die einzige, die die kleineren Überfälle der Bande niemandem zuordnen konnte, außer den Waschbären, die sich angeblich so sehr vermehrt hatten. Vermutlich war es Neid, darüber, dass ihr Haus so groß war und sie immer gute Laune hatte und offenbar nie größere Probleme, als ausgeliehene Kuchenbleche...
Miss Honey hatte schon wieder begonnen zu reden, diesmal darüber, dass Tierschützer auch übertreiben konnten und Waschbären eine echte Plage seien. Keira versuchte zustimmend zu nicken, aber da fiel ihr Blick hinter der, mit Händen und Füßen gestikulierenden, Frau. Um die nächste Ecke kam gerade ein Junge mit dunkler Haut, die Hände in einer Jeans vergraben und einen Kapuzenpulli über lockige schwarze Haare gezogen. Vielleicht hoffte er sich so verstecken zu können. Keira glaubte die hellen, blauen Augen schon von weitem zu sehen und starrte ihm geradezu hinterher, wie er um die Ecke bog, den Blick stirnrunzelnd auf einen kleinen Zettel gerichtet. Neo.
Miss Honey hatte in ihrer Rede gestoppt und war ihrem starren Blick gefolgt. Unwillkürlich verzog die ältere Frau den Mund und Keira wusste, was kommen würde: ihre andere Seite.
„Also die treiben sich auch überall herum. Denken die etwa, diese zerschlissene Kleidung macht ihn weniger unauffällig? Diese Jungen mit ihrer modernen Kleidung..." Sie warf einen Blick auf Keiras Sachen: ein cremefarbener Rollkragenpullover und Jeans. „Du musst auch aufpassen, sonst siehst du später aus, wie der..." Sie stockte als Neo den Blick hob, sich verwirrt umsah und schließlich Keira entdeckte. Unsicher winkte er ihr zu und kam langsam in ihre Richtung, während Miss Honey die Lippen spitzte und sich wahrscheinlich schon eine Tratschgeschichte ausdachte. Keira knirschte, mal wieder, mit den Zähnen und verschränkte die Arme.
„Ich hole schnell ihr Blech, dann können sie...", presste sie schnell hervor und wollte sich schon umwenden, da wurde sie von der einsamsten Frau dieses Viertels zurückgehalten.
„Nein, nein. Schon gut Kind. Ich hole es irgendwann später. Bis dann..." Und damit wirbelte sie herum und rauschte schneller davon, als es einer Frau in ihrem Alter möglich sein sollte. Schon war sie in ihrem überwucherten Garten verschwunden, bevor man auch nur Waschbär sagen konnte.
Keira verdrehte die Augen und drehte sich zurück zu Neo, der nach der kurzen Unterhaltung irritiert stehen geblieben war. Schließlich bewegte er sich doch wieder vorwärts und sie kam nicht umhin zu bemerken, wie unsicher er im Gegensatz zum vorherigen Tag wirkte.
Als er nur noch einige Schritte entfernt war, nickte Keira dem Jungen stumm zu und auch er erwiderte die Bgrüßung schweigend.
Unschlüssig standen sie sich gegenüber, jeder musterte den anderen und Keira fiel auf, dass Neo müde aussah. Doch vermutlich sah sie nicht besser aus: Sie war selbst am Morgen vor ihren tiefen Augenringen zurückgeschreckt. Schließlich räusperte sich Neo lautstark.
„Hallo, Keira. Danke, dass ich kommen durfte..." Angesproche winkte ab und trat einen Schritt zurück in den Flur, um ihm Platz zu machen. „Komm rein." Neo schien sich sichtlich unwohl zu fühlen, trat aber ein und Keira schloss die Tür hinter ihm.
„Hier wohnst du also..." Neo sah sich aufmerksam um. Musterte die Einrichtung, sah sich den unordentlichen Jackenstapel an, den Keira vergaß wegzuräumen, linste hinter ihren Rücken weiter ins Haus und überging den umgestürzten Regenschirmständer mit einem Blick, als wäre er froh, dass hier, die Jacken ausgenommen, wenigstens ein wenig Leben herrschte.
„Hm...", machte Keira und bat ihn mit einer Handgeste mitzukommen. Sie wusste, wie dieses Monstrum von Haus auf ihn wirken musste. Er hatte sie in seine Wohnung gebracht und sie hatte gesehen, wie klein diese war und dann war sie den zwei Männern begegnet, die nach Neo gefragt hatten. Vermutlich musste sie nun wie eine reiche, verwöhnte Göre aussehen, die mit ihrer Familie in einer Villa von Haus lebte. Immerhin wusste Neo nicht, dass sie lieber woanders wohnen würde: In dem alten Haus ihrer Eltern, dass einem Bauernhäuschen glich und einen riesigen Garten mit Apfelbaumplantagen und Beerensträuchen hatte. Das Haus war zwar noch immer im Besitz von Keira, oder eher von Ava und Tobias, aber nur weil sie die Beiden davon hatte abbringen können, es zu verkaufen. Nichtsdestotrotz war sie seit dem Tod ihrer Eltern nicht noch einmal im Haus gewesen. Zu groß war die Angst von den Erinnerungen und den Gefühlen überwältigt zu werden.
Keira führte ihn durch den schmalen Flur, wohlweislich nicht den Weg wählend, der am Fitnessraum vorbei führte. Neo lief stumm hinter ihr her und Keira wollte schon fragen, ob er nur hierher gekommen war, um alles anzustarren, aber nichts zu sagen, konnte sich diesen Kommentar jedoch noch verkneifen und schob es auf den wenig erholsamen Schlaf. Sie wusste nicht, dass sie einen ziemlich anstrengenden Charakter hatte, aber ihr war bewusst, dass sie ein feuriges Temperament besaß.
„Willst du was trinken?", fragte sie ihn schließlich, als sie die Stille nicht mehr aushielt und drehte sich ruckartig um, wodurch Neo fast in sie rein lief.
„Oh...nein, nein...", meinte er nur und trat wieder einen Schritt zurück, um mehr Abstand zwischen sie zu bringen. Keira verdrehte genervt die Augen und konnte die Worte nun nicht mehr zurückhalten.
„Okay, Neo. Ich frage dich jetzt einfach mal direkt, da du ja nicht sehr gesprächig bist: Was möchtest du? Ich meine, wir kennen uns eigentlich gar nicht und nun stehst du hier und siehst dich um, wie Katniss in den Hungerspielen... Warum hast du mich angerufen?" Sie fixierte ihn und Neo schien weiter in sich zusammen zu sinken. Komischer Typ...erst total selbstbewusst und dann, als wenn er sich gleich unterm Sofa verkriechen will..., dachte Keira und musterte ihn weiter. Zwar hatte sie keine Freunde, aber sie hatte gelernt in den Mienen der Menschen zu lesen. Zu erkennen, ob sie friedlich waren oder ob sie keine guten Absichten hatten. Nur leider klappte das nicht immer und Neo schien wie ein geschlossenes Buch, dessen Titel bereits so verblichen war, dass man ihn nur mit viel Mühe und Geduld lesen konnte. Leider war Keira kein geduldiger Mensch.
Gerade als sie dachte, er würde nicht mehr antworten und sie zu einer neuen Rede ansetzen wollte, sagte er doch noch etwas. „Naja...du hast mir deine Adresse und so aufgeschrieben und ehrlich gesagt: Du bist die einzige Person, bei der ich dachte, sie könnte mir helfen...Ich weiß ich habe dich erst einmal gesehen, aber meine Kontakte gehen nicht weiter, als bis zu dir..."
Keira schnaubte. „Ich weiß nicht, warum ich dir das alles aufgeschrieben habe. Vermutlich dachte ich, wir sehen uns nie wieder und es wäre nicht weiter bedeutsam..."
„Nun hier stehe ich..." Er deutete mit seinen Händen auf sich selbst und Keira musterte ihn erneut. Seufzend drehte sie sich um. „Verlegen wir das auf später."
Damit ging sie weiter ins Haus rein und setzte sich schließlich auf die Couch. Einladend klopfte sie auf den freien Platz, als Neo unschlüssig im Raum stehen blieb.
Wieder herrschte Stille, aber diesmal wollte Keira sie lieber nicht unterbrechen, um nicht noch mehr ihres seltsamen Charakters preiszugeben. Doch irgendwann war es Neo, der die Stille unterbrach.
„Und hier wohnst du also. Mit deinen Eltern?", wollte er wissen und Keira zog sich der Magen zusammen. Beinahe wäre sie aufgesprungen und hätte gerufen: „Diese Menschen werden nie meine Eltern ersetzen!" Aber stattdessen antwortete sie im neutralen Ton: „Nein. Mit meinem Onkel und meiner Tante."
„Oh. Was ist denn mit...?"
„Tot", unterbrach das Mädchen ihn, ihr gefiel nicht, in welche Richtung dieses Gespräch verlief. Ihre hellgrauen Augen würden einen tief sitzenden Schmerz verraten, wenn sie nun zu Neo blicken würde und so starrte sie hartnäckig zu Boden. „Bitte frag einfach nicht weiter", setzte sie noch hinzu und versuchte das leichte Zittern ihrer Stimme zu verbergen, was ihr jedoch nicht so recht zu gelingen wollte. Sie wollte ja, dass sie darüber hinweg kam, wünschte sich, sie könnte auf das Thema anders reagieren, könnte vergessen, sich selbst vergeben und mit einem Lächeln an ihre Eltern denken, aber das war ihr einfach nicht möglich. Obwohl sie sich alle Mühe gab, es war ihr nicht möglich- sie schaffte es nicht.
Neo nickte nur leicht und bemühte sich, ebenso wie sie selbst, nicht den jeweils anderen anzuschauen.
„Wie alt bist du eigentlich?", fragte Keira und bemühte sich, um einen möglichst fröhlichen Ton. Neo lächelte leicht und Keira sah ihn an, jetzt wieder ihre Gefühle unter Kontrolle.
„Wieso willst du das denn wissen", grinste er und wackelte mit den Augenbrauen, was ziemlich lächerlich aussah. Keira verdrehte die Augen, ignorierte ihn ansonsten und meinte mit einem verschlagenen Glitzern in den Augen: „Naja, vielleicht bist du ja ein Pädophiler, der durch Schönheitsoperationen jung geblieben ist und du bist in Wahrheit vierzig..." Diesmal unterbrach Neo sie, indem er lachte.
„Ich bin sechzehn." Warum sind eigentlich immer alle älter als ich?, dachte sie verärgert. Geistiges Alter zählt..., redete sie sich ein und hoffte, dass sie wenigstens im Geiste älter, als andere war.
„Und dürfte ich Euer Alter erfahren, sehr geehrte Mrs. Lane?" Er zog mit einem sarkastischen Grinsen den Zettel hervor und las ihren Namen, wie den Titel einer Kaiserin, was ihr gar nicht so gegen den Strich ging, wenn da eben nicht der Sarkasmus wäre.
„Fünfzehn", grummelte sie und beschloss ihm eine reinzuhauen, sollte er jetzt einen dummen Spruch bringen. Offenbar bemerkte er die Gefahr und sagte nichts dazu.
„Meinst du wir könnten vielleicht ein bisschen...raus gehen? Hier ist es mir irgendwie nicht geheuer... ", meinte Neo und Keira stand nur zu bereitwillig auf. Selbst wenn ihre Tante und ihr Onkel nicht hier waren, schienen sie irgendwie hier herum zu geistern.
„Glaub mir", murmelte sie leise. „Wenn die Besitzer dieses Hauses hier wären, würde dir noch unwohler sein..." Neo hörte sie nicht und gemeinsam, Neo sogar noch erleichterter als Keira, traten sie ins Freie. Keira zog die Tür hinter sich zu, nachdem sie sicher gegangen war, dass sie den Schlüssel bei hatte.
„Na dann. Ab ins Getümmel."
¡Hola! 😊
Ein neues Kapitel, tut mir leid, dass die Woche nichts kam. Eigentlich war ich mit dem Buch schon am Mittwoch oder Donnerstag fertig, aber ich musste ziemlich viel lernen, da die Lehrer im Moment liebend gern Arbeiten kontrollieren (oder eher gern zusehen, wie wir Schüler uns quälen und dann ewig brauchen, bis wir erlöst werden von unserer Ungewissheit und sie uns die Arbeiten zurückgeben).
Naja. Nächste Kapitel werden vermutlich erst nächste Woche kommen und dann sind ja auch schon Ferien 🎆🎆🎆
Auf jeden Fall versuche ich in den Ferien ein paar mehr Kapitel veröffentlichen. Wenn ihr wollt, könnt ihr entscheiden, wo Neo und Keira im nächsten Kapitel hingehen, da ich das noch nicht genau weiß...
Bis zum nächsten Mal, meine Küchlein und schreibt doch mal in die Kommentare, wie ihr dieses Buch bisher findet 😘😘
TatzeTintenklecks
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