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15. Kapitel


R

ankensee bibberte vor Kälte. Der Wind war an diesem Morgen besonders eisig und eine feine Frostschicht überzog die Sträucher, das Laub am Boden und das Grasland des FederClans.

»Keine Sorge, gleich es geht weiter zum NachtClan«, miaute Kieselfang, der offenbar bemerkt hatte, wie sehr Rankensee fror. Sie war mit ihm, Orion und Jade auf Grenzpatrouille.

Die Kriegerin nickte ihrem Clangefährten zu. Dass sie bald an der NachtClan-Grenze ankommen würden, freute auch sie. Dort war es natürlich nicht wärmer, doch die Bäume würden sie vor dem schneidenden Wind schützen.

»Ich hoffe, der Stamm wird nicht mehr lange bleiben«, knurrte Orion, der neben Rankensee her stapfte. »Sie haben versprochen beim ersten Schnee zu verschwinden und so wie es momentan aussieht, wird der nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Fragt sich nur, ob diese Fuchsherzen sich an die Abmachung halten werden. Wir brauchen das Gebiet, das Blattstern ihnen abgegeben hat.«

»Auch für sie ist es nicht einfach«, miaute Jade. »Sie werden es schwer haben, wenn sie sich erneut auf den Weg machen. Eine Reise in ein anderes Territorium wird jetzt zu Beginn der Blattleere besonders anstrengend.«

Orion schnaubte. »Dann hätten sie in den Bergen bleiben sollen, aus denen sie uns vertrieben haben. Mir wäre das lieber gewesen. Ich wünschte, ich hätte sie nie wiedersehen müssen und wenn es nach mir ginge, hätten wir ihnen nie Territorium geliehen. Das haben sie sich gar nicht verdient.«

»Da hast du Recht.« Kieselfang klang nachdenklich. »Und dennoch stimmt auch das, was Blattstern auf der Versammlung sagte. Sie werden nicht für immer bleiben und es lohnt sich nicht, Kämpfe zu riskieren, wenn wir unsere Jagdgründe ohnehin bald zurückbekommen.«

»Falls sie es uns denn freiwillig zurückgeben.«Orion beschleunigte seine Schritte, sodass er den Rest der Patrouille abhängte.

Es wurde seltsam still, die Beute hatte sich in ihre Baue verkrochen und abgesehen vom Wind schien die Welt um sie herum wie vor Kälte erstarrt. Nur sein Rauschen in den Zweigen und das Rascheln der Katzenpfoten im Laub war zu hören.

Eine Weile liefen die drei übrigen Katzen so nebeneinander her, bis Jade das Schweigen durchbrach. »Ich will nicht, dass der Stamm geht. Meine Mutter wird sich zwischen mir und ihren Stammesgefährten entscheiden müssen. Was, wenn sie mich erneut verlässt?«

Obwohl Rankensee die Sorgen der Schülerin nachvollziehen konnte – auch sie vermisste ihre Mutter, selbst nach all den Monden, die seit ihrem Tod vergangen waren – hoffte sie doch, dass Flamme den Stamm begleiten würde. Nicht vorzustellen, dass sie sich dem BlattClan anschließen wollen würde. Aber das würde Blattstern bestimmt nicht zulassen. Schließlich war Flamme eine Verräterin und Mörderin!

***

»Wir haben auf dich gewartet!«

Die Patrouille war an der NachtClan-Grenze angekommen, wo die Kälte tatsächlich leichter zu ertragen war. Rankensee, die eine der Duftmarkierungen erneuert hatte und ein Stück hinter den anderen zurückgefallen war, zuckte zusammen, als sie die Stimme hörte. Klippenfall? Was macht er denn hier?

Sie sah sich in ihrer Umgebung um, versuchte herauszufinden, wo sich der Krieger versteckt hatte. Das BlattClan-Territorium vor ihr lag verlassen da. Sogar Jade, Kieselfang und Orion waren hinter einer Ansammlung von Sträuchern verschwunden.

Oder sind sie noch im NachtClan-Gebiet? Die Stimme hatte geklungen, als sei Klippenfall ganz in der Nähe und nicht auf der anderen Seite des Donnerwegs, dennoch warf Rankensee einen Blick in das andere Territorium.
Auch dort regte sich nichts in den Schatten unter den Bäumen. Nur die winzigen Eiskristalle, die die Sträucher, Farne und Ranken dort bedeckten, funkelten im Licht der Sonne, die eben noch hinter einer dicken Wolkenschicht verborgen gewesen war. Inzwischen war der Himmel etwas aufgeklart, doch wirklich wärmer war es dennoch nicht geworden.

Rankensee hob die Nase in die Luft, witterte. Klippenfalls Geruch war stark, ebenso wie Hagelsturms. Sie mussten tatsächlich auf BlattClan-Territorium sein, da der Donnerweggestank im Hintergrund lag. Langsam drehte sich Rankensee um und entdeckte die beiden schließlich hinter ihr halb verborgen von einem eckigen, dachshohen Zweibeinergegenstand mit einer kleinen Klappe an der Seite. Der lag schon solange, wie Rankensee zurückdenken konnte, zur Hälfte mit Moos bewachsen an der Grenze. Die NachtClan-Krieger mussten den Donnerweg gerade erst überquert haben, da die Grenzpatrouille sie nicht bemerkt hatte.

»Wieso seid ihr hier?«, flüsterte Rankensee und lief zu ihren alten Freunden hinüber.

Hagelsturm hüpfte hinter dem rostigen Zweibeinerding hervor. »Wir müssen über die Prophezeiung reden!«

»Nicht so laut!«, ermahnte Klippenfall sie.

Als er ebenfalls aus dem Versteck hervortrat, bemerkte Rankensee frische Kratzer in seinem Pelz. Auch Hagelsturm hatte einige kleine Wunden, die nicht mehr als ein paar Sonnenaufgänge alt sein konnten. Hatte es einen Kampf gegeben? Rankensee würde die beiden später danach fragen.

»Die Prophezeiung?«, echote sie, während sie über die Schulter zurück zu den Sträuchern sah, hinter denen der Rest der Patrouille verschwunden war. Alles blieb still, niemand schien Hagelsturm gehört zu haben.

»Ja!« Hagelsturm erntete von Klippenfall einen genervten Blick, da sie schon wieder zu laut redete, doch die Kriegerin schien das gar nicht zu merken. »Ich wollte dir...«

Klippenfall stupste sie an. »Leise!«

»Ja, ja, bin ich ja«, zischte Hagelsturm, während Rankensee sich erneut vergewisserte, dass ihre Freundin nicht gehört worden war. Sie ahnte, dass es den anderen nicht gefallen würde, dass die beiden NachtClan-Krieger die Grenze übertreten hatten. Rankensee hingegen wusste, dass Hagelsturm und vor allem Klippenfall gute Gründe dafür hatten und außerdem freute sie sich, sie zu sehen.

»Also«, hob Hagelsturm erneut an, »ich wollte dir schon auf der Großen Versammlung davon erzählen, aber wir mussten ja so spät ankommen, dass ich nicht mehr mit dir reden konnte! Ich habe auf der Reise vom SternenClan geträumt! Und ich habe Nacht getroffen. Und Dachspfote, das Mäusehirn. Und sie haben mir eine Prophezeiung mitgeteilt!«

»Wie lautet sie?«

»Wenn die Sterne Dunkelheit schicken statt Licht, wird euch etwas Brennendes den richtigen Pfad leuchten«, miaute Klippenfall. »Wir erzählen dir davon, weil wir den Eindruck haben, dass das, wovor wir gewarnt werden sollten, während der Reise zu unserer eigenen Kriegerprüfung angefangen hat. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass auch du etwas mit dieser Sache zu tun hast.«

Rankensee nickte nachdenklich, wusste aber nichts mit den Worten ihrer Ahnen anzufangen. »Wisst ihr denn, was die Prophezeiung bedeuten könnte?«, erkundigte sie sich.

Klippenfall schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich. Ich habe nur eine Vermutung.«

»Was?«, rief Hagelsturm und hielt inne, als Rankensee zusammenzuckte. »Ich weiß, ich weiß, schon wieder zu laut.« Sie wandte sich an Klippenfall. »Du hast mir gar nichts davon erzählt! Du sagtest, du wüsstest nicht, was der SternenClan uns mit der Prophezeiung sagen wollte!«

Ihr Bruder seufzte. »Ich weiß es ja auch nicht. Ich habe lediglich ein paar Überlegungen angestellt.«

»Und welche?«

»Immer mit der Ruhe, Hagelsturm, das wollte ich doch gerade erklären. Ich war bei Tropfenwolke und Mückenpfote und habe ihnen von allem erzählt und sie nach Prophezeiungen gefragt, die sie in der Vergangenheit erhalten haben und wie sie das Rätsel damals gelöst haben. Es hat sich herausgestellt, dass der SternenClan manchmal mit einzelnen Begriffen - wie dem Brennenden, der Finsternis oder dem Licht – die Namen von Katzen umschreibt. Möglicherweise sollten wir einmal in dieser Richtung weiter nachdenken.«

»Im Stamm gibt es einen Kater namens Brand!«, miaute Hagelsturm aufgeregt.

»Es könnte auch ein jemand gemeint sein, der ein ähnliches Wort in seinem Namen trägt. Gibt es nicht auch einen Qualm im Stamm? Etwas Brennendes verursacht Qualm...«

»Und einen Asche. Einen Asche gibt es dort auch.« Hagelsturm klang nun schon nachdenklicher.

»Oder Buchenfeuer, die Mutter des Jungen aus dem FederClan, das vom Adler getötet wurde.«

»Flamme...«, murmelte Rankensee.

»Flamme?« Hagelsturm schüttelte den Kopf. »Sie soll uns den richtigen Pfad weisen? Ganz bestimmt nicht. Ansonsten hätte ich schon Wolfsfeuer vorgeschlagen, aber der ist nichts weiter als ein nerviges Flohhirn.«

»Lärchenflamme«, murmelte Klippenfall. »Wusstet ihr, dass er einmal mit Blattstern befreundet war? Vielleicht hat er eine wichtige Information.«

»Was soll seine damalige Freundschaft mit der Prophezeiung zu tun haben?«, hakte Rankensee nach.

»Ich weiß es nicht. Aber ich traue Blattstern nicht.«

Rankensee wollte ihre Anführerin gerade in Schutz nehmen, da kam ihr das Gespräch wieder in den Sinn, das diese an der Grenze mit Rauch geführt hatte.

»Hat es bei euch einen Kampf gegeben?«, wechselte sie stattdessen das Thema. »Ihr seid verletzt.«

»Es...«, begann Klippenfall, wurde aber von Hagelsturm übertönt. »Der FederClan hat uns angegriffen! Nur weil Teichpfote unsere Clangefährten im Lager alarmiert hat, konnten wir gerade noch so gewinnen. Und Regenstern will dem BlattClan drohen, obwohl sie gar nicht kämpfen will, um Territorium zurückzubekommen, weil...«

»Hagelsturm!«, unterbrach Klippenfall sie.

»Was denn?«

»Sollte es nicht selbstverständlich sein, dass wir keiner BlattClan-Katze so offen davon erzählen?«

Hagelsturm starrte ihn an. »Aber das ist Rankensee! Meine Freundin! Sie verrät nichts!«

»Sie gehört jetzt zum BlattClan und ist ihrem Clan Treue schuldig, ebenso wie wir gegenüber dem NachtClan loyal sein sollten.«

Hagelsturm schnaubte. »Du hast ja keine Ahnung. Rankensee wird immer meine Freundin bleiben, egal welchem Clan sie angehört. Aber du verstehst das ja doch nicht! Du hast ja deinen Schüler bekommen, für dich ist alles super. Blitz hingegen wurde von Regenstern weggeschickt und jetzt...«

»Es geht hier nicht um Teichpfote oder Blitz!«, unterbrach Klippenfall sie.

Rankensee wollte einschreiten, irgendetwas sagen, was die Situation entschärfte. »Blitz ist deine Freundin?«, stellte sie die nächstbeste Frage, die ihr in den Sinn kam.

Vor einigen Sonnenaufgängen, nachdem sie Blattsterns Treffen mit Rauch an der Grenze beobachtet hatte, hatten sie und Jade eine Streunerin vor einem Fuchs gerettet und sie hinterher zu Moon gebracht, damit sich die Heilerin um ihre Wunden kümmern konnte. Im BlattClan-Lager angekommen hatte die Fremde ihren Namen verraten: Blitz. Also hatte Rankensee richtig gelegen, als sie vermutet hatte, sich daran zu erinnern, die Streunerin schon einmal mit Hagelsturm im NachtClan-Territorium gesehen zu haben.

Hagelsturms Miene hellte sich ein Stück weit auf. »Ja, ich habe sie auf dem Weg zu Wolfsfeuers Kriegerprüfung kennengelernt. Sie hatte sich dem NachtClan angeschlossen, bis Regenstern sie weggeschickt hat.«

»Das hört sich dramatischer an, als es ist«, wandte Klippenfall ein. »Blitz wollte so oder so gehen.«

»Das ist dramatisch«, protestierte Hagelsturm. »Wenn sie ein paar Sonnenaufgänge länger hätte bleiben dürfen, hätte ich sie vielleicht vom Clanleben überzeugen können.«

Klippenfall schüttelte den Kopf. »Wir sollten so langsam in unser eigenes Territorium zurückkehren.« Einen Moment zögerte er, schien auf eine Reaktion seiner Schwester zu warten, bevor er zum Donnerweg hinüber stapfte.

»Ich schätze, ich muss mich auch verabschieden«, murmelte Hagelsturm und wandte sich mit hängendem Schweif ab.

»Warte!«, miaute Rankensee. »Blitz wird momentan bei uns im Heilerbau behandelt. Ein Fuchs hat sie angegriffen, aber wir konnten sie retten. Möglicherweise entscheidet sie sich ja doch noch, sich einem Clan anzuschließen, und vielleicht siehst du sie ja zumindest auf der nächsten Großen Versammlung wieder.«

***

Als Rankensee ihre Clangefährten einholte, hatten sie die Kontrolle der Grenze gerade beendet. Auf dem Weg hatte die Kriegerin eine Wühlmaus gefangen, um eine Ausrede zu haben, weshalb sie so lange gebraucht hatte.

Zum Glück sagte niemand etwas, nur Orion nickte ihr zu und miaute: »Den Weg zurück zum Lager wollen wir für eine kurze Jagd nutzen und wie ich sehe, hast du schon angefangen.«

Zu viert machten sie sich auf den Rückweg. Jade und Kieselfang waren die ersten, die Beutegeruch entdeckten und sich vom Rest der Patrouille trennten, um die Spur zu verfolgen. Bald bemerkte auch Rankensee die Fährte eines Hasen. Eilig verabschiedete sie sich von Orion, um ihre Beute zu suchen. Sie vergrub die Wühlmaus, die sie auf der Jagd nur aufgehalten hätte, unter einem Blätterhaufen und folgte im Jagdkauern dem Hasengeruch.

Die Spur führte sie durch dichtes Unterholz und schon bald ließ Rankensees Konzentration nach. Ihre Gedanken kreisten um das Gespräch mit ihren beiden ehemaligen Clangefährten aus dem NachtClan. Hagelsturm hatte sich darauf verlassen, dass Rankensee Regensterns Plan für sich behielt. Klippenfall hingegen schien ihr nicht mehr zu vertrauen, seit sie einem anderen Clan angehörte. Doch Rankensee wollte dem NachtClan keinen Schaden zufügen, nachdem der gerade erst einen Angriff des FederClans überstanden hatte. Sie wollte nicht, dass es erneut zu einer Schlacht zwischen FederClan und BlattClan kam. Vor allem aber wollte sie nicht gegen ihre alten Freunde kämpfen müssen. Sie konnte nur hoffen, dass Regenstern bei ihrem Vorhaben nicht zu weit ging. Die Anführerin wollte doch tatsächlich mit einem Angriff drohen, obwohl sie nicht vorhatte, es wirklich zu einem Kampf kommen zu lassen. Rankensee mochte sich gar nicht vorstellen, wie leicht dabei ein Streit entstehen konnte, der eskalierte.

Trockenes Laub raschelte unter Rankensees Pfoten. In ihre Gedanken versunken war sie zu unachtsam gewesen. Einen Moment hielt sie inne, lauschte auf davoneilende Schritte, aber nichts deutete darauf hin, dass sie bereits in der Nähe des Hasen gewesen wäre und ihn verscheucht hätte.

Kann ich eine mögliche Schlacht verhindern, indem ich niemandem etwas von Regensterns Vorhaben und dem FederClan-Angriff sage? Und wenn ich es doch täte, würde Blattstern die momentane Schwäche des NachtClans bestimmt nicht ausnutzen! Sie würde ihren ehemaligen Clangefährten viel eher helfen wollen, wenn sie sähe, dass sie Probleme haben... oder? Zweifel regten sich in Rankensee, als sie daran zurückdachte, wie Birkensee sie darauf hingewiesen hatte, dass Blattstern die NachtClan-Katzen nicht besonders zu mögen schien. Dennoch wollte sie an das Gute in ihrer Halbschwester und Anführerin glauben. Storm vertraut ihr, wieso sollte ich das nicht ebenfalls tun? Wenn Rankensee auf das Gesetz der Kriege hören würde, so müsste sie ihrem Clan treu sein und Blattstern von dem Gespräch an der Grenze berichten. Außerdem könnte es dem NachtClan doch auch helfen, Blattstern zu fragen, ob sie nicht einfach einen Teil des gestohlenen Territoriums zurückgeben könnten. Schließlich kamen sie jetzt, wo der Stamm in diesem Gebiet jagte, gut ohne es zurecht.

Ein Ast knackte unter ihren Pfoten. Wieder war sie zu unachtsam gewesen, und wieder hatte sie Glück: Nichts wies darauf hin, dass sie bemerkt worden war. Rankensee verfolgte die Fährte des Hasen nun schon ungewöhnlich lange. Ihre Beute schien durchs halbe Territorium gehoppelt zu sein und Rankensee stellte überrascht fest, dass sie fast beim Lager angekommen war.

Ein paar Baumlängen später entdeckte sie den den Hasen endlich. Er kauerte unter den Zweigen eines Strauches und knabberte an etwas, was er in den Pfoten hielt.

Den Wind hatte Rankensee auf ihrer Seite und so sah sie sich nach geeigneten Verstecken zwischen ihr und ihrem Ziel um, die ihr das Anschleichen erleichtern würden. Doch zwischen ihr und dem Beutetier war nichts als eine Fläche hohen Grases. Nur wenn sie beim Jagdkauern nah genug am Boden blieb, konnte es klappen.
Fast streifte ihr Bauch die Erde, als Rankensee sich durch den Grasflecken schob. Die Pflanzen überragten kaum ihre Schultern und sie hatte ihren Kopf so weit gesenkt, dass sie ihre Beute nicht sehen konnte. Stattdessen ließ sie sich von ihrem Geruch leiten, horchte auf Schritte, die es ihr verraten würden, wenn der Hase sie entdecken und fliehen würde.

Endlich blitzte braunes Fell zwischen den Grashalmen hindurch. Rankensee, die die Entfernung auf etwas mehr als eine Katzenlänge schätzte, machte sich zum Sprung bereit, spannte die Muskeln an, katapultierte sich in die Luft, sah die schreckensgeweiteten Augen des Hasen. Es war zu spät für ihn. Rankensee landete auf seinen Schultern und tötete ihn mit einem geübten Biss in den Nacken.

Mit dem schlaffen Körper im Maul richtete sie sich auf und blickte zum wenige Baumlängen entfernten Lager hinüber. Wenn ich schonmal hier bin, kann ich meine Beute gleich auf den Frischbeutehaufen bringen, bevor ich zur Grenze zurückgehe, um den Specht zu hohlen.

»Guter Fang!«, miaute Blattstern ihr zu, als Rankensee durch den Tunnel im Brombeerwall trat.

»Danke.« Sie fasste einen Entschluss. »Kann ich kurz in deinem Bau mit dir reden?«

»Natürlich. Ich warte dort auf dich.«

Rankensee würde ihr von ihrer Unterhaltung mit Hagelsturm und Klippenfall berichten. Regensterns Plan war einfach zu riskant. Es konnte zu leicht zu einem echten Streit kommen. Blattstern würde das Richtige tun und verhindern, dass etwas schiefging, wenn der NachtClan ihnen drohte; sie musste dafür nur die Wahrheit über Regensterns Vorhaben von Anfang an kennen.

***

Rankensee atmete erleichtert durch, als sie aus dem Anführerbau hinaus trat. Sie hatte das Gefühl, dass das Gespräch gut verlaufen war.

Sie tappte zum Frischbeutehaufen hinüber, um ihren Magen zu füllen. Vor der morgendlichen Grenzpatrouille hatte sie keine Zeit mehr gehabt, etwas zu fressen und nun wollte sie sich stärken, bevor sie Eagle fragen würde, ob sie auf eine weitere Patrouille mitkommen und bei der Gelegenheit den Specht holen konnte.
Gerade hatte sie eine magere Maus an einer ihrer winzigen Pfoten gepackt, als Rufe vor dem Lager ertönten.

»Lasst mich vorbei ihr Mäusehirne! Ich habe doch gesagt, dass ich nur zum Reden hier bin!« Die Stimme hatte Rankensee sofort erkannt. Es war Hagelsturm!

Ihr Hunger war vergessen. Rankensee wirbelte herum und stürmte aus dem Lager. Dort hatten sich Orion, Laubfluss und Winter Hagelsturm in den Weg gestellt.

»Worum geht es?«, verlangte Orion zu wissen.

»Blitz! Ich muss mit ihr sprechen! Ich muss sie überzeugen, in den NachtClan zurückzukommen.«

Winter peitschte mit dem Schweif und knurrte. »Und das ist so dringend, dass du nicht an der Grenze auf eine unserer Patrouillen warten konntest, um sie um die Erlaubnis zu bitten, unser Territorium zu betreten? Blitz liegt verletzt im Heilerbau, sie wird dir so schnell nicht davonrennen.«

»Deine Anführerin hat sie persönlich weggeschickt, warum hat sie plötzlich ihre Meinung geändert?«, fragte Laubfluss. »Fürchtet sie, dass Blitz zu einer BlattClan-Katze wird, unser Clan allmählich stärker wird und wir möglicherweise am Ende ebenso viele Krieger zählen wie der NachtClan? Oder weiß sie gar nichts davon, dass du hier bist?«

»Ich werde Regenstern schon noch überzeugen, dass Blitz bleiben darf.«

»Ich glaube nicht, dass das so einfach wird.« Orion schüttelte den Kopf. »Wenn Blitz will, kann sie sich uns anschließen. Wir nehmen jede Katze, die sich als würdig erweist, bei uns auf, das ist unser Gesetz. Aber ich bezweifle, dass Regenstern sie zurück in den NachtClan kommen lassen wird.«

In Gedanken stimmte Rankensee ihrem Clangefährten zu, dennoch sprang sie ihrer Freundin zur Hilfe: »Einen Versuch ist es wert. Was spricht denn dagegen, Hagelsturm einen Moment mit Blitz reden zu lassen?«

Orion seufzte. »Sie wird ohnehin nichts erreichen. Aber wenn sie unser Territorium danach in dem Wissen, alles in ihrer Macht stehende getan zu haben, verlässt und nicht mehr wiederkommt, soll es mir recht sein.«

***

Rankensee war Hagelsturm in den Heilerbau gefolgt, doch schon bald war es dort zu voll geworden. Orion und Winter hatten ebenfalls wissen wollen, wie das Gespräch zwischen Blitz und der NachtClan-Kriegerin verlief und auch Blattstern war zu ihnen gestoßen. Als dann Kleestaub, die einen Dorn im Ballen hatte, in den Bau gehumpelt war und Moon angefangen hatte, in ihrem Kräutervorrat zu wühlen, war Rankensee ins Freie zurückgekehrt. Nun saß sie vor dem Eingang und beobachtete Birkensees Junge, die aus der Kinderstube purzelten, während sie dem Gespräch lauschte, das hinter ihr im Heilerbau geführt wurde. Blitz schien sich zu gefreut zu haben, Hagelsturm wiederzusehen, doch sie war offenbar überzeugt davon, dass Regenstern sie nicht wieder aufnehmen würde. Es klang inzwischen beinahe verzweifelt, wie die beiden Kätzinnen der jeweils anderen ihre Meinung klarzumachen versuchten.

Leises Maunzen ließ Rankensee ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Jungen richten. Es musste das erste Mal sein, dass sie hinaus ins Lager durften, denn das letzte Mal, als die Kriegerin sie besucht hatte, waren ihre Augen noch geschlossen gewesen.

Glutjunges, eine schildpattfarbene Kätzin und die kleinste der drei Wurfgefährten, war die Erste, die den Schutz der mit Brombeerranken verstärkten Äste des Strauches verließ, der ihren Bau bildete. Sie blinzelte in das Licht der Sonne und stolperte über die Lichtung auf einen Moosflecken zu, den sie mit der Pfote anstieß.

»Das klebt ja am Boden fest!«, miaute sie verblüfft und Rankensee schnurrte belustigt, da das Junge Moos bisher anscheinend nur als lockeres Nestmaterial kannte.

»Natürlich tut es das!« Roggenjunges und Schilfjunges hüpften zu Glutjunges hinüber. »Mama hat doch erzählt, dass es aus der Erde wächst und die Katzen es ausrupfen müssen, um Nester daraus zu bauen!«

»Wir werden sie zurück zur Grenze bringen«, ertönte Blattsterns Miauen hinter Rankensee und die Kriegerin blickte von den Jungen auf. Sie drehte sich um und sah, wie Hagelsturm von Blattstern und Orion begleitet aus dem Heilerbau trat.

»Jade, Orion, Winter, Borkensprung, ihr werdet mich begleiten. Wenn sie unser Territorium verlassen hat, bilden wir die die nächste Jagdpatrouille«, ordnete Blattstern an.

Rankensee neigte den Kopf vor ihrer Anführerin. »Ich würde gern mitkommen. Ich habe noch einen Specht in der Nähe der NachtClan-Grenze abzuholen.«

Blattstern zögerte einen Moment, bevor sie miaute: »Ja, natürlich.«

***

Kurz vor der Grenze hatte sich Rankensee von Hagelsturm und den anderen BlattClan-Kriegern verabschiedet. Ihre NachtClan-Freundin war mit herabhängendem Kopf dahin getrottet, nachdem klar geworden war, dass Blitz sie nicht begleiten würde. Sie tat Rankensee leid. Es fühlte sich falsch an, Hagelsturm jetzt allein zu lassen, aber es ging nicht anders. Sie gehörten nun schon seit einigen Monden unterschiedlichen Clans an.

Den Specht hatte Rankensee neben einer alten Eiche im Laub verscharrt, doch sie nahm nicht den direkten Weg dorthin. Wenn sie später zum Lager zurückkehrte würde sie mehr tragen können als diesen einen Vogel und vielleicht könnte sie in der Nähe ein weiteres Beutestück erwischen.

Eine Weile schlich Rankensee durchs Unterholz, das im Vergleich zu dem im restlichen BlattClan-Territorium recht dicht war, bis sie endlich den Geruch einer Maus wahrnahm. Er war noch frisch und führte die Kriegerin geradewegs auf einige Farnbüschel zu.

Vorsichtig setzte sie eine Pfote vor die andere, damit der die Beute nicht durch die Vibration des Bodens aufgeschreckt wurde und schob sich durch den Farn.

Für ein paar Schritte war ihre Sicht von den Pflanzen verdeckt, dann trat sie auf der anderen Seite daraus hervor und hielt enttäuscht inne. Die Fährte führte geradewegs auf ein kleines Loch unter einer dicken Eichenwurzel zu, in dem die Maus verschwunden sein musste.

Ob sie mich bemerkt hat und geflohen ist? Möglicherweise ahnt sie auch noch nicht, dass ich hier bin. Wenn ich warte, taucht sie vielleicht wieder auf.

»...hat euch geholfen... und das ist nun euer Dank dafür...«

»Hat sie...? Wir haben sie gerettet, als sie... und dann...«

Die Rufe kamen aus der Richtung der Grenze. Rankensee verwarf ihr Vorhaben, auf die Maus zu warten und lief stattdessen auf die Stimmen zu. Umso näher sie kam, desto mehr konnte sie von dem, was die Katzen dort miauten, verstehen.

»Aber Hagelsturm hat euch aus den Bergen mit hierher gebracht. Wenn... hättet ihr nie... Grenzstreitigkeiten... vorher ... alles besser!«

»Ohne uns... noch immer Gefangene des Stammes!«

»Was hat das überhaupt mit ihrem Grenzübertritt zu tun?«

»Gar nichts... musste mich nur gegen... idiotische Anschuldigungen verteidigen!«

Was geht da vor sich? Rankensee beschleunigte ihre Schritte. Es schien Streit zu geben und erneut meldete sich ihre Angst, dass es zu einem Kampf zwischen den Clans kommen würde.

»Es war ein einmaliger Vorfall!« Das war Sichelmonds Miauen gewesen. »Ich sagte bereits, dass Hagelsturm ohne das Wissen ihrer Clangefährten gehandelt hat. Ihr könnt nicht uns alle für etwas verantwortlich machen, das eine Einzelne von uns getan hat. Außerdem ist es kein schweres Vergehen, mit jemandem reden zu wollen.« Die zweite Anführerin des NachtClans hatte nicht besonders erfreut geklungen. Ein Knurren schwang in ihrer Stimme mit.
Rankensee rannte nun fast. Es konnten nur noch wenige Baumlängen sein, die sie von der Grenze trennten, doch ein Brombeerdickicht verdeckte ihr die Sicht.

»Es rechtfertigt aber keinen unerlaubten Grenzübertritt!«

»Genau!«, erklang Winters Stimme. »Ihr werft uns ständig vor, nicht wie ein echter Clan zu leben, behauptet, dass wir das Gesetz der Krieger nicht genügend verinnerlicht hätten und selbst übertretet ihr die Grenze, ohne darüber nachzudenken.«

Das Brombeerdickicht zu umrunden, würde schneller gehen als sich durch die dornenbesetzten Ranken zu schlängeln, entschied Rankensee, bog ab und stürmte auf eine Lücke zwischen den Brombeeren und einem Lindenbaum zu.

Einen Augenblick später konnte sie endlich die Katzen sehen, die sich mit gesträubten Pelzen gegenüberstanden. Noch waren sie alle auf ihrer eigenen Seite des Donnerwegs, doch es sah aus, als würden die Katzen am liebsten hinüber rennen und sich auf die Mitglieder des jeweils anderen Clans stürzen.

»Ihr seid auch kein echter Clan, wenn ihr jeden dahergelaufenen Streuner bei euch aufnehmt und Beute stehlt!«, fauchte Mohnregen, die neben Sichelmond, Eismond und Wolfsschatten stand.

»Dahergelaufene Streuner?!«, wiederholte Borkensprung, sein Schweif peitschte durch die Luft. »Und gestohlene Beute?«

»Die Maus, die du von unserem Territorium mitgenommen hast?«

»Ich habe mein Leben riskiert und nicht einmal eine mickrige Maus dafür verdient?«

»Sie haben viel mehr gestohlen als nur eine Maus«, merkte Eismond an. »Auch einen Teil unserer Jagdgebiete, der seit vielen Blattwechseln, dem NachtClan gehörte!«

»Würden wir erneut darum kämpfen, würden wir gewinnen!«, knurrte Mohnregen. »Dieses Gebiet steht dem NachtClan zu und nicht dem BlattClan oder irgendeinem Stamm, der hier nichts zu suchen hat!«

»Rede nicht so über den Stamm!«, jaulte Jade.

»Ich sage über den Stamm und deine fuchsherzige Mutter, was ich will. Es ist unsere Beute, die sie da fressen.«

Blattstern muss diesen Streit beenden! Rankensee wollte gerade an die Seite ihrer Halbschwester springen, um ihr das zu sagen, als die Anführerin einen Schritt vortrat.

»Das Territorium gehört dem BlattClan.« Blattsterns Stimme klang völlig ruhig. »Und wir sollten uns deswegen nicht streiten, da es ohnehin auch weiterhin uns gehören wird. Wir alle wissen, dass der NachtClan einen Kampf nicht gewinnen würde, da er viel zu geschwächt ist von einer Auseinandersetzung mit dem FederClan.«

»Geschwächt?« Mohnregen stürmte, ohne nach Monstern Ausschau zu halten auf den Donnerweg. »Ich zeige dir gleich, wie stark wir sind.«

»Wir werden unser Territorium zurückerobern!« Wolfsfeuer folgte dem Beispiel seiner ehemaligen Mentorin und auch Eismond schloss sich ihnen an, während Falkenblick zögerte.

Wie erstarrt beobachtete Rankensee, wie sich Mohnregen auf Blattstern stürzte. Die Anführerin versuchte, auszuweichen, doch die NachtClan-Krigerin erwischte sie an einer Schulter und brachte sie zu Fall. Bevor sie Blattstern jedoch auf dem Boden festnageln konnte, wurde sie von Orion weggestoßen.

Blattstern rappele sich auf und drehte sich zu Rankensee um, sah ungerührt zu ihr hinüber, so, als hätte sie die ganze Zeit gewusst, dass die Kriegerin dort im Schatten der Linde stand. Sie sprang zu Rankensee, deutete auf Falkenblick, der gerade zwischen den Bäumen des NachtClans verschwand und miaute: »Er wird Verstärkung von seinem Clan holen. Wenn wir nicht ebenfalls handeln, sind wir bald in der Unterzahl, denn diesmal wird der NachtClan mit seiner ganzen Stärke zuschlagen, um nicht erneut gegen uns zu verlieren. Ich weiß nicht, wie geschwächt sie vom Angriff des FederClans wirklich sind. Hagelsturm sah zumindest recht fit aus und auch Mohnregen, Eismond und Wolfsfeuer scheinen nicht viel abbekommen zu haben. Der NachtClan hat weitaus mehr Krieger als wir und vielleicht wird es nicht reichen, wenn wir nur unsere eigenen Clangefährten herholen. Ich möchte, dass du im Lager Bescheid gibst und anschließend zum FederClan aufbrichst, um sie um Hilfe zu bitten.«

Mit einem Nicken wirbelte Rankensee herum und stürmte zwischen den Bäumen davon. Ihre Befürchtungen, die sie seit ihrem Gespräch mit Klippenfall und Hagelsturm während der Grenzpatrouille gehabt hatte, waren wahr geworden und sie war froh, zumindest eine andere Aufgabe zu haben, als gegen ihre alten Freunde zu kämpfen.

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