Kapitel Zwanzig - Mein einziger Weg
Kapitel Zwanzig - Mein einziger Weg
***
Immer wieder wischte ich mir die nachkommenden Tränen aus dem Gesicht. Mein Kopf schmerzte, durch das ununterbrochene Geheule. Meine Augen brannten und mir war kalt, da meine Tränen bereits mein Tank-Top durchnässt hatten und ich die Heizung ausgestellt hatte.
Ich konnte einfach nicht mehr. Ich wusste nicht, was ich machen kann. Ich war mit dieser Situation einfach überfordert. Was sollte ich machen? Ich hatte Angst. Ich hatte einfach solche Angst.
Mein Herz schmerzte sosehr, dass wieder Tränen nachschossen. Ich wimmerte und legte meine Hände auf meinem Kopf. Selbst die wiederkehrenden Schläge auf meine Schläfe, machten die Situation nicht besser. Mein Kopf schmerzte nur noch mehr, aber trotzdem war die Wut, die Frust und die Angst, immer noch in meinem Körper. Dazu auch noch die heftige Trauer, die alles nur noch verschlimmerte. Und dann diese Hilflosigkeit. Ich fühlte mich trotz ihrer Anwesenheit so alleine.
Nach mehreren Stunden traute ich mich, in ihre Richtung zu schauen. Wie sie da auf dem Bett lag. So ruhig und friedlich, als würde sie lediglich ihren geliebten Schlaf nachgehen. Nach langer Zeit, legte ich meine zitternde Hand auf ihren mit komischen befleckten Haut und fuhr erschrocken zusammen. Sie war so kalt. Es war so unglaubwürdig, weil sie immer diese liebevolle Wärme ausstrahlte und nun war sie so kalt wie Eis.
Nur um noch einmal sicher zu gehen, fasste ich an Ihrem Hals, suchte nach einen kleinen pulsieren. Doch da war nichts. Ein pulsieren unter meinem Zeige- und Mittelfinger.
Der Brustkorb senkte sich kein bisschen auf und ab.
Immer wieder hatte ich die Hoffnungen, bei irgendwelchen kleinen Zuckungen ihrer Finger, oder ihrer Augenlider, dass sie einfach die Augen aufschlägt und mich verschlafen anblickte.
Aber seit einer gefühlten Ewigkeit, hörten ebenfalls diese Zuckungen auf. Nur der Bauch wuchs weiter. Er blähte sich immer weiter auf.
Wimmernd fuhr ich ihr durch das lange und braune Haar, welches in den letzten Stunden ziemlich verblasste.
Ich hoffte und betete so sehr, dass sie endlich wieder aufwachte, mich anblickte, mich anlächelte und alles wie vorher war. Aber meine Hoffnung bekam wieder einen kleinen Dämpfer.
Ich will gar nicht wissen, wie es in diesem Zimmer stank. Das will ich gar nicht. Meine Nase war durch das ganze Weinen völlig verstopft und ich musste durch den Mund atmen, weil ich sonst einfach keine Luft bekam. Ich blickte auf meine Armbanduhr. Es war neun Uhr am Abend und seit Stunden, wenn nicht sogar seit Tagen saß ich auf diesen unbequemen und alten Holzstuhl und flehte innerlich, dass sie aufwachte. Vergeblich.
Als ich mich endlich dazu entschied, aufzustehen, schmerzten meine Beine wie die Hölle. Selbst mein Hintern war eingeschlafen. Ich schnappte mir die Tagesdecke vom Boden und deckte den leblosen Körper zu.
Ich sagte nichts weiter, als ich mir den Schlüssel des Zimmers schnappte und an die frische Luft ging.
Nachdenklich irrte ich über den Hof des großen Motels in South Dakota.
Neben der Trauer, die mich innerlich völlig zerfraß und kaputt riss, kam auch noch diese unbeschreibliche Wut hinzu, diese Rachegelüste die endlich gestillt werden mussten.
Aber ich war zu schwach, viel zu schwach, sodass ich mich zitternd an einem Getränkeautomaten festhielt und meinen Tränen wieder freien Lauf ließ. Irgendwas musste ich doch tun. Irgendwas.
Nachdem ich gegen den Getränkeautomaten schlug, hielt ich meinen schmerzenden Handknöchel und zog mich weiter mit meiner immer weniger werdenden Kraft über den Hof.
Ich schnaubte, als mich ein Gedankenblitz durchzuckte. Wieso kam ich nicht gleich auf diese Idee? Wieso nicht gleich!
Ich muss nur herausfinden, wie es funktioniert.
Mit schnellen Schritten, stürzte ich ins Zimmer und suchte unter dem ganzen Chaos von Klamotten und blutigen Verbänden, mit denen ich eins versuchte die starke Blutung zu stillen- meine Autoschlüssel. Diese fand ich unter einer dunkelbraunen und alten Lederjacke.
Noch einmal blickte ich zu dem Bett, wo der regungslose und blasse Körper lag.
Mit einer kleinen Zuversicht, machte ich das Licht aus und verließ das Zimmer.
Ich schloss mehrmals ab, zwei mal, so weit wie es eben ging.
Zwischen den anderen Autos auf dem Parkplatz, suchte ich meines. Ich schloss es auf und setzte mich hinters Steuer.
Ich war die letzten Tage immer mal wieder an dieser Adresse gewesen, also wusste ich den Weh dort hin. Und so übertrieben war er auch nun wieder nicht. Drei Straßen, wenn es hin kam.
An meinem Zielort angekommen, würde ich schon sehnsüchtig erwartet.
Ich hielt hinter einem kaputten Haufen von Rostlauben-Pick-Up, der bereits bis auf das Chassis ausgemergelt war. Der Boxer, der an der langen Eisenkette am Bellen war, legte so richtig los und wurde immer wütender, als das Auto verstummte und ich noch nicht den Mut fand auszusteigen, obwohl ich weiß, dass niemand außer der kläffende Hund hier war.
Ich durchsuchte das Handschuhfach und fand das stinkende Hundefutter mit Leberwurstgeschmack.
Das mochte Butch. Das hatten wir bei einem Besuch festgestellt. Also stieg ich zögerlich mit den Leckerli's aus und bewegte mich langsam aber mit strengem Gang auf Butch zu. "Hey, Butch. Willst du was Feines?", fragte ich und warf ihn eine der dünnen Stangen zu. Der böse Butch hörte auf und fiepte, eher eine nachgebende Haltung wahrnahm. Ich kniete mich vor ihm und hielt ihn meine Hand hin. Bevor er sich das Leckerchen schnappte, schnupperte er und wedelte dann mit dem Schwanz. Er erkannte mich.
"Ich muss nur etwas für deinen Bobby holen", sagte ich und tätschelte ihn, um ihn dann die Kaustange rüber zuschieben. Er begann vorsichtig zu Essen und ich stellte mich auf. Dann ging ich in Richtung des Hauses und betrat dieses.
Sofort steuerte ich die vielen alten Bücher an und durchsuchte diese. Als ich eines mit dem Titel Dämonen fand, zog ich dieses schnell hervor. Es war selbst geschrieben und als ich sah, von wem es geschrieben war, schauderte ich.
Das Buch hatte mein Dad feinsäuberlich mit seiner Sauklaue geschrieben. Mein Dad.
Ich setzte mich an dem mit Bierflaschen und Pizzapackungen besetzten Tisch und sah ein unberührtes Stück Kuchen, welches ich mir unter den Nagel riss. Während ich das Buch durchforstete, biss ich zwischendurch vom Schokoladenkuchen ab.
Ich schaute auf und legte das Stück Kuchen zurück auf den Teller, ehe ich ein Foto unter einer der Packungen hervor zog.
Neben einen Lächeln, welches sich auf meinem Lippen ausbreitete, fing ich wieder an zu weinen. Ein Foto von Leah, als sie kleiner war.
Ich legte das Foto schnell wieder weg und wandte mich wieder dem Buch zu. Wo stand das? Wie hatte es John damals gemacht?
Und dann fand ich endlich was über einem Kreuzungsdämon.
Eine Kreuzung mit Schafgarbe hatte ich auf den Rückweg schon gesehen. Ich brauche nur ein Foto von mir, ein Knochen einer schwarzen Katze und Friedhofsdreck.
Woher bekam ich den Scheiß? Über meine eigene Dummheit verdrehte ich die Augen, als ich Bobbys Sammlung an alten Gurkengläsern sah. Nach einer etwas zu langen Suche, fand ich auch endlich die Sachen. Nur noch ein Foto von mir in eine kleine Box, wo irgendwelche Münzen drinnen waren und ich war fertig.
Dann verließ ich das kleine Haus. Ich tätschelte noch einmal Butchs Kopf, als ich in das Auto stieg und den Hof in Richtung der Kreuzung verließ.
Mit meinen Händen und Tränen in den Augen, buddelte ich in der Mitte der Kreuzung ein Loch, wo ich später die Schachtel reinlegte. Ich war mir ziemlich sicher, was das betrifft, weshalb ich ohne Zögern mit Kies und Erde das Loch wieder zubuddelte. Als ich aus der Hocke ging, klopfte ich meine Hände von Staub und Dreck und schaute mich um. Nichts. Hier war absolut niemand. Ich schaute mich auf der ganzen Kreuzung um sah einfach niemanden.
Seufzend trat ich einen Stein weg und wandte mich zu meinem Auto. Erschrocken fuhr ich zusammen, als vor meinem Auto jemand stand. War das der Dämon?
Kann ich jetzt den Deal abschließen.
"Endlich mal wieder was gutaussehendes", sagte der Dämon und musterte mich von oben bis unten. Ich setzte zum Reden an, aber unterbrach mich sofort. "Bevor du mir deine Lebensgeschichte erzählst. Ich weiß wie es abgelaufen ist, wir wissen es."
Der gut aussehende Dämon mit den leuchtend roten Augen schritt langsam auf mich zu und lächelte mich an. Wüsste ich nicht, dass er ein Dämon wäre, hätte er mich damit vielleicht rumkriegen können. "Dein Vater war ein Jäger", sagte er. "Genau wie der Mann für den du Gefühle empfindest und der dich einst schwängerte. Und nun ist eure kleine und wunderschöne Familie mehr oder weniger im Arsch. Was soll ich tun?", fragte er mich. "Was wünschst du dir? Soll ich den schwarzen Jäger töten, der dir deiner Tochter beraubt hat?" Wieder setzte ich zum Reden an. "Ah, du wünscht dir einen Deal mit mir, das Leben deiner Tochter gegen deines, hm?"
"Ja, Ihr gebt höchstens zehn Jahre und die hätte ich gerne", sagte ich. "Meine Seele dafür, dass Leah wieder lebt."
"Ist Dean Winchester überhaupt in Kenntnis gesetzt worden, dass seiner kleinen Tochter von einem Jäger, wie er selbst einer ist, das Rückenmark durchtrennt wurde?" Er schmunzelte. "Was frage ich. Ist er nicht. Also. Du willst nur noch zehn Jahre in dieser grauenvollen Welt leben für das Leben deiner Tochter?"
"Ja", nickte ich.
Er schnalzte mit der Zunge. "Zehn Jahre, ich weiß nicht, Nia. Ich weiß nicht, ob das mein Vorgesetzter so einfach mit machen wird, zu Mal dein geliebter Vater sämtliche Kreuzungsdämonen beschwätze um diese zu töten. Oder dein Freund, Dean, mit dem ganzen Hin und Her, ob ihr zusammen seid oder nicht. Die reinste Hölle."
"Wie viele Jahre bietest du mir?"
"Du bist so verzweifelt, hm? Traust dich nicht Dean zu erzählen, was passiert ist-, dass eure geliebte Tochter tot ist. Ist doch gar nicht so schwer, Süße. So nennt er dich immer. Und vom ersten Aussehen, stimme ich diesem zu. Wäre ich jetzt irgendein Mann der nicht die Kunst des Flirtens beherrschen würde, würde ich dir sogar an den Kopf werfen, dass du süß bist, dass ich an Diabetes sterben würde. Wenn nicht sogar so heiß wie Chilli das mir meine Rosette beim Lüften wegfliegt." Er lachte wieder leise. "Entschuldigung, ich lasse mich sehr schnell von hübschen Frauen ablenken und dann rede ich irgendwas vor mich hin", er seufzte. "Hach, ein Deal mit mir. Ich fühle mich geehrt. Aber zehn Jahre, vergiss es."
"Was bietest du mir?"
"Ich bin ein kleines Arschloch", sagte er und ging um mich herum. "Fünf Tage!"
"Ein kleines Arschloch?", schnaubte ich.
"Hey, werd nicht beleidigend, oder dir bleiben noch weniger!" Er starrte mich an. "Was sagst du dazu?"
"Wie soll ich mich in der Zeit von allen verabschieden? Wie soll ich das in der Zeit meiner Tochter erklären? Bitte, geb mir meinetwegen ein Jahr!"
Der Dämon lachte. "Oh nein", sagte er. "Fünf Tage. Ich liebe es Leute leiden zu sehen. Vor allen Dingen würde ich mich sehnlich darüber freuen, wenn einer der Winchesters leiden wird, obwohl mir die kleine Maus unendlich leid tun würde. Dean leiden zu sehen, paha, endlich mal was schönes. Er war schon immer ein arrogantes Arschloch, verletzlich ist er auch. Aber sein Sarkasmus ist sein Schutzschild. Du hast keine Ahnung, wie oft er sich die Augen wegen dir ausgeheult hat. Als Teenager und verblödeter Erwachsener. Und bald geht es ihm genauso. Also, fünf Tage, meine Liebe. Oder der kleine stinkende Körper deiner Tochter verrottet weiter in dem Motelzimmer und ihr Verlust treibt dich in den Selbstmord."
Er blieb vor mir stehen und musterte mein Gesicht.
Ich biss mir auf die Lippe, um die Tränen zu unterdrücken. Wenn das alles ist, was rausspringt, war es mir egal. Hauptsache Leah bekommt ihr Leben zurück. Es fühlte sich gerade ziemlich richtig an. "Ja", sagte ich und blickte den Dämon an.
Dieser lächelte mich an und biss sich leicht auf die Unterlippe, ehe er seine warmen Hände auf meine Wangen legte und seine Lippen auf meine presste. Für einen kleinen Augenblick erwiderte ich den Kuss und als er zurück wich, öffnete ich meine Augen. Die Wärme verschwand von meinen Wangen und der Dämon verschwand in einer fliegenden und schwarzen Staubwolke.
War's das jetzt? Soll das dieser Deal gewesen sein?
Als mir Leah in die Gedanken schoss, lief ich sofort zum Auto und setzte mich ans Steuer. Nach zwanzig Minuten kam ich am Motel an und stürmte ins Zimmer.
Kaum stand ich im Zimmer und blickte zu Leah, riss sie erschrocken die Augen auf.
"Oh Leah!", rief ich freudig und stürzte auf sie zu.
"Woaaaah, Mom. Ich hab doch nur geschlafen", trotz dessen das sie verschlafen klang, lachte sie und umarmte mich ebenfalls.
"Ja, klar, dass hast du", sagte ich erleichtert und drückte sie fest an mich. "Gott, ich bin so froh."
"Mama, was hast du denn?"
Ich blickte Leah an und küsste mehrfach ihre Wangen. "Ich hab nur schlecht geträumt", sagte ich und kniff ihr in die Wangen. Leah und ich horchten auf, als es an der Zimmertür klopfte.
"Wer klopft denn jetzt noch an?", fragte Leah.
Vermutlich Dean.
Ich stand auf und ging zur Tür, die ich öffnete. Ja, ich hatte Recht. Es war Dean.
"Hi", sagte er und küsste mich, als hätte er mich jahrelang nicht gesehen, obwohl es gerade einmal vier Tage war.
"Hi?", fragte ich verdutzt und trat bei Seite, damit er rein konnte.
"Du bist ja noch was. Es ist kurz vor Mitternacht!", bemerkte Dean, als Leah ihn putzmunter in die Arme sprang.
Ich blickte die beiden an und wäre fast wieder in Tränen ausgebrochen. Dann drückte ich die Tür zu.
"Ich bin hellwach. Ich hab geschlafen wie eine Tote."
Ich schluckte. Hm. "Ah, okay", sagte Dean und fuhr Leah durchs Haar. "Mensch, wasch mal deine Haare, damit kannst du dem Diner Fett für die Fritteuse spenden."
Leah blickte ihn erschrocken an. "Mama, hast du das gehört?"
"Bin ja nicht taub", sagte ich. Während Dean lachte. "War nur ein Witz, Leah."
"Hoffentlich", meinte die Kleine trotzig. "Wegen dir hab ich jetzt Hunger auf einen Burger, Dad."
"Dann würde ich sagen, dass wir zum Burger King gegenüber gehen. Der hat noch offen." Dean blickte mich an. "Hast du auch Hunger?"
Hunger, dass hatte ich. Die letzten Tage hatte ich nur Wasser oder Bier getrunken und kein bisschen gegessen. Und mir blieben nur noch fünf Tage. Besser ist, wenn ich alles mit den beiden ausnutze.
Ich nickte. "J-ja, lass uns zu McDonalds."
"Burger King", sagten die beiden.
Als Leah hinter Dean und vor mir in den Laden ging, blickte ich schockiert auf ihren Rücken. Dort war ein Blutfleck so groß wie eine Banane. Ich zog Leah schnell die Jacke über, die ziemlich verdutzt wirkte, während Dean schon am bestellen war.
"Hast du geweint?", fragte Leah mich, als sie mich im Licht des Ladens musterte.
"Ich hab nur meinen kleinen verdämmtem Zeh an einem Stuhl verletzt. Es ist die Hölle."
"Oh, dass kenne ich", nickte Leah, als ich ihr die Strickjacke zu knöpfte. Dann lief sie zu Dean. Ich ging ebenfalls hinter her. Während Leah ihre Bestellung aufgab und dabei die Mitarbeiterin ein bisschen ärgerte, die fand das sogar witzig, musterte auch Dean mich mit einem besorgten Gesicht.
"Hast du geweint?", fragte er mich.
"Sie ist mit dem kleinen See am Stuhlbein hängen geblieben", sagte Leah.
"Das ist zum kotzen. Das kenne ich", sagte die Mitarbeiterin und blickte mich an.
"Und für Sie, Ma'am?"
"Komm, sie sieht gar nicht sooo alt aus", sagte Dean.
"Miss."
"Fünf Hamburger, ohne Gurken, eine große Pommes nur mit Ketchup, 20er King Nuggets, ein Kaffee und ein Milchshake- Schoko. Beides Groß."
"Wenn Sie schwanger sind, rate ich nicht zum Kaffee", meinte die Frau.
"Ich bin nicht schwanger", zischte ich.
"Welche Soße zu den Nuggets."
"Süß-sauer", sagte ich. "Und den Kaffee schwarz."
"Das sind meine Pommes!", quietschte Leah, als Dean sich an ihren Pommes bediente.
"Ich hab's bezahlt", sagte er und klaute sich gleich noch eine.
"Mom, sag doch mal was!"
"Dean lass es", sagte ich.
"Ja, du hast so viel bestellt und außer zwei Nuggets nichts angerührt."
"Hab keinen Hunger."
"Und deshalb kauft man den halben Laden leer?", fragte er mich.
"Ich gehe mal in die Spielecke", sagte Leah und trank noch mal von ihrer Sprite, ehe sie aufsprang und Dean und mich alleine ließ.
"Und sie ist zehn, ja?"
"Japp."
"Die hat mehr Menschenverstand als ein Mann, der einen Toast auf den Kopf trägt."
"Okay."
"Nia, du bist blöd."
"Ja, find ich super... warte, was?"
Dean musterte mein Gesicht. "Ich frage nicht, ob alles in Ordnung ist. Ist es nämlich nicht. Was ist los?", fragte er streng und musterte mich auch so.
"Ich hab die Nächte einfach nur beschissen geschlafen. Deshalb bin ich so zickig."
"Na, gut, wenn es nur das ist."
"Was hast du gedacht?", fragte ich neugierig nach und musterte Deans Gesicht.
"Das ich vermutlich mal wieder den alles entscheidenden Touchdown gelandet habe."
Ich lachte leise. "Nein", sagte ich. "Das ist es nicht."
"Sicher?"
"Ziemlich sicher. Ich nehme die Pille und wir verhüten noch mit Kondom. Ziemlich ausgeschlossen, dass noch eine Winchester-Nervensäge auf den Weg ist."
"Gut, ich glaube, das wäre gerade ein ziemlich beschissener Zeitpunkt", sagte Dean. "Zumal, weil wir noch immer nicht die Sache mit uns geklärt haben."
"Eben."
"Und? Was ist jetzt mit uns?"
"Du willst jetzt darüber reden?"
"Ja, sonst schieben wir es wie weiß wie lange auf. Wer weiß wie lange wir uns dann wieder nicht sehen. Und ich will einfach mit dir sicher sein." Dean hielt inne. "Und mit dir angeben."
Ich lachte leise. "Du bist verrückt."
"Aber das macht mich ja aus", sagte er und zwinkerte mir zu. "Also?"
Fünf Tage blieben mir noch. Wieso nutzte ich die Tage nicht sinnvoll und das würde doch sinnvoll sein. Irgendwie.
Ich lehnte mich über den Tisch rüber und küsste Dean einfach. Dieser schien verwirrt, als ich mich wieder hinsetzte. "Ähm..."
"Wieso nicht", sagte ich und fand endlich einen großen Hunger wieder.
Dean zuckte komisch und starrte mich an. "Wieso nicht was?", hakte er nach.
"Ja, wir versuchen es noch mal miteinander", sagte ich und biss von in süß-sauer-getunkten Nugget ab.
Und schon saß Dean neben mir und trank von meinem Milchshake. Ich sagte nichts, sondern ließ ihn einfach. Wieso sollte ich meckern? Ich sollte die fünf Tage einfach nur genießen die mir noch blieben. Ich lächelte Dean an, der weiter von dem Milchshake trank und dann folgte ich seinem Blick. Er schaute Leah an, wie sie alleine am herumtoben war. Sie rutschte die Rutsche runter und ging an zu lachen, als ihre Haare elektrisierend zu Berge standen. Sie weinte nicht oder machte nicht den Anschein, dass sie verletzt wäre. Sie war aufgedrehter wie sonst und lief sogar die Rutsche hoch. Dean stellte den Milchshake weg und lief zu Leah.
"Ich kriege dich!", lachte er und sprang mit auf den In-Door-Gerüst. Leah kreischte und lachte und lief die wackelnde Brücke hinüber zum anderen Turm.
Ich wischte mir die Augenwinkeln aus den Augenwinkeln und seufzte nur. Sie waren so ausgelassen und so glücklich, dass es mir fast wieder das Herz zerbrach, dass ich das bald nicht mehr mit erleben werde.
Nie wieder.
Und desto länger ich Leah und Dean anblickte, desto mehr wurde mir klar, dass ich den richtigen Weg gewählt hatte.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro