《after hundred of years》
Bereits hundert Jahre sind vergangen. Fast hundert Jahre, die ich nur mit ihm verbracht habe, Sorin Mara, meinem bislang besten Freund. Genau heute ist sein Geburtstag und somit für mich ein Grund, um ihm zu sagen, was genau er für mich bedeutet. Mehr als nur ein jahrelanger Freund.
Ich will diesen heutigen Tag zu einem machen, den er nie in seinem ganzen Leben vergessen wird.
Es ist schon lange her, seitdem ich das letzte Mal auf dem Friedhof des Grauens gewesen bin oder gar in der Anwesenheit anderer Vampire. Sorin hat es sich aber gewünscht, somit kann ich einfach nicht anders, als ihm diesen Wunsch zu erfüllen und mich hinaus zu zwingen.
Nicht lange dauert es, bis ich vor dem riesigen, aus Metall bestehenden Tor des Friedhofes stehe. An beiden Seiten scheint jeweils eine schwache Laterne, die in der Nacht nur wenig den Weg beleuchten. Mit starkem Druck schiebe ich das Tor nach hinten auf und erblicke so den langen Pfad, welcher durch nah aneinandergereihte Bäume nahezu endlos erscheint.
Dichter Nebel schwebt durch die Luft, nur sieht er so anders aus als . Ein leichter Schimmer von violett liegt in den Schwaden. Er fliegt wie ein langes Tuch durch die Lüfte und je näher ich dem eigentlichen Friedhof komme, desto intensiver wird das Violett. Erst, als alle Bäume um mich verschwinden, erkenne ich die Gestalten vor mir.
Wie paralysiert starre ich auf die dunkellilafarbenden Gestalten. Ihre Augen scheinen wie weiße Flammen und immer wieder ist ein Stich vom blutigem Rot zu erkennen.
"Verdammt, Sorin!" Gerade will ich losrennen, als mich einer dieser Schatten angreift und beinahe durchlöchert hätte. Im aller letzten Moment gelingt es mir, dem Angriff auszuweichen. Die Zähne knirschend, versuche ich nach der Kreatur zu greifen, jedoch gleitet meine Hand einfach hindurch, der Teil seines Körpers zerstreut sich wie Dampf, um sich dann wieder zusammenzusetzen. Ein weiteres Mal holt er nach mir aus, und da mir ein weiterer Angriff unsinnig vorkommt, habe ich keine andere Wahl, als schnell zu flüchten. "Ich habe keine Zeit dafür", grummele ich unruhig und lasse dieses Etwas vorerst hinter mir, um mich auf die Suche nach Sorin zu machen.
Der Friedhof ist riesig und es ist nicht möglich, ihn von einem Punkt aus komplett im Auge zu behalten. Man findet an nahezu jeder Ecke einen am Pfahl gehängten Vampir, doch diese stecken schon nicht mehr aufrecht. Alle liegen kreuz und quer auf dem Boden verteilt und überall schwirren diese Schatten herum. Mein Körper verspannt sich und ich male mir zahlreiche Geschehen aus, was schreckliches mit Sorin passiert sein könnte. Aber mein Weg ist komplett frei, nicht auch nur ein einziger der Kreaturen ist in meiner Nähe. So leise, wie es mir ermöglicht ist, schleiche ich über den Friedhof, während meine Augen nur nach ihm Ausschau halten. Auch meinen Atem halte ich an.
Blitzschnell aber reiße ich sie auf, als ich einen ganzen Schwarm dieser Viecher entdecke. Ohne auch nur noch einen klitzekleinen Gedanken zu verschwenden, renne ich hastig zu ihm, auch wenn ich damit die Aufmerksamkeit von mindestens der Hälfte der Schatten auf mich ziehe. Sie sind mir völlig egal, nicht auch nur einen beachte ich. Nur er liegt in meinem Blickfeld.
"Sorin!" Zwei glänzend rote Augen treffen auf meine und gleichzeitig erblicke ich das Blut, was seinen Körper hinunterrinnt. Hier ist alles verwüstet, nichts ist verschont geblieben.
Ich beschleunige mein Tempo, ehe ich ihn dann endlich erreiche. Sein ganzes Gesicht ist voller Kratzer, teilweise auch seine Arme, Beine und Oberkörper. Vollkommen am Ende sieht er mich an und kann sich kaum noch wirklich auf den Beinen halten.
"Du Idiot!"
"Tut mir leid, Yarden", lächelt er schwach, "ich konnte sie nicht alle besiegen, die Schatten der Nacht." Dieser Moment spielt sich fast in Zeitlupe ab, um unsherum verlangsamt sich das Geschehen und das Wüten unserer Gegner. Dann finden wir uns umzingelt von den Schatten wieder. Ich wende hektisch meinen Blick von Sorin ab und mache mich seelisch bereit, nun gegen sie zu kämpfen. "Es sind zu viele ... Du wirst das nicht schaffen", flüstert er mit einer zerbrechlichen Stimme und hält meinen Ärmel mit keinerlei Kraft fest. "Wie ist es möglich, dass sie sterben?" Ich schaue ihn nicht auch nur eine Millisekunde an, das einzige, was ich tue, ist, seine Hand von meinem Arm abzuschütteln und mich vor ihn zu stellen. "Die Augen ... das sind ihre Schwachpunkte ..." Verstehend nicke ich und hole ein letztes Mal tief Luft, bevor ich mich in das Gewimmel stürze. Mit hasserfüllten Augen und all meiner Kraft griff ich einen nach dem anderen an, die Augen ihnen ausreißend. Jedoch sind sie nicht die einzigen, die verblassen, denn auch mein Körper erleidet immer mehr Schaden.
Mein Ziel ist es, sie von Sorin wegzulocken, damit er nicht noch mehr unter Schmerzen leiden muss und mich nicht alleine hier zurücklässt.
Völlig außer Atem springe ich einige Meter zurück, um mich etwas zu beruhigen, dennoch treten immer mehr Adern an meinem Hals hervor.
Während des Kampfes hat sich das Zopfband meines Haares gelöst, wodurch sie nun alle in andere Richtungen fliegen. Früher meinte Sorin mal, dass ihn meine Haarfarbe an Schokolade und Kirsche zugleich erinnert, er fand sie faszinierend. Ich habe es nie verstanden, warum er so empfindet, aber jedes Mal, wenn ich daran zurückdenke, bildet sich ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen. Egal, wie sehr er mich zurückhalten wird, ich werde ihn nie hier sterben lassen oder gar irgendwann!
"STERBT!" Immer wieder ergreife ich ihre Schwachstellen und jedes Mal aufs Neue schwindet ein Weiterer von ihnen. Dennoch scheint die Lage vollkommen aussichtslos. Ich habe nicht das Gefühl, als würde es jemals ein Ende nehmen. Wo kommen die alle her?
Nicht mehr lange dauert es, bis schließlich auch ich keine Kraft mehr habe. Ich kann nicht endlos so weitermachen. Plötzlich aber erscheint jemand neben mir. "Glaubst du wirklich, ich lasse dich das alles alleine machen?" Ich erblicke Sorin, der mich definitiv zu entschlossen für seinen jetzigen Zustand anschaut. Er hat keine Energie, aber trotzdem kämpft er mit mir. "Dann müssen wir da jetzt wohl beide durch." Ich wende mich wieder meinen Gegnern zu, registriere aber noch ein Nicken seinerseits. Es wäre sinnlos zu versuchen, ihn aufzuhalten. Somit beginnt ein weiterer Kampf, sowohl für ihn als auch für mich.
Aus dem Augenwinkel nehme ich eine Silhouette wahr, die mit einem lauten Aufprall auf dem Boden landet. Erschrocken drehe ich mich in diese Richtung und sehe meinen besten Freund auf dem Boden liegen. Nahezu sein ganzer Körper ist mit seinem Blut übersät. Ohne zu zögern stolpere ich zu ihm und falle direkt auf die Knie. "Hey! Du darfst nicht schlapp machen, hörst du?! Rin!" Ich rüttelte ihn an seiner Schulter, bis er endlich seine Augen wieder öffnet. "Vergib mir ... aber ich halte das nicht länger aus ..." Seine Stimme ist rau und fast gar nicht zu hören. "Denk nicht, dass ich dich hier zurück lasse, klar?!" Erneut trägt er ein kleines Lächeln, dennoch fallen seine Augenlider wieder zu und das Lächeln verschwindet mit einem Mal. "Ich muss doch irgendwie an ihnen vorbeikommen ..." Als ich hinter mir schaue, bewegen sich noch zahlreiche dieser Schatten in der Luft. Mein Blick schweift über das ganze Gebiet, von den Bäumen, über die eingefallenen Pfähle zurück zu ihm. Ohne weiter darüber nachzudenken, hebe ich ihn vorsichtig hoch, sodass ich in der Lage bin, ihn auf meinem Rücken zu tragen. Mit Anstrengung gelingt es mir, wieder aufstehen zu können und ich halte ihn so fest, wie es möglich ist.
Ich bringe uns hier raus!
Mit letztem Antrieb sprinte ich um die Schatten herum, darauf achtend, dass mich oder Sorin kein einziger erwischt. Seine Arme hängen schlapp nach unten, aber noch immer atmet er.
Es spielt keine Rolle, wie schnell ich renne, denn sie wollen einfach nicht aufhören, uns zu verfolgen. Es wäre unmöglich, sich zu verstecken, finden würden sie uns dennoch. Sie werden einfach nicht langsamer, es kommt mir eher so vor, als würden sie von Sekunde zu Sekunde schneller werden.
Vor mir in der Ferne bildet sich schon ein schwacher Umriss des Tores, auch die Leuchten sind minimal zu erkennen. Es ist also nicht mehr all zu weit...
Ich beiße mir heftig auf meine Zunge, um den Schmerz in meinen Beinen zu überdecken. Sie fühlen sich mittlerweile taub an und als würden sie nur noch rennen, weil sie nicht mehr anhalten können.
Nur noch ein Stück ...
Ich kneife meine Augen von dem brennenden Schmerz meines ganzen Körpers zusammen und endlich gelingt es mir, durch das Tor zu gelangen. Hektisch, aber dennoch vorsichtig, lasse ich Sorin von meinem Rücken hinunter und lege ihn auf den Boden nieder. Noch kurz bevor einer dieser Schatten in der Lage dazu ist, mich attackieren, stoße ich das offene Gatter wieder zurück in seine geschlossene Form.
Die lila Schatten fliegen dennoch wild durcheinander, aber trotzdem bewegen sie sich kein Stück weg vom Friedhof. Es wirkt so, als wären sie dort eingesperrt. Erleichtert atme ich dadurch aus.
Ich entferne mich wieder von dem Tor und stolpere dann zurück zu Sorin, der noch immer bewusstlos auf dem Boden liegt. Ich knie mich neben ihn und merke, wie erschöpft ich bin. Ich wäre noch nicht einmal mehr dazu im Stande, aufzustehen und ihn weiter zu tragen.
Stumm mustere ich sein mit Schrammen übersätes Gesicht. Seine Hände und auch sein restlicher Körper tragen unzählige Wunden aus denen noch immer ein wenig Blut rinnt.
Mit zitternder Hand streiche ich eine Haarsträhne zur Seite, ziehe meine Hand aber schnell wieder zurück. Einfach nur hoffend, dass er bald wieder aufwacht, lege ich meine Stirn auf seine Brust und verweile dort für einige Zeit, welche sich für mich wie eine halbe Ewigkeit anfühlt. Irgendwann schließen sich auch meine Augen und bewegen tue ich mich die ganze Zeit über kein bisschen. Erst, als ich auf einmal eine Hand an meinem Rücken spüre, hebe ich meinen Kopf und erblicke somit Sorin, wie er mich aus zerbrechlichen Augen ansieht. Abrupt versuche ich, meine Arme um ihn zu legen, soweit es eben möglich ist. Ein dumpfes und leises Lachen ist von ihm zu vernehmen, "Warum bist du denn auf einmal so anhänglich?"
"Du weißt genau, warum", flüstere ich und hebe meinen Oberkörper etwas, sodass ich ihn ansehen kann "Ich habe dir noch gar nicht zu deinem Geburtstag gratuliert ..."
"Es kam auch etwas dazwischen", murmelt er leise. Mit großer Anstrengung versucht er sich aufzusetzen, weshalb ich ihm etwas Stabilität gebe. Für einen Moment herrscht Stille, bis er plötzlich anfängt, einzelne Strähnen meines Haares durch seine Finger gleiten zu lassen. "Du hast es endlich wieder offen. Ich habe nie verstanden, warum du es immer zusammenbindest."
"Sorin ..."
Fragend sieht er mich an, als ich vorsichtig seine Hand umfasse. Ich ziehe ihn sanft weiter zu mir und ohne einen weiteren Kommentar lege ich meine Lippen auf seine. Nur ganz leicht. Ich habe zwar gedacht, dass es nicht in solchen Umständen geschieht, jedoch weiß ich nicht, was ich getan hätte, wenn er es vielleicht gar nicht überlebt hätte.
Langsam löse ich mich wieder von ihm, wobei ich ihn erstmal nicht ansehe. "Tut mir leid ..."
Aber anderes als erwartet fällt er mir um den Hals und drückt seinen Körper fest an mich. Etwas überrascht erwidere ich seine Umarmung. "Danke, Yarden. Es war einer meiner schönsten Geschenke in den vergangen hundert Jahren", haucht er und klammert sich nur noch stärker an mich.
- Ende -
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