Kapitel 16,1
Die nächsten zwanzig Minuten verbringen sie mit Aufstehen und wieder Hinlegen, immer dasselbe Muster. Bis sich die Bewegungsabläufe in ihre Gedächtnisse brennen und verinnerlicht werden. Tiffany fühlt sich wie eine Katze, die sich zum Sprung vorbereitet. Sie muss nicht mehr nachdenken, ihre Gliedmaßen leisten ihren Dienst, zwar erschöpft, aber gewissenhaft.
„Sieht gut aus. Ihr seid bereit. Die Wellen warten auf uns! Also los und hang loose!" Joe klemmt das Surfboard unter den Arm und rennt leichtfüßig ins Wasser.
Sie folgen ihm wie eine Horde aufgescheuchter Schafe. Als Tiffs nackte Füße das Meer berühren, schreckt ihr ganzer Körper zusammen. Es ist eiskalt, sie würde sich nicht wundern, wenn Eiswürfel in den Wellen treiben würden. Mit zusammengebissenen Zähnen watet sie in das Eis. Der Neoprenanzug saugt sich voll, wird noch schwerer, lastet träge auf den Schultern. Tiff weiß nicht, ob er es ist, der vor der Kälte schützt, oder ob ihr Körper einfach nur taub geworden ist.
Wellen drücken gegen ihre Hüften, schlagen ihr das Brett aus den Armen. Voller Gewalt werfen sie sie zurück, angestrengt läuft sie weiter. Sie verliert den sandigen Boden unter den Füßen, klammert sich mit den Armen an den Schaumstoff, der sie nach oben zieht. Ständig klatscht Gischt ihr ins Gesicht, brennt in der Nase. Sie atmet Meerwasser ein, schluckt es, es sammelt sich in ihren Ohren. Endlich schreit Joe über das krachende Donnern der Wellen hinweg:
„Springt drauf und paddelt!" Mit letzter Kraft wirft sie sich auf das Board, schaukelt hin und her, ein Treibfloß auf wütendem Meer. Ihr Atem geht schnell und flach. Ruhig. Alles in Ordnung. Kurz holt sie nur Luft, bläst sie über das Wasser. Dann beginnt Tiffany zu paddeln, zuerst zaghaft. Bald findet sie ihren Rhythmus, gleitet durch das Wasser, drückt es beiseite. „Zu mir!", brüllt Joe, weit links von ihr, sie steuert ihn an. Tiffany ist jetzt ein Fisch. Besitzt statt Lungen Kiemen und statt zweierlei ist sie Eins mit dem Wasser. Sie paddelt so schnell, dass der Wind ihr ins Gesicht schlägt, die Arme riesige Flossen.
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