
17 | End Game - Tag der Abrechnung
Justus Jonas schlich so unauffällig wie möglich zwischen den Fans auf der Tribüne entlang, bis er an eine Seitentür kam, in deren Nähe die verdächtige fremde Person stand. Er näherte sich vorsichtig von hinten und beobachtete den Mann, der immer wieder Signale mit seinen Händen gab, als wollte er Skinny, der ihm immer wieder Blicke zuwarf, etwas sagen.
Justus hielt sich im Schatten, um nicht entdeckt zu werden. Sicherlich hatte Skinny bereits Verdacht geschöpft, dass hier etwas nicht ganz stimmte. Was auch immer er ins Wasser getan hatte, es hatte offensichtlich verhindern sollen, dass die Cougars kurz vor Ende des Spiels vorne lagen.
Kurz nach dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit hatte Justus eine der präparierten Flaschen zum Team-Arzt gebracht und ihn gebeten, sie auf den Zusatzstoff zu überprüfen. Bisher hatte er noch keine Rückmeldung erhalten, aber er war sich ziemlich sicher, dass der Arzt etwas finden würde.
Das Spiel neigte sich dem Ende zu, und die Spannung war nicht besonders groß, denn die Cougars lagen mit großem Abstand vorne. Als das Spiel nach dem glorreichen Sieg der Rocky Beach High schließlich abgepfiffen wurde, wollte sich Skinny so schnell wie möglich aus dem Staub machen. Doch Bob und Peter stellten sich ihm in den Weg, ihre Blicke fest und entschlossen.
„Nicht so schnell, Skinny!", rief Bob mit einer Mischung aus Wut und Entschlossenheit. „Wo willst du denn hin?"
Skinny versuchte, sich hektisch an ihnen vorbeizudrängeln, doch sie ließen ihn nicht durch. Nun kamen auch Jeff und die anderen Spieler zu ihnen und umstellten den Saboteur. Mit angespanntem Gesicht blickte Skinny zu dem vermummten Mann.
In diesem Moment bemerkte der vermeintliche Drahtzieher die herannahende Gefahr und versuchte zu fliehen. Doch Justus war bereits zur Stelle und stellte sich ihm mutig in den Weg.
„Hier kommen Sie nicht vorbei", sagte Justus mit entschlossener Stimme, seine Hände fest an den Hüften.
Der Mann schaute sich nervös um, auf der Suche nach einem Fluchtweg. Doch die Tribüne war voller aufmerksamer Zuschauer, die das Geschehen gespannt verfolgten. Auch Trainer Garland hatte nun etwas bemerkt und näherte sich mit schnellen Schritten.
„Sie können uns nicht entkommen! Wir wissen, dass Sie derjenige sind, der Skinny dazu angestiftet hat, etwas ins Wasser zu tun, damit die Cougars verlieren!", rief Justus selbstsicher.
Obwohl der Mann schwieg, verriet sein Gesichtsausdruck seine Panik. Er wusste, dass er keine Chance hatte zu entkommen. Dennoch streckte er seinen Arm aus und versuchte, Justus beiseitezuschieben. Doch Trainer Garland griff von hinten nach seiner Schulter und hielt ihn fest.
„Nicht so schnell, mein Freund! Nehmen Sie die Kapuze ab und zeigen Sie sich!", forderte Trainer Garland energisch.
Justus sah den Mann fest an und sagte selbstbewusst: „Das muss er gar nicht! Ich glaube, ich weiß, wer er ist."
Die Sicherheitsleute waren inzwischen herbeigeeilt und nahmen Skinny in Gewahrsam. Peter und Bob traten an Justus heran, der gerade zu einer Erklärung ausholte. Die Spannung in der Luft war greifbar, während die Zuschauer und Spieler gespannt darauf warteten, dass die Wahrheit ans Licht kam.
„Sie sind Mr. Norris. Skinnys Vater!", enthüllte Justus und ein erstauntes Raunen ging durch die Umherstehenden. Doch Justus war sich sicher. „Ich hatte Sie erst gar nicht in Verdacht, weil ich Mr. Morgan verdächtigte. Er hat Skinny auf dem Parkplatz die Substanz gegeben, die er unter meinen Augen in die Flaschen gefüllt hat. Ich vermute, dass es sich um ein schnellwirkendes Abführmittel oder etwas Ähnliches handelte. Der Doktor wird diese Vermutung sicher bald bestätigen."
„Schön und gut, Justus", meinte Bob anerkennend. „Aber wie kommst du nun darauf, dass dieser Mann Skinnys Vater ist?"
„Gute Frage, Bob. Ich habe gestern, als du in der Bibliothek ausgeholfen hast, Mr. Morgan heimlich beobachtet, da ich ihn verdächtigte, etwas mit unserer Sache zu tun zu haben. Ich bin ihm bis zu einem schäbigen Wohnwagen gefolgt, der auf dem alten Freemann Gelände steht. Ihr wisst schon, wo sich die vielen zwielichtigen Halunken rumtreiben. Dort klopfte er an und wurde hineingelassen. Natürlich habe ich ein Ohr an die Tür gelegt."
Ein heiseres Keuchen entwich dem Mann mit der auffälligen Tarnung. Justus grinste zufrieden.
„Und da hast du ein Gespräch belauscht?", vermutete Peter neugierig.
„Ganz genau! Es waren nur Wortfetzen, aber es ging in der Unterhaltung um eine große Menge Geld. Mr. Morgan wollte eine beträchtliche Summe für seine Dienste haben und die mir unbekannte Stimme antwortete ihm, dass er dafür bis nach dem Spiel warten müsse, wenn der Sohn alles geregelt hätte. Ich dachte zu dem Zeitpunkt, dass er „dein Sohn" sagte, und damit Darrel meine. Aber ich war mir auch nicht sicher. Nun denke ich, dass er stattdessen „mein Sohn" gesagt hat. Und da Skinny ihn so intensiv angesehen und auf Anweisungen gewartet hat, kam mir der Gedanke, dass dieser Mann Mr. Norris sein muss. Warum sonst sollte Skinny auch seine Karriere als Basketballer aufs Spiel setzten, wenn nicht für seinen eigenen Vater? Ich wette, und damit wären wir bereits beim Thema, dass Mr. Norris eine beträchtliche Summe auf den Ausgang dieses Spiels gesetzt hat!" Triumphierend verschränke Justus die Arme vor der Brust und wartete auf eine Reaktion.
„Natürlich", meinte Bob. „In meinem Sport-Ratgeber habe ich gelesen, dass im College-Sport, und manchmal sogar an High-Schools, ein reges Wetttreiben herrscht. Teilweise sind schon höhere dreistellige Beträge ausgezahlt worden, wenn die Quote nur hoch genug war."
„Und die Quote für dieses Spiel war sehr hoch", kommentierte Peter. „Niemand rechnete ernsthaft damit, dass die Seahawks uns schlagen würden!"
„Also ging es nur um das Geld?" Trainer Garland schüttelte den Kopf. „Wissen sie eigentlich, was sie den jungen Sportlern damit angetan hätten?"
Plötzlich riss sich der Mann los und versuchte zu entkommen, doch einige Zuschauer hielten ihn schnell auf. Seine Kappe und Sonnenbrille fielen dabei vom Kopf und enthüllten sein Gesicht. Mit wütendem Schnauben richtete er sich an Trainer Garland. „Als ich damals meine Chance verpasst habe, hat es auch niemanden interessiert!", spuckte er. „Warum sollte ich den jungen Leuten die Chance gönnen, die mir verwehrt geblieben ist?"
Trainer Garland funkelte ihn wütend an. „Sie haben Ihren eigenen Sohn in diese Sache hineingezogen!", rief er aus. Mr. Norris lachte böse.
„Dieser Nichtsnutz hätte es sowieso zu nichts gebracht. Ob er jetzt fällt oder später, macht auch keinen Unterschied mehr. Als Vater kann ich das beurteilen."
Ein Gefühl von Mitleid überkam plötzlich Peter für den Jungen, der alles für seinen Vater getan hatte, nur um dann von ihm hintergangen zu werden. „Sie haben den Titel 'Vater' nicht mal verdient!", rief er wütend aus, und Bob musste ihn zurückhalten, damit Peter nicht auf ihn losging.
„Ich glaube, wir übernehmen ab hier!", erklang plötzlich eine tiefe, ruhige Stimme hinter ihnen. Justus drehte sich um und erkannte: „Inspektor Cotta!". Er hatte den Polizisten schon öfter in Rocky Beach gesehen und bewunderte seine Arbeit.
„Sehr richtig, die Polizei wird nun Mr. Norris mitnehmen. Goodwin, legen Sie dem Mann Handschellen an! Und ihr drei", fuhr Inspektor Cotta fort und betrachtete die Jungen neugierig, „ihr könnt morgen auf die Wache kommen und eure Geschichte zu Protokoll geben."
„Natürlich Inspektor", nickte Justus stolz und gab den Weg frei, damit die Polizei die Norris-Männer abführen konnte. „Vielleicht schauen Sie auch noch bei Mr Morgan vorbei und dem Trainer der Bulldogs! Die haben bei dieser Sache vermutlich auch ihre Finger im Spiel!"
Der Inspektor schmunzelte amüsiert. „Du willst wohl auch einmal Polizist werden, Junge."
„Lieber Detektiv!", korrigierte Justus.
„Dann sind wir ja vielleicht bald Kollegen", lachte der Inspektor über diesen frommen Wunsch und gab das Zeichen zum Abzug.
Nachdem die Aufregung sich ein wenig gelegt hatte, atmeten die Jungs erleichtert auf. „Wow, das war wirklich spannend!", freute sich Justus und sah Bob und Peter mit leuchtenden Augen an. „Das sollten wir öfter machen!"
Bob grinste und griff nach Peters Hand. Er hatte erst einmal genug von all der Aufregung und vermutete, dass es Peter ähnlich ging. Doch sie wollten Justus in seiner Euphorie nicht bremsen. Also lächelte er nur vage zurück.
„Hast du wirklich einen Sport-Ratgeber gelesen?", schmunzelte Peter, als sie gemeinsam hinter Justus und den anderen Schülern die Sporthalle verließen.
„Vielleicht", gab Bob unter leicht erröteten Wangen zu.
„Ich habe mir auch ein Buch über Kometen aus der Bücherei ausgeliehen", flüsterte Peter verschwörerisch. „Ich wollte nicht, dass du denkst, dass ich total hinterm Mond lebe."
Bob konnte ein Glucksen nicht unterdrücken, als er das Wortspiel hörte. Offenbar hatten sie beide ihre Ängste gehabt, aber diese waren nun nicht mehr vorhanden.
„Und was machen wir heute noch?", fragte er, hoffend, dass Peter noch ein wenig Zeit für ihn hatte.
„Wir feiern unseren sportlichen Sieg und die Auflösung unseres ersten Falls!", fiel Justus in ihr Gespräch ein. Bob und Peter nickten zufrieden.
Heute würden sie ihre Siege gemeinsam im Diner feiern. Und Bob und Peter ganz offiziell als Paar!
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