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Teil 49

Emely

Hektisch weiche ich vor ihm zurück. Schirme das fade Licht, das durch die Tür fällt mit den Händen ab und versuche mein Gegenüber zu erkennen.

"Ah. Wie ich sehe, bist du wieder wach. Und auch deine Fessel bist du los." greift er nach dem Band, dass ich auf dem Boden liegen gelassen habe.

"Gut." lacht er leise, was mich verwirrt.

"Was willst du von mir Benno?" stehe ich hektisch auf. Den Rücken an die Wand gepresst. Das einzige, was mich hier Schützen kann.

Eilig lasse ich mir alles durch den Kopf gehen, was Jason mir beigebracht hat und warte auf eine günstige Gelegenheit.

Mein Puls beschleunigt sich mit jedem Schritt, den er auf mich zukommt. Nur zu gut erinnere ich mich an seine Hinterhältigkeit.

"Nichts Emely. Ich will gar nichts von dir." sagt er scheinheilig, was mich sarkastisch schnauben lässt.

"Gut, dann werde ich jetzt wieder gehen." wage ich einen Schritt in seine Richtung und tatsächlich lässt er mich vorbei.

Ohne jeglichen Versuch mich aufzuhalten. Er folgt mir lediglich mit einem listigen Lächeln. Anfangs noch vollkommen verwirrt gehe ich sehr langsam. Trete in einen Gang hinaus, der links und rechts einige Türen aufweist. Die Decke ist gewölbt und nur schwach beleuchtet.

Ich öffne eine Tür zur rechten, doch finde ich lediglich eine Art Badezimmer. Eine Tür weiter würde ich sagen ist die Küche. Doch stehen hier lediglich ein Tisch, zwei Stühle und ein Regal, auf dem sich jede Menge Dosen und Gläser stapeln. Vorräte, wie mir klar wird. Dazu ein paar Töpfe und ein einfacher Campingkocher.

Nach einem ungläubigen Blick auf meinen Entführer sehe ich auch in die anderen Räume. Ein Schlafzimmer, ein weiterer Raum, in dem sich Wasserflaschen und Dosen Stapeln und eine Tür, die sich nicht öffnen lässt.

"Was ist da hinter?" will ich wissen und sehe Benno skeptisch an. Es ist die Letzte Tür und die Einzige die Verschlossen ist, deshalb...

"Nur der Generator fürs Licht..." grinst er mich schmierig an. "...und der Ausgang. Aber sicher wirst du verstehen, dass ich dich da nicht hin lassen kann."

"Warum? Ich dachte du willst nichts von mir! Warum lässt du mich dann nicht gehen?" frage ich verzweifelt und rüttele leicht an der Tür.

"Oh...aber das wäre doch langweilig, nicht wahr? Wir wollen Alexander und meiner süßen Resa doch nicht den Spaß verderben." grinst er gehässig. "Du wirst mir eine Weile die Zeit vertreiben und ihren Platz einnehmen. Immerhin bist du schuld, dass sie mich verlassen hat." verdunkelt sich leicht sein Gesicht.

"Das hast du dir selbst zuzuschreiben." fache ich ihn an. Dränge mich an ihm vorbei um zu 'meinem' Raum zurück zu kommen, doch packt er mich grob am Arm.

"Misch dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen!" verpasst er mir eine Ohrfeige, streicht im nächsten Moment sanft über die brennende Stelle. "Ich werde dir schon noch Manieren beibringen, meine Hübsche." freut er sich über etwas, doch ich gifte ihn nur an.

"Du bist widerlich!" spucke ich ihm vor die Füße "Ich bin froh, dass Theresa endlich zur Vernunft gekommen ist!"

Erneut ernte ich für meine Worte eine Ohrfeige, die mir die Tränen in die Augen treibt. "Wie ich sehe, werden wir eine Menge Spaß miteinander haben." will er über meine Wange streicheln, doch weiche ich seiner Hand aus.

"Warum bringst du mich nicht gleich um? Dann hast du es hinter dir!" weiche ich vor ihm zurück, was ihn missbilligend schnalzen lässt.

"Tststs... aber nicht doch Emely. Wo bliebe denn da der Spaß. Es tut mir leid, dass ich bei unserer letzten Begegnung so...unbeherrscht war." entschuldigt er sich höflich, doch nehme ich ihm seine Worte nicht ab. Sage aber nichts. "Aber ich habe nicht vor dir etwas zu tun. Sicher hast du es nur gut gemeint. Dich von Theresas und Alexanders Worten verwirren lassen, nicht wahr?" will er mir väterlich übers Haar streichen. Mit angewidertem Blick weiche ich erneut vor ihm zurück, was ihn gutmütig lächeln lässt.

"Ich versteh schon, dass du mich hasst, nach all dem was sie dir gesagt haben müssen, aber so bin ich nicht. Das wirst du schon sehen." wendet er sich von mir ab und geht in die Küche, wo er meinen Blicken entschwindet.

Erleichtert atme ich auf und ziehe mich nun endlich in den Raum zurück, in dem ich schon so lange gewesen bin und lasse mich erschöpft auf die Matratze fallen. Die Tür habe ich geschlossen, so dass es jetzt wieder dunkel im Raum ist.

Leise beginne ich zu weinen. Ich bin zwar nicht mehr ganz so Verzweifelt, wie am Anfang, doch außer Gefahr bin ich noch lange nicht. Und bis auf das ich jetzt weiß, mit wem ich es zu tun habe, hat sich an meiner Situation nichts geändert.

Lange Zeit lässt er mich in Ruhe, doch höre ich hin und wieder seine Schritte, die an meiner Tür vorbei schleichen.

Mein Magen schmerzt, mir ist schlecht und auf die Toilette muss ich außerdem, weshalb ich mich leise aus meinem Raum schleiche und im Bad verschwinde. Als ich jedoch wieder daraus hervorkomme, steht Benno neben der Tür und jagt mir einen riesen Schreck ein.

"Ich habe Kaffee gekocht, wenn du magst. Und etwas zu essen ist auch da." bietet er mir höflich an, doch ignoriere ich seine Worte und ziehe mich wieder zurück.

"Wie du willst." ruft er mir hinterher. "Du wirst schon kommen, wenn der Hunger groß genug ist."

Doch so weit ist es noch nicht. Ich werde einfach schlafen und über einen Fluchtweg nachdenken. Und dann muss ich ihn irgendwie überwältigen. Auch muss ich herausfinden, wo er den Schlüssel für den Ausgang versteckt. Sicher irgendwo in seinen Taschen. Oder?

Ich könnte ihn im Schlaf einfach erdrosseln. Überlege ich fieberhaft, doch wenn er den Schlüssel irgendwo anders Versteckt, verhungere ich hier sollte ich ihn nicht finden.

Aber ob ich ihn überhaupt überwinden kann?

Ich fühle mich so schlapp. Kraftlos und wenn die Augen schließe schwimmt irgendwie mein Kopf. Vielleicht sollte ich doch etwas essen. Einfach um bei Kräften zu bleiben. Und etwas zu trinken wäre auch nicht zu verachten.

Meine Zunge ist ganz trocken und mein Kopf schmerzt ein wenig. Dennoch bleibe ich schlicht auf meiner Matratze liegen und lege meinen Mantel über mich. Schließe erschöpft die Augen, dabei bin ich gerade mal seit einigen Stunden wach.

Ob Dr. Grey wohl schon was gefunden hat? Grübele ich nach und lausche in mich hinein.

Schwanger? Er meinte es wäre möglich. Aber das ist es nicht. Oder?

Eine Nacht in Leipzig kommt mir in den Sinn, wo ich mit Alexander geschlafen habe, obwohl ich meine Tabletten seit zwei Tagen nicht genommen hatte. Einfach, weil ich sie in der Aufregung vergessen habe mitzunehmen. Doch kam es mir auch nicht so schlimm vor, weil ich ohnehin kurz vor meiner Periode war. Aber scheinbar... Oder wie hatte der Arzt gesagt... auch Stress und Krankheiten können die Wirksamkeit herabsetzen.

Bedrückt lege ich mir eine Hand auf den Bauch. Versuche zu erspüren, was in mir passiert, doch bis auf Hunger und Durst finde ich nichts.

Irgendwann schlafe ich doch ein und als ich wieder aufwache, liegt eine Decke über mir, die ich im ersten Moment angeekelt von mir schiebe.

Aber in Anbetracht, dass es recht frisch hier ist, bin ich für die zusätzliche Wärme wirklich dankbar.

Leise stehe ich auf, wobei sich mir alles dreht und mir schlecht wird. Ich warte darauf, dass die Übelkeit sich legt, doch das tut sie nicht und so eile ich erneut ins Bad.

"Was ist mit dir?" stößt Benno die Tür auf, während ich mich erbreche.

"Nichts!" fauche ich ihn an. "Du machst mich nur krank! Das ist alles!" lasse ich mich neben das schlichte Campingklo auf den Boden sinken, doch zerrt Benno mich auf die Füße und hinter sich her in die Küche. Schiebt mich auf einen Stuhl.

Kraftlos lasse ich ihn machen. Ignoriere ihn so gut ich kann. Doch bin ich beinahe dankbar, für die dampfende Tasse, die er mir wenig später vor die Nase stellt.

"Trink!" weist er mich an, was ich tue, einfach weil es einfacher ist als zu wiedersprechen. "Ich kann es mir nicht leisten, dass du jetzt schon schlapp machst. Ich brauche dich noch eine Weile." setz er sich mir gegenüber, während ich meine Hände an der Tasse wärme.

"Warum?" frage ich heiser, nach Minuten des Schweigens. "Warum tust du das? Hast du deiner Familie nicht schon genug Kummer bereitet?"

"Ich brauche doch eine Frau." erwidert er schlicht, mit einem entschuldigenden Lächeln.

"Und da nimmst du ausgerechtet mich?!" lache ich freudlos auf und nehme einen Schluck aus der Tasse, der angenehm meine Kehle befeuchtet.

"Warum nicht? Mein Sohn hat mir meine Frau genommen, da kann ich ihm doch seine nehmen. Oder?"

"Du bist krank Benno." verdrehe ich genervt die Augen "Willst du mich für den Rest meines Lebens hier unten einsperren?" will ich wissen.

"Aber nicht doch. Du wirst schon noch lernen mich zu lieben. Wirst sehen, so ein schlechter Kerl bin ich gar nicht." sagt er vollkommen erst, doch ich sehe bei seinen Worten rot.

"Darauf kannst du lange warten!" springe ich auf und schütte ihm den Heißen Tee ins Gesicht. Die Gunst der Stunde nutzend Springe ich auf ihn und stoße ihn samt Stuhl nach hinten, wo er hart mit dem Kopf auf dem Boden aufkommt.

Meine Hände schließen sich um seine Kehle, doch ehe er auch nur ansatzweise rot wird, legen sich seine Hände um meine Handgelenke und reißt sie von seinem Hals. Energisch stößt er mich zurück, was mich hart zu Boden schickt.

"Du...mieses...kleines...Flittchen..." wirft er sich drohend auf mich. Schlägt mir mehrmals mit der flachen Hand ins Gesicht und zerrt mich dann hoch. Schleift mich zurück in meinen Raum, wo er mich einsperrt. Kurz darauf wirft er eine Wasserflasche und eine Packung Knäckebrot in den Raum.

Dann bleibt es Still. Lange Zeit. Ich ziehe mich auf die Matratze zurück und wimmere vor mich hin. Esse tatsächlich etwas, weil mir schon wieder schlecht ist und trinke auch von dem Wasser. Ich muss einfach bei Kräften bleiben. Oder erst mal wieder zu Kräften kommen.

Den Rest des Tages lässt er sich nicht mehr blicken, was mir nur allzurecht ist. Doch zerrt er mich am nächsten Tag wieder ins Bad, von dort in die Küche, wo ich mich ergeben über das Frühstück hermache. Der Tee ist lauwarm, dafür hat Benno gerötete Stellen im Gesicht.

Während ich schweigend esse, beginnt er zu erzählen. Von seiner Kindheit. Von seinen Eltern, seiner Familie. Wenn es stimmt was er sagt, hatte er es nicht leicht, doch kann es mir egal sein. Ich schweige.

Stehe, kaum dass ich satt bin einfach auf und ziehe mich zurück. Er lässt mich. Doch kommt er wenige Stunden später zu mir und setzt sich neben mich auf die Matratze.

"Was soll das werden!" fauche ich ihn an. "Ich bin an deinem Leben nicht interessiert." drehe ich ihm bockig den Rücken zu, plane aber schon den nächsten Angriff auf ihn, doch fühle ich mich einfach viel zu schlapp. Vielleicht sollte ich es auf eine andere Weise versuchen.

Meine Worte ignorierend labert er mich einfach weiter zu. Erzählt mir von den Misshandlungen, den Vergewaltigungen, die er vom Freund seines Vaters zu erdulden hatte und den Schlägen die seine Mutter ihm dafür gab, dass er die Wahrheit sagte.

Beinahe tut er mir tatsächlich Leid und ein kleines bisschen kann ich ihn sogar verstehen, warum er so geworden ist.

Doch gehe ich nicht auf ihn ein. Höre mir eine Wochen lang seine Geschichten an, bis er mich schließlich an einem Tag, der ist wie jeder andere schließlich in meinem Zimmer einschließt.

"Warum schließt du ab?" rufe ich ihm zu. "Was ist, wenn ich wieder kotzen muss?!" schon häufiger kam es in letzter Zeit vor, dass mir schlecht wurde; was meine Befürchtungen bestärkte.

"Ich bin bald wieder da." teilt er mir kurz mit, bevor wieder Stille herrscht. Ob er mich wirklich allein gelassen hat?

"Benno?!" hämmere ich fünf Minuten später an die Tür, doch er antwortet nicht. Er hat mich wirklich allein gelassen!

Resigniert lasse ich mich auf meine Matratze sinken und versinke in Trostlosigkeit. Noch immer scheint er mir zu misstrauen, dabei habe ich mir redlich Mühe gegeben, dieses zu zerstreuen.

Ich bin dazu übergegangen, mich...so abscheulich das auch klingt... um ihn zu kümmern. Koche Kaffe, mache das Essen auf dem kleinen Kocher warm und höre ihm zu. Antworte ihm sogar so einfühlsam wie es mir möglich ist, doch bringt er das Thema auf Alexander oder Theresa verlasse ich resolut das Zimmer.

Diese beiden Menschen, haben hier nichts zu suchen. Sie gehören nicht zu diesem verqueren Denken, das er an den Tag legt und so hat er es inzwischen aufgegeben über die Beiden zu reden.

Dafür denke ich um so mehr an sie. Jeden Tag, wenn ich ins Bett gehe, sind sie in meinen Gedanken. Erfüllen sie mein Herz mit Wärme und Kälte gleichermaßen.

Ich weiß, dass sie mich suchen. Dass sie mich niemals aufgeben würden, solange bis sie mich gefunden haben. Auch wenn ich weiß, dass sie gerade die Hölle durchmachen, bin ich mir sicher, dass ich sie eines Tages wiedersehe.

"Ich liebe dich!" streiche ich über den Ring an meinem Finger und schlucke die aufsteigenden Tränen hinunter, die mich bei den Gedanken an Alexander überkommen, als Plötzlich der Schmale Lichtstreifen der durch das kleine Fenster fällt erlischt.

Erschreckt bekomme ich Herzklopfen und taste mich zur Tür vor, doch ist sie nachwievor abgeschlossen.

"Hallo? Benno?!" schreie ich so laut ich kann, doch rührt sich nichts. Nicht einmal das Licht geht wieder an und so krieche ich auf Händen und Knien zu meinem Bett zurück und setzte mich darauf.

Lange Zeit passiert nichts, doch dann, nach Stunden, geht das Licht wieder an und wird meine Tür aufgeschlossen.

Benno sieht verfroren aus, als hätte er einen langen Weg hinter sich.

"Wo warst du?!" schnauze ich los, was ihn zum Lächeln bringt.

"Hast du dir etwa Sorgen gemacht?" deutet er meine Worte richtig und falsch.

"Ja!" stoße ich ihn strafend vor die Brust, an welche er mich wenig später zieht. "Lieb von dir." streicht er mir übers Haar, doch überzieht sich mein Körper augenblicklich mit einer Gänsehaut, so unangenehm sind mir seine Berührungen.

Meinetwegen hätte er draußen verrecken können, doch hätte das dann wohl auch für mich gegolten.

"Es war dunkel. Du hast mich eingeschlossen. Wo warst du." löse ich mich unbehaglich von ihm, versuche ihm meinen Ekel jedoch nicht sehen zu lassen.

"Das Benzin war alle. Vom Generator. Ich musste neues holen." klärt er mich auf und bittet mich dann um einen Tee.

"Wenn du wieder welches holst...kann ich mit?" frage ich schüchtern, doch schüttelt er den Kopf.

"Noch nicht. Später vielleicht. Aber wenn du dich benimmst, lasse ich dein Zimmer nächstes Mal offen."

"Das wär schön." überwinde ich mich zu einem Lächeln und streiche ihm über die Schulter, als ich ihm die Tasse auf den Tisch stelle.

Eine weitere Woche vergeht, in der er sich mir immer weiter öffnet und leider auch nähert. Immer wieder muss ich mir Küsse auf die Stirn, oder die Wange von ihm gefallen lassen, doch zudringlich wird er gottseidank nicht, dafür lässt er mich tatsächlich bei geöffneter Tür allein, als er das nächste Mal geht.

"Ist das Benzin wieder so leer, dass ich nachher im Dunkeln sitze?" stehe ich vor der Ausgangstür, als er mir dick eingemummelt einen Kuss auf die Wange gibt.

"Diesmal nicht. Aber ich werde länger weg sein."

"Wo gehst du denn hin?" will ich wissen und spähe an ihm vorbei durch die Tür hinter der ich ein dumpfes Brummen vernehme, sonst aber nicht viel sehen kann. Immer weiter öffnet sich die Tür und der Drang mich an ihm vorbei zu drängen und die Flucht zu ergreifen steigt.

"Denk nicht mal dran!" droht er mir grollend, was mich daran erinnert, dass er noch immer der Mann ist, der mich beinahe umgebracht hat und so lächel ich ihn tadelnd an, während ich mit klopfendem Herzen zurücktrete.

"Ich bin schon so lange hier. Können wir nicht mal nach draußen gehen?" blinzel ich ihm zu und lehne mich an die Wand, der Tür gegenüber, dabei würde ich die Chance nur zu gern ergreifen um zu fliehen.

Mit zusammengekniffenen Augen mustert er mich, während er die Tür gänzlich öffnet und mir einen Blick auf den ganzen Raum gewährt, an dessen Ende eine Treppe nach oben führt.

"Wir werden sehen." gibt er mir skeptisch Antwort "Vielleicht zu Weihnachten."

"Das wär schön." schlucke ich schwer, als mir klar wird, dass das nicht mehr lange hin sein kann. "Dann bis nachher." wende ich mich von der Tür ab und gehe Richtung Küche, wobei sich eine bleierne Schwere auf mein Herz legt.

Werde ich überhaupt noch mal eine so gute Gelegenheit bekommen von hier weg zu kommen?

In den Stunden, in denen Benno weg ist, durchforste ich alle Räume aufs Genaueste. Nehme die Seile an mich, mit denen er mich anfangs gefesselt hatte und verstecke sie unter der Matratze. Dann mache ich mir etwas zu Essen und funktioniere den scharfkantigen Deckel der Dose zu einer Waffe um.

Zugegeben, sie ist nicht besonders nützlich, aber immer noch besser als gar nichts.

In Bennos Schlafzimmer suche ich akribisch nach weiteren Schlüsseln oder irgendwelchen anderen, nützlichen Dingen, wie einem Messer, doch finde ich nichts.

Und so stelle ich meine Suche schließlich ein und setze mich mit einer Tasse Tee an den Küchentisch und warte.

Nicht, dass ich Benno so unbedingt vermissen würde, doch so ganz allein hier in diesem stinkenden Loch zu hocken, ist auch nicht besonders angenehm.

Einige Stunden Später ist Benno wieder da. Verschließt die Tür sorgfältig hinter sich und steckt den Schlüssel in seine Hosentasche.

"Den hättest du wohl gerne." deutet er mein Interesse korrekt und so versuche ich ihn abzulenken und drücke ihm einen kleinen Kuss auf seine faltige, bärtige Wange.

"Nur wenn du mich nach draußen begleitest." ergreife ich seine Hand. Der Ekel ist übermächtig doch muss ich ihn überzeugen, dass ich nicht eigenmächtig verschwinden werde.

Keine Ahnung ob es mir gelingt, aber das lächeln, mit dem er mich bedenkt ist beinahe liebevoll.

Übelkeit überkommt mich, als er mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger nimmt und sein warmer Atem über meine Lippen streicht. Der Duft, der mir dabei in die Nase steigt bringt das Fass zum überlaufen.

Hektisch entwinde ich mich ihm und stürze ins Bad.

"Du kotzt echt viel, Häschen." steht er mal wieder hinter mir und sieht mir zu.

"Ich weiß. Tut mir leid. Ich habe einen empfindlichen Magen." lüge ich gekonnt. Inzwischen hätte ich meine Tage schon haben müssen, doch diesen Monat bleiben sie gänzlich aus.

Na herzlichen Glückwunsch! Oder irre ich mich vielleicht, was die Zeit angeht, die ich hier bin?

"Benno?" gehe ich ihm voraus in die Küche, wo ich mir ein Wasser nehme. "Wie lange bin ich jetzt schon hier?" setze ich mich auf einen der Stühle, wage nicht ihn anzusehen, damit er meinen Schmerz nicht sieht.

"Fast zwei Wochen. Wieso?" fragt er skeptisch.

"Mir fällt die Decke auf den Kopf." antworte ich unbehaglich. "Es gibt hier gar nichts. Keinen Fernseher, keine Zeitung, nicht einmal Bücher. Nur dich und mich." seufze ich genervt. "Ich langweile mich!" quengele ich vor mich hin. "Außerdem kotzt mich diese verbrauchte Luft an. Kein Wunder, dass ich noch immer krank bin."

"Das wird schon wieder. In einer Woche ist Weihnachten. Vielleicht schenke ich dir ja was, wenn du artig bist."

"Wirklich?!" ich klinge widerlich hoffnungsvoll, so dass mir schon wieder schlecht wird, was von seiner Nähe, als er mir über den Kopf streicht, noch verstärkt wird.

"Wir werden sehen."

Eine weitere Woche verstreicht. Weihnachten kommt und geht, doch sein Geschenk, war ein Buch und kein Aufenthalt im Freien.

Meine Laune schwankt bedächtig. An manchen Tagen liege ich einfach nur im Bett, an anderen renne ich stundenlang nur hin und her und bringe ihn damit zur Weißglut.

An wieder anderen Tagen höre ich mir sein selbstmittleidiges Gerede an. Doch das Buch habe ich in nur wenigen Stunden gelesen.

Der Weihnachtsabend dämmert heran, zumindest denke ich das, doch inzwischen habe ich mir einen Plan zu Recht gelegt, der vielleicht irrwitzig, aber dennoch einen Versuch wert ist.

Hoffen wir nur, dass ich nicht zum äußersten gedrängt werde.

Leise schleiche ich durch den dunklen Flur zu Bennos Schlafzimmer. Ich öffne seine Tür und trete ein. Stehe vor seinem Bett und starre auf ihn hinab. Sein schlanker Körper liegt unter der Decke in ruhigem Schlaf.

Als ich jedoch nach seiner Decke greife fährt er zu mir herum. "Was wird das Emely?!" fragt er skeptisch. Hat grob meine Handgelenke gepackt und hält mich fest.

"M...mir ist kalt." presse ich mit rasendem Herzen heraus. "Kann ich bei dir schlafen." blinzele ich die Tränen weg, die der Schmerz mir verursacht.

Musternd sieht er mich an, dann lässt er mich los und hebt die Decke an.

Angewidert lege ich mich zu ihm und rutsche mit dem Rücken an ihn. Mir ist wirklich kalt und so ist seine Wärme nicht allzu schrecklich.

"Danke." flüstere ich in die Dunkelheit und blicke mich so gut es geht im Zimmer um. Leider trägt er seine Hose auch im Bett, wie mir schnell klar wird, also ist der Schlüssel für mich unerreichbar.

Meinen Mantel habe ich vor dem Bett auf den Boden gelegt und warte darauf, dass er einschläft, doch noch ehe sein Schnarchen die Luft erfüllt, fallen mir die Augen zu.

Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist, als ich wieder aufwache, doch falle ich beinahe aus dem Bett, weil Benno sich so breit macht. Er liegt auf dem Rücken. Eine Hand auf der Brust, die andere hinter seinem Kopf.

Unbemerkt schlüpfe ich aus dem Bett hole die Seile aus meinem Mantel. So vorsichtig ich kann lege ich ihm erst die eine Schlaufe um sein Handgelenk und binde es hinter seinem Kopf an den Bettpfosten des Doppelstockbettes. Doch gerade, als ich auch das Zweite Seil befestigen will wacht er auf.

Es dauert nur wenige Sekunden, bis ihm klar wird, dass hier etwas nicht stimmt, doch da ist es schon zu spät.

Mit einem Ruck zerre ich auch seine zweite Hand fest und freue mich diebisch, als ich auf ihn hinunter sehe.

"Frohe Weihnachten du Missgeburt!" sage ich von ganzem Herzen und ziehe meinen Mantel an.

"Hast du nicht was vergessen Häschen?" versetzt er mir einen Tritt mit dem Fuß, der mich zu Boden schickt.

"Möglich." rappel ich mich wieder auf. Halte mir den Unterleib während er schon wie wild an seinen Fesseln reißt, "Aber ich bin nicht ganz dumm weißt du?!" ziehe ich den auf einer Seite abgeflachten Dosendeckel hervor und setzte ihm diesen an die Kehle. Seine Beine sind plötzlich still. Außerdem stehe ich ohnehin dicht an seinem Kopf, wo er mich nur schwer erwischen kann, dennoch bin ich wachsam.

Langsam schiebe ich meine Hand in seine Tasche und hole den Schlüssel raus. Wild schlägt das Herz in meiner Brust vor Freude, als ich ihn endlich in Händen halte.

"Auf nimmer wiedersehen, BENNO!" ramme ich ihm die Faust mit dem Schlüssel zwischen die Beine, was ihn schmerzhaft aufstöhnen lässt.

Die scharfe Kante des Deckels ritzt leicht seine Haut, doch ist es mir gleich.

Lächelnd sehe ich ihn an, als ich von ihm zurücktrete. Mit einem Sicherheitsabstand an ihm vorbei, das Zimmer verlasse.

"EMELY!" brüllt er mir heiser nach. Doch achte ich nicht mehr auf ihn. Ich höre, wie er an seinen Fesseln zerrt, wie er sich auf der Matratze windet und die Federn zum Quietschen bringt.

Aber ich gehe einfach weiter. Selbstsicher. Den Flur hinunter, bis zu der Tür, die nach draußen führt.

Ich sollte ihn hier verrecken lassen! Vielleicht mache ich das sogar. Schießt es mir in den Sinn, als sich die Tür quietschend öffnet und hinter mir ein Wutgebrüll, gefolgt von einem dumpfen Poltern ertönt.

Hecktisch sehe ich mich um, sehe gerade noch, wie Benno in den Flur tritt, als ich auch schon losrenne. Panisch wie ich bin bekomme ich den Schlüssel nicht aus dem Schloss und so renne ich schließlich einfach los.

Renne zu der Treppe auf der anderen Seite und stolpere sie hinauf. Etwas packt mich am Fuß und ich stürze schwer auf die Stufen.

Spüre einen heftigen Schmerz im Unterleib und trete stöhnend nach hinten aus.

Auch hinter mir ertönt ein Stöhnen, doch nehme ich mir nicht die Zeit mich umzusehen. Ich rappel mich einfach auf und renne weiter, doch kaum habe ich die letzte Tür erreicht, die mich von der Außenwelt trennt, spüre ich schon fast Bennos Atem im Nacken.

Er ist viel zu schnell. Wie kann dieser Alte Sack nur so schnell sein?! Oder bin ich einfach zu langsam?

Die Tür vor mir ist offen, ich trete ins gleißende Tageslicht und kneife die Augen zusammen. Mit zwei schnellen Schritten stehe ich in einem schneebedeckten Winterwald. Frisch weht mir der Wind um die Nase, als etwas nach meinem Handgelenk greift.

Lass mich LOS!" schreie ich Benno an und reiße an meinem Arm.

"DU bleibst hier!" schlingt er mir einen Arm um den Leib und will mich zurück in den unterirdischen Bau ziehen, als eine dritte stimme erklingt.

"Halt stehen bleiben! Polizei!"

"WAFFE!!" ertönt eine Weitere Stimme und ich senke den Blick auf das Schwarze Teil, das sich wie von alleine in meinen Bauch zu bohren scheint.

"Wenn ich dich nicht haben kann, dann bekommt dich keiner." raunt er mir irre zu, weshalb ich hektisch nach der Waffe greife und mit ihm zu rangeln beginne.

Erneut schreit uns jemand etwas zu "LASSEN SIE DIE FRAU LOS!"

Doch Benno denkt nicht mal daran. Der Druck in meinem Rücken, wo seine Hand liegt steigt. Werde ich dicht an seinen Körper gepresst, als wir plötzlich ins straucheln geraten.

Ein Schuss löst sich, mein Kopf schlägt hart auf dem Boden auf und dann höre ich diese Stimme.

So verzweifelt. So vertraut. So nah.

So ersehnt.

"Alexander!" hauche ich schwach, während seine Stimme durch den Wald hallt.

"EMELY!"

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4286 Worte
01.01.17

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