Kapitel 4,6
Impulsartig reißt Isa sich los, ihre Schritte schallen auf dem Asphalt wieder, wie Peitschenhiebe in einer Manege. „Isa!!", schreit Tiffany, bückt sich, sucht auf dem Boden nach dem Bügel, hebt ihn auf. Nicht weit entfernt hört sie Isas Weinen. „Libera", ruft Tiff dem Hund zu „aber pass auf!", es ist ihre einzige Möglichkeit. Lux muss lospreschen, in Richtung Isa rennen, niemals würde er das während seines Dienstes tun. Der Hund beschleunigt, Tiff stolpert hinterher, wird nach rechts, nach links, wieder nach rechts gezogen, Menschen schreien entsetzt auf, andere schimpfen.
Isas Schluchzen kommt näher. „Lux! Langsamer!", sie weiß nicht, ob er sie versteht oder zufällig in einen gemächlichen Trab fällt, es ist ihr jetzt egal. Jetzt ist nur Isa von Bedeutung.
Plötzlich hört Tiff wie etwas mit ungeheurer Wucht zusammenprallt, Körper gehen zu Boden, fast einem Erdbeben gleich. Kurz denkt sie, dass sie gegen jemanden gestoßen ist. Dann wird ihr klar, dass es jemand anderem etwas weiter vorne geschehen ist. Jemand flucht, stöhnt.
„Pass doch auf! Bist du blind, oder was?!", schnauzt ein Mann, vielleicht noch fünf Meter entfernt. „Ja!!", brüllt Isa zurück, die jetzt besinnungslos heult. Der Mann rafft sich auf, klopft die Klamotten ab und geht davon. Tiffany kniet sich neben Isa, umarmt sie, drückt ihr Gesicht gegen ihren Hals. Sie spürt an Isas Arm etwas Warmes. Vorsichtig betastet sie die Stelle, fühlt ein winziges Rinnsal von Blut. „Isa", flüstert sie in ihr Ohr. Sie ist sich nicht sicher, ob sie sie hört, geschweige denn versteht. „Isa, du blutest."
Isa hängt an ihrem Hals, geschüttelt von Schluchzern, als stünde sie unter Strom. Menschen kommen und wollen helfen, bieten an, einen Krankenwagen zu rufen. „Vielleicht eine Gehirnerschütterung", meint eine Frau, unwissend, dass eine Gehirnerschütterung das wohl Wünschenswerteste in ihrer Situation wäre. „Was ist passiert?", fragt eine andere. „Hallo, hören Sie mich? Sehen Sie mich an."
„Wir sind blind.", der Satz kommt aus Isas Mund, die Buchstaben zerbrochen und undeutlich, sie wiederholt es. Tiff weint jetzt auch, ihre Tränen vermischen sich. „Es tut mir leid.", wispert sie in Isas Ohr. „Es tut mir so leid."
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