Am Freitag wird Isa aus dem Krankenhaus entlassen. Sie ist mit Dennis zusammengekommen und erzählt Tiffany ständig von ihm. Aber nicht auf die nervige Art, sie beschreibt nicht jeden Atemzug und Klogang seinerseits, sondern gibt lustige Anekdoten zum Besten. Tiff freut sich für sie, es ist schön, wenn sich das eigene Glück im Gegenüber spiegelt. Isa geht es viel besser, es scheint, als würde sie sich langsam an das Dunkel gewöhnen und aufhören, sich zu fürchten. Ab Montag geht sie wieder in die Schule. Heute hat sie Tiff zu sich bestellt, für einen Mädelsabend, natürlich mit einer Ausnahme mit dem Namen Lux.
Als Isa die Tür öffnet, scheint sie zu schillern, in allen Farben der Freude. Lux begrüßt sie bellend, springt an ihr hoch, stößt sie fast um, sie taumelt nach hinten. „Na, na, na. Ruf deine Bestie mal zurück." Tiff greift nach Lux' Geschirr und zieht ihn weg, als er sich beruhigt hat, hängt sie das Geschirr an die Garderobe. Während Tiff Isa folgt, fällt ihr auf, dass Isa -ohne Blindenstock- sehr sicher geht. „Zu einem richtigen Mädelsabend gehört Popcorn", verkündet Isa strahlend und bringt sie in die Küche. Lux trottet ihnen hinterher. „Mikrowellenpopcorn. Süß oder salzig?" „Gemischt", sagt Tiff, weil sie weiß, dass Isa verrückt genug ist, um das zu lieben. Irgendwann hat sie ihr erklärt: ,dann ist jeder Bissen eine Überraschung'. Isas Strahlen übertrifft jetzt die Sonne, wenn sie noch am Himmel steht.
Isa legt zwei Tüten in die Mikrowelle. Während das Gerät summt, plappert sie ohne Pause, die Körner ploppen im Takt ihrer Wörter. Als der Mais still bleibt, schüttet sie das Popcorn in eine Schüssel. Es hört sich an wie Hagel. Isa vermengt den Inhalt mit einer Hand, steckt ein Korn in den Mund.
„Süß", sagt sie, „so, wie ich." Im selben Atemzug fragt sie: „Was trinken?" Tiff verneint, sie hat keinen Durst. Dann erzählt sie Isa von ihrer Tollpatschigkeit, die eigentlich keine ist. Das ist schön bei Isa, sie redet viel, hört aber auch gern zu.
„Und er hat einfach ,Scherben bringen Glück' gesagt? Sag mal, heiratet ihr bald?" Sie lachen. Tiff pickt sich Popcorn raus, wirft es in den Mund. „Salzig, so wie Tränen" „Freudetränen", ergänzt Isa. „Stimmt genau" Sie bringen die Schüssel in Isas Zimmer, hocken sich auf den Boden, Lux tut es ihnen, ein wenig zurückgezogen, gleich.
„Tiff, ich hab' eine klasse Idee. Was hältst du davon, feiern zu gehen? Ich weiß, ich weiß, die letzte Party war echt Kacke, aber diesmal gibt es keine blöde Überraschung. Feiern und zwar in einem richtigen Club. Wir können Dennis und Marc mitnehmen, dann beschützen sie uns", sie lacht vergnügt. Tiffany ist unsicher, wiegt den Kopf hin und her, einerseits, ja, sie würde sich gern im Rhythmus der Musik verlieren, Spaß haben, neue Orte entdecken, wie der Rest der Welt auch, andererseits fürchtet sie sich. Sie weiß selbst nicht genau, wovor, vielleicht sind es die rücksichtslosen Betrunkenen oder das Gedränge, in dem sie sich verirren könnte oder die Angst vor der Unberechenbarkeit? Tiff steht auf einer Klippe, die ins Ungewisse abfällt, ein paar Schritte vor dem Abgrund entfernt. Nervös greift sie zum Popcorn. „Salzig, wie Angstschweiß auf meiner Haut"
„Ihh, so genau wollt' ich das nicht wissen. Und wenn schon, kein Angstschwitzen, sondern Tanzschwitzen. Tiff vertrau' mir! Es wird dir gefallen. Ich lass dich nicht allein und Marc sowieso nicht." Tiffany macht einen Schritt nach vorn, noch einen, Isa zwingt sie nicht, aber Tiff muss sich selbst zwingen, um den Sprung zu wagen.
„In Ordnung", sagt sie, erwartet den Aufprall. Sie wird vom Meer empfangen, getragen, jetzt muss sie nur noch lange genug schwimmen. „Ich schätze, es ist in Ordnung", wiederholt sie, kaut schon das nächste Korn. „Ich wette, es ist süß, wie der schöne Abend, den wir haben werden." „Mhm", es ist wirklich süß.
„Abgemacht", jauchzt Isa jetzt. „Ich ruf Dennis an, du Marc", sie ist wirklich überzeugt von ihrer Idee. Tiff brummt, steigt achtsam über Lux, der sich mitten in den Weg geschmissen hat und wählt Marcs Nummer.
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