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6. Special - Der Sturm zieht weiter

13 Monate und 2 Sonnenaufgänge
bevor Rankensee, Hagelsturm und Klippenfall ihre Reise zur Geisterkatze angetreten haben...

Der Sturm zieht weiter

~sechstes Special~

Ich werde meine Familie nie wiedersehen.

Wie so oft in letzter Zeit wachte Storm mit diesem Gedanken auf und ermahnte sich nach einem Durchatmen, dass sie nun eine neue Familie hatte. Sogar wieder Junge erwartete. Und doch würde sie nichts darüber hinwegtrösten können, dass sie nicht mehr bei ihrer Mutter und ihren Freunden aus ihrer Jugend, oder bei ihrer ersten Tochter sein konnte. Niemals würde sie endgültig aufhören, nach der Streunerbande zu suchen und niemals die Hoffnung aufgeben, Blattpfote wiederzusehen.

Der Moment, in dem sich ihre Tochter doch noch entschieden hatte, im NachtClan zu bleiben, zählte neben Snows Tod zu den schrecklichsten in Storms Leben. All die Probleme, sie haben erst begonnen, in dem der NachtClan aufgetaucht ist.

Storm gähnte und begann, ihr Fell zu putzen. Sie genoss die Sonnenstrahlen, die durch das kahle Astwerk der umstehenden Bäume auf ihren Pelz fielen. Seit sie vom NachtClan fortgeschickt worden war, befand sie sich auf der Suche nach der Streunerbande. Anfangs war sie inmitten von Schnee und Frost unterwegs gewesen, doch allmählich wurde es wärmer.

In dieser Nacht war ihr Rastplatz eine Lichtung in einem kleinen Wäldchen gewesen, in dem sie zusammen mit ihrem neuen Gefährten bei Sonnenuntergang gejagt hatte. Danach waren sie beide so erschöpft gewesen, dass sie darauf verzichtet hatten, abwechselnd Wache zu halten, während der jeweils andere schlief. Sie hatten das sowieso nicht für zwingend notwendig gehalten, da sie auf der Jagd weder Fuchs- oder Dachsgeruch, noch ein ähnliches Anzeichen von Gefahr hatten entdecken können.

Dennoch sah Storm sich nach dem Aufwachen aufmerksam um. Die von Moos bedeckte und von Sträuchern umgebene Lichtung sah genau so aus, wie am Abend, als sie eingeschlafen war.

Ihr Gefährte lag neben ihr und schlummerte friedlich. Storm war froh, dass sie ihn gefunden hatte und dass er sie auf ihrer Suche begleitete. Es war immer gut, eine Katze an seiner Seite zu haben, auf die man sich verlassen konnte. Zwar waren die Gefährten kein so eingespieltes Team, wie sie und Snow damals, aber das konnte ja noch werden.

Weniger erfreut war Storm jedoch darüber, dass ihre Reise bald ein vorläufiges Ende finden würde. Ihr Gefährte gehörte einem Stamm an, auf den sie hier in der Nähe vor über drei Monden getroffen war und nun waren sie auf dem Rückweg dorthin. Es würde nicht mehr lange dauern, bis Storm ihre Jungen zur Welt bringen würde und sie hatten beschlossen, zu diesem Zeitpunkt lieber im Stammeslager zu sein. Natürlich freute sich Storm auf die Jungen, gleichzeitig fürchtete sie aber, ihre Suche erst in mehreren Monden oder sogar gar nicht fortsetzen zu können.

»Guten Morgen!«, ertönte ein Schnurren neben ihr.

»Morgen, Weide.«

»Es dürfte nicht mehr weit sein bis Nachhause. Wenn wir früh aufbrechen, können wir es bis Sonnenuntergang dorthin schaffen.«

»Früh?«, murmelte Storm und warf einen Blick in den Himmel, an dem die Sonne bereits ein gutes Stück hoch geklettert war. »Früh ist gleich vorbei.«

»Dann lass uns losgehen.«

Storm nickte und nebeneinander liefen die Gefährten los, ließen das provisorische Lager hinter sich zurück, wanderten zwei Baumlängen durch das spärliche Unterholz des Wäldchens und traten hinaus auf eine Zweibeinerwiese, auf der riesige, gefleckte Tiere grasten. Anfangs hatte Storm ihre großen Hufe mit Respekt betrachtet, doch inzwischen hatte sie sich an die Wesen gewöhnt. Sie schienen harmlos zu sein.

Die Sonne hatte ihren Höchststand vor einer ganzen Weile erreicht und befand sich nun schon wieder auf dem Weg Richtung Horizont, als Weide und Storm an einen kleinen See kamen. Er war von den Feldern der Zweibeiner umgeben, nur ein schmaler Waldstreifen, der kaum mehr als vier Baumlängen lang war, lud zum Ausruhen ein.

Storm schmerzten die Pfoten vom Laufen. Allein die Vorstellung, sie einen Moment in das kühle Nass stecken zu können, war äußerst erleichternd. Sie tippte mit dem Schweif auf Weides Schulter und schlug ihm vor, eine Pause zu machen.

Der Kater stimmte zu, auch wenn Storm Bedauern in seinen Augen erkennen konnte. Sie konnte ihn verstehen. Er hatte sich, um ihr bei der Suche nach der Streunerbande helfen zu können, für Monde von seinen beiden Töchtern Rauch und Falter trennen müssen. Bestimmt vermisste er sie ebenso sehr, wie Storm Blattpfote vermisste. Außerdem war Weide der Anführer des Stammes; er war verantwortlich dafür, dass es all diesen Katzen gut ging.

Am See angekommen stakste Storm ein paar Schritte ins Wasser hinein. Es war kühler als sie erwartet hätte und dennoch schreckte sie nicht davor zurück. Allmählich milderte die Kälte das Pochen in ihren Ballen.

»Storm, du... du solltest dir das ansehen!« Weides Miauen erklang von irgendwo zwischen den Bäumen.
Die Kätzin watete aus dem See hinaus und stapfte auf ihren Gefährten zu. Seine Stimme hatte angespannt geklungen und als sie näher kam, merkte sie auch, warum. Blutgeruch wehte ihr entgegen.

Eine halbe Baumlänge entfernt beugte sich Weide über etwas in einem Farnbüschel.

»Was ist da?«

»Ein Junges«, seufzte Weide. »Seine Mutter ist tot. Die arme Kleine.«

Noch vor zwei Monden hätte Storm die letzten Fuchslängen, die sie von ihrem Gefährten trennten, mit ein paar großen Sprüngen hinter sich gebracht. Doch nun spürte sie das Gewicht ihrer eigenen ungeborenen Jungen und ließ sich etwas mehr Zeit.

Durch die Farnwedel hindurch konnte sie tatsächlich rotorangenen Pelz erkennen. Als Storm neben Weide ankam, erkannte sie, dass es das Fell der Mutterkatze war. Eine tiefe Wunde zog sich über ihren Bauch und aufgrund der Bissspuren in ihrem Nacken nahm Storm an, dass man ihr das Genick gebrochen hatte. Getrocknetes Blut klebte in ihrem Pelz, am Farn und dem Moos unter ihr. Kleine, hartnäckige Fliegen summten um die Rotorangene herum, sammelten sich an den verletzten Stellen und ließen sich nicht vertreiben, auch dann nicht, als Storm die Kätzin mit einer Pfote antippte. Ihr Körper fühlte sich starr an. Keine Frage, sie war schon eine ganze Weile tot.
Weide hatte sich unterdessen über das Junge gebeugt und redete leise auf es ein. Storm schätzte es auf vier Monde.

»Mama ist tot, oder?«, maunzte die Kleine.

Als Storm sie betrachtete, stellte sie fest, dass sie das genaue Ebenbild ihrer Mutter war. Dieselben grünen Augen, dieselben Andeutungen von Tigerstreifen in ihrem rotorangenen Pelz.

»Sie musste gehen. Sie wacht nun sicher von einem anderen Ort über dich. Sie hat dich bestimmt ganz doll lieb und vermisst dich ebenfalls«, versuchte Weide zu erklären.

Das Junge sah zu ihm auf. »Aber sie wird nie zurückkommen. Genauso wie mein Vater. Wir haben ihn am Entenstein begraben, weil er da so gern Enten gejagt hat. Müssen wir Mama jetzt auch begraben?«

Weide nickte schweigend.

»Auch beim Entenstein? Dann kann sie neben meinem Vater liegen.«

»Wenn du uns zeigst, wo das ist, ja«, antwortete Weide, während Storm sich erneut dem Körper der toten Kätzin widmete. Zuvor hatte sie den Geruch unter denen des Waldes und des Blutes, sowie dem leichten Verwesungsgestank fast nicht bemerkt. Doch nun witterte sie auch den Fuchs, der hier gewesen sein musste. Zwar schon vor mindestens einem Sonnenaufgang, aber das musste nicht bedeuten, dass er nicht zurückkehren konnte.

Wut kochte in ihr hoch. Dieses Biest hatte die Kätzin getötet und das ohne ersichtlichen Grund. Abgesehen von der Wunde am Bauch und der am Nacken war ihr Körper unversehrt. Er hatte einem unschuldigen Jungen seine Mutter genommen!

Sie berichtete Weide von ihrer Entdeckung, der ebenfalls die Luft prüfte und ihr zuflüsterte: »Du hast Recht. Wir sollten zusehen, dass wir von hier wegkommen.«

»Darf ich mitkommen?« Das Junge hatte ihn offenbar gehört. »Ich will nicht allein zurückbleiben.«

»Natürlich«, schnurrte Weide.

»Aber erst darf ich mich von Mama verabschieden, oder? Am Entenstein... das ist dieser Felsbrocken da vorn am Ufer.« Das Junge zeigte mit seinem Schweif auf den See.

Storm hielt nach dem Felsen Ausschau und entdeckte ihn einige Baumlängen von dem Waldstreifen, in dem sie sich befanden, entfernt. Ein schmaler Zweibeinerpfad führte auf ihn zu, ansonsten war er auf der einen Seite von Wasser und auf der anderen von Wiese umgeben. Dort hätten sie freie Sicht und würden einen Fuchs schon von Weitem sehen können.

»Wir nehmen uns so viel Zeit, wie du brauchst, um deine Mutter zu beerdigen«, versprach Storm.

Gemeinsam hoben sie den Leichnam auf Weides Rücken; Storm würde nebenher laufen und aufpassen, dass er nicht wieder hinunter rutschte.

»Wie ist eigentlich der Name deiner Mutter?«, erkundigte sich Weide, als sie sich auf den Weg zum Entenstein machten. »Und wie hat sie dich genannt?«

»Sie hieß Wind.« Das Junge schluckte. Eine Weile schwieg es, bevor es fortfuhr: »Und ich heiße Flamme.«

Die Schatten waren bereits länger als die Bäume, die sie warfen, als Weide, Storm und Flamme einen Wald erreichten. Es roch nach Tannennadeln, Harz und matschigem Waldboden.

»Wir sind da«, verkündete Weide. Seine Stimme klang ungewohnt durch das Fell der kleinen Kätzin in seinem Maul. Flamme war irgendwann zu erschöpft gewesen, um weiter zu laufen, weshalb Weide sie nun trug.

Neben ihrem Gefährten tauchte Storm in die kühlen Schatten der Nadelbäume ein. Dies ist der Ort an dem meine Jungen aufwachsen werden, wurde ihr klar. Der Ort, mit dem sie später solche Erinnerungen verbinden werden wie ich mit Snow und dem Territorium, das uns vom NachtClan abgenommen wurde. Und vielleicht wird er auch für mich zu einem Zuhause werden. Zwar wusste sie, dass es kein Zurück mehr gab, doch in manchen Momenten wünschte sie sich noch immer, wieder mit Snow gemeinsam dort jagen zu können, wo nun die Territorien der Clans lagen.

»Storm! Wir sind gleich am Lager!«

Erschöpft hob die Kätzin den Kopf. Sie war den ganzen Tag gewandert und merkte erst jetzt, wie müde sie war. Zwischen den Baumstämmen hindurch erspähte sie einen Lagerwall. Dahinter miauten Stimmen durcheinander. Jungen maunzten. Gerüche nach Frischbeute wehten hinüber. Katzen - wahrscheinlich im Schüleralter – waren zu hören, die sich gegenseitig Anweisungen gaben und anscheinend die Jagd trainierten. All das erinnerte Storm an das NachtClan-Lager, das eine Zeitlang ihr Zuhause gewesen war. Und an das Lager der Streunerbande in dem Nest des alten Zweibeiners, in dem sie aufgewachsen war...

»Da müssen aber viele Katzen sein«, stellte Flamme fest. Trotzdem riss das Junge seine Augen überrascht auf, als sie durch den Lagereingang traten.

»Weide! Du bist wieder da!« Falter, Weides erstgeborene Tochter, stürzte auf ihren Vater zu.

Keinen Herzschlag später tauchte auch Rauch, ihre Wurfgefährtin, aus einem Bau unter einem Stapel toter Äste auf und schoss hinter ihrer Schwester her. »Ich dachte, du würdest gar nicht mehr wiederkommen!«

Weide setzte Flamme auf dem Boden ab und leckte Rauch zwischen den Ohren. »Aber natürlich komme ich zurück zu euch. Das habe ich doch versprochen. Denkst du etwa, ich könnte meine beiden wunderbaren Töchter im Stich lassen?«

»Du warst mondelang weg!« Rauch wand sich unter den Zungenstrichen ihres Vaters weg.

Inzwischen versammelten sich mehr und mehr Katzen auf der Lagerlichtung, riefen Weide Willkommensgrüße zu und redeten durcheinander. Nicht alle klangen erfreut.

»Wer ist das eigentlich?« Falter zeigte auf Flamme.

»Ich heiße Flamme...«

Als das Junge nicht weitersprach, übernahm Storm für sie. »Ihre Mutter wurde von einem Fuchs getötet, deshalb ist sie mit uns gekommen.«

»Wir haben unsere Mutter ebenfalls verloren, Falter und ich.« Rauch warf Weide einen finsteren Blick zu. »Und dann hat uns auch noch unser Vater allein gelassen.«

»Ich habe euch doch erklärt, warum ich das getan habe. Und dass ihr zwei für mich die wichtigsten Katzen weit und breit seid.«

Er warf Storm einen kurzen Blick zu, aber die schnurrte nur. Dasselbe hätte sie in einer solchen Situation zu Blattpfote gesagt.

»Also ich verstehe, warum er gegangen ist«, miaute Falter. »Er liebt Storm. Und er wollte ihr helfen, nachdem ihr Unrecht widerfahren war. Dieser NachtClan hätte sie sofort verbannen sollen, anstatt damit zu warten, bis ihre Familie weit weg ist! Und ich finde es schade, dass sie die Streunerbande nicht gefunden haben.«

»Liebe... Gefährten... Bäh!« Rauch tappte zu Flamme hinüber. Sie stupste die jüngere Kätzin an und miaute: »Komm mit, ich zeig dir, wo ich schlafe, du kannst dir ein Nest neben meinem bauen.«

»Aber das ist der Bau für Wolkenkrieger!«, protestierte Falter. »Da schläft nur die Familie des Anführers!«

»Ich wette, Flamme wäre eine bessere Schwester als du. Du weißt immer alles besser!«, keifte Rauch.

Falter öffnete ihr Maul, doch Weide kam ihr zuvor. »Lass gut sein, Falter. Dieses Junge hat gerade seine Mutter verloren, wir sollten es gut behandeln.«

Die Kätzin neigte den Kopf vor dem Anführer und murmelte eine Entschuldigung, bevor sie davon trottete.

Als sie verschwunden waren, traten Weides Brüder Mücke und Dunst aus der Menge der versammelten Katzen hervor.

»Kaum bist du zurück und schon wirst du von streitenden Töchtern empfangen«, schnurrte Dunst und begrüßte Weide Nase an Nase. »Erschöpft seht ihr aus. Berufst du trotzdem später noch eine Clanversammlung ein, Weide? Um den Ausgang eurer Mission zu verkünden und deinem Stamm zu versichern, dass du nun wieder für ihn da bist? Maus hat als dein Stellvertreter großartige Leistung gebracht, aber jetzt ist es Zeit, dass du den Anführerposten wieder übernimmst. Einige Katzen haben begonnen, an dir zu zweifeln.«

»Wie Rauch.« Weide ließ den Kopf hängen.

Mücke schnurrte amüsiert. »Es waren nicht viele. Und Rauch ist eine der Katzen, die dich am meisten vermisst hat. Das eben war nur ihre Art, dir das mitzuteilen. Das wird schon wieder. Nimm sie mit auf die Jagd, schenke ihr die Aufmerksamkeit, die sie als deine Tochter verdient.«

»Er hat Recht«, stimmte Dunst zu. Dann wandte er sich an Storm. »Ich sehe, dass du Junge erwartest – es braucht inzwischen keinen Heiler mehr, um das zu erkennen. Ich würde dich gern untersuchen, kommst du mit?«

Storm überließ es Weide, die übrigen Stammeskatzen zu begrüßen und folgte Dunst durch das Lager. Der Heilerbau befand sich hinter einem Felsspalt in einer zwei Dachslängen hohen Felswand, die die Lichtung zur Hälfte umgab. Hintereinander zwängten sich die beiden Katzen hinein und gelangten in eine Höhle, in der es genügend Platz für eine Pfotevoll Nester und ein Kräuterlager gab.

»Leg dich dorthin.« Dunst wies auf ein Moosnest in einer Ecke und Storm folgte seiner Aufforderung.

»Und, wie ist eure Suche verlaufen? Habt ihr deine alte Familie finden können?«, fragte der Heiler und tastete ihren Bauch ab.

»Keine Spur.«  

***

Mondlicht fiel durch die Lücken zwischen den Tannen, die sich oberhalb der Felswand am Lagerrand dem Nachthimmel entgegen reckten. Storm saß vor dem Eingang des Anführerbaus, einer kleinen Höhle im grauen Gestein. Sie beobachtete Weide, der auf der gegenüberliegenden Seite des Lagers an der Dornenbarriere stand und etwas mit Maus besprach.
Die Lichtung war inzwischen recht leer, die meisten Katzen hatten sich in ihre Nester begeben, nachdem Weide eben eine Versammlung einberufen und dem Stamm von seiner erfolglos gebliebenen Mission berichtet hatte. Ab und an hörte man noch Miauen aus den Bauen, doch die meisten schienen zu schlafen.

Storm hatte sich ebenfalls schon in ihr Nest gelegt, aber vergeblich auf Schlaf gewartet. Ständig waren ihre Gedanken um die Streunerbande gekreist, um all die Orte, an denen sie gesucht hatten, die Katzen, die sie um Rat gefragt hatten. Niemand hatte ihnen weiterhelfen können und nirgendwo hatten sie ein Anzeichen darauf gefunden, dass sich eine größere Katzengruppe in der Nähe niedergelassen haben könnte.

Am Ende war Storm die Stille im Anführerbau, die sie nicht von ihren Gedanken ablenken konnte, zu viel geworden. Sie war wieder aufgestanden und auf die Lichtung hinaus getappt. Nun saß sie hier und grübelte immer noch. Sie würde die Streunerbande bestimmt niemals wiedersehen. Ihre Jungen würden hier im Stamm zur Welt kommen – deshalb hatten sie ihre Mission schließlich abgebrochen. Mit Jungen im Schlepptau war ein Weiterreisen so gut wie unmöglich und außerdem konnte ihr nur hier geholfen werden, sollte es bei der Geburt zu Schwierigkeiten kommen. Trotzdem zweifelte Storm daran, dass es richtig gewesen war, zum Stamm zurückzukehren. Die Jungen würden hier aufwachsen, dieses Territorium als ihr Zuhause ansehen und hier Freunde finden, genauso wie es bei Blattpfote und dem NachtClan gewesen war. Storms Mutter Moon und den Rest der Streunerbande würden sie niemals kennenlernen, ebenso wenig wie Blattpfote. Und auch Storm würde all diese Katzen, die sie liebte, nie wiedersehen. Es sei denn, sie würde die Jungen, die sie nun erwartete, zurücklassen, um sich erneut auf die Suche zu machen. Denn bestimmt würden sie sich genauso wie Blattpfote für die Katzengruppe entscheiden, bei der sie groß geworden waren und nicht für ihre Mutter...

»Ich zeig es dir! Komm mit!« Der Ruf ließ Storm hochschrecken.

Rauch hüpfte über die Lichtung, Flamme war dicht hinter ihr. Weides Tochter warf einen kurzen Blick zum Anführer hinüber, der sich gerade von Maus verabschiedete. Wahrscheinlich wartete sie ab, ob man sie wieder zurück in ihr Nest schicken würde, aber Weide sagte nichts.

Nach ein paar Herzschlägen wandte sich Rauch an Flamme. »Also der Trick funktioniert folgendermaßen..«

Rauch warf sich auf den Rücken. »Wenn dich jemand angreift und umstößt, kannst du ihm so in den Bauch treten.« Sie führte die Bewegung vor. »Und so kannst du dich befreien.«

Flamme musterte sie interessiert. »Dann probiere ich es auch mal aus!«

Von ihrem Platz am Anführerbau beobachtete Storm, wie die jungen Kätzinnen zu trainieren begannen. Als Flamme den ersten Versuch wagte, sich mithilfe der Technik aus Rauchs Griff zu winden, gesellte sich Weide zu den beiden und gab ihnen Tipps. Anfangs konnte die kleinere Flamme nichts gegen Rauch ausrichten. Sie strampelte und strampelte, doch vergeblich.

Schließlich beugte sich Weide zu ihr herab und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Daraufhin versuchte Flamme es erneut. Zunächst war kein Unterschied zu ihren bisherigen Versuchen zu erkennen. Bis sie sich mitten in der Bewegung vorbeugte und Rauch mit den Zähnen ins Bein zwickte.

Rauch zuckte zusammen. »Au!«, beschwerte sie sich.

Flamme nutzte den kurzen Augenblick der Verwirrung und kämpfte sich frei. »Unsinn!«, keuchte sie mit leuchtenden Augen. »Ich kann dir gar nicht wehgetan haben!«

»Hast du auch nicht«, gab Rauch zu und wirbelte dann zu ihrem Vater herum. »Jetzt musst du mir auch einen Trick verraten.«

Weide schnurrte. »Einen, mit dem du mich schlagen kannst?«

Rauch zögerte einen Augenblick. »Wenn du ihn schon kennst, werde ich dich ja gar nicht mehr überraschen können! Nein, zeig mir den Trick morgen. Im Moment schaffen es Flamme und ich auch so, dich zu besiegen.« Sie nickte Flamme zu und jaulte: »Angriff!«

Damit stürzten sich die beiden Kätzinnen auf den Anführer, wurden aber sogleich wieder von einem Miauen unterbrochen.

»Darf ich auch mitmachen?« Falter war zu ihnen getappt.

Rauch sah nicht besonders erfreut aus – scheinbar war ihr Streit nach Storms und Weides Ankunft im Lager noch nicht wieder vergessen – aber schließlich stimmte sie zu.

Es wurden Teams gebildet, Rauch gab das Signal zum Angriff und die Katzen stürzten erneut aufeinader zu.
Rauch und Falter kämpften gegen Weide und Flamme. Anfangs arbeiteten die beiden Schwestern kaum zusammen, doch nach und nach schienen sie ihren Streit zu vergessen und begannen, ihre Taktik auf die jeweils andere abzustimmen.

Werde ich je wieder so mit Blattpfote trainieren können?, fragte sich Storm. Wenn ich hier beim Stamm bleibe, sicherlich nicht. Langsam dämmerte es ihr, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte, sich zu entscheiden: entweder der Stamm, oder Blattpfote.

Rauch und Falter hatten gerade ihren zweiten Sieg errungen, als Weide das Training für beendet erklärte. Er schickte Flamme und seine Töchter in ihre Nester und setzte sich anschließend neben Storm.

»Was hat Dunst gesagt?«, erkundigte er sich.

»Die Jungen scheinen gesund zu sein und werden spätestens in einem halben Mond kommen.«

Weide schnurrte. »Das ist schön. Ich bin froh, dass wir es rechtzeitig zurückgeschafft haben. Hier im Lager ist die Geburt sicherer und die Jungen werden vom gesamten Stamm beschützt werden.«

Storm nickte, sagte aber nichts. Sie dachte an Blattpfote, an den NachtClan und die Streunerbande, die sie trotz allem Suchen nicht wiedergefunden hatte.
Eine Weile saßen die beiden Gefährten aneinandergeschmiegt vor dem Anführerbau, bis sich Weide verabschiedete, um sich schlafen zu legen. Storm hingegen war noch immer zu unruhig. Eine Idee hatte in ihren Gedanken Gestalt angenommen und wollte ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen.

***

Der Mond war ein gutes Stück weiter über den Himmel gewandert, als Storm am Waldrand ankam. Sie hatte Weide nichts davon gesagt, dass sie ging, nur sein Bruder Dunst wusste bescheid. Hätte sie ihrem Gefährten von ihrem Vorhaben erzählt, den Stamm zu verlassen und zu Blattpfote zurückzukehren, hätte er sie nur aufzuhalten versucht. Oder er hätte darauf bestanden, sie zu begleiten. Letzteres hätte Storm sogar gefreut, dennoch wollte sie nicht, dass er zum NachtClan mitkam. Weide war Stammesanführer, hatte Verantwortung für all diese Katzen, die dort lebten. Er hatte sie alle einmal allein gelassen und wie er Storm eben vor dem Anführerbau erzählt hatte, war das für einige Stammeskatzen schon problematisch genug gewesen. Außerdem waren da noch Rauch und Falter, die an ihrem Vater hingen. Storm wollte ihn ihnen nicht erneut wegnehmen.

Als sie die erste Baumlänge über die angrenzende Zweibeinerwiese zurückgelegt hatte, blieb sie stehen und sah zu den Nadelbäumen zurück, die sich dunkel vor dem Nachthimmel abhoben. Noch könnte sie zurückkehren, noch...

Doch nein, sie hatte sich für Blattpfote entschieden. Sie wollte in den NachtClan zurückkehren und die Jungen, die sie erwartete, würden ihr dabei helfen. Zwar war sie verbannt worden, aber sie vertraute darauf, dass der NachtClan nicht so weit gehen würde, eine Mutter mit ihren Jungen abzuweisen.

Der Gedanke, ihre Jungen für ihre sichere Wiederaufnahme im NachtClan zu benutzen, fühlte sich ein wenig falsch an, doch die Hoffnung, Blattpfote wiedersehen zu können, überwog. Sie vermisste Weide jetzt schon, dennoch wurde Storm mit jedem Schritt, den sie sich vom Stammesterritorium entfernte, klarer, dass ihre Entscheidung endgültig war.

Sie wollte zurück zu ihrer Tochter. Sie wollte, dass Blattpfote ihre Geschwister kennenlernte.

Und vielleicht war da noch ein kleiner Teil in Storm, der einfach nur wütend auf den NachtClan war, weil ihr durch ihn alle Katzen genommen worden waren, die bis dahin zu ihrer Familie gehört hatten. Was in der Schlacht gegen die Streunerkatzen geschehen war, war ein Unfall gewesen und der NachtClan hatte sie zu hart bestraft! Sie würde das klären, auf die eine oder andere Weise...

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