8◇Trebbiano
,,Glaubt ihr, wir werden noch auf eine Karawane stoßen?" Fragte er mit seiner einzigartigen Stimme, die sich anhört, als würde ein rostiger Karren über heißen Schotter fahren.
,,Ich hab mal gehört, dass die Händler hier alles verkaufen. Von netten Mädchen bis hin zu dem lebendigen Tod in Flaschen." Mir zieht es die Augenbrauen hoch und ich blickte den Paladin à la 'dein Ernst?!' entgeistert an. Und ich war nicht allein damit.
,,Denen willst du nicht begegnen!" Ertönte Alarics Stimme von hinten. Avalon blieb stehen und drehte sich um, Palladium und ich folgtem auf dem Fuße.
,,Unter denen gibt es kaum ehrliche Händler. Die würden dich eher über den Tisch ziehen und gleich ausrauben, als dass sie dir was verkaufen." Gab der Braunhaarige kopfschüttelnd von sich. Da musste ich grinsen und sprach schelmisch:,,Na, das klingt ja genau nach meiner Sorte von Arbeitskollegen. Vielleicht lernen wir ja noch etwas dazu...also ihr vielleicht..." Zum Ende hin leiser werdend lächelte ich den stoisch mürrisch schauenden Ordensritter an. Doch der schüttelte nur den Kopf.
,,Das war nicht als Kompliment gemeint, kl...." Doch bevor er die verhängnisvollen Worte aussprechen konnte, grätsche Avalon dazwischen.
,,Alsooo, sobald wir hier raus sind, werde ich einen ganzen See austrinken. Allein. Nicht teilend!"
Mit der Bewegung seines Kopfes animierte uns Palladium weiterzugehen, während seine Stimme sich wie ein sanfter Regenschauer erschoss.
,,Vielleicht solltest du die Hitze genießen, du Wassertier." Er sah mit seltsam leuchtenden Augen dabei zu, wie sich Avalon den Schweiß von der glänzenden Stirn strich. Ich zog verwirrt meine Augenbrauen zusammen, ehe ich mich seltsam berührt abwand und erst Alaric musterte - er starrte dem Ende der Wüste entgegen - , ehe mein Blick über den Sand vor mir glitt. Bewegte sich da was? Leichte Sorge kam in mir auf. Ich starrte weiter, doch nichts fiel mir mehr ins Auge. Avalons Stimme riss mich aus meinen Grübelein.
,,Naja, sehen wir es doch positiv! Es könnte ja auch schlimmer sein." Sprach er frohen Mutes.
,,Ach ja, und wie denn?" Fragte ich mit verbissener Miene.
,,Noch 'ne extra Ladung Sonne oder bissl Treibsand, der uns langsam ersticken lässt?" Meine Sorgen waren noch nicht ganz weg...und da musste Alaric noch einen draufgehen.
,,Oder wir könnten auf etwas Schlimmeres stoßen, wie ein Rudel Wüstenhyänen oder einen Sandwerwyrm, der uns in den Abgrund seines Schlundes reißt." Seine überheblich grinsende Miene wurde von lautem Rumpeln überschattet. Ich brüllte auf, als der Boden anfing zu wackeln, und Sandkörner in Strudeln im Boden verschwanden. Panisch rudert ich mit meinen Armen
,,Du musstest es ja noch extra beschwören, du Vollidiot! Wie kann man denn nur so blöd sein!" schrie ich meinen letzten Satz heraus, ehe ich den Boden unter den Füßen verlor und ich in ein Loch fiel. Und fiel. Und fiel. Ich konnte mich wie am Spieß schreien hören. Dann nicht mehr, weil mein Mund voller Sand war. Und dann war auch die Sicht weg, weil mein Schädel im Fallen gegen einen Stein geknallt war und mein Hirn nun beschloss endgültig das Licht auszumachen.
°°°°°
Ich würgte Sand. Und noch mehr Sand. Hustet, röchelte. Rang panisch um Luft. Tränen flossen in Strömen, ich keuchte panisch. Meine Nägel kratzte über den Sandsteinboden. Blut floss aus den abgerissen Nägel. Ich war kurz davor mich zu übergeben. Galle kroch langsam wie ätzende
Lava meine Kehle entlang. Noch mehr Husten. Meine Sicht verschwamm erneut. Und dann....dann hörte es auf. Ich war auf Knien, meine Finger panisch in den Boden geknallt. Sand rieselte von der Decke herab auf mein erschütterte Selbst. Mein Atem rasselte, als ich mich bemühte genug Sauerstoff in meine Luftröhre zu bekommen.
Langsam verlangsamte sich das panische Schnappen nach Luft und meine Atmung wurde konstanter. Ruhiger werdend setzte ich mich auf meine Knie und betastete meinen Körper. Alles noch dran. Beruhigt holte ich tief Luft und betrachtete dann meine Umgebung. Ich war in einer Sandhöhle und allein ein schmaler Durchgang führte aus dieser Wabe heraus. Stirnrunzeld blickte ich nach oben, schützte meine Augen vor fallendem Sand. Doch die Decke war eine Decke und nichts deutete darauf hin, dass es vor nicht allzu langer Zeit ein Loch war.
Moment...Zeit. Panisch sprang ich auf. Zeit. Wie lange war ich hier unten? Wie viel Zeit war vergangen? Ich trat durch den schmalen Spalt hinaus in einen weiteren Gang. Dahinter...ein weiterer Gang. Ich knurrte auf. Ich war in einer riesigen Katakombe gefangen. Allein, ohne meine Begleitung oder mein Gepäck. Ich drehte mich um mich selbst. Wo könnte ich...?
Ein Kratzen ertönte. Erschrocken drehte ich mich um und zog meine Messer aus der Scheide an meinem Rücken. Meine Angst wandelte sich zu Wut. Was auch immer jetzt kommen sollte, es würde meine...Verstimmtheit über meine Lage zu spüren bekommen! Geschwind bewegte ich mich hinter einen Wandvorsprung, auf das Wesen, was da angetappt kam, wartend.
Mein Blick wanderte zu Boden. Ich zog die Augenbrauen hoch. Was auch immer es war - es hatte Licht. Und Licht hieß Feuer...was hieß, das es eigentlich keine gute Idee wäre, mich mit dem Etwas anzulegen, was in drei Sekunden hier entlanggestapft käme. Ich machte eine abwägende Bewegung mit dem Kopf. Dann hob ich mein Messer und ignorierte alles Rationale. Würde das Vieh schon sehen, was es davon hatte, sich hier unten herumzuschleichen.
Ein Meter. Ich stieß leise Luft aus. Ein halber Meter. Ich machte mich bereit. Und dann kam es um die Ecke. Ich wollte losspringen, ...stoppte aber.
,,Heilige Scheiße..." flüsterte ich. Meine Kinnlade klappte herunter.
Tja, nicht nur Feuer konnte Licht machen - Überraschung - ein Heiligenschein hatte ebenso einen Lichtfaktor. Und zu ebendiesem Heiligenschein gehörte der Erzmagus von Sturmhain. Ich holte erleichtert laut Luft. Der Engel drehte sich ruckartig um. Ich blickte in ein hell erleuchtetes Gesicht mit Drei-Tage-Bart und stahlgrau leuchtenden Augen.
Strahlend weiße Flügel ragten hinter seiner massiven Gestalt empor. Meine Augen glänzten. Noch nie hatte ich so etwas Schönes gesehen. Der Engel setzte zum Sprechen an. Seine Schokoladenstimme hallte die sandigen Gänge entlang.
,,Na, kleine Diebin?" Und damit war der Moment schon ruiniert. Genervt knurren knallte ich ihm die Hände vor die Brust und schob ihn weg, leise 'Idiot' vor mich hin fluchend. Doch der Engel konnte nur lachen. Jetzt hatte ich noch weniger Lust mit ihm in einem Raum...Gang allein zu sein. Wo war denn der Rest der spaßigen Truppe? Gerade wollte ich zu einer Frage ansetzen..., da kamen die Beiden schon um die Ecke geschossen, als wäre der Teufel hinter ihnen her. Und tatsächlich kam ihnen nach...schwärzeste Dunkelheit.
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