Das ganze Wochenende beachtet Tiffany Marcs verpasste Anrufe nicht. Sobald das Handy vibriert, würde sie es am liebsten aus dem Fenster schmeißen. Durch die Scheibe. Einmal ist sie ausversehen drangegangen, weil sie gedacht hatte, es wäre Isa. „Es tut mir leid. Ich war betrunken." Vor Schreck hat es ein paar Sekunden gedauert, bevor sie zischen konnte, dass das keine Entschuldigung sei und nachdrücklich die Taste auf der rechten Seite gedrückt hatte.

Sie hatte vorher mit Isa gesprochen und ihr alles erzählt. Diesmal auch die Sache mit seinen Eltern. Eine beste Freundin braucht alle Informationen. Ihr Tipp war, ihm die kalte Schulter zu zeigen, er solle spüren, dass er sich, egal mit welcher Rechtfertigung, unmöglich benommen hatte.

Ständig spuken die Sätze in ihrem Kopf herum, die er ihr zugeworfen hatte, und die alle auf sie niedergeprasselt waren, wie Tennisbälle. Überall trägt sie ihre blauen Flecken jetzt auf der Haut. Und doch vermisst sie ihn.

Aber das ist egal. Er hat Mist gebaut. Einen ganzen Misthaufen.

Während sie zu Hause sitzt und Lux neben ihr patrouilliert, bemüht sie sich, zu lernen. Die dämliche Bioklausur muss sie am Montag schreiben. Und Mendel kreuzt fleißig seine Erbsen in ihren Gedanken, ohne dass sie zu einem Ergebnis kommt. Sobald die Erbsen reif sind, kullern sie aus den Hülsen und verfangen sich in ihren Gehirnwindungen.

Bald starrt sie bewegungslos in die Nacht. Sucht nach Schatten, die sich vielleicht im Dunkel verbergen könnten, eine unendliche Beschäftigung, unendlich erfolgslos und langweilig. Aber -ihrer Meinung nach- doch interessanter als Schmetterlingsblütler zu paaren und sogar sehr viel interessanter als Dinge über das Paaren von Schmetterlingsblütlern zu erfahren. Tiff schüttelt den Kopf, die Erbsen rollen weiter. Irgendwann tippt sie ihre Uhr an, sie teilt ihr mit, dass es schon viertel nach elf ist. Sie geht schlafen, legt das Heft unter ihr Kopfkissen, in der Hoffnung, dass seine Inhalte ihr im Schlaf übertragen werden. 

Mit jedem Atemzug knistert das Papier.