Kapitel 14,3
Nach ein paar Stufen haben sich seine Augen endlich an die Dunkelheit gewöhnt und sie braucht keine Angst mehr zu haben, dass er die Treppe hinunterfällt. Lux tapst hinter ihnen her, schlaftrunken. Als sie nach draußen treten, wird der Hund munter, rennt hüpfend los. Die kühle Luft hat ihn geweckt. Fröstelnd schlagen sie die Decke um ihre Schultern, sie weht hinter ihnen her, wie ein Umhang. „Wo gehen wir hin?", fragt sie abermals. „Ich weiß es nicht" Sie gibt sich damit zufrieden.
Es zieht sie ans Meer. Die Stille der Nacht wird durch die brechenden Wellen zerschmettert. Unermüdlich schlagen sie gegen Felsen, spritzen schäumend auf den Strand. Lux wirft im Galoppieren Sandkörner in die Luft, die gegen ihre Beine prallen.
Auf einmal stolpert Marc, versucht die Balance zu halten, kippt aber vornüber und küsst den Sand. Ihr Umhang weht leer auf der rechten Seite. „Alles ok?", fragt Tiff bestürzt. Lux dreht um und schleckt Marc über das Gesicht, froh darüber, dass sich endlich jemand auf seine Höhe begibt. „Hör' auf", schützend hält er die Hände vors Gesicht, rappelt sich auf. Grummelnd klopft er den feuchten Sand vom Schlafanzug. Das Lachen sprudelt aus ihrer Brust, so stürmisch, dass sie es nicht mehr einfangen kann. Marc spuckt Sand aus und gesellt sich zurück unter die Decke. „Hör' auf zu lachen", aber er hält sich selbst nicht an seine Aufforderung. Wie betrunken stolpern sie den Strand entlang, und immer, wenn sie sich beruhigt haben, lachen sie wieder auf.
Irgendwann bleiben sie stehen, das Gesicht Richtung Meer, im Wind schnuppernd. „Wie sieht es aus?" „Was?" „Das Meer. Beschreib es mir." Er überlegt. Sie spürt, wie ihr Atem an den Nasenflügeln vorbeistreicht. „Weit in der Ferne geht es in den Himmel über. Ich kann das wässrige Schwarz nicht vom Wolkigen unterscheiden, es ist eine Ebene. Der Mond steht über dem Meer. Ohne ihn wäre es eine lichtlose Finsternis. Er besprenkelt das Wasser mit silbrigem Schein. Die Wellen bewegen das Licht, brechen, zerstreuen es in Millionen winzige Wogen." „Das hast du schön gesagt." „Ich weiß. Noch etwas: Das Mondlicht glitzert in deinen Augen, ebenso wie im Meer."
Sie schmiegt sich an ihn. „Und doch dringt es nicht durch. Weder in die Tiefen des Meeres noch bei mir ins Gehirn." Schweigend stehen sie im Wind, der jetzt heftiger ist und die Decke fest um ihre Schultern schlingt. „Ist dir kalt?", wispert Marc. „Nein" „Gut. Gehen wir schwimmen?" Sie braucht ein bisschen länger, bis sie die Frage verarbeitet. Währenddessen zieht Marc sein Oberteil über den Kopf und schmeißt es in den Sand. „Was???" „Na, schwimmen. Du weißt schon. Wie Fische es tun."
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