[4] Der Hass der Slytherins
Die darauffolgende Schulwoche verlief verhältnismässig ruhig. Sowohl die Rumtreiber als auch ihre Zimmergenossinen hatten mittlerweile eingesehen, dass sie Evangeline nicht zu Worten zwingen konnten. Doch genau das war es, was den Merryweather Sprössling so Misstrauisch machte. Sie traute der Truppe Gryffindors nicht zu, dass sie sich so schnell abschütteln liessen und Evangeline war sich sicher sie würden nicht ruhen, ehe sie wussten wer sie wirklich war.
Wie immer hatte Evangeline in der Nacht schlecht geschlafen, was dazu führte, dass sie noch miserabler gelaunt war wie sonst. Müde schlurfte sie an diesem Samstag durch die endlos wirkenden Gänge von Hogwarts. Sie achtete nicht gross auf die Leute um sie herum, sondern setzte einfach in Gedanken versunken ihren Weg fort. Die Gänge waren beinahe leer, denn die meisten Leute waren an diesem Wochenende draussen und veranstalteten Schneeballschlachten.
Das konnte sich Evangeline allerdings gerne ersparen, denn sie hasste Winter. Genauso wie sie Sommer hasste. Im Winter war es für ihren Geschmack zu kalt und im Sommer wiederum viel zu heiss. Sie würde sich eher als Frühlings- oder gar Herbstperson beschreiben. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht realisierte, wie sich ihr jemand in den Weg stellte. So kam es das sie sich fürchterlich erschrak, als sie plötzlich mit einem männlichen Wesen zusammenstiess.
Diese Person schubste sie ungeachtet zu Boden und lachte dabei hämisch. Der Grossgebaute Junge vor ihr hatte lange Blonde Haare und sah noch arroganter aus als Black. Ein fieses Grinsen hatte sich auf sein Gesicht gelegt und er prüfte das Mädchen vor ihm auf jeden Millimeter. Ein unangenehmes Gefühl beschlich Evangelines Magengrube. Als sie den Jungen vor ihr genauer musterte hätte sie beinahe panisch aufgeschrien. Doch sie tat nichts dergleichen. Bemühte sich ihre stählerne Maske aufrecht zu erhalten und sich nichts anmerken zu lassen.
Der Junge vor Evangeline, sah Haargenau so aus wie der Mann, damals in der Nacht, der sie gefoltert hatte. Die Angst, was dieser Junge als nächstes tuen würde, wuchs stetig. Die Panik schnürte ihr beinahe den Atem zu. Sie musste dort weg, dass war ihr bewusst. Sonst würde sie einfach anfangen zu heulen und ihr Plan, keinem ihre Gefühle zu offenbaren wäre schon kläglich gescheitert.
"McGonagall", keuchte sie und ganz zu ihrer Erleichterung drehten sich die Slytherins nach hinten um. Diese Gelegenheit ergriff Evangeline sofort, sprang auf die Beine und rannte so schnell, wie sie schon lange nicht mehr gerannt war. Unbewusst trugen ihre Füsse sie nach draussen, in die eisige kälte des Winterwindes hinein. Hinter sich hörte Evangeline das knirschen einiger Schuhe und so wusste sie, dass ihr Ablenkungsmanöver nicht lange hingehalten hatte. Die Schneeflocken windeten der Merryweather ins Gesicht, die Orientierung hatte sie schon längst verloren. Bei jedem Schritt wurden ihre Füsse schwerer, bis sie irgendwann, völlig ausser Puste bei einem grossen schwarzen See zum stehen kam. Die Fusstritte der Slytherins wurden immer lauter. Dann waren sie auch schon bei Evangeline angekommen. "Na, na Merryweather. Kein Grund zur Eile."
Evangeline hob ihren Blick, wagte es dem Slytherin in die Augen zu sehen, um ihm zu übermitteln, dass sie sich nicht vor ihm fürchtete. Doch in Wahrheit erwartete sie jeden Augenblick diese unvorstellbaren Schmerzen zurück, welche sie erlitten hatte. Nur schon bei dem Gedanken an jede Nacht, den damit verbundenen Schmerz, zogen sich ihre Eingeweide zusammen.
"Weisst du was wir mit so dummen Geschöpfen wie dir Anfangen?", gab der junge Mann höhnisch von sich und stiess ihr mit dem Zeigefinger auf die Brust. "Wir sehen sie gerne frieren. Und was eignet sich dazu mehr als ein dunkler, schwarzer See in dem zufälligerweise auch noch ein Riesenkrake schwimmt?! Genau...ein grosser Schwarzer See indem ein Riesenkrake schwimmt."
Ein höhnisches Lachen der Slytherins wurde vom Wind davongetragen und hinterliess einen kalten Schauer auf Evangelines Haut. Ab da ging alles wie in Zeitlupe. Das knirschen des Schnees in ihren Ohren, das bösartige Lachen der Slytherins in der Luft und die furchtbare Kälte, welche sie umschloss und ihr die Luft zum Atmen nahm . Evangeline versuchte mit aller Kraft zurück zur Wasseroberfläche zu gelangen, doch der Sog des Wassers war zu stark. Sie spürte wie ihre Kraft sie verliess und mit dem Wasser fortspülte. Schwarzes Licht flackerte vor ihren Augen auf, als ihre Finger ins nichts griffen. Dann umschloss sie die Dunkelheit komplett. Und es war kalt.
So unglaublich kalt...
Stimmen drangen an ihr Ohr, als sie ihre Augen aufschlug. Ihr Kopf brummte und sie fror, obwohl in dem Raum, in dem sie lag, eine wohlige wärme herrschte. "Gottseidank sie ist Wach geworden.", rief eine Stimme freudig, die sie selbst in ihrem schwummrigen Zustand James Potter zuordnen konnte. Eine Welle der kälte überraschte Evangeline wie ein Regenschauer und sie begann zu zittern.
" Ich habe schon gedacht ich müsse sie wachküssen" Mit der flachen Hand rieb das Mädchen sich über die Schläfe und versuchte sich erfolglos daran zu erinnern, was geschehen war. Doch ausser den dummen Kommentaren des Potters hallte ihr Kopf leer. Als Evangeline versuchte sich gerade hinzusetzen, wurde sie sanft, aber bestimmt in die Kissen zurückgedrückt. "Wie geht es dir Evangeline?", meldete sich eine weitere Stimme zu Wort und eine Hand streichelte ihr sanft über die Wange. Nachdem sich die neue Hogwarts Schülerin ein weiteres Mal über die Augen gerieben hatte, erkannte sie Lily Evans roten Haarschopf sofort.
Die Gryffindor musterte ihre Zimmergenossin mit sorgevollem Blick. "Gut", presste diese reichlich spät hervor, während sie ihren Augen umherwandern liess. Sie befand sich in einem Raum, in dem sie selbst noch nie gewesen war, allerdings erinnerten sie die hellen Blautöne und die vielen Medizin Flaschen an das St. Mungos Hospital. Früher war sie mit ihrer Mutter oft dort gewesen, wenn sie und ihr Bruder sich einmal mehr gestritten hatten. Aufgrund unserer nicht kontrollierbaren Magie hatten wir uns gegenseitig, die eine oder andere Verletzung zugezogen.....
Evangeline stoppte abrupt ihr schwelgen in Erinnerungen, als ihr wieder in den Sinn kam was sie getan hatte. Sie spürte wie ihre Hand zu zittern begann, weshalb sie diese kurzerhand unter ihre Decke schob. Dann wendete sie sich wieder dem Mädchen zu, welche sich vor ihrem Bett positioniert hatte. "Du fragst dich bestimmt wie du im Krankenflügel gelandet bist.", fragte sie leise, als wäre sie unsicher welche Wortwahl sie treffen sollte. Evangeline nickte leicht und zog sich Automatisch ihre Decke enger um den Leib. Die kälte hatte noch immer besitz von ihr ergriffen. Erst als Lily zu erzählen begann merkte Evangeline, dass James Potter verschwunden war.
"Ich bring sie um.", rief Sirius Black wütend und trat mit aller Kraft gegen die sperrangelweit geöffnete Holztür. Evangeline richtete sich sofort auf. Nach aussen hin versuchte sie so zu tun, als hätte sie nichts gehört, doch tief in ihrem inneren kroch die Panik aus ihrer Zelle. Er wollte sie umbringen. Er wollte sie umbringen, dachte das Mädchen panisch. Sie wollte nicht sterben, auf alle Fälle nicht auf diese Weise.
"Sirius Black..", brüllte da auch schon Lily los, doch dies bekam die Merryweather nur am Rande mit. Wie hypnotisiert sass sie da. Unfähig sich zu bewegen. Während die Bilder dieser schrecklichen Nacht an ihrem inneren Auge vorbeizogen. Wie er da lag. Wie ihre Mutter auf sie hinabblickte. Wie das rote Licht des Cruciatus Fluchs sich in ihren Augen widerspiegelten, ehe sie von schmerzen gekrümmt zu Boden ging. Rot vermischte sich mit der schwärze die sich wie ein Loch unter ihr auftat. Das letzte was sie spürte waren zwei starke Arme die sie festhielten. Dann wurde sie erneut von der Dunkelheit empfangen.
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