Kapitel 13,3
Lux kugelt sich auf dem Boden.
Das Salz in der Luft ist so fassbar, dass Tiff am liebsten die Hand ausstrecken und eine Prise pflücken würde. Sie hört die Wassermassen, die sich gegenseitig schlagen, auf Felsen prallen und in tausenden Wasserteilchen auseinanderstieben. Schneeflocken aus Salzwasser.
„Meint ihr, man kann schwimmen gehen?" „Wenn du ertrinken willst, na klar." „Wenn du erfrieren willst, nur zu." „Vielen Dank, meine Freunde. Es ist schön, dass ihr mich liebt." Marc lächelt. „Manche mehr, manche weniger. Ich gehöre natürlich zu denen, die dich am meisten lieben!" Lux' Schwanz schlägt gegen seine Beine, als wollte er ihn daran erinnern, dass Hundeliebe nicht zu unterschätzen ist.
Als sie endlich auch ihr Gepäck nach oben geschleppt haben -es gibt keinen Aufzug- fallen sie auf die Couch. Sie ist durchgesessen, aber dafür umso bequemer. „Erinnert mich an ,Friends'.", Isa meint die Serie. „Wegen der Couch." „Mich erinnert es eher an ,Fünf Freunde'.", sagt Dennis und lacht. „Wir haben sogar den Hund." „Mich erinnert es an nichts.", geht jetzt auch Marc einfallsreich darauf ein. „Mich erinnert es an uns. An diesen Augenblick, der zu schnell wieder vergeht." Marc grinst. „Genau, der Augenblick." „Mann, Marc!", sie spielt beleidigt. Er küsst sie, sie erwidert den Kuss. „Ouh, nehmt euch ein Zimmer! Ich hör' das Schmatzen bis hier.", Isa drückt sich die Ohren zu. „Wenigstens siehst du's nicht!", das kommt von Dennis. Sie prustet los.
„Zimmer!", schreit Tiff, erst jetzt richtig begriffen, was Isa da gesagt hat und springt auf. „Zimmer!!", stimmt Isa lautstark zu und rennt blindlings los. Tiff tut es ihr, die Hände von sich gestreckt, gleich. Isa knallt gegen eine Wand, kichert wie verrückt und humpelt weiter. Tiff biegt links ab, Isa rechts.
„Mein Zimmer!", bestimmt Isa und fast im selben Moment will Tiff das gleiche rufen.
Besondere Auswahlkriterien hat sie für den Raum, in dem sie jetzt steht, nicht. Hauptsache sie fühlt sich wohl und das tut sie. Ihr ist ziemlich egal, welche Farbe die Wand hat, ob das Bett schön bezogen ist oder wie passend die Gemälde zu Wand und Bettbezug sind.
Sie streicht vorsichtig über den Bilderrahmen vor ihr, glatt, bis sie auch das Kunstwerk berührt. Hier ist die Oberfläche rau und sie kann jeden Pinselzug verfolgen, spürt mit den Fingerkuppen die Verteilung der Farbe. Die Striche kommen ihr so bekannt vor, die Muster so vertraut, die Kerben so geliebt...
Plötzlich weiß sie es. So sicher, dass sie mit ihrem eigenen Blut unterzeichnen würde. Marc ist hinter ihr aufgetaucht, sie spürt seinen Körper an ihr. „Es ist das Meer", haucht sie, wendet sich ihm nicht zu, um seine Bestätigung zu erhaschen, stattdessen blickt sie durch die Schwärze auf das Gemälde. Das Meer in der Nacht. Farblos, und wenn Mond- und Sternenlicht erloschen sind, undurchdringlich.
„Ja", flüstert Marc schlingt seine Arme um sie. Bedächtig atmen sie, im selben Takt der Wellen.
„Sind wir zufrieden mit unseren Zimmern? Ja!", Isa rennt zu ihnen und ruft, als wäre sie in einer Werbekampagne. Die Magie verflüchtigt sich, aber Isa hat sie nicht zerstört. Benommen schließt Tiff die Augen, streicht nochmals über das Bild an der Wand und löst sich.
Isa greift Tiffanys Hände und tanzt durch den Raum. Jauchzend und jubelnd drehen sie sich, beide keine Orientierung mehr, nur glücklichen Schwindel im Kopf. Sie sind Kinder geworden.
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