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07 - Zwanzig Mann

VIERSPUR
07 — Zwanzig Mann

Zum Glück war Platz im Auto für die Jungs mit den schwarzen Haar'n. Und das alles für ein'n Auftritt vor zwanzig Mann.

pov nico

»Verdammte Scheiße!«, fluchte ich und donnerte mit der Faust gegen die Wand. Der Putz bröselte runter, genau wie meine Fassung.

»Was zur Hölle war das gerade?!«, keuchte ich, immer noch völlig außer mir.

»Nico, beruhig dich, ist doch jetzt vorbei«, versuchte Sil-Yan mich zu beruhigen. Er hockte auf dem Boden, hielt sich die blutende Nase zu.

»Beruhig dich? Nie im Leben!«, brüllte ich zurück, kurz davor, komplett durchzudrehen.

Immer diese Sprüche, dieser ganze Hass. Diese rassistischen Arschlöcher in der Bahn hätten sich ihre Scheiß-Beleidigungen echt sparen können!

»Ist echt vorbei«, mischte sich jetzt auch Maxim ein, der als Einziger nichts unternommen hatte. Wahrscheinlich auch besser so. Komischerweise reichte seine Hand auf meiner Schulter, um mich ein wenig zu beruhigen. Vielleicht war's sein Blick, irgendwie klar und fest – keine Ahnung.

»Und was machen wir jetzt?«, fragte Tarek, der die ganze Zeit stumm auf einer versifften Bank gesessen und vor sich hingestarrt hatte.

Wie immer versuchte er, die ganze Scheiße einfach runterzuschlucken.

Nach unserem Stress mit den Nazi-Deppen hatten sie uns eine Station früher aus'm Zug geworfen, angeblich auch die anderen Typen später.

Wenigstens haben wir kein ewiges Fahrverbot oder 'ne Anzeige kassiert – Glück im Unglück.

Jetzt saßen wir hier, mitten im Nirgendwo von Brandenburg. Die nächste Bahn würde laut Fahrplan erst in zwei Stunden kommen. Perfekt.

»Wir könnten uns ein Taxi rufen«, schlug Maxim nach einer Weile vor. Die letzten Minuten hatten wir schweigend auf dem Bahnsteig verbracht, keiner wollte noch ein Wort sagen.

»Kannst du Geld scheißen?«, fuhr ich ihn gleich an und merkte im selben Moment, wie unnötig das war. Sein Blick traf mich härter als erwartet.

»Nee, aber wir könnten zusammenlegen. Sonst sitzen wir hier noch ewig«, sagte er und kramte in seinem Portemonnaie. Mit einem zufriedenen Grinsen warf er 'nen Tenner in die Mitte.

Sil-Yan setzte sich auf und legte auch 'n Tenner dazu. Tarek starrte erst nur wie angewurzelt auf die Scheine. Dann zog auch er 'n zerknüllten Schein hervor und warf ihn dazu.

Jetzt war ich dran. Super. Alle wussten, wie knapp ich bei Kasse war – mein Auto, mein anderer Quatsch und 'n bisschen zu viel Konsum.

Trotzdem fand ich in meiner Jackentasche tatsächlich noch 'nen zerrissenen Zehner. Mit einem genervten Seufzen legte ich ihn dazu.

Kaum hatte ich mein Geld dazu geworfen, schnappte sich Maxim die Scheine. »Ich ruf jetzt 'n Taxi, dann sehen wir weiter«, sagte er bestimmt.

Damit stand er auf und ging ein Stück weg, um besseren Empfang zu haben. Ich war echt dankbar, dass er das machte. So 'n bisschen Zusammenhalt tat in dem Moment echt gut.

Mit 'nem tiefen Seufzer zog ich 'ne Zigarette aus der Schachtel und steckte sie mir zwischen die Lippen. Ich bot auch Tarek eine an, der sie dankend annahm und sich ebenfalls 'ne ansteckte.

Sil-Yan kauerte vor mir, Tränen liefen ihm stumm über die Wangen. Seine sonst so lebhaften Augen waren nun glasig und ausdruckslos.

Er sah elend aus, aber Tarek beruhigte ihn, dass seine Nase wohl nicht gebrochen sei – er schien aus Erfahrung zu sprechen.

Ich nahm gerade 'nen kräftigen Zug von meiner Zigarette, als zwei junge Männer an uns vorbeischlenderten. Sie wirkten eher unsicher als bedrohlich, ihre Schritte waren leicht und unentschlossen. Beide hatten dunkle Haare und trugen Kapuzen tief ins Gesicht gezogen.

Als jemand, der in einem Ausländerviertel in Berlin aufgewachsen ist, wusste ich sofort, dass sie türkischer Herkunft sein mussten.

»Hallo?«, rief einer. »Hallo«, antwortete ich höflich und lächelte ein wenig falsch. »Kann ich euch irgendwie helfen?«, fragte ich.

Meine Kumpels schauten mich etwas verwundert an, dass ich so freundlich sein konnte. Schließlich war man in Kreuzberg nicht gerade dafür bekannt, Fremden zu helfen, schon gar nicht, wenn sie so offensichtlich verloren aussahen.

Die beiden Jungs zögerten. »Sprecht ihr kein Deutsch?«, fragte ich und überlegte, ob mir noch 'n paar türkische Wörter einfielen.

»Nur ein bisschen«, murmelte der kleinere Junge.

»Wohin wollt ihr denn?«, fragte ich. Ich war von mir selbst angeekelt, wie freundlich ich war.

Der Kleine drehte sich um, sein Finger strich über die Streckenkarte, bis er an einer Stadt innehielt, die ungefähr in unsere gewünschte Richtung lag.

»Vielleicht nehmen wir die beiden mit«, schlug ich Sil-Yan vor. Er starrte mich an, als hätte ich gerade behauptet, ich könnte fliegen.

»Warum sollten wa? Und seit wann bist du so'n Heilsbringer, Nico?« Er schüttelte den Kopf und widmete sich wieder seiner Nase.

Ich seufzte innerlich. Manchmal wäre es echt praktisch, wenn ich meine Mitmenschen einfach stumm schalten könnte.

In diesem Moment kam Maxim zurück. »Taxi in zehn Minuten«, verkündete er und steckte sein Handy ein. Sein Blick fiel auf die beiden jungen Männer, die uns mit großen Augen ansahen. »Wer sind die denn?«, fragte er und deutete mit dem Kopf in ihre Richtung.

Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Verlorene Seelen, denk' ich. Vielleicht können wir sie ja 'n Stück mitnehmen.« Ich zog an meiner Zigarette und beobachtete, wie einer der Jungs nervös an seinem Jackenkragen zupfte.

Maxim runzelte die Stirn und stemmte seine Hände in seine Hüften. »Das klappt nur, wenn der gleich mit 'nem Bus ankommt«, murmelte er mehr zu sich selbst und fuhr sich durchs Haar.

Dabei bemerkte er gar nicht, dass er ja jetzt einen Iro trug – einen, auf den ich übrigens sehr stolz war, da ich ihn ihm selbst geschnitten hatte.

»Habt ihr Geld dabei?«, fragte ich und hielt einen Schein hoch. Sie sahen mich nur ratlos an. Ich überlegte kurz. »Para?«, fragte ich noch mal und wedelte damit. Diesmal schien es zu klappen.

Einer zog stolz 'nen Fünfziger aus der Tasche. Das hat mir nicht nur 'n Lächeln ins Gesicht gezaubert, sondern auch meinen Tag ein wenig aufgehellt.

Zehn Minuten später saßen wir tatsächlich mit den beiden Fremden im Großraumtaxi und waren auf'm Weg in die Stadt, wo wir gleich auftreten sollten.

Ich fühlte mich wie'n Sozialarbeiter auf Weltreise – aber mit weniger Gehalt.

Die Jungs waren froh, endlich weg zu sein, und meine Jungs waren wenigstens etwas besser gelaunt. Ich lächelte in mich hinein, weil es doch noch geklappt hatte.

Die ganze Sache in der Bahn war 'ne absolute Katastrophe gewesen, aber so 'ne Situation hatte ich schon viel zu oft mitgemacht.

Man gewöhnt sich an alles, auch an die absurdesten Begegnungen in dieser Stadt.

Die zwei mit den schwarzen Haaren sind 'n Stück vor uns ausgestiegen, haben den ganzen Fuffi einfach dem Taxifahrer überlassen und sind dann auch weg.

Wir fuhren noch 'n gutes Stück weiter, mussten am Ende aber nur noch 'nen Tenner drauflegen.

»Was für'n Trip bisher!«, meinte Maxim und streckte sich genüsslich, nachdem er als Letzter aus dem Taxi gestiegen war.

Ich beobachtete ihn amüsiert, während ich mir 'ne Zigarette anzündete. »Du kannst doch nicht ohne, oder?«, lachte Sil-Yan und stieß mich spielerisch an. Ich verdrehte nur die Augen.

Wir schlenderten durch das Städtchen, das ganz nett war, aber irgendwie nicht an Berlin heranreichte. Es fehlte einfach das gewisse Etwas, wie zum Beispiel 'n ordentlicher Dönerladen an jeder Ecke oder ein Späti für Notfälle.

Sil-Yan führte uns quer durch die Stadt, bis wir schließlich vor einer abgelegenen Festhalle landeten, aus der schon etwas Musik drang, die man eher als Lärm bezeichnen konnte.

»Sind wir hier wirklich richtig?«, fragte Tarek skeptisch und musterte die Umgebung. »Ich hatte es mir etwas... lebendiger vorgestellt. Vielleicht mehr Neonlichter und weniger Kuhweiden?«

»Ja, das sind wir«, bestätigte Sil-Yan und verglich die Adresse noch einmal mit seinem Zettel.

»Die Bude scheint gut besucht zu sein...«, bemerkte Maxim sarkastisch und zog eine Augenbraue hoch. Ich nickte zustimmend.

Highlife sah anders aus. Vielleicht sollten wir uns doch lieber 'n eigene Bühne bauen.

»Wartet's doch ab«, winkte Sil-Yan ab und marschierte selbstsicher auf die Bude zu. Wir schlichen ihm so 'n bisschen hinterher, als wären wir seine persönliche Entourage.

Am Eingang stand so'n Typ, schon etwas älter, graue Haare und so, aber irgendwie sympathisch.

Er führte uns in die Halle und erzählte, dass sein Junge heute 18 wird. Der sei voll auf Rap ab und hätte sich nichts mehr gewünscht, als dass 'echte' Musiker bei seiner Party auftreten.

Alter, bei jedem Wort von dem Typen wurde mir immer klarer, dass ich hier völlig falsch war. So viele Fragen schwirrten mir im Kopf rum.

Wie hat Sil-Yan bloß so'n Job ergattert?

Hat er dem Typen erzählt, wir wären die nächste große Sensation im deutschen Hip-Hop?

Oder hat er einfach wild drauflos gelogen und gehofft, dass es niemand merkt?

Warum gibt's eigentlich Leute, die sich so'n Quatsch zum Geburtstag wünschen?

Ich meine, wer kommt auf die Idee, sich eine Rap-Crew für seine Sweet-18-Party zu wünschen? Ist das heutzutage normal?

Und der Sohn, der da grad ankam, sah aus wie'n Feuerwehrmann vom Dorf, der noch nie 'ne Großstadt von innen gesehen hat.

Ein echter Rap-Fan, keine Frage.

Ich musste mir ehrlich gesagt das Lachen verkneifen, so absurd war das Ganze.

Tarek muss ähnlich gedacht haben, als er den Jungen auf uns zukommen sah. Er schaffte es nicht mal ansatzweise, sich das Lachen zu verkneifen, und prustete einfach los. Ich glaub', der Junge war ganz schön verwirrt.

Selbst als wir uns im Nebenraum fertigmachen wollten, hörte er nicht auf zu lachen. »Ey Tarek«, meinte Maxim genervt, »lass ma' jetzt gut sein.«

Doch Tarek bekam sich gar nicht mehr ein. Ich musste auch ständig schmunzeln, sein Lachen war echt ansteckend.

»Dicker«, keuchte er und hielt sich den Bauch, »Hast du die anderen Kids gesehen? Die sind doch alle aus dem selben Verein!«

Jetzt lachte er sogar Tränen. Na geil.

»Die haben halt auch ihre Hobbys«, mischte Sil-Yan sich ein, während er seine Gürtel zuzog, »So wie wir auch. Lass sie doch leben, Alter.«

»Wir machen das Beste daraus«, sagte Maxim und stand plötzlich mit nacktem Oberkörper im Raum. Sein T-Shirt hielt er locker in der Hand, ohne Anstalten zu machen, es anzuziehen.

Obwohl ich ihn schon oft so gesehen hatte, klappte mir jedes Mal die Kinnlade herunter. Ich konnte einfach nicht verstehen, wie ein einziger Mensch eine solche Wirkung auf mich haben konnte.

Selbst Tarek, der auch gut gebaut war und neben ihm stand und sein T-Shirt wechselte, hatte nicht annähernd die Wirkung auf mich wie Maxim, der so selbstbewusst da stand.

Etwas beschämt über meine eigene Reaktion drehte ich mich als Einziger ab, um mein T-Shirt zu wechseln. Sofort spürte ich die neugierigen Blicke meiner Freunde auf mir ruhen.

»Dicker Nico, wir gucken dir nichts weg«, hörte ich Sil-Yans Stimme hinter mir.

Am liebsten hätte ich mich umgedreht und ihm 'nen Mittelfinger gezeigt.

Stattdessen schlüpfte ich schnell in mein T-Shirt, zog es glatt und drehte mich um. Ich versuchte, so cool wie möglich auszusehen, aber ich wusste, dass ich rot wie 'ne Tomate war.

Wie immer war ich aufgeregt, auch wenn draußen nur so 'n Haufen Achtzehnjährige standen, die genauso wenig vom Leben wussten wie wir und sich genauso wenig trauen würden, so'n Ding durchzuziehen.

Mittlerweile hatten sich auch die anderen drei Jungs umgezogen. Ich holte tief Luft. Ich wollte nich' übertreiben, aber es sah irgendwie cool aus, wenn wir alle das gleiche Outfit trugen. Auch wenn's nur 'ne Cargohose und 'n T-Shirt war, zeigte es deutlich, dass wir 'ne Einheit waren.

Sil-Yan winkte uns zu unserem gemeinsamen Kreis. Dieser half uns immer, uns gegenseitig zu stärken und mich zur Ruhe zu bekommen.

Und wenn nicht, dann zumindest dazu, uns gegenseitig auszulachen.

Ich spürte, wie Maxims Hand auf meinem unteren Rücken ruhte. 'N bisschen zu viel Nähe für meinen Geschmack, dachte ich mir, aber irgendwie war's auch ganz angenehm.

Ob er das absichtlich gemacht hat, weiß ich nicht. Aber egal, Hauptsache, es hat gewirkt.

Danach lösten wir uns auf und liefen gemeinsam zurück in den Hauptsaal, wo die Kids schon sehnsüchtig auf uns warteten.

Unser Auftritt dauerte ganze 30 Minuten – die perfekte Länge, um uns zu präsentieren und die Kids nicht zu langweilen. Spätestens nach dem letzten Song war ich allerdings ziemlich durch.

Sil-Yan legte noch einen kleinen Scratch-Bonus drauf, der bei den Jungs, die uns die ganze Zeit angestarrt hatten, richtig gut ankam.

Ich war echt überrascht, wie gut wir abgeliefert haben. Total anders als bei den Schnöseln letzte Woche. Die hatten uns ja nur belächelt.

Hier war das Publikum ja auch eher so 'ne Handvoll pubertierender Konzert-Jungfrauen, die von jedem bisschen Bass begeistert waren.

Zu meiner Überraschung waren die Kids so begeistert, dass wir sogar Autogramme geben und Fotos machen mussten. Ich versuchte cool zu bleiben, aber innerlich fragte ich mich, was ich hier eigentlich mache.

Und dann stand ich da und musste auch noch versuchen, meinen Namen irgendwie cool klingen zu lassen, als hätte ich das schon tausendmal gemacht.

Der Gastgeber, Manuel hieß der, glaube ich, war echt 'n netter Typ. Der war zwar nicht so mein Fall – viel zu ordentlich – aber okay.

Sein Vater war so dankbar, dass er uns 'nen Haufen Geld in die Hand drückte und versprach, uns mit 'nem Bekannten in Kontakt zu bringen, der angeblich bei 'ner Plattenfirma in Berlin arbeitete.

Als ich das hörte, dachte ich fast, ich sei verrückt. Das war alles, was wir uns je gewünscht hatten. Endlich gesehen und gehört zu werden.

Und das alles, weil wir 'nem 18-Jährigen seinen Geburtstag versüßt hatten. Geil!

Auf dem Heimweg nach Berlin, wieder ganz entspannt in der Regionalbahn, ließen wir den Abend noch mal Revue passieren.

Wir mussten echt lachen, wenn wir daran dachten, wie absurd das alles gewesen war. Von 'ner kleinen Geburtstagsfeier in 'nem Kaff zu 'nem möglichen Plattenvertrag. Wer hätte das gedacht?

Aber was für 'n Glück, wenn der Typ sich wirklich mit dem Label-Typen in Verbindung setzt. Dann könnten wir endlich zeigen, was wir draufhaben.

»Und das alles für 'n Auftritt vor zwanzig Mann«, meinte Maxim müde, aber mit 'nem zufriedenen Lächeln im Gesicht.

Ich wusste, das war erst der Anfang.

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